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2. Pflaster Klassifizierung: 625 Eisenbahn- und StraßenbauDDC-Icon Klassifizierung: 721.6 FußbödenDDC-Icon , der mit Steinen belegte Fußboden, zunächst wohl ein mit ebenen flachen Steinen belegter Fußboden, hernach aber auch ein jeder auch mit Feldsteinen ausgesetzter Boden. Das Gassenpflaster. Das Pflaster eines Hofes, eines Vorsaals. Das Pflaster machen, oder legen. Das Pflaster ausbessern. Das Pflaster aufheben. Die Steine, woraus es besteht, heraus nehmen. Es ist in dieser Stadt ein heißes, ein hartes, ein theures Pflaster, sagt <111, 770> man im gemeinen Leben, wenn an einem Orte die Lebensmittel theuer sind. Das Pflaster treten, müßig auf den Gassen herum gehen.

Im Oberdeutschen wird auch ein Aestrichboden ein Pflaster genannt, da es denn zu der zweyten Bedeutung des vorigen Wortes gehört.

Dieses Wort ist mit Flötz, platt, Platte, Platz, Platea, und andern dieses Geschlechts, in welchen der Begriff der Breite und der Ebene herrscht, genau verwandt, wovon im Grunde auch das vorige und dessen griechisches Original abstammet.

Gepflasterte Gassen, sagt Beckmann, *

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Beyträge zur Geschichte der Erfindungen. II. B. III. St. Leipzig 1784. 8. S. 336 fl.

haben zwar manche Städte vor dem Anfange der christlichen Zeitrechnung gehabt, aber diejenigen, welche jetzt die Pracht von Europa ausmachen, haben alle, wenn man Rom ausnimmt, dieser großen Bequemlichkeit fast bis ins zwölfte oder dreyzehnte Jahrhundert entbehrt. In Griechischen und Lateinischen Schriften kommen weniger Beweisthümer von gepflasterten Gassen, als von gepflasterten Heerstraßen vor. Aber es ist doch zu glauben, daß die reichsten Nationen eher an die Gassen vor ihren Thüren, als an die Straßen vor ihren Thoren gedacht haben. Jene sind aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf einmahl, und vielleicht zuerst von reichen Privatpersonen, gepflastert worden, und haben dadurch so wenige Kosten und Anstalten erfordert, daß man keine Veranlassung hatte, die Zeit, wo solches geschehen ist, anzumerken; dahingegen die Erbauung meilenlanger Heerstraßen den Aufwand des Staats und die Genehmigung und den Beytrag aller Einwohner verlangte, weswegen denn solches in die Jahrbücher eingetragen, und aus diesen von den Geschicht<111, 771>schreibern zuweilen angemerkt ist. Es kann seyn, daß man im Morgenlande, wo Schnee, Regen und Eis die Wege nicht so, wie bey uns verderben, später als man sonst bey dem Wohlstande der alten Völker und dem Betrieb vieler Gewerbe erwarten sollte, an Erbauung der Gassen und Straßen gedacht hat, zumahl da viele Städte an etwas erhabenen oder trockenen Gegenden gelegen haben. Auch wird diese Unternehmung nicht selten durch den Mangel der Steine aufgehalten seyn, wiewohl diesen manche Nationen mit einem Aufwande und mit einer Geduld überwunden haben, worüber wir, die wir bey größeren Bedürfnissen und bey allgemeinerer Freyheit, wenigere und kostbarere Arbeiter haben, in Erstaunen zu gerathen pflegen. Uebrigens kann man vermuthen, daß Völker, welche zuerst den stärksten Handel hatten, auch zuerst zu Erleichterung desselben für gute Gassen und Heerstraßen sorgten.

Klassifizierung: 938 Griechenland bis 323DDC-Icon Diese Vermuthung wird durch das Zeugniß des Isidors. *

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Origin. lib. 15. cap. 16. p. 374.

einigermaßen bestätiget, welcher sagt, die Carthager hätten zuerst Steinpflaster angelegt, denen hernach die Römer gefolgt wären. Jedoch schon lange vorher soll eine Semiramis Heerstraßen erbaut haben, welches sogar in der ruhmräthigen Inschrift, die sie sich selbst gesetzt haben soll, angemerkt ist *

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Strabo lib. 16 p. 1071 Diodor. Sic. lib. 2. eap. 13. Polyaeni strategematum lib. 8. cap. 26.

Vom Pflaster griechischer Städte weiß man noch nicht mehr, als daß zu Theben die Telearchen (οι τελεαρχοι) die Aufsicht über die Gassen, über ihre Unterhaltung und Reinigung hatten. Dieses Amt, welches dort verächtlich ge<111, 772>halten ward, übertrugen die neidischen Einwohner dem Epaminondas, um ihn zu beschimpfen, der es aber durch seine Klugheit und durch seinen Eifer für das gemeine Beste so ehrwürdig machte, daß es nachher als ein ehrenvolles Amt gesucht ward. Also Theben hatte ein Pflaster, denn wie wäre sonst die Reinigung möglich gewesen? *

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Valerius Max. lib. 3. cap. 7. 5. Plutarchus in Rei publicae gerendae praeceptis pag. 811.

Ob Jerusalem gepflastert gewesen, ist nicht bekannt, denn im ersten Buche der Könige VII. 12. ist die Rede nur vom Vorhofe des Tempels. Josephus *

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Antiquit. lib. 20 cap. 9.

erzählt, daß die Juden dem Agrippa den Vorschlag gethan hätten, nach Vollendung des Tempels die vielen abgedankten Arbeiter, deren Zahl er mit seiner gewöhnlichen Prahlerey zu 18000 anschlägt, zur Pflasterung der Stadt anzuwenden, welches jedoch nicht geschehen ist. Im Talmud *

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Pesachim fol. 71. Metzia fol. 26. 1, S. J. E. Faber Archäologie der Hebräer. Halle 1773. 8. S. 340.

liest man, daß zu Jerusalem die Gassen täglich gefegt worden, welches, wie gesagt, ein festes Pflaster andeuten würde.

Klassifizierung: 937 Italienische Halbinsel und benachbarte Gebiete bis 476DDC-Icon Daß Rom zur Zeit seiner Könige weder in noch außer der Stadt gepflasterte Straßen gehabt hat, weiß man gewiß. *

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Histoire des grands chemins de l' empire Romain; par Nic. Bergier. Paris 1622. 4 liv. I. Cap. 8 p. 21.

Erst 188 Jahre nach Abschaffung der königlichen Regierungsform erbauete Claudius Appius, als er Censor war, die erste wahre Straße, welche eben so billig nach ihm die Appische, als nach ihrer Vollkommenheit die Königinn der Straßen, *

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Statius syivae. II. 2. v. 12:
Appia longarum teritur regina viarum.

genannt ist. Aber die Zeit, da die Gas<111, 773>sen der Stadt zuerst gepflastert worden, läßt sich nicht genau bestimmen. Denn die Stelle des Livius *

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Livius lib. 41 Cap. 27. edit. Drakenb. V. p. 605.

woraus einige haben schließen wollen, es sey erst im Jahre 578 nach Erbauung der Stadt geschehen, ist, nach Beckmann, ungewiß; sie leidet verschiedene gleich wahrscheinliche Erklärungen. Man kann sie ohne Zwang so auslegen, als ob Livius sage, man habe damahls zuerst das Straßenpflaster mit grobem Sande überschüttet, oder man habe es damahls zum erstenmahl auf öffentliche Kosten machen, oder auch die Erbauung desselben zum erstenmahl verdingen lassen. Ueberdieß meldet Livius selbst, *

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lib. 29. cap. 37. vol. IV. p. 391.

daß die Censoren im 584sten Jahre der Stadt die Gassen vom Ochsenmarkte (forum boarium) bis zum Tempel der Venus, und um die Schaubänke der Rathsherren an der Rennbahn haben pflastern lassen. Aber die Nachricht eben dieses Gischichtschreibers, daß die Aedilen im Jahre der Stadt 459 die Gassen vom Marstempel bis an den Ort Bovilae und vom Kapenischen Thor bis zum Marstempel pflastern lassen, *

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Liv. lib. 10. cap. 23. vol. III. p. 92. Eben so wenig gehört hieher lib. 38. cap. 28. vol. V. p. 210. und lib. 10 cap. 47. vol. III. p. 186.

gehört nicht hierher, wie doch einige gemeint haben, denn der Tempel des Mars lag außer der Stadt; also ist die Rede von Heerstraßen, und nicht von Gassen. Der tolle Heliogabalus ließ die Gassen um den Pallast oder am Palatinischen Berge mit ausländischen Marmorarten belegen. *

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Ael. Lamprid. vita Heliogab. Cap. 24.

Die Aufsicht über die Gassen der Stadt hatten die Aediles, auch zuweilen und <111, 774> unter gewissen Umständen, die Censores. Mit der Zeit aber wurden besondere curatores viarum, die, weil ihrer viere waren, quatuor viri viarum hießen, gesetzt. So ließen die Gebrüder Publii Malleoli den Publicischen Hügel bepflastern, als sie Curulische Aedilen waren, damit man von der Gasse Velia mit Wagen auf den Aventinischen Berg fahren könnte. *

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Marc. Varro lib. 4. de L. L. Festus p. 310. Ovid. Fastor. lib. 5. v. 293. Eine genaue Untersuchung der Frage, ob die Aediles oder Censores die Aufsicht über die Gassen gehabt haben, hat Ducker bey Liv. lib. 10. cap. 32. vol. III. pag. 92. angestellt.

