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Kranken=Haus Klassifizierung: 362.6 Probleme von und Dienste für Personen höheren AltersDDC-Icon Klassifizierung: 362.5 Probleme von armen Personen und Dienste für arme PersonenDDC-Icon Klassifizierung: 362 Probleme und Dienste der SozialhilfeDDC-Icon , das Haus, worin jemand krank liegt. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, ein öffentliches Haus, ein besonderes Gebäude, oder auch eine Anstalt, wo Kranke, insonderheit arme Kranke, verpfleget und curiret werden; ein Hospital oder Spital für Kranke; das Hospital, Spital, das Kranken=Spital; das Lazareth; im Oberdeutschen das Siech=Haus; Gr. und Lat. Nosocomium, Nosodochium, Valetudinarium; Fr. Hôpital, Hôtel. Dieu, Infirmerie; Engl. Infirmary.

Der Nahme Kranken=Haus verdient im Deutschen vor allen gleichbedeutenden um deswillen den Vorzug, weil sein Begriff nicht so enge ist, als der von einem Lazareth, und nicht so vieldeutig, wie der Ausdruck Hospital.

Lazareth bedeutete ursprünglich ein Haus, worin aussätzige Personen verpfleget wurden, weil die berühmteste Anstalt dieser Art in den mittlern Zeiten, welche vor der Stadt Jerusalem lag, dem heil. Lazarus gewidmet war, daher auch ein jeder Aussätziger in den mittlern Zeiten Lazarus genannt wurde; L. Domus leprosaria, Fr. <47, 121> Leproserie, Maladerie, Maladrerie. Nachmahls ist diese Benennung allen solchen Anstalten, wo Kranke verpfleget werden, gemein geworden.

Hospital, Spital, im gem. L. Spittel, welches aus dem Lat. Hospitale verkürzt ist, Gr. und Lat. Xenodocheum, Xenodochium, heißt eigentlich ein Haus, in welchem Fremde oder Reisende für ihre Bezahlung beherberget und bewirthet werden. In engerer Bedeutung versteht man darunter: 1. eine Anstalt, wo alte, betagte oder bejahrte Personen gegen ein von ihnen eingelegtes Capital auf Lebenszeit verpfleget werden; Gr. und Lat. Gerocomium, Gerontocomium, Gerontodocheum. 2. Eine Anstalt, in welcher arme, unvermögende Personen unentgeltlich unterhalten und verpfleget werden; ein Armen=Spital, Pflege=Haus; Gr. und Lat. Ptocheum, Ptochium, Ptochodochium, Ptochotrophicum. Siehe Th. II, Pfeil-IconS. 404, fgg. Mehrere Bedeutungen des Wortes Hospital, findet man im XXV. Th. Pfeil-IconS. 319.

Wenn man diejenigen Stiftungen, welche fast an allen Orten unter dem Nahmen der Hospitäler befindlich sind, betrachtet, so hat man Ursache, zu zweifeln, ob solche so, wie man sie heut zu Tage verwaltet, eines Theils ihrer Stiftung gemäß, und andern Theils auf die in Ansehung der Polizey bestmöglichste Art gebraucht werden. Man bedient sich derselben zur Wohnung und zum Unterhalt alter, kranker, oder auch gesunder, einheimischer Personen. Nun ist zwar nicht zu läugnen, daß, wenn sie nicht ihr Brod durch Arbeit zu verdienen vermögend sind, der Stat und das gemeine Wesen die Pflicht auf sich habe, auch für solche zu sorgen, und ihnen die Nothdurft zu verschaffen; allein, daß dazu die eigentlich von uralten und den Zeiten ihrer Stiftung an, so genannten Hospitäler zu verwenden seyn sollten, davon bin ich nicht überzeugt.

Die bey den alten Völkern im Gebrauch gewesene Gast=Freyheit (s. Th. XVI, Pfeil-IconS. 413, fgg.), und die durch das Christenthum eingeschärfte Liebe des <47, 122> Nächsten, mag wohl ursprünglich einen gleich starken Bewegungsgrund zu Erricht= und Stiftung der Hospitäler gewesen seyn. Das Gast=Recht (Jus hospitii oder hospitalitatis) kam durch allgemeine Gewohnheiten von einem Volke zum andern; insonderheit waren, nach des Julius Cäsar und des Tacitus Zeugnissen, die Deutschen in der Gast=Freyheit sehr freygebig. Ihre Nachkommen mittlerer Zeiten sind davon nicht abgewichen. Gewißer Maßen fand sich zur freyen Herberge und Unterhalt der fremden Reisenden, nächst dem, daß das Geld noch nicht so gemein war, auch dieser Grund in den Landes=Gebräuchen, daß keine öffentliche oder eigentliche Gast=Häuser und Herbergen vorhanden, und wenig oder gar keine Städte noch gebauet waren, in denselben aber auch diese zum Handel und Wandel der Völker, der Länder und der Gegenden so nöthige Anstalt, eine ziemliche Zeit von ihrem Ursprunge an, mangelte. Der Verkehr und das Handelswesen der alten Deutschen war auch in solchen Zeiten noch von geringer, oder nur an einigen Orten von weniger Bedeutung. Deutschland war üderdies noch wüste, und mit so wenig sehens= und bemerkenswürdigen Dingen versehen, daß sehr wenig Ausländer sich die Mühe gaben, dahin, sonderlich aber tief in das Land zu reisen. Bey solcher Bewandtniß nun mußten und konnten die alten Deutschen die wenigen ankommende Fremde und Reisende, wenn sie anders die Menschlichkeit nicht vergessen wollten, in ihre Häuser aufnehmen, und ihnen Speise und Trank umsonst reichen. Da nun solches bey allen Völkern nicht geschahe, so leuchtete ihnen dieses Bezeigen, als eine besondere und ausnehmende Freygebigkeit und Gast=Freyheit in die Augen, die Deutschen aber machten sich daraus endlich einen eigenen Ruhm, bildeten sich darauf etwas ein, und bemüheten sich auch nachher, als sich der Zustand änderte, und nach und nach Her<47, 123>berge, Essen und Trinken, für Geld hin und wieder zu haben war, daraus eine besondere Ehre zu machen, für Fremde und Reisende hier und da Häuser anzulegen, wo dieselben unentgeltlich eine Zeitlang mit Herberge, Speise und Trank, ja wohl gar mit etwas auf den Weg, insonderheit als das Geld gebräuchlicher und gemeiner geworden war, versehen wurden. Dergleichen Häuser nannte man Hospitäler, von Hospes, ein Gast oder Wirth, welche Benennung das sich ausbreitende Christenthum noch allgemeiner machte.

Die neubekehrten Christen konnten ihre Liebes=Werke, welche ihnen ihre angenommene Religion auszuüben befahl, durch nichts mehr ausüben, als wenn sie ihren Knechten, wann diese sich auch zum Christenthum wendeten, die Freyheit schenkten. Deswegen geschahen auch diese Freylassungen (Manumissionen) in der Kirche vor den Bischofen; s. Th. XLI, Pfeil-IconS. 363. Hieraus aber entstand nach und nach eine so große Menge Freygelassener, welche nichts als ihre Freyheit besaßen, und aus Mangel an Kenntnissen sich nicht zu nähren wußten, daß sie dem gemeinen Wesen zur Last fielen. Die Christen=Liebe mußte sich daher in das Mittel schlagen und fing auch an, hier und da Hospitäler, Armen= und Kranken=Häuser zu stiften, worin solche Personen verpfleget wurden. Diese Stiftungen waren nach ihren Endzwecken sorgfältig unterschieden, und diejenigen, welche für Fremde und Reisende solcher Personen bestimmt waren, nannte man insbesondre Hospitäler. Dieser Gebrauch fand hauptsächlich im 11 und 12ten Jahrhundert, da bey Gelegenheit der Kreuz=Züge fast ganz Europa auf der Reise war, Statt, so gar, daß die Erbauung eines solchen zur Bequemlichkeit der nach Jerusalem reisenden daselbst erbaueten, und dem heil. Johannes geweiheten Hospitales den Grund zu den Hospitaliter= oder nachherigen Johanniter=Ritter=<47, 124>Orden gelegt hat, wovon ich im XXX Th. Pfeil-IconS. 647, fgg. gehandelt habe.

Solchemnach war ein Hospital zu der Zeit, da sie in gedachten Jahrhunderten gestiftet wurden, ein zur Bequemlichkeit, Wart= und Verpflegung fremder reisender, dürftiger und nicht dürftiger, Leute errichtetes Haus; mithin wurden darin keine solche Personen auf= und angenommen und verpfleget, welche an dem Orte, wo das Haus befindlich war, selbst einheimisch waren. Und hierin gehen nun die Hospitäler heut zu Tage von der Absicht ihrer Stiftung ab.

Es entsteht daher die Frage, ob es nicht einer guten Polizey gemäßer wäre, wenn man die Hospitäler, wo nicht überall, doch wenigstens an manchen Orten, wieder zu einem mit gedachter ihrer Stiftung übereinkommenden Gebrauch einrichtete? Ich meine, man sollte diese Hospitäler zu öffentlichen Gast=Häuser für unterschiedene arme, alte, kranke und gesunde Reisende machen, worin ein Dürftiger und Reisender entweder seine Mahlzeit ganz umsonst, oder für die ein Geringes, allein, oder auch seine Herberge entweder als ein Gesunder, oder auch als ein Kranker, und in diesem Zustande seine Wartung ganz umsonst, oder für ein Geringes, in gewisser Ordnung, ja auch nach Unterschied der Personen, geringe und besser finden könnte. Auf solche Weise würde 1. die Menge der Bettler auf eine der Menschen=Liebe gemäße Art verringert; 2. die Zucht der Armen und Dürftigen, die in ein Land kommen, befördert; 3. denjenigen, die erst auf der Reise unglücklich geworden wären, mit nothdürftiger Hülfe bengesprungen; 4. die bessere Einrichtung der öffentlichen Gast=Höfe für geringe und vornehme Reisende befördert; 5. die schädliche Hägung aber der heimlichen und unordentlichen Bettler=Herbergen, der Spitzbuben= und Diebs=Löcher, verhütet werden. Alle diese Endzwecke würde man aber <47, 125> noch dadurch besonders erreichen, wenn die Hospitäler zugleich auch dazu mit bestimmet würden, daß, wenn ein Zweig der Landes=Industrie, wie sehr oft geschieht, auf eine Zeitlang ins Stecken geräth, folglich die damit sich beschäftigenden Arbeiter auf eine Zeit in Mangel und ausser Nahrung gesetzt werden, daß, alsdann der Stat diesen Arbeitern so lange, bis ihr Fleiß sich wieder beschäftigen könnte, ihre Nothdurft in diesen Hospitälern reichen liesse. Gewiß, durch dieses Mittel würde der Grund zu allen obgedachten guten und polizeymäßigen Endzwecken geleget.

In einem Lande, wo man auf solche Art den ohne Verdienst befindlichen arbeitsamen Personen auf eine gastfreye Weise nur eine Zeitlang ihren Unterhalt hätte reichen lassen, müßte sich nothwendig die Menge der Bettler von Zeit zu Zeit verringern, je länger der Stat die Ausübung dieses Vorschlages fortsetzte. Verringert sich diese Zahl von Zeit zu Zeit, so kann das gemeine Wesen diejenigen, welche doch als Bettler übrig bleiben, mit mehrern Kräften unterstützen, dadurch aber sie, auf eine oder die andere Art, nach und nach gänzlich von der Betteley abhalten, und solcher Gestalt seinen ganzen Bezirk von diesem Uebel befreyen.

„Bey allen dem dürften aber doch fremde Dürftige und Arme in das Land kommen, welche alle das Gute, das der Stat an seinen eingebornen Einwohnern bewirkt hat, wieder übern Haufen werfen können.” Es ist wahr, es werden dergleichen Leute in das Land kommen, und keine Gegend wird sich so einschränken können, daß sie den Fremden alle Zugänge zu verwehren im Stande sey. Allein, man weise sie in die zur Aufnahme solcher Leute freye, als Gasthöfe, eingerichtete und mit guter Polizey=Aufsicht versehene Hospitäler. Hier werden sie, was sie Ausschweifendes an sich haben, entweder ablegen, <47, 126> oder sie werden unser Land von selbst wieder meiden müssen. Kein einziger Liederlicher wird auf diese Art den Augen des Staates entgehen, und es wird nur an seiner genauen Aufsicht fehlen, wenn in seinen Gränzen von lasterhaften Landstreichern Uebelthaten begangen werden können. Unsere jetzige Gast= und Wirthshäuser können dieses nicht zu wege bringen; denn wenn sie schon in dieser oder jener Aufsicht auf die Reisenden von der Obrigkeit Befehl erhalten, so ist doch der Eigennutz des Wirthes gemeiniglich stärker, als alle Sorgfalt für das gemeine Beste. Woher kämen sonst so viele heimliche und unordentliche Bettler=Herbergen, Spitzbuben= und Diebs=Löcher! Würden hingegen die Hospitäler zu solchen öffentlichen Herbergen gemacht, so würden zugleich die darein gesetzten Wirthe, als bestellte Bediente des gemeinen Wesens betrachtet, und müßten durchgängig nach der ihnen ertheilten Vorschrift verfahren, wodurch denn die Sache ein ganz anderes Ansehen bekommen würde. Welche Bequemlichkeit würde auch nicht daraus für unsere jetzige Gast=Häuser entstehen, welche vielmahls, zur größten Ueberlast und Hinderniß anderer Reisenden, mit armen Bettlern belästigt sind, dadurch aber vieles von ihrer Annehmlichkeit, Reinlichkeit und Bequemlichkeit, selbst zum Nachtheil der Gast=Wirthe, verlieren! Wie erbärmlich ist es auch nicht, wenn ein Reisender, zumahl wenn er nicht mit gemigsamen Mitteln versehen ist, krank wird, und wie schlecht steht es alsdann mit seiner Wartung und Verpflegung! Christenthum und Menschen=Liebe hört da auf, und niemand kann sich eine deutliche Vorstellung davon machen, als wer etwa auf dem Lande zu thun gehabt, und gesehen hat, wie ganze Gemeinden in solchem Falle zu verfahren pflegen; ja, zur Schande der Menschlichkeit findet man auch wohl öffentliche Vorschriften, welche dergleichen barbar<47, 127>isches Verfahren dem Unterthanen einschärfen und anbefehlen. Gleichwohl kann es sich sehr leicht zutragen, daß ein Mensch in der Fremde auf der Reise krank wird; und je mehr Handel und Wandel ein Land hat, und je stärker es also von Fremden besucht wird, desto öfter wird sich solcher Fall zutragen. Sollte es daher nicht ein wesentliches Stück der Polizey seyn, auf solche Fälle genaue Aufsicht zu wenden, und dazu nöthige Vorsorge zu tragen? Man glaube nicht, daß ich dabey etwas Unanständiges vorschlage, wenn ich der Hospitäler erwähne, um darin Verfügungen zu Wart= und Verpflegung fremder Kranken allerley Standes zu machen. Es versteht sich von selbst, daß diese Anstalten in ihrer Art unterschieden und standesmäßig für Jeden eingerichtet seyn müssen. Die Einrichtung und Verfahrungs=Art sollte gewiß über das Vorurtheil der Benennung siegen; so wie man es bey Armeen für nichts unanständiges hält, daß ein Officier im sogenannten Lazarethe oder Invaliden=Hause liegt. Wie leicht ist es auch, einer Sache durch andere Nahmen das Fürchterliche zu benehmen!

C. A. G. (Geutebrück) Anmerkungen über die sogenannten Hospitäler, st. in Schrebers neuer Cameralschr. 3 Th. (Halle, 1766, gr. 8) S. 710, fgg.

Die eigentlich so genannten Kranken=Häuser oder Kranken=Hospitäler, sind entweder bürgerliche, oder militarische. Von letztern werde ich im Art. Pfeil-IconKriegs=Hospital handeln.

Klassifizierung: 362.1 Körperliche ErkrankungDDC-Icon Was die bürgerlichen öffentlichen oder allgemeinen Hospitäler und Kranken=Häuser betrifft, so werde ich zuerst ihre Nothwendigkeit und ihren Vorzug vor den Besuch=Anstalten in den Wohnungen der Kranken zeigen; hernach ihre Einrichtung, nach den von verschiedenen Schriftstellern deshalb angegebenen Vorschlägen und Vorschriften, be<47, 128>schreiben; und sodann eine Nachricht von den berühmtesten und merkwürdigsten Anstalten dieser Art in verschiedenen Theilen der Welt, hinzu fügen.

Man hat mehrmahls die Frage aufgeworfen: ob es besser für den Kranken sey, wenn ihn der Arzt in seiner Wohnung besucht, oder wenn er denselben im Hospitale besorget? Diese Frage ist von erfahruen Aerzten also beantwortet worden: Wenn der Kranke wohlhabend und vermögend ist; wenn seine Wohnung hinlänglichen Raum, und solche Lage hat, daß man sie nach Erforderniß mit reiner Luft durchlüften kann; wenn er das zur Kranken=Pflege nöthige Haus=Geräth, besonders aber genugsames Weißzeug besitzt; wenn er Frau und erwachsene Kinder hat, die ihn mit mehr Liebe und Zuneigung, als jeder gedungene Wärter, pflegen: so wird er in seinem Hause weit besser, als in einem Hospitale, verpfleget werden Auch ist ein Kranker, im Besitz seines Eigenthumes, ruhiger, als an einem fremden Orte, wo er wegen der Seinigen, die er verlassen mußte, trauriger und unruhiger ist, welches bey vielen eine nachtheilige Wirkung auf ihre Genesung hervor bringt. Hat hingegen der Kranke eine enge, niedrige, feuchte, und in Absicht auf die Lage eine ungesunde Wohnung, und fehlt es ihm noch dazu an Holz, Licht, Bett, Wäsche, gehöriger Speise und Trank, an Arzeneyen und Aufwartung: so ist es unstreitig besser für ihn, wenn man ihn in ein Hospital bringt.

Der kön. dänische Leib=Arzt, Herr D. Hensler, in Altona, hat in seiner Schrift: Ueber Kranken=Anstalten, *

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Hamb. 1785, 4. S. auch Hrn. Hofr Schlözer' s Stats=Anzeigen, 7 B. (Gött. 1785, 8.) S. 273, fgg. und Hrn. Hof=Med. D. Scherf Archiv der medic. Polizey etc. 4 B. 2 Abth. (Leipz. 1786. 8.) S. 47, fgg.

d. d. Altona, d. 13. Febr. 1785, die <47, 129> Kranken=Häuser mit Kranken=Besuch=Anstalten verglichen, und darüber folgendes Urtheil gefällt.

Das so bald auf einander erfolgte Ableben zweyer hoffnungsvollen Aerzte unserer Gegend macht auf unser gesammtes Publicum einen Eindruck, der zu gerecht und zu wichtig ist, als daß wir Aerzte mit unserm Publico uns davon nicht unterhalten sollten. Vor etwas mehr als einem Jahre starb D. Grüno, einer der sorgfältigsten Beobachter im Stillen, wie er einer der besten Naturkündiger im ganzen Norden zu werden verhieß. Im Jan. d. J. (1785) starb der jüngere D. Reimarus, ein Mann voll mannichfaltiger Kenntnisse und voll Enthusiasmus für seine Kunst. Und in diesem Monathe (Febr.) verlieren wir den jüngern D. Bolten, einen Mann, dessen wahre praktische Kenntnisse, ein sanfter Character und eine Bescheidenheit zierten, welche mit Recht der Vorzug unserer Jünglinge ist, beyde hoffnungsvolle Söhne zweener berühmter Männer. Zwey andere unserer geschicktesten jüngern Aerzte, die Herren Büsch und Schröder, sind in diesem Zeitraume von einem faulen Fieber gleichfalls befallen, aber noch glücklich gerettet worden. Allesammt waren sie Aerzte am Kranken=Institute, und wurden Opfer ihrer treuen Menschen=Liebe, in Besuchung von Kranken, die an faulen Fiebern darnieder lagen. Sie empfingen den Samen des Todes von denen, die sie zu retten beflissen waren. Ein schöner Tod! wird man sagen. Er ist es; er ist schön, wie der Tod fürs Vaterland. Aber sie sind uns doch geraubt, die für die Folgezeit wahrscheinlich der Segen unserer Gegend geworden wären, in denen ihre Väter und die ältern Aerzte allzumahl, jene die Stütze ihres Alters, und wir alle die Hoffnung unserer Nachwelt zu sehen glaubten.

Die hamburger Kranken=Anstalt, *

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Von dieser und andern ähnlichen Kranken Anstalten, werde ich im Art. Pfeil-IconMedicinal=Anstalten Nachricht ertheilen. K.

die unter den patriotischen Bemühungen des Hrn. Past. Sturm, und Hrn. Prof. Büsch, noch fortdauert, ist eine der rühmlichsten, die in neuern Zeiten gemacht sind, um den hülflosen Kranken in den niedern Ständen hülfreich zu werden, um sie der Pfuscher=Hand zu entreissen, die aufs Gerathewohl Tod und Leben aus dem Würfel=Becher ihrer Kunst <47, 130> herausschüttelt. Sie hat Aufsehen gemacht, und es war billig; sie ist gelobt und zum Muster dargestellt worden, wie sie es verdiente. Jeder junge Arzt wollte seiner Kunst und seinem Herzen dabey ein Genüge schaffen; aber drey dieser vortrefflichen Jünglinge fielen als Opfer der Liebe für Kunst und Menschheit. Und das Los traf schwer.

Der Geist, in dem diese Kranken=Anstalt gestiftet ist, ist, wenn ich nicht irre, dieser. Viele der Kranken in den niedern Ständen haben eine Abneigung gegen Spitäler, und wollen oft bey den Ihrigen lieber alle Gefahr laufen, als zu fremden Menschen und zu fremder Pflege ins Siech=Haus sich bringen lassen. Ehegatten scheiden sich einer von andern, Kinder von Aeltern so schwer; allen ist die treue liebevolle Wartung der Ihrigen so erwünscht. Manche möchten in kranken Tagen, so schwach sie auch sind, doch etwas noch selbst mitarbeiten, oder doch zurecht weisen, wenigstens das Auge auf die Arbeit der Ihrigen noch mit werfen, von der sie leben sollen. Andere können auch nicht einmahl, wenn sie auch wollten, den Transport ins Kranken=Haus ertragen. Und im Ganzen hat die Idee, Kranke in ihren Wohnungen, im Schooße und bey der Pslege der Ihrigen zu besuchen, und ihnen durch Rath und Mittel hülfreich zu werden, so etwas Gefälliges und Herzliches, ist den liebsten werthesten Verbindungen, in denen der Niedere, wie der Hohe, und gewiß weit mehr noch, sein stilles Glück findet, so sehr angemessen, daß beym ersten Anblicke diese Art, für arme Kranke zu sorgen, ein weit menschenfreundlicheres und liebseligeres Ansehen gewinnt, als das von Kranken=Häusern, in denen, bey aller Aufsicht und Sorgfalt, der Kranke doch aus den theuern Verhältnissen gerissen worden, die sein Haus=Glück machten, das Einige oft, was ihm die Vorsehung zuwarf.

Auch ist diese Art von Kranken=Anstalten leichter zu errichten, und wohlfeiler zu unterhalten. Der Bau eines Kranken=Hauses erfordert eine ansehnliche Summe, die für den guten Willen des Patrioten nicht jedesmahl zu Dienst und zur Hand ist. Und ist sie es, so wird sie durch den Bau ein todtes Capital, das noch dazu mit den Jahren selbst schwindet, da im Gegentheil dieselbe Summe, nicht verbauet, sich jährlich verzinset, und in sich selbst nicht schwindet.

Aber auch dies nicht gerechnet, so ist die Erhaltung eines solchen Hauses an erster Einrichtung und jährlichem <47, 131> Abgang sehr kostenspillig, und zwar sehr nothwendig, wenn auch die Anstalt aufs beste versehen und dirigirt wird. Und wird sie das nicht mit vieler Strenge und mit Umherblick nach allen Seiten, so wird eine Anstalt der Art, wie genugsam bemerkt ist, eine Wohlthat nicht für die Nothleidenden, denen sie bestimmt ist, sondern eine fette Pfründe für den Oekonomus und dessen Theilnehmer. Wohlthaten, so wie sie bey der hamburger Kranken=Anstalt angewandt werden, werden so sehr gerade und so unmittelbar für die Noth der Menschen angewandt, und darüber sind viele wohl und richtig denkende Männer so ganz und gar für diese Kranken=Anstalt eingenommen worden, daß sie auch schon Kranken=Häuser verworfen haben, die doch, meiner Einsicht nach, die einigen Stiftungen sind, denen man ein eigenes Gebäude widmen sollte. Ich sage dies nur vom Allgemeinen, nur als meine Meinung. Das Lokal macht eine Veränderung; Geist des Orts, Sitten und Vorurtheile sind oft allgewaltigen Einflusses; und meine Meinung ist die Stimme eines Einzelnen.

Warum ich also doch bey Kranken=Anstalten, Kranken=Häuser für gut achte? darum, weil Reinlichkeit, Pflege, Nahrung und Gebrauch der Mittel in dem Kranken=Hause besser und richtiger besorget und gehandhabt werden können, als in eigenen Wohnungen.

Obenan steht die unreine Luft, in der die Menschen zwar lange gesund bleiben können -- denn wozu gewöhnt sich die Menschen=Natur nicht, wenn sie nur irgend rüstig ist? -- aber die doch bey jedem schwächern Subjecte, und gemeiniglich sinds die feinern und bessern ihres Standes --zur ersten Ursache der Krankheiten werden kann; und wenn sie das auch nicht wird, auf jede andere Ursache der Krankheit mit einwirkt, sie verschlummert und sie complicirt. Bist du, lieber Leser! je in einem Keller oder Sahle, oder in einer Bude des gemeinen Mannes gewesen, so müssen dir deine Sinne laut es gesagt haben, wie schon in gesunden Tagen der Dunst=Kreis beschaffen ist, in dem so ein Mann mit Frau und Kindern sein kümmerliches Leben führt, wie scheuslich und stinkend er ist. Und nun denke dir ihn in kranken Tagen, worin vollens nicht Thür noch Fenster geöffnet wird, wo die alltäglichen Dünste mit Bett und Kranken=Gerüchen aller Art die Luft verunreinigen und verpesten. Auf dem Lande ist es noch lange so arg nicht, als in <47, 132> Städten. Da drängt noch reine Luft, wider Willenihrer Bewohner, sich in die Hütten ein; aber inden engen Gassen ist nicht einmahl die Luft rein, die sicheindrängen kann.

Ich bin nur ein paar Wochen Vicarius des Armen=Arztes gewesen, und nicht einmahl in einer Epidemie; und trug seit der Zeit den Eindruck und den Wunsch nach einem bequemern Kranken=Hause mit mir herum, der nun durch die Liebe meiner Mitbürger, und das thätige Streben meiner Collegen erfüllt ist. Daß ein Gesunder solch einer Luft widerstehen kann, ist schon viel; daß es aber ein Kranker noch oft kann, ist schier mehr unbegreiflich, als daß er es nicht kann, daß er der Verderbniß, die er selbst als krank mit vermehren hilft, endlich unterliegen muß. Mit jedem Zuge athmet er das Gift wieder ein, was seine Natur ausdunstete. Willst du ihn retten, den Armen, der in seinem Dunst=Kreise erkrankt ist, so nimm ihn aus demselben. Ertrug er ihn in gesunden Tagen; lehnte seine elastische Menschen=Natur sich lange gegen jeden Anfall davon auf: so widersteht er in kranken ihm nicht, so unterliegt er.

Die Reinlichkeit der Betten, der Wäsche, des Zimmers, wie will man die in der elenden Wohnung des Kranken besorgen lassen? wie die Pflege und Handreichung, wo beyde so nöthig sind? Durch die Augehörigen? Durch die, die es in gesunden Tagen nicht gewohnt sind, und in kranken erst eine andere Denkungs=Art annehmen sollen, die doch immer Zeit erfordert? Denn Gründe thuns nicht. Es thuts nur Erfahrung, und die lehrt spät, oft zu spät. Auch ist in andrer Hinsicht nicht Zeit dazu. Der Kranke ist schon krank, und es ist nichts da, oder nichts bereitet da. Auch oft können die Angehörigen es nicht, wenigstens nicht, wenn sie vom männlichen Geschlecht sind, weil sie ihr Gewerbe nicht können ruhen lassen. Durch eine Wärterinn also, sagt man. Für jeden Kranken eine Wärterinn? Wie kann die Anstalt die bezahlen? Und wird dieser Miethling denn alles so können und verstehen? alles so wollen? alles so müssen, wo keine Aufsicht ist? Unvollkommen ist alles, was wir sind, und was wir beschaffen, ich weiß es; aber ein Unterschied ist doch da, und er ist nicht klein. Reinlichkeit, Pflege und Handreichung sind in Kranken=Häusern doch um vieles leichter und pflichtiger, sie sind mehr angemessen, mehr verständig, und sie sind schon da.

<47, 133>

Die Nahrungs=Mittel sind in langwierigen Krankheiten die halbe Cur, und das angemessene Getränk und die dienlichen Labungen sind es in hitzigen. Sie sind es beym Manne im Pallaste, und der auf Eidern ruhet, aber zehnfach mehr sind sie es beym gemeinen Manne. Dem ist ein Trunk Wein zu seiner Zeit die Quelle neuen Lebens. Aber wer wird ihm die Nahrung, das Getränk, das ihm dient, anschaffen und bereiten? wer die Labungen ordnen und reichen? Dies ist noch am ersten der Fall, wo die Pflege der Angehörigen geschäftig ist. Aber oft ist er gar nicht da. Oft ist es der Mann, oft sind es Kinder, die auch das nicht vermögen. Nur eigentlich weibliche Angehörige vermögen es recht. Und wenn das nicht ist, wieder die Wärterinn, die ohne Kunde, ohne Interesse da ist? für Tage=Lohn sich besser steht, wenn sie nicht recht thut, als wenn sie recht thut? die gerade so viel gewinnt, als sie dem armen Kranken abknappt oder entwendet? Wieder gilt, was ich eben sagte; aber das kleinere Uebel ist gemeinhin schon ein Gut.

Daß die Mittel zur rechten Zeit, daß sie in gehöriger Ordnung, daß sie zu Zeiten in Eile, daß sie unter diesen oder jenen Umständen, so oder so gereicht werden, dazu muß man, wenn man auch nur die zweyte Hand, die darreichende, leihet, doch nicht ganz ungewandt und unkundig, und also nicht ganz unberufen seyn. Geschieht das aber nicht, so ist alles, was Mittel heißt, nur halb Mittel, und oft ist es darüber gar nicht. Wie kann man aber das von den Angehörigen, wie in dem nöthigen Maße, erwarten? Wie die auch nur geringe Kunde und das Gewandtseyn? Wie bey der Sorge und Angst zu allem die Entschlossenheit, und in allem die Festigkeit? Wie, daß sie bey Leiden nicht mit wehleidig, und darüber saumselig werden? Wie, daß sie, und das ist das Wichtigste, keines ihrer Vorurtheile sollen wirken lassen? Jeder Ort nicht nur, sondern auch jede Familie, oft jeder Mensch, hat seine vorgefaßte Meinungen. Der ist gegen Blutlassen, ein anderer gegen Brech= oder gegen Zug=Mittel eingenommen. Er entsinnet sich, daß es dem oder dem geschadet habe. Wie will man dies vielköpfige Ungeheuer des Irrthums und des Vorurtheils bekämpfen, und nun plötzlich es bey Seite schaffen? Wie will man sicher werden, daß das geschehe, was geschehen soll? Unsicher wird aber <47, 134> doch jeder künftige Schritt des Arztes, wenn er des vorherigen nicht gewiß ist. Wärterinnen also sollen es wieder seyn. Aber woher denn alle die, deren wir bedürfen? Hat man, um die Begüterten damit zu versehen, für sein schweres Geld doch seine liebe Noth. Einigen, wenn man es ihnen zum Beruf machen kann, es verständlich zu machen, das geht noch wohl; aber so vielen, als oft Kranke sind, wie kann man das? Und sind die Wärterinnen nicht auch aus niedern Ständen? Haben sie nicht alle Vorurtheile derselben, und werden sie, wenn sie nicht etwas unterrichtet, nicht in einiger Aufsicht und Dependenz sind, diesen Vorurtheilen gemäß nicht auch hier etwas thun, oder dort etwas lassen? Ein großer Arzt in Leipzig nahm keinen Kranken in die Cur, dem er nicht eine Wärterinn geben konnte, die von seinem Worte abhieng. Ich kann sonst nicht curiren, sagte er. Das sagte er über Kranke von Erziehung und Begriffen. Und wo das nun nicht ist?

Genug. Ist es dem Kranken nur möglich, sich in ein Kranken=Haus zu schaffen, so steht er sich um vieles besser. Er hat die Pflege, die Nahrung, die Wartung, der er bedarf; er erhält Mittel und Labung, wie er soll; er hat die Reinlichkeit, die ihm so wichtig ist; er athmet reine unverpestete Luft, und hat die Wärme, so viel er bedarf, und auch mehr, nicht, als er bedarf. Eine Mitursache von Krankheiten und deren Verschlimmerung, die ich noch nicht einmahl berührt habe, und die doch wichtig ist. In einem großen Theile von Krankheiten ist Uebermaß von Wärme so schädlich, wie die Dünste selbst es sind; sie activirt die Schädlichkeit der Dünste zu Gift noch mehr. Und wie will man dem abwehren? Durch die Wärterinn? Gemeiniglich feuert sie noch mehr ein, als der Kranke selbst es will, am meisten die Nächte, wo der Kranke in der Regel am meisten Hitze, und die Wart=Frau am meisten Kälte empfindet.

Unabhängig von aller Rücksicht auf den Arzt selbst, hat mich dies alles lange für eigene Kranken=Häuser entschieden. Des Kranken Besserseyn, die höhere Hoffnung, desselben Genesung zu fördern, ist überwiegend; aus Theorie nicht bloß überwiegend, sondern auch durch Erfahrung. Aber stände die Wage auch; wären für Kranken=Häuser nicht mehr Gründe, als für die Kranken=Pflege in eigenen Wohnungen, so müßte das Wohl der Aerzte die Wage doch auf die Seite der Kranken=Häuser sinken machen.

<47, 135>

Genug weiß ich, was man von der allgemeinen Menschen=Liebe singt und sagt, und wie leichthin man den Arzt Preis geben möchte, der für jeden Kranken ein Opfer zu werden sich scheuen würde. Es ist sein Beruf, sagt man, und darin zu sterben ist Pflicht. Wer das sagt, und am meisten predigt, ist vielleicht der, der es am letzten thun würde. Aber das mag seyn, oder nicht seyn. Die Frage ist die: ist das eigene Leben des Arztes bey der allgemeinen Lebens=Sorge, die ihm obliegt, nicht auch etwas?

Die Lebens=Gefahr aber ist unläugbar. Zwar weiß ich wohl, daß man neuerdings fast alle Ansteckung bezweifelt hat. Nicht nur der Ruhr und den Faul=Fiebern, sondern der Pest selbst, hat man sie abgesprochen, und alle Verwahrung als eitel verrufen. Indessen was ist gegen Sinn und Erfahrung, was nicht einmahl behauptet ist? Auch Pfützen sollen ohne Schaden stinken, wenn man der Theorie oder halbigen Versuchen glauben will. Man kann dergleichen auf sich beruhen lassen, wenn dem Publicum kein Schaden daraus erwächst; aber wo es Gefahr bringt, ob das Paradoxon wahr sey oder nicht, da muß man laut und bald dagegen reden. Man sage so viel Gelehrtes, als man will; reihe so viel Versuche an einander, als zum Satze sich fügen wollen: so ist die schlechte Erfahrung diese, daß nicht nur bey schweren Krankheitsläuften, wenn sie argartig sind, Genes= und Heil Aerzte und Umstehende Gefahr laufen, angesteckt zu werden, wobey ich nur bey unserm Gedenken an Göttingen und Altona erinnere, sondern daß es auch, wie es ja eben jezt der Fall ist, auch ausser eigentlichen Epidemien, in Faul=Fiebern arger Art, bey einzelnen Kranken sich begeben kann. Nicht nur in der Nähe und unter dem Athem des Kranken ist es leicht, sondern auch bey einigem Aufenthalte in der verpesteten Luft ist es möglich. Dem Geistlichen ist es schon schwer, sich zu verwahren; dem Arzte ist es noch schwerer. Ich weiß es, was man von Vorsicht und von Verwahrungs=Mitteln spricht, und sie sind nicht unwichtig; sie finden wirklich Statt. Aber gerade sie beweisen die Gefahr, sind auch nicht allwirkend, und eben bey der Beobachtung, die seine ganze Seele beschäftigt, beym Forschen und Sinnen darüber vergißt gerade der treuste, der denkendste Arzt oft nur minutenlang sein selbst; aber in den Minuten eben athmet er den Dunst des Todes.

<47, 136>

Nun, er stirbt dann freylich in seinem Berufe den Tod der Pflicht, das weiß ich. Und das kann ein Trost seyn, wie er es wirklich ist. Aber bey alle dem steigt doch jedem der Gedanke auf: eben er, weil er so herzlich und so ganz Arzt war, weil er so unbefangen von sich selbst andere beobachtete, so alles bespürte und besann: so verdiente er doch am meisten zu leben, so hätte er lange noch ein treuer und glücklicher Arzt, ein Retter vieler andern werden können. Das ist doch auch so natürlich und so wahr.

Laß mißverstandene Menschen=Liebe über die geraden reinen Hinsichten uns doch nicht verblenden. Jedes Menschen=Leben hat einen Werth, des Armen sowohl als des Reichen, des Krahn=Ziehers so gut als des Kaufmanns, des Bauern so gut als seines Fürsten. Was der Werth davon dort seyn wird, dazu haben wir nicht Wage und Gewicht. Aber verschieden ist er doch für dies Leben auch; und die Wichtigkeit für dies Leben ist doch hier der Maßstab der verschiedenen Schätzung des Lebens=Werthes. Es ist doch nicht eins, ob ein unbeerbter Kurfürst, oder sein Trompeter, in den Pocken verhudelt wird. Und es ist auch nicht völlig einerley, ob ein hoffnungsvoller junger Arzt, oder ein Handwerks=Bursch, dahin stirbt.

Das Publicum mag also mit Fug, und mich dünkt, es müßte sein selbst wegen auch auf die Lebens=Erhaltung dessen einige Rücksicht nehmen, der der Lebens=Erhaltung Anderer sich widmet. Es muß ihm ein Gran für die Wage werden, und da sinkt denn die Schale für eigene Kranken=Häuser. In demselben ist es viel mehr in der Macht des Arztes, sich selbst zu bewahren, seinen Kranken und sich die gereinigte Luft, und alle die Vorsicht zu verschaffen, die das Leben des Kranken erhalten, und das Leben des Arztes schonen hilft. Ich möchte in der Wärme nicht gern mehr sagen, als wirklich der Fall ist. Bey aller Praxis, selbst in den reinlichsten Wohn=Zimmern der Reichern, ist ein gewisses Maß von Gefahr da, und eine Ansteckung bleibt immer möglich. Dieses selbe Maß bleibt auch in Kranken=Häusern; aber es ist das Maß der Gefahr nicht, dem man in Buden und Kellern ausgesetzt ist, dessen man bey der größten Vorsicht nur mit Noth sich erwehren kann. Mehr wollte ich nicht sagen; aber es ist nicht wenig, daß man die Gefahr so geringe zu machen sucht, als sie es zu werden vermag.

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Wie gesagt, auch für sich selbst müßte das Publicum es wünschen, nicht bloß deswegen, damit der Arzt selbst die Ansteckung nicht verbreite, welches selten, aber doch möglich ist, sondern vornehmlich auch deswegen, damit ein guter Arzt mehr behalten bleibe, der bey andern und mehrern nützlich werden kann. Warum hat, man sonst bey Pestläuften die ordentlichen Aerzte von der Pest=Praxis befreyet? Freylich, damit auch sie die Ansteckung nicht verbreiteten, aber auch damit sie selbst sich Andern und Vielen erhielten. Bey andern Epidemien ist nur das Maß der Gefahr minder, die Gefahr ist wirklich da.

Als ich vorhin die Vorzüge der Besuch=Anstalten in den Wohnungen der Kranken aufzählte, bin ich mir bewußt, daß ich sie nicht gemindert, nicht geschwächt, nicht ins Dunkel gestellt habe. Die verlornen Kosten eines Banes sind groß, das weiß ich; aber die Vortheile finddoch überwiegend, und auf andere Art doch nicht zu erhalten.

Die Pflege in eigenen Anstalten ist kostbar, kostbarer vielleicht, als in eigenen Wohnungen. Das kann seyn, und doch zweifle ich ein wenig, wenn im Kranken=Hause genaue Aufsicht ist, und in Besuch=Anstalten durch Wärterinnen vieles besorget werden mußte. Aber das soll es nicht, wenigstens in der Regel nicht. Es sollen die Angehörigen die Wartung besorgen, und von denselben ist die treuste Pflege zu gewärtigen, die oben ein nichts köstet. Dies ist wirklich wichtig. Aber ausser daß es mit Angehörigen nicht immer der Fall ist, wenn keine da sind: so ist es oft der Fall, daß sich die Aeltern oder Kinder von ihren Nahrungs=Geschäften, wenn die nicht in Stocken gerathen sollen, bey Tage oft so viel Zeit nicht abmüßigen können. Oft habe ich die Keller verschlossen gefunden, und zum Kranken nicht kommen können, weil der Mann auf der Wache war, oder die Frau irgendwo scheuern mußte. Und sollen die Brod=Erwerber derweile schadlos gehalten werden, so sind wir wieder an Kosten, die vielleicht die im Kranken=Hause aufwiegen, und dem Brod=Erwerber doch nicht genügen, weil er die Kundschaft verliert. Nicht, daß nicht Fälle sind, wo alles das nicht ist; wo mehr Liebe und Pflege dem Kranken in seiner Wohnung angedeihen kann; aber ich sage nur, daß man die Vorzüge der Pflege der Seinigen in niedern Ständen zu hoch anschlägt, weil bey denselben die Begriffe von Pflege aus den Mit<47, 138>tel= und höhern Ständen nicht so eine dringende und Haupt=Sache ist, als beym großen Haufen. Der Bauer wartet oft Kuh und Kalb sorgfältiger, als Weib und Kind. Und nicht anders ist es in Städten. Im Gegentheil habe ich oft gesehen, daß Frau oder Mann, ungeachtet sie von den Ihrigen genommen wurden, gerade deshalb mit und weit eher sich besserten, weil ihnen mit den Ihrigen die Gegenstände ihrer Sorge, und oft ihres Kummers, entzogen wurden. Man nahm ihnen die Sorge ab, oder rückte sie ihnen doch aus den Augen. Und was das wirken könne, begreift nur der, der mit der Erwerb=Sorge der niedern Stände bekannt ist. Unsere Zartheit für die Unsrigen, die wir den niedern Ständen unterlegen, existirt in dem Maße selten. Nicht, daß nicht auch Liebe und Sorge sie beseelte, aber so allgemein, so stark und lebhaft ist sie nicht; und wo sie es auch ist, so ist sie mehr ruhig und hingegeben.

