DDC Layer

Vorheriger Abschnitt Laden der vorherigen Artikel

Kalesche Klassifizierung: 688.6 Nichtmotorisierte LandfahrzeugeDDC-Icon , ein leichter offener Wagen, der an statt eines gewöhnlichen Chaise=Kastens einen offenen Kasten auf dem Gestelle hat, worin noch gemeiniglich ein ge<32, 605>flochtener Korb eingesetzt ist. Sie unterscheidet sich von einem gemeinen Wagen dadurch, daß sie zierlicher und bequemer mit ordentlichen Sitzen gebauet, auch angestrichen ist. Sie erhält nach ihrem verschiedenen Gebrauche verschiedene Beynahmen; als: Postkalesche, so wie sie auf den Posten zur Fortschaffung der Reisenden üblich ist; Reisekalesche, siehe Reisewagen, im Art. Pfeil-IconWagen.

Im Franz. Calèche, im Ital. Calessa, welche, so wie das Deutsche von dem Slavon. Kolasa, Kolossnitza, abstammen, welches daselbst eigentlich einen einspännigen Reisewagen, einen Reisewagen auf 1 Pferd, bedeutet. Daß dieses Wort in den slavonischen und tatarischen Mundarten wenigstens schon alt ist, erhellet aus folgenden Worten in den Libris Tristium des Ovid, welche man aber als unecht in den neuern Ausgaben wieder weggelassen hat:

Gens inculta nimis vehirur crepitante Kolossa.

        Hoc verbo currum Scythe vocare soles.

Calèche heißt auch eine Art leichter Kutschen, die in Frankreich zur Spatzierfahrt, besonders in Gärten, gebraucht werden, und vorn und an den Seiten mit ledernen oder andern Vorhängen versehen sind.

Klassifizierung: 391.2 Kleidung für FrauenDDC-Icon Klassifizierung: 391.43 Kopfbekleidung DDC-Icon Auch heißt bey dem Frauenzimmer Calèche eine Art taffetener Sonnenhüte, die absatzweise mit Fischbein unternahet sind, und, wenn sie zurück geschlagen werden, in der Gegend des Nackens zusammen fallen. Ihre Gestalt kommt einiger Maßen mit dem Verdecke einer Kalesche überein.

Kalfatern Klassifizierung: 623.8 Schiffstechnik und NautikDDC-Icon Klassifizierung: 400 Sprache DDC-Icon Klassifizierung: 430 Germanische Sprachen; DeutschDDC-Icon , *

*
Im Nieders. gleichfalls kalfatern, im Holländ. kalefaaten, kalefaateren, breeuwen, im Schwed. kalfatra, im Franz. calfater, calfeutrer, radouber, im Ital. calfattare, im mittlern Lat. calafatare, im mittl. Griech. καλεφατειν. Frisch und Andere leiten es von dem Franz. Cale. und Untertheil des Schiffes, und fair, Ital. fatto her; eine Ableitung, welche, wenigstens was die letzte Hälfte betrifft, ein wenig gezwungen ist. Im Engl. ist dafür calk, und im mittl. Lat. auch expalmare üblich.

dichten, an einem neuen Schiffe alle Fugen, Ritzen und Löcher desselben mit Hanf (Dicht<32, 606>werg, Dichtwerk) verstopfen, und sie hernach mit Talg, Pech und Schifftheer überziehen, damit das Wasser nicht eindringe. Alte Schiffe müssen gleichfalls, wenn sie schadhaft geworden sind, ausgebessert oder kalfatert werden, Fr. caréner. Dasjenige eiserne Werkzeug mit einer Spitze, womit das alte Werg aus den Fugen und Ritzen des Schiffes gezogen wird, um frisches hinein stopfen zu können, wird der Raben=Schnabel, Fr. Bec de corbin, genannt. Es hat beynahe die Gestalt eines Hakens.

Wenn die Theile eines neuen Schiffes zusammen gefüget sind, wird das Schiff kalfatert, oder gedichtet. Der Schiffbauer oder Schiffzimmermann schlägt nähmlich in die Zusammenfügung der Bohlen, die er Nähte nennt, Werg hinein, verpicht die Nähte, und überzieht die Planken des Schiffes mit Theer. Er verwahrt hierdurch die Planken vor dem Stocken, weil sie bald im Wasser stehen, bald wieder nicht; daher darf der Boden nicht mit Theer überzogen werden, weil er sich stets im Wasser befindet. Hieraus erhellet, daß das Schiff aus einer doppelten Ursache gedichtet wird; nähmlich theils, damit das Wasser nicht durch die Nähte in das Schiff dringe, theils, damit die Bohlen nicht stocken. Nur ein solches Werg, welches getheert ist, kann zum Dichten gebraucht werden; denn ein ungetheertes lässet sich nicht haltbar genug in die Nähte hinein treiben. Daher bedient sich der Schiffzimmermann gemeiniglich der alten getheerten Schifftaue von Seeschiffen. Er zerhackt dieselben in kleine Stücke, ungefähr 1 Fuß lang, windet sie auf, brühet sie in heißem Wasser aus, damit das Werg von dem überflüssigen Theere gereiniget und geschmeidig werde, und pflücket das Werg, wenn es trocken geworden ist, locker aus einander. Dieses Werg wird in jede Naht oder Fuge vermittelst der so genannten Dichteisen eingetrieben. Es sind <32, 607> dieses theils gerade, theils gekrümmte Meissel, mit oder ohne ein Heft, welche besondere Nahmen führen, als: Bodeneisen, Plankeisen, Schereisen und Schmahleisen. Von allen diesen Eisen besitzt der Zimmermann eine doppelte Art. Einige haben in der Mitte der Bahn oder der stumpfen Schneide eine einzige Kerbe nach der Länge der ganzen Bahn; diese nennt der Professionist Dichteisen mit einer einfachen Rabatte. Hiermit schlägt er das Werg vorläufig in die Nähte hinein, und treibt es hierauf mit einem Eisen mit einer doppelten Rabatte, d. h. welches 2 Kerben auf seiner Bahn hat, fester zusammen. Nachdem das Schiff vermittelst der starken Schrauben, die ich an seinem Orte beschreiben werde, zuerst an der Landseite, und hernach an der Wasserseite in die Höhe geschraubet worden ist, werden zuvörderst die Nähte des Bodens gedichtet. Das Bodeneisen, PfeiliconFig. 1781 a) ist gerade, und mit diesem Meissel dichtet der Schiffzimmermann gewöhnlich. Das Schmahl= und Plank=Eisen sind gekrümmt. Die Bahn oder Schneide des Schmahleisens, PfeiliconFig. 1781 b), läuft nach der Dicke des Eisens; mit diesem Eisen wird das Werg neben einem Nagel in die Fugen hinein getrieben. Die Bahn oder Schneide des Plankeisens, PfeiliconFig. 1781 c), läuft nach der Breite des Eisens; hiermit wird das Werg in die Fugen der Seitenbohlen (Planken) hinein getrieben. In kleine Risse (Scheren) einer Bohle wird das Werg vermittelst eines geraden, aber dünnen Eisens, welches nur kleiner ist, als das Bodeneisen, und das Schereisen genannt wird, hinein geschlagen. Alle diese Eisen werden mit einem hölzernen Hammer, welcher der Dichthammer heißt, getrieben. Die Beschreibung und Abbildung dieses Hammers, und anderer Hämmer, deren sich der Schiff=Zimmermann bedient, s. im XXI Th. Pfeil-IconS. 339, f.

<32, 608>

Wenn alle Nähte mit Werg gedichtet sind, kocht der Zimmermann in einem kupfernen Kessel, Pech, und vermischt es mit etwas Theer, weil das ungemischte Pech zu spröde ist, und abspringt. Die mit einem hölzernen Hefte versehene lange und dünne eiserne Gabel, womit man die Kessel, welche das zum Kalfatern bestimmte Pech und Theer enthalten, vom Feuer hebet, und an Ort und Stelle trägt, wird die Kalfater=Gabel, Fr. Fourche pour caréner, genannt. Mit der gekochten Masse füllet er die Nähte vermittelst eines Pinsels aus. Hierauf verkeilt er unter dem Boden die hölzernen Nägel, womit die Bohlen (Blade) auf dem Boden angenagelt sind. Er macht nähmlich in der Mitte des Nagels einen Einschnitt mit einem Meissel, und treibt mit dem Hammer einen Keil hinein. Die Nähte der Planken werden nicht nur mit Werg gedichtet, und, wie in dem Boden, mit Pech und Theer ausgefüllet, sondern auch aus= und inwendig mit gekochtem Theere überstrichen. In dem Innern des Schiffes füllt der Zimmermann nicht nur die Nähte mit Werg aus, und verpicht sie, sondern er ebnet und glättet auch die verpichten Nähte, indem er mit einem glühenden Brenneisen darüber weg fährt, damit sie etwas besser in die Augen fallen, vornehmlich aber, damit die Naht desto haltbarer sey, weil man sie bey alten wandelbaren Schiffen nicht von neuem dichtet, wie auswendig zu geschehen pflegt. Gedachtes Brenneisen, PfeiliconFig. 1781 d), ist ein nach einem stumpfen Winkel an einem Ende umgebogenes Eisen auf einem hölzernen Stiele. Der umgebogene Theil ist breiter und platt, und es werden hiermit in dem Innern eines Schiffes die Fugen geebnet, indem der Zimmermann das Eisen glühend werden lässet, und hiermit über die verpichten Fugen weg fährt.

Derjenige, der die Verrichtung des Kalfaterns, die Kalfaterung, Fr. Calfas, Calfat, Calfatage, <32, 609> Radoub, Holl. Kalfaatering, besorgt, wird Kalfaterer, Fr. Calfateur, Radoubeur, Holl. Breeuwer, oder Klouwer, Ital. Carifatto genannt. Gemeiniglich ist solches ein eigener Bedienter bey der Equipage, dessen Verrichtung darin besteht, daß er täglich Morgens und Abends das Schiff besichtigt, ob es etwa mangelhaft ist, oder Wasser schöpft, zumahl am Vordersteven und an den Krummhölzern, wo die Schiffe am leichtesten leck werden, und der in solchen Falle die Ausbesserung desselben besorget, und die Aufsicht über diese Arbeit führt. Auf großen Schiffen hat er noch einen Ober=Kalfaterer über sich. Bey Gefechten hat er verschiedene mit Schilfwerk umwickelte Bley=Platten nach dem verschiedenen Caliber der Kugeln vorräthig, um sie sogleich in die Löcher zu schlagen. Dieses geschieht von aussen sowohl, als auch von innen.

Im Nieders. bedeutet kalfatern auch figürlich, bearbeiten, imgl. mit Geschäftigkeit zu Stande bringen.

Kalfonium, siehe Pfeil-IconColophonium.

Kali, werden von ältern Botanisten verschiedene Pflanzen genannt, als: die Reaumürie, und einige Gattungen der Salsola L.; siehe Pfeil-IconSalz=Kraut.

Kali, (ägyptisches) Ficoides neapolitana flore candido, s. Th. XII, Pfeil-IconS. 477.

Kaliatur=Holz, siehe Pfeil-IconSandel.

Kaliber, kalibriren. Die verschiedenen Bedeutengen dieses Wortes habe ich im VII Th. Pfeil-IconS. 533, f. angezeigt. Ausführlichere Beschreibungen der darunter angedeuteten Sachen, werde ich, so Gott will, in den Supplementen nachhohlen.

Kalinkenbaum, Kalinkenbeerbaum, Sambucus aquatica, oder Viburnum Opulus L.; siehe Pfeil-IconSchwelkenbaum.

<32, 610>

Kaljol, ein Werkzeug der Messingbrenner; s. unter Pfeil-IconMessing.

Kalk Klassifizierung: 553.68 ZementstoffeDDC-Icon Klassifizierung: 400 Sprache DDC-Icon Klassifizierung: 430 Germanische Sprachen; DeutschDDC-Icon . *

*
In hauchenden Mundarten Kalch, in den monseeischen Glossen Chalch, im Schwed. und Dän. gleichfalls Kalk, im Engl. Chalk, im franz. Chaux, alle aus dem Lat. Calx.

1. In der eigentlichsten, wenigstens gewöhnlichsten Bedeutung, dasjenige Product eines durch das Feuer seines brennbaren Wesens beraubten Körpers, welches sich mit dem Wasser erhitzet, und nachmahls mit demselben und mit dem Sande zu einem Steine erhärtet. Steine zu Kalk brennen. Kalk brennen, den Kalk vermittelst des Feuers hervor bringen. Den Kalk löschen, den gebrannten Kalk mit dem Wasser sich erhitzen lassen. Der Wein führt Kalk bey sich, oder hat Kalk, wenn er auf einem kalkartigen Boden wächst, und seine Kalktheile mit in seine Mischung aufnimmt, welche er hernach wieder fallen lässet.

Klassifizierung: 398.9 SprichwörterDDC-Icon Sprichw. Wer nicht Kalk hat, muß mit Lehm mauern, man soll sich auf das halbe Bedürfniß einschränken, wenn man es nicht in seiner Gewalt hat, das ganze zu befriedigen.