Daß man übrigens in Herculanum sowohl als zu Pompeji gepflasterte, und zwar mit Laven gepflasterte Gassen mit tiefen Wagengleisen, und auf jeder Seite derselben erhabene Bänke für die Fußgänger gefunden hat, ist aus den Nachrichten vieler Reisenden bekannt. *

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G. H. Martini das gleichsam auflebende Pompeii. Leipzig 1779 8 S. 122. H. M. A. Cramer' s Nachrichten zur Geschichte der Herculanischen Entdeckungen. Halle 1773 8 S. 50

Klassifizierung: 944 Frankreich und MonacoDDC-Icon Unter den jetzigen Städten pflegt man gewöhnlich der Stadt Paris das älteste Pflaster zuzuschreiben, aber es ist nach Beckmann' s Untersuchungen gewiß, daß Cordova in Spanien schon in der Mitte des neunten Jahrhunderts, oder ums Jahr 850, von Abdorrahman II., dem vierten spanischen Chalifen, gepflastert ist. Dieser Fürst, welcher Wissenschaften und Künste schätzte, und die Gewerbe dergestalt begünstigte, daß in seinem ganzen Lande Ueberfluß entstand, *

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Cardonne Geschichte von Afrika und Spanien unter den Arabern, übersetzt von C. G. von Murr. Nürnberg 1768. 8. 1. S. 187.

ließ seine Hauptstadt damahls auch mit Wasserleitungen von bleyer<111, 775>nen Röhren versehen, und mit einer neuen Moschee und anderen prächtigen Gebäuden zieren. *

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Roderici Ximenez, archiepiscopi Toletani, historia Arabum. cap. 26. p. 23. Diese Geschichte des Roder. Ximenez steht hinter der von Erpenius zu Leiden 1625 in Fol. arabisch und lateinisch herausgegebenen Historia Saracenica.

Frankreichs Hauptstadt ist im zwölften Jahrhunderte noch nicht gepflastert gewesen, denn Rigord, der Arzt und Geschichtschreiber Königs Philipp' s II. erzählt, der König habe, als er einmahl am Fenster seines Pallastes nach der Seine zu gestanden, und Wagen den Koth dergestalt durchgewühlet, daß ein unerträglicher Gestank verbreitet worden, den Entschluß gefaßt, dieses gefährliche Uebel zu heben und die Stadt pflastern zu lassen, welches auch, ungeachtet der ungeheuren Kosten, welche die Vorfahren gescheuet hatten, damahls geschehen wäre. *

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Rigordus de gestis Philippi Augusti im fünften Theil der Scriptorum Historiae Francorum, die Düchesne zu Paris 1649 Fol. herausgegeben hat S. 16.

Der Befehl dazu ward der Stadtobrigkeit im Jahre 1184 ertheilt, *

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In Traité de la police par De la Mare I. pag. 567. ist in allen Ausgaben die Jahrzahl 1148 ein Druckfehler; denn Philipp kam erst 1180 zur Regierung. Mit mehrerer Wahrscheinlichkeit gibt Corrozet in Fleurs des antiquitez de Paris das Jahr 1186 an.

und darauf soll der Nahme Lutetia, den die Stadt, wie man sagt, wegen des vielen Kothes erhalten hatte, in Paris verändert worden seyn. Dieses Verdienst des Königs um Paris, der auch zuerst den Kirchhof mit einer Mauer umziehen ließ, wird von verschiedenen Geschichtschreibern bestätigt. *

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Guillelmi Armorici historia de vita at gestis Philippi Augusti in der angeführten Sammlung des Duchesne S. 73.
Alberici monachi Trium Fontium chronicon editum a G. G. Leibnitio, Lipsiae 1698. 4. pag. 367.

<111, 776> Mezeray setzt hinzu, daß damahls ein Finanzbedienter, Gerard de Poissy, zu dieser Unternehmung eilf tausend Mark Silber geschenkt habe. Es scheint, daß der Stadt zur Bestreitung der Kosten eine gewisse Einnahme überlassen worden; denn als nach hundert Jahren, 1285, verlangt ward, daß das Pflaster außer dem Thore St. Martin fortgeführt werden sollte, entschuldigten sich die Bürger damit, daß die ihnen dazu verliehenen Einnahmen nicht zureichten. Es ist gewiß, daß noch im Jahre 1641 viele Gegenden in Paris ohne Pflaster gewesen sind. *

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Den Beweis findet man bey De la Mare IV. S. 197, wo überhaupt die ausführlichste Nachricht von den zur Unterhaltung des Pariser Pstasters gemachten Anordnungen zu finden ist. Die noch neuern Verordnungen werden von Perrot in Dictionnaire de voierie. Paris 1782. 4. p. 315. angeführt

Klassifizierung: 942 England und WalesDDC-Icon Daß London am Ende des eilften Jahrhunderts noch nicht gepflastert gewesen, versichern alle Geschichtschreiber. Sie führen zum Beweise die Erzählung an, daß als im Jahre 1090 ein heftiger Sturmwind das Dach der Kirche St. Marie le Bow in Cheapside abgedeckt hatte, vier Pfeiler oder Balken, die 26 Fuß lang gewesen, so tief in die Erde gefallen, daß kaum vier Fuß von denselben aus der Erde hervorgeragt haben. Denn, sagt James Howell, die Stadt London war nicht gepflastert, sondern ein morastiger Boden. *

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Anderson Geschichte des Handels 1 S. 483.

Aber die Zeit, da das erste Pflaster gelegt worden, findet man nirgends angezeigt. Es scheint, diese ungeheure Stadt sey, so wie Handel und Reichthum zugenommen haben, nach und nach immer weiter gepflastert worden. Viele der vornehmsten <111, 777> Straßen, die jetzt mitten in der Stadt sind, wurden erst im funfzehnten und sechzehnten Jahrhunderte gepflastert; z. B. die Straße Hollbourn auf königlichen Befehl im Jahre 1417, *

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Anderson in der Urschrift 1. S. 244, in der Uebersetzung 111. S. 81.

andere unter Heinrich VIII.; *

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Anderson in der Urschrift 1. S. 370; in dieser Verordnung werden die Gassen beschrieben, as very foul, and full of pits and stoughs, very perilous, and (noyous) noisome, as well for all the King' s subjects on horseback as on foot, and with carriage.

einige Straßen in den Vorstädten 1544, *

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Anderson I. p. 373.

andere 1571, 1605, *

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Anders. I. p. 469.

und der große Marktplatz Westsmithfield, wo Hornvieh und Pferde verkauft werden, erst im Jahre 1614. *

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Anders. I. p. 491. Man vergleiche auch noch: A new history of London, by I. Noorthouk. Lond. 1773. 4. pag. 121. 217. 414. 436.

Das Beyspiel der Hauptstädte wird vermuthlich bald andere wohlhabende Städte zur Nachahmung gereitzt haben. Wenigstens Dijon, welches damahls schon zu den schönen Städten gehörte, ward bereits im Jahre 1391 gepflastert, wozu der Herzog von Burgund, Philipp der Kühne, der andere Gemahl der Margareta, der Erbinn von Flandern und anderer Theile der Niederlande, zwey tausend Livres hergab. Erst im Jahre 1424 ward man mit allen Straßen fertig. *

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Description historique et topographique du Duché de Bourgogne par M. Courtepée. Tom. l. p. 233 und Tom. II. pag. 62. Von diesem Werke findet man Nachricht in Beckmann' s Physikalisch=ökonom. Biblioth. X. S. 446, und XIV. S. 87.

Die Geschichtschreiber haben angemerkt, daß nach diesem Jahre die gefährlichen Krankheiten: Ruhr und Fleckfieber und andere, in Dijon viel seltener geworden sind.

<111, 778>

Klassifizierung: 943 Mitteleuropa; DeutschlandDDC-Icon Von deutschen Städten kann man nur Augsburg nennen, welches freylich bald durch Gewerbe in den Stand gerieth, dem stolzen Rom, dessen Colonie es war, in manchen kostbaren Anstalten nachzuahmen. Diese Stadt hat sogar von den ältesten Zeiten her kleine unterirdische Kanäle unter den Gassen zu Abführung der Unreinigkeiten, die einige Aehnlichkeit mit den römischen Cloaken haben. Die Pflasterung veranlassete dort im Jahre 1415 ein reicher Kaufmann, Hans Gwerlich, als er bey seinem Hause, auf dem damahls sogenannten Ochsenmarkte, einen schönen Vorgang machen ließ. Diese Bequemlichkeit gefiel so sehr, daß von dieser Zeit an die ganze Stadt auf obrigkeitliche Kosten nach und nach gepflastert worden. *

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Von Stetten Kunstgeschichte der Stadt Augsburg. S. 87.

Berlin war in der ersten Hälfte des 17ten Jahrhunderts noch nicht ganz gepflastert. Der neue Markt ist erst 1679 und in den folgenden Jahren, und die Königsstraße auf den Seiten an den Häusern erst 1684 gepflastert; der Platz hinter dem Dohme vor der jetzigen Stechbahn ist noch 1679 ohne Steinpflaster gewesen. *

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Nicolai Beschreibung der Stadt Berlin. I. S. XXVI.