Die Vorurtheile gegen Kranken=Häuser gründen sich oft auf Neben=Sachen, oft auf Nahmen und Schein. In das Lazareth, auf den Pest=Hof zu kommen, ist manchen anstößig geworden; in das Kranken=Haus oder in das Siech=Haus, wird es nicht seyn. Auch verlieren sich die Vorurtheile, wenn treue Pflege und behägliches Benehmen der Wärter bekannt wird. Manches Spital ward darüber in der Folge eifrig besucht, da zu Anfange niemand hinein wollte.

Wichtiger ist es, daß man nicht alle Kranke in hitzigen Fiebern transportiren kann; und ich gestehe, es sind Fälle, wo es durchaus unmöglich ist; aber sie sind lange so häufig nicht, als die Vorurtheile von Luft und Erkältung sie machen. Es ist schwer, den großen Haufen von so etwas zu entbinden, was ihm so fest sitzt. Aber wenn man einen bequemen Bett=Korb oder einen Trage=Sessel wie ein Bett einrichtet, so ist nicht leicht ein Tag, an dem sich nicht Stunden zum Transport ohne Schaden fänden. Ist das Kranken=Haus abgelegen, so ist es freylich etwas schwieriger. Allein, auch dem wäre dadurch abzuhelfen, wenn man, ausser dem großen Kranken=Hause, in jedem Viertel oder Kirchspiele der Stadt, ein kleines Haus von einigen Zimmern für die schweren Febricitanten einrichtete. Und wenn auch dahin der Transport unmöglich, und Haus=Besuche bey Kranken, die durchaus nicht mehr wegzubringen sind, unvermeidlich wären: so riethe ich, wie man in Pestläuften einen Pest=Arzt besoldet, daß für dergleichen <47, 139> nicht eben häufige Fälle ein Haus=Arzt für ein Jahr=Geld bestellt würde. Und zwar riethe ich, dazu eher einen ältern, als jüngern Arzt zu verbinden, da physische und moralische Ursachen die Gefahr bey ältern vermindern. Ich weiß, es gibt allerwegen Schwierigkeiten, und es hat alles noch Mängel und Unvollkommenheiten. Aber auf die mindesten kommt es doch an”.

Es gibt große Kranken=Häuser in großen, und kleine in mittlern und kleinen Städten, von deren Einrichtung ich jetzt handeln werde. Bey bürgerlichen Kranken=Häusern überhaupt, müßte man, in Ansehung ihrer Einrichtung, die größte Vollkommenheit erwarten können, da bey ihrer Anlage weit weniger Schwierigkeiten zu überwinden sind, als bey militärischen, und da sie der Veränderung nicht so sehr, wie diese, unterworfen sind. Allein, leider müssen reisende Aerzte, welche Beobachtungs=Geist besitzen, einmüthig bekennen, daß nur wenige bürgerliche Kranken=Häuser das sind, was sie seyn sollten und könnten, und daß man aus der Besichtigung der meisten eher lernen kann, was sie nicht seyn sollen.

Erstlich kann bey der Anlage eines Kranken Hauses darin gefehlt werden, daß es nicht an einem solchen Platze erbauet wird, der nicht zu enge eingeschlossen, von Erneuerung der Luft abgeschnitten, und mit stehendem Wasser umgeben, sondern frey, luftig, trocken und groß ist. Durch eine solche unschickliche Auswahl des Platzes, wird ein Kranken=Haus leicht eine Mörder=Grube, für diejenigen so wohl, welche sich darin verpflegen und curiren lassen, als auch für die darin arbeitenden Aerzte, Wund=Aerzte und Kranken=Wärter, nicht minder für den ganzen Stadt=District, in welchem man dasselbe erbauet hat. Eine schickliche Auswahl des Platzes, ist also der erste Punct, worauf man bey Erbauung eines solchen Zuflucht=Ortes für Kranke zu sehen hat. Der zweyte ist, daß man bey Aufführung des Baues selbst alles <47, 140> dasjenige vermeide, was der Absicht davon widerspricht. Dahin gehört: 1. wenn ein solches Haus von Steinen aufgeführt wird, die dem Salpeter=Fraße unterworfen sind, wobey es nicht fehlen kann, daß das ganze Haus feucht, kalt, und für Kranke doppelt schädlich werden muß, da auch Gesunde nicht in einem solchen lange wohnen können, ohne Schaden an ihrer Gesandheit zu leiden. Solide Mauern von Back=Steinen, oder von gebrannten Quadern, verdienen den Vorzug. 2. Es müssen nicht zu viel Kosten auf äussere Verzierungen gewendet werden, die besser zur bequemern innern Einrichtung zu verwenden wären. 3. Das ganze Gebäude muß nicht zu klein angeleget werden, weil sonst zu viel Kranke in einen engen Raum zusammen gepresset werden. 4. Die Oefen, Feuer=Stellen und Feuer=Mauern, müssen nicht so ungeschickt vertheilt und angebracht werden, daß der eine Theil der Kranken halb erfriere, da unterdessen der andere vor Hitze beynahe verschmachtet. 5. Man muß innerhalb der Mitte des Gebäudes Platz genug zu einem Hofe lassen, in dessen Mitte ein Brunnen, so wie an die Hinter=Seite ein großes Wasch=Haus gehört; auch muß man einen Garten mit dem Hause in Verbindung zu bringen suchen, worin die Genesenden frische Luft schöpfen und sich erhohlen können. 6. Die Kranken=Sähle müssen nicht zu niedrig seyn, weil sonst die Erhaltung guter Luft und die Erneuerung derselben erschwert wird. 7. Die Fenster der Kranken=Sähle müssen nicht nach derjenigen Seite hin gerichtet seyn, von welcher gemeiniglich Regen und Sturm zu kommen pflegt. 8. In der Nachbarschaft des Kranken=Hauses, müssen keine schmutzige Handwerker, noch weniger die Abdeckerey, seyn. 9. Zu dem Zimmerwerke, wie auch zur Ausmeublirung, muß nicht, aus Sparsamkeit, weiches Holz, sondern es muß hartes genommen werden. Dieses ist nicht nur dauer<47, 141>hafter, sondern lässet sich auch reiner halten, nimmt nicht so leicht den Gestank an, und veraltet nicht zu geschwinde. 10. Bey der Ausmeublirung muß alles Wollene vermieden werden, weil sich ansteckende Materien gern daran hängen, und dadurch fortpflanzen. Leinwand und Kattun haben hier einen großen Vorzug.

Was die Fehler, die bey der innern Einrichtung eines Kranken=Hauses zu vermeiden sind, betrifft, so ist der größte unstreitig die nachlässige Vertheilung der Kranken. Personen mit ansteckenden Krankheiten werden nicht selten in allzu große Nähe mit solchen gebracht, die vor andern in Gefahr sind, ebenfalls angesteckt zu werden, ja, wo es in Kranken=Häusern höchst unordentlich zugeht, wohl gar mit denselben in einerley Bett gelegt. Dieses muß nothwendig solchen Kranken nachtheilig, ja tödlich werden, welche an Wunden liegen, und an welchen chirurgische Operationen vorgenommen werden müssen. Billig sollten Personen mit ansteckenden epidemischen Krankheiten, in ein eigenes Haus ausserhalb der Stadt gebracht werden, welches bloß für dergleichen Nothfälle bestimmt seyn muß. Den Nutzen solcher Häuser, zur Unterdrückung epidemischer Krankheiten, habe ich im XI Th. Pfeil-IconS. 124, f. gezeigt. Volkreiche Städte sollten billig ein solches Noth=Lazareth haben, auch um darin, in Zeiten, wo keine Epidemie dasselbe anfüllen würde, solche Kranke, deren Uebel entweder von einer entschieden ansteckenden Art wäre, und sich leicht verbreiten könnte, oder wenn auch seine ansteckende Eigenschaft noch zweifelhaft wäre, von einer Beschaffenheit befunden würde, daß man keine gründliche Cur hoffen könnte, oder daß eine Verbreitung desselben aus wahrscheinlichen Gründen zu befürchten wäre, wenn sich der damit Behaftete unter andern Kranken aufhielte, solche Kranke, sage ich, von der Gemeinschaft mit Gesunden und andern Kranken zu entfer<47, 142>nen. Man ist, in Ansehung der Pest, an allen Orten, wo man das Einschleichen und die Verbreitung derselben zu befürchten hat, auf die eben beschriebene Weise vorsichtig; warum ist man es aber nicht auch bey andern eben so schlimmen Krankheiten, z. B. dem Aussatze und allen seinen Abarten? Mancher Ort hat Stiftungen und Anstalten für unheilbare Kranke, die gewiß zum Ruhm ihrer patriotischen Stifter gereichen; allein, ein Leprosarium nach der Weise unserer Vorfahren (s. oben Pfeil-IconS. 120 f.), dessen Gebrauch aber auch auf andere schreckliche und seltnere ansteckende Krankheiten auszudehnen wäre, möchte zu unsern Zeiten in volkreichen Städten nicht weniger nützlich seyn.

Ein anderer Fehler in der innern Einrichtung der Kranken=Häuser, welcher das Gute, das sie stiften sollten, nicht wenig hindert, ist eine zu große Menge von Kranken, im Verhältniß mit der Zahl der Aerzte, Wund=Aerzte und Kranken Wärter. Bey manchem Kranken=Hause ist ein einziger Arzt, ein einziger Wund=Arzt mit einem oder zwey Gehülfen, und etwa 6 oder 12 abwartenden Personen, angestellt, da doch zuweilen 90, 100, und mehr Kranke täglich zu besorgen sind. Gemeiniglich sind auch alle erwähnte Personen, die gemeinschaftlich an der Heilung so vieler Kranken arbeiten müssen, schlecht genug salarirt, um sich denselben nicht ausschließend widmen zu können, sondern noch auf Neben=Erwerb denken zu müssen; und um diesen zu suchen, werden gemeiniglich die Haupt=Pflichten für das Kranken=Haus mit einer Saumseligkeit und Nachlässigkeit ausgeübt, deren Nachtheil auf die Kranken zurück fallen muß. Nicht zu gedenken, daß der Kreis der Geschäfte eines Arztes sich nicht wohl auf ein solches Institut allein einschränken lässet, wenn es ihn auch hinlänglich vor Nahrungs=Sorgen sicher stellte, so muß ihn eine sol<47, 143>che Menge von Kranken zerstreuen, und die Schärfe im Beobachten, die zu einer gründlichen Cur gehört, ist da nicht zu erwarten. Eben so geht es mit dem obersten Wund=Arzte einer solchen Kranken Anstalt; und dieser insonderheit wird sich zu viel auf seine Subalternen verlassen müssen, wobey sich dann die armen Kranken nur desto schlechter befinden. Dieser gemeine Fehler bürgerlicher Kranken Häuser fällt bey militärischen ganz weg. In letztern ist das Praktische der Kranken=Besorgung jederzeit unter mehrere getheilt, obschon dieselben unter einem gemeinschaftlichen Oberhaupte stehen. Der Militär=Stand empfindet das Kluge, das Wohlthätige dieser Einrichtung genugsam; und warum soll der bürgerliche Stand allein dasselbe entbehren? Unter zwey Dingen ist hier eines zu wählen: entweder die Anzahl der Kranken nach einem schicklichen Verhältnisse derjenigen Pernen, die für die Cur derselben zu sorgen haben, zu bestimmen, oder die Anzahl dieser letztern zu vermehren.

Ein dritter Fehler bey öffentlichen Kranken=Häusern, ist, wenn man zu viel ungleichartige Verpflegungen mit einander in Einem Institute verbinden will. Löblich und weise verdienen die Einrichtungen genannt zu werden, worin venerische Kranke, wie z. B. in Stockholm, in einem besondern Kranken=Hause besorget, und nicht mit andern Kranken gemeinschaftlich bedient werden, denen sie durch ihre Ausdunstungen, zumahl wenn sie neben andern Uebeln die venerische Krätze noch dazu haben, schädlich werden können. Eben so preiswürdig ist es, wenn man bloß chirurgischen Krankheiten ein eigenes Institut widmet, da bey der Behandlung derselben so manche Dinge vorkommen, die auf andere Kranke leicht einen übeln Eindruck machen. Auch ist es, wie ich bereits im XXII Th. Pfeil-IconS. 539, erinnert habe, aus mehr, als Einer Ursache, ein Fehler, wenn eine Entbindungs=<47, 144>Anstalt mit einem Kranken=Hause verbunden wird. Schwangere bedürfen der Ruhe und Stille, haben eine durch Ausdunstungen von Kranken nicht verdorbene Luft für sich und ihre Kinder höchst nöthig, und müssen von allem, was ihren Leidenschaften eine nachtheilige Stimmung geben kann, entfernet werden. Alles dieses findet in einem öffentlichen Kranken=Hause nicht Statt. Wenn man sie auch in einem abgesonderten Sahle ihre Wochen halten lässet, so wird jenen Ungemächlichkeiten dadurch noch lange nicht abgeholfen. Was sie nicht hören, noch sehen, wird ihnen doch durch die zu ihrem Schaden geschäftige Einbildungs=Kraft so wiederhohlt vorgestellt, daß es ihnen nicht möglich ist, ihren Geist von dergleichen Schreck=Bildern loszureissen, woraus immer die nachtheiligsten Eindrücke entstehen müssen. Man hat daher in wohl eingerichteten Entbindungs=Häusern Bedacht darauf genommen, für die kranken Schwangern und Wöchnerinnen besondere Zimmer zu halten, worin sie von denjenigen abgesondert werden können, bey denen nichts vorfällt, als was eine gewöhnliche Folge auch des gesundesten Wochen=Bettes ist. Daß, aus gleichen Gründen, bey solchen öffentlichen Anstalten die Ammen=Stube von andern Stuben abgesondert seyn müsse, versteht sich von selbst.

An Orten, wo Kranken=Häuser nicht eigentlich bestimmt sind, zugleich praktischen Unterricht damit verbunden zu haben, könnte für die Arzeney=Wissenschaft dadurch ein bisher ziemlich vernachlässigter Nutzen geschaffet werden, wenn jedem an einem Kranken=Hause bestellten Arzte noch ein anderer als Accessist zugegeben würde, welcher letztere eigentlich keine andere Function haben müßte, als ein Beobachter des ersten zu seyn, seine Meinung sagen zu dürfen, wenn er darum gefragt wird, und auf diese Weise zwar deliberativen, aber nicht decisiven Antheil an der Besorgung der Kranken bekäme. Daß ein solcher Accessist in nicht wenig Fällen dem angestellten Arzte zur <47, 145> Erleichterung dienen könnte, ist klar; und daß, weil jener, was er thut, unentgeltlich thut, die Freyheit haben müßte, sich, so bald die Lage seiner Geschäfte sich ändert, von diesem Acceß los zu sagen, damit ein anderer minder beschäftigter Arzt in seine Stelle treten könne, versteht sich von selbst. Die Meinung hierbey ist, daß, was hier und da Aerzte an öffentlichen Kranken=Häusern, einigen andern als eine Privat=Gefälligkeit zuweilen erzeigen, ein Theil ihrer Pflicht werden müßte; und um alle Parteylichkeiten, die dabey vorfallen könnten, zu verhindern, könnte solch ein Acceß durch das Los vergeben werden. Anwartschaft zu besoldeten Stellen müßte er indessen nicht geben, weil dieses eine andere Art von Parteylichkeit wäre, wodurch allen denen Unrecht wiederführe, die nicht das Los zu ihrem Vortheil gehabt haben. Durch dergleichen Einrichtung würde eine Inconsequenz vermieden werden, die bey der gewöhnlichen nur zu sehr in die Augen fällt. Man dringt allenthalben bey praktischen Aerzten auf Erfahrung, und schneidet ihnen doch alle Gelegenheiten dazu ab, die sich nicht etwa zufälliger Weise dazu anbiethen, oder im eigentlich=+ sten Verstande von angehenden Aerzten erkauft werden müssen. Nicht jeder fähige junge Arzt ist reich, nach vollendeten academischen Studien, den Grund zu dieser Erfahrung durch Reisen und durch Besuche ausländischer Kranken=Häuser zu legen; auch sind, wie jeder gereisete Arzt bezeugen wird, die wenigsten auswärtigen Kranken=Häuser von der Beschaffenheit, daß durch ihren Besuch eine reelle Erweiterung und Berichtigung praktischer Kenntnisse zu hoffen wäre. Wie ungereimt ist es also, jungen Aerzten zu zumuthen, für eine Sache Kosten anzuwenden, deren Erlangung in zehn Fällen noch ungewiß ist, und ihnen dafür nicht zu Hause, ohne Kosten, den Besitz derselben auf eine weit gewissere Art zu verschaffen!

Onomat. med, pract. 3 B. (Nürnb. 1785, gr. 8.) Col. 1072, fgg.

Zu Gast=Häusern, Kranken=Häusern, und Armen=Häusern für alte Männer und Weiber, ertheilt Sturm *

*
In seiner vollständigen Anweisung, allerhand öffentliche Zucht= und Liebes=Gebäude, als: hohe und niedrige Schulen, Ritter=Academien, Waisen=Häuser, Spitäler für Alte und Kranke etc. wohl anzugeben. Augsp. 1765, f.

folgende Anweisung.

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„Gast=Häuser und Kranken=Häuser gehören billig zusammen, wie sie auch in dem Haupt=Exempel und Muster, so davon in Amsterdam steht, het Gasthuys genannt, beysammen sind. Ich will setzen, daß man Raum nöthig habe für 200 Kranke, welche nicht nur das Bette fast beständig hüten müssen, sondern sich auch vor aller Erkältung zu hüten haben; 600 Verwundete, und andere Kranke, welche zwar auch das Bette immer hüten müssen, doch vor kalter Luft sich nicht so sehr zu hüten haben; 250 Kranke, welche bey ihrer Krankheit auf seyn, und herum gehen können; 225 Gebrechliche, übrigens aber gesunde; 250 fremde Wandersleute, deren jeder 3 Tage freye Herberge bekommt; überhaupt 1525. Zu so vieler Armen und Kranken Verpflegung, halte ich folgende Bediente für nöthig: 3 Hausväter mit ihren Weibern; ein Ober=Hausvater mit seiner Frau; ein Medicus mit einer Apotheke, dazu er einen Provisor, und wenigstens zwey Gesellen haben muß; 4 Prediger; 3 Küster, welche ledig sind; 2 Schneider; 4 Nähe=Frauen, und 100 Dienst=Mägde, welche alle in dem Hause mit wohnen müssen; ohne die Köche, Brauer, Schlächter, Bäcker und Schenken, welche in der Stadt wohnen können; wie auch 2 Chirurgi mit ihren Gesellen, welche täglich in das Haus kommen und ihre Dienste verrichten müssen. Was für großer Gelaß zu dem Haufen Zeug erfordert werde, welches in einem solchen Hause aufgehoben und in guter Ordnung gehalten werden muß, ist leicht zu denken, indem an weiß Leinen=Zeug allein 9150 Ueberzüge zu Betten erfordert werden, indem man Kranken nicht seltener, als 6 Mahl des Jahrs, frisch überziehen kann, billig aber öfter geschehen sollte. Alle diese Bequemlichkeit nun zu erhalten, habe ich PfeiliconFig. 2757, folgendes Dessein gemacht. Erstlich ist ein Achteck gewiesen worden, für den inwendigen Raum der Spital=Kirche, dessen <47, 147> jede Seite 31 bis 32 Fuß halten muß, damit an jeder Seite ein 30 F. im Lichten breiter Sahl anstoßen kann. Die Länge eines jeden ist so groß, daß an jeder langen Seite 25 Betten also stehen können, daß ein Bett 3 Fuß Breite, und 2 F. an einer Seite Raum vor dem Bette habe. Wenn ich nun die Länge eines Bettes 6 F. setze, so bleiben zwischen den zwey Reihen Betten, 18 Fuß Gang übrig. Weil aber ein so breiter Raum weder nöthig noch nützlich ist, so können mitten darin 20 nach der Länge an einander stoßende Betten, oder 2 solche an einer Seite ganz nahe zusammen stoßende Betten stehen, da doch an beyden Seiten noch ein 6 F. breiter Gang bleibt, und also 90 Betten in jedem Flügel, in Summa 720 Betten kommen, in welchen so viel Kranke alle einen Prediger hören können, welcher seinen Predigt=Stuhl in dem Centro der Kirche bekommt. In den äussern Winkeln werden 8 Secrete gebauet, und damit sie nicht durch Wind incommodiret werden, auch den Leuten nicht im Gesicht liegen, mit hohen vorgezogenen lebendigen Hecken verdeckt, wie No. 51 vorstellt.

„Um diese große Spital=Kirche werden ins Gevierte herum Gebäude, ein Geschoß hoch und 36 F. breit, geführt, daß sie einen gevierten Hof, 400 F. lang und breit, begreifen. Weil aber gefährliche Kranke, welche in der geringsten Kälte, ungeachtet unter dem Bette, nicht liegen dürfen, in diese große Hospital=Kirche nicht können gebracht werden, dennach aber vor andern nöthig haben, und verlangen, daß sie einen Prediger hören, und sonst dem Gottes=Dienste mit beywohnen können, so habe ich auf eine Art kleinerer Zunden=Kirchen gedacht, und bey 37 und 65 in ihre besondere Höfe gebracht, die ich hernach besonders beschreiben, und in PfeiliconFig. 2758 vorstellen werde, in deren jede 75 Kranke mit aller Bequemlichkeit seyn können. Diese Höfe sind 200 F. lang, 100 <47, 148> breit, und ringsum auch mit Gebäuden, so wie der große Hof, umfangen. An den 4 Ecken liegen mit gleichmäßigen Gebäuden umgebene, noch 4 Höfchen, jeder 100 F. lang, 64 breit, in welchen Gebäuden wir allen nöthigen Raum finden, sonderlich wenn wir aus den 16 Zusammenstoßungen der Gebäude, durch Aufsetzung noch eines Stockes gleichsam so viel Pavillons formiren, welche auch dem Gebäude ein sehr schönes Ansehen von aussen geben werden. Innen an den Höfen herum, und aussen, würde ich die Mauern nur 2 F. dick machen, und an der innern Mauer einen freyen an einander hängenden Gang führen, 6, höchstens 8 F. breit, und durch daran gelegte 1 oder 1 1/2 F. dicke Mauern, die Fläche zu den Zimmern absondern, und diese durch eben solche und bis durch das Dach hinauf geführte Quer= und Brand=Mauern um Feuer=Gefahr wegen unterscheiden, die übrige Unterscheidungen aber bloß durch dünne hölzerne Schied=Wände zuwege bringen. Die übrigen Plätze für Gäste und Kranke nur zuerst zu sehen, so sind 1) für die Gäste männliches Geschlechts, die zwey Sähle, 46 und 56, jeder 200 F. lang; deren Betten sind 2 F. breit genug, und 4 F. für jedes Bett in allem nach der Breite genug; können also in jedem Sahle, in einer Reihe, 50 Betten stehen, und bleibt zwischen beyden noch 9 bis 12 Fuß Raum, längs hin, in welchem noch 32 Betten, nach der Länge, an einander gestellt seyn können, und doch Raum genug lassen, unten und oben umhin zu kommen, daß also in beyden Sählen 264 Fremde ihr Lager haben können. Ich habe aber an beyden Enden jedes Sahles Stuben gelegt, 25, 47, 55 und 57, jede 21 bis 24 Fuß breit, 45 lang, worin des Winters diese Leute in Wärme abtrocknen können. Daneben sind noch vier kleine Stuben, 44, 48, 54 und 58, 10 F. breit und 54 F. lang, mit 4 Kammern, 43, 49, 53 und 57, eben so <47, 149> lang und breit, in deren jeder 12 Betten stehen können, wenn etwa wandernde alte Weiber kämen, dieselben auch einnehmen zu können. Ferner haben wir vier Stuben, 7, 11, 24 und 28, nebst vier langen Kammern, 8, 10, 25 und 27, deren jede 72 1/2 F. lang ist, folglich 48 Betten bequem fassen kann. Endlich sind noch sechzehn Kranken=Stuben übrig, nähmlich: 33, 34, 35, 36, 38, 39, 40, 41, 61, 62, 63, 64, 66, 67, 68 und 69, deren jede 24 F. ins Gevierte hält, und 12 Betten fassen, und noch allen nöthigen Raum lassen kann, daß wir also darin noch 192 gefährlich Kranke zu verpflegen Gelaß finden, und in allem nun für 1614 Menschen zu beherbergen, und nach allerley Beschaffenheit der Krankheiten zu verpflegen, Raum finden.

„Für die Personen und Sachen, die zu solcher Verpflegung gehören, finden wir auch überflüssig Raum; nähmlich gleich vorn an dem Haupt=Eingange des Hauses A, den Raum 190 F. lang, und, wie alle übrige, 21 bis 24 breit, für den Ober=Hausvatet, seine Familie und Meubles; eben so viel bey 2, für den Medicus, seine Familie, Apotheke, Laboratoria und Materialien=Kammer. Bey 3, eine Stube 24 F. lang und breit, für ausserordentlich gefährliche Kranke, bey welchen der Medicus und ein Priester zunächst an der Hand sind; denn bey 4, ist ein Platz 100 F. lang, für eines Priesters und seiner Familie Wohnung. Bey 5, 13, 22 und 30, sind vier Wohnungen, jede für eine schlechte Familie, welche ich indessen für überflüssig rechnen will. Bey 6, ist ein Raum, 64 Fuß lang, wo das Wasch=Haus mit Roll=Kammer und allem andern Zugehör zu den größten Wäschen seyn kann. Bey 9, ist eine Küche, 35 F. lang, mit beyderseits daran gelegenen 10 F. breiten Speise=Kammern, woraus die Stuben 7, 65 und 11, gespeiset werden. Bey 12 ist wieder, 64 F. lang, ein Raum, wo geschlachtet und gebacken <47, 150> wird. Bey 14, 21 und 31, logiren die übrigen drey Prediger. 15, 20 und 32, sind wieder drey Zimmer, denen wir noch keinen gewissen Gebrauch anweisen können. 26, eine Küche zu den Stuben bey 24. 28 und 37. Weiter 29, der große Holz= und Kohlen=Stall; weil aber die oben gemeldeten Plätze 6, 12 und 23, noch viel übrigen Raum behalten, so kann auch daselbst noch eine gute Partie Brenn=Holz vertheilet werden. 42, 50, 52 und 60, sind vier Küchen für die übrigen Kranken und Gäste; 16, 17, 18 und 19, für die vier Unter=Hausväter mit ihrem Gesinde und Meubles.

„Es ist noch übrig, daß ich die neue Disposition einer Spital=Kirche etwas ausführlicher durch Hülfe der Figur Pfeilicon2758 erkläre, welche mir bey dieser Materie beygefallen ist. Weil die Kranken=Stube nach der gemeinen Methode sie anzulegen, für alle Arten der Krankheiten die nöthige Wärme und Versicherung vor Verkältung nicht genugsam gibt, so habe ich nun hier ein rundes Gebäude angeordnet, dessen Durchmesser 82 F. beträgt, dessen 6 F. dicke Mauer auf 25 Bogen ruhet, deren jeder 5 Fuß im Lichten weit, und 8 hoch ist. Inner= und ausserhalb dieser Bogen werden 10 Fuß hohe hölzerne Wände umher geführt; jene, daß der Durchmesser dazwischen 55 F. bleibt; diese aber, daß er just in allem 100 F. betrage. Ueber diese Wände werden Balken gelegt, und eine dichte Decke verfertigt; auf jedem vierten Pfeiler aber wird von der innern zur äussern hölzernen Wand eine Scheide=Wand gezogen, und also acht große Stuben daraus gemacht, über welche noch ein Durchgang dazwischen nach der Kirche übrig bleibt; mitten in jeder Stube aber bleiben zwey von den dicken Pfeilern frey stehen, und es können in jeder Stube 6 Betten bequem stehen, wie an der Hälfte des Grundrisses dieses untern Stockes zu sehen ist. Was nun von die<47, 151>sen Stuben ausserhalb der Mauer zu liegen kommt, wird, als ein Altan, wohl vor der Nässe verdeckt, und also eine himmeloffene Galerie darüber gelassen. Auf dem Theile hingegen, welcher innerhalb der Mauer zu liegen kommt, müßte noch ein Gang, 8 F. im Lichten hoch, aufgebauet, und durch Scheide=Wände in 25 Cabinete eingetheilet werden, wie aus dem halben Grundriß dieses obern Stockes zu sehen ist. An jeder innern Seite kann nun gegen der Kirche ein großes Fenster gemacht, und just ein Bett daran gestellet werden; auf der äussern himmeloffenen Galerie aber kann man zu allen diesen Cabineten besonders gelangen. Zur Heizung dieser Gemächer nun, stehen in den untern acht Gemächern, in jedem ein Wind=Ofen mit einer Sand=Zarge, welcher diese Stube genugsam erheizt, aber aus der freyen Luft der Kirche werden durch jeden Ofen unter dem Feuer hin drey kupferne Röhren, jede 3 Zoll weit, und wenn sie aus dem Ofen heraus gekommen, jede in eines der nächst darüber gelegenen Cabinete geleitet. Wenn nun Feuer in dem Ofen ist, so bläset die kalte Luft der Kirche in die Röhren, erhitzt sich unter dem Feuer, steigt also ganz heiß hinauf in das Cabinet, und heizt dasselbe ganz vollkommen; man kann aber durch einen thönernen Pfropf die Hitze nach Belieben mäßigen, und es können die Röhren also geleitet werden, daß der Patient im Bette selbst den Pfropf bequem dirigiren kann. Also können 25 Kranke, die gar nicht inn= noch ausserhalb des Bettes auf seyn können, in ihren warmen Cabinetchen die Predigt ganz bequem bey zugehaltenen Fenstern hören, unten aber können 32 nicht so gar schwere Kranke, zur Predigt=Zeit, sich aus ihren Betten an die Fenster begeben oder bringen lassen, und nebst noch 16 in den Betten bleibenden das Singen und die Predigt anhören. Wollte man noch 25 Verwundete, welche, in den Betten liegend, die <47, 152> Kälte vertragen können, noch in der Kirche herum legen, so findet sich auch daselbst Platz dazu, daß also diese Kirche für ein mäßiges Kranken=Haus in einer nicht gar großen Stadt genug und sehr bequem seyn kann.

„Von den Armen=Häusern für alte Männer und Weiber, sagt Goldmann ganz recht, daß sie nicht besser könnten angegeben werden, als nach Art einer Karthause wie er vornehmlich die Karthause zu Paris als ein Muster vorschlägt; nur dieses einzige wichtige Bedenken ist dagegen, daß solches Gebäude gegen die Anzahl derer, die darin logiren können, gar zu weitläuftig falle. Hingegen erstreckt sich die Mildthätigkeit ausser dem Papstthum kaum, ja selten so weit, daß man nur die höchste Nothdurft für die Armen anschaffen kann. Ja, die Mönchs=Orden unter den Papisten selbst, die Benedictiner und Jesuiten ausgenommen, ob sie schon oft ungeheure Kosten an ihrer Klöster Bau wenden, wenden sie doch an die Mönchs=Zellen nicht so großen Raum, noch Propreté, ob sie schon allzumahl, wegen ihres gezwungenen Lebens, noch mehr Ursache haben, auf Gemächlichkeit der Wohnung zu sehen, und dadurch den sonst unangenehmen Stand in etwas zu versüßen, und eben deswegen, weil der Karthäuser Lebensart vor allen andern die beschwerlichste ist, ist auch für sonderlich bequeme Ordnung gesorget worden. Aber an alle diese kostbare Bequemlichkeit haben wir bey armen alten Leuten, weil sie frey und ungezwungen sind, nicht zu denken, sondern wenn nur ihre Speise gesund und vergnügsam, ihr Lager ihrer Art nach bequem und sanft, ihre Wohnung aber reinlich und warm ist, so hat man auf sonderliche Räumlichkeit dabey nicht zu sehen. Das Haus für arme alte Männer und Weiber zu Amsterdam ist das am löblichsten angelegte und am reinlichsten unterhaltene; es wohnen daselbst zwey alte Personen in einer kleinen Zelle, wie die kleinste Mönchs=Zelle, beysammen, so daß 200 in einem nicht gar zu großen Gebäude zusammen wohnen, daher ich mir dasselbe hier auch zum Muster genommen habe, aber wegen Enge des Raumes nicht mehr, als für 124 Arme, meinen Riß eingerichtet. Siehe PfeiliconFig. 2759.

Der ganze Raum des Gebäudes ist 184 F. breit, und 244 lang. Die Breite ist von keinem großen Nutzen, es mögen so viel Arme hinein kommen, als nimmermehr vorkommen kann; und schmähler darf sie auch in ansehnlichen <47, 153> Städten nicht werden, aber kann es noch im Nothfall werden, oder wo der Armen nicht gar viele sind, daß die Gelegenheit des Vorder= und Hinter=Gebäudes nicht so räumlich werden darf. Aber die Länge des Gebäudes muß sich nach der Anzahl der Leute richten, welche allein in die Seiten=Gebäude logirt werden, und werden allezeit von der Mitte der Scheide=Wand 1 Zoll, bis mitten an ihre andere Scheide=Wand, d. i. für die ganze Breite der Zelle, 12 Fuß abgestochen. Die Länge der Zellen im Lichten muß auch wenigstens 12 Fuß, oder so groß seyn, daß just an einer Wand zwey Betten, der Länge nach, an einander stehen können, und zwey Reihen mit einem gemeinen Gange dazwischen angeordnet werden. In jeder solcher Zelle logiren zwey Alte beysammen, und in zwey Zellen steht ein gemeiner Ofen mitten in der einen Scheide=Wand. An statt der Betten aber, wie sie insgemein gebraucht werden, ist besser, holländische Koyen anzuordnen, über oder unter welchen ein verschlossenes Schränkchen für jede Person gemacht wird, und ein Auftritt von 3 Stufen, der sich leicht hin und wieder setzen läßt, darauf man entweder zu dem Schränkchen oder zu dem Bette steigt. Die Höhe der Zelle im Lichten darf nicht mehr als 8 F. seyn, daß sie desto leichter erheizet werde; wenigstens muß sie nicht höher als 10 F. werden. Sie werden zwar an die Erde, doch höher als der Hof, und 1 bis 1 1/2 F. auf trocknen und wohl gestampften Schutt gebauet, damit sie desto gesunder seyn. Der Gang zwischen beyden Reihen Zellen, muß nicht schmähler als 8 F. werden, daß die Passage zwischen beyderseits Schorsteinen räumlich bleibe, über 12 F. aber ist diese Breite unnütz. Wenn nun die Dicke der Mauern oder Wände bestimmt ist, findet sich die ganze Breite der Gebäude von selbst. Hauptsächlich ist dahin zu sehen, daß dieser Mittel=Gang recht hell sey, damit die Alten, die gemeiniglich ein blödes Gesicht haben, nicht an einander stoßen, und ist nicht genug, wenn er nicht gar kurz ist, daß nur an beyden Enden Licht hinein falle. In gegenwärtigem Dessein, welches für eine ansehnliche Stadt eingerichtet ist, habe über den Zellen nur ganz flache Dächer gemacht, die auch noch flächer können gemacht werden, wenn mit Kupfer oder Bley gedeckt wird. Man könnte auch ohne gar zu große Kosten die Zellen wölben, und mit einem gegen Schnee und Regen wohl verwahrten steinernen Aesterich <47, 154> decken. Die beyden Wände, die den Mittel=Gang einfassen, sind über das Dach der Zellen so hoch hinaus geführt, daß Fenster dadurch wenigstens 2 F. hoch kommen können, welche dem Gange gar bequemes Licht geben”.

Der englische Wund=Arzt, John Aikin, in seinen Thoughts on Hospital, Lond. 1771, *

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S. Sammlung auserles. Abhandl. zum Gebrauch prakt. Aerzte, 3 B. 2 St. (Lpz. 1777, gr. 8.) S. 207, f.

macht zuerst einige allgemeine Anmerkungen über einige Umstände, welche die gewöhnliche Bau=Art der Kranken=Hospitäler betreffen, und einen starken Einfluß auf die heilsame Beschaffenheit der Luft in solchen haben; und untersucht dadurch, ob und in wie fern gewisse Krankheiten aus den Hospitälern entfernt bleiben müssen.

„Man kann nicht glauben”, sagt er: „daß in einer Sache, die so sehr bekannt und so sehr in unserer Gewalt ist, als es die Wahl der Lage eines Hospitales in Ansehung der Luft zu seyn pflegt, in so fern solche von der Hitze oder Kälte, Trockenheit oder Feuchtigkeit, und dergleichen äusserlichen Umständen, abhängt, ein großer Fehler begangen werden kann. Bloß bey der Vertheilung der Zimmer und innern Einrichtung des Hauses, muß man diejenigen Fehler zu vermeiden suchen, die unglückliche Folgen haben können. Es haben hierbey der Bau=Meister und der Arzt ganz verschiedene und einander entgegen gesetzte Absichten und Wünsche. Der erstere hält es für seine Schuldigkeit, den Platz und die Bau=Materialien so einzutheilen, daß er in einen so kleinen Raum, als möglich ist, die größte Zahl von Patienten bringe. Der Arzt hingegen wünscht, daß eben so viel leerer Platz bloß zur Bewegung der Luft übrig bleiben möchte, als es nur irgend die Gewohnheit und Bequemlichkeit er<47, 155>laubt. Bloß davon, daß dem Bau=Meister gemeiniglich mehr, als dem Arzte, gefolgt wird, rühren alle die Fehler her, über die wir uns hier beklagen.

„Gemeiniglich wird ein Hospital in einem Viereck angelegt. Man räumt den untersten Stock der Küche, und andern zur Wirthschaft gehörigen Anstalten, ein, und bringt die Patienten in die obern Stockwerke, die man zu diesem Endzweck in lange Zimmer abtheilt, welche sich die ganze Länge der Flügel hin, zu beyden Seiten erstrecken, und deren jedes nach der Größe des Gebäudes von 20 bis 50 Betten enthält, die an der entgegen gesetzten Seite der Mauer stehen.

„Der erste Fehler, den dieser bey Hospitälern so gewöhnliche Plan hat, ist die viereckige Gestalt des ganzen Gebäudes, welche verhindert, daß die Luft nicht überall gehörig durchziehen kann, und macht, daß solche mitten in dem Gebäude stockt, und durch die schädlichen Ausdunstungen, welche durch die in den Hof gehenden Fenster heraus dringen, noch mehr verderbt wird. Ein anderer Fehler ist, daß man zu dem Aufenthalt der Patienten lange Sähle bestimmt. Dieser ist so schädlich, daß ich ihn als die vornehmste Ursache der in den Hospitälern befindlichen schlimmen Luft, und der denselben eigenen Krankheit, welche nicht viel weniger bösartig als die Pest selbst ist, und die man mit dem Nahmen des Gefängniß= oder Hospital=Fiebers belegt, ansehe, welches aus der Ursache selbst erhellt, die zu dieser Einrichtung Gelegenheit gibt, die nähmlich darin besteht, daß man gern eine große Anzahl Patienten in einem engern Raume zusammen bringen will. Eine jede, auch sonst gesunde Person verdirbt durch ihren Athem und Ausdunstung eine gewisse Menge der um sie befindlichen Luft, und das Einzige, was da verhindert, daß wir nur selten die schädlichen Wirkungen dieser verderbten Luft verspüren, ist, daß dieselbe gemeiniglich bald wieder mit <47, 156> frischer Luft vermischt, und durch die beständige Bewegung derselben weiter fortgeführt wird. Sobald die Menge der Luft vermindert oder ihre Bewegung verhindert wird, sobald entstehen auch verhältnißmäßig gewisse üble Folgen. Man kann zwar nicht genau bestimmen, wie weit die Luft verderbt seyn muß, ehe sie einen irgend erheblichen Schaden in dem Körper hervor bringt; allein es ist kein Zweifel, daß sie schädlich werden muß, wenn 20 bis 50 Personen, davon viele mit Geschwüren und andern solchen Krankheiten behaftet sind, welche die Fäulniß der Säfte vermehren, beständig bey einander in einem Raume eingeschlossen sind, der nur eben so groß ist, daß er ihre Betten fassen kann. Der Umstand, daß die Patienten auch den Tag über in eben dem Zimmer bleiben, worin sie geschlafen haben, vermehrt das Uebel gar sehr. Die Betten und Bett=Tücher nehmen einen starken Geruch von der Ausdunstung, die des Nachts geschieht, an, wie man dieses schon alsdann bemerken kann, wenn man des Morgens in ein Zimmer kommt, worin nur eine Person geschlafen hat; und ihre Weiche und löcherige Substanz macht, daß alle Arten von Ausdunstungen sich länger darin aufhalten. Man sollte daher in allen, vornehmlich aber in denen Hospitälern, die sehr mit Kranken angefüllt sind, alle Patienten, die nur im geringsten aufdauern können, den Tag über in großen luftigen Vorsählen bleiben lassen, und die Zimmer um die Betten unterdessen, so viel als möglich, mit frischer Luft anfüllen, und derselben aussetzen.