Klassifizierung: 540 Chemie und zugeordnete WissenschaftenDDC-Icon 2. In weiterer Bedeutung führt in der Chemie ein jedes Product eines durch die Luft, durch das Feuer, oder durch andere Zusätze, seines brennbaren Wesens beraubten Körpers den Nahmen des Kalkes, welches von den Säuern aufgelöset wird, und mit denselben ein Mittelsalz macht. Man hat daher auch metallische Kalke. In den mineralogischen und chemischen Schriften, wird der Kalk durch Zeichen für kalk bezeichnet.

Daher kalken, in Kalk einweichen, mit Kalk zubereiten, mit Kalk vermischen, bey verschiedenen Arbeitern. Gekalktes Leder, welches vermittelst des Kalkes zubereitet worden ist. Verkalken, zu Kalk brennen, in Kalk verwandeln, calciniren, in manchen <32, 611> Fällen auch nur brennen. Steine verkalken. Die Goldschmiede gebrauchen verkalkten Weinstein. Kalkartig, die Art, d. i. wesentliche Eigenschaften des Kalkes habend. Kalkartige Erden, kalkartige Steine. Kalkicht, dem Kalke ähnlich. Der Wein schmeckt kalkicht. Kalkig, Kalk enthaltend, mit Kalk beschmutzt, im g. L. Sich kalkig machen, sich mit Kalk beschmutzen.

Die Verkalkung, oder Calcination, Calcinirung, L. Calcinatio, Fr. Calcination, ist überhaupt diejenige Operation, wodurch feste Körper, indem sie einiger ihrer Theile und ihres äussern Ansehens verlustig gehen, zerreiblich werden. Der Gegenstand derselben sind: Erden, Knochen, Steine, Salze, Metalle, und andere trockne Körper. Man bringt diese in einen leicht zerreiblichen Zustand, indem man diejenigen Theile, welche den Zusammenhang zwischen den festen verursachen, (welches entweder wässerige, gallertartige, öhlige, wie bey den Thieren; oder schleimige, gummige, harzige, wie bey den Pflanzen; oder brennbare, schwefelige Theile sind, wie bey den Körpern des Mineralreiches,) entweder ganz, oder nur zum Theil fortzubringen sucht, so daß bloß die erdigen übrig bleiben, welche, da sie nachher keine Bindung unter sich haben, zu einem Pulver zerfallen.

Die Mittel, eine Verkalkung zu bewerkstelligen, sind entweder das Feuer, welches sowohl die Sonnen=Wärme, als auch das gewöhnliche Feuer, seyn kann, oder die Auflösungsmittel, oder auch beyde zugleich. Sowohl nach Verschiedenheit dieser Mittel, als auch nach den verschiedenen Graden der Verkalkung, und der Verschiedenheit derer Theile, von welchen die Körper dadurch befreyet worden sind, wird diese Operation in verschiedene andere abgetheilt.

<32, 612>

Die Verkalkungen durch das Feuer, haben gemeiniglich die Absicht zum Grunde, die flüchtigen Bestandtheile eines Körpers von den weniger flüchtigen und feuerbeständigen zu scheiden. Diese Abscheidung der flüchtigen Theile wird entweder gänzlich, oder nur zum Theil, veranstaltet. Letzteres findet bey dem Rösten der vegetabilischen und animalischen Substanzen, Tostio, Torrefactio, Statt. Dieses wird entweder so lange fortgesetzt, bis die Substanz ihre Farbe zu verändern anfängt, oder bis sie zu einer Kohle geworden ist. Ersteres wird z. B. bey der gerösteten Rhabarber, den Muskatennüssen und Krähenaugen, beobachtet, wenn man dieselben, nachdem sie gestoßen sind, auf einem Bleche, oder in einer irdenen glasurten Pfanne, über das Feuer bringt, und unter beständigem Umrühren so lange darüber hält, bis die Farbe dunkler geworden ist, ohne dabey aber verkohlt zu werden. Hierbey gehen augenscheinlich einige Bestandtheile von diesen Substanzen verloren, und das geröstete Pulver nimmt, aller Vorsicht ungeachtet, einen brandichten Geruch und Geschmack an. Dagegen aber werden andere so lange im Feuer gehalten, bis sie völlig zu einer Kohle geworden sind. So z. B. um den gebrannten Schwamm (Spongia tosta) zu machen, wird derselbe, nachdem er von Staub und Steinen gereiniget worden ist, in einer irdenen Pfanne, die mit einem Deckel bedeckt wird, in das offene Feuer gesetzt, und bis zur Verkohlung darin erhalten. Auf diese Weise brannten die Alten verschiedene Thiere, als: Hasen, Maulwürfe, Schwalben etc. zum medicinischen Gebrauche, zu Kohlen. Bey den übrigen Calcinationen durch das Feuer werden alle flüchtige Theile, oder wenigstens doch die meisten, fortgeschaffet. Es gehören hierher: die Einäscherung der Vegetabilien, die Calcination der Salze, das Brennen des Kalkes, die Verkalkung <32, 613> der Knochen, das Rösten der Mineralien, und die Calcination der Metalle.

Die Einäscherung, Incineratio, findet in der Chemie und Pharmacie gemeiniglich nur bey Kräutern Statt, indem diese einer solchen Hitze ausgesetzet werden, daß sie zur Kohle übergehen, die bey anhaltendem Feuer in Asche zerfällt. Es wird dabey allezeit ein freyes Feuer erfordert; denn bey verschlossenem werden die Substanzen zwar zu Kohlen, niemahls aber zu Asche, verbrannt. Man braucht diese Kräuter=Asche, um die darin enthaltenen Laugensalze auslaugen zu können.

Die Calcination der Salze, erfolgt, indem die wässerigen Theile derselben, welche die Verbindung verursachen, durch das Feuer fortgedampfet werden. Die einfachste Art davon ist die so genannte Calcinatio solaris weiche durch die Sonnenwärme bewirket wird, und nur bey einigen Salzen, als: dem Vitriole, Glauber=Salze, Seignette=Salze etc. Statt findet. Diese haben die Eigenschaft, bey dem Zutritte der Luft in ein Pulver zu zerfallen. Bey andern aber nimmt man die Wärme des Feuers zu Hülfe. So verfertiget man z. B. den gebrannten Alaun, (Alumen vstum, oder tostum,) indem man das Drittel eines unglasurten Topfes mit Alaun füllet, und ihn zwischen glühende Kohlen setzt; so bald derselbe warm wird, fängt er an zu schmelzen; oder es geschieht die Auflösung der Salztheile in dem Wasser, welches zur Bildung seiner Krystallen erforderlich war. Währendem Kochen dampft dasselbe fort, und nun bemerkt man, daß er beträchtlich zu steigen und sich aufzublähen anfängt. Nachdem dieses eine Weile gedauert hat, und er ziemlich zähe geworden ist, nimmt man ihn mit einem Spatel heraus, legt ihn klumpenweise auf die um den Topf liegenden glühenden Kohlen, und lässet ihn hier recht locker und weiß ausbrennen, in<32, 614>dem man ihn durch und durch glühend macht. Durch diese Bearbeitung verliert der Alaun vornehmlich nun sein Krystallisationswasser; denn der Theil der Vitriol=Säure, den er einbüßt, ist unbeträchtlich, welches daraus erhellet, weil er, im Wasser aufgelöset, nur sehr wenig Erde fallen, und im übrigen sich, wie sonst, krystallisiren lässet. Eben so locker wird auch der gebrannte Borax (Borax calcinata); diesen stellt man aber nie zwischen die Kohlen, sondern hält ihn in einem eisernen Löffel oder Pfanne über die Kohlen, rührt ihn mit einem Spatel um, und nimmt ihn, so bald er sich aufzublähen anfängt, von dem Feuer. Man verhütet dabey sorgfältig, daß er nicht glühend wird, weil er sonst leicht in eine glasartige Materie übergeht. Bey dem gemeinen Küchensalze bekommt diese Operation den Nahmen des Abknisterns, Verknisterns, oder Verprasselns, Dccrepitatio, weil es, wenn es in das Feuer geworfen wird, ein besonderes Knistern oder Prasseln macht, und in ein weißes gröbliches Pulver, welches man gebranntes oder verprasseltes Kochsalz (Sal commune decrepitatum) nennet, verwandelt wird. Ausser dem gemeinen Salze besitzen diese Eigenschaft auch der vitriolisirte Wein=Stein, das Digestiv=Salz, u. a. m.

Die Knochen, als: das Hirschhorn (s. Th. XXIII, Pfeil-IconS. 738, f.) und Elfenbein (s. Th. X, Pfeil-IconS. 741), werden, bey der Calcination, aller wässerigen, gallertartigen, öhligen und salzigen Theile beraubet. Man darf sie dazu bloß in Stücke zersägen, in einen Topf füllen, und in einem Fayance= oder Töpfer=Ofen brennen lassen, bis sie durch und durch weiß sind. Es ist vortheilhafter, wenn man vorher vermittelst einer in einem Reverberir=Ofen gestellten Retorte das flüchtige Salz, das empyrevmatische Oehl, und den Spiritus, abzieht, und dann die in der Retorte zurück gebliebenen schwarzen Knochen ausbrennen lässet. Die durch diese Calcination <32, 615> erhaltene Erde ist eine mit Phosphor=Säure gesättigte Kalkerde.

Von dem Brennen des Kalkes, aus Kalkstein, Kalk=Erde, Muscheln etc. werde ich unten ausführlich handeln.

Das Rösten der mineralischen Körper, Vstio, hat vornehmlich zum Zwecke, den Schwefel oder Arsenik, womit die Metalle vererzt sind, durch das Feuer zu verflüchtigen. Dieser Art der Calcination bedient man sich oft bey Scheidung der Metalle in Bergwerken, wo man die Mineralien, nachdem sie gepocht oder klein gemacht worden sind, röstet. In den Apotheken wird auf diese Weise der rohe Spießglanz vom Schwefel befreyet, um daraus nachher das Spieß=Glanzglas, oder, durch Zusatz brennbarer Körper, den Spießglanzkönig zu bereiten.

Die Calcination der Metalle im Feuer, wodurch dieselben in ein Pulver verwandelt werden, gilt nur von den unvollkommenen Metallen, wenn sie einem nicht zu starken Grade des Feuers in offenen Gefäßen ausgesetzt werden. Das Brennbare (Phlogiston), welches den Zusammenhang der Metalle verursachet, geht bey dieser Operation verloren, indem es entweder zerstöret, oder in einen andern den Metallen zugesetzten Körper versetzt wird. Sie werden daher in eine erdige Materie verändert, welcher der Glanz und andere Eigenschaften des Metalles fehlen. In diesem Zustande heissen sie metallische Kalke. Ob nun gleich, da die Metalle hierdurch das brennbare Wesen einbüßen, folgen sollte, daß sie leichter werden müßten: so findet man doch, daß die Kalke eine größere Schwere haben, als das Metall vorher hatte.

Die Zunahme an Gewichte bey der Calcination der Metalle, ist eine schwer zu erklärende Erscheinung. Beaume, *

*
Chymie experim. raisonnée, T. II, p. 265.

schreibt allen metallischen Materien die Eigenschaft zu, daß sie durch das Verkalken um 10 bis 12 Pfund im Hundert zunähmen; indessen weiß man es fast <32, 616> nur bestimmt vom Spießglanzkönige, vom Zinke, Bleye, Zinne, Wismuthe, und Quecksilber. Petzold *

*
Jo. Dider. Pezold diss. chemica de reductione antimonii, Gott. 1780.

erhielt von 1 lb Spießglanz, (welcher nur 10 Unzen König enthält) 15 U. 6 Qu. also über 1/3 mehr schweißtreibenden Kalk. Der Zink nahm, nach Hrn. Bergr. Abich' s Versuchen *

*
In Hrn. Bergr. Crell's neuesten Entdeck. etc. 4 Th. S. 69.

über 1/5 zu; das gekörnte, eben so wie der schweißtreibende Spießglanz behandelte, Bley wurde auch um 1/5 nach Petzold, schwerer; und der Mennig um 1/10, nach Nose; *

*
Abh. vom Mennigbrennen.

das Zinn 1/10, nach Beaumé. Von 19 Qu. Wismuth erhielt eben Derselbe 20 Qu. 34 Gr. Kalk. Auch das für sich verkalkte Quecksilber wird dadurch 1/10 schwerer; *

*
Weigel obss. chemicae, P. 1, obs. 2; und P. 2, obs. 1.

auch erhält man, bey der Wiederherstellung desselben, von 1 Unze nur 7 Quent und 18 Gr. Quecksilber wieder. *

*
Anfangsgründe der theor. und prakt. Chemie, von de Mokveau etc. 1 B. S. 240.

Diese Zunahme an Gewichte muß entweder von den, mit dem Kalke sich verbindenden Feuer= oder Luft= oder von den, in der Luft schwebenden, festen Theilen herrühren. Der letzte Fall kann nicht Statt finden, weil die vermehrte Schwere auch bey der Verkälkung in verschlossenen Gefäßen bemerkt wird. Das Küchenfeuer ist nicht dazu nothwendig, weil das Sonnenfeuer eben dasselbe thut. *

*
Wallerius phys. Chemie, 2 Th. 3 und 4 Abth. S. 230.