Nur erst nachdem den Gassen ein fester Grund gegeben worden, ward die Reinigung derselben, die, wie schon der Prätor gesagt hat, *

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Digestor. lib. 43. tit. II, 1: Sed et purgare refectionis portio. est.

eine beständige Ausbesserung ist, möglich In Rom waren tribuni rerum nitentium bestellt, welche die Reinigung der Gassen, der Märkte, der Tempel, Bäder und anderer öffent<111, 779>lichen Oerter besorgen mußten. *

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Notitia utraque, dignitatum et in eam Panciroli commentarium. Lugduni 1608. fol. Notit. imperii occident. cap. 19. fol. 118. 123. Dieses Buch steht auch in Graevit thes. antiq. roman. vol. 7.

Es war daselbst scharf verbothen, Unreinigkeiten in den Strohm oder auf die Gassen zu werfen; wer dawider handelte, mußte den Schaden ersetzen und Strafe erlegen. *

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Digestor. lib. 43. tit. 12, und lib. 9. tit. 3 de his, qui effuderint vel deiecerint.

Die unter den Gassen angelegten Schlammgraben, cloacae, erleichterten die Reinigung der Stadt gar sehr; dennoch war sie gemeiniglich voll Koth, *

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Martialis epigr. VII, 61:
Et praetor medio cogitur ire lute.

so sehr als jetzt Paris, wo doch so große und kostbare Anstalten dawider unterhalten werden.

Klassifizierung: 628 Sanitär- und Kommunaltechnik; UmwelttechnikDDC-Icon In Paris mußte nach Erbauung des Pflasters einige Jahrhunderte hindurch jeder Bürger vor seinem Hause auf eigene Kosten die Ausbesserung und Reinigung besorgen, welches ein Befehl des Königs Philipp des Kühnen vom J 1285 ausdrücklich sagt. *

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Eine ausführliche Geschichte der Pariser Gassenreinigung steht in Continuation du traité de la police pag. 200

Aber das Publicum wird auch bey den heilsamsten Anstalten bald gleichgültig und nachlässig, wenn ihm solche Mühe und Kosten machen, gesetzt daß sie auch noch so gering wären. So waren denn auch im vierzehnten Jahrhunderte in Paris alle Gassen verdorben und voll Koth; sie wurden ausgebessert, und darauf ward im Jahre 1348 zum ersten Mahl Strafe darauf gesetzt, wenn jemand die Reinigung unterlassen würde. *

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De la Mare IV. p. 202.

Dieß Gesetz ward 1388 und hernach noch öfter geschärft. Die Neuheit desselben, die Furcht <111, 780> vor der Strafe und die Wachsamkeit der neuen Aufseher, bewürkten so viel, daß die, welche an einer oder mehreren benachbarten Gassen wohnten, zusammen traten, und auf gemeinschaftliche Kosten einen Kothwagen, der schon damahls un tombereau hieß, unterhielten. Aber bald suchten sich Prinzen und andere Vornehme, imgleichen die Geistlichen, von diesen Beschwerden auszuschließen. Auch blieben die Märkte und andere öffentliche Plätze ganz ungereinigt, und wurden dadurch noch kothiger daß die Nachdaren anfingen dahin Nachts heimlich Unrath zu schütten um den Kosten zu dessen Wegschaffung zu entgehen, welches zuletzt so arg ward, daß die Krämer, die daselbst mit Waaren ausstanden, diese Plätze verlassen wollten. Darauf ward im J. 1399 fest gesetzt, daß niemand von der Gassenreinigung ausgenommen seyn sollte und 1374 ward verordnet, daß alle die an Märkten wohnten, nebst den Krämern, die daselbst Buden hatten, solche auf gemeinschaftliche Kosten reinigen sollten. *

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De la Mare IV. p. 172. 203.

Nun fanden sich zwar viele ein, welche aus den Kothfuhren ein Gewerbe machten und sich dazu dingen ließen; aber sie steigerten ihren Lohn unmäßig, so wie die Pflastersetzer; deswegen erhielten jene im J. 1396 eine Taxe, und diese wurden 1501 in eine Gilde vereint, die alle Mitglieder zu einer gewissen Vorschrift anhalten mußte. *

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pag. 205.

Nachdem endlich die Stadt größer und volkreicher geworden war, so ward die Gassenreinigung zu umständlich und kostbar, als daß sie ferner den Privatpersonen hätte überlassen werden können. Dazu kam die gerechte Klage <111, 781> berer, die in den Vorstädten wohnten, daß ihnen besonders die Last zu unerträglich würde, da alle Wagen, die zur Stadt kamen, oder die aus der Stadt den Koth wegfuhren, ihre Gassen am meisten verunreinigten. Man entschloß sich demnach im Jahre 1609 die Reinigung der ganzen Stadt auf öffentliche Kosten von der Polizey veranstalten zu lassen, und bestimmte dazu eine gewisse Abgabe vom Wein. Der erste Contract, der mit einem Unternehmer geschlossen ward, bewilligte diesem für die jährliche Reinigung der Stadt 70000 Livres, welche Summe aber schon im Jahre 1628 auf 80000 Livres erhöhet ward. *

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De la Mare IV. p. 243, 239, 216.

Im Jahre 1704 musten die Pariser 300000 Livres zusammen bringen, wofür der König die Unterhaltung der Lampen und die Gassenreinigung besorgen ließ; aber schon 1722 ward dieser Beytrag auf 450 Tausend Livres vermehrt. Der neueste Contract, welchen Beckmann kannte, ist vom J. 1748, worin dem Unternehmer auf 6 Jahre jährlich für die Wegschaffung des Kothes 200000 Livr. und für die Wegschaffung des Schnees und Eises 6000 Livr., also überhaupt 206000 Livr. verwilliget sind. *

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Dieser Contract ist eingerückt in Dictionnaire de voierie par Perrot. pag. 305. Zu Dijon wurden schon im Jahr 1445 sechs Karren zur Reinigung der Gassen angenommen, wie im ersten Theile der vorher angeführten Description du Duche de Bourgogne p. 234 gemeldet ist.

Aber alle diese Anstalten und Kosten würden sicher fruchtlos geblieben seyn, wenn man nicht die muthwillige Beschmutzung der Gassen verbothen, und die Gelegenheiten dazu weggeräumt hätte. Als der junge König Philipp, <111, 782> den sein Vater Ludwig der Dicke zum Mitregenten angenommen und zu Rheims hatte krönen lassen, bey St. Gervais vorbey ritt, kam ein Schwein seinem Pferde zwischen die Beine; er stürzte und starb den Morgen darauf, den 3ten Oct. 1131. Darauf ward verbothen, Schweine auf den Gassen herum laufen zu lassen; aber es widersetzte sich die Abtey St. Anton, indem die Geistlichen dieses Klosters vorstellten es sey wider die Ehrfurcht, die man ihrem Patron schuldig wäre, wenn man seine Schweine nicht frey herum laufen lassen wollte. Man sah sich also gezwungen, dem Heiligen ein Privilegium zu geben und zu gestatten, daß seine Schweine, wenn sie eine Glocke am Halse hätten, ungestört den Koth der Gassen durchwühlen möchten. *

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Histoire de la ville de Paris par Sauval. vol. 2. pag. 640. Saintsoix Versuche in der Geschichte der Stadt Paris. Koppenhagen 1757. 8. I. S. 147.

Es herrschte noch im vierzehnten Jahrhunderte in Paris die unanständige Gewohnheit, daß jeder was und wenn er wollte, aus den Fenstern gießen oder werfen durfte, wenn er vorher dreymahl: gare l' eau! Kopf weg! gerufen hatte. Dieß ward ausdrücklich 1372, und noch schärfer 1395 verbothen. *

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De la Mare IV. pag. 253 Perrot in Diction. de voierie p. 307.

-- Nicht so früh in Edinburg. Denn da mußte noch im J. 1750 ein Reisender, um Abends unbegossen nach Hause zu kommen, einen Wegweiser mitnehmen, der vor ihm her mit lauter Stimme jedem Fenster auf Schottisch zurief: hud your haunde, hütet eure Hand! *

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Schottländische Briefe oder Nachrichten von Schottland. 1760. 2 Theile in 8. I. S. 17.

<111, 783>

Von den Materialien zum Pflastern der Straßen und dem Verfahren dabey. *

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S. Stieglitz' s Encyklopädie der bürgerlichen Baukunst. IV. Leipzig 1797. 8. S. 171 fl.

Die gewöhnlichste Art der Steine, womit man die Straßen pflastert, sind die Feldsteine, welches große Kiesel sind, und die wegen ihrer Härte sehr gut dazu zu gebrauchen sind. Bisweilen pflastert man auch mit Sandsteinen, die eine cubische Gestalt haben, und die so gelegt werden, daß die Fugen einer Reihe queer über den Weg niemahls auf die Fugen der folgenden Reihe passen, damit sie den Rädern des Fuhrwerks desto besser widerstehen können. Da aber diese Steine weicher sind als die Feldsteine, so werden sie bald ausgefahren, und bekommen Risse und tiefe Gleise, wodurch das Pflaster ein übeles Ansehen erhält, daher die Feldsteine vorzuziehen sind.