„Ich bin aber dem ungeachtet noch immer überzeugt, daß eine jede Vorsicht und Anstalt, die Luft zu erfrischen, nur ein Palliativ=Mittel seyn wird, so lange man die Haupt=Quellen der Ansteckung und Verbreitung der Krankheiten, ich meine die großen mit vielen Kranken angefüllten Sähle noch beybehält. <47, 157> Zwar empfiehlt Pringle zu den Feld=Lazarethen große Zimmer und Sähle zu nehmen; man sieht aber offenbar, daß er hierbey voraus setzt, daß man in solchen verhältnißweise auch einen größern leeren Platz, als in kleinern Zimmern, übrig lassen würde. Denn er setzt es als eine Regel fest, man solle so wenig Patienten in ein Zimmer legen, daß einer, der die mit der giftigen Luft verknüpfte Gefahr nicht kennte, wenn er in ein solches Zimmer käme, glauben sollte, es könnten wohl noch 2 bis 3 Mahl mehr Kranke darin sich aufhalten. Eine Vorsicht, die in keinem unserer Hospitäler beobachtet wird, indem solches den ökonomischen Plan ihrer Einrichtung gänzlich über den Haufen werfen würde! Es ist wahr, daß der erste Anblick eines großen Sahles bey uns die Idee erregt, es müsse derselbe sehr geräumig und luftig seyn. Stellen wir uns aber nur einen Augenblick in Gedanken vor, es sey derselbe in so viel kleine Abtheilungen eingetheilt, als Kranke in demselben sind, so werden wir bald finden, wie klein der Raum ist, der auf einen jeden insbesondre kommt. Die großen Zimmer schaden auch deswegen, weil eine ansteckende Krankheit, die in einem solchen Zimmer besonders herrscht, mehrere Personen ansteckt, als solches in einem kleinen Zimmer geschehen seyn würde. Pringle erzählt, daß in einem großen Kranken=Zimmer ein bösartiges Hospital=Fieber von keiner andern Ursache entstanden sey, als weil in demselben ein Kranker lag, der an einem Fuße den kalten Brand hatte. Eine auf solche Weise entstandene ansteckende Krankheit würde wahrscheinlicher Weise sich nicht weiter, als in diesem Zimmer, ausgebreitet haben, und es würde daher auch die Anzahl der angesteckten Personen in einem kleinen Zimmer weit geringer gewesen seyn. Verschiedene andere Umstände, z. B. die Beunruhigung und der Schrecken, welchen die Kranken einander selbst, durch <47, 158> den schrecklichen Anblick ihrer Leiden und Angst, ihres Wahnsinnes, und das Seufzen der Sterbenden verursachen, müssen nothwendig jeden Menschenfreund gegen diese traurige Wohnungen einnehmen. Sind noch überdies die Kranken=Zimmer niedrig, so wird dadurch die Verderbniß der Luft noch mehr vermehrt. Dieser Fehler rührt gemeiniglich von der allzu großen Ersparung des Raumes und der Bau=Materialien her, die ich oben, Pfeil-IconS. 154, bey den Bau=Meistern getadelt habe.

„Ich gebe zu, daß, wenn man die Hospitäler nach einem andern Plan bauete, dieses, sonderlich in großen Städten, mit weit mehr Unkosten und einem größern Verluste des Platzes verknüpft seyn würde. Darf aber dieses wohl ein Einwurf bey einer Einrichtung seyn, bey welcher es bloß auf die Frage ankommt, ob solche wirklich dem gemeinen Wesen einen wesentlichen Nutzen schaffet? In der That kann keine mehr wiedersprechende Sache gefunden werden, als eine in einem zur Heilung der Kranken bestimmten Hause entstehende Krankheit; und daß es wirklich dergleichen den Kranken=Häusern eigene Krankheit gibt, daß solche viele Tausende getödtet hat, und daß sie auf gewisse Weise in einem jeden Hospitale herrscht, ist gewiß, und leider ein zu sicherer und trauriger Beweis von den Fehlern, die man bey dem Bau und der Verwaltung dieser Häuser zu begehen pflegt. Sind sie daher in ihrem jetzigen Zustande im Ganzen doch genommen nützlich, so muß man sie nur unter die nothwendigen Uebel rechnen, da man eigentlich hoffen sollte, sie bloß als wirkliche Wohlthäter für das menschliche Geschlecht ansehen zu können.

„Es gehört nicht für mich, einen Plan vorzuschlagen, nach welchem dergleichen Häuser gebauet werden sollten, und ich finde solches auch nicht nöthig, weil ich, indem ich die Fehler anzeige, vor welchen <47, 159> man sich bey dem Baue eines Hospitales hüten muß, wirklich zugleich Regeln gebe, nach welchen dergleichen Gebäude eingerichtet werden müssen. Die Gefahr, daß in engen und sehr mit Kranken erfüllten Zimmern die Luft leicht verderben kann, zeigt, wie nöthig es sey, hohe geräumige Zimmer zu machen, welche die Luft gut durchstreichen kann, und in welchen nur wenig Kranke liegen müssen. Ich glaube, es sey am besten, eine Reihe Zellen oder kleiner Zimmer zu bauen, die sich alle in eine weite Galerie öffnen, durch welche die Luft gut durchstreicht. Das Hospital zu Greenwich ist auf diese Art eingerichtet, doch sind die Zimmer nicht so hoch und geräumig, als sie für kranke Personen nöthig sind.

„Ich komme nun auf diejenigen Mittel, die Hospitäler nützlich zu machen, und die mit ihnen gemeiniglich verknüpften Unbequemlichkeiten zu vermeiden, die von der Wahl der Patienten abhängen, als unter welchen man nur diejenigen in die Hospitäler bringen muß, deren Krankheiten so beschaffen sind, daß sie eigentlich in ein Hospital gehören. Man hat aber, wenn man beurtheilen will, ob eine Krankheit so beschaffen ist, daß der Patient in ein Hospital gebracht werden muß, überhaupt dabey auf folgende Umstände zu sehen. 1. Ob eine solche Krankheit bald curiert werden könne. Denn da es die Absicht solcher guten Stiftungen ist, daß man einer so großen Anzahl von Personen, als nur immer möglich ist, helfen will, so muß man es dergestalt einzurichten suchen, daß nie ein Patient zu lange in einem Hospitale zubringe, zumahl da, wenn in einem solchen Hause ein Hospital=Fieber herrscht, dasselbe allemahl diejenigen eher befällt, die lange darin bleiben, als es bey denen geschieht, die sich nur eine kurze Zeit darin aufhalten. *

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Dieses gilt auch von chronischen Krankheiten, die manchen Hospitälern vorzüglich eigen sind, z. B. von der Krätze. Es gibt Hospitäler, in welchen viele schon geheilte Kranke hierdurch noch oft Jahre lang aufgehalten werden.

2. Ob <47, 160> diese Krankheit, wegen ihrer damit verknüpften Gefahr, oder ihrer besondern Natur wegen, oder wegen der Irrthümer, die unter den gemeinen Leuten in Ansehung ihrer Behandlung herrschen, besonders die Aufsicht geschickter Personen erfordere? Man sieht ein, daß, wenn man dergleichen Patienten vor andern in die Hospitäler aufnimmt, dieses den vorzüglichsten Nutzen schaffen muß. 3. Ob diese Krankheiten ansteckend sind, oder die Luft ganz besonders verderben, und hierdurch ansteckende Krankheiten erzeugen? Man sieht ein, wie gefährlich es für die übrigen in einem Hospitale befindlichen Patienten sey, wenn man solche Kranke darin aufnimmt. *

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Wenn man aber dergleichen Kranke in ihren Häusern lässet, so wird oft die Ansteckung noch mehr verbreitet, weil bey armen Leuten die Zimmer gemeiniglich mit mehrern Menschen angefüllt sind, als irgend in einem Hopitale, und auch durch die Besuche anderer bey solchen Kranken, den Gebrauch der Kleider der Verstorbenen, u. s. w. immer wieder andere angestecket werden. Man beobachtet dieses insonderheit bey bösartigen Pocken, und in Faul=Fiebern. Am besten ist es, wenn man einen solchen Krankn in einem Hospitale in ein besonderes kleines Zimmer legt.

4. Ob zu der Heilung dieser Krankheiten besonders eine reine und frische Luft nöthig ist, und die Patienten, die damit befallen sind, vorzüglich von einer Verderbniß der Luft leiden müssen? Ich halte dafür, daß es, wenn man auch die Hospitäler noch so sehr verbessert, doch unmöglich seyn werde, dieselben zu einem geschickten Aufenthalt für dergleichen Kranke zu machen. *

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Daher schicken sich lungensüchtige Personen nicht gut in Hospitäler,

„Ich will nun diese allgemeine Regeln auf gewisse besondere Fälle anwenden, und einige praktische Schlüsse daraus ziehen.

„Es gibt keine Krankheiten, bey welchen der Nutzen der Hospitäler deutlicher einleuchtet, als bey <47, 161> denjenigen, die von einer äusserlichen Verletzung eines sonst gesunden Körpers herrühren, da bey solchen sowohl eine geschwinde Hülfe erforderlich, als auch möglich ist. Da die Zufälle gemeiniglich bey ihnen sehr heftig sind, und sich so plötzlich eräugnen, so ist allemahl viel Elend und Schrecken mit ihnen verknüpft, und die Wohnung eines Armen ist gemeiniglich nur sehr schlecht mit demjenigen, was zu ihrer Behandlung erfordert wird, versehen. Die Natur pflegt oft vor sich selbst, ohne alle Beyhülfe, andere Krankheiten zu überwinden, und es werden oft solche, wenn ihnen der Patient mit Gewalt wiedersteht, dabey noch immer herum geht etc. dadurch weniger fürchterlich. Allein, eine Wunde, ein Bein=Bruch oder eine Verrenkung, sind Zufälle, die man augenblicklich in ihrer ganzen Stärke fühlt, und die einen Kranken, auch wider seinen Willen, den Beystand der Kunst zu suchen zwingen. Man sollte daher in jedem Hospitale dergleichen Patienten, sobald sie nur dahin kommen, aufnehmen, ohne eine besondere Empfehlung und Erlaubniß dazu zu erwarten.

„Einige von solchen Krankheiten sind so beschaffen, daß sie weder die Luft sehr verderben, noch auch die Verderbniß der Luft wieder einen ausserordentlich schädlichen Einfluß auf sie hat; bey andern aber kann man große Einwendungen wegen dieses Punctes machen. Dieser Unterschied hängt besonders von dem Grade der Entzündung und folglich des Fiebers und der Eiterung, oder des darauf erfolgenden kalten Brandes, ab, wie auch von der Empfindlichkeit und Reizbarkeit der Theile, die besonders der Luft ausgesetzt sind. So können Fleisch=Wunden, und einfache Bein=Brüche und Verrenkungen fast an allen Orten gleich leicht geheilet werden, da unterdessen heftige Quetschungen und Brand=Schäden, Verwundungen der nervigen und häutigen Theile, Bein=Brüche, wobey auch die weichen Theile verletzt sind, und an<47, 162>dere ähnliche Fälle, durch die verderbte Luft in einem Hospitale, besonders gefährlich und schwer zu heilen gemacht werden. Die Feld= und Schiff=Wundärzte kennen, aus einer traurigen Erfahrung, die schlimmen Folgen übler Schuß=Wunden in den Hospitälern, und können oft mit aller Mühe ein zerschossenes Glied nicht erhalten, so daß sie sich wider ihren Willen genöthigt sehen, zu dem unangenehmen und in dergleichen Fällen höchst ungewissen Mittel, der Amputation, zu schreiten. Es geschieht aber dieses nicht nur in den Feld=Lazarethen, sondern es weiß auch ein jeder Wund=Arzt, der ein großes und mit vielen Patienten erfülltes Hospital zu besorgen hat, wie schwer es sey, einen zusammen gesetzten, oder mit einer Verletzung der weichen Theile verknüpften Bein=Bruch in einem solchen Hospitale zu heilen. Daß aber dieser üble Erfolg solcher Fälle nicht von der Beschaffenheit der Krankheit, sondern von der bösartigen Beschaffenheit der Luft in den Hospitälern herrühre, sieht man deutlich an dem verschiedenen Ausgange, den solche Schäden in der Privat=Praxis, und in Hospitälern, die nicht sehr mit Kranken angefüllt sind, zu haben pflegen.

„Es haben schon die ältern Wund=Aerzte die Bemerkung gemacht, daß bey Brüchen der Hirnschale eine üble Beschaffenheit der Luft für die Kranken höchst gefährlich sey. Bey diesen sind nicht nur alle die übeln Umstände vorhanden, die mit den zusammengesetzten Bein=Brüchen verknüpft sind, sondern es kommt auch noch dazu, daß in diesen Fällen das Gehirn und die Nerven noch gemeiniglich vielleiden. *

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Und daß das entblößte Gehirn dem übeln Eindrucke der bösartigen Luft besonders ausgesetzt ist.

Es ist traurig, daß so viele Personen in der Privat=Praxis an dergleichen Zufällen sterben, allein in den Hospitälern werden noch wenigere gerettet” u. s. w.

<47, 163>

Aus dem Sendschreiben des Hrn. Tho. Percival, von eben dieser Materie, welches dem vorerwähnten Werke des Hrn. Alkin angehängt ist, führe ich Folgendes an.

„Es ist traurig, daß die Hospitäler, die zur Gesundheit und Erhaltung der Menschen bestimmt sind, zu oft unter die Ursachen der Krankheit und des Todes gerechnet werden müssen. Von allen, die zu Paris sterben, stirbt der dritte Theil in den Hospitälern. In dem Hôtel-Dieu, dem größten der dasigen Kranken=Häuser, welches mitten in dieser Stadt liegt, sieht man oft, aus Mangel einer genugsamen Anzahl von Betten, 4, 6, ja 8 Patienten bey einander liegen. Man nimmt jährlich ungefähr 22000 Kranke darin auf, von denen mehr als der fünfte Theil stirbt. In den beyden großen Hospitälern in London, dem St. Thomas= und St. Bartholomäus=Hospital, sterben ungefähr jährlich 600 Personen, oder einer von 13 Kranken. In dem Hospitale zu Northampton stirbt, ein Jahr ins andere gerechnet, einer unter 19 Kranken; in dem Kranken=Hause zu Manchester aber, welches ganz frey liegt, und wo die Luft einen guten Zugang hat, der 22ste. Dieses ist noch immer weit mehr, als in der Privat=Praxis sterben; und man hat Ursache, die Sterblichkeit noch weit höher zu rechnen, wenn man überlegt, daß ausser denen Patienten, die man als unheilbar, oder wegen ihrer übeln Aufführung daraus wieder wegschickt, auch keine Pocken, Masern, venerische Kranke, bösartige Fieber etc. darin aufgenommen werden.

„Da unterdessen viele Hospitäler so gebauet und eingerichtet sind, daß keine Haupt=Veränderungen darin gemacht werden können: so wäre zu wünschen, daß man Mittel gegen die Unbequemlichkeiten, die von ihrem gegenwärtigen Baue und Einrichtung herrüh<47, 164>ren, ausfindig machte. Man erlaube mir, hier einige Anmerkungen mitzutheilen, die hierauf abzielen.

„Die Luft, Kost, und Arzeney=Mittel, sind die drey vornehmsten Sachen, durch welche man die Fäulniß und Ansteckung in einem Hospitale verhindern und verbessern kann. Eine gesunde Person braucht in jeder Minute ungefähr 8 Pinten Luft, eine kranke aber weit mehr, weil sie solche, indem sie geschwinder Athem hohlt, auch geschwinder verderbt; und man findet, daß die Thiere in einer unreinen Luft weit geschwinder, als in einem gänzlich luftleeren Raume, sterben. Ausser dem Gebrauche der Ventilatoren, und der Fenster, deren Schößchen man so herab lassen kann, daß oben eine Oeffnung entsteht, sollte man auch in der Mauer (oder Thüre) Oeffnungen, den Fenstern gegen über, machen, die mit der Größe derselben ein Verhältniß haben müßten. Dieses ist eine Verbesserung, die man vor kurzem in dem Hospitale zu Leicester mit gutem Nutzen angebracht hat. In großen Kranken=Sählen, muß an jedem Ende ein Kamin seyn, dessen Zug auf alle Weise zu befördern ist. Im Sommer muß dieses dadurch geschehen, daß man einen Schorstein, unter welchem beständig Feuer gehalten wird, in die Esse von diesem Kamine leitet. Die Wärme der Luft ist durch ein Thermometer zu bestimmen, welches mitten in dem Zimmer aufgehänget werden muß.

„Unterdessen ist doch, wenn man auch noch so viel frische Luft in einen Ort bringt, wo ansteckende Theile vorhanden sind, dieses doch nicht zureichend, die Ansteckung gänzlich zu vernichten. Man muß daher die schädlichen Ausdunstungen, die aus den Körpern, Geschwüren etc. aufsteigen, zu verbessern suchen. Dieses geschieht am besten dadurch, daß man die Zimmer täglich mit Essig und Theer=Wasser wäscht, oft mit kochendem Essig und Theer, oder, in sehr bösartigen Fällen, mit Essig, worein man Myrrhen und Campher <47, 165> aufgelöset hat, darin räuchert, Fichten= und anderes harziges Holz brennt, auch solches zuweilen in Theer taucht; und wenn man das Bett=Zeug solcher Patienten, die ausser dem Bette dauern können, an die Luft bringt, und hernach dasselbe mit vorerwähnten, der Fäulniß widerstehenden Dämpfen gut durchräuchert, und die Kranken anhält, die Reinlichkeit auf das genaueste zu beobachten. Das Tobak=Rauchen sollte man den daran Gewöhnten, wofern ihnen der Tobak sonst nicht schädlich ist, erlauben. Die Kranken müssen oft weiße Wäsche bekommen, die man allemahl vorher gut durchräuchern muß. Der Verband von sehr faulen und unreinen Geschwüren, muß sogleich in Gefäße mit Wasser und Essig geworfen, und sobald als möglich aus dem Zimmer gebracht werden.

„Billig sollte man sich in den Hospitälern gar keiner Salben bedienen, weil das Oehl durch die Hitze ranzig, und mithin auch scharf und septisch wird, welches dann nothwendig die Schärfe und den übeln Geruch der Eiterung befördern muß. Brey=Umschläge von Möhren oder Semmel, oder auch Stücke Werrig, die mit Stärken=Schleim dünn überstrichen sind, mit dem man vorher so viel Oehl von Kälber=Füßen vermischt hat, daß er nicht steif wird, könnten statt der Pflaster und Cerate gebraucht werden. Man kann 12 Theile von diesem Schleime und 1 Th. Oehl mit einander vermischen, ohne daß man die geringste Wärme dabey nöthig hat; es macht dieses eine Masse von gehöriger Consistenz aus, die auch noch eine Zeitlang weich bleibt. Zuweilen kann man auch das Goulard= ische Wasser zur Bereitung des Stärken=Schleimes nehmen, wodurch man dann ein erweichendes, antiseptisches und gelinde zusammenziehendes Mittel erhält, welches das so genannte Vnguentum tripharmacum weit übertrifft.

<47, 166>

„Was die Kost anbelangt, so muß man den Patienten zur Sommerszeit und im Herbste, wenn die faulichten Krankheiten am stärksten sind, viel Obst zu essen geben. Dem Reiß, dessen man sich in den meisten Hospitälern bedient, ist, in Ansehung seiner gesunden Eigenschaft, der Salab weit vorzuziehen, den man doch so selten zur Nahrung gebraucht. Ich habe durch Versuche, wobey ich allerhand vegetabilische Nahrungs=Mittel, die ich mit Wasser und Fleisch vermischte, und einer Wärme aussetzte, die dem Grade der Wärme des menschl. Körpers gleich kam, gefunden, daß derselbe sehr langsam in Gährung kommt, und die Fäulniß nur sehr wenig verbessert. Er ist daher als eine ganz unschickliche Kost für Patienten in Hospitälern anzusehen; er ist auch gar nicht nährend, weil er sich so schwach in dem Magen auflöset; und es bemerken die Besitzer der Plantagen in unsern amerikanischen Inseln, daß ihre Negern, wenn sie Reiß essen, ganz mager werden und weniger arbeiten können.

„Der Salab ist unter allen vegetabilischen Nahrungs=Mitteln dasjenige, welches die größte Menge von nährenden Theilen enthält, und kann, wegen seiner stärkenden, schleimigen und die Schärfe mildernden Eigenschaften, für eine medicinische Kost angesehen werden. Er ist bey allen Bauchflüssen und der Ruhr, wie auch bey dem symptomatischen Fieber, welches von der Einsaugung des Eiters aus Geschwüren in der Lunge, aus Wunden etc. entsteht, wenn man ihn häufig genießt, ein vorzügliches Hülfs=Mittel.

„Der Käse ist für die von Krankheiten genesenden Personen eine sehr ungesunde Nahrung. Frisch, ist er ganz unverdaulich; und ungeachtet er, wenn er durch das Alter erweicht wird, leicht, mit Fleisch und Wasser vermischt, zu gähren anfängt, so sondert sich doch zu gleicher Zeit ein ranziges Oehl von ihm ab, <47, 167> welches keiner fernern Veränderung fähig ist, und als ein die Fäulniß beförderndes Mittel schaden muß. Denn es sind die in den Hospitälern befindlichen Patienten den Rückfällen so sehr unterworfen, daß solche bey ihnen auch durch den geringsten Fehler in der Diät hervor gebracht werden können.

„Der Aufguß vom Malz, den man als ein so nützliches Verwahrungs=Mittel gegen den Scorbut auf Schiffen empfohlen hat, kann vielleicht, wegen seiner der Fäulniß wiederstehenden Kräfte, in einem Hospitale nicht wenigen Nutzen stiften. Er ist, zum gewöhnlichen Getränk, dem Biere vorzuziehen, welches, da es schon gegohren hat, der Fäulniß nicht mehr so sehr wiedersteht, und solche verbessert. Sollte es den Leib zu sehr öffnen, so thue man zu dem Malze, worauf man das Wasser gießen will, noch einige rothe Rosen=Blätter, oder etwas von Granatäpfel=Blüthe, welche Dinge dem Malze diese Eigenschaft benehmen, und ihm doch keinen unangenehmen Geschmack gehen werden. Man könnte auch aus dem Mehle von Malz, Müse und allerley Backwerk verfertign.

„Von Fleisch=Speisen sollte alles, was geräuchert und eingesalzen ist, ingleichem überhaupt das Schwein=Fleisch verbothen seyn, weil solches am meisten unter allen Gattungen des Fleisches zur Fäulniß geneigt ist, und die Ausdunstung verhindert. Man muß die Thiere, die man zu dem Gebrauch eines Hospitales schlachtet, mehr ausbluten lassen, als sonst gewöhnlich ist, damit das Fleisch nicht so bald faulend werde, und mit andern unvermeidlichen Ursachen sich zur Hervorbringung faulichter Krankheiten verbinde.

„In Ansehung der Arzeney=Mittel habe ich nichts weiter zu sagen, als daß man, wenn man dergleichen verschreibt, auch dabey nicht nur auf die gegenwärtig vorhandenen Zufälle, sondern auch auf die faulichte Beschaffenheit und ansteckende Natur der Hospital=<47, 168>Krankheiten Rücksicht nehmen muß. Da die Ansteckung sich gemeiniglich nur langsam verbreitet, so muß der Arzt gleich auf den ersten Anfall genau Acht haben, und alsdann sogleich den fernern Fortgang zu hemmen suchen. In bösartigen Fiebern kann man, ausser dem Gebrauche der Fieber=Rinde in Pulver oder Decoct, noch einen leichten Aufguß davon, der ziemlich sauer gemacht worden ist, statt des gewöhnlichen Getränkes verordnen. In leichtern Fällen aber werden die mit Essig oder Weinstein=Rahm bereiteten Molken zu einem angenehmern verdünnenden und zureichend antiseptischen Getränke dienen. Man sollte auch die Patienten mit dem Decocte der Fieber=Rinde oder der Kamillen=Blumen, wozu man noch etwas Essig gethan hat, früh und abends sich das Gesicht waschen, und die Hände und Füße baden lassen, welches nicht nur der Fäulniß wiederstehen, sondern auch zur Erreichung anderer nützlichen Endzwecke dienen würde”.

Im Jahr 1774, kam zu Paris, Memoire sur la meilleure maniere de construire un Hôpital des Malades, von Hrn. Petit, heraus. Die Gelegenheit zu dieser Schrift hat wohl der Brand im Hôtel-Dieu zu Paris, und die Frage, wo man es wieder auf bauen soll, gegeben. Die Idee des Verf. ist wirklich auffallend, und ganz neu. Er beantwortet sich selbst zwey Fragen: Wo soll man ein Hospital bauen? Wie soll man es bauen?

Bey der Anlegung eines Hospitales muß man vornehmlich auf reine und freye Luft, gutes und nahes Wasser, Sauberkeit und Reinigkeit, leichte Bedienung der Kranken, und Entfernung von Geräusch und Unruhe, sehen. In großen Städten ist unreine Luft, schlechtes Wasser, beständiges Geräusch, und nicht Ruhe genug. Man sorgt nicht allein für die Kranken, <47, 169> sondern auch für die Einwohner der Stadt, wenn man große Hospitäler aus der Stadt verbannt. In der Stadt selbst könnte man allenfalls ein Haus (ein Depôt) für diejenigen errichten, die wegen ihrer Krankheit, z. B. plötzlicher heftiger Geburts=Arbeit, complicirter Bein=Brüche, gewisser hitziger Fieber etc. nicht ausserhalb der Stadt in das Hospital gebracht werden können. Daselbst müssen sie so lange bleiben, bis sie sicher in das Hospital gebracht werden können.

Damit Feuchtigkeiten und Unreinigkeiten leicht abfließen, muß der Platz, auf welchem das Hospital steht, erhaben seyn. Trocken muß der Boden und die Gegend nothwendig seyn. In der Nähe muß fließendes Wasser seyn. Gut ist es, wenn das Hospital Schutz vor dem Nord=Winde hat.

Die zweyte Frage: Wie soll das Gebäude eingerichtet werden? Zwey Regeln muß man dabey vorzüglich beobachten. 1. Das, was jedem Kranken nöthig ist, muß ihm nahe seyn, muß er leicht und geschwinde haben können. Dies gereicht nicht allein dem Kranken zu großem Nutzen, sondern auch dem Hospitale; denn bey dieser Erleichterung sind weniger Dienstbothen nöthig. 2. In einem bestimmten Raume müssen so viel Kranke seyn, als ohne Unbequemlichkeit, und Nachtheil der Gesundheit, möglich ist.

Die so gewöhnliche Gestalt eines Viereckes ist die schädlichste unter allen; sie erschwert den Dienst durch die Entlegenheit der verschiedenen Theile des Gebäudes, und schadet der Gesundheit durch die in der Mitte des Gebäudes eingeschlossene Luft.

Man soll, dem Projecte des Hrn. Petit zu Folge, dem Hospital=Gebäude die Gestalt eines Sternes geben, welcher mehr oder weniger Strahlen hat, nach dem die Menge der Kranken, die man zu placiren gedenkt, groß oder klein ist. In der Mitte des Gebäu<47, 170>des ist ein trichterförmiger Dom, in welchen, als in den Mittelpunct, alle Strahlen des Sternes sich vereinigen. In der Mitte des Domes ist die Kirche; im Umfange desselben sind die Wohnungen der Aerzte, Wund=Aerzte, Kranken=Wärter, die Apotheke, Küche, und der Fleisch=Scharren. In den Strahlen des Sternes sind die Kranken=Zimmer. Da alles Nöthige in der Mitte des Hospitales ist, wird der Dienst sehr erleichtert; jeder Kranke kann alles, was er bedarf, geschwinde und leicht haben. Kein Theil des Hospitales ist weit von dem Mittelpuncte, der alle Bedürfnisse enthält, entfernt. Ausser diesem großen Nutzen, den der Dom leistet, dient er durch seine trichterförmige Gestalt dem gangen Gebäude und allen Zimmern als ein Ventilator; denn jedes Zimmer steht durch ein allgemeines Gewölbe und durch Röhren mit dem Dome in Verbindung. Dieser Vorschlag des Hrn. P. hat in der That etwas sehr Vorzügliches.

Jedes Bett steht in einem besondern Alkoven, der durch eine ziegelsteinerne Wand von den nächsten abgesondert ist. In jedem Bette liegt nur Ein Kranker. Jeder Alkove ist mit einem Vorhange versehen, den man niederlassen kann, wenn der Kranke schlafen will. Durch diese Einrichtung stört kein Kranker den andern. Es kann einer im Zimmer sterben, und weggebracht werden, ohne daß es die andern merken; man darf nur alle Vorhänge niederlassen. In jedem Alkoven ist ein Fenster, durch welches die Excremente des Kranken, der im Alkoven liegt, ausgeschüttet werden. Ausserhalb dem Fenster ist eine Röhre mit einer trichterförmigen Oeffnung, die die Excremente auffängt, und an den bestimmten Ort hin leitet. Auch diese Einrichtung hat ihren wesentlichen Nutzen. Man hat nicht nöthig, den Unrath eines jeden Kranken durch den Sahl zu tragen, und die Luft zu vergiften.

<47, 171>

Auch Hr. le Roi hat, bey Gelegenheit des im Hôtel-Dieu zu Paris entstandenen Brandes, verschiedene Betrachtungen über die Spitäler, besonders in Rücksicht auf die Verbesserungen ihrer Bau=Art, gemacht, und solche der Academie der Wiss. zur Beurtheilung vorgelegt. Er wiederhohlt die schon von Andern geäusserte Klage, daß man die wichtige, zu unsern Zeiten so sehr bestätigte Wahrheit vergesse, nähmlich: daß viele in einem Orte eingeschlossene Menschen, vermöge ihrer Organisation und Beschaffenheit sich schon in einem der Krankheit nahen Zustande befinden und daß es um so nachtheiliger für wirklich Kranke sey, wenn deren eine große Menge in einem solchen Orte beysammen wäre.

Seiner Meinung nach, hat man bey den Hospitälern vorzüglich auf zwey Gegenstände zu sehen; nähmlich: 1. daß die Anzahl der Kranken, in so weit die Stiftung es zuläßt, so geringe, als möglich, bleibe; und 2. daß man bey der Construction der Hospitäler besonders auf die Lüftung bedacht sey, und auf Mittel denke, der in solchen Gebäuden unausbleiblichen Fäulung der Luft, so viel es sich thun läßt, vorzubeugen.

Weil durch die in der Physik und Medicin gemachten Beobachtungen klar bewiesen ist, daß kein Hospital, worin die Kranken=Sähle unmittelbar an einander stoßen, seiner Bestimmung gehörig gemäß seyn kann, so verfertigte er einen Plan, nach welchem die Kranken=Sähle, so ungefähr wie die Zelte in einem Feld=Lager, oder wie die Pavillons im Garten zu Marly, von einander stehen müßten. Ein jeder Sahl solle, diesem zu Folge, gleichsam eine Insel in freyer Luft vorstellen, damit durch die von allen Seiten wehenden Winde, die den Kranken=Sahl umgebende Luft leicht in Bewegung gebracht werde, wodurch so<47, 172>dann die innere, ohne in ein anderes Kranken=Zimmer zu kommen, erneuert würde.

Dieser Abtheilung der Kranken=Sähle ungeachtet, würde, nach Hrn. le Roi Geständniß, die Absicht doch kaum halb erreicht seyn, wenn nicht zugleich auf die innere Form derselben Rücksicht genommen würde. Er sucht also auch diese zu bestimmen, weil sie das meiste beytragen muß, die Luft ohne Unterlaß, doch so gemächlich, daß die Kranken nicht die geringste Beschwerde davon empfinden, zu erneuern. Er glaubt, daß man hierin nach den Regeln der Luft=Bewegung auf folgende Weise verfahren müsse. An statt daß die obere Decke in den Kranken=Zimmern, wie gewöhnlich, ganz flach ist, so wäre, seiner Meinung nach, besser, wenn sie, je nachdem der Sahl lang ist, in mehrere Theile getheilt würde. So viel Abtheilungen da sind, eben so viel Wölbungen sollten angebracht werden, deren oberste Theile oder Mittelpuncte allezeit der Mitte der Breite des Sahles gemäß, und mit einer Oeffnung versehen seyn müßten. Auf diese Weise könnten die darunter schwebenden Luft=Theilchen sehr leicht in die Höhe steigen, und durch die in den Oeffnungen der kleinen Wölbungen befindlichen Röhren über das Dach geführt werden. Am Fußboden des Sahles sollen, an verschiedenen Orten Luft=Löcher angebracht werden, welche durch Röhren mit der äussern Luft Communication haben, und von le Roi Luft=Brunnen genannt werden. Durch die in dem untersten Luft=Raume vorgehenden Beschäftigungen der Kranken=Wärter, durch das Feuer etc. wird die Luft daselbst erwärmt, in Bewegung gesetzt, und durch die an den obersten Theilen der Wölbung angebrachten Röhren heraus getrieben. Diese Sähle würden übrigens sehr leicht zu heizen seyn, weil man über die Luft=Brunnen eine Kohl=Pfanne mit dem nöthigen Feuer setzen, oder auch selbst Heiz=Oefen an denselben<47, 173> anbringen könnte. Wenn man die Luft=Erneuerung, aus welcher Ursache es immer sey, in den Sählen beschleunigen wollte, so dürfte man nur oben an den Wölbungen Kohl=Pfannen anbringen, wodurch die Verdünnung der Luft veranlasset, und deren Bewegung aufwärts beschleuniget würde. Auf diese Art wäre auch vorgebeuget, daß die ansteckenden Luft=Theilchen eines Kranken den Nebenliegenden nicht berühren können, welches in der ganzen Behandlung einer der wichtigsten Puncte ist.

Um die Kranken noch mehr gegen diese Gefahr sicher zu stellen, hat le Roi eine Art Schirme erdacht, die merklich höher sind, als die Betten, welche durch dieselben von einander abgesondert werden. Hierdurch wird nicht nur den Kranken der gegenseitige Anblick ihrer Gebrechen und Todes=Angst benommen, sondern es dient zugleich auch dazu, die Luft=Säule von unten in gerader Linie in die Höhe zu leiten. Wenn man eine Probe anstellen wollte, ob die Luft in einem auf diese Art gebaueten Sahle geschwinde erneuert wird, dürfte man, nach seiner Meinung, nur einen großen Rauch darin machen, und die Röhren sodann öffnen, da man sehen würde, daß derselbe bloß durch diese innere Einrichtung sehr bald verschwindet.

In Ansehung ansteckender Krankheiten, als: der Blattern, der hitzigen Fieber, des Scorbutes, u. a. m. wünscht le Roi, daß besondere, von dem Hospital=Gebäude entfernte Sähle angeleget würden, die, im Verhältniß gegen das Haupt=Gebäude, um sich eines Ausdruckes der See=Leute zu bedienen, unter dem Winde liegen müßten, damit ihre schädliche Ausdunstungen an dasselbe entweder gar nicht, oder doch seltener, angetrieben würden.

Auch Hr. Maret entwarf, zu der Zeit, als man in Paris damit umging, das Hôtel-Dieu neu zu erbauen, einen Aufsatz über die Einrichtung eines Ho<47, 174>spitales. *

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In den Nouveaux Memoires de l' Acad. de Dijon, 1 Semestre, 1782, 8.

Sein Haupt=Endzweck ist, dem Hospitale eine solche Einrichtung zu geben, daß alle Zimmer und Kammern in demselben, so oft man will, mit reiner und frischer Luft hinlänglich versehen werden können. *

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Denn zu verhüten, daß die Luft in einem Hospitale nicht verunreinigt werde, ist nun einmahl nicht möglich, da man bey Errichtung eines Hespitales immer ökonomisch denkt, und Raum sparet, da man den hier am wenigsten ökonomisch Verfahren, sondern Raum verschwenden sollte.

Die Grundsätze, worauf er seinen Entwurf gründet, sind folgende. Die Quellen der Unreinigkeiten, welche die Luft in einem Hospitale verderben, sind die Kranken, ihre Excremente und Nahrungs=Mittel. Je näher die Luft dem Körper des Kranken ist, desto mehr ist sie mit denen Unreinigkeiten, die sein Körper ausdunstet, angefüllt; am meisten ist es die ihn zunächst umgebende Luft; am wenigsten die am meisten von ihm entfernte. Lange hat man ganz fälschlich geglaubt, daß die Ausdunstungen sich erheben, und den obern Theil der Luft in einem Zimmer einnehmen; und deswegen hat man es sich zur Regel gemacht, die Zimmer in Hospitälern hoch zu bauen, damit die Unreinigkeiten sich genug erheben, von den Kranken entfernen, und die untere Luft reinigen können. Deswegen hat man das große Hospital zu Lyon mit einem Dome versehen.

Man hat behauptet, daß die obere Luft in einem mit Kranken sehr angefüllten Zimmer dermaßen vergiftet sey, daß ein Vogel in derselben augenblicklich stirbt, und frisches Fleisch in kurzer Zeit faul wird. Hr. Maret ließ, um die Wahrheit dieses Satzes zu untersuchen, in einem der Dome des Hospitales zu Lyon, verschiedene Vögel in Käfigen aufhängen; nach 14 <47, 175> Tagen befanden sie sich noch recht wohl. Er ließ eben daselbst ein Stück frisches Fleisch aufhängen, und nach 5 Tagen bemerkte man noch nicht die geringste Verderbung an demselben, da ein anderes Stück Fleisch, welches man im Sahle in Bett=Höhe aufgehängt hatte, nach 24 Stunden schon ganz faulicht war. Er behauptet also, daß in einem Kranken=Zimmer, bloß und allein die untere Luft, welche die Kranken zunächst umgibt, inficirt ist, die obere Luft im Zimmer hingegen es ganz und gar nicht, oder doch weit weniger, ist; und daß man sehr irrt, wenn man die Infection in einem Hospitale zu verhüten glaubt, indem man den Kranken=Sählen eine ansehnliche Höhe gibt. Die obere Luft drückt auf die untere, deren Spannkraft durch die in derselben befindlichen Dünste vermindert ist, treibt sie aus ihrer Stelle aufwärts, und nimmt ihre Stelle ein. Dieses aber hat auf die Kranken keinen Nutzen; denn die Luft nimmt, indem sie aufsteigt, die Unreinigkeiten nicht mit sich in die Höhe. Die herabsteigende obere Luft ist kälter, benimmt also der aufsteigenden untern Luft ihre Wärme, und präcipitirt dadurch die in derselben enthaltenen Feuchtigkeiten. Die herabsteigende kältere Luft ist gleichsam ein Filtrum, durch welches die herabsteigende wärmere Luft passiren muß, und in welchem dieselbe ihre Unreinigkeiten zurück lässet. Je dicker und dichter dieses Filtrum ist, desto mehr werden die Unreinigkeiten der untern Luft zurück gehalten; je höher die Kranken=Sähle sind, desto kälter und dicker ist die Lage der obern Luft, desto mehr bleiben also die Unreinigkeiten in der untern Luft. Hohe Kranken=Zimmer vermehren also die Infection in Hospitälern.

Das einzige Mittel, Kranke in Hospitälern mit frischer reiner Luft zu versehen, ist also: Oeffnungen anzulegen, wodurch die unreine Luft heraus getrieben, und eine neue hinein gelassen werden kann. Es ist <47, 176> aber nicht gleichgültig, auf welche Art und Weise dieses geschieht, und welche Richtung man dem Luft=Strohme gibt. Die Gewalt, mit welcher die äussere Luft in einen verschlossenen Ort dringt, ist desto größer, je kälter und schwerer die äussere Luft ist, und je mehr durch die Ausdunstungen die Elasticität und der Wiederstand der innern Luft vermindert ist. Wenn man sich ein Kranken=Zimmer als ein längliches Viereck gedenkt, dessen beyde einander gegenüber stehende Wände ein großes offenes Fenster haben, so wird zwar freylich ein Luft=Strohm durch dieses Zimmer fließen, dieser Strohm aber wird nur durch die Mitte des Zimmers gehen, zu beyden Seiten wird die Luft nicht bewegt und erneuert werden. Eben so sieht man in einem Flusse das Wasser nur in der Mitte ströhmen, an beyden Ufern aber ohne alle Bewegung, wenn das Bett des Flusses an einer Stelle ober= und unterhalb schmahl und enge ist. Will man also aus allen Theilen des Zimmers die alte Luft treiben, und alle Winkel desselben mit frischer Luft versehen, so ist durchaus nöthig, daß die Oeffnungen in beyden einander gegenüber stehenden Wänden so hoch und breit seyn, als die Wände selbst sind.

Da oben erwiesen worden ist, daß nur der untere Theil der Luft in Kranken=Zimmern vorzüglich inficirt ist, so muß nothwendig der Strohm der Zug=Luft die Richtung erhalten, daß er horizontal durch den untern Theil des Zimmers geht; folglich müssen die Zug=Oeffnungen in den Seiten=Wänden des Zimmers seyn. Es erhellt hieraus, daß es zu nichts dient, wenn man Zug=Löcher in die Decke des Zimmers, oder an den obern Theil der Seiten=Wände anbringt; auch wird man gemeiniglich bemerken, daß durch dergleichen Oeffnungen in der Decke die innere Luft nicht hinaus steigt, sondern vor aussen die Luft hinunter steigt; und dadurch wird, wie oben gezeigt worden ist, die <47, 177> Infection der untern Luft vermehrt. Die Zug=Oeffnungen müssen also dergestalt einander gegenüber seyn, daß der Luft=Strohm die untere Gegend des Zimmers in horizontaler Richtung durchzieht. Hr. Maret beweiset dieses alles durch das große Hospital zu Lyon, in welchem die Sähle sehr hoch, und die Decken sowohl als der Boden mit Zug=Löchern versehen sind, und wo dennoch die Luft äusserst inficirt ist.

Auf alle diese Grundsätze stützt nun Hr. M. seinen Vorschlag zur Errichtung eines Hospitales. Das Gebäude soll die Gestalt einer, mehr oder weniger langen, Ellipse haben, deren beyde Enden abgestutzt sind. Die Decke soll auch gewölbt seyn, so, daß das ganze Zimmer die Gestalt eines der Länge nach durchschnittenen halben Eyes hat. An beyden Enden des Sahles sollen zwey große Thüren seyn, die bis an den Anfang des Gewölbes hinauf reichen, und daselbst die ganze Breite des Sahles einnehmen. Inwendig im Sahle muß an den Wänden alles eben und glatt seyn; nirgends muß eine Vertiefung oder Hervorragung seyn. Die Betten stehen in diesem Sahle in zwey langen Reihen, jedes 2 Fuß von der Mauer entfernt. Alle Morgen, oder so oft es nöthig ist, öffnet man die beyden großen Thüren, und erfüllt also das ganze Zimmer mit frischer Luft. Kein Winkel ist im Zimwer, wo die Luft stecken bleiben könnte. Indem dieses geschieht, verfügen sich die Kranken, welche das Bett verlassen können, in ein Neben=Zimmer; diejenigen aber, welche es nicht verlassen können, bedeckt man, daß der Strohm der durchziehenden Luft sie nicht unmittelbar berühre. Die Länge des Gebäudes soll von Norden nach Süden gerichtet seyn. Die Zimmer sollen niedriger seyn, als sie gewöhnlich in großen Hospitälern sind; dadurch erhält man den doppelten Vortheil, daß man im Winter die Zimmer leicht warm, im Sommer aber kühl erhalten kann. Auch ist der <47, 178> Zug der Luft von Norden nach Süden stärker, weil auf der nördlichen Seite des Gebäudes mehr Kühlung, und auf der südlichen wärmere Luft ist.