Jadessen schreiben Viele das vermehrte Gewicht den mit den Bestandtheilen genau zusammen hängenden Feuertheilen zu; auch Beaumé glaubt, daß das Feuer alsdann wiege, wenn es nicht bloß in den Zwischenräumen befindlich und anhängend, sondern auch in einem Zustande der Verbindung ist. Ich lasse diese Hypothese in ihrem Werthe; allein es ist mir doch nicht recht glaublich, daß das sonst so leichte Feuer hier eine so starke Schwere (gegen 1/5 und 1/4 des ganzen Gewichtes) veranlassen, und das sonst so flüchtige Feuer, ohne die Hülle des Brennbaren sich hier figiren sollte. Auf der andern Seite leiten Einige, wie z. B. Hr. <32, 617> Prof. Gmelin, die vermehrte Schwere von der mit den Bestandtheilen verbundenen Luft, welche nach Erxleben und Morveau die fixe Luft seyn soll, her. Dieser Meinung steht aber entgegen, daß sowohl das Feuer die fixe Luft aus manchen Körpern, als: der Kalkerde und dem fixen Laugensalze, heraus treibt, theils, daß der Mennig aus dem Salmiake einen kaustischen Spiritus entbindet, welches sonst allezeit eine Folge der mangelnden fixen Luft ist. Es ist daher wohl die Vermuthung die wahrscheinlichste. daß die Schwere von dem Beytritte der dephlogistisirten Luft herrühre, weil 1 Unze des für sich verkalkten Quecksilbers, durch bloßes Feuer 78 Kubikzoll dephlogistisirter Luft gab. *

*
Morveau, a. ang. O. Th. 1, S. 240.

Vermuthlich gehört auch wohl der größte Theil eben dieser Luft, welche Priestley *

*
Versuche und Beobacht. Th. 2, S. 59.

aus dem Mennige, den Zinkblumen etc. durch Benetzung mit Salpeter= und Vitriol=Säure erhielt, der bey der Calcination hinein gedrungenen, und durch die Säure losgemachten Luftart zu. Ich werde hiervon weiter unten, wo ich von dem Unterschiede zwischen dem rohen und gebrannten Kalke handle, wieder sprechen.

Ausser der Calcination, welche durch das Feuer bewerkstelliget wird, kann man auch Kalke vermittelst flüssiger Auflösungsmittel (Calcinatio humida s. menitrualis) hervor bringen. welche dieselben Eigenschaften besitzen, als diejenigen, die durch das Feuer gemacht sind. Die vornehmsten von dieser Art sind:

1. Wenn man Knochen, Hörner u. d. gl. über kochendes Wasser hängt, so daß die Dämpfe daran schlagen, und das Gallertartige daraus auflösen, und daß bloß davon das Erdige zurück bleibt. Man nennt dieses die philosophische Calcination oder Präparation, Calcinatio s. praeparatio philosophica, s. sine igne. Sie wird am besten auf die Weise verrichtet, daß man eine Destillierblase mit Wasser füllet, in den Hut des Helmes die Knochen hängt, und dann in einem Zuge fort <32, 618> destilliert. Die Zartheit und Elasticität der Dämpfe, welche in die Zwischenräume dieser knochigen Substanzen leicht eindringen, scheint die Ursache zu seyn, warum die Auflösung des gallertartigen Theiles hierdurch besser und geschwinder von Statten geht, ob man gleich binnen 14 Tagen kaum eine Aenderung bemerkt, als wenn man die Knochen gerade zu in dem Wasser auszukochen versucht.

2. Die Corrosion oder das Zerfressen, Corrosio, wenn man die Metalle in sauern Auflösungsmitteln auflöset, und die Solutionen entweder bis zur Trockne abdampfen lässet, oder die Kalke daraus niederschlägt. Die Vitriol=besonders aber die Salpeter=Säure haben die Eigenschaft, einigen Metallen, als: dem Eisen, Kupfer, Zinne und Spießglanzkönige, auf eine ähnliche Art, als das Feuer, das Brennbare und zugleich ihr ganzes metallisches Ansehen zu entziehen, oder sie in wahre Kalke zu verändern.

Endlich gibt es auch noch Calcinationen, welche vermittelst des Feuers und der Auflösungsmittel zugleich bewirket werden. Es gehören hierher das Verpuffen, und das Cementiren.

Das Verpuffen, Detonatio, ist eine schleunige Entzündung mit einem starken Geräusche oder Knalle. Diese Eigenschaft ist dem Salpeter ganz allein eigen, wenn er mit brennbaren Substanzen vermischt, und einer solchen Hitze, die zur Entzündung jener Substanzen groß genug ist, ausgesetzt wird. Ein Mehreres davon wird unter Salpeter vorkommen.

Das Cementiren, oder die Cementation, Cementatio, ist, da man Substanzen, vornehmlich Metalle, der Wirkung eines Cement=Pulvers währendem Glühen in verschlossenen Gefäßen (Cement=Büchsen) aussetzt, um sie entweder zerreiblicher, oder fester, als: den Stahl, zu machen. Die Cement=Pulver bestehen gemeiniglich aus Salzen, Schwefel, und andern <32, 619> brennbaren Substanzen. Man cementirt, indem man, nachdem die Metalle vorher zu dünnen Blechen geschlagen worden, den Boden eines Tiegels einen Querfinger hoch mit dem Cement=Pulver bestreuet, worauf man ein Metallblech legt; man macht alsdann eine neue Lage von Cement=Pulver, und füllet das Gefäß auf diese Weise voll, indem das Metall allemahl zwischen zwo Lagen Cement=Pulver zu liegen kommt. Man deutet dieses gewöhnlich durch den Ausdruck stratum super stratum an. Nachdem man den Tiegel nachher verklebt hat, gibt man ein mäßiges Feuer, worin man ihn 12 bis 24 Stunden, nach Beschaffenheit der Umstände, erhält. Siehe auch Th. VII, Pfeil-IconS. 768, f. Die Cementation ist ein kräftiges Mittel, große Veränderungen hervor zu bringen, weil die wirksamen Materien des Cement=Pulvers, die sich im trocknen Zustande befinden, vermittelst der Hitze in Gestalt der Dämpfe das Metall angreifen können. In der Pharmacie kommt diese Operation bey Bereitung des gebrannten Kupfers (Aes vstum) vor, da man das Kupfer ungefähr 12 Stunden lang mit gemeinem Salze cementirt.

Wenn die metallischen Körper ihres brennbaren Wesens und mithin ihrer metallischen Eigenschaften beraubet werden, nennt man die überbliebenen Erden metallische Kalke, oder Metall=Aschen, L. Calces metallicae, cineres metallici, Fr. Chaux métalliques, Cendres métalliques. Sie bekommen diesen Nahmen desto eher, wenn sie weiß oder grau sind; haben sie aber eine gelbe, rothe oder braune Farbe, so nennt man sie Saffrane, Croci. Die metallischen Kalke, welche in Apotheken gebräuchlich sind, erhält man vornehmlich durch die eigentliche Calcination, durch das Verpuffen mit Salpeter, durch die Corrosion, und durch die Cementation.

<32, 620>

Zu den officinellen Producten der eigentlichen Calcination, oder derjenigen, da Kalke ganz allein durch das Feuer, ohne Zuthuung irgend einer salinischen Substanz, erhalten werden, gehören: die Bleykalke, als: die Bleyasche, das Bleygelb, der Mennig, und die Bleyglätte: die Zinnasche; die Spießglanz=Asche; die Zinkblumen, und der Quecksilberkalk. Vermittelst des Verpuffens mit dem gemeinen Salpeter, entsteht eine Menge metallischer Kalke, worunter der bekannteste der schweißtreibende Spießglanzkalk (Antimonium diaphoreticum) ist. Die metallischen Kalke, welche man durch die Corrosion mit Säuren erhält, sind: das Bleyweiß, und der fälschlich so genannte rothe Präcipitat oder rothe ätzende Quecksilberkalk (Mercurius corrosivus ruber s. praecipitatus ruber). Durch die Cementation wird, bereits erwähnter Maßen, das gebrannte Kupfer bereitet. Von jedem dieser Präparate wird an seinem Orte ausführlicher gehandelt.

Durch die metallischen Kalke werden verschiedene Erdarten und Salze, wie auch die Kieselerde, leicht in Fluß gebracht. Dabey besitzen aber diese Kalke noch besondere färbende Kräfte auf die Glasmassen, so, daß man sich ihrer zum Färben der Gläser und zur Nachahmung künstlicher Edelsteine oder Glasflüsse bedienen kann. Der Grund dieser Flüsse besteht aus einem sehr reinen Krystallglase, welches die Farbe der metallischen Kalke nicht alterirt. Dieses erhält man, wenn 2 Theile geschlämmter Kiesel, 1 Th. gereinigte Pottasche, mit halb so viel calcinirtem Borax und 1/6 Bleyglas, in einem reinen Tiegel bey 8 bis 10 stündigem Feuer zu Glas geschmelzet werden. Durch Zusätze metallischer Kalke zu diesem Glase erhält man nun die verschiedenen Flüsse. Siehe Th. XVIII, Pfeil-IconS. 628, fgg.

Die Gattung des Kalkes, welche man zum Unterschiede von dem metallischen, steinartigen oder erd<32, 621>ichten Kalk, L. Calx terrestris, Fr. Chaux pierreuse ou terreuse nennt, weil es aus einer Art von Erden und Steinen, welche sich durch die Wirkung des Feuers in Kalk verwandeln zu lassen fähig sind, gebrannt wird, wird wieder in verschiedene Arten eingetheilt; nähmlich: 1. nach der Materie, woraus er gebrannt wird, in Gypskalk, welcher aus Gypssteinen gebrannt, und auch Bindekalk, Sparkalk, und trockner Kalk genannt wird, wovon ich im XX Th. Pfeil-IconS. 419, fgg. gehandelt habe; in Steinkalk, welcher aus den eigentlich so genannten Kalksteinen gebrannt ist, und im g. L. nur schlechthin Kalk, auch Bitterkalk, weil er einen bitterlichen Geschmack hat, Lederkalk, weil er von den Gärbern zu Bereitung des Leders gebraucht wird, und Streichkalk, weil er nicht so bald, als der Gyps erhärtet, sondern sich wie ein Mus streichen lässet, genannt wird; und in Muschelkalk, welcher aus Schnecken und Muscheln verfertiget wird. 2. Nach den Umständen, in welchen er sich nach geschehenem Brennen befindet. Nach solchen ist er entweder lebendiger, oder ungelöschter Kalk, L. Calx viva, Fr. Chaux vive, der noch so ist, wie ihn der Kalkbrenner aus dem Ofen oder der Brandgrube abgeführt hat, und weder lange an der Luft gelegen hat, noch mit Wasser gelöscht ist, und also, wenn Wasser darauf kommt, sich mit demselben stark erhitzt und aufwallet; oder in Wasser gelöschter Kalk, L. Calx aqua exstincta, oder macerata, Fr. Chaux éteinte à l' eau oder amortie, der mit Wasser übergossen, und in demselben zerlassen ist; oder endlich verwitterter, oder an der Luft zerfallener Kalk, Staubkalk, L. Calx aëre exstincta, Fr. Chaux éteinte à l' air oder par défaillance, oder Chaux fusée, *

*
Einige verstehen aber durch Chaux fusée den gelöschten Kalk.

welcher, ohne mit Wasser gelöscht zu seyn, lange an der Luft gelegen hat, und daher, <32, 622> da er alle seine Feuertheile unvermerkt verloren hat, in ein sehr zartes Pulver zerfallen ist, welches zu nichts weiter nütze ist. Der ungebrannte Kalk wird roher Kalk genannt. Auch der zum Mauern und zur Tünche zubereitete Kalk, selbst wenn er schon zu seiner Bestimmung angewandt ist, behält den Nahmen des Kalkes. Der Kalk fällt in den Zimmern ab, der als Tünche aufgetragene Kalk. Der mit Sand vermischte und zum Mauern bestimmte Kalk, wird Mauerkalk, Mauerspeise, oder Mörtel, genannt.