Ehe die Pflastersteine aufgebracht werden, muß die Fläche, worauf das Pflaster kommen soll, gut geebnet und fest geschlagen werden. Am besten ist es, wenn man sowohl bey einem neuen Pflaster, als auch bey einem solchen, das nur umgesetzt wird, die Oberfläche der Gasse umgräbt, sie wieder fest schlägt, und hernach mit einer Lage Erde oder Sand 6 bis 8 Zoll hoch aufs neue bedeckt. Alsdann muß diese Lage nach dem gehörigen Abhange, oder der Wölbung, die das Pflaster bekommen soll, abgeebnet und mit einer Handramme oder einem Wallschlägel gut gerammet oder geschlagen werden. Der Sand, den man hierzu nimmt, darf nicht lehmigt seyn, und der graue Flußsand ist zu dieser Arbeit am besten; außerdem aber ist eine <111, 784> gute feste Erde dem Sande weit vorzuziehn. Kann die Straße so einige Wochen lang stehen, um sich vollends recht zu setzen, so ist es besser, als wenn man die Steine ganz frisch hineinsetzet. Soll nun dieses hernach geschehen, so gräbt der Steinsetzer, so wie er mit der Arbeit fortgehet, den fest gerammten Sand, oder die Erde, mit der Spitze seines Hammers auf, und setzt einen Stein nach dem andern so ein, daß die Spitzen der Steine unten, die geradesten Flächen derselben aber oben zu stehen kommen, und füllt die Fugen zwischen den Steinen mit Sand aus. Hat er ein Stück der Straße so mit Steinen belegt, so rammt er dasselbe mit der Handramme, und schlägt derb und mehrmahls darauf, damit die Steine sich gut und fest zusammen setzen. Zuletzt bestreut er die Straße mit Kies, der die Fugen der Steine völlig ausfüllt, und dadurch dem Ganzen noch mehr Festigkeit gibt.

Dieses ist im kurzen die ganze Verfahrungsart bey dem Pflastern, und wir wollen nun das einzelne derselben durchgehn.

Die Breite der Straße oder Gasse wird durch die Entfernung der Häuser bestimmt, die auf beyden Seiten derselben stehen. Das Pflaster kann entweder zwey gegen einander neigende Flächen haben, so daß die Straße in der Mitte vertieft ist und sich daselbst eine Rinne oder Gosse befindet, welche das Regenwasser abführt. Dieß gibt aber der Straße ein sehr garstiges und schmutziges Ansehen, weil die zusammen gelaufenen Unreinigkeiten und das Regenwasser in der Mitte derselben zu sehen sind. Oder es kann das Pflaster in der Mitte höher angelegt seyn als an den Seiten, und eine Wöl<111, 785>bung bekommen, so daß auf jeder Seite desselben, einige Ellen ungefähr von den daselbst stehenden Häusern, eine Rinne angelegt wird. Und dieses ist unstreitig das beste Pflaster für die Straßen einer Stadt, vorzüglich wenn hierbey die Einrichtung getroffen ist, daß auf jeder Seite, an den Häusern hinweg ein etwas erhöheter, und mit Platten oder breiten Steinen belegter Fußsteig für die Fußgänger angebracht ist. Ist aber diese Einrichtung nicht angebracht, so muß sich doch wenigstens einige Ellen von den Häusern ein Pflaster von guten breiten Steinen oder, wo möglich, von Platten finden, und gegen die daneben liegende Gosse etwas abhängig seyn, damit das Regenwasser nicht an den Häusern stehn bleibe, sondern ablaufen könne.

Die Wölbung der Straße wird am besten nach ihrer Breite bestimmt, so daß sich die Mitte des Pflasters, von den Seitenrinnen an, auf jede Elle der Breite, um einen Zoll erhebt. Ein gar zu flaches Pflaster verschafft dem Regen keinen Ablauf, ein in der Mitte gar zu erhabenes Pflaster macht die Befahrung der Straßen unbequem und gefährlich, besonders wenn ein Wagen dem anderen ausweichen soll, so wie auch im Winter, bey Schnee und Eis. Die Wölbung, die das Pflaster erhält, muß nicht sowohl durch die Steine hervorgebracht, sondern schon vorher dem Grunde desselben durch Sand oder Erde, die, wie schon gesagt worden ist, fest gerammt wird, gegeben werden. Nach dieser Wölbung oder diesem Bogen müssen die Steine aufgelegt werden. Um die Wölbung überall gleich und richtig heraus zu bringen, kann man ein Bret, nach der Breite der <111, 786> Straße machen, darauf die Wölbung derselben aufzeichnen und es darnach ausschneiden. Dieses Bret ist das Muster, das man bey jedesmahliger Auffüllung ansetzt, um zu sehen, ob die Straße die rechte Wölbung habe.

Da bey einem erhöheten oder gewölbten Pflaster sehr viel auf den Widerstand an den Seiten ankommt, so muß man auf beyden Seiten an den Rinnen oder Gossen große Steine setzen, die das Pflaster einfassen und eine Widerlage der Wölbung sind. Und so muß man auch in der Mitte der Straße große Steine auflegen, die gleichsam den Schlußstein der Wölbung ausmachen. An die großen Steine der Seiten des Pflasters legt man Steine von einer etwas geringern Größe, und hernach, gegen das Mittel der Straße zu, die kleinern Steine. Es muß daher eine sorgfältige Auswahl der Steine gemacht werden, damit nicht kleine und große Steine unter einander kommen, wodurch die Straße uneben wird. Und wenn ja zur Ausfüllung der Lücken zwischen den großen Steinen, kleinere nöthig sind, so muß doch allzeit der Grund der Straße, unter den kleinen Steinen, mit Sand hinlänglich erhöht werden. Um nun die Straße ganz eben zu pflastern, muß eine Lehre, ein Richtscheit, oder eine Schnure angeschlagen und nachgesehen werden, ob die Gasse der Länge und Breite nach den gehörigen Fall habe. Wird dieses nicht beobachtet, und setzt man große und kleine Steine unter einander, so kann leicht ein Stein tief, der andere hoch zu liegen kommen. Denn gemeiniglich schlagen die Steinsetzer, in diesem Falle, die großen Steine mit dem Hammer fest, die mittlern aber und die kleinern setzen sie ganz locker mit <111, 787> ein paar sachten Hammerschlägen ein. Kommt nun die Ramme darüber, so können die großen Steine nicht mehr nachgeben, die kleinen aber geben desto mehr nach, daher gleich vom Anfange her Höhlungen auf der Straße entstehen, die durch das Fahren immer größer werden.

Zur desto festerer Verbindung des Pflasters ist auch nöthig, daß in gewissen Entfernungen Traversen, oder Queerbänder von großen Steinen angelegt sind, die queer über die Straße hinweggehen müssen. Man muß mit diesen Bändern von den großen Steinen, die an der Seite der Straße neben der Rinne liegen, anfangen, und sie bis an die mittelsten großen Steine fortführen, da sie denn das sind, was der Gurt bey einem Gewölbe ist. Diese Traversen haben einen großen Nutzen, indem sie das Pflaster aus kleinen Steinen, zwischen ihnen, so fest halten, daß, wenn es gleich etwas ungleich zu werden anfängt, doch nicht gleich das ganze Pflaster ungleich werden kann. Sie halten das Pflaster am besten zusammen, wenn sie nur 5 Ellen weit von einander angelegt werden. Dieses heißt im Viereck pflastern. Uebrigens geben diese Traversen dem Pflaster auch eine Zierde, und sie können, dieserwegen, auf großen freyen Plätzen, rautenförmig, nach den Diagonalen der Rauten, rund und auf andere Art gelegt werden. Man erhält auch durch die Traversen, wenn sie recht gut und fest gearbeitet sind, den Vortheil, daß bey einer nöthigen Ausbesserung des Pflasters, Fach für Fach umgesetzt, und dadurch dem alten Pflaster mit dem neuen eine noch festere Verbindung kann gegeben werden. Die Steine zu den Traversen, wie auch zu der Einfassung der Straßen auf beyden <111, 788> Seiten, und die Steine in der Mitte der Straße dürfen nicht unter 12 Zoll hoch seyn.