Der Ingenieur und Architekt, Lukas Voch, *

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Im 2 Th. seiner bürgerlichen Baukunst, (Augsb. 1781, 8.) S. 1, fgg.

ertheilt von Hospitälern und Lazarethen folgende Anleitung.

„I. Von Hospitälern.

Einrichtung und Vertheilung der Zimmer. Das ganze Gebäude ist auf einem ablang gevierten Platz erbauet, davon die zwey langen Seiten, jede 241 Schuh lang ist, und die zwey kürzern jede von 161. Der Platz ist am besten ausser der Stadt zu erwählen, weil die Luft daselbst viel frischer und gesunder ist, auch genugsame Gelegenheit vorhanden, erfrischende Spazier=Gänge daselbst anzulegen, worin sich Alte und Kränkliche ergetzen können. Man hat aber, wo möglich, darauf zu sehen, daß man entweder das Hospital an einen Bach oder anderes fließendes Wasser lege; oder wenn dieses nicht seyn kann, so darf man die Kosten nicht scheuen, einen kleinen Canal zu graben, und von weitem Wasser darein zu leiten; denn es ist höchst nöthig bey solchen Gebäuden, der Reinigkeit wegen Wasser zu haben. In dem gegebenen Beyspiele, PfeiliconFig. 2760, ist ein solcher durch gehender Canal angedeutet.

Dieses Hospital ist zwey Stockwerke hoch. Das untere Stockwerk ist gewölbt, und hat in der Mitte des Gewölbes eine Höhe von 17 Schuh. Der Gesundheit wegen, ist dieses Stockwerk 2 Schuh hoch von der Straße erhaben, um die Zimmer vor Feuchtigkeit zu bewahren, welche bey dergleichen Gebäuden besonders vermieden werden muß. Die Zimmer bey der<47, 179>gleichen Gebäuden müssen auch besonders hoch seyn, weil von so vielen Menschen allerley Ausdunstungen sich erheben, welche, wenn die Zimmer, nach Einiger beliebten Oekonomie, niedrig eingerichtet wären, viele Krankheiten verursachen könnten; daher ist es sehr nöthig, daß in solchen Gebäuden in den Fenstern Ventilators angebracht werden, denn durch diese wird die Luft in den Zimmern gereinigt, die verdorbene Luft daraus vertrieben, und dagegen von aussen frische Luft hinein gebracht. Ueberhaupt muß man in solchen Gebäuden auch durch allerley Räucherwerk die Luft in den Zimmern zu verbessern suchen. Ein Haupt=Umstand ist die Reinigkeit, welche man darin zu erhalten suchen muß, und das weiße reine Zeug trägt sehr viel, besonders bey den Kranken, zu baldiger Genesung bey, und die Gesunden werden dadurch besser bey Kräften erhalten.

Ich weiß zwar wohl, daß die Hospitäler, gleich den Klöstern, mit Zellen eingerichtet werden können, wo allezeit zwey durch Einen Ofen, geheizet werden; allein, wenn viele Menschen versorget werden sollen, so erfordert ein solches Gebäude einen sehr großen Platz, und kann nicht von jeder Stadt ein solches Hospital, wegen der starken Bau=Kosten angeleget werden. Das ist eben die Ursache, warum ich lieber diese Art gewählt habe, welche ich in PfeiliconFig. 2760 und Pfeilicon2761 im Grundriß vorgestellt und entworfen habe, wo die gesunden Armen, sowohl Männer als Weiber, in Einem Gebäude beysammen wohnen, und ihre Speisen aus der gemeinen Küche erhalten. Ein solches Zimmer wird an einigen Orten das Lang=Haus genannt.

Es werden aber zu einem solchen Hospital folgende Einrichtungen der Zimmer erfordert. 1. Eine Wohnung für den Haus=Hofmeister. 2. Eine Amts=Stube. 3. Ein Archiv. 4. Zimmer für den Verwalter. <47, 180> 5. Wohnung für den Aufseher. 6. Wohnung für die Ober=Aufseherinn. 7. Ein Sahl, wo die Vorsteher oder Ober=Pfleger des Spitales ihre Zusammenkünfte halten. 8. Das große Zimmer oder Lang=Haus, worin die Armen ihre Lager=Stätte haben. 9. Kranken=Stuben für diejenigen, welche gefährlich krank sind. 10. Stube und Kammer für eine oder zwey Personen von gutem Herkommen. 11. Eine oder zwey Stuben für Kindbetterinnen. 12. Eie Apotheke, nebst des Apothekers Wohnung. 13. Wohnung für den Wund=Arzt. 14 Haupt= oder gemeine Küche, woraus die gesunden Männer und Weiber gespeiset werden. 15. Küche für die Kranken und Kindbetterinnen. 16. Die dazu gehörigen Speise=Kammern. 17. Vorraths=Kammer, worin allerley zum Speisen Nöthiges verwahrt wird. 18. Eine Bad=Stube. 19. Ein Wasch=Haus. 20. Plätze, wo Holz geleget werden kann. 21. Behältnisse, worin allerley Weißzeug für die Armen verwahrt und ihnen ausgetheilt wird. 22. Abtritte, oder Secrete. Diese Stücke sollen nun bey Erklärung der Grundrisse, PfeiliconFig. 2760 und Pfeilicon2761, weiter erläutert werden.

Grundriß, PfeiliconFig. 2760. C, das Gebäude des Haus=Hofmeisters, welches 61 Sch. lang, und 40 breit ist. Die Haupt=Mauern sind 3 Sch. dick. Die innere Eintheilung dieses Stockwerkes enthält die Amts=Stube, n, 21 1/2 Sch. lang, und 19 tief. Dahinter liegt das Archiv, o, welches ebenfalls 21 1/2 Sch. lang, und 15 tief ist. Gegenüber bey p, ist eine Stube und Kammer für den Verwalter. Erstere ist 14 Sch. breit, und 15 tief. Dahinter ist der Einheiz=Gang, q, von 4 Sch. breit, und das heimliche Gemach. Darneben ist ein Holz=Geläger, r, sammt der Treppe, vermittelst welcher man in das obere Stockwerk kommt. Jeder Arm ist 5 Sch. breit.

Neben dem Gebäude des Haus=Hofmeisters, ist bey m eine Vorraths=Kammer, worin allerley Koch=Waren, als: dürre Pflaumen, Reiß, Gerste, Perlgraupen, Erbsen etc. verwahret werden, welche von des Aufsehers Frau den <47, 181> Köchinnen gereichet werden. Die Länge ist 29 Sch., und die Breite oder Tiefe 16. Daran stößt der Durchgang nebst der Treppe l, von welchem man in die Vorraths=Kammer m, und in die Zimmer des Aufsehers, k, kommt. Gleich beym Eingange ist eine Küche, welche durch einen Verschlag abgesondert ist, welcher mit einem großen Fenster versehen ist, um die Küche zu erleuchten; das Uebrige aber bleibt als ein Gang, in die Stube zu gelangen. Beyde zusammen sind 16 Sch. tief, und 9 Sch. breit. Die Stube k ist 18 Sch. breit, und 16 tief. An die Stube stößt des Aufsehers Kammer, k, wieder 16 Sch. tief, und 20 breit.

Nebenbey ist eine Bad=Stube, i, welche durch einen großen Stein=Ofen geheizt wird, auch der Kessel, worein das warme Wasser aus dem daneben befindlichen Wasch=Kessel gelassen wird. Auch sind die Bänke, worauf die Badenden sitzen, angedeutet, wie auch vor der Thüre noch ein hölzerner Verschlag angezeigt, damit die Wärme besser beysammen gehalten werde. Diese Bad=Stube ist 20 Sch. lang und breit, welches zum Flächen=Inhalt 400 Quadrat=Schuh beträgt. Weil nicht alle Armezugleich baden, ist dieselbe groß genug

Da zu der Reinigkeit, welche auf die Gesundheit mitwirkt, besonders auch die Wäsche gehört, womit die Armen versorget werden, so ist ein Wasch=Haus h vorhanden, worin zu gewissen Zeiten die schwarze Wäsche gewaschen wird. Es ist dasselbe von 15 und 21 Sch. ins Gevierte, und hält also 315 Quadrat=Schuh. Wenn die Bad=Stube i gebraucht wird, heizt man den Wasch=Kessel, um das warme Wasser in die Bad=Stube, worin ein Wasser=Kasten ist, durch eine bleyerne Röhre zu leiten, welche mit einem Hahne versehen ist, um damit die Röhre zu öffnen oder zu verschließen. Weil es beschwerlich ist, wenn kein laufendes Wasser ist, das zum Waschen nöthige Wasser herbey zu tragen, so ist in der Ecke des Hofes, bey 1, ein Brunnen angedeutet, von welchem man durch ölzerne Rinnen das Wasser in den Wasch=Kessel, oder auch in andere Wasch Geschirre, leiten kann. Und weil man auch in der Bad=Stube öfters kaltes Wasser nöthig hat, so kann man neben dem Troge, worein das warme Wasser fließt, noch ein Geschirr stellen, und von dem Brunnen kaltes dahin führen.

<47, 182>

Da bey einem so weitläuftigen Gebäude mehrere Aus= und Eingänge nöthig sind, so ist auch ein solcher bey g angebracht, in welchem zugleich eine Treppe, die in das obere Stockwerk führt, zu sehen ist.

Obgleich nicht alles Holz, was in dergleichen Häusern gebraucht wird, Platz zu liegen nöthig hat, sondern auf einem andern Neben=Platze aufgeklaftert werden kann, ist doch nöthig, das klein gehauene, welches in den Küchen gebraucht wird, trocken legen zu können; daher ist bey f, nahe bey der Küche d, eine 14 Sch. breite, und 21 Sch. lange, Holz=Kammer angeordnet, worin 8 1/2 Klafter gescheitet Holz liegen kann. An dieser Holz=Kammer ist die Sveise=Kammer c, und die große Küche d, worin für die gesunden Armen die Speisen zugerichtet werden. Die Speise=Kammer ist 8 Sch. breit, und 21 lang, welches zum Flächen=Inhalt 168 Sch. beträgt, und also Raum genug gewähret, um das Nöthigste, was in der Küche gebraucht wird, zu verwahren. Die Küche ist 21 Sch. ins Gevierte, und ihr Flächen=Inhalt beträgt also 462 Quadrat=Schuh. Der Herd ist 10 Sch. lang, und 8 breit, welches 80 q Sch. beträgt, und es bleiben für den Raum der Küche noch 382 q Sch. übrig, welcher völlig hinreichend ist.

Das Haupt=Gebäude, A, worin die alten Männer und Weiber ihren Aufenthalt haben, ist in dem untern Stockwerke, durchaus gewölbt, und besteht aus 22 Kreuz=Gewölben, deren jedes, ohne die Pfeiler, 19 Sch. im Lichten ht. Die ganze Länge des Hauses zwischen den Haupt=Mauern, deren jede 4 Sch. dick ist, beträgt 234 Sch.; die Breite hat von innen der Haupt=Mauern 39 Sch. Das Haus wird durch 4 große eiserne Oefen, von 7 Sch. Länge und 5 Sch. Breite, gefeuert. Es haben darin 92 Bett=Stätten Raum genug; jede hat zur Länge 6, und zur Breite 4 Sch.; zwischen zwey Bett=Stellen befindet sich noch ein Zwischenraum von 4 Sch. Damit auch die Alten ihre Religion abwarten können, ist in der Mitte des Lang=Hauses bey a, eine Kanzel und ein Altar, und wird täglich eine Bet=Stunde, an Sonn= und Feyer=Tagen aber eine Predigt, und zu gewissen Zeiten auch das h. Abendmahl, gehalten. Wenn diese Art des Hospitales an einem Orte, wo nur eine der christlichen Religionen herrscht, erbauet wird, so können im untern Stockwerke die Weiber, im obern <47, 183> aber die Männer, seyn, und die Einrichtung des Gottesdienstes auf jezt erwähnte Art getroffen werden. Sollten aber zweyerley Religionen vorhanden seyn, so können entweder z. B. die katholischen Männer und Weiber im untern, und die protestantischen im obern Stockwerke seyn, oder auch umgekehrt. Nun hat man hernach die Einrichtung zu treffen, daß man von eingeschobenen Wänden, von etwa 10 Sch. hoch, bey 2 und 3, eine Absonderung mache, und in einem Theile die Weiber, in dem andern die Männer ihre Wohn= und Schlaf=Stätte haben. Unter diesen Bett=Stellen aber befinden sich einige, welche auf der schmahlen Seite des Gebäudes stehen, und für die Dienst=Mägde, welche auf die alten Personen Acht haben müssen, gehören. Die Verrichtung derselben ist verschieden; einige haben das Zimmer zu reinigen, andere müssen des Nachts in den Stuben herum gehen, um zu sehen, ob niemand krank geworden, oder ihm sonst, wegen der Schwachheit des Alters, etwas zugestoßen ist, u. s. f. Die Erleuchtung dieses Lang=Hauses geschieht durch 16 hohe und breite Fenster, worin Ventilators angebracht sind. Hinter diesem Lang=Hause ist ein Gang b, von 9 Sch. breit, welcher durch Bogen=Stellungen erleuchtet wird. In diesem Gange kann man neben den Oefen das nöthige Brenn=Holz legen; auch dient er den Alten zu einem Spazier=Gange. In der Mitte ist ein Vorsprung, mit zwey Neben=Vorsprüngen; in dem ersten ist die Haupt=Treppe y; in den zwey Neben=Vorsprüngen z, sind die nothwendigen Bequemlichkeiten. Auch zeigt der Breter=Boden 4. die Bedeckung des durchlaufenden Canales an, wo man bey 5 und 6 denselben eröffnet sehen kann.

Von dem Lang=Hause kommt man in die Kranken=Stube B, worin 10 Bettstellen, für gefährlich Kranke, besonders vom hitzigen Fieber befallene, befindlich sind. Dieses Zimmer ist zwar nicht gewölbt, hat aber eine hinlängliche Höhe von 18 Sch., wo sich die Ausdunstungen ausbreiten, und durch die angebrachten Ventilators aus dem Zimmer getrieben werden können, und dagegen frische Luft eingelassen werden kann. Dieses Zimmer muß öfters ausgeräuchert werden, um dadurch die Luft zu reinigen. Die Kranken=Stube ist 47 Sch. lang, und 21 breit. Sie wird durch einen Ofen erwärmt. Gegen oder in das Lang=Haus A, gehen zwey kleine Fenster, damit die daran <47, 184> liegenden Kranken=Wärterinnen alles hören und sehen können. Auch ist eine nothwendige Bequemlichkeit mit angehängt, wohin diejenigen Kranken, die bald wieder hergestellt sind, sich begeben können. Zu dieser Kranken=Stube B, kann man sowohl aus dem Lang=Hause A, als auch aus dem Hofe und von aussen kommen, wie der Durchgang x zeigt, wo auch die Treppe, vermittelst welcher man in das andere Stockwerk kommt, befindlich ist. Unter dieser Treppe geht eine in ein Gewölbe hinunter, wohin die Verstorbenen gebracht werden.

Weil aber die Kranken in Ansehung der Speisen besonders besorget werden müssen, so ist auch eine absonderliche Küche w dazu angelegt, an welche noch eine Speise=Kammer v stößt. Die Küche ist 16 Sch. breit, und 21 lang; die Speise=Kammer aber 21 lang, und 7 breit. Damit die Küche sogleich mit dem benöthigten Brenn=Holze versorgt sey, ist bey u eine Holz=Kammer, 21 Sch. lang, und 12 breit, worin bis 5 Klafter gespaltenes Holz liegen können.

An die Holz=Kammer u, stößt die Kammer des Apothekers, t, von 21 und 18 Sch. ins Gevierte; darneben ist seine Stube t, von 16 und 19 Sch. Auch hat er bey t eine Küche; von dieser kommt man auf den Flur oder in das Vorhaus, wo eine Treppe in das obere Stockwerk führt; auch hat man von hier aus mit dem Hofe und der Straße Communication. Aus dem Vorhause kommt man in die Apotheke s, welche 16 Sch. ins Gevierte hat, und zur Winters=Zeit vermittelst eines Wind=Ofens geheizet werden kann; daran ist ein Laboratorium s, beyde sind feuerfest gewölbt.

Eintheilung des zweyten Stockwerkes, PfeiliconFig. 2761. Um wieder mit dem vordern Mittel=Gebäude den Anfang zu machen, so ist bey H ein Zimmer angebracht, worin die Ober=Pfleger zu gewissen Zeiten ihre Zusammenkunft halten, und von dem Haus=Hofmeister und den Aufsehern Rechnung und andere Bericht=Erstattungen abfordern. Dieses Zimmer ist 33 Sch. lang, und 20 breit. Hinter demselben befindet sich ein Eingang nebst dem heimlichen Gemache, zu welchem man, wie auch zu der Treppe von dem Vorhause oder der Tenne I kommt. Zwischen der Treppe und dem Einheiz=Gange ist die eine Kammer K, für des Haus=Hofmeisters Magd, 12 und 12 Sch. ins <47, 185> Gevierte. Auch kommt man von dem Flur I in die Küche des Haus=Hofmeisters L. Bey M, ist seine Stube nebst einem Alkoven. Erstere ist 23 Sch. lang, und 19 tief. Neben der Stube M, sind zwey Kammern, N, N, deren die erste, neben der Stube, 18 Sch. lang, und 16 tief, die andere aber 16 tief, und 8 breit ist.

Bey p ist ein Flur oder Vorhaus, nebst einer Treppe, welche auf das Boden=Geschoß führt. Von eben diesem Flur gelangt man auch in die Wohnung O, die für eine besonders gesetzte Ober=Aufseherinn, welche aber unverheurathet seyn muß, bestimmt ist. Sie hat gleich bey dem Eingange eine Küche, welche von dem Durchgange zur Stube, durch einen Verschlag abgesondert ist. Damit aber die Küche genug Licht erhalte, ist in derselben ein großes Fenster eingesetzt. Alsdann gelangt man zur Stube, welche 17 und 16 Sch. ins Gevierte hat; aus dieser aber in die Kammer O, welche 18 und 22 Sch. hat. Diese Kammer dient aber nicht allein zur Bequemlichkeit der Ober=Aufseherinn, sondern auch zur Verwahrung kleines Waschzeuges.

Da auch arme Weiber, die keinen Unterhalt zu ihrer Entbindung und Wochenbette haben, in dem Hospitale versorget werden müssen, so habe ich einige geraume Zimmer für Kindbettermnen angebracht; es sind deren auf dem linken Flügel zwey, G, G. Das erste stößt an die Kammer der Ober=Aufseherinn O, aus welcher sie in die Wochen=Stuben kommen, und nachsehen kann, ob den Wöchnerinnen die nöthige Pflege und Wartung geleistet werde. Dieses Zimmer ist 22 Sch. breit, und 21 tief, und hat also 462 q Sch. Darin können für vier Wöchnerinnen und eine Wärterinn, fünf Betstellen stehen. Da eine Bettstelle 6 Schuh lang, und 4 breit ist, mithin 24 q Sch. Raum erfordert, alle fünf zusammen aber nur 120 q Sch. einnehmen, so bleiben für Tisch, Stühle und anderes Geräth, wie auch zum Herumgehen, noch 342 Sch. übrig. Dicht neben diesem Zimmer ist noch eine kleine Kindbett=Stube, 15 Sch. breit und 18 tief, mithin von 270 q Sch., worin drey Bettstellen Platz finden. Beyde Kindbett=Stuben werden aus einem dahinter befindlichen Gange geheizt, zu welchem man aus dem Vorhause Z kommt wo auch eine Treppe ist, welche auf das Dach=Geschoß führt. Von eben diesem Vorhause kommt man auch in die Kindbett=<47, 186>Stuben, und in der Köchinn Kammer Y. Bey X ist von aussen ein bedeckter Gang, über welchen die Ober=Aufseherinn zu der Armen=Stube D kommen kann. Auf eben diesem Gange kommt man in das Zimmer F, und in die Kammer F; beyde dienen, verarmte Personen von gutem Herkommen zu beherbergen; die Stube hält 24 und 22, die Kammer aber 8 und 22 Sch. Von dem Gange X geht man auf den Haupt=Gang W, von welchem man durch drey Thüren in das obere Lang=Haus kommt.

Dieses Lang=Haus wird, wie das untere, durch vier große Oefen erwärmt. Es haben darin 93 Bett=Stellen Platz. In der Mitte sind hölzerne Ständer, um einen Durchzug zu tragen, welche mit den Pfeilern des untern Lang=Hauses zusagen. In der Mitte bey t, ist ein Altar, wo, wenn dieses obere Lang=Haus von Katholiken bewohnt wird, täglich Messe gelesen wird. Bewohnen dasselbe aber Protestanten, so wird die Einrichtung, wie bey dem untern Lang=Hause, PfeiliconFig. 2760, angezeigt worden ist, gemacht. Hinter dem Lang=Hause ist, wie bereits gemeldet worden ist, der Gang W, mit dem Vorsprunge u, wo die Treppe auf das Dach=Geschoß führt. In den Vorsprüngen v, sind die nothwendigen Gelegenheiten. Das zur Feuerung der Oefen nöthige Brennholz, wird, neben denselben, auf dem Gange W aufgestellt. Bey 1 ist eine Thür, durch welche man von dem Gange W, auf den Gang X kommen kann; und von diesem ist in die Kranken=Stube E, in die Küche b, in die Kindbett=Stube G, und zu dem Wund=Arzte bey s zu kommen. Die Kranken=Stube E, stößt an das Lang=Haus D, und enthält für 10 Kranke Platz. Jede Bettstelle ist 4 Sch. breit, und 6 lang. Der Zwischen=Raum von jeder Bettstelle zur andern, ist auch 4 Sch. Von der Kranken=Stube geht man in das Vorhaus z, wo eine Treppe ist, die auf den Dach=Boden führt. Hinter derselben ist eine kleine Speise=Kammer a, in welche man aus der Küche b gelangt. Die Küche b ist für die Kranken=Stube E, und für die Kindbett=Stube G, bestimmt; sie ist 22 und 15 Sch. ins Gevierte. Die Kindbett=Stube G ist für Personen von gutem Herkommen bestimmt, und ist 20 und 22 Sch. ins Gevierte groß. Bey 2, ist eine Thür in des Wund=Arztes, und bey 3 in die Kindbett=Stube. An dieser stößt des Wund=Arztes Kammer S, 22 und 18 breit. Die Stube S, ist 16 <47, 187> und 18 Sch. ins Gevierte. Die Stube wird aus des Wund=Arztes kleiner Küche s geheizt, aus welcher man auf das Vorhaus q kommt, wo wieder eine Treppe ist, welche auf den Dach=Boden führt. Auch kann man von dem Vorhause q in die Leinwand=Kammer R kommen, zu welcher auch die Haus=Hofmeisterinn aus dem Conferenz=Zimmer H kommen kann. Die Leinwand, welche hier aufbehalten wird, ist die neue, und es hat die Haus=Hofmeisterinn die Aufsicht darüber, welche, wenn man für die armen Männer oder Weiber neue Hemden, Bett=Tücher, u. d. gl. nöthig hat, den Nähterinnen ausschneidet.

PfeiliconFig. 2762, stellt den Aufriß des Lang=Hauses, nebst der vordern Ansicht der Wohnungen der Bedienten vor.

Der Aufriß des Lang=Hauses, ist PfeiliconFig. 2762 a). Es ist, wie man sieht, zwey Stockwerke hoch. Das untere ist 2 Schuh von dem Straßen=Pflaster erhöhet, um trocknere und von aller Feuchtigkeit befreyte Zimmer zu erhalten. Beyde Stockwerke sind mit einem gebrochenen Dache bedeckt. In dem untern Dache können Zimmer für Kostgänger und Kostgängerinnen zugerichtet, auch einige zu Kleider=Kammern gewidmet werden. Denn es geschieht öfters, daß man gern alte Personen von guter Familie, wegen Schwachheit oder Blödsinnigkeit, unter besonderer Anfficht in einem Hospitale, gegen Bezahlung, unterbringen möchte, dieselben aber doch unter den gemeinen Armen nicht beherbergen will; dazu sind also besondere Zimmerchen in dem untern Theile des gebrochenen Daches anzuordnen, wo die Kostgänger oder Kostgängerinnen mit ihren Bedienungen Platz finden. Was die Bau=Zierrathen betrifft, so sind selbige einem solchen Gebäude, welches ein ehrbares Ansehen haben soll, angemessen. So hoch als das untere Stockwerk von dem Pflaster erhoben ist, so hoch ist ein Sockel oder eine Plinthe. Darüber sind, nach bäurischer Art, Steine als Quader angebracht, welche von einem durchlaufenden Bande bedeckt sind. Die Fenster im untern Stockwerke sind 6 Sch. breit, und 12 hoch; es verhält sich also die Breite zur Höhe, beynahe wie 1 zu 2. Ihre Einfassung ist glatt, und die Verdachung wird durch eine Verkröpfung des Band=Gesimses formiret. Zwischen dem Kranze, oder der Verdachung und dem Fenster=Sturze, ist eine erhabene Tafel. Das Portal ist nach der dorischen Ordnung, mit Wand=Pfei=<47, 188>lern verziert, davon der Model 1 Sch. ist. Die Pfeiler stehen von Mittel zu Mittel 16 Model oder Schuh von einander; in den Borten sind 9 Dreyschlitze (Triglyphen). Das Portal schließt sich nach einem halben Zirkel, welcher das Fenster über dem viereckigen Theile des Portales ausmacht. Die übrige Verzierung desselben ist aus der Kupfer=Tafel zu ersehen.

Das obere Stockwerk dieses Hospitales ist von dem untern durch ein Band=Gesims unterschieden. Die Fenster dieses Stockwerkes haben eine Brüstung von 3 Schuh hoch, welche mit einer viereckigen Tafel geziert ist. Die Einfaßung ist ganz glatt, und oben mit einem Schluß=Steine geziert. Die Breite ist, wie in dem untern Stockwerke, 6 Sch., und die Höhe 8; es verhält sich also die Breite zur Höhe, wie 3 zu 4. Das Mittel=Fenster hat die Breite des Portales, und verhält sich wie 1 zu 1, hat eine glatte Einfassung, und ausser derselben schneckenförmige Verzierungen, welche ein Gesims mit einem dreyeckigen Fronton tragen. Das ganze Gebäude wird mit einem 2 Sch. 3 Z. hohen Kranz=Gesimse gekrönt. An den Ecken des Gebäudes, sind in dem untern und obern Steckwerke, ausgesetzte Steine angebracht, welche dem Gebäude ein rustiques Ansehen geben. Das Dach ist ein gebrochenes, und wird dessen Höhe erhalten, wenn mit der halben Breite ein halber Zirkelriß beschrieben, der halbe Durchmesser in 5 gleiche Theile getheilt, und ein solcher 5ter Theil noch über den halben Zirkel hinauf gestochen wird, so geben die untern 3 Theile das untere, die obern 3 aber das obere Dach. In dem untern Dache können Zimmer angeleget werden, wie bereits oben angezeigt ist; in dem obern aber können verschiedene Verschläge gemacht werden, um darin alte Kleidungsstücke, und andere Sachen, welche die Verstorbenen hinterlassen, zu verwahren. Die Fenster des untern Daches sind mit einem dreyeckigen Fronton geziert, in dem obern Dache aber sind so genannte Ochsen=Augen mit einer bogenförmigen Verdachung.

PfeiliconFig. 2762 b) stellt den Aufriß der vordern Wohnungen vor. In der Mitte ist das Gebäude, worin der Haus=Hofmeister seine Wohnung hat, und worin auch, wie bey Erklärung der PfeiliconFig. 2760 und Pfeilicon2761 bereits erwähnt worden ist, die Amts=Stube und das Archiv befindlich sind. Ich habe hier also nur die Verzierung und die äussere Ein<47, 189>theilung dieses Gebäudes anzuzeigen. Dieses Gebäude springt um einen Stein hervor, und macht also einen Risalit. Es ist zwey Stockwerke hoch, und hat ein französisches oder gebrochenes Dach, in dessen unterm Theile Zimmer angeleget werden können. Das untere Stockwerk hat in der Mitte die Thür, wovor eine Frey=Treppe liegt, welche an dem Sockel oder Plinthe anliegt. Ueber der Thüre ist ein Fenster, durch welches das Vorhaus erleuchtet wird. Dieser Thüre gegenüber, ist eine andere, welche nach dem Hofe geht. Zu beyden Seiten der Thüre sind drey Fenster, jedes von 3 1/3 Sch. breit, und 9 Sch. hoch. Die Verzierung dieses Stockwerkes ist nach rustiquer Art, mit Binden oder Bossagen, welche über den Fenstern keilförmig zulaufen. Die Abtheilung des untern und obern Stockwerkes ist an dem Band=Gesimse zu erkennen. In der Plinthe sind die Keller=Fenster zu sehen. Die Fenster des obern Stockwerkes sind 3 1/2 Sch. breit, und 7 Sch. hoch, so daß sich also die Breite zur Höhe, wie 1 zu 2 verhält. Ihre Einfassung ist ein Streifen. In der Brüstung sind erhabene Tafeln. An beyden Ecken sind Plaster, oder Lesinen. Das ganze gebäude ist mit einem Kranze gekrönt, welcher 18 Z. hoch ist. An beyden Ecken sind wieder Vorlagen von 3 Fenster=Breiten angebracht, welche Fenster dieselben Maße haben, wie die am mittlern Risalit. Nur ist in dem untern Stockwerke das bäurische Werk ohne Schluß=Steine oder Keile, und die Fenster haben eine ganz gerade Einfassung. Das Dach auf diesen Eck=Risaliten ist ein deutsches, ziemlich flaches Dach, welches auf dem Kranz=Gesimse ruhet. Zwischen beyden Eck= und dem mittlern Risalit, ist das Mauerwerk ganz glatt, und mit einem Kranze gekrönt. In dem Dache kann von dem Apotheker und dem Wund=Arzte auf einer Seite, und von dem Aufseher und der Aufseherinn, auf der andern, allerley Gerümpel verwahret, oder wohl Mägde geleget werden.

PfeiliconFig. 2763 a) stellt die Ansicht des Lang=Hauses gegen den Hof, nebst den Durchschnitten des Flügel=Gebäudes, vor. Die Ansicht und der Durchschnitt der Flügel, rührt von der Schnitt=Linie I, II, PfeiliconFig. 2761, her. In der Mitte des Aufrisses ist der Vorsprung oder die Vorlage a, worin die Haupt=Treppe ist. Rückwärts sind die zurückgezogenen Theile b, worin die heimlichen Gemächer sind. <47, 190> Und so geht die Höhe dieser Vorlage bis zu dem obern Theile des gebrochenen Daches. Bey c sieht man die Bogenstellungen, hinter welchen der Gang b, PfeiliconFig. 2760, weggeht. Durch diese Bogenstellungen fällt auch das Licht zu den Fenstern c in das Lang=Haus; auch sind die Thüren d zu sehen, durch welche man aus dem Lang=Hause in den Hof, und von diesem in das Lang=Haus kommen kann. Bey e, ist ein Einheiz=Kamin. Die Mauer des obern Stockwerkes ruhet auf den untern Bogenstellungen. Die Fenster, welche hier zu sehen sind, erleuchten den Gang W von dem obern Lang=Hause, PfeiliconF. 2761. Bey f und g sind Thüren, durch welche man auf die Gänge x, PfeiliconF. 2761, welche zur Communication dienen, gelangen kann. In dem untern Theile des französ. oder gebrochenen Daches sind Lukarnen, oder erhabene Dach=Fenster mit dreyeckigen Giebeln; diese dienen zur Erleuchtung der Dach=Zimmer. Was die Verzierung dieses Gebäudes betrifft, so besteht dieselbe bloß in dem Band=Gesimse, und einem Kranze, womit die Mauer gekrönt ist.

In den Seiten=Gebäuden ist im untern Stockwerke, bey h die Holz=Kammer, welche mit der Decke und den Balken 19 Sch. hoch ist. In dem obern Stockwerke ist i, die Schlaf=Kammer für die Köchinnen, welche nebst dem Gebälke 14 Sch. Höhe hat. Das Dach, weil es nur eine Spannung von 23 Sch. hat, besteht aus dem Sparren=Werke und einem Kehl=Balken, welche durch Biegen zusammen gehalten werden. Die Höhe dieses Daches ist 11 1/2 Schuh. Auf der andern Seite ist bey k, die untere Kranken=Stube, welche nebst dem Gebälke 19 Sch. hoch ist. In dieser Stube sicht man die Bettstellen l, wie sie der Länge nach erscheinen; und die Thür m, durch welche man in das Lang=Haus kommt. Zu beyden Seiten sind die Fenster n. wodurch die Aufwärterinnen alles sehen und hören können, was in den Kranken=Stuben vorgeht. Die obere Kranken=Stube hat 14 Sch. zur Höhe, wo sich auch hier die Bettstellen, Thür und Fenster, wie unten, zeigen. Das Dach ist eben so, wie das auf der gegenüber liegenden Seite, verbunden.

PfeiliconFig. 2763 b), stellt den Durchschnitt des Lang=Hauses, des Hofes, und der Wohnung des Haus=Hofmeisters, den die Schnitt=Linie III. und IV. macht, vor.

<47, 191>

Was zuerst das Haupt=Gebäude betrifft, so muß, bereits erwähnter Maßen, das unterste Stockwerk von der Straße etwas erhöhet seyn; daher sieht man bey o den Durchschnitt der Frey=Treppe, vermittelst welcher man in das untere große Zimmer oder Lang=Haus A kommt. Die Höhe bis an den Gewölb=Bogen, ist 17 Schuh. p, sind die Fenster, welche auf der schmahlen Seite stehen. q, der Pfeiler, welcher den Kreuz=Bogen zur Wiederlagedient. r, der Durchschnitt des in PfeiliconFig. 2760 mit a bezeichneten Altar=Tisches. s, der Ofen. t, die Bettstellen, nach ihrer Länge von 6 Sch. Von dem Lang=Hause kommt man durch die Thüre u, in den Gang w, wie auch in die Vorlage x, worin die Haupt=Treppe y ist, wo man zugleich sehen kann, daß dasselbe genugsames Licht hat. Vermittelst der Treppe y, kommt man auf den Gang 1, welcher vor dem obern Lang=Hause ist. Bey 2, ist die Haupt=Thür in dasselbe. In dem Lang=Hause selbst sieht man bey 3 den Ofen; bey 4, die Bettstellen; bey 5, die Fenster; bey 6, den Ständer, welcher einen Unterzug trägt; bey 7, den Durchschnitt des Altars, nebst den davor liegenden Stufen; und bey 8, den Durchschnitt des mittlern großen Fensters. Die Treppe, welche auf das Dach führt, ist wegen der Schnitt=Linie nicht zu sehen. Das Dach wird folgender Maßen proportioniret. Mit der halben Breite des Gebäudes wird ein halber Zirkelkreis beschrieben, und in der Mitte eine senkrechte Linie errichtet, welche etwas über den Zirkelkreis hinaus reicht. Die Höhe dieser Linie, bis wo sie den Zirkelkreis berührt, wird in 5 gleiche Theile getheilt, und ein solcher Theil noch über den Zirkelkreis hinaus gestochen. Durch den dritten Theil, von unten hinauf gerechnet, wird eine horizontale Linie bis an den Zirkelkreis gezogen, und wo dieselbe den Bogen berührt, von da bis nach dem Haupt=Balken werden zu beyden Seiten schräge Linien gerissen, welche die äussere der untern Dach=Sparren sind. Die obere aber erhält man, wenn man von dem Puncte des über den Zirkelkreis hinauf getragenen 6ten Theiles, nach den untern Sparren schräge Linien zieht. Dieses ist eine der besten Proportionen eines gebrochenen Daches in Deutschland. Was die Verbindung desselben betrifft, so besteht sie in dem untern Dache, in einem liegenden Stuhle mit Schwellen und Fetten, dem Brunst oder Spann=Riegel und dem Kehl=Balken, wovon ersterer <47, 192> durch Jagd=Biegen mit den liegenden Säulen zusammen gehalten wird. In der Mitte geht eine Hänge=Säule bis zu der Firste des Daches. In diese Hänge=Säule und den Spann=Riegel kommen wieder Trag=Biegen. Das obere Dach besteht aus seinen zwey Sparren oder Rafen, welche durch den Hahnen=Balken oder von dem obern Rechen=Bande gehalten werden, und aus zwey Streben, welche in dem Kehl=Balken und der Hänge=Säule eingelassen sind. Bey z sieht man die Schorstein=Röhre, wie sie in dem Dache bis zu der Firste geschleift wird. Ferner sieht man, wie die mittlern Schift=Sparren a, und Grath=Sparren b, über den Vorlagen angezogen sind.

Weil die Schnitt=Linie durch den Hof gezogen ist, so erblickt man auch das Seiten=Gebäude B, wo bey Zeichen für sonne die Thür, und zu beyden Seiten zwey Fenster, zu sehen sind, wovon zwey an die Vorlage des Haupt=Gebäudes in die Kranken=Stube stoßen, die zwey andern aber der Küche Licht verschaffen. Zwischen diesen Fenstern und der Thüre sind die hölzernen Säulen, und darüber das Gebälk zu sehen, über welches der Gang Zeichen für geht. Die Fenster sind ohne alle Einfassung. Das Gebäude ist oben mit einem Kranz=Gesimse geziert. Das Dach ist ein deutsches, dessen Verbindung, Höhe etc. aus dem Durchschnitte, PfeiliconFig. 2763 a), zu ersehen ist.

C, ist der Durchschnitt von dem Mittel=Gebäude der vordern Fronte, in welchem die Amts=Stube, das Archiv, das Conferenz=Zimmer und die Wohnung des Haus=Hofmeisters befindlich sind, wie bey Erklärung der Grundrisse gemeldet ist. In dem untern Stockwerke bekommt man, vermöge der Schnitt=Linie, die Treppe Zeichen für zu sehen, unter welcher die Thür Zeichen für zu dem Holz=Geläger ist. Zeichen für ist die Thür zum Einheiz=Gange und heimlichen Gemache. Zeichen für , die Thür zu des Verwalters Zimmer. Die Höhe dieses Stockwerkes ist, sammt dem Gebälke, 19 Schuh. Dieses Gebäude ist, so wie die übrigen Theile, der Gesundheit wegen, um 3 Sch. von der Straße erhaben. In dem obern Stockwerke, ist bey a wieder eine Thür unter der Treppe b, wo des Haus=Hofmeisters Magd schläft. c, ist die Thür zum Einheiz=Gang. d, die Scheide=Mauer, durch welche das Conferenz=Zimmer von dem Vorhause abgesondert ist. Das Conferenz=Zimmer selbst, ist mit e, <47, 193> und die Thür, welche in die Leinwand=Kammer führt, mit f bezeichnet. Die Höhe dieses Stockwerkes ist, mit Einschluß des Gebälkes und der Decke, 15 Sch. Das Dach ist ein gebrochenes, und nach mehrerwähnter Proportion eingerichtet. Die Holz=Verbindung ist nach der neuesten Art, von ganz wenigem Holzwerke, und besteht nur aus dem Sparrwerke, dem untern und obern Rechen=Bande, und zwey Trag=Bändern. Auch zeigt sich, wie die Schorstein=Röhren nach der Firste zu geschleift sind.

II. Einrichtung und Eintheilung eines Lazarethes oder Brech=Hausen.

Die Gestalt dieses Lazarethes ist ein ablanges Viereck, mit einem ablangen Hofe, worauf ein besonderes Gebäude steht, darin der Vorsteher, Prediger und Wund=Arzt ihre Wohnungen haben, und dadurch von den inficirten Personen abgesondert sind. Es wird aber ein solches Gebäude billig aus den Stadt=Mauern in einer ziemlichen Entfernung zu erbauen seyn, damit die Winde keine angesteckte Luft in die Stadt treiben können. Es muß auch, wo möglich, ein vorbey fließendes Wasser haben, damit der Unrath sogleich mit hinweg fließen könne. Was die Maße überhaupt betrifft, so ist die Länge 220, und die Breite 140 Schuh. Die Tiefe des Haupt=Gebäudes und der beyden Flügel, nebst den Haupt=Mauern, hat 48 Sch. Das Gebäude, welches im Hofe von zwey Stockwerken aufgeführt ist, ist 94 Sch. lang und 40 breit.

In Ansehung der Zimmer, hat man bey einem Lazarethe folgende Einrichtung nöthig. 1. Eine Wohnung für den Prediger. 2. Dergleichen für einen Lazareth=Vater oder Verwalter. 3. Dergleichen für einen Apotheker und Wund=Arzt. 4. Ein Zimmer, wo die Herren Gesundheits=Aerzte sich besprechen können. 5. Eine Haupt=Küche, woraus die Kranken gespeiset werden. 6. Eine Bad=Stube. 7. Ein Wasch=Haus, nebst einer Roll=Kammer. <47, 194> 8. Verschiedene Plätze für Brennholz. 9. Einige Kranken=Stuben. 10. Stuben für angesteckte Kind=Betterinnen. 11. Verschiedene heimliche Gemächer.

PfeiliconFig. 2764, Grundriß des untersten Stockwerkes.

PfeiliconFig. 2764 a), das Gebäude, wo der Prediger, Lazareth=Vater, Apotheker, und Wund=Arzt wohnen, und wo auch die Küche ist. PfeiliconFig. 2764 b), stellt das Haupt=Gebäude, oder das Lazareth selbst vor. Der Haupt=Eingang in das Lazarth, ist bey A, dessen Breite ist von 10 Schuh, welchen ein Thor=Weg von 2 Thor=Flügeln beschließt, wie in dem Aufrisse, PfeiliconFig. 2765, zu sehen ist. Neben diesem Thor=Weg, ist bey a das Wasch=Haus; bey b, die Roll Kammer, wo die Wäsche gerollet oder gemanget wird; bey c und d, sind Holz=Geläger zu dem gespaltenen Holze, welches in der Küche gebraucht wird. e und f, sind die heimlichen Gemächer für die Gesunden. Jedes dieser Neben=Gebäude ist 55 Sch. lang, und 13 tief. Weil diese Gebäude nur ein Stockwerk hoch, und mit einem Pult=Dache von leichter Holz=Verbindung bedeckt sind, so ist das Mauerwerk nur 1 1/2 Stein dick gemacht, den Stein zu 12 Z. lang, 6 breit, und 3 dick, gerechnet. Zu dem Wasch=Hause und der Roll=Kammer, wie auch zu den heimlichen Gemächern, kommt man durch die Thür bey 1. Das Wasch=Haus a, ist 24 Sch. lang, und 11 tief, und enthält also einen Raum von 264 q Sch. Eben so lang und breit ist die Roll=Kammer b. Auf der andern Seite haben die Holz=Geläger c und d, dasselbe Maß. Die Breite der Lauben bey c und f, ist 7 Sch.