Kalk findet sich an vielen Orten unserer Erdkugel; zuweilen so weich und unzusammenhängend, daß man ihn zwischen den Fingern zerreiben kann, wie Erde, oder in einem mehr verhärteten Zustande, als Stein. Beyde Kalkarten findet man entweder ganz aus Kalk=Theilen bestehend, ohne merkliche Beymischung fremder Theile, oder sie haben eine beträchtliche Menge fremder Theile in ihrer Mischung; jene sind reinere, diese hingegen gemischte Kalkarten. Einige der reinen Kalkarten hängen so locker zusammen, daß sie abfärben, z. B. die Kreide; zu den härtern rechnet man den Kalkstein, den Kalkspath, den Tropf=und Tuphstein, und den Marmor, nebst einigen andern Arten. Die gemischten Kalkarten sind wieder sehr verschieden, je nach dem die eingemischten Sachen verschieden sind, nach dem das Verhältniß der eingemischten Sachen verschieden ist, und nach dem entweder nur einzele, oder auch 2, 3 und mehrere Substanzen mit in den Kalk eingemischt sind. Die mit Thon oder Lehm gemischten Kalkarten werden Märgel genannt, und es gibt sehr verschiedene Arten desselben. Man findet auch kleine Kiesel, oder Quarz, und selbst Sand, so wie auch viel Talk, in dem Kalke. Ausser diesen erdigen mit Kalk vermischten Theilen, finden sich auch noch sehr viele, die mit allerley Säuren vermischt sind. Die mit Vitriolsäure vermischte Kalk=<32, 623>Erde heißt Gyps; und ist sie fest und dicht, so nennt man sie Alabaster. Die mit Vitriolsäure und einer thonigen Erdart vermischte Kalkart heißt Schwerspath. Ist Kalk mit brennbarem Stoffe verbunden, wozu noch eine Säure kommt, so heissen diese Steine Leberstein und Stinkstein. Endlich so sind auch selbst Metalle mit Kalkarten zuweilen vermischt, und haben, nach den verschiedenen Metallen, und verschiedenen Graden der Festigkeit, der Farben und der Structur, verschiedene Nahmen, als: Eisenerz, Stahlerz, Eisenspath, Eisenblüthe, Türkiß, Lasurstein, Malachit, Bleykalk, Bleyspath, Zinnspath etc. Alle diese gemischte Kalkarten taugen nicht zum Kalk=Brennen, und Mörtel daraus zu machen. Ja, wenn selbst unter den reinern Kalkarten, etwas mehr Sand, Quarz, Kiesel, oder Gyps eingemischt ist, fällt der daraus gebrannte Kalk schon nicht mehr gut aus, und gibt daher schlechtern Mörtel, als der von reinern Kalkarten verfertigte. Man kann aber diese Mischungen nicht nur leicht entdecken, sondern auch leicht absondern.

Die Kalkerde, L. Terra calcarea, Fr. Terre calcaire, findet sich in den mannichfaltigen Arten der Kalksteine, Marmor, Kalkspathe und Drusen, der Kreide, wie auch in den Schalen der Schalthiere, in den Korallen, Eyer= und Krebs=Schalen, u. d. gl. Sowohl in den Steinen, als übrigen Körpern, trifft man sie, erwähnter Maßen, mehr oder weniger rein an; überhaupt aber unterscheidet sie sich von den andern Erden durch ihre Verhältnisse in dem Feuer, mit den Säuren, Laugensalzen und übrigen Erdarten.

Von den Verhältnissen der Kalkerde in dem Feuer, werde ich weiter unten, wenn ich von dem Kalkbrennen handeln werde, sprechen. Was ihre Verhältnisse mit den Säuren, Laugensalzen und übrigen Erdarten betrifft: so kann die Kalkerde

<32, 624>

1. auf dem nassen Wege, a) durch Auflösung in der Vitriolsäure untersucht werden, wo ein Selenit entsteht. Aber eben diese Verbindung der Vitriolsäure mit der Kalkerde zu Selenit, welcher theils unauflöslich auf dem Boden liegen bleibt, andern Theils die Einwirkung der Vitriolsäure auf die übrige Erde hindert, verursachet, daß man sicherer, statt jener, b) der Salpetersäure sich bedient, in welcher eine reine Kalkerde sich gänzlich auflösen muß, wo man nachher solche durch Vitriolsäure zu Selenit, oder auch durch die Zuckersäure, fällen kann. Auf gleiche Art lässet sie sich auch c) in der Küchensalzsäure auflösen und niederschlagen, und sich überhaupt, in einer jeden Säure aufgelöset, d) durch die Zuckersäure fällen, welche mit ihr die stärkste Verwandtschaft besitzt. *

*
Obgleich die Zuckersäure als das vorzüglichste Mittel zur Entdeckung der in einer Flüssigkeit aufgelöst befindlichen Kalk Erde bekannt ist, und dieses deswegen, weil sie die Kalkerde am stärksten an sich zieht, allein übrigen Säuren entreißt, und damit ein sehr schwer auflösliches Salz bildet, welches in Gestalt eines weißen Pulvers zu Boden fällt: so erzählt doch Hr. Ritter Bergmann(im 36 B. der schwed. Abhandl. S. 334) einen Fall, wo ihm die Zuckersäure bey Untersuchung des Blasensteines, da er denselben in Scheidewasser aufgelöset hatte, keinen Niederschlag gegeben hat, ob er schon in der Folge durch eine Calcination oder Verbrennung der dabey befindlichen öhligen Theile fand, daß ein großer Bestandtheil davon Kalk=Erde ist. Hr. B. sucht diesen mißlungenen Versuch in den öhligen Theilen der Zuckersäure.

2. Auf dem trocknen Wege, gibt sich die Kalk=Erde a) durch das Brennen zu ungelöschtem Kalk, und durch nachheriges Löschen mit Wasser zu erkennen: b) Entbindet sie, mit Salmiak zusammen gerieben, das flüchtige Laugensalz. c) Ist sie für sich strengflüssig, und geht d) mit den feuerbeständigen Laugensalzen nicht, wie die Kieselerde, unter gehörigen Verhältnissen, in eine auflösliche Mischung.

<32, 625>

Unter Kalkstein versteht man in weiterer Bedeutung einen kalkartigen Stein, d. i. einen Stein, welcher in einem gewissen Grade des Feuers in Kalk verwandelt werden kann; und in engerer Bedeutung, die gemeinen Steine dieser Art, aus welchen wirklich Kalk gebrannt wird.

Das Kennzeichen, woran man kalkartige Steine, d. i. diejenigen, aus welchen sich ein wahrer Kalk brennen lässet, so gleich unterscheiden kann, ist dieses, daß sie mit dem Scheidewasser brausen, welches ausser dieser keine andere Steinart thut. Auf diese Erscheinung gründen sich die mehresten Nahmen, welche diese Steine führen. Sie heissen kalkartige Steine, weil aus ihnen Kalk wird. Einige Schriftsteller nennen sie auch nur schlechthin Kalksteine, betrachten aber das Wort alsdann nicht als eine Gattung, sondern als ein Geschlecht. Im Lat. ist der Nahme Lapis calcarius oder calcareus bekannt, welcher oben so wohl, als der französische, Pierre calcaire. besser auf die eigentlichen Kalksteine, als auf die kalkartigen Steine, anzuwenden ist. Nach der Meinnug des Bomare, *

*
Mineralogie, Th. 1, S. 144.

verdienen den Nahmen der kalkartigen Steine diejenigen, welche durch die Wirkung eines starken Feuers entweder zu Staub, oder zu Kalk werden, und sodann mit Wasser vermischt, wieder eine Bindung bekommen, mit Sande aber versetzt eine neue Steinhärte annehmen. Sie sind die einzigen, welche wie die alkalischen Erden, von allen sauern Auflösungsmitteln, welche sie zernagen, mit einem Aufbrausen angegriffen und aufgelöset werden, eben so, wie es mit den alkalischen Salzen geschieht. Einige Umstände ausgenommen, sind die Producte aller alkalischen Steine einerley; ihr Gewebe ist so wenig dicht, daß sie, wenn man damit an den Stahl schlägt, keine Fun<32, 626>ken geben. Scopoli *

*
Principia mineralogiae systemat. S. 20. quae friabiles in igne redduntur.

hat sie ganz kurz als solche Steine beschrieben, welche im Feuer mürbe werden. Allein, diese und andere Beschreibungen, setzen insgesammt die Wirkungen des Feuers voraus, und sind also an und für sich selbst nicht deutlich genug. Wenn man aber annimmt, daß diese Steine im Bruche nie schimmern, und daß sie ein grobes und lockeres Gewebe haben, wird man um so weniger irren, wenn man sich nur des Scheidewassers bedient, mit welchem die kalkartigen Steine aufbrausen, welches ausser ihnen keine einzige Steinart thut. Denn alle übrige Kennzeichen triegen. Die gyps= und thonartigen Steine schimmern im Bruche auch nicht; und unter den kalkartigen Steinen gibt es solche, deren Gewebe dicht genug ist, wie man an dem Marmor und Muschelmarmor deutlich sieht.

Nach Wallerius *

*
Mineralreich, S. 53, der deutschen Ausgabe.

kommen den kalkartigen Steinen folgende 7 Eigenschaften zu: 1. daß die kleinsten Theile derselben zarter sind, und man an ihnen keine besondere gewisse Figur bemerken kann; 2. daß sie im Zerschlagen in ungewisse Stücke und Ecken zerfallen; 3. daß sie sich durch die Feile zerreiben lassen, nicht gern eine Politur annehmen, und keine reine und lebhafte Farben besitzen; 4. daß sie in der Luft verwittern, und unter dem freyen Himmel zerfallen; 5. daß sie im Feuer brennen und calciniren, dann viele Feuchtigkeit in sich nehmen, und in der Luft von selbst in einen Staub zerfallen; 6. daß sie mit dem Scheide=Wasser und andern scharfen Geistern stark aufgähren, auch wenn sie noch roh sind; 7. daß ihre eigentliche Schwere sich gegen das Wasser wie 2,810 :: 1000, oder wie 281 :: 100 verhält.

Hr. v. Cronstedt *

*
Versuch einer Mineralogie, S. 11, f.

hat noch einige Kennzeichen hinzu gethan, die nicht zu übergehen sind. Er behauptet, daß die Kalkarten in geschlossenem Feuer nicht ohne frem<32, 627>den Zusatz zu Glase werden; daß sie, zu Kalk gebrannt, die Schärfe und fressende Eigenschaft des Laugensalzes vergrößern; daß sie, mit Borax versetzt, sehr leicht zu einem Glase schmelzen, welches sie auch durch Zusetzung des salis fusibilis microcosmici thun; daß der Flußspath unter allen Bergarten am leichtesten mit dem Kalke zu einem schneidenden Glase schmilzt, und daß die Kalkerden in Ansehung einiger metallischen Kalke, z. B. des Bleyes und Wismuthes, eine reducirende Eigenschaft haben.

Es ist überaus merkwürdig, daß die kalkartige Substanz nicht bloß dem Steinreiche zugehört, wie die glas= gyps= und thonartigen Substanzen, sondern daß sie allen drey Naturreichen gemein ist. Im Thierreiche verwandeln sich nicht nur die Knochen der Thiere, sondern auch die Schalen der hartschaligen (Testacea) und der weichschaligen Thiere (Crustacea) durch das Feuer in einen feinen Kalk. In dem Pflanzenreiche erscheint eben dieses bey der Asche von den Gewächsen. Hr. v. Cronstedt gründet darauf die Folge, daß die Kalkerden da gewesen seyn müßten, ehe Thiere und Gewächse ihr Daseyn erhielten. Allein, es lässet sich auch behaupten, daß die Kalkerde aus zerstörten thierischen und pflanzenartigen Theilen entstanden sey.

Da indessen das Scheidewasser den Kalkstein von allen andern Steinen unterscheidet, so sollte man meinen, daß die Gelehrten in Bestimmung der verschiedenen Gattungen der kalkartigen Steine ganz einstimmig seyn würde; allein, sie weichen hierin sehr unter sich ab. Linné hat eine zweyfache Abtheilung der kalkartigen Steine. Die eine hat nur 3 Gattungen: den Marmor, den Spath, und den Schiefer; die andere hat mehrere Gattungen: den Marmor, den Gyps, den Strahlgyps, und den Spath. Hr. Diac. Schröter rechnet zu den kalkartigen Steinen: den Kalkstein, den Marmor, den Muschelmarmor, den Tophstein, den Tropfstein, den Kalkspath, den <32, 628> Stinkstein, den armenischen Stein, den Schneide=Stein, die Kreide, den Stephansstein, den Märgel, die Osteocolla, und den kalkartigen Alabaster.

Der eigentlich und im engern Verstande so genannte Kalkstein, heißt sonst auch gemeiner Kalk=Stein, um ihn durch diesen Beysatz von dem Marmor zu unterscheiden, welcher bey den mehresten Schriftstellern unter den Kalksteinen steht. Die lat. Benennungen Lapis calcareus oder calcarius beym Wallerius, und Saxum calcareum beym Agricola, sagen eben das, was das Wort Kalkstein sagen will; doch scheint Agricola bey seiner Benennung mit darauf gesehen zu haben, daß der Kalkstein an vielen Orten in Felsen gebrochen wird. Scopoli nennt ihn Calcareus vulgaris. Dioscorides nennt ihn Marmor fusaneum, und gebraucht das Wort Marmor als einen Geschlechtsnahmen, darunter der Kalkstein und der eigentliche Marmor als Geschlechtsgattungen stehen; durch den Beysatz fusaneum aber sieht er darauf, daß der Kalkstein allenthalben gefunden wird, so wie bey den Aerzten Morbus fusaneus eine Krankheit heißt, die sich allenthalben ausgebreitet hat. Linné nennt ihn Marmor rude, und setzt ihn dem fixo entgegen, worunter bey ihm der Gyps und besonders der Alabaster verstanden wird, weil der letzte durch scharfe Säuren gesättigt ist. In der ältern Ausgabe seines Natursystemes nennt er den Kalkstein: Marmor solubile vagum, particulis impalpabilibus solidis. Woltersdorf nennt ihn Calcareus lapis, rudis, durus, polituram non admittens, weil er sich nicht bearbeiten lässet, und keine gute Politur annimmt; *

*
Man findet zwar unter den Kalksteinen solche, die vorzüglich hart und doch kein Marmor sind, und daher eine schöne Politur annehmen. Allein bey genauerer Untersuchung sind dieses größten Theils Muschelmarmor. Man kann auch annehmen, daß die Natur sich bey den Kalksteinen nach und nach der Vollkommenheit nähere, und man könnte daher den härtesten Kalkstein den weichsten Marmor nennen.

und eben darauf sah <32, 629> Cartheuser, wenn er ihn Calcarius rudis, nitorem non assumens nennt. Die gewöhnlichen französischen Nahmen sind: Calcaire, Pierre calcaire, und beym Bomare Pierre à chaux, oder Pierre à ciment. Ein Steinbruch, in welchem die Steine zum Kalkbrennen gebrochen werden, wird ein Kalkberg, Kalkstein=Bruch, im g. L. Kalkbruch, genannt.