Was die Anlegung der Gossen zur Abführung des Wassers, an den Seiten der Straßen anbetrifft, so wird nothwendig erfordert, daß man nicht nur die Menge des Wassers wisse, das von dem Pflaster selbst abfließt, sondern auch die Vielheit desselben, das von andern anstoßenden Straßen dahin kommt. Aus diesem kann man nun leicht die Tiefe und Breite der Gossen finden, und zugleich die vortheilhaftesten Oerter bemerken, wo man dieses Wasser zusammen in Kanäle, unter Brücken und Graben ableiten kann. Um nun ganz gewiß zu gehen, so ist es unumgänglich nöthig, daß man einen guten Grundriß von der Stadt oder nur von den Gassen, die man pflastern will, und von den benachbarten Gassen habe, worin der Fall einer jeden Straße gegen die andere genau bemerkt ist. Eine Straße, die einen sehr starken Abzug hat, erfordert allemahl weniger breite und tiefe Gossen, als eine von wenigerem Falle, weil dort das Wasser geschwinder abläuft, als hier. Man kann ebenfalls in einem solchen Plane sehen, wo man Gelegenheit hat, das Wasser, das von vielen Straßen zusammen fließt, in einen Kanal oder Fluß abzuleiten, und wo man also nöthig hat, das Pflaster zu erhöhen oder tiefer damit zu gehen. Ohne diese Vorsicht wird man nie ein Pflaster ohne Fehler anlegen können. Entweder werden die Gossen das Wasser nicht fassen können, folglich wird es den Weg überschwemmen, oder an vielen Orten gar einen Teich machen; oder die Gossen werden unnöthig breit und tief ausfallen, wodurch man, wenn man des Nachts im Finstern auf der Straße <111, 789> geht, leicht fallen kann. In verschiedenen Städten trifft man die gute Einrichtung an, daß unter den Straßen, in der Erde, gemauerte oder gewölbte Kanäle oder Schleusen angelegt sind, in welche der Unrath und das Wasser auf den Straßen durch Löcher abfließt, welche in gewissen Entfernungen in den Gossen angebracht und so angelegt sind, daß sie oben ein breiter Stein bedeckt und an der Seite sich Oeffnungen befinden, vor welche eiserne Stäbe gesetzt sind, zwischen welche das Wasser gut ablaufen kann, die aber doch keinen groben Unrath durchlassen, der die Eingänge in die Schleusen verstopfen würde.

Ist nun das Pflaster nach dieser Anweisung gehörig gelegt, und mit der Handramme recht fest zusammen gestoßen, so wird es mit Kies überstreuet, um damit die noch hin und wieder sich befindenden Fugen zwischen den Steinen völlig auszufüllen und zu verhüten, daß im Anfange das Stoßen der Räder des Fuhrwerkes nicht gleich unmittelbar auf die Steine wirke.

Noch einige Bemerkungen über das Pflastern der Straßen, besonders nach Erfahrungen, die man in St. Petersburg gemacht hat.

Eine Preisschrift des Herrn P. E. Schroetter *

*
S. Preisschriften und Abhandlungen der Kaiserl. freyen ökonomischen Gesellschaft zu St. Petersburg. 1. Th. Gotha und St. Petersburg 1796. 8. S. 136.

über den Straßenbau in Städten liefert noch manche Erfahrungen über diesen Gegenstand, die man nicht ohne Nutzen bey ähnlichen Fällen zu Rathe ziehen wird, <111, 790> weshalb ich hier das wesentlichste derselben mittheile.

Da St. Petersburg auf einem niedrigen und unhaltbaren Grunde angelegt wurde, der öfteren Ueberschwemmungen ausgesetzt war, wenn Stürme aus Westen das Wasser der Newa am Abfließen hinderten, und auch wohl das Seewasser selbst in die Stadt trieben: so hatte man immer viele Noth, das Straßenpflaster in Ordnung zu erhalten. In den mehrsten Gegenden am Wasser mußte man es alle Jahre neu machen oder doch beträchtlich ausbessern. Es hat seit Erbauung der Stadt daher nicht an Projecteurs und Vorschlägen gefehlt, diesem Uebel abzuhelfen. Viele ihrer Angaben kosteten schweres Geld, ohne Nutzen zu stiften.

Man hat Pflasterer aus Hamburg und anderen Gegenden Deutschlands, aus Holland und England kommen lassen, die ihre Geschicklichkeit im Straßenpflastern zeigten, allein auch ihre Arbeit war im folgenden Jahre schadhaft, Hier nur ein paar Versuche der Art.

1) Unter andern hatte man gerathen, das alte Straßenpflaster aufzureißen und die Erde mit Rammen festzuschlagen, und dann lockere Erde 7 Zoll hoch zu legen und zu ebenen. Hierauf legte man große Bruch= oder Werkstücke von Granit, die 4 Fuß lang, 1 Fuß breit, und 3 bis 4 Zoll dick, und auf allen 4 Seiten, so wie auf der breiten Oberfläche glatt behauen waren. Diese wurden neben einander gelegt, und mit Handrammen festgeschlagen, so daß sie eine ebene Fläche machten. (Man sehe PfeiliconFig. 6475.).

Dieser Versuch wurde vor der Kasanschen Kirche im Newskischen Perspectiv auf 50 Faden <111, 791> auf Verfügung der Polizeybehörde ausgeführt. Die Breite der Fahrstraße betrug 12 Faden, und diese Anlage sollte künftig zum Muster einer dauerhaften Straße dienen.

Man fing an auf dieses Pflaster zu fahren. Die Wagen rollten mit starkem Geräusche darauf fort, allein die Pferde gingen furchtsam, und hatten Mühe mit ihren Hufeisen über dieses glatte Pflasterwerk zu laufen. Diejenigen, welche Lastwagen zogen, konnten mit ihren Hufen in nichts fassen, weil alles glatt und hart war. Es kostete ihnen viele Anstrengungen, fortzukommen, und niemand war mit dem großen Geprassel zufrieden.

Im zweyten Jahre nach dem Winter fand man, daß diese Werkstücke ihre scharfen Ecken verloren hatten, die theils durch die Räder abgestoßen, theils durch den scharfen Beschlag der Pferde abgebrochen waren, welches im Fahren empfindliche Stöße verursachte.

Im dritten Jahre, ebenfalls im Frühlinge fand man, daß sich viele Werkstücke mit dem einem Ende gesenkt hatten, mit dem andern aber hervorragten, und folglich ganz unbrauchbar waren. Man brach diese Steine deshalb aus, und legte sie auf die Seiten der neu zu pflasternden Straße für die Fußgänger, wo sie bessere Dienste thaten.

2) Ein etwas besseres Project wurde bey dem Uferbau der Newa oder dem Quay vorgenommen.

Als man mit einem Theile des prächtigen, aus großen Granitstücken bestehenden Quays an dem Newa=Ufer fertig war, fing man an die Straße zu pflastern, und zwar auf folgende Art.

<111, 792>

Man gab der Straße die Höhe des gewöhnlichen Wasserstandes der Newa. Man ebnete den Schutt von den kleinen Bruchstücken, die bey dem Behauen der großen Granitstücke abgefallen waren, sammt dem Kalkgrus und den Brocken der Ziegelsteine. Als dieses geschehen war, legte man Ziegel von alten abgebrochenen Mauern und Gebäuden, die vom angeklebten Kalke rein gemacht waren, flach einen neben den andern hin, so daß drey Schichten über einander glatt gelegt wurden. Nun wurde von altem Kalkschutte, der durch ein grobes eisernes Drahtsieb gesichtet war, ein dünner Mörtel mit Wasser gemacht, und über diese Ziegel gegossen, und mit hölzernen Schaufeln, Schiebern und Besen glatt aus einander gestrichen, wodurch die Zwischenräume der Ziegel bis auf den Grund angefüllet wurden.

Als dieses in einigen Tagen getrocknet war, brachte man Kieselsteine von dreyerley Größe dahin, wovon die erste oder gröbste 6 -- 7 Zoll, die zweyte 5 -- 6 Zoll, die dritte kleinere Sorte aber 3 -- 4 Zoll im Durchmesser hatte. Man theilte das Pflaster durch Schnüre und Stäbchen in Quadrate (deren Seite 7 Fuß englisch hielt) zu den Traversen ein, und legte die größten Kiesel in dicken Kalkmörtel zuerst in diese Linien ganz dicht an einander. Die zweyte mittlere Sorte wurde in die beyden, sich durchkreutzenden Diagonallinien dieser Quadrate gelegt, und ebenfalls so dicht neben einander in dicken Kalkmörtel, mit ihrem spitzigen Ende nach unten eingesetzt. Nach dieser Arbeit nahm man die ganz kleinen Kiesel von der dritten Sorte, stellte sie ebenfalls auf ihre Spitzen, jedoch nur bis zur Hälfte dieser Steine in dicken Mörtel <111, 793> ganz dicht an einander, so daß deren Obertheile keinen Mörtel zwischen sich hatten, und sich bloß berührten.

Als nun die Quadrate mit ihren Traversen und mit den kleinern Steinen angefüllt waren, so ebnete man sie durch Stoßen mit breiten Klötzern oder Handrammen, so daß das Richtholz auf allen Seiten dieses Pflasters gleich horizontal lag und zugleich alle Steine berührte. Hierauf wurde dünner Mörtel von Kalk und Sand in Gefäßen zurecht gemacht, und auf alle diese Quadrate und Traversen gegossen, so daß dieser Aufguß ganz über dem Gepflasterten stand, und die Zwischenräume hinlänglich ausfüllen konnte. Nun streuete man auf das ganze Pflaster 2 Zoll hoch reinen gelben Sand.

Als dieses geschehen war, ließ man es 4 Wochen stille ruhen, damit der Regen vollends die Zwischenräume ausfülle, und die Luft sie trockne, ehe es erlaubt wurde, die gesperrte Straße zu befahren.

Dieses kostbare Pflaster war in den ersten Jahren vortrefflich, weil man für den Ablauf des Frühlingwassers in den Goßrinnen gehörig gesorgt hatte. Allein das häufige Fahren und Jagen machten den Sand mit dem aufgegossenen Kalk zum feinsten Staube, der sich jedem Wagen wie eine Wolke nachwälzte, und den Fußgängern am Quay, so wie den Einwohnern bey offenen Fenstern sehr beschwerlich wurde, welchen man nur durch häufiges Wassersprengen dämpfen konnte.