Durch den Haupt=Eingang A, kommt man auch in den Hof B, worin das Haus für die Gesunde steht. Dieses Haus wird im untern Stocke von dem Lazareth=Vater oder Verwalter, und von dem Apotheker, bewohnt. In der Mltte ist die Küche, woraus Gesunde und Kranke gespeiset werden. g, ist die Stube des Lazareth Vaters, 13 Sch. breit, und 18 tief. h, ist ein Durchgang von dem vordern Theile des Hofes zum hintern, und ist 8 Sch. breit. Aus diesem kommt man in die Kammer i, 13 und 15 Sch ins Gevierte, desgleichen durch den Gang s in die Kammer k, welche durch einen hölzernen Verschlag von der Treppe, welche in das obere Stockwerk führt, abgesondert ist. Neben des Lazareth=Vaters Stube, ist eine, <47, 195> 13 Sch. breite und 18 tiefe, Stube, worin die Gesundheits= und Wund=Aerzte, wie auch der Apotheker, ihre Zusammenkünfte haben, um sich über eines und das andere zu berathschlagen. Auf der andern Seite bey n, ist des Apothekers Stube, von derselben Breite und Tiefe, wie des Laz. Vaters Stube. h, ist ein Durchgang von 8 Sch. breit. o, des Apothekers vordere Kammer. q, dessen hintere Kammer, welche von dem Gange s abgesondert ist. p, ist die Apotheke. Auf beyden Seiten bey m und r, sind die Abtritte. Die Wohnung des Apothekers, und die Apotheke, haben dieselben Maße, wie auf der andern Seite bey der Eintheilung der Wohnung des Laz. Vaters. Die Küche t, ist 19 Sch. breit, und 37 tief, und schließt also einen Raum von 703 q Sch. ein. Der Herd in dieser Küche ist 10 Sch. lang, und 8 breit, und also von 80 q Sch.

Das zweyte Stockwerk wird bey dem Haupt=Gebäude beschrieben werden.

PfeiliconFig. 2764 b), das erste Stockwerk des Haupt=Gebäudes. Der Haupt=Eingang ist von der Straße bey C, da man in das Vorhaus D kommt, durch welches man bey E in den Hof geht. Die Haupt=Mauern des Haupt=Gebäudes, sind 3 Sch. dick. Das Vorhaus, oder die Laube, D, ist 15 sch. breit, und 42 tief. Bey 1 ist die Treppe, über welche man in das obere Stockwerk kommt; sie ist 10 Sch. lang, und 8 1/2 breit; sie hat zwey Arme mit gebrochenen Stufen, statt der Ruhe=Plätze. Bey 2, 2, kommt man in die Kranken=Stube F, welche durch den Ofen 4 geheizt wird; dieser ist 4 1/2 Sch. breit, und 7 lang. Die Kranken=Stube F, ist 55 Sch. lang, und 42 tief. Bey beyden Thüren 2, ist eine Bettstelle 6, für die Wärterinnen, damit sie auf die Kranken, wenn selbige etwa in der Hitze davon laufen wollten, Acht haben können. Es sind auch diese zwey Bettstellen deswegen von der Kranken ihren entfernt, um die Wärterinnen vor den ansteckenden Krankheiten besser zu verwahren. In dieser Kranken=Stube haben 29 Bettstellen Raum. Von 7 bis 8, ist ein Breter=Verschlag angebracht, in einer Höhe von 7 Sch., um die Weiber von den Männern abzusondern. Die Bett=Stellen sind 6 Sch. lang, und 3 breit; der Zwischenraum zwischen zweyen ist 1 1/2 Sch. die Köpfe der Kranken müssen alle gegen die Mitte des Zimmers oder des Verschlages, sehen, damit den Kranken keine kalte Luft, oder die Feucht<47, 196>igkeit der Mauer, empfindlich falle. Den Gang herab können die Medici und Chirurgi, wie auch die Wärter und Wärterinnen, frische Luft schöpfen, und also ihre Gesundheit erhalten. Daß in diesen Zimmern die üble Luft durch Räuchern zu verbessern sey, und daß hier besonders Ventilators angebracht werden müssen, versteht sich von selbst. Von dieser Kranken=Stube F kommt man, durch die Thür 9, in die Laube 11, und von da zu den heimlichen Gemächern 12, deren Breite 6, und die Länge 24 Sch. ist. Zu eben dieser Thür 9, durch den Flur 11, werden die Verstorbenen in die Todten=Kammer 13 gebracht.

Die Kranken=Stube F, hat vermittelt der Thür 10, mit der größern Kranken=Stube H Communication. Diese ist 65 Sch. lang, und 42 breit. Für die angesteckten Personen sind 37 Bettstellen, welche durch den Verschlag 7, 8, abgesondert sind, und wovon, bereits erwähnter Maßen, ein Theil für Männer, und der andere für Weiber, bestimmt ist. Der Ofen 5, ist 4 1/2 Sch. breit, und 7 lang. Die zwey Bettstellen 6, dienen für die Wärterinnen, und sind, aus oben angezeigten Ursachen, von den inficirten Personen abgesondert. Bey 14 ist eine Thür, durch welche man auf die Laube 15, und von dieser zu den Abtritten 16, wie auch in die Todten=Kammer 17, welche zu dieser Kranken=Stube gehört, kommen kann.

Aus der Kranken=Stube H, kommt man, durch die Thüren 18 und 19, auf das Vorhaus K, wo bey 20 eine Treppe ist, welche in das zweyte Stockwerk führt. Die Länge dieses Vorhauses ist 42, und die Breite 15 Sch. Bey 21, ist eine Thür, durch welche man auf den Hof B kommt. Durch diese Thür werden auch die Speisen von der Küche nach der Kranken=Stube H gebracht. M, ist das Bad=Zimmer, worin die Schwitz=Curen vorgenommen werden, welche man besonders bey venerischen Krankheiten nöthig hat. Die Größe dieses Bad=Zimmers, ist 18 und 24 Sch. ins Gevierte, und schließt einen Raum von 422 Sch. ein. Daneben ist eine Holz=Kammer N, von 18 und 17 Schuh. Man kann aber auch diese Kammer zur Verwahrung allerley Geräthes gebrauchen.

Von dem mittlern Vorhause D, kommt man ferner, durch die Thüren 3, in die Kranken=Stube G. Der Ofen 5, durch welche sie geheizt wird, hat 4 1/2 Sch., und zur Länge 7. Bey 6, sind die Bettstellen der Wärter und Wärterinnen, <47, 197> wie in der Kranken=Stube F. Auch ist die breterne Wand 7, 8, von 7 Sch. hoch, zu eben dem Endzwecke aufgestellt, welcher bey der Stube F angezeigt ist. Die Stube G hat auch eben die Länge von 55, und eine Breite von 42 Sch. Die Anzahl der Bettstellen für die Kranken, beläuft sich auf 29. Aus dieser Stube kommt man, durch die Thür 9, in die Laube 11, und von dieser zu den heimlichen Gemächern 12, wie auch zu der Todten=Kammer 13.

Aus der Kranken=Stube G, kann man, durch die Thür 10, in die Kranken=Stube I gehen, welche 42 Sch. breit, und 65 lang ist. Sie enthält ebenfalls 37 Bettstellen für die Kranken, davon der Theil in der Mitte durch die 7 Sch. hohe hölzerne Wand unterschieden und abgetheilt ist. Bey 5 ist der Ofen. 6. sind die Bettstellen für die Wärter und Wärterinnen. Bey der Thür 14, geht man in die Laube 15, und von da zu den Abtritten 16, ingleichem in die Todten Kammer 17. In diese kann man auch, so wie in jene auf der andern Seite mit 17 bezeichnete Todten=Kammer, durch die Thüren 22, von aussen hinein kommen, damit man die in der Stadt an einer ansteckenden Krankheit Verstorbenen, des Nachts in der Stille dahin bringen, und mit andern im Lazareth Verstorbenen ohne alles Getümmel begraben könne.

Wenn man durch die Thüren 18 und 19, aus der Kranken=Stube kommt, trifft man daselbst ein Vorhaus L, von 42 Sch. lang, und 15 breit, an. In diesem Vorhause ist die Treppe 20, über welche man in das folgende Stockwerk kommt. Bey 21, ist eine Thür, welche auf den Hof geht, und durch welche man den Kranken die Speisen zubringt. Auch kann man in die Stube O, und Kammer P, kommen, welche von einem Aufseher oder Schreiber, der die Ausgaben zu berechnen hat, bewohnt wird. Die Größe dieser Zimmer ist der gegenüber liegenden Bad=Stube M, und der Holz=Kammer N, gleich.

Das zweyte Stockwerk lässet sich nach dem untern, PfeiliconFig. 2764, vollkommen erklären; nur ist zu bemerken, daß die Haupt=Mauern in diesem Stockwerke um einen halben Stein von innen verdünnet werden, und daß die Schorstein=Röhren von den untern Feuerungen so einzurichten seyn, daß sie im zweyten Stockwerke kein Hinderniß verursachen.

<47, 198>

Erklärung des in dem Hofe stehenden Gebäudes, PfeiliconFig. 2764 a). Ueber des Lazareth=Vaters Wohnung, ist die Wohnung des Predigers, zu welcher man über die Treppe in der Kammer a gelangt, von welcher man hernach auf das Vorhaus h kommt. Bey g, ist des Predigers Wohn=Stube, und bey l seine Studier=Stube. Diese beyde Zimmer aber werden nicht, wie in dem untern Stockwerke geschehen ist, von der Küche aus gefeuert, weil es hier nicht Statt findet, sondern sie werden von dem Vorhause h geheizt, und die Oefen gegen die Ecke der Zimmer gestellt. Bey Zeichen für sonne kann ein kleines Cabinet Platz finden. i, ist die Schlaf=Kammer. Das heimliche Gemach bleibt an seiner Stelle. s und k ist eine Schlaf=Kammer für Kinder. Ueber der Küche t, kann die Halbscheid neben der Wohn=Stube vermittelst einer eingehängten Wand zu einem Prang=Zimmer des Predigers dienen, die andre Halbscheid aber an der Studier=Stube dient zur Bibliothek. Wo auf der andern Seite unten die Wohnung des Apothekers ist, da ist im zweyten Stocke die Wohnung des Wund=Arztes, zu welcher man über die Treppe bey q gelangt. Die Feuerung geschieht ebenfalls auf der Laube h. Bey n, ist die Stube des Wund=Arztes. Bey Zeichen für , ein Cabinet, oder Vorzimmer. Bey o, die Schlaf=Kammer. Bey s und q, seiner Gesellen Kammer; oder wenn er Kinder hat, wird sie für diese bestimmt, und für die Gesellen wird unter dem Dache eine Kammer zugerichtet. Die mit p bezeichnete Stube gehört für Feldscherer oder andere junge Wund=Aerzte, welche in dem Lazarethe practiciren wollen. Bey r, ist das heimliche Gemach. Weder der Prediger, noch die übrigen bestellten Aufseher, Apotheker, Chirurgus etc. haben eine Küche nöthig, weil sie aus der gemeinen Küche versorget werden, und, wenn sie sonst was zu kochen haben, in derselben Platz finden. Unter dem Dache können Verschläge gemacht werden, wo des Predigers Magd, und die Gesellen des Chirurgi und seine Magd, ihre Schlaf=Zimmer haben können, doch aber, um alle böse Gelegenheiten zu vermeiden, abgesondert werden müssen. Sollte noch einiger Raum übrig bleiben, kann man allerley Gerümpel daselbst verwahren.

Von dem Haupt=Gebäude, PfeiliconFig. 2764 b), ist nur noch diese zu sagen, daß, was die Kranken=Stuben, die heimlichen Gemächer und die Todten=Kammern betrifft, die <47, 199> Einrichtung, mit der im untern Stockwerke gleich ist. Wo aber bey M die Bad=Stube ist, kann eine Stube für angesteckte Kindbetterinnen seyn. Die Kammer N aber kann als eine Stube für die Heb=Ammen dienen. Auf der andern Seite ist das Zimmer oder die Stube O; die Kammer P dient für einen Aufseher und Aufseherinn über dieses Stockwerk, wo die Wärter und Wärterinnen über alles, was sie zu thun haben, sich befragen müssen, oder wo sie, wenn etwas vorgeht, zu melden haben.

In dem dritten Stockwerke ist dieselbe Einrichtung bey dem Haupt=Gebäude. Die Zimmer O und P, sind für Personen, welche die Aufsicht über die Kranken=Stuben haben. In den Zimmern M und N, wenn letzteres zum Heizen eingerichtet wird, können wieder Kindbetterinnen verpfleget werden. Auch sind in dem untern Theile des gebrochenen Daches verschiedene Zimmer anzulegen, worin man einzelne Personen von guter Herkunft beherbergen und curiren kann. Kurz, man hat in diesem Lazarethe so vielen Gelaß, daß man nur in den 12 Kranken=Stuben 396 Personen beherbergen kann.

Weil wir, Gottlob! in unsern gesunden deutschen Provinzen von der Pest nicht leicht etwas zu befürchten haben, doch aber andere ansteckende Krankheiten, als: hitzige Fieber, rothe Ruhr, venerische Blattern, u. d. gl. sich eräugnen können, so wird die Einrichtung dieses Lazarethes vollkommen dazu gebraucht werden können; denn es verschaffet noch überdies, wegen der vielen Kranken=Stuben, die Gelegenheit, jeder Gattung der Krankheiten ein eigenes Zimmer zu widmen. Uebrigens ist es auch nöthig, damit keine Irrungen mit den Arzeneyen geschehen mögen, daß die Bettstellen jeder Kranken=Stube numeriret werden, welche Nummer auf das bey den Arzeneyen gewöhnliche Zettelchen geschrieben wird: z. B. Temperirende Mixtur, alle 2 Stunden 2 Löffel von zu nehmen. No. 7.

Der Aufriß des Lazarethes, PfeiliconFig. 2765, zeigt, daß die Architectur daran ganz einfach ist, dem Gebäude aber doch ein schönes Ansehen gibt. Nach der Straße zu ist der Haupt=Eingang, durch ein verschlossenes Thor. Zu beyden Seiten sind die Mauern der Neben=Gebäude mit Wand=Pfeilern und großen Tafeln geziert. Hinter dieser Mauer stehen, nach dem Grundrisse, die zwey Neben=Gebäude, worin das Wasch=Haus, die Roll=Kammer, und <47, 200> der Holz=Gelaß, befindlich sind. Daß kein Dach zu sehen ist, davon ist die Ursache, weil es nur ein Halb= oder Pult=Dach ist. Hinter dieser Mauer erblickt man etwas von dem Gebäude des Gesunden=Hauses und dessen ganzes Dach. Die beyden Flügel des Haupt=Gebäudes haben von 5 Fenstern Licht. Ihre Verzierung besteht in einer Plinthe ebener Erde, und an den Ecken sind ausgesetzte Steine. Die Fenster des untern Stockwerkes sind mit einem Streifen eingefaßt, und haben Schluß=Steine, welche bis an das Band=Gesims reichen. Die Fenster der zwey übrigen Stockwerke haben ebenfalls eine Einfaßung von einem glatten Streifen; an beyden Ecken aber sind Pilaster. Auf solche Art ist das Gebäude von aussen rings herum geziert, und von oben mit einem Kranz=Gesimse bedeckt. In dem untern Dache sind, zu Erleuchtung der Dach=Zimmer, Lukarnen angebracht; in dem obern Dache aber sind gemeine Dach=Löcher, welche verschiedenen Kammern, wo allerley verwahrt wird, zur Erleuchtung dienen. Die Fenster nach dem Hofe, sind ohne alle Verzierung gelassen.

Im J. 1784, gab Hr. Joh. Peter Xaver Fauken, Arzt und Bestellter im Marxer Spital bey Wien, welcher 16 Jahr als bestellter Arzt bey dem Marxer=Spital gestanden hat, und sich auch ausserdem in den Hospitälern zu Wien gute Kenntnisse erworben zu haben scheint, einen Entwurf zu einem allgemeinen Kranken=Hause, mit welchem zugleich Unterricht für junge Aerzte in der Ausübung verbunden werden soll, heraus, wovon ich hier einen Auszug mittheilen werde.

„Um einen Jeden zu überzeugen,” sagt Hr. Fauken, daß auch in den volkreichsten Städten ein allgemeines Kranken=Haus eingerichtet werden kann, bestimme ich mehr eine eigene Stadt, in welcher 200,000 Einwohner sind. Nach Verhältniß dieser Volks=Menge habe ich diesen Entwurf gemacht und berechnet. Damit aber die verschiedenen Gegenstände einer solchen Unternehmung das Ganze nicht verwirren, so <47, 201> theile ich den Entwurf in 5 Haupt=Theile ab. Im ersten berechne ich die Menge der in einer solchen Stadt zu versorgenden Kranken; im zweyten gebe ich das zu so vielen Kranken erforderliche Gebäude an; im dritten handle ich von der Einrichtung der Kranken=Zimmer; im vierten mache ich die nothwendige Absonderung der verschiedenen Krankheiten; und im fünften die erforderliche Verpflegung derselben.

I. Von der Menge der Kranken. Daß die armen Kranken in den Spitälern auf Gerathewohl, oder wenigstens nicht so, wie es für Kranke gehört, behandelt werden, mag wohl von solchen Spitälern zu verstehen seyn, in welchen die Vorgesetzten mehr auf Ersparung des Geldes, als auf gehörige Verpflegung der Kranken, *

*
Ein guter Freund versicherte mir, daß, da er bey dem Besuche des Hôtel-Dieu in Paris einem dasigen Arzte seine Verwunderung über die große Menge der täglich Verstorbenen zu erkennen gab, und dabey äusserte, warum die Vorgesetzten des States dieses nicht ahndeten, ihm der Arzt berichtet habe, wenn sie dergleichen Vorstellungen bey den Vorgesetzten anzeigten, um einige Verbesserungen zu treffen, so erhielten sie gemeiniglich die Antwort: C' elt pour se defaite des miserables gens.

bedacht sind; und dieses könnte allerdings veranlassen, daß oft viele, auch arme Leute, besonders aber die Dienstbothen, einen Abscheu für das Kranken=Haus hätten, wenn dasselbe auf solche Art einmahl das Zutrauen der Menschen verloren hat. Diese Furcht vor den Kranken=Häusern, und das verheerende Uebel der Quacksalberey, sind wohl die wichtigsten Ursachen, warum die Menge in einer so volkreichen Stadt nicht so leicht zu bestimmen ist. In Wien, wo die beweg= und unbeweglichen Güter aller Versorgungs=Anstalten und Spitäler über 22000000 Fl. betragen, sind in sechs Jahren, 1776 bis 1781, 49907, also jährlich 8317 5/6 Kranke verpfleget worden. Im J. 1782, da der Kaiser befahl, die Zahl aller in den <47, 202> Spitälern befindlichen Kranken anzugeben, betrug deren Zahl 1303. Im Verhältniß dieses Beyspieles, berechne ich die Anzahl der Kranken meiner angenommenen Stadt von 200,000 Einwohnern, auf 1600, oder wenigstens auf 1400. Unter dieser Zahl von 1400 täglich zu versorgenden Kranken, sind auch jene mit einbegriffen, welche sich für ihr eigenes Geld in diesem Kranken=Hause wollen curiren lassen; und deswegen müssen auch einzelne, theils größere, Kranken=Zimmer für solche Personen zubereitet werden, wie in dem Grundrisse zu sehen ist.

Berechnung der Unkosten, um 1400 Kranke täglich mit allem Zubehör zu verpflegen. Ich rechne auf jeden Kranken täglich 24 Kreuzer, worunter alles zu dem ganzen Kranken=Hause Erforderliche, als: die Reparatur des Gebäudes, die Säuberung, die nöthigen Nachschaffungen in den Kranken=Zimmern, die Besoldungen aller erforderlichen Beamten und Dienstbothen, die nöthige Kost und Heil=Mittel, u. d. gl. mit Einem Worte: alles was zum Ganzen gehört, mit einbegriffen ist.

Dieses beträgt in einem Jahre 204400 Fl. Diese Summe theile ich in drey gleiche Theile, jeden 68133 Fl. 20 Kr., damit die Berechnung des für jeden Theil zu bestimmenden leichter einzusehen sey; von diesen verwende ich einen für die Kost, den zweyten für die Heil=Mittel, und den dritten für die übrigen kurz vorher erwähnten Ausgaben. Im letzten Abschnitte wird gezeiget werden, daß, nach Abzug der Kosten der Heil=Mittel und Besoldungen, noch eine große Summe Geldes übrig bleibt, um die übrigen Bedürfnisse davon bestreiten zu können.

Entwurf, wie das Geld zu dem allgemeinen Kranken=Hause am leichtesten und sichersten einzusammeln wäre, wenn die schon gemachten und bestehenden mildthätigen Stiftungen nicht hinrei<47, 203>chend sind. Es ist wahrscheinlich, daß in einer so großen Stadt (denn ich rede nur von gesitteten Völkern,) doch wenigstens 1000 arme Kranke in öffentlichen Spitälern täglich verpflegt worden sind. Ich nehme ferner an, daß, wegen größerer Ersparung, weil man vielleicht glaubte, daß für Arme alles gut genug sey, einer täglich, alles mit einbegriffen, 9 Kr. gekostet habe. Eine Berechnung, die unmöglich hinreichend ist, einen armen Kranken zu verpflegen, und wenn er curirt werden soll, indem man auch die Kost, Heil=Mittel, alle nöthige Anschaffung, die Erhaltung des Gebäudes, die Besoldungen der Beamten und Dienstleute, mit in Erwegung ziehen muß; aber eben deswegen nehme ich hier die möglich geringste Berechnung an, um die Grundlage zu meinen nöthigen Einkünften desto sicherer zu erhalten. Nach dieser Berechnung nun hätte meine angenommene Stadt jährlich 54750 Fl. für die armen Kranken verwendet; und diese Summe ist die erste Grundlage zu meiner Einnahme für das allgemeine Kranken=Haus.

Ferner gebe ich eine geringe Abgabe von den Dienstbothen an. In allen Spitälern machen Dienst=Bothen die größte Zahl der Kranken aus, und sie genießen diese Verpflegung unentgeltlich. Kein vernünftiger Dienstbothe wird sich gegen diese Abgabe sträuben, denn er selbst genießt ja dieses; und wenn er in 10 Jahren nur ein Mahl krank wird, so übersteigen die Unkosten seiner Krankheit eine 20 oder 30 jährige Abgabe; wird er nicht krank, desto besser ist es für ihn; und alsdann kann er dieses als das beste dargereichte Almosen zur Verpflegung der armen Kranken betrachten. Um auch diese Berechnung nicht zu vergrößern, nehme ich den 6ten Menschen als Dienst=Bothen an; der 6te Theil von 200000 beträgt ohne Bruch=Zahl 33333; ein jeder dieses Sechstels zahlt jährlich 30 Kr.; dieses beträgt 16666 Fl. 30 Kr.

<47, 204>

Eben so müßten auch die Herrschafts=Bedienten, Handwerks= Gewerbs= und Künstler=Gesellen, Kaufmanns=Diener u. d. gl. beytragen, denn diese genießen ebenfalls solche Wohlthat. Ich rechne diese in einer so volkreichen Stadt zu 60000; ein jeder zahlt jährlich 1 Fl.; also wieder ein Betrag von 6 0000 Fl.

Wenn nun die mindere Classe von Menschen eine so beträchtliche Summe zur Wohlthat der armen Kranken beyträgt, sollten alsdann die vermögendern Einwohner wohl weniger gutherzig seyn wollen? Das einzige Bewußtseyn, ihre Hausgenossen bey sich eräugnendem Falle in einem Kranken=Hause so gut, ja noch viel besser, als in ihrer Behausung, versorgt zu wissen, verzinset ja diesen geringen Beytrag zehnfach. Damit sich aber diese nicht über eine neue beschwerliche Last beklagen können, überlasse ich es den freywilligen Beyträgen. der Bürger, und schicke monathlich ein Mahl einen barmherzigen Bruder herum, um diese abzuhohlen; und da die Grundlage der Einkünfte schon aus 131416 Fl. 30 Kr. besteht, so ist nicht zu zweifeln, daß das Uebrige um so viel eher ergänzet wird, da die Großen des Landes, von dem Geiste ihrer tugendhaften Vorfahren belebt, wetteifern werden, ein so frommes, und dem State zur Ehre gereichendes Werk mit ihren ergiebigen Beyträgen zu unterstützen.

Den Nutzen, den das Kranken=Haus jährlich von den zahlenden Personen gewinnt, kann ich hier nicht bestimmen, da dieses ohnehin eine unsichere Beysteuer ist.

II. Von dem Gebäude.

Lage. Diese ist, in Betrachtung der Haupt=Stadt selbst, am vorzüglichsten gegen Abend, zwischen Abend und Mitternacht, oder gegen Mitternacht, auf einer erhöheten Gegend, weil die Abend= und Nord=Winde die vielen Ausdunstungen eher unwirk<47, 205>sam machen, und dieselben, wegen ihrer Heftigkeit, leichter zertheilen. Sind aber diese Gegenden der Haupt=Stadt zu viel mit Häusern besetzt, so kann auch eine andere Gegend, welche weniger bewohnt ist, dazu gewählet werden. Die Entfernung von der Stadt selbst, kann 3 bis 400 Klafter betragen, je nach dem es die Anhöhe, oder einige Vortheile des benöthigten Wassers, gestatten. Kein Wald, keine mit vielen und auch hohen Bäumen bewachsene Gärten, keine Häuser oder hohe Gebäude, müssen auf eine gewisse Entfernung rund um das Kranken=Haus her vorhanden seyn, welche der Circulation der Luft und mithin der nöthigen Auslüftung, hinderlich seyn könnten; noch weniger aber Sumpfe, stehende Wässer, oder zusammengehäufter Unrath. Die Grab=Stätte muß wenigstens eine halbe Stunde weit davon entfernt seyn, gleichfalls auf einer erhöheten Gegend, und, wo möglich, in einem sandigen Boden, welcher die Leichname mehr ausdörret; da hingegen die Beerdigung der Todten in gutem und der Höhe des Wassers gleich stehendem Erdreiche, die Fäulung, und die daher entstehenden übeln Ausdunstungen merklich befördert, und bösartige Krankheiten in solchen Gegenden hervor bringen kann. Keine Haupt= oder stark bewanderte Post=Straße muß die in solchem Kranken=Hause nöthige Ruhe stören. Die Rinnsäle, worein sich alle heimliche Gemächer des Gebäudes ergießen, so wohl als das Haupt=Rinnsal, müssen einen jähen Abfall in einem fließenden Wasser haben, damit die Unreinigkeiten sich nicht lange in der Gegend aufhalten können. Daher wäre es gut, wenn ein immerfließendes Wasser, welches jedoch mit einem Wehre versehen seyn muß, um bey sich eräugnendem Anwachsen den Schaden des Rinnsales zu verhüten, durch die Rinnsäle seinen Ablauf hätte.

<47, 206>

Bau=Art. Pracht, Verschwendung, und Meisterstücke der Architetur, müssen dieses Kranken=Haus nicht aus zeichnen; aber hinlänglicher Raum, Bequemlichkeit, und gute Eintheilung, sind die unentbehrlichsten Eigenschaften eines solchen Gebäudes. Das Fundament und das Mauerwerk müssen gut und dauerhaft seyn, und nicht von so genannten Wasser=Steinen aufgeführt werden wovon die Zimmer sehr feucht, mithin den Kranken nachtheilig sind; eben so muß die Bedachung das Gebäude gegen Regen und leichte Feuers=Gefahr sichern. Das Rinnsal muß ausserhalb des Gebäudes rund herum eine Klafter weit von dem Fundamente geführt werden, damit dasselbe nicht von dem durchfließenden Wasser immer feucht sey, und mit der Zeit beschädiget werden könne, und die innerhalb des Gebäudes mehr eingeschlossene Luft davon nicht verunreiniget werde. Aus diesem Grunde müssen auch die Zugänge zu den heimlichen Gemächern mit doppelten Thüren versehen seyn, und die Luft=Züge an diesen Oertern gut angebracht werden. Von drey Seiten dieses Hauses, die vordere Aussicht nähmlich ausgenommen, könnte ein breiter Gemüse=Garten angeleget, und mit niedrigen Obst=Bäumen besetzt werden, damit das Kranken=Haus wenigstens mit dem größten Theile der erforderlichen Gemüse versehen wäre. Die Wirthschafts=Beamten würden nicht allein einen großen Nutzen für das Kranken=Haus davon ziehen, sondern auch die Aerzte hätte einen wesentlichen Vortheil davon, da sich die Wiedergenesenden, und mit verschiedenen langwierigen Krankheiten Behafteten, zu der nöthigen Leibes=Bewegung in freyer Luft mit den Garten=Arbeiten beschäftigen könnten.

Um diesem Gebäude den Vorzug vielleicht vor allen Spitälern Europens zu verschaffen, habe ich mir alle Mühe gegeben, dasselbe mit allen Vortheilen und <47, 207> Bequemlichkeiten zu versehen, die ein wohleingerichtetes Kranken=Haus haben muß. Diesem gemäß, muß ein solches Haus

1. nicht über ein Stockwerk hoch, aber desto weiter im Umfange gebauet werden. Kein verbindendes Mittel= oder Quer=Gebäude, welches in gleicher Höhe mit den Seiten=Flügeln vereinigt ist, folglich mehrere Abtheilungen des Gebäudes macht, muß der benöthigten Lüftung hinderlich seyn, weil alle nur möglich scheinende Hindernisse, die Luft einzusperren und zu verunreinigen, zu vermeiden sind.

2. Mein Lieblings=Gedanke ist, ein Kranken=Haus so groß, und an Zimmern so zahlreich zu wissen, um wenigstens alle drey Wochen die Zimmer verwechseln zu können, damit die vorigen wieder gereiniget, und von dem für Kranke so schädlichen Spital=Geruche ausgelüftet werden können.

3. Da dieses Kranken=Haus ein allgemeines ist, folglich nicht allein arme Kranke, sondern auch bemittelte Personen für ihr Geld allda curirt werden können, oder von vornehmern gutthätigen Personen Stift=Bettstellen für Kranke dahin versetzt werden: so muß auf einige theils größere, wo mehrere Kranke beysammen sind, theils einzelne Zimmer für zahlende Personen, Bedacht genommen werden. Damit aber letztere nicht abgeneigt werden, sich allda curiren zu lassen, müssen diese Zimmer, so viel möglich, von dem Innern des Spitales entfernet werden. Die Zahlung ist nach Classen einzurichten. Die erstern, welche ein einzelnes Zimmer, ihren eigenen Kranken=Wärter, ein gut zubereitetes Bett und alle Bequemlichkeiten verlangen, zahlen täglich 50 Kr., da jene in den größern Zimmern nur 30 entrichten, mit der Bedingung aber, daß, wenn ein Zahlender mit einer bösartigen Faul=Krankheit behaftet ist, derselbe alsdann in jenem, am Ende der Seiten=Flügel und für solche <47, 208> Kranke gewidmeten Zimmer verpfleget werden muß; denn wegen Eines Kranken können alle andere nicht der Gefahr ausgesetzet, und die Ordnung des Kranken=Hauses überschritten werden.

4. Eben so nothwendig erachte ich es für ein so großes Kranken=Haus, daß eine gewisse Anzahl großer Zimmer für die Genesenden vorhanden sey, damit diese von den Kranken=Zimmern abgesondert seyn, und also desto eher ihre vollkommene Gesundheit erlangen können. Die Unruhe in einem Kranken=Zimmer, wo mehrere beysammen sind, die Ausdunstung so vieler Kranken, der Anblick gefährlich danieder liegenden oder sterbenden Kranken, verzögern bey Empfindsamern gar sehr die völlige Wiedergenesung, diese Verzögerung aber verursachet dem Hospitale bey so vielen Kranken jährlich eine große Ausgabe, welche durch diese Zimmer leicht ersparet wird. Zudem ist ist es nichts seltenes, daß Wiedergenesende, theils wegen eben angeführter Ursachen, theils wegen zunehmenden Appetites, das Kranken=Haus zu frühzeitig verlassen, und eben deswegen wieder erkranken; diese Rückfälle kosten dem Hospitale wieder viele Ausgaben, da dieselben viel gefährlicher sind, auch länger dauern. So vortheilhaft die abgesonderten Zimmer den Wiedergenesenden sind, eben so vortheilhaft sind sie auch den Kranken, denn der Geruch der Speisen für die Genesenden ist vielen Kranken unerträglich, und verschlimmert oft einige Umstände der Krankheit; hiernächst trägt dieses auch vieles bey, die Luft um so viel reiner zu erhalten.

5. Um die nöthigen Ausgaben bey dem Bau eines so großen Hauses zu ersparen, müssen große Zimmer zur Verpflegung der Kranken angebracht werden, doch dergestalt, daß die so nöthige Absonderung der verschiedenen Krankheiten nicht aus der Acht gelassen werde. Diese Zimmer müssen, wegen der Ausdunst<47, 209>ung so vieler Kranken, hoch und geräumig angeleget werden, die Fenster nach Verhältniß der Zimmer hoch und breit genug seyn, und die Ausladung derselben um 8 bis 10 Zoll vergrößert werden, damit die Auslüftung auf keine Weise gehindert werde. Weder Küche, noch Ofen=Heizung, und noch weniger eine mit dem Kranken=Zimmer communicirende Thür des heimlichen Gemaches, muß im Zimmer angebracht werden, denn der bey widrigem Winde sich einfindende Rauch würde den Kranken so beschwerlich, ja oft so gefährlich, als der Gestank schädlich, seyn. Diese Zimmer müssen aber keine Gemeinschaft mit einander haben, sondern durch kleine Gänge von einander abgesondert seyn, so, daß ein jedes Zimmer als einzeln betrachtet werden kann. Diese kleine Gänge sind um so nothwendiger, da die Ofen=Heizung der Kranken=Zimmer, ein großes Wasser=Behältniß, um so viele Geschirre gehörig zu reinigen, und die heimlichen Gemächer darin angebracht sind; auch eräugnen sich bey Kranken viele Fälle, wo die Ausleerungen beurtheilet werden müssen, welche also in diesen Gängen auf bewahrt werden können. Ein jedes solches Zimmer muß an beyden Enden eine Thür nach dem inwendig im Gebäude angebrachten gemeinschaftlichen Gange haben, um, bey sich etwa eräugnender Feuers=Gefahr, die Kranken geschwinde genug retten zu können. Der inwendig nach der Länge der Seiten=Flügel angebrachte gemeinschaftliche Gang muß alle Zimmer verbinden, und die Beamten und die Wärter des Kranken=Hauses vor aller übeln Witterung sicher stellen.

6. Für Gefangene, muß ein eigenes, von dem ganzen Spitale abgesondertes Gebäude eingerichtet werden. Diese arme Unglückliche sind in der Gewalt der Vorgesetzten, und müssen ihre Strafe von der Gerechtigkeit entweder erwarten oder vollenden; daher erfordert die Vorsicht, daß man sich ihrer auch als Kran<47, 210>ken versichere. Immer bleiben sie Menschen, und müssen auch als solche behandelt werden; aber unter freyen Personen können sie nicht verpfleget werden, theils wegen des Vorurtheiles oder Ekels der freyen Kranken, theils wegen mehrerer Vertheilung der Sicherheits=Wächter. In diesem Gebäude dürfen die Zimmer nicht so groß, und nur für 6, oder 8 Personen, mit aller Sicherheit gebauet werden, nicht allein wegen der erforderlichen Absonderung, sondern auch, weil es gefährlich seyn würde, viele, besonders mit langwierigen Krankheiten behaftete, Missethäter in Ein Zimmer zusammen zu sperren, wovon ich die Probe im Marxer=Spital schon erlebt habe, da in einer Nacht 11 Gefangene die eisernen Fenster=Gitter zerbrochen, und insgesammt die Flucht genommen haben.

7. Da die Bäder in vielen Krankheiten als das vornehmste Heil=Mittel betrachtet werden können, so würde dem Kranken=Hause ein großes Bedürfniß abgehen, wenn kein gut eingerichtetes Bad vorhanden wäre; und da an dem benöthigten Wasser in solchem Orte kein Abgang seyn darf, so ist dieses mit wenigen Kosten leicht anzulegen; auch muß für ein Tropf=Bad gesorget werden, welches in verschiedenen äusserlichen Krankheiten unentbehrlich ist. Da ferner das Ausdunsten nach dem Bade in jenen Krankheiten, in welchen es als Cur gebraucht wird, immer so nothwendig, als das Bad selbst, ist: so muß gleich neben dem Bade ein solches Dunst=Zimmer mit allem Zubehör eingerichtet werden, welches nach dem Verhältniß des Spitales groß genug seyn muß.

8. Ich nehme an, daß in meiner Stadt der katholische Glaube herrsche, und also wird es wohl nothwendig seyn, in einem solchen Orte, wo das Leben in Gefahr steht, auf die Pflichten der Kranken zu denken, und für dieselben eine Kirche zu widmen; auch die Beamten, Wärter und Wärterinnen des Spitales <47, 211> müssen ihre Pflichten beobachten. Die innere Beruhigung der Seele hat auf den Körper einen großen Einfluß; deswegen muß eine Kirche, nebst der gehörigen Wohnung für ihre Diener an einem bequemen Orte angebracht werden. Da ich auch den barmherzigen Brüdern und Schwestern die beste Gelegenheit verschaffen will, der Absicht ihres Stifters (nähmlich Gott gefällig und den Kranken nützlich zu seyn,) im vollen Maße Genüge zu leisten, so setzte ich die Kirche in die Mitte des Spitales, an der rechten Seite das Kloster der barmherzigen Brüder, und an der linken das Kloster der barmherzigen Schwestern.

9. Es müssen Wohnungen für die Aerzte, Wund=Aerzte, ihre Untergeordnete, für den Apotheker und dessen Gehülfen, für die Kranken=Wärter, Kanzelley=Beamte und Kostgeber des Spitales, an der bequemsten Gegend des Gebäudes angebracht werden. Die nöthigen Vorraths=Zimmer für die Spital=Wäsche, Bett=Einrichtungen, die Wasch=Zimmer und Wohnungen für die Wäscherinnen, die Todten=Kammer, die Zergliederungs=Kammer, und andere erforderliche Abtheilungen, müssen auch nicht vergessen werden. Die unruhigen, gefährlichen ekelhaften, und mit bösartigen Krankheiten behafteten Personen, müssen, so viel möglich, in Zimmern, die von der Mitte oder dem Innern des Spitales entfernt sind, verpfleget werden.

Erklärung des Grundrisses, PfeiliconFig. 2766. Das längliche Viereck A, A, A, A, ist der Grundriß des ganzen Kranken=Hauses, welches, mit Inbegriff des Hofes, 336 Klafter lang und 180 breit ist.

B, B, der mittlere Durchschnitt nach der Länge des ganzen Gebäudes, sondert die Seite für das männliche Geschlecht, C C C C von der für das weibliche, D D D D, ab.

E, der Ort für die Kirche.

F, der Ort für das Kloster der barmherzigen Brüder.

G, der Ort für das Kloster der barmherzigen Schwestern.

<47, 212>

H, die Apotheke, nebst Wohnungen für den Apotheker und seinen Gehülfen.

I, die Wohnung für zwey Wund=Aerzte.

K, K, ein niedriger gedeckter Gang, welcher mit dem gemeinschaftlichen Gange der zwey Seiten=Flügel vereinigt ist.

L, L, zwey Thore, zur Erhaltung der Communication beyder Spital=Plätze.

M, M, das Haupt=Gebäude, oder die vordere Aussicht des Kranken=Hauses. Dieses ist 14 Klafter breit, und hat den gemeinschaftlichen Gang nach der Länge in der Mitte, so, daß zu beyden Seiten die Zimmer angebracht sind.

Die zwey Seiten=Flügel, C C C C, D D D D, welche das Haupt=Gebäude anschließen, sind 7 Kl. breit, haben den gemeinschaftlichen Gang an der innern Seite, und werden am Ende durch das niedrige Gebäude N N N N gebunden, in welchem die Bad=Stuben, die Dunst=Zimmer, die einzelnen kleinen Zimmer für Wahnwitzige, welche, wegen ihrer Unruhe, Unsauberkeit und oft gefährlichen Betragens, abgesondert eingesperrt seyn müssen, und dann die 4 Wohnungen für die Wärter und Wärterinnen der Wahnwitzigen, eingetheilt sind. Ein gedeckter gemeinschaftlicher Gang sondert diese Kranke von dem ganzen innern Spitale ab, auswärts aber ist ihnen alle Gemeinschaft mit andern Menschen durch den breiten Spital=Hof O O benommen, welcher um so nöthiger ist, da in demselben nicht allein die angezeigten Gebäude abgesondert sind, sondern für ein so großes Kranken=Haus auch ein geräumiger Platz zum Holz=Vorrath und zu andern Geräthschaften erfordert wird.

Das niedrige Gebäude, N N N N, ist an Mauerwerk nur 18 Schuh hoch, und, von den Wärter=Wohnungen an gerechnet, nur 4 1/2 Klafter breit. Die Bad Stuben, die Dunst=Zimmer, und der gemeinschaftliche Gang, haben nach der Höhe verhältnißmäßige Fenster. Die Zimmer für die Wahnwitzigen aber haben nur in der Höhe ein 5 Sch. breites und 4 Sch. hohes Fenster im Hofe hinaus, so, daß das Fenster 10 bis 11 Sch. von der Erde erhöhet ist, damit die Kranken dieselben nicht zerschlagen, oder sich selbst einen Schaden damit zufü<47, 213>gen können. Ich habe mit Vorbedacht diese Zimmer neben einander, nach der Länge des Gebäudes, gesetzt, weil ich im Marxer=Spitale, wo 26 dergleichen Zimmer, aber auf jeder Seite 13, folglich gegen einander gebauet sind, bemerkt habe, daß zuweilen der Gestank unerträglich war, weil solche Personen oft sehr unsauber sind; auch macht oft einer, wegen seiner Unruhe und Raserey, andere sonst ruhigere eben so rasend, wodurch die Cur bey vielen erschwert und verzögert wird. Ferner beobachtet oft einer des andern Handlungen und Gehirn geburten, und bemüht sich dieselben nachzumachen. Wenn ich nun die Zimmer für dergleichen Personen vereinfache, so vermindere ich doch wenigstens sehr viel den Gestank, wenn ich auch nicht die Absicht erreiche, denselben ganz zu vermeiden, und die andern Umstände werden auch so viel möglich erleichtert. Uebrigens muß auf die Sicherheit dieser Zimmer ein besonderer Bedacht genommen werden, um allem Unglücke vorzubeugen.