Der Kalkstein gehört, nach äussern Kennzeichen, unter die körnigen Steine, und unterscheidet sich von andern körnigen Steinen dadurch, daß er auf seinem Bruche nicht schimmert, und ein grobes und lockeres Gewebe hat. Verschiedene Schriftsteller, als: Denso, *

*
Physikalische Briefe, S. 87.

und Dülac, *

*
Von den Stein= und Marmorbrücken etc. in den mineralog. Belustig. 1 Band, S. 393.

sagen, daß man auch Kiesel finde, welche zu Kalk gebrannt werden können; und Letzterer meldet so gar, daß die Kieselsteine aus der Rhone einen viel weißern Kalk geben, als derjenige ist, welchen man von den Steinen aus den Brüchen macht. Pott löset uns dieses Räthsel am besten auf. Er sagt: *

*
Erste Fortsetz. der Litheogognosie, S. 62.

„ Es finden sich Steine, die zwar äusserlich wie Kiesel gestaltet sind, aber doch eine Kalkerde in ihrem Hauptgrunde haben. ” Es sind also keine Kiesel, sondern man hat ihnen diesen Nahmen nur darum gegeben, weil sie sich in einem Flusse finden, und die äussere Form eines Kiesels angenommen haben. Denn es ist bekannt, daß ein jeder eigentlicher Kiesel zu Glas schmilzt, und nie in einen Kalk verwandelt werden kann.

Klassifizierung: 551.7 Historische GeologieDDC-Icon Die schwerste Frage betrifft den Ursprung der Kalkerde und der aus derselben entstehenden Kalk=<32, 630>Steine. Die gewöhnlichste Meinung, der unter andern Linné, Walch, Baumer, Erxleben, Gmelin etc. zugethan sind, ist: daß der Kalkstein vorzüglich aus Schal= und andern Thieren, wenn Meersalze und verfaulte Pflanzen dazu kommen, entstehe. Man sieht es an den Menschen= und Thier=Knochen, an den Konchylien und Krebsen, daß sie eben die Erscheinungen äussern, die man an dem Kalksteine findet, daher in verschiedenen Gegenden, wo die Konchylien häufig am Strande liegen, aus denselben ein wahrer Kalk gebrannt wird, wie ich weiter unten zeigen werde. Ja, um den thierischen Ursprung der Korallen zu beweisen, beruft man sich unter andern auf ihre kalkartige Natur.

Andere glauben, diese Meinung habe unauflösliche Schwierigkeiten bey sich, worunter folgende 3 die vornehmsten sind:

1. Man findet die kalkartige Natur nicht allein in dem Thier= sondern auch Pflanzen=Reiche. Es ist gar nicht zu zäugnen, daß man das kalkartige Wesen auch in den Pflanzen findet, aber wirklich in allzu geringer Quantität, als daß man dasselbe hier in Anschlag bringen sollte. Man erhält es nur durch mühsame chemische Arbeiten; und nun ist die Frage: woher haben die Pflanzen die wenigen kalkartigen Theile erhalten, die sie haben? Da die sterbenden Thiere in Fäulniß übergehen, und dadurch den Pflanzen Nahrung geben, könnten nicht diese Kalktheilchen der Vegetabilien von ihnen aus dem Thierreiche entlehnt seyn?

2. Man findet zu viel Kalkstein in der Welt, als daß man glauben könnte, daß er von thierischen Theilen entstanden sey; denn es scheine, als wenn alle Thiere, die in der Welt sind, nicht zureichen können, so viele Kalksteine hervor zu bringen. Es ist wahr, über die Menge der Kalksteine, die in der Welt sind, muß man erstaunen. Nicht bloß ganze Berge, sondern so gar ganze Ketten von Gebirgen, die oft viele Meilen lang sind, bestehen aus Kalkstein. Allein, es fehlt auch nicht an Gebirgen, die kein Kalkstein sind, und an Gegenden, wo diese Steinart selten genug ist. Und wagt man es wohl, die <32, 631> einzelnen Individua des Thierreiches zu übersehen und zu berechnen? Man gedenke nur an die See, und erwäge, daß wenigstens viele unserer Kalkberge in der See entstanden sind; und man wird nun das Ungereimte in dieser Meinung gar nicht mehr finden, das man anfänglich darin zu finden glaubte.

3. Man findet hingegen Kalkgebirge, welche von Versteinerungen, besonders der Schalthiere, ganz leer sind. Ein solches Gebirge findet sich in der Gemarkung des Dorfes Hochstätten, und ein anderes an der erbachischen Gränze, aus welchen Hr. Cartheuser *

*
S. Klipstein' s Briefe mineralog. Inhalts, 1 St. S. 22, 23.

zu schließen glaubte, wie irrig die Meinung derer sey, welche allgemein behaupten, daß der Kalkstein aus den Schalen der Muscheln und Schnecken entstanden sey. Ich kann die Stärke dieser Folgerung nicht einsehen. Man kann einem Kalkgebirge, welches von versteinten Schalthieren leer ist, gewiß 20 entgegen setzen, wo dergleichen Versteinerungen häufig genug liegen. Folgt es denn aber, daß da, wo keine Schalthiere jetzt liegen, dergleichen nie gelegen haben? Konnten nicht diese Körper durch vielerley Zufälle gänzlich zerstört worden seyn? Die beyden angeführten Kalkgebirge sind metallisch; und das ist vielleicht der Grund, warum keine Versteinerungen darin liegen, weil sie nähmlich durch die Metalle verzehrt worden sind. Darum sind auch die metallisirten Konchylien so selten; und was man ja findet, ist Schwefel und Eisen, und doch Körper, die mehrentheils ohne Schale erscheinen.

Diese Einwürfe sind also gar nicht von der Art, daß sie die Meinung derer, die den Kalkstein aus dem Thierreiche herleiten, wiederlegen können.

Unter allen Steinarten trifft man unstreitig den Kalkstein am häufigsten an, indessen machen sie gemeiniglich die niedrigsten Berge und die Hügel. Diese Kalkberge sind meistens auf den Schiefergebirgen, theils in den Thälern, theils höher aufgesetzt. Sie sind vornehmlich in Flötzgebirgen anzutreffen. Die Flötze selbst sind von verschiedener Mächtigkeit, von <32, 632> einigen Zollen bis zu mehrern Lachtern. Bald sind sie ganz rein bald wechseln sie mit andern Lagen, vornehmlich mit Schiefer, ab; und so machen sie oft das Dach der Steinkohlen, des Kupferschiefers und des Steinsalzes, und führen dann an verschiedenen Orten den Nahmen Zechstein. Diese abwechselnde Lage der Kalkschichten, und die Menge von Versteinerungen, welche man darin, und zuweilen in jeder Schicht wieder von verschiedener Art findet, zeigen ganz offenbar, daß die Kalkberge keine ursprüngliche Gebirge seyn, sondern erst nach und nach durch mehrere auf einander folgende Ueberschwemmungen entstanden, und an, und auf die zuvor vorhandenen angeschwemmt worden seyn. Indessen findet man ihn doch auch, vornehmlich in Ungarn und Oestreich in Ganggebirgen; und selbst in Schlesien, Sachsen und auf dem Harze trifft man ihn in sanften Mittelgebirgen an, welche beynahe unmittelbar an die Flötzgebirge anstoßen. Hier macht er hin und wieder das Hangende der Gänge aus, die aber doch selten eine beträchtliche Mächtigkeit haben, sich sehr oft abschneiden, und niemahls in eine große Teufe nieder setzen. In Brabaut, Frankreich und Flandern machen sie größten Theils die Hügel aus. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß sie jemahls den inwendigen Kern der Ganggebirge ausmachen. Zuweilen laufen sie als andere durch andere Steine, vornehmlich durch Schiefer.

Der Kalkstein mag indessen einen Ursprung haben, welchen er will, so ist es nicht zu vermuthen, daß er durchgängig von einerley Art und Beschaffenheit wäre, ob er gleich, wenn er Kalkstein seyn soll, zum Kalk=Brennen dienlich seyn muß. Sein Unterschied betrifft daher nicht seine Bestandtheile, sondern bloße Zufälligkeiten, die aber doch einer nähern Anzeige werth sind. Seine mehrere oder mindere Reinigkeit ist das erste, was wir zu betrachten haben. Sel<32, 633>ten ist er ganz rein, sondern es sind entweder fremde Steinarten, oder fremde Körper, d. i. Versteinerungen, demselben beygemischt. Das letztere aber ist bey seinem Gebrauche zum Kalkbrennen gar nicht nachtheilig, da diese Versteinerungen ebenfalls von einer kalkartigen Natur sind. Es liegen dieselben bald häufiger, bald sparsamer, in dem Kalksteine, doch ist der Kalkstein die gewöhnlichste Mutter der Versteinerungen. Wenn der Kalkstein ganz voll Konchylien steckt, so sind diese nicht nur mehrentheils zerbrochen, sondern der Kalkstein hat auch alsdann eine solche Festigkeit, daß er eine gute Politur annimmt. Man nennt ihn alsdann Muschelmarmor. Wenn man diesen häufig genug fände, würde er zum Kalkbrennen vorzüglich taugen, weil er gleichsam ganz aus Kalktheilen besteht. Zuweilen sind aber auch fremde Stein= und Erdarten in den Kalkstein gemischt. In Thüringen findet sich eine Steinart häufig, die wie ein Sandstein aussieht, und gleichwohl mit Säuren aufbrauset; sie ist also eine Mischung von Sand und Kalk, und wird von den Thüringern Mehlpatzen genannt. Findet man diese in großen Stücken, so können die Bildhauer dieselben verarbeiten, denn sie haben eine gute Festigkeit. Man findet Kalksteine, durch welche eine Hornsteinader geht. Feuersteine mit einer kalkartigen Rinde, sind in den Kreidenbergen nichts seltenes. Aehnliche Beyspiele von Feuer=Steinen in Kalksteinen, fand Arduino in dem Vincentinischen auf den Bergen von Chiampo. Zuweilen haben sich Gyps= oder Spath= oder wohl gar Quarz= oder Glimmer=Theilchen in den Kalkstein gemischt.

Die Härte der Kalksteine ist ebenfalls sehr verschieden. Der härteste Kalkstein wird Marmor genannt. Der gemeine hat aber oft eine so große Härte, daß man ihn unter die Marmor aufnehmen <32, 634> könnte und würde, wenn er die gehörige Lebhaftigkeit oder den Wechsel der Farben hätte. Der Kalkstein von einer mittlern Härte ist der Muschelmarmor. Der ganz gemeine Kalkstein ist gemeiniglich zur Politur zu weich, oft auch uneben und klüftig. Indessen sind Fälle vorhanden, wo der Kalkstein nicht nur eine mäßige Politur annimmt, sondern auch so gar verschiedene Farben, und durch die Abwechselung derselben verschiedene Bilder hervor bringt. Daraus entstanden verschiedene Bildsteine, von denen unsere Vorfahren so viel Wesens machten.

So wie der Kalkstein roh erscheint, hat er mehrentheils nur Eine Farbe, gemeiniglich weißgrau, erdfarbig, oder graugelb. Ein schwärzlicher oder schwarzer Kalkstein, welcher, wenn man ihn reibt, einen unangenehmen Geruch von sich gibt, wird Stinkstein oder Saustein genannt, wovon ich an seinem Orte handeln werde.

In was für einem Verhältnisse der Kalkstein mit den Versteinerungen stehe, habe ich schon oben bemerkt. Er ist nähmlich die gewöhnlichste Matrix der Versteinerungen, indem man die mehresten Versteinerungen in den Kalksteinen findet, und in einen Kalkstein verwandelt sieht. Aber, in was für einem Verhältnisse steht er gegen die Minern? Eigentliche Gänge findet man nicht in den Kalksteinflötzen; dagegen sind Steinkohlen, und die schwarzen und grauen Kupferschiefer, Alaun= und Vitriol=Erze, desto häufiger darin befindlich, wovon in Absicht der ersten die mannsfeldischen und hohensteinischen schwarzen Kupferschieferflötze, und die grauen in dem Fürstenthume Jauer, bey Hasel, Prausnitz und Conradswalde, Beyspiele geben. Nesterweise trifft man Bleyglanz, gelbes, blaues und grünes Kupfererz und Eisenerz darin an; dieses zeigt sich besonders in der Gegend von Tarnowitz und Reichenstein; am ersten Orte bricht <32, 635> sehr viel Eisen= und Bley=Erz in großen Nestern, oder vielmehr in kleinen Stockwerken, mitten im Kalkstein; und bey Reichenstein kommt weißes Arsenikalerz auf eben die Art darin vor. Bey Annaberg in Sachsen soll verlarvtes Silber in Kalkstein liegen; und zu Idria findet sich wirklich Zinnober in Kalkstein. Gold in Kalkstein führt Lehmann *

*
Von den Metallmüttern, S. 238.

an.