In den folgenden Jahren, als der Chef dieses Baues den Abzug des Wassers den Besitzern der Häuser am Quay selbst überließ, bedurfte diese Straße häufiger Ausbesserungen, <111, 794> die aber nicht immer mit gehöriger Sorgfalt geschahe.

Auf die Beschaffenheit des Bodens muß man bey der Anlage einer Straße sorgfältige Rücksicht nehmen; denn der Grund oder Boden einer Straße, wo die Erde schlecht, wasserziehend oder auch sehr locker ist, wenn er z. B. aus schwarzer Torf= oder Moorgrunderde, oder auch aus Triebsand, Staubsand und Lehm besteht, macht, daß bald tiefe Furchen in das Pflaster gefahren, und die Steine endlich ganz aus ihrer Lage gestoßen werden. Liegt aber die Straße in einer schiefen Fläche, so daß das Wasser von einem erhöheten Orte längs derselben herab stürzt, so ist leicht zu erachten, daß der Regen das Pflaster bald ausspühlen und wegschwemmen wird. Geht die Straße über eine morastige und sumpfige Stelle, so muß man noch sorgfältiger bey der Anlage des Pflasters zu Werke gehen. Man muß untersuchen, wie tief ein solcher Morast ist, ob Bäche durchfließen, ob er Quellen habe, wie hoch das Wasser in der feuchten Jahreszeit steige, ob es einen Abfluß habe, ob Brücken erbauet werden müssen u. s. w. Hieraus läßt sich erst bestimmen, wie hoch die Oberfläche dieses Weges zu erheben sey; was man für Erde, Sand, Grand, Kiesel oder Feldsteine zum Ausfüllen herbey zu schaffen habe, und woher sie zu nehmen sind; ferner wie breit die Straßen anzulegen sind, um keine große Kosten zu verursachen, wie dick die Verkleidungsmauern oder Widerlagen an beyden Seiten der Straße zu machen, damit sie die Fahrbahn nicht ausweichen lassen, sondern zusammen halten, wo endlich Pfähle, Roste der Dauer wegen angebracht werden müssen.

<111, 795>

Ueber die Materialien zum Pflastern und das Pflastern selbst bemerkt Herr Schroetter folgendes:

A. Von den Steinen.

Die Granitsteine, die auf trockenen Feldern und in Wäldern gesammelt werden, sind nicht durchgängig zum Pflastern brauchbar. Viele sind mehrentheils höckerig, brüchig und mürbe. Sie widerstehen keinem heftigen Stoßen oder starkem Reiben der Wagenräder, und wo die Wälder zu Röhdungen gebrannt worden, sind sie durch die Glut des Feuers ihrer zusammen haltenden Theilchen beraubt worden.

Die großen abgespaltenen Bruchstücke von den Granitfelsen sind im Pflaster, worauf stark gefahren wird, von keiner Dauer; weil sie vielen Spath, Quarz und Glimmer in sich enthalten und grobkörnig sind; folglich ebenfalls nicht zum Straßenpflastern tauglich.

Ueberhaupt muß man alle spath= oder quarzartige und mit vielem Glimmer vermischte Steine (so wie auch alle Marmorplieten, gypsartige und Kalksteine), zum Pflastern einer stark zu befahrenden Straße nicht gebrauchen. Jedoch dienen sie zum Fundament, so wie auch zum Auffüllen unter dem Pflaster der Straße.

Dahingegen sind die Granit= oder Kieselsteine die an den Seeufern im Wasser liegen, viel feinkörniger und fester zusammen haltend, härter und glätter, daher für eine dauerhaft zu machende Straße viel vortheilhafter und nützlicher, wenn sie in 3 Nummern ausgesucht und gebraucht werden, als:

a) in grobe von 6 bis 7 Zoll im Durchmesser.
b) in mittlere von 5 - 6
c) in kleine von 3 - 4

B. Vom Sande.

Grobkiesigter, wie auch ein grober, gelber, scharfer und harter Sand ist zum Auffüllen der Straßen und zum Pflastern der beste. Er saugt am wenigsten das Wasser in sich, denn er läßt es bald durchsiekern, so daß er in weniger Zeit wieder trocken liegt, wenn er auf eine stark aufgefüllte, das <111, 796> ist, über dem Wassergrunde erhöhte Straße hingeschüttet worden. Diese Art Sand gibt ein trocknes Fundament, Mauerwerk und Pflaster.

Der röthlichgelbe, mit Eisenrost oder Ocher angefüllte Sand, nimmt schon viel mehr Wasser an und hält, wegen des in dem Rost und Ocher enthaltenen Eisenvitriols, die Feuchtigkeit länger in sich.

Aller Sand, der nicht rein von Korn, sondern mit Staubtheilchen, thonigter oder lehmigter Erde vermischt ist, taugt zu dieser Arbeit nicht; weil bey feuchter, regnichter Witterung ein solcher Sand viel Wasser in sich hält, sich auflöset, den Grund los=, so daß die Steine herein sinken, die Oberfläche aber ungleich macht, und durch das Reiben der Räder zu Staub wird. Oder er überzieht bey feuchter Witterung die Straße mit Schlamm, schwemmt die Fugen zwischen den Steinen weg; diese geben denn der darauf fahrenden Last nach, werden leicht herausgerissen und durch die Räder verschoben, so daß das ganze Pflaster unbrauchbar wird.

Es ist übrigens schwer, allgemeine Regeln für den Stadtstraßenbau und die Dauerhaftigkeit des Pflasters anzugeben, weil 1stens Menschenhände nichts ewiges machen können, ewige Straßen also unmöglich sind. Fürs 2te, weil die besten Anweisungen nichts helfen, wenn sie nicht befolgt werden, oft auch nicht befolgt werden können. Fürs 3te, weil man nicht immer treue und gewissenhafte Aufseher und redliche Arbeiter haben kann. Viertens, weil das Klima es nicht erlaubt, eine solche dauererhafte Anlage vorzunehmen. Fünftens, weil man die Materialien nicht aller Orten nach Wunsch jederzeit haben kann. Sechstens, weil man auch allezeit sich nach den Umständen, Aufwand und Lage des Ortes und Grundes zu richten wissen muß.

Ein anhaltender, mit vielem Schnee und Frost begleiteter Winter, so wie auch ein trockener, anhaltender Sommer verderben unsere Straßen nicht so leicht, man führe Lastfuhren darauf und lasse fahren so viel und so schnell als man will und kann; es schleifen sich dann wohl die Steine ab, allein die Fahrbahn bleibt fest und gut.

Daher besitze man nur bey der Anlage einer Straße eine gute Beurtheilungskraft, sorge für ein gutes trocknes Fundament, sey in der Wahl der <111, 797> Materialien vorsichtig und suche solche, die sich zu dem Boden und dem Klima schicken und demselben angemessen erkannt werden, damit das Pflaster allen Lasten und Erschütterungen der Fuhrwerke widerstehen, nicht leicht ausweichen und daher schadhaft werden könne. -- Dessen ungeachtet wird eine fleißige Nachsicht erfordert, diese Straße in gutem Stande zu erhalten, theils durch Beförderung des Wasserabzuges, theils durch Beobachten der Reinlichkeit derselben, und endlich durch schleunige Ausbesserung des kleinsten Schadens, welcher sonst durch Nachlässigkeit größer werden kann. Daher muß

a) die Vorsicht gebraucht werden, auf den Beden oder den Grund des Ortes zu sehen.

b) Für die Herbeyschaffung guter Materialien zu sorgen, woraus

c) ein trocknes Fundament gemacht werden kann;

d) auf die Lasten und das heftige Fahren, das die Straße auszustehen hat, Rücksicht genommen werden;

e) Auf die Dossirung zum Ablauf des Wassers, daß sie nicht zu stark noch zu schwach sey; (diese kann auf 6, 7 bis 8 Fuß 1 Zoll betragen, je nachdem die Straße breit ist).

f) Die Unterstützungsmauern oder Widerlagen der Straße in den Kanälen vorsichtig besorgt und angegeben werden, damit die Fahrbahn nicht ausweiche, sondern sich fest erhalte und doch das Wasser mäßig ablaufe.

g) Die Weite und Größe der Traversen, als Zwischenbänder oder Verbindungen des Pflasters, von 7 bis 10 Fuß im Quadrat gehörig abgestochen werden, denn diese halten die Steine fester zusammen; daher sie nicht aus der Acht zu lassen.

h) Auf das Setzen der Steine auf ihre Spitzen ohne Zwischensand oder Erde, welches als eine Vorsicht beym dauerhaften Pflastern zu gebrauchen, und endlich muß

i) auf die Arbeiter gesehen werden, daß sie diese Arbeit nach der Vorschrift fleißig und getreu vollbringen.