Da das Haupt=Gebäude und die zwey Seiten=Flügel ein Stockwerk hoch sind, das verbindende Quer=Gebäude, als: die Kirche, die zwey Klöster, und die daran gebaueten Wohnungen für den Apotheker und die zwey Wund=Aerzte, nicht an die Seiten=Flügel angeschlossen, auch das niedrige Gebäude N N N N ohne Stockwerk ist: so genießt das ganze Kranken=Haus einen freyen Kreislauf der Luft von allen Seiten, welches die wesentlichste Eigenschaft eines solchen Hauses ist.

P, ist der Haupt=Rinnsal, worein sich alle heimliche Gemächer ergießen, und welcher rund um das Gebäude auswärts geführt ist, hinter dem Spital=Hofe in einem Rinnsal zusammen stößt, und fort geleitet wird.

Alle Zimmer des ganzen Gebäudes zu ebener Erde, müssen 2 Sch. hoch erhoben seyn, um die für Kranke und Gesunde schädliche, feuchte Luft der Zimmer zu vermeiden.

Ein jedes Kranken=Zimmer für die Armen in den zwey Seiten=Flügeln, ist 14 Klafter lang, 4 Kl. 2 Sch. breit, und 3 Kl. hoch. Da ich für die Breite des Bettes nebst dem Zwischenraume 5 Sch. rechne, so können in einem Zimmer zu beyden Seiten 32 Bettstellen gestellet werden. Auf diese Art glaube ich dem Endzwecke, die Luft hinläng<47, 214>lich rein zu erhalten, und unter den Kranken die nothwendige Absonderung zu machen, Genüge zu leisten. *

*
Daß Hr. Fauken auf ein Zimmer von 14 Klaftern Länge, 32 Bettstellen rechnet, also in Einem Zimmer, 32 Kranke verpflegt wissen will, dieses kann ich mit seinen angelegentlichen Wünschen für das Wohl der Kranken, und mit seiner Behauptung die Luft möglichst rein zu halten, nicht zusammen reimen. Er verlangt, die an bösartigen und Faul Fiebern liegenden, insgesammt in Einem Zimmer zu verpflegen; aber diese 32 Kranke von der Art werden die Luft, gesetzt, sie wäre auch noch so sehr verändert, dermaßen vergiften, daß, diese Kranke zu retten, nur eine Art von Wunderwerk vermögend seyn wird. K

Zwischen jeden zwey Kranken=Zimmern, (ich verstehe zwey zu ebener Erde, und zwey im Steckwerke,) ist ein Zwischen=Gebäude, in welchem die Küche und die Wohnung des Kostgebers und dessen Dienstbothen, ein Zimmer für einen untergeordneten Arzt, eines für die Kranken=Wärter, zwey Küchen für die Kranken=Zimmer, und eine für die Curen der Wund=Aerzte, eingetheilt sind.

Die Keller und benöthigten Eis=Gruben durchaus unter das ganze Gebäude anzulegen, würde so kostspielig als überflüssig seyn; wohl aber müssen solche unter den Zwischen=Gebäuden für die Kostgeber, und unter einem Theile des vordern Haupt=Gebäudes für die Beamten, angebracht werden.

1, die Kanzelley des Kranken=Hauses.

2, die Wohnung für den Verwalter.

3, zwey Gänge für das einfallende Licht, um den gemeinschaftlichen Gang 11 zu erleuchten. In diesen Gängen muß auch ein gemeinschaftliches heimliches Gemach angebracht werden, welches aber mit doppelten Mauern eingeschlossen, mit Doppel=Thüren und guten Zug=Löchern versehen seyn muß, um allen übeln Geruch zu vermeiden.

4, drey Zimmer für zahlende wiedergenesende Personen.

5, das Speise=Zimmer für dieselben, damit sie nicht in ihren gewöhnlichen Zimmern den übeln Geruch von den Speisen einathmen dürfen, welcher empfindsamen Personen allemahl unerträglich ist.

6, die Wohnung des Kostgebers.

7, zwey Zimmer für die Kranken=Wärterinnen.

<47, 215>

8, neunzehn einzelne Zimmer für zahlende Personen, welche unter andern Kranken nicht verpflegt seyn wollen, und deren jede täglich 50 Kr. zu entrichten hat.

9, ein Gang, welcher sich mit dem gemeinschaftlichen Gange 11 verbindet.

10, fünf größere Kranken=Zimmer für zahlende Personen, wo mehrere beysammen verpfleget werden, deren jede täglich 30 Kr. zahlt. Das kleinere dieser fünf Zimmer kann für die gefährlichen, belirirenden, schlaf losen, mithin unruhigern, Kranken bestimmt werden.

11, der gemeinschaftliche Gang in der Mitte dieses Gebäudes, welcher sich mit den Gängen der Seiten=Flügel vereinigt.

12, das Beschau=Zimmer, worin alle ankommende Kranke untersucht werden, und jedem sein Zimmer angewiesen wird.

13, das Vorraths=Zimmer zur Auf bewahrung der Spital=Wäsche für die Weibspersonen.

14, das Raths=Zimmer, wo alle Angelegenheiten, Streitigkeiten, und Vorfälle im Kranken=Hause untersucht und abgemacht werden.

15, drey Treppen.

16, fünf Zimmer für arme Wiedergenesende.

17, das Speise=Zimmer für dieselben.

18, die Küche des Kostgebers.

19, eine Kranken=Küche.

20, kleine Gänge zwischen den Kranken=Zimmern und den Zwischen=Gebäuden, an deren Ende auswärts überall die heimlichen Gemächer angebracht werden. Den fernern Nutzen dieser Gänge, habe ich oben, Pfeil-IconS. 209, angezeigt.

21, zwölf Kranken=Zimmer, welche mit den

22, sechs Zwischen=Gebäuden und kleinen Gängen, einen Seiten=Flügel ausmachen.

23, die Bad=Stube für das weibliche Geschlecht.

24, das Dunst=Zimmer.

25, der Platz, wo ein Ofen und ein großer Kessel zum Wasser=Sieden angebracht wird. Eine an den Kessel gegen

26, das Wasch=Zimmer angebrachte Röhre macht denselben also doppelt nützlich.

27, die Wohnungen für die Wäscherinnen.

<47, 216>

28, die Küche, nebst Wohnung für die Köchinn der kranken Gefangenen.

29, neun Zimmer für die kranken Gefangenen, eine Wach=Stube, und ein Zimmer für einen untergeordneten Wund=Arzt.

30, ein großer Stadel zum Stroh=Vorrath für das Kranken=Haus.

31, das Zergliederungs=Zimmer.

32, die Todten=Kammer.

33, das Thor von dem Spital=Hofe.

34, zwey Zimmer für die Wärterinnen der Wahnwitzigen.

35, sieben und dreyßig kleine einzelne Zimmer für die Wahnwitzigen weibliches Geschlechts.

36, ein Ausgang in den Spital=Hof.

Erklärung der Männer=Seite. a, die Wohnung des Thorstehers.

b, die Wohnung für einen untergeordneten Arzt und Chirurgus.

c, zwey Wohnungen für die Kanzellisten.

d, drey größere Zimmer für zahlende Wiedergenesende.

e, das Speise=Zimmer für dieselben.

f, zwey Gänge für das einfallende Licht und für die heimlichen Gemächer, wie auf der Weiber=Seite.

g, Wohnung für den Kostgeber.

h, zwey Zimmer für die Kranken=Wärter.

i, zwanzig einzelne Zimmer für zahlende Personen, deren jede täglich 50 Kr. zu bezahlen hat.

l, eine Kranken=Küche.

m, ein Gang für das einfallende Licht, und welcher den gemeinschaftlichen Gang des Haupt=Gebäudes mit jenen der Seiten=Flügel verbindet.

n, fünf größere Kranken=Zimmer, für zahlende Personen, wo mehrere verpfleget werden, deren jede täglich 30 Kr. bezahlt.

o, der gemeinschaftliche Gang.

p, die Wohnung des Gegenhandlers.

q, drey Treppen.

r, das Vorraths=Zimmer für die Spital=Wäsche der Männer.

f, fünf größere Zimmer für arme Wiedergenesende.

t, das Speise=Zimmer für dieselben.

<47, 217>

u, die Küche des Kostgebers.

w, die kleinen Zwischen=Gänge für die heimlichen Gemächer, wie auf der Weiber=Seite.

x, zwölf große Kranken=Zimmer.

y, die sechs Zwischen=Gebäude.

z, die Bad=Stube.

a b, das Dunst=Zimmer.

a c, der Ort für den Ofen und Kessel.

a d, das Wasch=Zimmer.

a e, die Wohnungen für die Wäscherinnen.

a f, die Küche, und Wohnung für die Köchinn der kranken Gefangenen männliches Geschlechts.

a g, neun Zimmer für die kranken Gefangenen, wie auf der Weiber=Seite.

a h, Wohnung für den Zubereiter der Heil=Mittel.

a i, das Arbeits=Zimmer für die Apotheke.

a k, ein Ausgang in den Spital=Hof.

a l, zwey Wohnungen für die Irren=Wärter.

a m, steben und dreyßig einzelne Zimmer für die Wahnwitzigen männliches Geschlechts.

a n, das Verbindungs=Thor des Spital=Platzes mit dem Hofe.

a o, ein gedeckter Ort zur Auf bewahrung und Auslüftung der leeren Bett=Gestelle.

Dieses ist die Eintheilung des ganzen Gebäudes zu ebener Erde. Im Stockwerke sind die Kranken=Zimmer der Seiten=Flügel eben so eingetheilt. Die innere Abtheilung der Zwischen=Gebäude, ist aus dem zweyten Risse des Gebäudes zu ersehen.

Da es sehr schwer seyn würde, die Eintheilung des Stockwerkes von dem Haupt=Gebäude ohne den Grund=Riß zugleich zu sehen, weil man das schwere Mauerwerk beobachten muß, so habe ich das Hülfsmittel gewählt, durch die zwey Linien, welche vorwärts nach der Länge des Grundrisses gezogen sind, die Eintheilung der vordern Zimmer im Stockwerke anzuzeigen, so wie jene inwärts des Grundrisses befindliche Linien die inwendigen Zimmer im Stockwerke anzeigen.

1 a, diese Eintheilung ist im Stockwerke wie zu ebener Erde.

2 b, das Vorlese=Zimmer der praktischen Medicin.

<47, 218>

3 c, ist eben so, wie zu ebener Erde.

4 d, die Wohnung für einen bestellten Arzt des Kranken=Hauses.

5 e, die Wohnung für den Lehrer der praktischen Medicin.

6 f, die Wohnung für den Lehrer der praktischen Chirurgie.

7 g, ist eben so, wie zu ebener Erde.

8 h, das Vorlese=Zimmer der praktischen Chirurgie, in welchem alle zu den äusserlichen Curen nöthige Werkzeuge aufbewahret werden.

9 i, ist wie zu ebener Erde.

Die Eintheilung rückwärts im Stockwerke des Haupt=Gebäudes zeigen die zwey inwärts gezogenen Linien.

1 k, ist eben so, wie zu ebener Erde.

2 l, noch zwey oder drey einzelne Zimmer für zahlende Personen.

3 m, wie zu ebener Erde.

4 n, noch ein großes Zimmer für wiedergenesende Arme.

5 o, wie zu ebener Erde.

6 p, eine Wohnung für einen bestellten Arzt des Kranken=Hauses.

7 q, Wohn=Zimmer für einen untergeordneten Arzt und Chirurgus.

8 r, Wohnung für einen bestellten Chirurgus des Kranken=Hauses.

9 s, wie zu ebener Erde.

10 t, noch zwey oder drey einzelne Zimmer für zahlende Personen.

11 u, wie zu ebener Erde.

Damit man sich nun, mit Hülfe des Grundrisses, eine Vorstellung machen könne, wie das Gebäude im Ganzen aussieht, und wie die Eintheilung der Zimmer, Fenster, Thüren, Oefen, und heimlichen Gemächer, gemacht werden müsse, habe ich einige Theile desselben nach einem vergrößerten Maßstabe entworfen, welche man also auf den Grundriß anwenden kann.

Erklärung des Risses, PfeiliconFig. 2767.

No. 1, ist die Hälfte des vordern Haupt=Gebäudes, nähmlich die Seiten der Männer. Die Buchstaben erklären die Bestand=Theile desselben eben so, wie aus dem Grundrisse.

<47, 219>

No. 2, ist ein Stück des Seiten=Flügels, von aussen anzusehen, welcher auf derselben Seite an dem Haupt=Gebäude angeschlossen ist. Auch dessen Bestand=Theile werden durch dieselben Buchstaben erklärt, z. B. n n n, sind drey Kranken, Zimmer für zahlende Personen, welche an die zwey größern in dem Haupt=Gebäude angebrachten Zimmer, die ebenfalls mit n n bezeichnet sind, anstoßen. Diese zwey letztern Zimmer sind dieselben, welche in dem Haupt=Gebäude angezeigt sind, und sind in dem Seiten=Flügel deswegen angebracht worden, um zu zeigen, wo die mit q bezeichnete Treppe angebracht werden muß. o, der gemeinschaftliche Gang. w, die kleinen Gänge zwischen den Kranken=Zimmern und Zwischen=Gebäuden. x, zwey große Kranken=Zimmer für arme Personen, in deren einem die Bett=Gestelle nach der Ordnung gestellt sind. y, ein Zwischen=Gebäude, dessen Eintheilung folgende ist. 1, die Treppe in der Mitte dieses Gebäudes. 2, die Küche des Kostgebers, wo die Speisen für die an diesem Gebäude angebaueten vier Kranken=Zimmer zubereitet werden. 3, die Ausspeise, wo die Wärter und Wärterinnen die angeordneten Speisen für die Kranken abhohlen. 4, die Wohnung für den Kostgeber. 5, eine Küche für zwey Kranken=Zimmer, um das Getränk, die Umschläge etc. zu wärmen.

No. 3, die Eintheilung im Stockwerke dieses Gebäudes. Nähmlich: 6, die Treppe. 7, ein Zimmer für die an den Kranken vorzunehmenden äusserlichen Curen; dieses ist um so nöthiger, da dergleichen Curen in den großen Kranken=Zimmern und in Gegenwart anderer Kranken nicht vorgenommen werden müssen. 8. das Wohn=Zimmer für einen untergeordneten Arzt, damit derselbe zu allen Stunden, in allen vorkommenden Fällen sogleich die thätigste Hülfe leisten könne. 9, die Küche für die zwey Kranken=Zimmer im Stockwerke. 10, ein Zimmer für die Dienstbothen. *

*
Diese Zimmer in allen Zwischen=Gebäuden können allenfalls für besonders gefährliche oder unruhige Kranke angewendet werden, wenn nähmlich zu ebener Erde die von den Kostgebern dieses Kranken=Hauses abhangende oder angestellte Köchinn und Dienstleute wohnen.

<47, 220> 11, zwey Zimmer für die Wärter oder Wärterinnen, wo dieselben ausruhen können.

No. 4, die inwendige Ansicht dieses Theiles von dem Seiten=Flügel.

Erklärung des dritten Risses, PfeiliconFig. 2768.

No. 1, ist die Kirche, nebst dem daran stoßenden Kloster für die barmherzigen Brüder; ferner, das Gebäude, in welchem zwey bestellte Wund=Aerzte des Kranken=Hauses wohnen; wie auch der gedeckte Gang, welcher sich an den Seiten=Flügel der Männer schließt.

No. 2, die Hälfte des niedrigen Quer=Gebäudes, worin die Bad=Stube, das Dunst=Zimmer, die Wohn=Zimmer für die Wärter, und die kleinen einzelnen Zimmer für die Wahnwitzigen, nebst dem gemeinschaftlichen Gange, eingetheilt sind. Die Buchstaben zeigen gleichfalls die Bestand=Theile dieser Gebäude an; wie auf dem Grundrisse.

Was die praktische Schule für die angehenden Aerzte betrifft, so ist ein eigenes Zimmer, um Kranke darin zu verpflegen, für solche unnöthig, um desto mehr, da der Lehrer in dem Haupt=Gebäude sein Vorlese=Zimmer hat.

Da ich, bereits erwähnter Maßen, auf jedes Bett, nach der Breite, nebst dem Zwischenraume, 5 Schuh rechne, so können in einer Länge von 14 Klaftern, 16 Bett=Gestelle, auf 2 Seiten aber 32, stehen; die noch übrigen 4 Schuh werden zu den Mauern des Zimmers verwendet. Wenn ich nun in einem Seiten=Flügel zu ebener Erde 12, und im Stockwerke auch 12 Zimmer, jedes zu 14 Klafter lang, habe: so können in einem Seiten=Flügel 768, in beyden aber 1536 Kranke verpfleget werden. Nun setze man noch die einzelnen Zimmer für die Wahnwitzigen, die Zimmer für die kranken Gefangenen, ferner die Zimmer für die zahlenden Personen, und für die Wiedergenesenden, dazu, so ist leicht einzusehen, daß die angenommene Zahl von 1600 Kranken mit aller Bequemlichkeit verpfleget werden könne.

<47, 221>

In einem so geräumigen Kranken=Hause wird es nun wohl nicht schwer seyn, für jede Gattung von Krankheiten die eigenen Zimmer zu bestimmen; und ich glaube, allen Absichten dieses Entwurfes eine Genüge zu leisten, wenn ich die nothwendigsten Vorkehrungen eines erfahrnen Arztes nach den Regeln der Wissenschaft beobachte, als: 1. Die herrschenden, bösartigen, ekelhaften und Faul=Krankheiten aus der Mitte des Kranken=Hauses zu entfernen; welche Absicht erfüllt wird, wenn ich die Zimmer gegen das Ende der Seiten=Flügel für dergleichen Kranke bestimme. 2. Allgemein zu beobachten, daß die mit hitzigen Krankheiten Befallenen allemahl im Stockwerke verpfleget werden, die mit langwierigen hingegen zu ebener Erde, weil die Ausdunstungen in hitzigen Krankheiten häufiger sind, folglich dieselben in der Höhe des Gebäudes, wo die Bewegung der Luft merklich stärker ist, leichter zertheilet werden. 3. Die gefährlichen und unruhigen Kranken von den andern abzusondern, für welche ich die einzelnen kleinen Zimmer in dem niedrigen Mittel=Gebäude bestimmt habe. Was übrigens die Absonderung der verschiedenen Krankheiten betrifft, und welcher Art von Kranken ich einen jeden Theil des Gebäudes zueigne, davon werde ich im vierten Abschnitte handeln.

III. Von der Einrichtung der Kranken=Zimmer. Der hinlängliche Raum, um die Kranken bequem aus einander legen zu können, und die Reinlichkeit zu erhalten, gehört ebenfalls unter die wesentlichen Eigenschaften eines Kranken=Zimmers. Das erste glaube ich bewirkt zu haben, da ich auf jedes Bett nach der Breite, nebst dem Zwischenraume, 5 Schuh gerechnet habe. Um aber das zweyte zu befördern, muß man die Einrichtung eines Kranken=Zimmers so einfach als möglich machen, und den Platz nicht mit unnützen Dingen anfüllen. Daher müssen die Bettstät<47, 222>ten ganz einfach, ohne Fächer und Vorhänge seyn. Ohne Fächer; gemeiniglich hat ein jedes Bett in den Spitälern unten ein Fach, worin die Kleider des Kranken aufbewahret werden; da nun diese Fächer mit der Zeit mehrentheils zu Behältnissen des Ungeziefers und der Unreinigkeit werden, so würde rathsamer seyn, wenn über jedem Kranken=Zimmer unter dem Dache eine Reihe Fächer oder Schränke angebracht würde, um die Kleidungen der Kranken aufzubewahren. Die etwa zu befürchtende Unordnung wegen Verwechselung der Kleider, ist leicht zu verhüten, wenn des angekommenen Kranken Kleidung mit der Ziffer des Bettes, des Zimmers, und mit seinem Nahmen, notiret würde. Ohne Vorhänge; in vielen Spitälern sind die Bett=Gestelle gemeiniglich rund herum mit Vorhängen, und oberhalb mit Himmeldecken, versohen. Eine für Kranke höchst schädliche Gewohnheit! Denn an statt, daß man auf alle mögliche Weise beflissen seyn sollte, dem Kranken durch frische und freyere Luft seine Beängstigungen zu vermeiden, vermehrt man dieselben geflissentlich, und setzt den Kranken der Gefahr aus, in seinen eigenen Ausdunstungen entweder zu verderben, oder doch wenigstens seine Krankheit merklich zu verschlimmern und zu verlängern. Solche eingeschlossene Bett=Gestelle, sind die verderbliche Dunst=Grube der Spitäler, wodurch der auffallende Spital=Geruch fleißig genährt, und die Luft um so viel mehr verunreinigt wird. An statt dieser schädlichen Vorhänge, müssen in den Kranken=Zimmern einige leicht hin und her zu tragende Schirme von einer breiten Wand vorhanden seyn, damit, wenn ein Kranker beichtet, oder der Medicus und Chirurgus einige besondere Krankheiten desselben untersucht, oder wenn dem Kranken andere äusserliche Heil=Mittel beygebracht werden müssen, das Bett rund herum mit solchen Schirmen umgeben wird. Diese Vorsicht ist in öffentlichen Spi<47, 223>tälern um so nöthiger, da sonst die Kranken oft aus Schamhaftigkeit entweder ihren Zustand nicht offenherzig entdecken, oder die vorgeschriebenen Heil=Mittel hartnäckig ausschlagen. Eben solche Schirme müssen auch bey den Thüren der Kranken=Zimmer gestellet werden, damit bey dem Aus= und Eingehen, die zunächst den Thüren liegenden Kranken nicht von der kühlern Luft befallen werden.

Die Bett=Gestelle müssen mit grüner Oehl=Farbe angestrichen werden, um theils zu verhindern, daß die kleinen Oeffnungen des Holzes die Ausdunstungen nicht verschlingen, folglich mit der Zeit den übeln Spital=Geruch befördern helfen, theils damit die kleinen Fugen verstrichen, und das Ungeziefer abgehalten werde.

An jedem Bett=Gestelle muß eine kleine Tafel angebracht werden, worauf die Ziffer, der Tag der Ankunft, die Krankheit, die Heil=Mittel und Nahrung des darin sich befindenden Kranken aufgezeichnet werden, welches zum Behuf des heilenden Arztes, der untergeordneten Aerzte, der Kranken=Wärter, und zur Verhütung alles Irrthumes sehr vieles beyträgt.

Ein gut gefüllter Stroh=Sack, eine mittelmäßige Haar=Matratze, eine wollene Decke, ein Polster von Haaren, und zwey leinene Tücher, sind hinlänglich zur Einrichtung des Kranken=Bettes; doch versteht sich von selbst, daß in einer so großen Anstalt allemahl dergleichen Sachen in Menge vorräthig seyn müssen, um, nach Nothwendigkeit, die Betten mit frischem Zubehör zu versehen. Das bey so großem Zusammenfluß von Kranken leicht entstehende Ungeziefer, und die nöthige Erneuerung des Bettes sowohl während der Krankheit, als auch, wenn ein Kranker an einer bösartigen Krankheit darin verschieden ist, oder sonst mit einem Aussatze behaftet war, welches alles der heilende Arzt fleißig beobachten muß, machen diese Vorsicht nothwendig.

<47, 224>

Zwischen jeden zwey Betten, muß am obern Theile derselben ein grün angestrichenes Bret angebracht werden, auf welches, an statt eines Tisches, die benöthigten Geschirre und Heil=Mittel gestellet werden. An dem Fuß=Theile des Bettes muß eine starke Schnur angebracht werden, damit der Kranke durch Hülfe des Wärters sich desto leichter heben und wenden könne. Die Fenster der Kranken=Zimmer müssen nicht mit Bley eingefaßt seyn, sondern in hölzernen Rahmen gut verkittet werden, weil das Bley nicht so gut schließt, wodurch ein merklicher Luft=Zug in so großen Zimmern verursachet wird, welcher den Kranken sehr nachtheilig ist; überdies erhält man durch Verkittung der Fenster eine längere und gleichere Wärme in dem Zimmer. Die auswendigen Fenster der Kranken=Zimmer müssen mit hölzernen Sommer=Gittern versehen seyn, damit der Arzt zur Sommers=Zeit das Licht und die Sonnen=Hitze nach Gutdünken vermindern könne, welches zur Cur, besonders in hitzigen Krankheiten, sehr viel beyträgt. Durch Fenster=Laden, welche inwendig im Zimmer angebracht sind, kann man diese Absicht nicht so gut erreichen; denn wenn dieselben zugemacht werden, so hört auch der zur Abkühlung der Zimmer so vieles beytragende Luft=Zug auf. Auf jeder Seite des Zimmers muß in zwey Fenstern ein Ventilator von Blech angebracht werden, dessen Nutzen bekannt genug ist, dessen Nothwendigkeit aber sich noch mehr bey der Beschreibung meiner für die Kranken=Zimmer entworfenen Oefen zeigen wird.

In jedem Kranken=Zimmer müssen einige Lehn=Sitze vorhanden seyn, damit, nach Gutbefinden des Arztes, der Kranke zuweilen sich ein wenig erhohlen könne, unterdessen daß das Bett ausgelüftet und frisch zurecht gemacht wird. Um aber den Kranken von den jähen Anfällen der ausser dem Bette kühlern Luft zu sichern, und die daher zu befürchtende Zurücktreibung <47, 225> der Ausdunstung des Körpers zu vermeiden, muß eine gewisse Anzahl langer Schlaf=Röcke vorhanden seyn.

Zu der unentbehrlichen Einrichtung eines Kranken=Zimmers gehört auch ein Nacht=Licht; dieses muß aber in der Mitte des Zimmers angebracht, und oben mit einem breiten Rauchfänger, nebst Röhren, dessen Ende durch die Decke des Zimmers hinaus geführt wird, versehen seyn, damit der von dem Lichte entstehende Dampf die Luft nicht so sehr verunreinige und erschwere.

Was übrigens die Geschirre und nöthige Wäsche in einem Kranken=Zimmer betrifft, ist zur Genüge bekannt; nur der Vorgesetzte und die Aerzte haben darauf Acht zu geben, daß solche Sachen beständig in hinlänglicher Menge vorräthig seyn, welche die Beamten der Wirthschaft besorgen und anschaffen müssen.

Ich muß hier noch eine besondere Anmerkung in Ansehung der so genannten Leib= oder Nacht=Stühle machen, die ich in den Kranken=Zimmern als das größte Uebel verwerfe. Denn wenn dieselben auch noch so oft ausgeleeret und gesäubert werden, so verursachen sie doch einen unerträglichen Gestank; zugleich muß der Arzt in vielen Krankheiten die Ausleerungen beurtheilen, um sich in der Cur=Art darnach richten zu können, diese Untersuchung aber geschieht ja viel leichter, wenn die Ausleerungen ausserhalb der Kranken=Zimmer in den gemeinen Leib=Geschirren aufbehalten werden, als in den tiefen finstern Leib=Stühlen; daher muß ein jedes Bett sein eigenes Leib=Geschirr haben, und in jedem Zimmer für die schwachen Kranken müssen einige Leib=Schüsseln und Urin=Gläser vorhanden seyn. Daß die Wärter solche alsobald zudecken, an dem bestimmten Orte zur Untersuchung aufbewahren, oder ausleeren, und die Geschirre mit Wasser reinigen müssen, wird wohl keiner Erinnerung bedürfen.

<47, 226>

Da ich die Reinigkeit der Luft als eines der nothwendigsten Heil=Mittel für die Kranken betrachte, und dieselbe, besonders zur Winters=Zeit, so schwer ohne Nachtheil der Kranken befördert werden kann: so finde ich nöthig, eine Art von Oefen in den Kranken=Zimmern vorzuschlagen, durch welche nicht allein die Luft immerfort ohne Unterlaß gereinigt, sondern auch die Hitze im ganzen Zimmer gleich stark gemäßigt wird, damit die zunächst den gemeinen Oefen liegenden Kranken nicht wegen zu großer Hitze verschmachten, da hingegen denen an der andern Ecke oder in der Mitte des Zimmers, vor Kälte die Zähne klappern. Aus der Zeichnung, PfeiliconFig. 2769, ersieht man die Form und Bau=Art dieser Oefen. Man muß sich aber vorstellen, als wenn der irdene Ofen der Länge nach durchgeschnitten wäre, um die innere Beschaffenheit desselben sehen zu können.

a, ist der Ofen von gewöhnlicher Hafner=Erde, von einer runden, gleichweiten, oben aber gewölbten Gestalt. Die Größe desselben muß dem Verhältnisse des Zimmers gemäß seyn. In größern Zimmern können zwey solche gestellet werden.

1, 2, 3, das eiserne Fuß=Gestell desselben.

b, der Theil des Ofens, wo das Holz brennt.

c, ein eiserner, überall wohl geschlossener, Kessel nach der Form des Ofens, welcher einige Zolle rund herum enger, und nicht so hoch wie der Ofen selbst ist, folglich frey und mitten im Ofen steht.

d, eine eiserne Röhre mit zwey Aesten.

e, der Anfang dieser Röhre muß an dem eisernen Kessel gut befestigt, und alle kleine Fugen müssen gut vermacht seyn.

f, die zwey Enden der Aeste, welche mit zwey Röhren, g, die von Holz oder Blech gemacht werden können, gut befestigt seyn müssen, deren eine unter den Fuß=Boden Zeichen für gegen die Nord=Seite, die andere unter den Fußboden Zeichen für sonne gegen Mittag,. geleitet wird. Diese zwey Röhren endigen sich in den in der Mauer des Gebäudes von beyden Seiten besonders dazu gemachten Lö<47, 227>chern, n m. Sollten nicht alle Zimmer solche Lage haben, daß eine Seite gegen Norden, und die andere gegen Mittag läge, so liegt doch eine Seite gegen Morgen, und die andere gegen Abend, oder zwischen diesen Gegenden; und dann richtet man die Röhren eben nach dieser Lage.

h, zwey eiserne Klappen in den zwey Aesten der eisernen Röhre, die man nach Belieben schließen oder öffnen kann.

i, zwey eiserne, in der Höhe des Ofens angebrachte Verbindungs=Röhren des eisernen Kessels mit dem Ofen, deren Oeffnung, k, in dem eisernen Kessel, und die Oeffnung l in dem im irdenen Ofen besonders dazu gemachten Loche, sich endigt. Diese Röhren müssen sowohl an dem eisernen Kessel, als auch an dem Ofen, aufs beste befestigt seyn, und alle Fugen gut vermacht werden, damit der warmen Luft aus dem Kessel, und dem Rauche aus dem Ofen, alle Neben=Wege verschlossen seyn. Die natürlichen Ursachen, warum ein Zimmer mit solchen Oefen geschwinder und gleicher erwärmet, folglich die Luft beständig erneuert und gereiniget werden muß, ist offenbar, da der äussere Druck der Luft die in dem Kessel enthaltene warme Luft mit Gewalt durch die obere offene Röhre i in das Zimmer treibt; dieser Trieb geschieht mit desto größerer Heftigkeit, da die auf der Gegenseite in den Fenstern angebrachten Ventilatoren, deren auf jeder Seite des Zimmers zwey angebracht werden müssen, geöffnet sind. Dabey ist aber wohl zu merken, daß der Ober=Kranken=Wärter auf den Wind Acht haben muß; denn wenn z. B. der Nord=Wind wehet, so wird die Klappe h an dem eisernen Röhren=Aste gegen die Nord=Seite auf=, und die andere Klappe h gegen Mittag zugemacht, da hingegen die Ventilatoren an den Fenstern auf der Nord=Seite geschlossen, und jene auf der Mittags=Seite geöffnet werden; und so umgekehrt, bey herrschendem Süd=Winde. Werden in jedem Zimmer zwey solche Oefen angebracht, so muß nothwendig die Luft in den Zimmern von den Ausdunstungen sehr gereiniget, die Zimmer geschwinder erwärmet werden, und die Wärme durchaus sehr gleich seyn. Ausserdem hat man von diesen Oefen noch zwey Haupt=Vor<47, 228>theile, nähmlich; daß durch die Oeffnung oder Sperrung der Klappen h, die Wärme vergrößert oder vermindert werden kann; und daß man zur Sommers=Zeit bey gar zu großer Hitze die Zimmer auf eben solche Art abkühlen kann, wenn man in die hölzernen oder blechernen Röhren Eis legt, in welcher Absicht nahe bey dem Ofen eine Oeffnung gemacht wird, die aber sehr gut schließen muß, wenn dieselbe zugemacht ist.

Die Reinigung der Luft durch das offene Feuer von Wachholder=Holz, oder durch siedenden Essig, in Faul=Krankheiten; die Erfrischung und Erweichung der Luft durch das Aufsprützen mit frischem Wasser, ih heißen und dürren Sommer=Tagen, besonders in Entzündungs=Krankheiten, sind so bekannte Sachen, daß sie keiner fernern Empfehlung bedürfen.

So nöthig die Beförderung der Reinigung der Luft ist, so sehr hat man auch für die Säuberung der Kranken=Zimmer zu sorgen. Die Zimmer müssen wenigstens zwey Mahl im Jahre mit Kalk geweißet, und bey jedem Wechsel derselben müssen alle Geräthschaften gewaschen und ausgelüftet werden. Die Fußböden müssen mit reinem Wasser und Bürsten, aber nicht mit Sand, ausgerieben und gereiniget werden. Denn wenn der Sand nachher trocken wird, und sich durch die Bewegung der Luft von dem Hin= und Hergehen der den Kranken beystehenden Personen hebt, so können hartnäckige Augen=Entzündungen und starkes Husten dadurch verursacht werden.

Die Küche ist ein wesentlicher Theil eines gut eingerichteten Kranken=Zimmers, weil die Kranken immerfort bald einer warmen Brühe oder Getränkes, bald eines warmen Umschlages, Fußbades, u. d. gl. bedürfen; deswegen habe ich zu jeden zwey Kranken=Zimmern eine Küche angeordnet, so wie in dem vordern Haupt Gebäude auf jeder Seite für die zahlenden Personen eine vorhanden ist.

<47, 229>

IV. Von der Absonderung der Kranken. Da die Krankheiten sehr verschieden sind, so muß einer jeden Gattung ihr eigenes Zimmer zugeeignet werden, damit die Kranken nicht der Gefahr ausgesetzt werden, im Kranken=Hause vielleicht mit einer Krankheit behaftet zu werden, die sie ausser demselben nicht bekommen hätten.

Ich theile die Kranken ab: 1. in hitzige, mit Gefahr verknüpfte, sich geschwinde entscheidende, und 2. in langwierige Krankheiten. Die erstern theile ich wieder ab: 1 in herrschende, viele Menschen schnell anfallende; 2 in bös= oder faulartige, und 3. in beständig fortwährende Fieber mit oder ohne Entzündung. Folglich habe ich hier drey besondere Abtheilungen zu machen, für deren jede auch eigene Zimmer zu bestimmen sind. Für die vierte Gattung der hitzigen Krankheiten, nähmlich: die mit der Wut oder Wasserscheu behafteten Kranken, können keine große Zimmer bestimmet werden, denn für jeden solchen Kranken gehört ein einzelnes Zimmer, um Andere keiner Gefahr auszusetzen. Diese Kranke werden also in den einzelnen Zimmern des Mittel=Gebäudes O verpfleget.

Die zweyten, nähmlich die langwierigen Krankheiten, theile ich wieder ein: 1. in unruhige und gefährliche, als: Wahnwitzige, mit der Epilepsie etc. behaftete; 2. in bösartige und ekelhafte, als: Krebs, Scharbock, u. d. gl.; 3. in ansteckende, als: Räude, Grind, Lustseuche etc.; 4. in nicht ansteckende, nicht bösartige, als: Gelbsucht, Verhärtungen, Wassersucht etc.; 5. in abzehrende langwierige Fieber; und 6. in Krankheiten für die Chirurgie allein, als: Beinbrüche, Wunden, Verrenkungen, u. d. gl. Eine jede Gattung dieser langwierigen Krankheiten muß gleichfalls ihre eigene bestimmte Zimmer haben.

Die erstern drey Gattungen von Krankheiten müssen im Stockwerke der beyden Seiten=Flügel verpfle<47, 230>get werden; und da in einem Seiten=Flügel oben 12 Zimmer, jedes zu 32 Betten, vorhanden sind, so ist die gehörige Absonderung ganz leicht zu machen, doch so, daß die unruhigern und gefährlichern von den andern minder gefährlichen abgesondert werden.

Die herrschenden, bös= und faulartigen Krankheiten müssen allemahl gegen das Ende der beyden Seiten=Flügel ihre angewiesene Zimmer haben, mithin von dem vordern Haupt=Gebäude und von der Mitte des Spitales entfernet werden. Eben diese Regel muß auch bey den langwierigen Krankheiten beobachtet werden; und da ich für die erste Gattung derselben die einzelnen kleinen Zimmer in dem Mittel=Gebäude O widme, so bleiben für die übrigen Gattungen die 12 Zimmer zu ebener Erde, und also eine hinlängliche Anzahl, diese Kranke gehörig von einander abzusondern.

Das Haus für Gebährende ist besonders einzurichten, und mit dem Kranken=Hause nicht zu verbinden, weil die Weiber sehr reizbar sind; natürlicher ist es, wie es auch schon an vielen Orten geschehen ist, das Gebähr Haus mit dem Findel=Hause zu verbinden, besonders da man in diesem Falle auch Mutter=Milch, die beste Nahrung für die Kinder, leicht haben kann.

V. Von der Verpflegung, d. i. von allen demjenigen, was zur Wiedererlangung der Gesundheit etwas beytragen kann, als: der Nahrung, den Heil=Mitteln, und der Bedienung.

1. Nahrung. Es ist schwer zu begreifen, wie für eine so große Menge von Kranken die täglich gleich gut zubereitete Kost abgereichet werden kann; die einzige Fleisch=Brühe allein, besonders in heißen Sommer=Tagen, wo dieselbe sich nicht lange erhält, zeigt schon so große Beschwerlichkeiten an, wenn die Kranken gehörig damit versehen werden sollen; und alsdann erst eine für Kranke gut zubereitete Kost, ohne welche <47, 231> ein Arzt auch von den besten Heil=Mitteln nicht viele Wirkung zu erwarten hat. Um diesen Ungemächlichkeiten abzuhelfen, habe ich in dem Gebäude 16 Wohnungen nebst Küchen für die Kostgeber eingetheilt, und jeden nur 4 Kranken=Zimmer mit der benöthigten Kost versehen lassen; folglich hat ein Kostgeber von der täglich angenommenen Zahl zu 1400, 87 Kranke zu beköstigen, zuweilen auch einige mehr. Durch diese Eintheilung können die Kranken zu allen Stunden mit guter Nahrung versehen werden. Nun mögen viele oder wenigere Kostgeber in dieses Kranken=Haus aufgenommen werden, so muß doch ein Kostgeber, oder ein von demselben angestellter Koch oder eine Köchinn, nicht mehr als 4 Kranken=Zimmer mit Nahrung zu versehen haben, daher in jedem Zwischen=Gebäude die Wohnung nebst Küche für dieselben eingetheilt ist.

Damit die Kostgeber die Nahrung gut zubereiten müssen, so zahle ich für jeden Kranken überhaupt, (d. i. für die Schwachen, welche nur Brühe; für die Halbgenesenen, welche das Viertel oder die halbe Nahrung; und für die mit langwierigen Krankheiten Behafteten, deren einige ihren Umständen gemäß, die halbe, die andern aber die ganze haben,) täglich 6 Kr. Für dieses Geld kann und muß der Kostgeber allen Kranken die benöthigte Kost gut zugerichtet geben. Ferner muß der Kostgeber auch die Kranken=Wärter und Wärterinnen beköstigen, für deren jeden demselben 10 Kr. täglich bezahlt werden.

Da die Nahrung der Kranken einen so wesentlichen Einfluß auf ihre Genesung hat, daß dieselbe die Krankheit sowohl verschlimmern und verlängern, als auch die Cur derselben erleichtern kann: so ist es allerdings nothwendig, die Nahrungs=Zweige, die ich in einem so großen Kranken=Hause für tauglich befinde, zu bestimmen.

<47, 232>

Das Lamm= Kalb= und Rind=Fleisch sind die Fleisch=Gattungen, die ich theils wegen des billigen Preises, theils wegen des guten Nahrungs=Saftes, für heilsam halte; alles geräucherte, saure oder Schwein=Fleisch aber muß aus den Zimmern der Kranken und Wiedergenesenden gänzlich verbannet werden. Reiß, gereinigte Gerste, Habergrütze, Schwaden, Gries, und weißer Zwieback, welcher von weißem Brode besonders dazu verfertiget werden muß, sind die Zubehörde der Suppen oder Brühen. Zum Gemüse verordne ich Salat, Endivien, Spinat, gelbe und weiße Rüben, und andere zu verschiedenen Jahrszeiten leicht zu habende Garten=Gewächse, wie auch frisches reifes Obst. Diese Gemüse müssen mit frischer Brühe gedünstet, aber nicht mit Fett, Schmalz und Mehl geröstet und zugerichtet werden. In einigen Krankheiten ist die Milch=Nahrung als ein nothwendiger Theil der Heil=Mittel zu betrachten, wenn die Speisen davon, nach Beschaffenheit der Krankheit, gut zugerichtet sind; und deswegen müssen diese mit dem Kostgeber einbedungen werden. Da viele Menschen an den Wein gewöhnt sind, so bleibt bey Wiedergenesenden eine lange Entkräftung oder Schwäche zurück, wenn die Natur diese ihre gewöhnliche Nahrung nicht hat; daher muß ein Arzt den Kranken oder Wiedergenesenden, ihren Umständen gemäß, ein wenig Wein erlauben, und die Wirthschafts=Beamten müssen einen hinlänglichen Vorrath davon anschaffen. Wenn ich nun dem Kostgeber für jeden Kranken täglich 6 Kr. bezahle, so beträgt dieses für 1400 Kranke jährlich 51100 Fl. Ferner rechne ich für den im Kranken=Hause jährlich zu verbrauchenden Wein 5000 Fl., da nicht alle Kranke und nicht alle Wiedergenesende des Weins unumgänglich bedürfen; und so erübrige ich noch von den für die Kost bestimmten 68133 Fl. 20 Kr. jährlich 12033 Fl. 20 Kr., welche demnach zu an<47, 233>dern Bedürfnissen des Kranken=Hauses verwendet werden.

2. Heil=Mittel. In der Mitte meines entworfenen Kranken=Hauses habe ich die Apotheke, und im Hofe von dem ganzen Spitale entfernt, das Arbeits=Zimmer derselben angesetzt; dieses, damit die Kranken von dem verschiedenen bey Zubereitungen einiger Heil=Mittel unvermeidlich entstehenden Geruche nicht belästiget werden; jene, um das ganze Spital nach aller Bequemlichkeit bedienen zu können. Die nöthigen Personen in der Apotheke, sind: ein Apotheker, drey Untergeordnete, ein Zubereiter, zwey Gehülfen, und zwey Haus=Knechte.