Man findet den Kalkstein in allen Gegenden der Welt; und es wird nicht leicht ein Strich Landes anzutreffen seyn, wo er gänzlich mangeln sollte. Zuweilen macht er ganze große und zusammen hangende Gebirge aus; manchmahl liegt er auf den Feldern zerstreut; und wo man äusserlich keine Spur von Kalk=Stein findet, da darf man nur graben, und man wird ihn gewiß, bald in mehrerer bald in geringerer Teufe, bald in größerer, bald in geringerer Menge, antreffen. Von den Kalkbergen bey Rüdersdorf, in der Mittel=Mark, werde ich weiter unten Nachricht ertheilen.

Der Kalkstein hat seinen vielfältigen Nutzen. Den vorzüglichsten Nutzen gibt derselbe in der Baukunst, indem daraus der so bekannte Kalk gebrannt wird, wovon ich jetzt handeln werde. Des andern mannigfaltigen Nutzens und Gebrauches des Kalksteines, des daraus gebrannten Kalkes, und der verschiedenen Zubereitungen aus dem Kalke, wird weiter unten Erwähnung geschehen.

Von dem königl. Marmor= und Kalkbruche zu Crottendorf, unter das königl. Amt Schawrzenberg, im Erzgebirge, s. J. E. v. S. (v. Schütz) oecon. Bedenken etc. 5 St. Chemn. 1759, 8. S. 370--373.

Kurze Nachricht von einem auf des Dorfes Breitenau, bey Oederau, unter das Amt Augustusburg im Erzgebirge einbezirkt, Fluhren, befindlichen Kalchbruche, st. eb. das. 6 St. 1760, 8. S. 433, f.

Freymüthige Gedanken über einige in der Naturlehre noch unentschiedene Streitigkeiten, von Ant. Aigner. Wien, 1782, 8. 3 B. betreffen insonderheit die Beschaffenheit der Kalkberge.

<32, 636>

Jo. Wilh. Baumer diss. de tribus montium calcariorum speciebus, st. in den Act. phys. med. socict. acad scient. Hassicae Giessae Cattor. 1771. Fif. & L. 1771, 4. Art. 5, S. 29--42.

Dav Frenzels Bericht von einigen sächsischen Kalk= und Marmorbrüchen, st. in J. E. v. S. öcon. Bedenken etc. 4 St. Chemn. 1759, 8. S. 251--258.

Beschreibung des oßnabrückischen Kalksteins, st. in Meyers chym. Versuchen etc. S. 1--3.

C. F. G. Westfelds Abh. von den faserigten Kalchsteinen, st. in Dessen mineralog. Abhdl. 1 St. Gött. und Gotha, 1767, 8. S. 32--40. Von dem Kalchspathe, S. 41--51. Von kiesartigen Kalchnieren, S. 57--59. Von den körnigten Kalch=Steinen, S. 65--67.

Die rohen Kalkerden und Steine, welche dem Feuer nicht ausgesetzt worden sind, sind so wenig, wie andere, in reinem Wasser auflöslich; lässet man sie aber in starkem Feuer gehörig durchglühen, so verlieren die Steine beynahe die Hälfte von ihrem Gewichte, und werden nachher gebrannter, ungelöschter oder lebendiger Kalk, so wie die Handlung, da man ihn vermittelst des Feuers in Kalk verwandelt, das Kalkbrennen, L. Calcinatio oder vstio calcis, Fr. Calcination de la chaux; derjenige, der ein Geschäft daraus macht, Steine zu Kalk zu brennen, der Kalk=Brenner, Fr. Chaufournier, und der Ofen, worin Steine zu Kalk gebrannt werden, das Gebäude, worin sich derselbe befindet, und die ganze dazu gehörige Anstalt, die Kalkhütte, am häufigsten aber der Kalk=Ofen, Fr. Four à chaux, Chaufour, oder Chauchière, genannt wird.

Der Unterschied zwischen dem rohen und gebrannten Kalke ist so beträchtlich, daß man die Kalkerde in diesen beyden Zuständen als wesentlich verändert ansehen sollte. Die Erklärung dieser verschiedenen Eigenschaften hat eine große Menge Untersuchungen veranlaßt, welche hauptsächlich die Veränderung betreffen, welche der rohe Kalk in dem Feuer erleidet. <32, 637> Black *

*
Experiments upon Magnesia alba, Quicklime, and some other alcaline substances, by Jos. Black, st. im 2 B. der Essaya and Obss. read before a Society in Edinb. S. 157, fgg.
  D. übers. u. d. T. Versuche mit der Magnesia alba, unge löschtem Kalch, und einigen andern alcalinischen Substanzen, von D. Jos. Black, st. im 2 B. der edimb. neuen Versuche etc. Altenb. 1758, 8. S. 172--254.

fand durch seine Versuche, daß der Kalk im Feuer fixe Luft und Wasser verliere, und in dem rohen Kalke die Kalkerde, mit fixer Luft und Wasser verbunden, deshalb im Wasser unauflöslich und nicht ätzend (caustisch) sey. Die Wahrheit hiervon beweiset das Kalkwasser sehr deutlich, welches sogleich alle Kalkerde fallen lässet, wenn man es auf ein gewisses Verhältniß mit fixer Luft fättigt; denn diese verbindet sich alsdann mit der Kalkerde, und macht solche wieder zu rohem Kalk, welcher als unauflöslich zu Boden fällt. Die fixe Luft in unserer Atmosphäre ist nun ebenfalls die Ursache von der Entstehung des Kalk=Häutchens, welches auf dem Kalkwasser in freyer Luft sich erzeugt. Meyer *

*
Jo. Fr. Meyers chymische Versuche zur nähern Erkenntniß des ungelöschten Kalchs, der elastischen und elektrischen Materie, des allerreinsten Feuerwesens, und der ursprünglichen allgemeinen Säure. Nebst einem Anhange von den Elementen. Hannov. 1764, 8. 1 A. 7 B. 1770, 8.
  Franz. übers. u. d. T. Essai de chymie sur la chaux vive, la matiere elastique & electrique &c. trad. de l' allemand de Mr. J. F. Meyer, par Mr. P. F. Dreux, à Par. 1766.

hingegen glaubte, daß aus dem Feuer dem Kalke bey dem Brennen etwas beytrete; und da sich der gebrannte Kalk vorzüglich durch seine Auflöslichkeit von dem rohen unterscheidet, diese Auflöslichkeit aber eine salinische Eigenschaft vermuthen ließ: so dachte Meyer, daß eine Säure aus dem Feuer dem Kalke beytrete. Gleichwohl war diese Säure nicht merklich, und er nannte sie daher eine milde oder fette Säure (Acidum pingue). Nach seiner Hypothese war daher roher Kalk deshalb nicht ätzend und nicht auflöslich, weil er keine fette Säure <32, 638> enthielt; der gebrannte hingegen, durch die Hinzukunft der fetten Säure in einen salinischen Zustand versetzt, war deshalb auflöslich im Wasser, und ätzend. Eben dieser fetten Säure schrieb Derselbe auch den besondern zusammen ziehenden, schrumpfenden Geschmack des Kalkwassers zu.

Wenn man beyde Theorien mit einander vergleicht, so bleibt keine Wahl übrig, um sich für die erste zu erklären. Meyer nahm den Beytritt einer Säure an, die er nicht darstellen und wirklich zeigen konnte; ausserdem müßte auch der Kalk nicht um so viel leichter werden können, wenn seine Mischung einen Zuwachs erhielte. Nach Black's Versuchen lässet sich dagegen alles viel natürlicher und ohne Hypothese erklären. Die fixe Luft, welche sich bey dem Brennen des Kalkes entbindet, lässet sich darstellen, und durch die Beymischung derselben zu dem gebrannten Kalke kann diese wieder in rohen verwandelt werden. Diese und viel mehrere Gründe geben daher der Blackischen Theorie allerdings den Vorzug. Indessen ist es doch wahrscheinlich, daß während dem Brennen des Kalkes, es mag dieses bey Küchen= oder Sonnenfeuer geschehen, sich ein brennbares Wesen oder ein Phlogiston mit dem Kalke verbinde, welches sich unter andern durch die Hitze bey der Löschung des Kalkes verräth. Es lässet sich daher der gebrannte Kalk durch den Verlust der fixen Luft, des Wassers, und den Beytritt eines Phlogiston, von dem rohen Kalke, verändert ansehen. Von den übrigen Eigenschaften des gebrannten Kalkes werde ich weiter unten sprechen.

Man findet den Kalkstein entweder auf der Ober=Fläche der Erde, oder in ordentlichen Steinbrüchen. Die erste Art darf nur gesammelt, letztere aber muß, nachdem die Dammerde abgeräumet worden, gebrochen, zuweilen auch durch Bohren und Schießen <32, 639> gewonnen, oder mit Schießpulver gesprenget werden.

Die größte Arbeit, den Stein aus seinem Bruche zu bringen, besteht, in dem Abräumen der häufigen Erde, die sich sowohl auf der Oberfläche, als auch zwischen den Lagerstätten befindet. Zuvörderst muß man sich einen hinlänglichen Raum verschaffen, wohin man diesen Abraum stürzen kann. Ein Kalkstein=Bruch, dessen Schichten sehr dünn sind, thut dem Steinbrecher keinen starken Wiederstand. In Lothringen befindet sich der Kalkstein in Lagerstätten, die fast beständig horizontal oder wassergleich liegen, von 2 bis zu 12 oder 13 Z. stark (mächtig). Allein, jedes Lager ist von seinem untern durch Lagen Erde und Tropfstein getrennt, die zusammen von 3 bis zu 24 oder 25 Z. dick sind. Es findet sich daher in einer Teufe dieses Steinbruches von 20 F., bisweilen nicht mehr als 6 F. hoch dieses Kalksteines; öfters aber trifft man 8 F. darin an. Gemeiniglich ist das erste Lager des Steines nicht über 4 oder 5 F. tief unter der Oberfläche der Erde; und bisweilen zeigt er sich schon zu Tage. Der Steinbrecher A, PfeiliconFig. 1782, bedient sich eines Hebels, welcher Stiegen hat, B, und dessen Stärke dem abzubrechenden Steine gemäß ist. Er steckt die Spitze desselben so weit unter den Stein, als es ihm möglich ist. Hierauf tritt er, mit Beyhülfe eines Stabes C, auf die Stiegen des Hebebaumes; und wenn er in einer solchen Verfassung mit dem gan zen Gewichte seines Körpers zu wiederhohlten Mahlen auf das äusserste Ende des Hebebaumes stößt, hat er in kurzer Zeit ein solches Stück Stein losgerüttelt, welchen alsdann andere Arbeiter von der Stelle nehmen, so entweder mit bloßen Händen, oder mit Hebe=Bäumen geschieht. Hierauf zertrümmert man die Steine mit eisernen Schlägeln, wenn sie zu groß sind, damit, sie in Schubkarren desto bequemer nach den <32, 640> Kalköfen gebracht werden können. Wenn der Stein=Bruch einmahl angefangen ist, brechen 5 Menschen des Tages im Sommer, 1 1/2 Kubik=Ruthe dieses Steines, im Winter aber nur 1 Ruthe.

Klassifizierung: 666 Keramiktechnologie und zugeordnete TechnologienDDC-Icon Es ist dienlich, daß die Steine, woraus man Kalk brennen will, einige Jahre an der Luft liegen, theils, damit die Feuchtigkeit, welche der Verbindung der Bestandtheile hinderlich seyn kann, ausdunste, theils auch, damit sie aus der Luft einige flüchtige Salze annehmen, welche sich gern mit den festen Salzen vereinigen, und die Festigkeit vermehren.

Klassifizierung: 621.402 WärmetechnikDDC-Icon Im großen wird der Kalk in Oefen, oder Gruben, oder Meilern, gebrannt. Die Oefen sind von mancherley Form, und hauptsächlich in ihrer innern Einrichtung verschieden; sie sollten aber billig der Natur des zu brennenden Kalksteines, und der Feuerungsmittel, welche man anzuwenden gedenkt, (indem man Holz, *

*
Das im Sommer geschlagene Holz soll mehrere Hitze bewirken. Nach No. 31 des Leipz. Int. Bl v. J. 1784, S. 264, haben einige Kalkbrenner, welche diese Wirthschaft im Großen treiben, wo jährlich von jeden einige 100 Klafter Holz verbraucht werden, bemerkt, daß, wenn das kieferne Holz im Winter geschlagen gewesen, sie statt 2 Klafter, welche im Jun. und Jul. geschlagen worden, deren sodann 3 und 4 gebrauchten.

Holzkohlen, Erdkohlen, Steinkohlen, Torf, und bloß Strauchwerk, dazu gebrauchen kann,) gemäß seyn. Welche Bauart der Oefen die vortheilhafteste sey, ist noch nicht entschieden. Die Stich=Oefen, wo die Steine mit Steinkohlen geschichtet werden, und wo man die gebrannten Steine heraus nehmen und frische einwerfen kann, verdienen aber wohl den Vorzug. Die Gruben und Meiler sind nicht so vortheilhaft als die Oefen. Bey dem Kalk=Brennen beruhet das Wesentliche darauf, daß man die Kalksteine wohl und gehörig durchbrenne, wiedri<32, 641>genfalls sie sich nicht löschen, und einen schlechten Kalk liefern.