Dieses wären nun vorläufig die Vorsichts= und Hauptregeln, die bey der Erbauung einer Straße in der Stadt zu beobachten wären. -- Nun will ich von einer Art Pflaster reden, welche als eine <111, 798> ausführlichere Beschreibung oben angezeigter Regeln anzusehen, und welches dauerhaft und nicht so sehr kostbar ist Solches kann augenscheinlich bewiesen werden, und hat sich schon seit 1780 in gutem Zustande erhalten, da unterdessen die Nachbarn ein jährliches Umpflastern haben vornehmen müssen. Das Verfahren bey diesem Pflaster ist folgendes:

Man reiße das alte Pflaster auf; bringe die Steine PfeiliconFig. 6476 in Haufen auf die Seite; fülle die nun schon aus dem Sumpf und Wasser erhöhte Straße 7 bis 10 Zoll hoch mit gutem, reinen, gelben Sande auf; ebene die ganze Fläche mit der Schaufel; stecke die Linien zu den Traversen, nach der Dossirung der Fläche mittelst des Wasserpasses, mit Stäbchen und Schnüren ab, und nun fange man mit den groben Kieselsteinen a, a, a, a, an. Man erlaube hier bey Legung der Steine dem Pflasterer, mit der Kelle nur ein so tiefes Loch in den Sand zu machen, als der halbe Stein mit seinem spitzigen Theile gestellt zu werden bedarf; und verfahre mit den übrigen Steinen in der Folge eben so, und zwar: daß der Obertheil der Steine ohne Sand dicht an einander angesetzt werde, auch sich so genau als möglich ohne ledigen Zwischenraum berühre; doch alles dieses nach dem Richtscheid, der Dossirung und den Schnüren.

Sind die großen Quadrate zu den Traversen mit großen Steinen von Nro. 1. in a, a, a, a, besetzt, so verfahre man mit den mittlern Steinen von Nro. 2. b, b, b, b, gleichergestalt; so daß sie mit der Schnur, Dossirung und Richtscheit gleich hoch auf ihren spitzigen Theil zur Hälfte im Sande auf die sich durchkreuzenden beyden Diagonallinien b, b, der Quadrat zu stehen kommen.

Wenn dieses gehörig gemacht ist, so füllet man die nun in den Quadraten enthaltenen Dreyecke, als in c, c, c, c, mit etwas mehrerem Sande, und die Pflasterer nehmen nunmehr die kleinen Kiesel von Nro. 3. c, stellen sie ebenfalls kaum halbtief in den Sand, und wieder so dicht an einander, daß die Steine so viel als möglich ohne Zwischenraum sich ganz genau berühren, womit das ganze Quadrat ausgefüllt wird.

Hierauf nehmen die Pflasterer die Handrammen, Fig. lit. d, d, stoßen die erhabenen und hervorra<111, 799>genden Steine gleich tief in den unten gelegten Sand, bis sie eben und fest liegen.

Ist nun die angegebene Fläche fertig, so schüttet man so viel gelben Sand darauf, daß nach dem Auseinanderstreuen der darauf geworfenen Haufen mit Schaufeln und Besen, der Sand 3 bis 4 Zoll hoch über die Steine zu liegen kommt.

Wenn nach dem Pflastern keine starke Regen erfolgen, so gießt man Wasser darauf, damit der Sand sich in die Zwischenräume der Steine einsenke und festsetze. Alsdann kann man die gesperrte Straße öffnen und darauf fahren lassen.

Durch dieses Pflasterwerk werden die Straßen nicht mit kalkichtem oder lehmigten Schlamme im Frühjahr oder bey nassem Sommer überschwemmt; Menschen und Pferde leiden an ihren Füßen nicht, und der Staub ist weder den Augen, der Lunge noch den Meublen in den Zimmern so nachtheilig, als das im obigen Pfeil-IconS. 792. erwähnte Pflaster des zweyten Versuchs.

Die ehemahligen Straßen dieser Stadt waren horizontal nach dem Wasserpaß, in der Mitte erhaben, und hatten zu beyden Seiten der Fahrbahn Kanäle, die, so lang auch die Straße seyn mochte, zum Abfließen des Wassers angelegt werden mußten; daher diese Kanäle unten beym Abfluß immer abhängiger und tiefer wurden, so daß sie 6 bis 7 Fuß tief auf 8 Fuß Breite angelegt wurden. PfeiliconFig. 6477 a, b, b, c.

Der Hauptfehler war, daß die Kanäle an den Seiten gar keine Unterstützungsmauern von Ziegelsteinen hatten, sondern aus loser aufgefüllter Erde bestanden, und nur mit Kieselsteinen ausgepflastert waren. Als nun die Frühjahrswasser zu ströhmen anfingen, nächstdem auch durch das starke Fahren auf der erweichten Straße, die Erhöhung der Mitte nach den Seiten wich; so verschlämmte die Erde, die mit dem Wasser abfloß, die Kanäle, und füllte die Flüsse an, in welche sie geleitet waren. Daher mußte man jährlich auffüllen und aufs neue pflastern.

Unsre jetzigen Anlagen der Straßen PfeiliconFig. 6478. sind in allem Betracht für unsere Lage und Klima viel vortheilhafter; sie haben ihren Abfluß des Wassers, es sey zu welcher Jahreszeit es wolle, von den Häusern a a nach der Mitte der Straße b. (s. Fig. <111, 800> Pfeilicon6478.) welche auf 50 bis 80 Faden in der Länge auf 3/4 bis 1 Arschin abhängiger wird, wo am Ende des Abhanges das Wasser sich sammelt und durch ein eisernes Gitter, das in einem großen Granitstein befestiget liegt, in die unter der Straße angelegten und gemauerten Röhren c. abfließt, welche von guten, zu Glas gebrannte Ziegeln gemacht sind, und 3 Fuß Weite und 4 Fuß Höhe haben.

Diese Röhren c. sind mit dem horizontalen Wasserstand der Flüsse in einer Fläche angelegt, damit das abfließende Wasser sich in die Flüsse ergieße. Wenn nun das Wasser in denselben steigt, so werden auch diese Röhren angefüllt, und wenn es wieder fällt, so nimmt es den leichten Schlamm aus den Röhren mit fort.

Die Wohnhäuser (a. a.) erhalten dadurch weit trocknere Mauern in den Kanälen und Stuben, folglich ist diese Einrichtung für die Gesundheit der Einwohner zuträglicher, auch sind sie nunmehr dem jährlichen Unterhalt der großen Seitenkanäle nicht mehr unterworfen. Unsre jetzigen Straßen brauchen auch keine Unterstützungsmauern, (wie PfeiliconFig. 6477) weil die steinernen Häuser PfeiliconFig. 6478. a, a, statt der Widerlage dienen, und man ist nicht wie ehedem der Gefahr ausgesetzt, in die tiefen Kanäle zu stürzen, wo oft Menschen und Equipage hineinfielen und Schaden nahmen.

Wenn Trottoir' s an den Seiten der Straße für die Fußgänger angelegt werden, so muß man sie 2 bis 3 Zoll höher als das Pflaster erhöhen; dann sind sie bey feuchter Witterung dem Fußgänger sehr nützlich. Hierzu sind die drey bis vier Fuß langen und 12 bis 14 Zoll breiten Granitplatten vortheilhafter, als die schiefrigen und blättrigen Plieten oder Kalksteine.

Der Oberfläche einer stark befahrenen Straße eine dauerhafte Festigkeit zu geben, so daß sie auch das Frühjahr aushalte, wird schwerlich ohne Reinigen und Ausbessern zu erhalten seyn; zumahl wenn man beym Aufthauen des Schnees nicht für den Abzug des auf dem Pflaster stehenden Wassers sorgt.

<111, 801>

Von der Reinigung der Straßen und Kanäle.

Ueber diesen Gegenstand der städtischen Polizey sagt Herr Schroetter a. a. O. S. 157 folgendes:

„Daß die Reinlichkeit der gut zu erhaltenden Straßen und der Flüsse zum Nutzen und zur Schönheit einer Stadt viel beytrage, bedarf keines Beweises, da sie der Gesundheit und der Bequemlichkeit der Einwohner so zuträglich ist, und es diese hinlänglich bestätigen. -- Allein hier wird gefragt: woher kommt es, daß man so wenig Sorge trägt diese Reinlichkeit zu beobachten, da doch jeder Einwohner mit Vergnügen auf einer reinen Straße geht oder fährt, und im Gegentheil über schlechte Weg klagt?”

„Dieses will ich nicht beantworten, sondern jedem Besitzer eines Hauses zu beantworten überlassen, weil man weiß, daß gute Wege vortheilhaft, schlechte Wege aber nachtheilig sind.”

„Meine Absicht ist nur die, den Vortheil anzuzeigen, wie den Straßen zu helfen ist, daß sie nicht sogleich und durchaus schadhaft oder schlecht werden.”

„Aus dem Vorhergehenden und aus der Erfahrung sieht man, daß das Frühjahr fast das einzige Verderben unseres Pflasters ist, hauptsächlich wenn

1) „die Besitzer der Häuser nicht den Abzug des aufgethauten Eises oder Schneewassers besorgen.”

2) „Wenn Gruben im Schnee gefahren oder gemacht sind und das Wasser sich darin aufhält, so ist ganz natürlich, daß auf diesen Stellen der Grund erweicht, folglich durch den <111, 802> hinein fallenden Stoß der Räder und die scharfen Hufeisen der Pferde leicht ein losgeweichter Pflasterstein erschüttert und herausgerissen wird; worauf alsdann bey fortwährendem Thauwetter endlich Furchen und Gleise in der Straße entstehen, die hernach vollends ausgewühlt werden.”