Die Ordnung und Austheilung der Heil=Mittel in den Kranken=Zimmern muß dergestalt eingerichtet werden, daß diese Beamten nicht vermehret werden dürfen; und da ein jedes Zimmer seine eigene Gattung der verschiedenen Krankheiten hat, so können größere Geschirre für die zusammen gemischten Heil=Mittel in der Apotheke angeschaffet werden, wodurch die Kranken ordentlich und gut bedienet werden, die Arbeit aber vereinfachet wird. Das allgemeine Getränk kann in hinlänglicher Quantität für das Spital in den Arbeits=Zimmern der Apotheke verfertiget, so wie die für einige Kranke ins besondre verordneten Kräuter=Thee in der Kranken=Küche zubereitet werden.

Da in einigen Jahrszeiten die Kranken=Zimmer nicht so stark belegt sind, folglich ein oder anderer Kranken=Wärter leicht zu entbehren ist, so können diese Leute alsdann zur Säuberung des Kranken=Hauses, zum Sammeln der Kräuter, Blumen, Wurzeln etc. gebraucht werden, wenn sie mit einem Kräuterkundigen aus der Apotheke dazu abgeschickt werden.

Das Marxer=Spital, welches 328 Betten für langwierige Krankheiten hatte, brauchte im J. 1782, 5507 Fl. 21 Kr; das hitzige Krankheiten am meisten verpfle<47, 234>gende Beckenhäusel 12510 Fl. 4 Kr. für Heil=Mittel. In diesen zwey Spitälern betrug also die für die Heil=Mittel angewandte Summe 18017 Fl. 25 Kr. Da aber diese in den beyden Spitälern gebrauchte Heil=Mittel nach der angeordneten Taxe gerechnet sind, so können die Wirthschafts=Beamten des allgemeinen Kranken=Hauses, wenn sie die oben erwähnte Kräuter=Sammlung beobachten, und die fremden Arzeneyen von der nächsten Handels=Stadt an einem Meer=Hafen, mithin von der ersten Hand, anschaffen, gar leicht den dritten Theil dieser Summe, vielleicht auch mehr, erübrigen. Solchemnach betrügen die Heil=Mittel für 648 Kranken=Betten 12010 Fl. 48 1/3 Kr. folglich für 1400 ungefähr 25950 Fl. Nach dieser Berechnung erübrige ich von den für die Heil=Mittel bestimmten 68133 Fl. 20 Kr. jährlich 42183 Fl. 20 Kr. welche also zu andern Bedürfnissen verwendet werden können.

3. Bedienung, d. i. alle Personen, welche den Kranken einen wesentlichen Dienst leisten.

In dem Grundrisse habe ich in der Mitte des Kranken=Hauses den Ort für die Kirche mit E bezeichnet, und an derselben mit F, das Kloster für die barmherzigen Brüder; in demselben ist hinlänglicher Raum für 40 Personen, worunter 10 Geistliche sind.

Zu denen Personen, die für das zeitliche Wohl der Kranken sorgen, gehören folgende. Ein Vorsteher des ganzen Kranken=Hauses, welcher bloß darauf zu sehen hat, ob alle Spital=Beamte ihre Dienste mit aller Genauigkeit verrichten, und ob die Kranken gehörig verpfleget werden. Demselben muß von allen Vorfällen und Angelegenheiten des Kranken=Hauses Nachricht gegeben werden, so wie dessen Befehle in Rechts= und Civil=Sachen auf das pünctlichste befolget werden müssen. Die zweyte Stelle hat der Vorgesetzte der Aerzte; dieser muß das Wohl der Kranken, <47, 235> und alles was einen Einfluß auf die Gesundheit hat, als: das Gebäude, die Einrichtung und Reinlichkeit der Kranken=Zimmer, die Schuldigkeit seiner Untergebenen, die Heil=Mittel, die Kost, die gute Wartung, und die Ordnung des ganzen Hauses besorgen. Im Range folgt der Lehrer der praktischen Medicin, und der Lehrer der praktischen Chirurgie, deren jeder einen Untergeordneten haben muß. Das Amt selbst bestimmt die Pflichten der Lehrer. Nach den Lehrern folgen die bestellten Aerzte, deren ich sechs für dieses Kranken=Haus bestimme, so, daß ein jeder, 230, oder zu gewissen Jahrszeiten einige mehr, zu besorgen hat. Von diesen sechs Aerzten müssen zwey im Spitale wohnen, damit in allen Vorfällen jemand zugegen sey, welcher die nöthige Verordnung machen kann. Diese zwey Aerzte können wöchentlich abwechseln, um den täglich vorfallenden besondern Dienst zu verrichten. Ihre besondere Schuldigkeit ist, dem ankommenden Kranken die nöthigen Arzeneyen unverzüglich zu verordnen, und ihre gehörige Verpflege=Zimmer anzuweisen. Hierauf folgen die untergeordneten Aerzte, deren ich für jeden Bestellten zwey bestimme. Von Wund=Aerzten erachte ich drey sehr geübte nothwendig. Ein jeder derselben muß gleichfalls zwey untergeordnete haben. Keine Heil=Art mit Werkzeugen, muß ohne Vorwissen des Vorgesetzten der Aerzte unternommen werden, welche alsdann in dem Vorlese=Zimmer der praktischen Chirurgie, oder in den besondern Zimmern der Zwischen=Gebäude, angestellt wird. Die untergeordneten Wund=Aerzte müssen auch die Kranken=Wärter und Wärterinnen abrichten, damit diese mit Umschlägen und andern Nothwendigkeiten bey Kranken umzugehen wissen. Endlich folgen die Wärter und Wärterinnen. Ich habe einen geistlichen Orden dazu gewidmet, dessen heil. Stifter sich so sehr um die Kranken verdient gemacht hat, nähmlich die <47, 236> barmherzigen Brüder für die Männer, und die weiblichen Ordens=Schwestern für die Weibs=Personen. In jedem Männer=Zimmer bestimme ich einen barmherzigen Bruder als Aufseher über die Kranken=Wärter, und in jedem Weiber=Zimmer eine geistliche Schwester als Aufseherinn über die Wärterinnen. In dem Kloster der barmh. Brüder sind 40 Personen hinlänglich, den Dienst des Kranken=Hauses zu verrichten, von welchen 8 oder 10 als Priester den Dienst der Seelen=Hirten bey den Kranken versehen; in dem weiblichen Kloster aber sind nur 30 Schwestern nöthig. Zuletzt folgen die den geistlichen Brüdern und Schwestern untergebenen Wärter und Wärterinnen, deren ich in jedem Zimmer, wo die hitzigen Krankheiten curirt werden, sechs, in den Zimmern für die langwierigen Krankheiten aber drey, bestimme. Der Vorgesetzte der Aerzte muß die Abwechselung der Wärter und Wärterinnen in den verschiedenen Zimmern so einrichten, daß die Gefahr derselben vermindert und die Arbeit erleichtert werde. Nach meiner Eintheilung der Wärter und Wärterinnen auf die Zimmer meines entworfenen Kranken=Hauses, ist folgende Anzahl derselben nothwendig. Für 12 mit hitzigen Krankheiten belegte Zimmer, für jedes derselben 6 Wärter gerechnet, macht 72; und für 12 mit langwierigen Krankheiten, für jedes derselben 3 Wärter, beträgt 36, in allem also 108 Wärter für die Männer=Seite; eben so viele für die Weiber=Seite, sind überhaupt 216 Personen. Für die 5 Zimmer der zahlenden Personen in hitzigen Krankheiten, da diese Zimmer nicht so groß sind, folglich auch nicht so viele Kranke in denselben verpfleget werden können, 20; und zu ebener Erde für die langwierigen Krankheiten, 10; sind also 30; eben so viele für das weibliche Geschlecht, macht überhaupt 60 Personen. Nun bestimme ich noch für die einzelnen zahlenden Personen, und für die Gefangenen, <47, 237> 40 Wärter und Wärterinnen; ingleichem für die Wahnwitzigen 4 Wärter und Wärterinnen: so habe ich in allem 324 Personen für die Wartung der Kranken nöthig. Zur Besorgung der Wäsche des Kranken=Hauses bestimme ich 12 Wäscherinnen, deren Wohnungen in dem Grundrisse angezeigt sind. Für die häusliche Arbeit des ganzen Kranken=Hauses widme ich noch 4 Haus=Knechte. Bey dem Haupt=Thore muß ein Thorsteher wohnen, welcher den Obst= oder andern Eßwaren=Verkäufern den Eingang verwehrt; auch muß es keinem Fremden, unter was für Entschuldigung es auch sey, erlaubt seyn, einem Kranken Eß=Waren zu zubringen, denn das unzeitige Mitleid der Angehörigen, wenn diese den Kranken bey zunehmendem Appetit ihre Wünsche befriedigen, ist von übeln Folgen.

Berechnung des dritten Theiles der jährlichen Einkünfte von 68133 Fl. 20 Kr., welche für die jährliche Besoldung der Beamten bestimmt sind.
1. Der Vorsteher, als ein Mann von so erhabenem Rang, dessen Glücks=Umstände durch einige tausend Gulden nicht verbessert werden können, ist, wie ich glaube, durch das Vertrauen des States, und durch die Ehre, die der Stat demselben erweiset, indem sie ihm ein so wichtiges und nützliches Werk anvertrauet, hinlänglich belohnt.  
2. Der Vorgesetzte der Aerzte, als die Triebfeder des ganzen Werkes, von welchem der Nutzen und die Ehre des States, die Ordnung und das Vertrauen der Einwohner auf das Kranken=Haus, und das Ansehen der praktischen Medicin und Chirurgie bey auswärtigen Gelehrten abhängt, verdient allerdings, da derselbe keinen großen Neben=Verdienst von andern Kranken in der Stadt erwarten kann, wofern er seiner Ehre und Pflicht Genüge leisten will, und doch bey so schwerer Arbeit nicht darben soll,  3000 Fl. -- Kr.
3. Dem Lehrer der praktischen Medicin  1500 --
Latus  4500 Fl. -- Kr.
<47, 238>
Transport  4500 Fl. -- Kr.
4. Dem Lehrer der praktischen Chirurgie  1500 = -- =
5. Dem Verwalter der Wirthschaft des Kranken=Hauses  1500 = -- =
6. Den sechs bestellten Aerzten, jedem 1200 Fl.  7200 = -- =
7. Dem Gegenhandler in der Kanzelley des Krankenhauses  1000 = -- =
8. Den drey Wund=Aerzten des Kranken=Hauses, jedem 1000 Fl.  3000 = -- =
Wund=Aerzten des Kranken=Hauses, jedem 1000 Fl.  3000 = -- =
9. Den 13 untergeordneten Aerzten, jedem 300 Fl. *  3900 = -- =
*
Die 300 Fl. für einen untergeordneten Arzt, sind, in Betracht seines schweren Dienstes, nicht als eine hinlängliche Belohnung anzusehen, sondern nur, damit er leben könne, ohne genöthigt zu seyn auf eine andre Art einen Verdienst zu suchen, und die Arbeit im Kranken Hause dadurch zu vernachlässigen. Seine größte Belohnung ist die Gelegenheit, sich in der Wissenschaft üben zu können, um dieselbe mit mehrerm Nutzen für den Stat nach 2 oder 3 Jahren auszuüben, und sich Verdienste zu sammeln, auf einen vorfallenden Dienst Anspruch machen zu können.
10. Den 7 untergeordneten Wund=Aerzten, jedem 300 Fl.  2100 = -- =
11. Den zwey Kanzellisten, jedem 500 Fl.  1000 = -- =
12. Dem Apotheker   800 = -- =
13. Jedem der 3 Gehülfen 150 Fl.   450 = -- =
14. Dem Zubereiter der Heil=Mittel   250 = -- =
15. Dessen 2 Gehülfen, jedem 60 Fl.   120 = -- =
16. Den 2 Haus=Knechten von der Apotheke, jedem 40 Fl.    80 = -- =
17. Dem Apotheker für jeden dieser 8 Personen, an Kost=Geld 100 Fl.   800 = -- =
18. Für die Kost der 324 Kranken=Wärter und Wärterinnen, jedem täglich 10 Kr. gerechnet, beträgt jährlich 19710 = -- =
19. Jedem dieser 324 Personen jährlich 30 Fl. Besoldung  9720 = -- =
20. Für Kost und Lohn der 4 Haus=Knechte   363 = 40 =
Latus 57993 Fl. 40 Kr.
<47, 239>
Transport 57993 Fl. 40 Kr.
21. Den 12 Wäscherinnen, jeder 100 Fl. jährlich 1200 = -- =
22. Dem Thorsteher für Lohn und Kleidung jährlich 180 = -- =
Summa 59373 Fl. 40 Kr.

Von diesem dritten Theile der Einkünfte erübrige ich also wieder 8759 Fl. 40 Kr., welche zusammen genommen mit dem Ueberreste der Kost zu 12033 Fl. 20 Kr., und jenem der Heil=Mittel zu 42183 Fl. 20 Kr., die Summe von 62976 Fl. 20 Kr. ausmachen, welche unmöglich zu den jährlich nachzuschaffenden Bedürfnissen und Reparaturen des Kranken=Hauses verwendet werden kann.

In eben dem Jahre, kam eine Schrift über die Einrichtung kleiner Hospitäler in mittlern und kleinen Städten, zu Hamburg und Kiel heraus, unter deren Dedication der Nahme des Verfassers, Johann Georg Reyher steht. Hier ist das Wesentlichste daraus.

„Nichts ist geschickter, den praktischen Arzt zu bilden, als eigene Erfahrung, und keine Gelegenheit ist dazu bequemer, als öffentliche Kranken=Häuser, wo der junge Mann selbst die Krankheiten in ihrer Verschiedenheit sieht, ihre besondere Zufälle, und die nach diesen einzurichtenden Heil=Arten kennen lernt. Sollten aber nicht vielleicht dergleichen große Hospitäler weniger unterrichtend seyn, als kleinere, wenn wir alle damit verbundene Unbequemlichkeiten genau beobachten? Es ist unläugbar, daß wir durch die Menge der Kranken, die sich in weitläuftigen Hospitälern finden, eine große Verschiedenheit der Krankheiten selbst kennen lernen; allein, werden wir dann wohl eine jede einzelne so genau beobachten können, wie es doch für den jungen Zögling, dessen Einsichten erweitert werden sollen, erforderlich ist? Wird nicht selbst die Kürze der Zeit, in der die Kranken besorget werden müssen, ein großes <47, 240> Hinderniß hierin machen? Eine gewisse eingeführte Behandlung einzelner Krankheiten, ohne genaue Rücksicht auf die besondern Zufälle verschiedener Personen, auf ihre vorher geführte Lebens=Art, u. s. w. wird ihn zu einem bloßen Erfahrungs=Arzt machen, der ohne sichere Gründe seine Kranke behandelt, und doch erfordert eine große Menge Kranken diese allgemeine Heil=Arten. Gewagte, und oft glücklich ausgefallene Versuche in weitläuftigen Kranken=Häusern werden den jungen Arzt zu dreist machen; er wird in der Folge bey einzelnen Personen ähnliche Behandlungen wagen, und sie werden vielleicht vielen nicht allein das Leben kosten, sondrn seine Ehre, sein Ruhm, selbst sein Gewissen werden darunter leiden. Verursachen nicht die großen Hospitäler allen diesen Schaden, wo man, unter der Menge, auf denjenigen, an dem der Versuch verunglückte, kaum Acht hatte? Nicht zu gedenken der chirurgischen Hülfe, da man (unter den vielen nur eines anzuführen) mit Abnehmen der Glieder allerdings fast immer zu voreilig ist, die gewiß durch lange anhaltenden Gebrauch dienlicher Mittel nicht nur hätten erhalten, sondern auch gesund gemacht werden können; eine Bemerkung, die Hr. Gen. Chir. Bilguer gemacht hat! Ist hier nicht wieder die Menge der Menschen die Ursache, warum diese genaue Aufsicht und diese lange anhaltende Cur=Art unmöglich wird? Ich erwarte den Einwurf nicht, daß Leute genug zur Besorgung der Unglücklichen in Kranken=Häusern angestellt wären, um auf alles genau zu achten, und nichts zu versäumen, was zur Erleichterung des Kranken und zur Wiederherstellung seiner Gesundheit nöthig wäre. Der einzige Mann, den der Landes=Herr über alles gesetzt hat, kann bey dem rechtschaffensten Herzen, verbunden mit der größten Gelehrsamkeit und Thätigkeit, unmöglich die Menge der Kranken, die sich oft auf einige Hundert erstreckt, alle selbst überse<47, 241>hen, und täglich sie alle besuchen; auch selbst dann nicht, wenn ihn keine andere Geschäfte daran hindern. Besucht er sie wöchentlich zwey= oder mehrmahl, wie viel kann nicht in der Zeit zum unwiederbringlichen Schaden des Kranken vorgegangen seyn, wie viele Zufälle können ihn nicht schon dem Tode nahe gebracht haben, woher er ihn mit aller Kunst nicht wieder zurück rufen kann! Es müssen also nothwendig mehrere da seyn, alles Männer von praktischer Einsicht und von Gewissenhaftigkeit, nicht Wund=Aerzte von der gewöhnlichen Art, wie es gemeiniglich geschieht, die selbst noch einer fernern Ausbildung bedürfen. Und jene dann müßten, wenn sie genau alles beobachten, alle einzelne Zufälle in Acht nehmen, und nun recht den jungen Arzt bilden sollten, wenige Kranke zur Aufsicht haben; sie würden bey einer kleinen Anzahl hinreichende Beschäftigung finden, wenn sie alles mit der Genauigkeit, die nothwendig erforderlich ist, behandeln wollen, und in dieser Absicht könnten große Lazarethe nützlich seyn; sie würden aber dann auf hören, große zu seyn, und eigentlich aus so viel kleinen Hospitälern bestehen, als Männer zur Aufsicht über 30 bis 40 Kranke gesetzt wären. Das einzige könnte man gegen diesen Plan einwenden, daß hierdurch die Unterhaltungs=Kosten um etwas vermehret werden würden. Ich will hier nicht untersuchen, in wie fern es mit der Menschen=Liebe und Billigkeit besteht, daß man gemeiniglich die Hospital=Kranken als Schlacht=Opfer ansieht, an welchen ohne Bedenken Versuche gemacht werden können, oder die man ohne genaue Aufsicht lassen kann; ohne zu überlegen, ob es verantwortlich sey, sie ihrem Elende ohne thätige Hülfe zu überlassen. Sollte dies nicht ebenfalls eine Folge von der Menge zu besorgender Kranken seyn, wo man bisweilen froh ist, einige weniger zu haben, und wo überhaupt nicht bemerkt wird, ob einer dieser Unglücklichen die Welt <47, 242> verlässet, oder nicht. Dieses aber würde bey wenigern Kranken, wo alles genauer beobachtet wird, wegfallen. Lässet man nicht fast immer den Kranken nur halb gesund werden, und schickt ihn dann fort? Ist nicht wieder die Menge Schuld daran, und liegt nicht der Fehler darin, daß man nicht Raum genug hat, um hin bis zu seiner völligen Gesundheit zu behalten? Was ist dann natürlicher, als daß Rückfälle entstehen, die entweder dieselbe Krankheit, oder eine andere, vielleicht noch schlimmere, hervor bringen! Besonders ist man zu nachlässig im Gebrauch der stärkenden Mittel nach überstandenen Krankheiten, weil sie, wenn sie wirksam seyn sollen, einen lange fortgesetzten Gebrauch erfordern. Ich rufe jeden rechtschaffenen Arzt zum Zeugen, ob ohne dieses etwas ausgerichtet werden kann. Wie wenig hinreichend es ist, wenn man dem Geneseten bey seiner Entlassung aus dem Hospitale ein Glas stärkender Tropfen oder einige Dosen ähnlicher Pillen mitgibt, fällt von selbst in die Augen; wenn man noch bedenkt, daß er, (wie dieses noch immer der Fall ist,) aus Noth gedrungen, seine Arbeit, die oft äusserst schwer und mühselig ist, wieder fortsetzen muß; daß er in Absicht des Essens und Trinkens unmöglich die gehörige Lebens=Ordnung halten kann, und sich oft mit grober Kost begnügen muß. Was werden unter diesen Umständen die besten Mittel helfen können? Wird nicht sein durch die Krankheit entnervter Körper immer mehr geschwächt und entkräftet werden? Und was ist dann gewisser, als Rückfälle, oder ähnliche Krankheiten?

„Ein wichtiger und ganz unvermeidlicher Fehler bey großen Kranken=Häusern, ist die unreine Luft. Alles Räuchern mit Essig und Schieß=Pulver, alle Arten von Zug=Luft, werden sie nur auf eine kurze Zeit reinigen, die beständigen Ausdunstungen der Menge Kranken in dem kleinen Raume werden sie gleich wieder mit schädlichen Theilen, besonders wenn noch faulende, an<47, 243>steckende Krankheiten dabey sind, anfüllen; die Genesung der Kranken wird dadurch sehr aufgehalten, ansteckende Krankheiten befördert, und gewiß viele bloß durch diese faule Luft getödtet werden, die in einer reinern erhalten und gesund geworden wären. Einen großen Vorzug haben diejenigen Hospitäler, die sich auf einem freyen Platze befinden, und die etwa um sich herum freyes Feld oder einen großen Garten haben, wo die Genesenden sich erhohlen, und frische reine Luft einathmen können. So wie es überhaupt mit zu den größten Fehlern gehört, daß man in den wenigsten Lazarethen die Genesenden von den noch wirklich Kranken trennet. Die beständigen unreinen Ausdunstungen von so verschiedener Art, hindern gar sehr die Genesung, füllen das nunmehr gereinigte Blut aufs neue mit schädlichen Theilen an, hindern den freyen Umlauf desselben, erschlaffen die kaum gestärkten Fibern, und verursachen oft die gefährlichsten Rückfälle.

„Man hat sich daher, um der Unbequemlichkeit der unreinen Luft sowohl, als auch um der Unreinlichkeit überhaupt abzuhelfen, bemüht, die Hospitäler zu vergrößern; allein diese Absicht, die doch allemahl die erste hätte seyn sollen, ist hernach vernachlässigt, und man hat vielmehr die Vergrößerungen derselben als ein Mittel zur Aufnahme mehrerer Kranken angesehen, folglich die Haupt=Absicht zur Neben=Sache gemacht.

„Große und volkreiche Städte sind nur allein diejenigen, wo sich weitläuftige Kranken Häuser finden; aber würden hier nicht mit etwas vergrößerten Kosten diese große in so viel kleinere verwandelt werden können, und würde dies nicht weit vortheilhafter für den Aufseher derselben, und selbst für die Kranken seyn? Für den angehenden Arzt aber sind gewiß diese Einrichtungen, so nützlich sie auch in ihrer Art seyn mögen, und so gut die Absicht dabey ist, doch nicht vortheilhaft. Schon allein die nothwendigen Unterhaltungs=Kosten, die <47, 244> an großen Oertern auch bey der eingeschränktesten Lebens=Art nicht wenig groß sind, können den nicht recht bemittelten Mann davon abhalten. Sollte es daher nicht (so nothwendig diese öffentliche Häuser in großen Städten sind,) zur Bildung junger Aerzte vorzüglicher seyn, wenn man an kleinern Oertern, wo die Lebens=Art eingeschränkter ist, Lazarethe anlegte? Man würde sich auf diese Art gehörige Zeit nehmen können, den jungen Mann selbst zu beobachten, und ihn denken zu lassen. Die Kranken würden auch besser bey einer kleinen Anzahl behandelt und völlig geheilet werden, und eine reine Luft würde hier leicht zu erhalten seyn. Wie richtig wäre nicht noch ausserdem der Nutzen derselben, selbst in Absicht der medicinischen Polizey! Eine Menge Unglücklicher, mit einem kranken Körper auf öffentlichen Wegen herum irrender Bettler, würde oft ihre verlorne Gesundheit wieder erlangen; sie würden brauchbare und nützliche Mitglieder des States werden, dem sie bisher, wieder ihr Verschulden, bloß darum, weil ihnen das Vermögen fehlte, für die Wiederherstellung ihrer Gesundheit gehörig zu sorgen, zur Last waren. Nicht zu gedenken des traurigen Anblickes, den oft äusserliche Wunden und Verletzungen dieser Elenden verursachen, der bey empfindlichen Personen, bey Schwangern etc. bisweilen unersetzlichen Schaden anrichten kann.

„Es ist wahr, die Errichtung eines solchen kleinen Hospitales würde einige Kosten erfordern, die Unterhaltung aber könnte, wenn es erst einmahl eingerichtet wäre, mit wenigen bestritten werden, und für die zu machende Einrichtung würde folgender Plan, meines Erachtens, der bequemste seyn. Der Ort, der zur Aufbauung des Hospitales bestimmt wäre, müßte frey liegen, abgesondert von andern Gebäuden, und, wo möglich, auf einer Ebene; um auf diese Art den Zugang der Luft von allen Seiten frey zu machen. Eine ziem<47, 245>liche Strecke Land, theils zum ökonomischen Gebrauch für die Kranken, theils zur etwanigen Anpflanzung fremder Gewächse, vorzüglich aber zur Erhohlung der Kranken, und um ihnen den Genuß freyer und heiterer Luft zu verschaffen, auch sie in gehöriger Bewegung zu erhalten, würde nothwendig dazu erfordert werden. Das Gebäude selbst müßte aus zwey Stockwerken bestehen; das untere würde alsdann zwey Zimmer, jedes zu 10 Betten, enthalten; eines von diesen würde den männlichen, das andere den weiblichen Genesenden, um diese von den noch wirklich Kranken abzusondern, bestimmt seyn. Ausser diesen beyden Zimmern, müßten noch zwey kleinere für die Wärter, eines zur Wohnung des Wund=Arztes, ein anderes zu chirurgischen Operationen, und noch eine besondere Kammer für die Leichen, nothwendig da seyn. Das zweyte Stockwerk würde bloß aus vier geräumigen Zimmern bestehen; zwey würden die männlichen Kranken, so daß man in dem einen die äusserlichen, in dem andern die innerlichen, aufbehielte, enthalten, und zwey auf eben diese Art die weiblichen. Auf dem Boden des Kranken=Hauses würden sich noch einige Zimmer, theils für venerische, theils für solche, die in besondern Zimmern behandelt zu werden verlangten, anbringen lassen.

„Zur innern Einrichtung eines solchen Hauses, würden nothwendig von allen Seiten frey stehende Betten, um die man bequem herum gehen könnte, erfordert. Die Fenster der Kranken=Zimmer müßten mit gehörigen Ventilatoren versehen seyn, und es müßten keine andere als Zug=Oefen geduldet werden. Täglich räuchere man im Winter wenigstens 3 Mahl die Stuben mit Essig oder Wachholder=Beeren durch, und suche durch öfteres Oeffnen der Fenster frische Luft hinein zu bringen; im Sommer mache man fast nie die Fenster zu. Zur Nachtzeit enthalte jedes Zimmer eine <47, 246> große brennende Lampe, von der man den Dampf durch eine gehörig angebrachte Röhre wegleitet.

„Für den richtigen Gebrauch der vorgeschriebenen Mittel und das dabey genau zu beobachtende Verhalten, müßte ein geschickter und vernünftiger, im Lazareth wohnender Wund=Arzt sorgen, der die Kranken oft besuchte, ihnen die Arzeney=Mittel zur bestimmten Zeit gäbe, die größern sowohl als kleinern chirurgischen Operationen verrichtete, und bey veränderten Umständen sogleich dem Hospital=Arzte Nachricht ertheilte.

„Die Reinlichkeit der Kranken, ihre Pflege, die Sorge für das verordnete Essen und Trinken, müßte dem im Lazareth wohnenden Aufwärter zur Pflicht gemacht werden, so wie er noch ausserdem durch eine wöchentliche genaue Rechnung erweislich zu machen hätte, wie viel zu ökonomischen Ausgaben verwandt worden ist.

„Alle Kranke würden umsonst aufgenommen und curirt, diejenigen ausgenommen, die etwa die Stadt aus öffentlichen Cassen versorgte, deren Gelder dem Lazarethe, während ihres Aufenthaltes darin, zufielen, und zu ihrer Verpflegung angewandt würden. Mehr bemittelte bezahlten für Arzeney und übrige Unterhaltungs=Kosten; vorzüglich diejenigen, die ein besonderes Zimmer verlangten.

„Dies wäre die Einrichtung eines kleinen Hospitales von 40 Kranken, bis auf die noch nothwendigen Arzeney=Mittel. Es würde überflüssig seyn und die Kosten sehr vergrößern, bey einer so kleinen Anzahl einen besondern Apotheker anzustellen. Zuträglicher wäre es, die Arzeneyen von einem Apotheker aus der Stadt zu verschreiben.”

Diesem fügt zuletzt Hr. Reyher ein alphabetisches Verzeichniß der Arzeney=Mittel und ihrer vorzüglichsten Präparate, nebst einer Anweisung zu ihrem Gebrauche, hinzu.

<47, 247>

Hr. Prof. Stoll, in Wien, hat ein Mittel ausfindig zu machen gesucht, die unläugbaren Vortheile der großen Hospitäler ohne ihre Fehler beyzubehalten, und die Vortheile der kleinen Spitäler auch in ein allgemeines Kranken=Haus, aber ohne ihren Nachtheil mitzunehmen, anzubringen. Sein Vorschlag in der 1788 zu Wien heraus gegebenen Schrift über die Einrichtung der öffentlichen Kranken=Häuser, ist folgender.

„Die vorzüglichsten Ursachen, warum in großen Spitälern die Tödlichkeit so unverhältnißmäßig groß ist, sind folgende. 1. Der Raum wird auch in einem General=Lazarethe bey einer ungleich größern Menge von Kranken zu klein, und die Luft, deren wichtigen Einfluß auf die Gesundheit der Menschen die Versuche der Neuern bis zur Bewunderung zeigen, wird faul und vergiftend. 2. Da man sich bey Errichtung der Universal=Kranken=Häuser größere Ersparung vorsetzte, so hatte man durchgehends das Unglück, dieselbe gerade in denen Dingen zu machen, wo man sie ohne anderweitige Nachtheile nie machen kann. Man gab z. B. einer großen Menge Kranker nur sehr wenige, und dazu noch übel gewählte, Wärter. Die Reinlichkeit, die höchste Tugend der Spitäler, konnte nicht besorget werden; es entstanden schon daraus verderbliche Dünste, neue Seuchen, und der Tod. 3. Wollte man noch dadurch ersparen, daß man einem einzigen Arzte eine zu große Menge Kranker zu besorgen gab. Um ihn so viel wohlfeiler haben zu können, verlangte man von ihm nur, daß er die Woche 2 oder 3 Mahl seine Kranke besuche. Wie lange mußten manchmahl die Elenden auf die Ankunft ihres Arztes harren, wie oft starben sie früher, oder erkrankten unterdessen tödlich! Aber auch welche Hülfe konnte der Arzt geben, der bey dem letzten Kranken sich des ersten, wegen Menge, nicht mehr besinnen konnte; dem jeder Kranke bey jeder Vi<47, 248>site neu ist, der sich dessen, was er vom Kranken in voriger Visite gesehen, gehört, gefühlt und gedacht hatte, nicht mehr erinnert, aber auch nicht mehr erinnern kann! Die Cur muß also zwecklos, unsystematisch, und zum Nachtheil des Kranken, geschehen.

„Diesen Ursachen nun wäre auch in einem Universal=Kranken=Hause dennoch glücklich abzuhelfen, und zwar auf folgende Art. 1. Man theile das Universal=Spital in mehrere kleine ab, welches in einem großen Hause, das viele Höfe hat, leicht geschehen kann. 2. Man gebe einem jeden dieser kleinen Spitäler seinen eigenen Arzt und mehrere Wärter. 3. Man fordere von dem Arzte tägliche und strenge Dienste, aber man bezahle ihn auch dafür. 4. Man begnüge sich bey einem Haupt=Spitale an den Ersparungen: a) in der einfachen Administration, Verminderung der Verwalter, der Kanzelley etc. b) in der Reduction der Apotheken, da man bey mehrern und weit aus einander gesetzten Spitälern ebenfalls theils mehrere Haupt=theils Filial=Apotheken, bey einem größern Personali, vormahls von nöthen hatte. Man begnüge sich überdies an der höchst möglichen Simplicität und Wohlfeile der Medicamente und Cur=Arten, die man in den Kranken=Häusern noch lange nicht hat, die aber ein einsichtsvoller Director angeben muß. Und endlich begnüge man sich an den Vortheilen, die wir durch die Erhaltung mehrerer Menschen, und ihre geschwindere, mithin minder kostbare Herstellung erlangen. Hierin allein sind die einzigen, aber auch beträchtlichsten Ersparungen zu machen.

„Abtheilung des großen Spitales. Was ich eben jezt nur überhaupt angegeben, werde ich hier nach allen seinen Theilen abhandeln, und meinen Plan über die Abtheilung des großen Spitales in mehrere kleine vorlegen.

<47, 249>

„Zu diesem Endzweck muß ich folgende Data als das Resultat im Durchschnitt von mehrern Jahren voran schicken. Unsere Bevölkerung ist 250000 Menschen; die mittlere Sterblichkeit davon jährlich 10400. Die mittlere Sterblichkeit in den Spitälern jährlich ... Die mittlere Anzahl aller Kranken in allen Spitälern jährlich .... Geburten im Durchschnitt jährlich 7798. Davon sind in den letzten Jahren jährlich 1114 uneheliche Geburten; also ist jede 6 1/2 unehelich. Von diesen Unehelichen werden 500 in dem öffentlichen Geburts=Hause geboren, die übrigen Schwangern aber werden theils wegen Mangel des Raumes, theils auch, weil sie ungekannt niederkommen wollen, meistens bey Heb=Ammen für Bezahlung entbunden. Auf 1200 Geburten kommen im Durchschnitt 60 Todtgeborne. Diese Anzahl Todtgeborne ist bey Unverheuratheten weit beträchtlicher, als bey Verheuratheten. Man bekommt also jährlich 1140 bis 1200 Findlinge zu verkösten. Es muß mithin Rath geschaffet werden für Kranke ... Schwangere, 1200. Findlinge, 1140.

„Wir wollen zuerst von der besten Besorgung der Kranken, dann der Schwangern, und endlich der Findlinge, sprechen. Noch muß ich einige Anmerkungen voran schicken.

„Unter einer gegebenen Menge von .... Kranken, sind in einer großen Stadt ein Theil Fieber=Kranke, oder mit geschwinde vorüber gehenden Krankheiten Behaftete, und zwey Theile chronische, oder langwierige. Umgekehrt ist das Verhältniß auf dem Lande. Auf 100 Kranke kommen 10, theils bloß chirurgische, theils medicinisch=chirurgische Kranke. Ein Arzt kann nicht mehr, als 200, gut besorgen; ich sage gut, und nach derjenigen Vorschrift, die ich ihm unten vorlegen werde. Chronische Kranke kann er auch 300 besorgen. Ein Wund=Arzt kann täglich 2 Mahl, zuweilen auch öfters, nicht mehr als 20 beträchtliche chirurgische Kran<47, 250>ke gut besorgen. Der Wund=Arzt hat ohnedies bey innerlichen Krankheiten vieles zu thun. 200 Kranke brauchen wenigstens 12 Wärterinnen, die abwechselnd ihre Dienste verrichten. Zwey Geistliche sind für 400 Personen genug. Bey 200 Kranken wird ein medicinischer und ein chirurgischer so genannter Assistent erfordert. Ein Kranker kostet dermahlen im Dreyfaltigkeits=Spitale im Durchschnitt täglich an Medicamenten 4 1/4, in der Kost aber 6 1/4 Kr. Beydes könnte, bey gewissen Vorkehrungen, noch etwas wohlfeiler seyn; die Medicamente 4, die Kost 6 Kr. Jede geschwinde vorüber gehende Krankheit dauert im Durchschnitt bis zur völligen Gesundheit 20 Tage. Jede langwierige Krankheit (die unheilbaren Kranken gehören nicht hierher, sondern in Versorgungs=Häuser, und diese meistens auf das Land,) zählt im Durchschnitt 45 Tage. Ich rede hier bloß von der Dauer einer chronischen Krankheit im Spitale; denn die ganze Dauer einer chronischen Krankheit überhaupt ist länger, als nur 45 Tage; hier aber kommt nur diejenige Zeit in Rechnung, die der Chronischkranke im Kranken=Hause zubringt. Reconvalescenten=Häuser sind unnütz. Jeder Kranke kostet also, während seiner ganzen Krankheit im Durchschnitt an Kost und Medicamenten 3 Fl. 20 Kr. Auf jedes Bett bey Geschwindkranken kommen jährlich im Durchschnitt 60 Fl. 50 Kr.

„Nach diesen Voraussetzungen, die sich theils auf Berechnungen, theils auf tägliche Erfahrungen, gründen, müßte das Universal=Spital in mehrere kleine auf folgende Art abgetheilet werden. Wir haben im Durchschnitt .... Kranke, davon sind etwa .... mit geschwinde vorüber gehenden Krankheiten Behaftete, oder Geschwindheilbare, und die übrigen Langwierigkranke. Die Langwierigkranken werden wieder eingetheilt in Heilbare, und Unheilbare. Unheilbare nenne ich diejenigen, die entweder nie geheilt werden können, <47, 251> wenn sie auch Jahre lang leben, oder deren Heilung, wenn sie auch geschehen kann, doch nicht in Jahr und Tag zu Stande kommt.

„Wir haben also folgende Abtheilung der Kranken, mithin auch der Kranken=Häuser, zu machen: 1. Geschwindheilbare Kranke, cito transeuntes. 2. Langwierige nicht ansteckende, simpliciter chronici. 3. Langwierige und zugleich ansteckende, chronici contagiosi. 4. Unheilbare, contumaces, incurabiles. 5. Schwangere. 6. Findlinge. Zusammen .... vom State zu versorgende Personen.

„Diese Eintheilung ist nicht so zu verstehen, daß nicht einige wenige Kranke der zweyten Abtheilung sich zuweilen in der ersten befänden, oder der ersten in der zweyten. Genug, daß z. B. in der ersten Abtheilung die Meisten an geschwinde vorüber gehenden Krankheiten danieder liegen. Geschwindheilbare Kranke, sind z. B. alle Gattungen der hitzigen und kalten Fieber, Ruhren etc. Langwierigkranke ohne Ansteckung, sind z. B. Wassersüchtige, Lungensüchtige, mit Verstopfung der Eingeweide Behaftete, Gelbsüchtige, und die meisten nicht fiebrischen Kranken etc. Langwierige und ansteckende, sind: Venerische, Krätzige. Unheilbare, sind sehr oft Epileptici, Maniaci.

Die ersten zwey, und die letzten zwey Classen, sind der Gegenstand, den wir vorzüglich vor Augen haben. Die dritte Classe gehört in ein Haus allein, damit kein Anderer angesteckt werde. Die vierte Classe gehört meistens in die Versorgungs=Anstalt, oder in die Armen=Pflege. Wie nun aber die Kranken=Spitäler und Geburts=Häuser in die Stadt gehören, so gehören die Invaliden, die Armen, und mit ihnen auch die Unheilbaren, auf das Land, oder in eine Provinz, wo es viel wohlfeiler, als in der Haupt=Stadt, zu leben ist.

„Ich habe folgende Resultate über die Zahl der zu einer Zeit zugleich danieder liegenden Kranken, und über das beyläufige Verhältniß verschiedener Krankheiten gegen einander, gemacht; ich sage: beyläufige Ver<47, 252>hältniß, denn die erste Classe der Krankheiten verändert sich am meisten in verschiedenen Jahren, ja wohl in Einem Jahre zu verschiedenen Jahrszeiten. Die Zahl der übrigen Krankheiten erhält sich gleicher. Ich rede auch nur von der Zeit und dem Verhältnisse der Kranken, die sich für ein Kranken=Haus anzumelden pflegen, keinesweges aber von dem absoluten Verhältnisse der Krankheiten. Nahmlich:

  300 -- 400 bald vorüber gehende Krankheiten.
  600 chronische nicht ansteckende.
  100 theils Schwangere, theils Gebährende.
  1000 -- 1100. Diese Anzahl müßte in dem großen Armen=Hause untergebracht, und dort gleichsam in mehrere kleinere Spitäler abgetheilet werden.
  200 Venerische, Krätzige, Grindige, d. i. ansteckende Kranke. Diese würden sehr weislich allein im St. Marx gelassen, um nicht durch Ansteckung Andern zu schaden.
  100 -- 200 Unheilbare, die meistens ausser der Haupt=Stadt selten erhalten werden.
Summa 1300 -- 1500 zu versorgende Personen.

„Noch kommen jährlich beyläufig 1200 Findlinge zu versorgen.

Hierher habe ich das spanische Spital, und das Spital der Kaufmanns=Bedienten nicht gerechnet; beyde zusammen möchten etwa 100 Betten halten. Obgleich diese zwey Spitäler nicht vom State unterhalten werden, so stehen sie doch unter seiner Aufsicht, <47, 253> und wurden mit dem General=Spitale in Absicht des Ortes, der Ober=Direction, und der Apotheke verbunden.

„Eine andere Kranken=Anstalt ist mit dem Dreyfaltigkeits=Spitale verbunden, wo nähmlich zwey Aerzte und ein Wund=Arzt täglich morgens diejenigen Kranken verhören, und mit Medicamenten unentgeltlich versehen, die entweder aus Mangel des Raumes im Spitale nicht aufgenommen werden können, oder aber, ob sie gleich Wohnung, Nahrung und Bedienung in ihrem eigenen Hause haben, doch über diese Nothwendigkeiten, so viel Vermögen nicht besitzen, daß sie sich die etwas kostbarern Medicamente verschaffen könnten. Auch dieses löbliche Institut müßte in seinem vorigen Zustande bleiben, nur daß ein Verhör der Kranken künftig im General=Spitale wegen der dortigen Apotheke geschehen müßte.

„Die praktische Lehr=Schule, die jederzeit 12 Kranken=Betten unterhält, und den letzten medicinischen Unterricht am Kranken=Bette selbst gibt, so nothwendig sie von einem größern Spitale abgesondert seyn muß, so nützlich ist sie doch in der Nähe eines solchen Spitales. Ob sie gleich zur Universität gehört, würde sie doch in das große Armen=Haus übertragen werden müssen.