Man erkennt die Güte eines Kalksteines daran, daß solcher, so bald man Scheidewasser darauf gießt, effervesciret oder ein Brausen verursachet; und je stärker dieses geschieht, desto besser ist solcher. Ferner daß der Stein, wenn er gebrannt worden ist, den dritten oder wenigstens vierten Theil seiner Schwere verloren habe; denn wenn derselbe weniger von seiner Schwere verloren hat, ist es ein sicheres Kennzeichen, daß er noch unreif ist, oder zu viele quarzartige Theile bey sich hat, welche in ihrer Schwere nichts bey dem Brennen verlieren, daher ist der Stein nicht bey dem Kalkbrennen gut zu gebrauchen. Drittens muß der Stein, wenn er aus dem Brennofen kommt, ganz weiß aussehen; denn wenn er schwarz oder grau geworden ist, hat er zu viel Erdtheile bey sich, welche keinen Kalk geben. Und endlich muß der Stein, nachdem er geglühet und in Wasser geworfen worden ist, sich sogleich in die kleinsten Theile auflösen lassen. Wenn dieses nicht ist, ist es ein sicheres Zeichen, daß der Stein entweder nicht rein, oder nicht ganz durchgebrannt ist; letzteres findet man, wenn das äusserste vom Steine sich auflöset, und ein ganz unaufgelöseter Stein zurück bleibt.

In Gruben wird der Kalk, eben so wie die Ziegel, im freyen Felde gebrannt. Man gräbt etwa 3 bis 4 F. tief eine Kreisfläche in einen trocknen Boden, bauet von Ziegelsteinen eine Feuerstelle, und legt den ganzen Bau oben, wie ein Kugelgewölbe, mit einem Mantel von Lehm zu, doch so, daß Zuglöcher, Spiel=Raum und Feuerherd ihre gehörige Proportion haben. Siehe PfeiliconFig. 1783. Der Ring, a b c d, ungefähr 5 F. hoch, und 20 F. im Durchmesser, wird von Mauersteinen in der Erde aufgeführt, so, daß das Gewölbe, welches von den zu brennenden Kalksteinen aufge<32, 642>führt wird, über der Erde hervor raget. Der Herd f ist etwa 5 F. hoch, und 2 1/2 F. breit. Das Holz wird zwischen den Steinen durchgelegt, und auch die Zuglöcher g werden damit angefüllet. Wenn man Regenwetter befürchtet, macht man eine Verdachung darüber. Es ist aber auch nicht allemahl nöthig, diesen Bau mit einer lehmernen Decke zu umgeben.

Auf diese Art brennt, wie Hr. Reinhold, im 1 Th. seiner Architectura forensis, S. 260, meldet, ein jeder Bauer in Westphalen, der Holz und Kalisteine hat, den Kalk auf seinem Hofe, und bringt ihm zum Verkauf.

Wo der Kalk mit Holz gebrannt wird, wird der Ofen dazu am besten aus großen, flachen und unechten Kalksteinen in einem Hügel oder Damme zusammen gesetzt. Gebackene, auch Bruch=Steine und Kiesel, sind; fast durchgehends nicht im Stande, die Gluth nur in der Ofenwand auszuhalten, womit die Kalk=Steine gepfleget werden müssen. Eben daher kann auch dieser Ofen niemahls so groß angeleget werden, als der im XX Th. Pfeil-IconS. 425, beschriebene, und PfeiliconFig. 1085 abgebildete Gypsofen. Sie werden, wie die Gypsöfen, in Form eines abgekürzten und umgekehrten Kegels, aber nicht recht rund, sondern oval oder zusammen gedrückt, gebauet. An denen Orten, wo man hartes Brennholz, und besonders Büchenholz, hat, können sie so groß gemacht werden, daß 7 bis 8 Wispel Kalksteine hinein gehen; wo aber nur Tannen= und Fichtenholz zu haben ist, da werden nicht mehr als 5 bis 6 Wispel auf einmahl gebrannt. Sie müssen nur ein schmahles, und etwas höheres als breites Ofenloch haben, durch welches nicht allein die Kloben (Klüfte) beständig nachgeworfen, sondern auch der stärkste Zug der Luft gemacht werden kann. Kurz, sie müssen so gebauet werden, daß sie noch glühender, als ein Töpfer= oder Glasur=Ofen, gemacht werden können; denn die Kalksteine erfordern zu ihrer Calci<32, 643>nirung eine ungleich größere Gluth, als die Gyps=Steine. Sie pflegen auch gemeiniglich mit unten in einen großen Ziegelofen gesetzt und daselbst mit ausgebrannt zu werden; daß aber ein eigener Kalkofen auch ein eigenes Dach oder eine Kalkhütte haben müsse, ob er gleich nicht eben eine solche Vortenne, als der Gyps=Ofen, bedarf, wird aus dem Folgenden leicht abzunehmen seyn.

Zu einiger Bezeichnung des Kalkofens gehören Fig. 1784 a), b), c) und d). PfeiliconFig. 1784 a) stellt den in PfeiliconFig. 1784 b) gezeichneten Ofen im Durchschnitte vor, welcher 9' in der Tiefe hat, und dessen Ofenloch 15'' breit, und 25'' hoch ist. Der Ofen wird von unten bis oben linsenförmig aufgeführt; daher PfeiliconFig. 1784 c) die Mündung desselben vorstellt, welche in b c, 5' , in e d aber 7' weit ist. PfeiliconFig. 1784 d) bildet den Boden desselben ab, welcher in der Breite 35'', in der Länge aber 45'' hat. Das Ofenloch wird, wie bey dem Gypsofen, gegen die äussere Seite aus einander geführt, x y, damit der Kalkbrenner das Holz besser hinein werfen, und auch der Zug der Luft stärker hinein stoßen könne. Die ganze Kalkhütte abzubilden, habe ich nicht für nöthig gehalten, weil es nicht viel Kunst erfordert, einen Schoppen über dergleichen Ofen zu setzen, der nur mit Bretern oder Baumrinden bekleidet seyn darf. Die Einschichtung der Steine lässet sich nicht gut abzeichnen. Der Versuch im Werke selbst gibt dazu die beste Anweisung, wenn nur auf dasjenige gemerkt wird, was in dem Folgenden dabey erinnert werden wird.

Wenn nun die Steine auf der Halle, oder oben bey der Oeffnung des Ofens angefahren sind, schichtet und wölbet der Kalkbrenner auf dem Boden des Ofens, dem Ofenloche gegen über, ebenfalls von großen Steinen eine feste Höhlung, welche nur so weit und hoch, als das Ofenloch, seyn darf. Sodann setzt er die übrigen Steine, welche durchgehends nicht zu groß, auch nicht rundlich, sondern flach seyn müssen, dergestalt in dem Ofen über einander, daß darin alle Steine so zu stehen kommen, als die Wachs= und Ho<32, 644>nig=Scheiben in einem Bienenkorbe, damit die Gluth zwischen und um alle herum frey hindurch fahren könne. Holzstücke werden gar nicht dazwischen geleget. Er muß allein die Steine alle so sorgfältig auf und neben einander anordnen, daß sie nicht auf einer Seite, geschweige im ganzen Ofen, während des Brandes, zusammen fallen können. Ueberdem gibt er bey dem Einschichten, wobey ihm ohnehin ein jeder Stein in die Hand kommen muß, auf alle Aftersteine genau Achtung; d. i. er wirft solche, die zwar fast wie die andern aussehen, doch aber nicht recht kalkartig sind, aus und zurück. Denn man hat wenig Brüche und Gruben, in welchen die eigentlichen Kalksteine recht rein, oder von andern abgesondert, bey einander stehen. Durch das Ausbringen werden auch leicht andere daneben und dazwischen gebrochene Steine unter die echten gemischet. Noch leichter geschieht es an solchen Orten, wo man diese Steine nur an den Bergen, auch wohl an den Ufern, zusammen lieset. Kommen aber solche unechte Steine mit in den Ofen, so benehmen sie nur den andern und gutartigen die Stellen und Plätze, welche doch hier wegen des zum Brande erforderlichen vielen Holzes kostbar sind; oder sie springen, und bringen die andern in Unordnung.

Auch die besten Steine können im Brennen zum schlechtesten Kalk gemacht werden. Je fester ein Stein ist, desto stärkeres Feuer muß er zum durchglühen haben, oder desto länger muß er im Feuer liegen; je stärker aber ein Körper von einem andern gedrückt wird, desto fester wird er.

In einem Steinbruche unterscheidet man Abraum, Oberschicht, Mittelschicht, und die Sohle oder Unterschicht. Der Abraum, welcher aus Erde und lockern Steinen, welche nicht wohl zu gebrauchen sind, besteht, kann auch die Steine in der Oberschicht nicht so fest zusammen drücken, als die in der Mittelschicht oder Sohle gedrückt werden, mithin können solche auch nicht von der Dichtigkeit und Festigkeit, als letztere, seyn. Ist aber dieses, so wer<32, 645>den letztere auch ein stärkeres Feuer, als die ersten, nöthig haben. Aber, wird man vielleicht fragen: wer wollte einer jeden Art Steine ein besonderes Feuer geben, oder zu jeder Art einen besondern Ofen bauen? ja, wer wollte alle Steine aussuchen? Das Erste kann beym Brennen sehr wohl geschehen, und letzteres macht im Steinbruche wenig Mühe. Denn wenn jede Sorte besonders geworfen wird, so kann sie auch beym Brennen gleich darnach geschichtet werden, damit ein jeder Stein sein gehöriges Feuer erhalte, und nicht derjenige, welcher wenig Feuer gebraucht, da hin zu liegen komme, wo er durch die heftige Gluth zu Pulver gebrannt wird, der andere aber ganz Stein bleibe, welches sich beym Löschen erst finden wird.

Ist der Ofen vorsichtig gefüllet, so pflegt man ihn oben mit etwas breiten Steinen zu bedecken, wodurch die Gluth in dem Ofen zusammen gehalten wird. Darauf fängt der Kalkbrenner an zu feuern. Seine meiste Arbeit besteht im fleißigen Nachwerfen der Holzscheite, welche schon vorräthig und trocken seyn müssen. Weil das Feuer wegen des hohen und schmahlen Ofenloches einen starken Zug, und doch zwischen den Steinen kein Holz findet, so würden die Steine bald mehr, bald weniger glühend und brennend seyn, wenn nicht ordentlich Holz in diesen Feuerofen geworfen würde. Hat das Feuer ein Par Stunden gedauert, so fangen die Kalksteine an, nicht nur zu glühen, sondern auch selbst zu brennen. Es ist alsdann sehr schädlich, wenn mit der Gluth, aus Nachlässigkeit, nicht ordentlich angehalten wird. Es geht nicht allein mehr Holz darauf, sondern der ganze Brand bekommt keine rechte Art, weil auch viel darauf ankommt, daß die Steine recht gar werden. Es fragt sich daher, wie lange der Ofen, oder eigentlich die Steine, in dieser starken und gleich zu erhaltenden Gluth bleiben müssen? Einige sagen, sie könnten nicht zu lange gebrannt werden. Die Erfahrung aber wiederlegt diesen Wahn. Haben die Steine zu lange <32, 646> in der Flamme gelegen, so fallen sie nach der Abkühlung leicht aus einander, und pflegen bey dem Löschen wenig zu sprudeln oder zu kochen; sie sind gleichsam verbrannt und ihrer Kraft beraubt. Sollen sie rechter Art seyn, so müssen sie, nach dem Brande, wie ein gut gebrannter Topf klingen, und wenn sie in das Wasser geworfen werden, gleich zischen, und sich ganz zu einem Brey auflösen lassen. Diese Proben aber kann der Kalkbrenner nicht machen, wenn er sie noch in der Gluth stehen hat. Er nimmt daher aus der Farbe der Flamme, welche sie von sich geben, wie auch aus dem Geruche, ab, ob sie den gehörigen Grad des Feuers ausgestanden haben. Wenn bey oder in einigen Oefen die Flamme nicht mehr bläulich, auch nicht gelblich war, sondern weiß wurde, der Schwefelgeruch sich auch ganz verloren hatte, so hörte der Brenner mit Feuern auf, und seine Steine gaben einen schönen Kalk. Die Erfahrung wird also bey einer jeden Art dieser Steine die Zeit angeben, welche sie in Feuer und Flamme zubringen müssen. So viel hat man in verschiedenen solcher Kalkhütten angemerkt, daß nicht leicht weniger als 24 Stunden dazu erfordert werden. Denn von den Proben, welche man mit diesem Kalke im Kleinen macht, lässet sich nicht genau auf den großen Kalkofen schließen.

Sind die Steine kalt geworden, so nimmt man sie von oben nach einander heraus, und legt sie zum Ausmessen an einen trocknen und wohl bedeckten Ort auf einander. Je weniger sie bröckeln, oder durch das Angreifen zerbrechen, je besser ist es. Werden sie in das Maß (den Scheffel oder Wispel) gethan, so vermischt man die großen dergestalt mit den kleinen, daß das Maß, so viel als möglich, ganz und gehörig angefüllet werde.