„Sobald man solche Gruben gewahr wird, lasse man kleine Rinnen aushauen, damit das Wasser ablaufe, wo der Abzug angebracht ist.”

„Man lasse ja nicht mit Besen dieses Grubenwasser wegfegen, weil dadurch viel Sand oder Erde mit herausgefegt wird, und das noch gute Pflaster sinken muß. Man suche also nur durch die kleinen Rinnen das Ablaufen des Wassers zu befördern, so wird das Pflaster nicht erweicht noch so leicht verdorben. Doch dieses müssen alle Nachbarn gemeinschaftlich beobachten, weil einer des andern Pflaster verdirbt.”

3) „Wenn durch die erwärmende Sonne das Eis und der Schnee zu schmelzen anfangen, folglich vielen Mist oder Koth auf den Straßen verursachen; so muß man diesen Mist nicht mit Besen zusammenfegen lassen, sondern mit hölzernen Schaufeln oder besser, mit breiten Bretschiebern zusammen häufeln lassen, und wenn, nach einigen Stunden viel Wasser abgelaufen, den ausgebreiteten Mist in höhere Haufen mit der Schaufel zusammenwerfen lassen, und so alsdann, nach dem angewiesenen Orte hinschaffen.”

„Wenn dieses öfters geschieht, und von allen Nachbarn zugleich vorgenommen wird, so werden die Straßen nicht so leicht grubig, sondern bleiben glatt und eben; auch der Grund des Pflasters nimmt durch die Nacht= und Erdfröste, welche den feuchten Boden erheben, nicht so leicht Schaden.”

<111, 803>

4) „Das Aufhauen des Eises auf den Straßen ist ein völliger Verderb derselben, wie es uns die Erfahrung im Jahre 1779 im März gezeigt hat, da man allhier auf allen Straßen auf Befehl das Eis aufhauen und wegfahren mußte, welches den Einwohnern eine große Summe kostete, weil Arbeiter und Fuhren rar wurden. Nachdem nun alle Straßen auf einmahl vom Eise entblößt lagen, der Grund aber noch gefroren war, so erwärmte die Sonne die Steine, diese wurden los, ließen sich aus dem gefrornen Boden heraus schieben, wozu die einfallenden Nacht= und Erdfröste kamen, die den Grund, welcher von Triebsand, Spänen, Erde und Lehm zusammen gesetzt war, erhoben, mithin vieles beytrugen, daß die Straßen so gut als umgepflügt und äußerst schlecht wurden. *

*
Dieses hat man indeß an Orten, wo das Klima nicht so rauh ist, wie in St Petersburg, so leicht nicht zu besorgen; hier in Berlin spürt man vom Aufhauen des Eises auf der Straße solche Nachtheile nicht.

„Ein allmähliges Aufthauen des Eises und ein öfteres Reinigen der Straße vom Mist haben sie nie verdorben! weil der Abfluß des Wassers dadurch nicht gehemmt wird.”

„Wenn eine Straße nach PfeiliconFig. 6478. mit einem unterirdischen Adzugskanale versehen ist, so verhüte jeder Einwohner dieser Straße, daß die Domestiken, die sie reinigen sollen, den aufgethauten Mist nicht aus Muthwillen mit dem Schneewasser, durch die Oeffnungen in die unterirdischen Röhren treiben, weil nach einigen Jahren diese sonst ganz verschlämmt und angefüllt würden, denn die Absicht bey Anlegung dieser Röhren war nur, das Wasser baldigst und unvermerkt abzuleiten, aber nicht einen <111, 804> Mistkasten daraus zu machen. Den Nachtheil, der daraus erfolgen kann, wird ein jeder leicht einsehen, weil 1) eine solche Röhre aufgebrochen werden muß, und dieses Geld kostet. 2) In einem heißen Sommer aus den Oeffnungen eine faule Luft ausdünstet, die Krankheiten verursachen kann. 3) Sie bringen wohl den Mist auf diese Art von dem höhern Orte weg, allein das niedriger liegende Pflaster des Nachbars erhält ihn.” --

Auf die Reinigung des Straßenpflasters wird jetzt in den größeren deutschen Städten überhaupt mit mehrerer Strenge gehalten, als in vorigen Zeiten. Besonders auch hier in Berlin ist die Polizey sehr thätig darauf bedacht, den Gassenkoth zusammenkehren, und theils durch eigene dazu angenommene Leute, theils auf Veranstaltung der Hausbesitzer wegbringen zu lassen. Die Gossen müssen alle Tage aufgeschaufelt, und der Unrath nahe an den Gossen zusammen gehäuft werden, damit die Karren ihn besser aufladen können. Das Eis wird, sobald Thauwetter einfällt, aufgehauen, und sammt dem Schnee weggeschafft. Und um das Verunreinigen des Pflasters zu verhindern, darf niemand bey Strafe etwas aus den Fenstern werfen oder gießen.

Von der Ausbesserung schadhaft gewordener Straßen.

„Wenn also auf vorgeschriebene Art die Straßen angelegt, gepflastert und gereiniget worden, so ist unfehlbar für unser Klima und Fuhrwerk nichts mehr oder nichts besseres zu verlangen. Wenn eine Ausbesserung nöthig seyn soll<111, 805>te, so verfahre man nur, wie im obigen angezeigt worden.”

„Will man aber eine solche nach der Vorschrift angelegte Straße, noch dauerhafter und reiner haben, so schütte man im Frühjahr, wenn die Straßen schon trocken sind, jährlich 1/2 oder 1 Zoll hoch reinen gelben Sand darauf. Es fährt sich dann sanfter und stiller, macht kein Geräusch, auch wird das Zittern der Häuser dadurch vermieden.”

„Man lasse sich die Kosten hierzu nicht gereuen, denn man erspart es an den abgeschliffenen Steinen des Pflasters und an der Ausbesserung.”

Ueber das Pflastern der Straßen sind auch noch folgende Schriften nachzusehen:

C. H. Thinckel' s Abhandlung über die beste Art, die Pflasterung und Reinlichkeit der Straßen zu bewerkstelligen. Eine Preisschrift. Lpz. 1771. 4.

Vom Pflastern der Straßen. Leipziger Intelligenzblatt. 1777. S. 24. 26.

Freyherr de la Motte vom Seitenpflaster an den Häusern in einer schönen und volkreichen Stadt; in der Berliner Monathsschrift. 1788. August.

Reinhold' s Architectura forensis I. 229.

Von den Pflastersteinen. Bischoff' s physich=technologisches Handbuch. 1 Th. S. 175.

Rahn' s Archiv. II, 836. III, 218.

Schlettwein' s Neues Archiv. II., 448.

Braunschweig=Lüneburgscher Taschenkalender. 1779. S. 3 fl.

Dela Motte Anhang von der Schädlichkeit der Bebauung und Beengung des Seitenpflasters an den Häusern etc. Steht bey dessen Vorschlägen zur Abfuhr der Unreinigkeiten etc. Göttingen 1777.

Vom Pflaster in Rotterdam. Bernoulli' s Archiv III S. 29 fl.

-- -- -- London. No. 135 des Berlinischen Intelligenzblattes. 1786. S. 1153.

<111, 806>

Hamburger Mandat zur Verbesserung des Steinpflasters etc. Scherf' s Beyträge zum Archiv etc. II B. 2 St. S. 69.

Des Magistrates zu Wittenderg Verordnung in Ansehung des aufgerissenen Steinpflasters. Wittenberger Wochenblatt 1796. S. 64.

Im übrigen enthält der Art. Pfeil-IconLandstraße, Th. 62, Pfeil-IconS. 318 fl. und 63, Pfeil-IconS. 1 -- 476 viele hierher gehörige Bemerkungen.

Pflaster (Bechholzens) s. oben, Pfeil-IconS. 763.

Pflaster (Bedeckungs=) s. oben, Pfeil-IconS. 758.

Pflaster (Blasen=) s. oben, Pfeil-IconS. 766. Pfeil-Icon768.

Pflaster (Bleyweiß=) s. oben, Pfeil-IconS. 759.

Pflaster (Diachylon=) s. oben, Pfeil-IconS. 761.

Pflaster (englisches) Klassifizierung: 610.28 Unterstützende Techniken und Verfahren; Geräte, Ausstattung, MaterialienDDC-Icon Klassifizierung: 615.8 Einzelne Therapien und TherapieartenDDC-Icon s. oben, Pfeil-IconS. 765. Außer der obigen Anweisung kann man auch 1 Loth klein geschnittene Hausenblase und ein Quentchen Benzoeharz mit 1 Pfund rectificirtem Weingeiste oder Kornbranntwein übergießen und es digeriren lassen. Die Auflösung wird filtrirt, in ein irdenes Gefäß in einem Kessel mit heißem Wasser gegossen, und noch warm mit einem Pinsel auf ausgespannten Taffent getragen.

Pflaster (erweichendes) s. oben, Pfeil-IconS. 761.

Pflaster (Fontanell=) s. oben, Pfeil-IconS. 763.

Pflaster (Füllerisches Härings=) s. im Art. Pfeil-IconHäring, Th. 20, Pfeil-IconS. 808.

Pflaster (Galban=) s. oben, Pfeil-IconS. 762.

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