„Ich würde die oben angezeigte Summe der bald vorüberehenden, der langwierig Kranken, und der Schwangern, noch weiter, und in 5 kleinere, in verschiedene Höfe des großen Armen=Hauses zu verlegende Spitäler, etwa auf folgende Art, und unter eben so viele Aerzte, vertheilen. Erstes Spital, enthält 150 -- 200 Betten; zweytes, 150 -- 200. Beyde für geschwinde vorüber gehende Krankheiten. Drittes Spital, enthält 300 Betten; und viertes, eben so viel. Beyde für chronische Krankheiten. Fünftes Spital <47, 254> enthält 100 Betten, für Schwangere und Gebährende.

„Ich werde eine Beschreibung des ersten Spitales nach allen seinen Bedürfnissen hierher setzen, welche dann auch auf die übrigen angewendet werden muß. Die Spitäler der Chronischkranken werden sehr wenig von den andern abweichen. Nur von dem fünften Spitale, oder dem Geburts=Hause werde ich besonders reden; und dann von der besten Findlings=Anstalt.

„Eintheilung der Zimmer im ersten Spitale. Das erste Spital, und nach diesem Muster auch die übrigen, muß in 7 Zimmer abgetheilet werden, wovon 3 für Männer, 3 für Weiber, und 1 für den unten anzuzeigenden Gebrauch, bestimmt ist. Die drey Männer=Zimmer sollen in einer Reihe seyn, so wie etwa im Dreyfaltigkeits=Spitale. Das erste hält 10 Betten für chirurgischkranke Männer; das zweyte hält 60 Betten, und heißt das Zimmer der Schwachen. In diesem Sahle liegen diejenigen, die gefährlicher krank sind. Das dritte Zimmer hat 30 Betten der Mindergefährlichen, oder der Genesenden, und heißt das Zimmer der Genesenden. Auf eben diese Art werden die übrigen 10 Betten der Frauenspersonen eingetheilt. Das siebente Zimmer bleibt leer, und dient in ausserordentlichen Fällen, z. B. um einen Ort zu haben, wo man beträchtlichere chirurgische Operationen, oder auch gewisse Untersuchungen anstellt, die man dem Anblicke der übrigen Kranken entziehen will. Auch müßten Pockenkranke, heftig rasende, sehr stinkende, stark eiternde Kranke, in ein solches abgesondertes Zimmer verlegt werden. Die Kranken=Sähle müssen nie zu ebener Erde, sondern im ersten oder zweyten Stockwerke, seyn. Der unterste Theil des Hauses ist dem Traiteur, den Apothekern, und den Dienern des Spitales, gewidmet.

<47, 255>

„Innere Einrichtung eines jeden Kranken=Sahles in jedem Spitale. Die Zimmer selbst müssen geräumig seyn, mit großen hohen Ventilatoren, oder, statt derselben, mit einigen Gegen=Fenstern versehen. Weite Thüren, entfernte Abtritte und Abflüsse derselben gegen Norden, eiserne Bettstätten, um die Wanzen besser abzuhalten; und mit Vorhängen, um gewisse Kranke, oder auch Sterbenden, dem Anblicke der übrigen zu entziehen. Das Bett muß aus einem Stroh=Sacke und einer wollenen Kotze, statt der Matratze, einem obern und untern Lein=Tuche, und einer andern Kotze statt des Deck=Bettes im Winter, oder einer leichten im Sommer, bestehen. Jedes Zimmer muß zu seiner Einrichtung folgende Stücke haben: zinnerne, nach Unzen abgetheilte, Aderlaß=Schalen; ein Par roth gefärbte Tücher, womit man das Bett desjenigen, dem man zur Ader läßt, bedeckt; einige Klystier=Sprützen; Leib=Schüsseln; Urin=Gläser etc.; einige besonders dazu verfertigte Gurte, um damit Rasende im Bette zu erhalten. Jedes Bett, seine Nummer, seinen hölzernen Stuhl, und am Fuße des Bettes ein Bret, worauf die Medicamente, das Tisch= und Speise=Zeug etc. zu stehen kommen; und eine Tafel, worauf der Nahme des Kranken, seine Krankheit, der Tag der Aufnahme in das Spital, seine ihm jezt vorgeschriebene Diät etc. aufgeschrieben steht. In dem Sahle der Schwachen müßte jeder Kranke seinen eigenen Leib=Stuhl haben; dieses ist zwar mit vielen Unbequemlichkeiten verbunden, doch lässet sich vielleicht eine Art Abtritte oder Leib=Stühle anbringen, die weder Gestank verbreiten, noch den Wärterinnen viele Mühe machen.

„Eben so müßte auch das zweyte Spital, der geschwinde vorübergehenden Krankheiten eingetheilt und ausgerüstet seyn. Auf gleiche Art müßten auch die Spitäler der Chronischkranken abgetheilt werden; z. B. <47, 256> das erste Zimmer enthielte 30 Betten für so viel chirurgischkranke Männer; das zweyte, 80 Betten für so viel innerlich Kranke, das Zimmer der Schwachen genannt; und endlich das dritte Zimmer, das Reconvalescenten=Zimmer der Männer. Aus eben diese Art müßte auch eine Abtheilung der Zimmer für chronischkranke Weiber gemacht werden; so hätte ein solches Spital der Chronischkranken 300 Betten.

„Dinge, die allen abgetheilten Spitälern insgesammt gemein sind. Sämmtliche Spitäler haben einige Dinge mit einander gemein, z. B. die Todten=Kammer, das neben dieser angebrachte anatomische Zimmer, das Bad=Haus, die Apotheke.

„Personale. Arzt, Wund=Arzt, Assistenten. Ein jedes Spital hat seinen eigenen Arzt; dieser muß pünctliche und strenge Dienste thun. Er muß nicht Neuling in der Kunst, aber auch nicht alt, mürrisch, und Schlendrianist, seyn. Wenn er Entdeckungen gemacht, und etwas Beträchtliches für die Kunst gethan hat, so muß er Belohnung und Beförderung haben, und nicht immer Spital=Arzt bleiben. Eben dieses gilt auch von dem Wund=Arzte. Die medicinischen und chirurgischen Assistenten sollten vorzüglich zur Armee, für Physikate, und andere medicinische und chirurgische Dienste, aus dem Spitale befördert werden.

„Kranken=Pflege. Die Pflege und Wartung sollte auch bey Männern durch Weiber geschehen. Es wäre zu wünschen, daß wir, statt gedungener Kranken=Wärterinnen, eine Art Nonnen hätten, wie im pariser Spitale, die sich auf eine ihnen beliebige Zeit zum Dienst der Kranken verbänden.

„Jedes Spital hätte demnach folgendes Personale. Einen Arzt. Einen Wund=Arzt. Zwey Assistenten, einen medicinischen, und einen chirurgischen. Zwölf Wärterinnen, die wechselweise nach einer zu gebenden Instruction ihre Dienste verrichten. Zwey Sessel=Trä<47, 257>ger, die schwächern Kranken aus ihren Wohnungen in das Spital zu tragen. Es ist dieses noch die geringste Zahl der erforderlichen Wärterinnen.

„Apotheke. Eine Spital Apotheke muß eine ganz andere Einrichtung haben, als eine andere, die für das Publicum offen steht. Wer in einem Spitale vielerley Medicamente, und den ganzen Catalogus nach unserer verbesserten Pharmacopoe nöthig hat, und nicht die meisten dort angeführten Mittel entbehren kann, versteht seine Kunst nicht. Der dirigirende Arzt müßte also einen Entwurf zur wohlfeilsten und in der Ausführung leichtesten Spital=Apotheke verfassen.

„Geistliche. Vier bis fünf Geistliche sind für das Universal Spital und alle seine Abtheilungen genug. Man könnte auch Ordens=Geistlichen den Auftrag machen, wechselweise den Kranken beyzustehen. Ihr Dienst bestände in Ausspendung der Sacramente in Ermunterung der christlichen Standhaftigkeit und Geduld, und im Unterrichte der Genesenden.

„Gefangene. Da man bisweilen erkrankte Gefangene zu verpflegen hat, so müßte ein jedes der vier ersten Spitäler noch zwey eigene Zimmer, eines für Weiber, und das andere für Männer haben, deren jedes etwa 15 Betten, eiserne Gitter=Thüren, und ein Vorzimmer für die Wache haben müßte.

„Pflichten des dirigirenden Arztes. Der dirigirende Arzt hätte genaue Instruction für die übrigen Aerzte, Wund=Aerzte, Assistenten, Wärterinnen etc. und eine Tag=Ordnung aufzusetzen, über deren Haltung er vorzüglich wachen müßte; auch eine für ein Universal=Spital vorzüglich bequeme Pharmacopoeam pauperum zu entwerfen. Da die Güte der Luft ein wesentliches Stück ist woran es in großen Spitälern fast allezeit mangelt, und da die bisher bekannten Methoden die Spital=Luft zu reinigen meistens unzureichend <47, 258> sind, so hätte der dirigirende Arzt eine neue, leichte und nicht kostbare Methode, die Spital=Luft zu reinigen, anzugeben; dies wäre ihm um so viel leichter, da man von der Thunlichkeit der Sache schon durch Versuche überzeugt ist. Der dirigirende Arzt hätte sich wöchentlich, oder öfter, mit den übrigen Spital=Aerzten zu versammeln, um über die Augelegenheiten des Spitales sich zu berathschlagen, und über die Handhabung der Ordnung, der vorgeschriebenen, und Jedem zugetheilten Instructionen sich zu erkundigen.

„Spital der langwierigen und zugleich ansteckenden Krankheiten. Das Markus=Spital sollte allein die ansteckenden chronischen Krankheiten aufnehmen. Ihrer sind im Durchschnitt jederzeit 200; 100 davon sind Venerische, die beysammen in einem oder mehreren Sählen seyn sollten; 50 sind Krätzige, die wieder in besondern Zimmern gemeinschaftlich wohnen sollten; wieder andere 50, sind mit dem Grinde oder ähnlichen Uebeln behaftete, die auch von den Venerischen und Krätzigen abgesondert, und beysammen wohnen müßten. Alle diese Kranke aber sollten von einem Arzte, einem Wund=Arzte, zwey Assistenten und zwey Wärterinnen, besorget werden. Die innere Einrichtung hätte der dirigirende Arzt anzugeben. Im venerischen Spitale wären besonders Versuche anzustellen, und durch sorgfältige Beobachtungen einige sehr praktische Zweifel in der Cur=Art dieser verheerenden Krankheit zu erörtern. Der dirigirende Arzt hätte vorzüglich anzugeben, was man bisher in Behandlung dieser Krankheit schon gethan hat, und was noch unausgemacht zu beobachten und zu erfahren übrig ist.

„Spital der Unheilbaren. Die Unheilbaren, deren Zahl nicht so genau angegeben werden kann, sich aber doch zwischen 100 und 200 hält, könnten in dem so genannten Contumaz=Hofe versorget werden. Da diese Elende, ob sie gleich unheilbar sind, doch nicht al<47, 259>lezeit ohne medicinische und chirurgische Hülfe seyn können, so müßte man ihnen einen Arzt und Wund=Arzt, nebst einem chirurgischen Assistenten, geben. Der Arzt hätte sie wöchentlich zwey Mahl, der Wund Arzt aber täglich zu besuchen. Wofern ein solcher in eine neue Krankheit fiele, müßte er in das Universal=Spital überbracht, und dort, bis zur Herstellung aus dieser Krankheit, behalten werden; denn hätte er wieder das Spital der Unheilbaren zu beziehen.

„Geburts=Haus. Wir haben in einem Zeitraume von 10 Jahren, 77983 Geburten. Wir können für das laufende Decennium in gerader Zahl 78000 annehmen. Jedes Jahr gibt also 7800. Jede siebente Geburt ist, laut des Tauf=Buches, unehelich; mithin jährlich uneheliche Geburten im Durchschnitt beyläufig 1114. Einige wenige ganz verarmte Geheurathete, machten mit den vorigen, 1200. Davon sind im Marxer=Spitale jährlich zur Welt gekommen, 500. Bleiben also nochverheimlichte Geburten ausser dem Spitale, 700. Beynahe alle diese 700 Entbindungen ausser dem Spitale geschehen bey Heb=Ammen, wohin sich das geschwängerte Mädchen für sein bischen Geld, sobald es seine Schwangerschaft etwa im 5 oder 6ten Monathe nicht mehr verbergen kann, und seines Dienstes entlassen wird, hinbegibt; oder es irrt hin und her, von der Schande, der Reue, der Armuth und der Polizey allenthalben verfolgt. Diejenigen, die sich zu Heb=Ammen bey Zeiten flüchten können, sind zwar vor dem Arme der Polizey etwas sicherer, aber nicht vor den Klauen der Harpyen, wohin sie ihre Zuflucht nehmen. Dort werden diese arme Geschöpfe ihres bischen Geldes, ihrer Kleidung, die sie versetzen müssen, und sehr oft ihrer Gesundheit und ihres Lebens, beraubet. Sie sind bey ihrer Geburt, und in ihrem Wochen=Bette, dem tollkühnen Eigendünkel einer solchen Heb=Amme ganz überlassen.

<47, 260>

„Ich glaube in meiner Berechnung nicht zu irren, wenn ich die 1200 Unehelichschwangern folgender Maßen eintheile. Zwey Drittel dieser Schwangern sind im Stande, etwas zum Unterhalt in ihrem Wochen=Bette beyzutragen; ein Drittel aber würde, bey einer guten und zweckmäßigen Einrichtung, für eigen Geld zehren, und seinen Aufenthalt dem Geburts=Hause bezahlen. Ich würde also das Geburts=Haus auf folgende Art in zwey Theile abtheilen. Die erste Abtheilung, das Geburts=Haus der Armen, wäre auf 800 sich jährlich eräugnende Geburten eingerichtet, das zahlende Geburts=Haus aber auf deren 400. Man muß 4 Wochen im Durchschnitt, auf den Aufenthalt einer Schwangern im Geburts=Hause rechnen. Es sind etwa 70 Betten in dem Geburts=Hause der Armen nöthig, um die jährlich sich ergebende 800 schwangere Personen zu versorgen. In dem zahlenden Geburts=Hause wären 35 Betten in Bereitschaft zu halten, um jährlich 400 Schwangere zu verpflegen. Das Geburts=Haus der Zahlenden könnte doppelt eingetheilt werden; es enthielte 1) ein gemeinschaftliches Zimmer, worin diejenigen lägen, die geringer bezahlen; und 2) mehrere abgetheilte Zimmerchen, wohin solche sich begäben, die, um diesen Vortheil zu genießen, etwas mehr bezahlen. Es müßten, wie ungefähr im spanischen Spitale, festgesetzte Taxen bekannt gemacht werden. Das Geburts=Haus der Armen müßte folgende Abtheilungen haben: einen Sahl mit 35 Betten für noch Schwangere; einen andern Sahl mit ebenfalls 35 Betten, für wirkliche Wöchnerinnen; ein Zimmer, das Geburts=Zimmer genannt, worin die meisten Geburten, vorzüglich aber die schmerzhaften, oder die künstlichen, gemacht werden sollten. Es wäre gut, wenn dieses Zimmer von dem Aufenthalte der noch Schwangern etwas entfernter wäre. Eine fast ähnliche Eintheilung hätte auch in dem zahlenden Geburts=Hause<47, 261> Statt. Das Geburts=Haus, das zahlende sowohl, als das arme, hat einen Arzt, der zugleich Geburts=Helfer ist, einen chirurgischen Assistenten, und 6 Wärterinnen, die auch Hebammen=Dienste zu thun im Stande sind, nöthig. Es wäre gut, wenn derjenige Arzt, der wöchentlich ein Par Mahl auf der Universität den Heb=Ammen lieset, eben diese Vorlesungen im Geburts=Hause hielte, und seinen Schülerinnen praktischen Unterricht gäbe. Dies wäre die Lehr=Schule für Heb=Ammen, Geburts=Helfer etc. Dieser Lehrer wäre zugleich der Arzt und Geburts=Helfer des Accouchir=Spitales. Wenn eine Schwangere oder Wöchnerinn erkrankt, muß sie von dem Geburts=Hause weg, nach dem Kranken=Hause gebracht werden.

„Möchte man doch auch für die Schwangern noch vor ihrer Entbindung sorgen, wo sie im 5ten Monathe ihres Dienstes entlassen werden, oder aus Scham sich selbst wegbegeben, und dann allenthalben verfolget werden! Dies ist der gefährlichste Zeitpunct für ein schwangeres Mädchen, wo es entweder, ohne sich jemahls wieder erhohlen zu können, gänzlich verarmt, oder aus Noth eine Lebens=Art ergreift, die sie für die Zukunft noch unglücklicher, und für die Gesellschaft gefährlich, macht. Ein Ort, wo ihnen Arbeit angewiesen würde, womit sie sich wenigstens ihren Unterhalt verdienten, und dem State doch so viel eintrügen, als sie ihm kosteten, wäre für sie die größte Wohlthat, und hälfe vielfachem Uebel gewiß ab.

„Sämmtliche Ausgaben in Kost und Medicamenten, des zu errichtenden General=Spitales und Geburts=Hauses

Da ich nicht wissen kann, wie viel jährlich in Betten, Kleidungen etc. nachzuschaffen ist, auch nicht wie viel die sarta tecta jährlich im Durchschnitt kosten, so mußte ich mich bey der folgenden Berechnung mit den zwey Rubriken: Kost und Medicamente, begnügen.

<47, 262>

„Das Personale, welches mit den Kranken unmittelbar zu thun hat, habe ich zwar angesetzt; ihre Besoldungen mag man dann selbst bestimmen, so wird man einen ungefähren Ueberschlag des zu machenden Aufwandes erhalten.

Wir wollen allenthalben die größte Anzahl der Kranken hersetzen, und dabey noch annehmen, daß ein jeder Kranke an Kost und Medicamenten, nach der obigen Berechnung, die sich auf die Ausgaben des Dreyfaltigkeits=Spitales gründen, täglich im Durchschnitt 10 Kr. koste, daß also jedes Bett im Durchschnitt jährlich an Kost und Medicamenten auf 60 Fl. 50 Kr. zu stehen kommen: so werden Betten der geschwinde vorüber gehenden Krankheiten 400
der nicht ansteckenden Chronischkranken 600
der Schwangern und Gebährenden 100
Anzahl der Betten 1100,
jährlich an Kost und Medicamenten im Durchschnitt kosten 66916 Fl. 40 Kr.  
Personale  
in allen einzelnen Spitälern des großen Armen=Hauses.  
5 Aerzte, à .... zusammen ....    
5 Wund=Aerzte, à .... zusammen ....    
5 medicinische Assistenten, à .... zusammen ....    
5 chirurgische Assistenten, à .... zusammen ....    
5 Kranken=Wärterinnen, à .... zusammen ....    
5 Geistliche, à .... zusammen ....    
Summa der Ausgabe für Kost, Medicamente, und oben genanntes Personale im großen Armen=Hause ....    
Die 200 Betten des St. Markus=Spitales, kosten jährlich an Kost und Medicamenten ....    
1 Arzt ....    
1 Wund=Arzt ....    
<47, 263>  
1 medicinischer Assistent ....    
1 chirurgischer Assistent ....    
Wärterinnen, à .... ....    
Zusammen Ausgaben auf Kost und Medicamente, und oben genanntes Personale im großen Armen=Hause ....  
im St. Markus=Spitale ....  
Summa Summarum ....  

Hier sind die 100 bis 200 Unheilbaren nicht mitgerechnet, da diese meistens vielmehr zur Armen=Pflege, als unter wirklich Kranke, gehören, und überdies die Ausgaben für diese Kranke aus den obigen Datis leicht berechnet werden können.

Das Personale der Apotheke ist hier auch nicht angesetzt dies müßte erst alsdann bestimmet werden, nachdem der dirgirende Arzt eine eigene Pharmacopoeam pauperum, und mithin auch die zu verrichtenden Arbeiten angegeben hätte.”

Was Hr. Stoll, in der Folge, von Findlings=Anstalten sagt, übergehe ich.

Im Jahr 1788, gab der churf. maynzische geh. Rath Hoffmann eine Schrift von der Nothwendigkeit, einem jeden Kranken in einem Hospitale sein eigenes Zimmer und Bett zu geben, und im J. 1789, Bestätigung der Nothwendigkeit etc., heraus. Ob gleich die im Hôtel-Dieu zu Paris noch bis auf die jezige Stunde fortdauernde Gewohnheit, 3, 4 bis 5 Kranke zugleich in ein Bett zu legen, und so in einem mittelmäßig großen, eher niedrigen, als hohen, Sahle die Anzahl der Kranken auf 150, und darüber, zu vermehren, billig zu verabscheuen ist, so muß man doch, ohne den großen Verdiensten des Hrn. geb. Rath Hoffmann um die gesammte Arzeney=Wissenschaft im geringsten zu nahe treten zu wollen, aufrichtig gestehen, daß das hier vorkommende Raisonnement von der auf dem Titel behaupteten Nothwendigkeit, jeden Kranken <47, 264> in ein Zimmer zu legen, ganz und gar nicht überzeugend ist. Ja, es lässet sich sehr leicht die Schädlichkeit einer solchen Einrichtung, in manchen Fällen, aus Erfahrung und nach Gründen darthun.

Da diese Schrift eben zu der Zeit zum Vorschein kam, als der churf. maynzische Hofrath, Hr. D. Strack, auf hohen Befehl ein allgemeines Kranken=Haus in Maynz, von welchem ich weiter unten Nachricht ertheilen werde, in dem leer gewordenen Clara=Kloster angelegt hatte, und in gedachter Schrift behauptet wird, daß die Einrichtung des allgemeinen und klinischen Hospitales, als Einrichtung betrachtet, besser wäre, wenn man dasselbe im Altenmünster=Kloster anlegte, und jedem Kranken ein eigenes Zimmer gäbe: so hat Hr. Strack seiner Beschreibung des allgemeinen Kranken=Hauses in Maynz eine Beurtheilung dieses neuen Vorschlages des Hrn. Hoffmann beygefügt, worin er zeigt, daß das Altenmünster=Kloster zum Hospital gar nicht tauge, und daß der Vorschlag, einem jeden Kranken in einem Hospitale sein eigenes Zimmer zu geben, die Absicht verfehle, und in mehrern Rücksichten unannehmlich sey. Die Beurtheilung der drey Gründe, worauf der Vorschlag, einem jeden Kranken in einem Hospitale sein eigenes Zimmer zu geben, gebauet ist, ist folgende.

„Der erste betrifft die Wärme der Luft. Es heißt §. 8 -- 17: Man sähe in Krankheiten verschiedene Ausgänge, durch Stuhl, Urin, Schweiß, Auswurf und Athem; jeder dieser Ausgänge müsse durch eine besondere Zimmer=Wärme unterhalten werden, dieses könne aber in einem Sahle, wo mehrere Kranke beysammen liegen, unmöglich geschehen; weil im ganzen Sahle der nähmliche Grad von Wärme ist. -- Nicht=Aerzte möchte dieser Grund, so wie die andern, ein wenig blenden, erfahrne Aerzte aber gewiß nicht. Zur Belehrung der er<47, 265>stern muß ich hier sagen, daß, obschon die Natur bey zehn Kranken im nähmlichen Sahle zur nähmlichen Zeit, verschiedene Wege zur kritischen Ausleerung der Krankheits=Materien einschlägt, doch bey allen diesen keine andere als eine reine und mäßig warme Luft nöthig sey. Aerzte, welche die Kranken nach hippokratischer einfacher Art behandeln, sehen die nähmlichen Krisen in Nord= West= und Süd=Ländern, die dieser große Arzt in Griechenland sahe; ein Beweis, daß so gar die verschiedene Wärme des Klima, die Wirkungen der thätigen Natur nicht hindert. Auch in dem Falle, wo bey einem Kranken der Schweiß befördert werden muß, wird ein mäßig warmer Sahl kein Hinderniß seyn; nebst diesem wird eine etwas dickere Bett=Decke und dienliche Arzeney diesen Zweck vortheilhafter erfüllen, als ein sehr warmes kleines Zimmer. Man setze aber den Fall, daß zehn Kranke in zehn kleinen Zimmern lägen, und jedes dieser Zimmer einen andern Grad der Wärme erfordere, so müßte wohl der Arzt Tag und Nacht umgehen, um zu sehen, ob der, jedem Kranken nothwendige Wärme=Grad so gewissenhaft unterhalten würde; denn bekanntlich sind die Kranken=Wärter im Wärme=Messen nicht so geschickt, auch müßte man gewiß bloß aus dieser Ursache für jedes Zimmer einen eigenen Wärter bestimmen, welches man doch nicht zu thun gesonnen ist.

„Der zweyte Grund besteht in Folgendem. Es heißt §. 19: In großen Sählen, wo mehrere Kranke beysammen liegen, stören die Kranken selbst einander in der Ruhe: wenn z. B. einer hustet, der andere zu trinken fordert, und der dritte auf den Nacht=Stuhl geht. Auch die Gemüths=Ruhe wird gestöret, wenn einer seinen Nachbar beichten, sterben und wegtragen sieht. Alle diese Unbequemlichkeiten fallen aber weg, wenn jeder Kranke im Hospitale sein abgesondertes Zimmer erhält. Hier<47, 266>auf antworte ich: Nach den Hospital=Gesetzen, muß in allen Sählen die äusserste Stille herrschen; selbst die Kranken=Wärter müssen in Filz=Schuhen gehen, u. s. w. Doch ist es nicht möglich, alles Geräusch, als Husten, Niesen, Erbrechen etc. zu entfernen. Hier muß man aber bedenken, daß Leute, welche im Hospitale liegen, keine zärtliche, an alle Gemächlichkeit gewöhnte, sondern solche Menschen sind, die in ihren engen, kleinen Wohnungen an weit größeres Getöse gewohnt waren, als sie bey einer guten Ordnung in dem Kranken=Sahle empfinden. Im Falle nun, daß einer beichtet, zieht man am Bette des Beichtenden, und an den Betten der nächsten Nachbarn, die Quart=Vorhänge zu; und so kann der eine beichten, ohne daß es die Nachbarn bemerken; wenn auch der Kranke taub ist, so kann der Geistliche durch ein Hör=Rohr mit demselben sprechen, ohne daß die andern nur den geringsten Ton hören. Auch ist es eines der Hospital=Gesetze, daß jeder Kranke sogleich bey seinem Eintritte die h. Sacramente empfangen muß, welches also keinem fremd und empfindlich seyn kann. Stirbt ein Kranker im Sahle, so werden die nähmlichen Vorhänge zugezogen, und der Todte wird ohne Geräusch durch dieselbe Fall=Thür, die zur Einfuhre des Nacht Stuhles dient, hinaus in den Gang geschoben. Kranke, die im Irreseyn sehr lärmen, werden in ein anderes Zimmer gebracht. Chirurgische Operationen, wo Schreyen und Wehklagen nicht vermieden werden kann, müssen in einem chirurgischen Amphitheater vorgenommen werden. Noch muß ich hierbey bemerken, daß ich in dem Altenmünster=Kloster durch die dünnen Wände der Zellen, Nonnen, welche sich in der dritten Zelle, neben derjenigen, worin ich war, befanden, husten, seufzen und niesen gehört habe.

„Der dritte Grund ist der scheinbarste. Es heißt nähmlich, §. 23: Wenn in großen Hospital=Säh<47, 267>len nur ein oder der andere mit einer ansteckenden Krankheit behaftet würde, und die Luft des Hospitales vergiftete, so könne dieses die Kranken des Hospitales in sehr große Gefahr setzen. -- Das beste Mittel, die Ansteckung zu verhindern, sey aber, §. 32, einem jeden mit einer ansteckenden Krankheit Behafteten sein eigenes Zimmer zu geben. -- Wenn ich hier werde bewiesen haben, daß im Clara=Kloster alles gethan ist, was eine solche Ansteckung vermindern, auch verhüten kann, und daß, wenn man auch einen jeden Kranken in ein eigenes Zimmer legt, doch die Ansteckung bey wirklich ansteckenden Krankheiten nicht verhindert wird: so glaube ich, auch diesen glänzenden Einwurf gehoben zu haben. Eine ansteckende Krankheit nennen wir die jenigen, in welcher etwas, uns ganz Unbekanntes, aus einem kranken Körper ausgeht, und in einem andern gesunden, in welchen es gekommen ist, dieselbe Krankheit hervorbringt. Hierzu ist oft nicht nöthig, daß man mit dem Kranken einen unmittelbaren Umgang habe. Auch sind nicht alle Krankheiten ansteckend, die man dafür ausgibt; oft liegt eine allgemeine Ursache zum Grunde, die in mehrern Körpern zu gleicher Zeit dieselbe Krankheit hervorbringt, ohne daß sie ein Kranker einem andern Gesunden gegeben habe. Man hat bemerkt, daß Krankheiten, die unter gewissen Umständen anstecken, dieses unter andern nicht thun; z. B. wenn ein Kranker in einer kleinen feuchten, nicht luftigen Wohnung am Faulfieber darnieder liegt, und wenn ihm die nöthige Wartung und Reinigung abgeht, so enthält die ihn umgebende Luft mehrere und verdorbenere Theile, die aus dem Kranken ausgehen, und hierin auch den Zunder, der einen andern hierzu tauglichen Körper ansteckt; im entgegen gesetzten Falle findet dieses wegen geänderter Umstände nicht Statt. Man sieht bey solchen Epidemien täglich, daß die Krankheit in den Häusern der <47, 268> Armen bösartiger ist, und weiter um sich greift, als in den geräumigen, mit allem Nöthigen versehenen Häusern der Reichen. Ferner lehrt die Erfahrung, daß eine bewegte Luft die Ansteckung mindert, und nach und nach das Gift ganz verjagt. Lobb erwartete von einem Kamin=Feuer, welches in dem Kranken=Zimmer unterhalten würde, noch weit mehrere Vortheile, und zwar mit Recht, aus bekannten physischen Gründen. Mortimer erfuhr den Nutzen dieses Feuers in seiner eigenen Pocken=Krankheit, wo er durch diese Anstalt den sonst bey Pocken=Krankheiten gewöhnlichen heftigen Gestank vertrieb. Schon Akron, welcher älter als Hippokrates ist, zündete nahe am Kranken=Bette Feuer an, und hat so nicht wenigen geholfen.

„Man erwege nun die Anstalten, die ich zur Reinigung der Luft, und geschwinden Austreibung der Ausdunstungen in den Sählen des Clara=Klosters anbrachte, *

*
Ich werde die hier erwähnten Anstalten unten, bey Beschreibung des allgemeinen Kranken=Hauses in Maynz, anführen. K.

so wird man sehr leicht einsehen, daß, wegen der immer erneuerten, bewegten, und mit den Dünsten ausgetriebenen Luft, und des im Kamine brennenden Feuers, manche Krankheit hier nicht anstecken kann, die es an andern Orten thut, z. B. Faul=Fieber, Fleck=Fieber, u. s. w. Ich weiß aber auch, daß die ansteckende Kraft mancher andern Krankheiten, z. B. der Pocken, der Krätze, des Scharlach=Fiebers, und mancher Arten der Ruhr, durch meine Anstalten in den Sählen vielleicht sehr schwer, vielleicht auch gar nicht, wird verhindert werden, deswegen sind im Clara=Kloster für solche Kranke, eigene geräumige Zimmer (in welchen gleichfalls offene Kamine, 2 Einhaucher und 2 Aushaucher, sind,) bestimmt. Ein jeder Kranker wird, wenn er in das Hospital kommt, nach den Ho<47, 269>spital=Gesetzen, in einem hierzu bestimmten Zimmer gereinigt und frisch gekleidet, alsdann in ein Neben=Zimmer so lange niedergelegt, bis der herzu gerufene Arzt seine Krankheit untersucht, und alsdann bestimmt hat, in welchen Sahl derselbe solle gebracht werden. Man hat diese Vorsicht §. 33, f. als unnütz angegeben, indem man aus dem Anfange der Krankheit oft nicht bestimmen könne, von welcher Gattung sie werden wird. -- Wenn aber ein Arzt die herrschende Epidemie kennt, und die Zufälle des nach dem Hospitale gebrachten Kranken mit derselben vergleicht; wenn man noch betrachtet, daß die Kranken meistens erst den 3, 4, 5ten Tag der Krankheit nach dem Hospitale verlangen, und sich alsdann die Krankheit schon mehr entwickelt hat: so wird der Arzt doch wohl nun leicht die Krankheit bestimmen, und den Kranken an den ihm gebührenden Ort bringen lassen. Aerzte, deren Erfahrung sowohl in Krankheits=Kunde, als in den Einwirkungen der Dinge, die ausser dem kranken Körper liegen, erprobt ist, mögen aus dem bisher Angeführten urtheilen, wie man eine den Zweck besser erreichende Anstalt habe treffen können.

„Nun muß ich auch zeigen, daß das vorgeschlagene Mittel, einem jedem Kranken sein eigenes Zimmer zu geben, die Ansteckung bey wirklich ansteckenden Krankheiten nicht verhindere. Dieses ist sehr leicht. --Die ansteckenden Dünste sind so fein, daß sie allen Sinnen unbemerkbar sind; sie können also auch durch die geöffneten Thüren und Fenster eines Zimmers, worin ein solcher Kranker sich befindet, ausgehen, und so im Hause vertheilt werden; sie können auch in die Kleider eines Kranken=Wärters eindringen, und dieser kann sie, im Falle er nicht gar selbst angesteckt wird, so in das Zimmer eines andern, da er nach demselben Vorschlage mehrere bedienen soll, bringen, wodurch dann dieser dieselbe ansteckende Krankheit bekommt; auf eben <47, 270> die Art kann das ansteckende Gift von Zimmer zu Zimmer kommen. Man hat eine Beobachtung, wo das Pocken=Gift, in Kattun=Kleider aufgenommen, nachdem diese 8 Meilen weit waren weggeführt worden, doch noch 3 Kinder ansteckte. *

*
C. L. Hofmanns Abhandl. von den Pocken, 1 Th. S. 140, f.

Hieraus schloß man selbst, §. 22: Aus dieser Beobachtung muß ein jeder begreifen, daß das Pocken=Gift wenn es sich gleich in einer unendlich kleinen Menge mit der atmosphärischen Luft vermischt hat, und aus dem Kranken=Zimmer in die Häuser und auf die Gassen kommt, oder auch mit den Kleidern herum getragen wird, noch anstecken könne. Eine gleiche Bewandtniß hat es mit der Pest, und anderen ansteckenden Seuchen. Ich glaube hiervon, da dieses so sehr bekannt ist, weiter nicht reden zu dürfen. Warum schlug man aber ein sehr kostspieliges Mittel zur Verhinderung der Ansteckung in Hospitälern vor, dessen Unzulänglichkeit man doch in derselben Schrift selbst sehr deutlich anerkennt? Degner *

*
De dysenteria, S. 4, f.

lehrt uns, daß sich das ansteckende Ruhr=Gift eben so wenig, als das Pocken=Gift, einschließen lasse. Ja, wir haben nicht seltene Beyspiele, daß, wenn man Kranke, um die Fortpflanzung der ansteckenden Krankheit zu verhindern, einschloß, die in ihren Zimmern alsdann enthaltene Luft mehr verdorben wurde, und nach Eröffnung derselben weit ärgere Verwüstungen umher verbreitete; dieses geschahe so gar, wenn die nach Absterben der Kranken verschlossenen Stuben sehr lange nachher geöffnet wurden, wie uns Mead *

*
De peste. S. 28.

und Lobb *

*
Of the plague, S. 116.

erzählen. Noch weniger nützt das Absondern und Ver<47, 271>schließen der Kranken den andern gesunden Menschen, wenn der ansteckende Zunder in der Luft liegt, welches öfters der Fall ist.”

Was zuletzt den Nachlaß der Hospital=Kranken betrifft, so pflegen gemeiniglich in Hospitälern und Armen=Häusern, die Kleider, oder eigentlich die Lumpen der in einer solchen Anstalt Verstorbenen gesammelt, und zu gewissen Zeiten an die Meistbiethenden verkauft zu werden. Allerdings bringe diese Lumpen=Versteigerung etwas ein, und dies kommt der frommen Stiftung zum Nutzen; mithin scheint es bey dem ersten Anblicke, als wenn dieses Haushaltungs=Stückchen recht zu loben wäre. Nicht das geringste Scherflein muß eine aus Mildthätigkeit entstandene Anstalt verschmähen, also auch nicht den geringsten Vortheil hintan setzen. Aber die Sache gewinnt ein ganz anderes Ansehen, wenn man sie näher betrachtet. Man bedenke nur, was manches Kranken= und Armen=Haus jährlich kostet; wie viele Tausende daran gewandt werden; wie wenig ein Par hundert Thaler in Betrachtung kommen, wenn etwann eine neue Einrichtung, die nicht einmahl immer den Haupt=Personen, den Kranken, zum Besten gereicht, gemacht werden soll; und man urtheile, ob es dann wohl der Mühe werth sey, bey einem so großen, zum Theil sehr unnöthigen Aufwande, Lumpen zu Gelde zu machen, um die Casse zu bereichern!

Aber noch eine Betrachtung muß ich hierbey anstellen, und noch eine Frage aufwerfen. Sind nicht alle Stiftungen für die Armen bloß der Bruder=Liebe und Mildthätigkeit geheiligt? Wenn ein Hospital den Dürftigen aufnimmt, den Hungrigen speiset, den Nackenden kleidet, den Kranken heilt; alles aus wahrer Barmherzigkeit: so kann es nicht die Kleider, den Nachlaß des Verstorbenen verkaufen lassen, und sich die dar<47, 272>aus gelösete elende Summe zur erlaubten Einnahme rechnen, ohne mit der uneigenützigen Liebe des Nächsten, die das Ganze hergibt, ein wenig in das Gedränge zu kommen. Das Mercantilische ist mit dem Wohlthätigen nicht ganz verträglich. Daß man für jeden Kranken, der bezahlen kann, Geld nimmt, das ist keinesweges zu tadeln; aber entweder alles, oder gar nichts! Für einen Aufwand von 10 Rthlr. sind ein Dutzend Groschen ein elender Ersatz.

Der armselige Nachlaß sollte den Angehörigen geschenkt, oder gar, wie in gewissen Fällen unumgänglich nothwendig ist, verbrannt oder eingegraben werden.

Daß in einer Stiftung, die ganz das Werk der Mildtbätigkeit ist, wo Reinlichkeit eine Haupt=Pflicht ist, schmutzige und schäbige Lumpen aufgehoben, und wie Kostbarkeiten gesammelt und registrirt werden, ist ein Widerspruch. Aber daß ein Hospital, welches gemeiner Noth gewidmet ist, welches den Siechen und Schwachen eine Zuflucht biethet, durch diese Ansammlung von angesteckten, giftschwangern Lumpen dem gemeinen Wesen Gefahr und Verderben drohen, und leider! nicht nur drohen, sondern auch wirklich bringen soll, das ist etwas ärgeres, als Widerspruch. Eine Quelle giftiger Seuchen kann ein Hospital werden, wenn die Kleidungsstücke, die ein Kranker, der einem Faul=Fieber, einer Ruhr unterlag, in einer solchen ansteckungsreichen Krankheit am Leibe getragen, ohne alle vorgängig angewandte Reinigungs=Mittel unter die Leute kommen.

Vor einigen Jahren zeigte ein trauriges Beyspiel, wie gefährlich dieser Nachlaß den Mitbürgern werden kann. In einer gewissen reichbegabten Stiftung war es von undenklichen Zeiten her Sitte, daß die Kleider der Verstorbenen sammt und sonders in einer dazu bestimmten Kammer zusammen gepackt, und hernach, so bald eine hinlängliche Menge da war, versteigert wur<47, 273>den. In dieser Kammer fehlte es an Raum und freyem Durchzuge der Luft. Der Hospital=Bediente, der einstmahls diese schöne Sachen registriren sollte, damit sie verkauft würden, fand bey seinem Eintritte in die Kammer einen so kräftigen Duft, daß er fast ohnmächtig ward. Er mußte die Gift=Höhle verlassen, in sein Zimmer gehen, sich zu Bette legen, wo er auch an dem bösartigsten Fieber den Geist aufgab, nachdem er Frau und Kinder und Dienst=Magd angesteckt hatte, die ihm gleichsam auf dem Fuße folgten. In einer Familie, wo man den Kranken ein Nacht=Becken geliehen hatte, richtete dieses zurück geschickte Geschirr gleiches Unglück an. Auch in andern Häusern, wo die Magd vor ihrer Bettlägerigkeit zu thun hatte, leistete die Ansteckung ihr Gesellschaft. Glücklicher Weise rettete der Arzt die meisten von diesen; aber die ersten Opfer der Kleider=Kammer konnte nichts retten.

Wie würde es nun den Bürgern ergangen seyn, die solche giftige Lumpen gekauft hätten? Kann man sich etwas Schrecklicheres denken, als wenn der arme Tage=Löhner sich und den Sein igen für jeden sauer erworbenen Groschen den Tod kaufte, und ihn noch dazu, -- großer Gott! noch dazu -- in einem Hospitale, an einem Orte, der dem Erbarmen und der Erhaltung geheiligt ist!

Daß Krieg und Kriegs=Uebungen, Handel und Schifffahrt, Unternehmungen und Bauten, Arbeiten, und so gar Belustigungen, das Leben der Menschen in Gefahr setzen, das lässet sich nun freylich nicht ändern. Aber, daß ein Hospital, welches seinen Ursprung und Werth von der Wohlthätigkeit hat, auf eine solche unverantwortliche Weise, um eines schnöden Ersatzes willen, eine Pest=Quelle werden sollte, das wäre abscheulich; das wäre ein Pendant zu denen Gräueln, die unter den Schand=Deckel des christlichen Glaubens vor sich gehen!

<47, 274>

Es wäre daher zu wünschen, daß die nachgelassenen Lumpen eines in Hospitälern an einer ansteckenden Seuche Verstorbenen zu der Leiche in den Sarg gethan und also mit ihr verscharret würden, so wie man es in Pest=Zeiten macht. Was von den an andern Krankheiten Verblichenen nachgelassen worden, und bis zum dereinstigen Verkauf aufgehoben werden sollte, das müßte in einer hohen, über dem Gebäude erhabenen, allen Winden offenen Kammer dergestalt aufgehänget werden, daß alles Gift frey und ohne Schaden der Haus=Genossen und Nachbarn wegdunsten, und gleichsam von der Zug=Luft verdünnet werden könnte. Von Zeit zu Zeit müßten die Luft=Löcher zugemacht, und die Kammer mit Schwefel ausgeräuchert werden.

Hrn. Hof=Med. Tode unterhaltende Arzt über Gesundbeits=Pflege etc. 4 B. (Kopenh. und Lpz. 1789, 8.) S. 129, fgg.

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