<32, 647>

In den pfälzischen und würzburgischen Ländern, geschieht das Kalkbrennen in einem Ofen, wovon PfeiliconFig. 1785 a) den Grundriß, PfeiliconFig. 1785 b) das Profil durch c d im Grundrisse, und PfeiliconFig. 1785 c) den Vordergiebel von a b im Grundrisse, darstellt. Der Kalkstein wird bey Bruchsal gebrochen, und gleichsam säulenweise in der Erde gefunden, und ist mit einem weißen, dünnen, zerbrechlichen, kreidigen Kalk=Schorfe umgeben. Zuweilen findet man um diese Säulen Wasser. Der Stein ist schwarzgran, dicht, jedoch so lose dabey, daß er leicht geschabet werden kann. Dem Ansehen nach ist derselbe einem dunkeln Feuersteine ganz ähnlich, lässet sich auch in eben solche Stücke zerspalten, daher man ihn auch mit einem Steinhammer leicht zerschlagen kann.

Der Ofen wird in einem bequemen Hügel, je tiefer je besser, oder in der Umschließung eines Walles, eingesenket, so, daß nur der eine Giebel, wodurch die Feuerröhren gehen, bloß steht. Wenn der Hügel nicht zur Genüge schließen kann, verdämmet man ihn zu beyden Seiten mit Rasen.

Wenn man den Kalkstein einlegt, werden die Feuer= und Zugröhren eingerichtet. Die beyden großen sind diejenigen, worin, wie in einem Ziegelofen, eingefeuert wird; die kleinen aber sind nur dazu, daß das Feuer dadurch seinen Zug haben und spielen möge. Die Breite von beyderseitigen Röhren ersieht man im Grundrisse, PfeiliconFig. a), nebst der Höhe, wie weit sie aufgeführet werden, in dem Profile, PfeiliconFig. 1785 b). In dem Kreutze, wo die Zugröhren zusammen laufen, werden 4 bis 5 Ellen lange, und ungefähr 4 bis 5 Z. im Durchschnitt habende Pfähle gesetzt, die zwischen den Kalksteinen fest eingemauert sind. Wenn diese verbrannt sind, geben die zurück bleibenden leeren Höhlen dem Feuer Zugröhren nach aufwärts zu.

<32, 648>

Wenn der Ofen beynahe voll ist, legt man eine Schicht kleiner Steine, und auf diese noch kleinere, u. s. f. Diese ganze Bettung und Ebnung ist 1 1/2 F. hoch, und geschieht darum, daß man oben darauf einen Boden von Lehm legen, und dadurch die Hitze darin halten könne. Rund um den lehmernen Boden lässet man eine schmahle Rinne, um welche herum die Mauer folgt, wie aus dem Profile zu ersehen ist. Man lässet auch in gedachtem Boden 2 oder 3 kleine viereckige Löcher, welches sich am bequemsten mit 4 gegen einander gesetzten Ziegelsteinen verrichten lässet, damit der Rauch durchziehen möge.

Das ganze Brennen geschieht in 7 oder 8 Tagen, mit 30 Klafter Holz, deren jede 1 Faden hoch, 1 Faden breit, und 1/2 Faden tief, ist. Nachdem man 2 Tage eingefeuert hat, mauert man die Feuerröhren mit einzelen Steinen, von unten auf bis e f des Vordergiebels, PfeiliconFig. 1785 c), zu, doch so, daß ein kleines Zugloch gelassen wird. 24 Stunden darnach fährt man bis g h damit fort, und vollendet endlich nach andern 24 Stunden bey i k da die Hitze so stark durchzieht, daß der Ziegelstein in der gewölbten Röhre sich glasuret, und wie Wasser tröpfelt. Gegen dem, daß solcher Ofen völlig ausgebrannt ist, senkt sich der Stein bey 3 F. tief zusammen. Wenn er gar gebrannt ist, vermacht man die Feuerröhren ganz und gar, und lässet es so einige Tage abkühlen. Wenn man alsdann den Ofen aufbricht, findet man den Kalk weiß, und wie Mehl zusammen gefallen. Währendem Brennen führt man ein verloren Dach von Bretern auf, damit der Regen kein Hinderniß darin verursache. Auf eben solche Art werden auch Ziegel, ja wohl Kalk und Ziegel auf einmahl und zugleich, gebrannt.

<32, 649>

In der Chur= und Neumark, und dem Herzogthume Pommern, sind, ausser den zu Rüdersdorf im Betriebs stehenden königlichen Kalksteinbrüchen, sonst keine dergleichen vorhanden; daher müssen sämmtliche in diesen Provinzen vorhandene Stein=Kalkbrennereyen von Rüdersdorf die nöthigen Kalk=Steine kaufen, und dafür die bestimmten Preise, welche ich weiter unten anzeigen werde, an das Berg=Amt daselbst bezahlen. Die Kalkberge, in welchen die Kalksteine gebrochen werden, liegen ostwärts, zwischen 3 und 3 1/2 Meilen, von Berlin, und zwischen der Straße nach Frankfurth an der Oder, und der Spree, bey den Dörfern Taßdorf und Rüdersdorf, in welchem letztern Dorfe das königl. Amt ist, unter welches sie gehören. Süd= und westwärts sind sie größten Theils mit Wald, welcher hauptsächlich aus Eichen, Birken und Kiefern besteht, umschlossen, nord= und ostwärts aber frey. Sie selbst erstrecken sich nur an der südwestlichen Seite etwas in den Wald hinein; sonst sind sie entweder kahl, oder mit Feldfrüchten, und hin und wieder mit kleinem Gestrüppe bedeckt. Das oberste Erdlager dieses Kalk=Bruches besteht aus einer gemeinen Gartenerde, welche mit Lehm und klarem Sande vermischt ist. Unter diesem liegt ein zerschüttertes Kalkgestein, welches von der beständig darauf scheinenden Sonne einiger Maßen calcinirt, und von der durch die Dammerde zu ihm hindurch dringenden Feuchtigkeit alsdann gelöscht ist, daher es meistentheils blätterig über einander liegt. Die Dammerde liegt gemeiniglich 1 1/2 bis 2 F. hoch, und das zerschütterte Gebirge ist 3 Ellen, auch wohl 1 Lachter, freyb. Maßes, mächtig. Unter demselben zeigt sich gemeiniglich ein grünlich gelber Thon, welchen ein hiesiger Verfertiger des gemeinen nach delfter Art gemachten, Porzellanes zu feiner Arbeit nimmt. Diese Art von Thon wechselt <32, 650> in allen rüdersdorfer Kalksteinbrüchen mit dem Kalk=Steine lagen= und schichtweise ab, ausser daß sich bisweilen eine gelbe feine Erde an dessen Stelle, und zwar meistentheils in Klüften und bisweilen ordentlichen Höhlen, zeigt. Diese Erde wird zum Anstreichen der Häuser gebraucht, und ist nichts anders, als ein feiner mit zartem Lehm vermischter Ocher=Sand. Unter gedachtem fetten Thone, wo er nähmlich sich am häufigsten zu zeigen aufhört, geht eigentlich der Kalkstein an, und liegt schichtweise. Eine solche Schicht ist bisweilen 1 Elle, öfters mehr oder weniger, mächtig. Fast zwischen allen Schichten dringt Wasser hervor, welches den gemeiniglich dazwischen befindlichen fetten Thon immer feucht erhält. Auf den obersten Schichten findet man meistens eine Art weißer Erde anhängend, welche in allen damit angestellten Versuchen sich als diejenige Art von Mondmilch (Lac lunae) zeigt, welche man Morochtus nennet, da sie nähmlich weiß, leicht, durstig, mager und schwammicht ist. Sie ist übrigens nichts anders, als eine von den Tagewassern aus dem Kalksteine ausgespühlte zarte Erde.

In einer mehrern Teufe von ungefähr 12 bis 16 F. findet man die meisten versteinerten Muscheln und Schnecken, und zwar bisweilen in einer besondern, 3 Z. bis 1 F. mächtigen Schicht, wo sie gemeiniglich in der Mitte sehr dicht beysammen liegen, und auf beyden Seiten in ein Sahlband von Kalkstein eingefaßt sind. Man kann nicht sagen, daß dieses Muschel=Lager sein ordentliches Streichen durch das ganze Kalksteingebirge halte, sondern es verliert sich an manchen Orten ganz und gar, und kommt an einem andern Orte, bald in mehrerer Teufe, bald höher, zu Tage, bald in eben dem Lager wieder vor. Die Kalkscheinschichten überhaupt laufen an verschiedenen Orten in einen Winkel, von ungefähr 160 bis 170 <32, 651> Grad, niederwärts zusammen. Der Arten dieser versteinerten Konchylien sind eben nicht vielerley; es sind gemeiniglich nur Chamiten Turbiniten, Terebratuliten, Conchiten, und Pectunculiten, nebst kleinen so genannten Bonifacius=Pfennigen, oder Gliedern von versteinerten Meerigelstacheln. Die Chamiten und Turbiniten sind die häufigsten, und liegen oft so dicht beysammen, daß man dazwischen keinen ungeformten Kalkstein entdeckt. Wo die versteinerten Konchylien, besonders die Turbiniten, oder vielmehr die Abdrücke derselben, hohl liegen, da sind sie gemeiniglich von kleinen Spath= und Quarz=Krystallen häufig angeschossen, und zuweilen wie recht schön candirt anzusehen. Am häufigsten findet man diese candirte Konchylien in demjenigen gemeiniglich etwas gelblich ocherhaften porösen Kalksteine, welcher, angestellten Versuchen zu Folge, sich zu einem ordentlichen Filtrir=Steine gebrauchen lässet. Dieses kann natürlicher Weise auf die Vermuthung bringen, daß das durch diese Steine dringende Wasser, durch Wegspühlung der zarten Erde, diese zarte Durchlöcherung verursachet, und zugleich die kleinen Krystallen in den Höhlungen an die versteinerten Konchylien ansetzt. Die breiteste Schicht in dem größten Bruche mit den vielen Versteinerungen, ist ganz weißlich. Sonst findet man auch in vielen Klüften und Höhlen des reinen Kalksteines häufige, und oft ziemlich große weiße Spath= und Quarz=Drusen angeschossen, welche zuweilen mit allen Farben sehr schön spielen.

Der tiefste Bruch ist über 100 Ellen tief abgebauet, und die Arbeiter in diesen Brüchen bekommen allezeit Wasser, wenn sie so tief hinein sind, daß ihre Teufe mit dem 1 1/2 Viertelmeilen davon liegenden großen taßdorfer See eine wagerechte Lage hat. Die Kalksteinschichten sind gemeiniglich mehr oder weniger weiß, und zuweilen gelblich; doch wird der Kalkstein <32, 652> in einer Teufe von 90 Ellen ganz bläulich und ziemlich fest; und dieses ist eben derjenige Stein, aus welchem der Kalk gebrannt wird. Der andere wird nur zu den Grundlagen der Häuser gebraucht. Ob gleich dieses blaue Kalksteinlager ziemlich klüftig ist, so findet man doch keine Spuren von Versteinerungen darin; desto mehr aber bekommt man darin, gleichwie auch in den andern Kalksteinschichten zuweilen, eine Art von Schwielen, oder, wie es die Steinbrecher daselbst nennen, Mahle, zu sehen, welche bisweilen allerley Figuren vorstellen. Oft findet man auch den oben erwähnten Thon schon verhärtet, da er denn ganz artige Gestalten zeigt, und meistentheils wie versteinertes Holz aussieht, welches vermuthlich von dem sich ruckweise dazwischen durchdrängenden Wasser herrührt. Diese scheinbare Holzversteinerungen findet man häufig in den weißlichen, noch mehr aber in den gelblichen Steinen. Da man aber weiß, daß aus bloßem Thone, weil er im Feuer hart wird und sich nicht calciniren lässet, kein Kalkstein werden kann, so sieht man daraus, warum der weißliche und gelbliche Stein zum Kalkbrennen wenig, oder nichts, taugt; wiewohl man auch in dem blauen solche Schwielen oder Mahle findet, die aber keine so große Aehnlichkeit mit versteinertem Holze, wie jene, haben, und nicht aus einer fetten und thonigen Masse entstanden zu seyn scheinen. In den weißen Steinen werden oft Höhlungen erbrochen, in welchen sich ziemlich viel Wasser gesammelt hat; dieses Wasser ist fett, gleichsam oehlicht, und ganz alkalisch.

Man gewinnt dieses Gestein auf folgende Art. Erstlich wird die Dammerde weggeschaffet; hernach wird mit großen eisernen Hämmern, oder Perlen, auf die entblößte Schicht geschlagen, da denn zuweilen sehr große, zuweilen kleinere Stücke abspringen. Die letztern werden sogleich in Karren eingeladen, und in <32, 653> denselben an den Ort gefördert, wo sie auf die Wägen geladen werden, worauf man sie bis an die Spree führt. Die großen und festern Stücke los zu machen, bedient man sich großer eiserner Brechstangen, oder so genannter Geißfüße, auf welche 10 bis 12 Mann etliche Mahl hinter einander mit aller Macht zugleich treten, und also das Gestein von dem andern Felsen losbrechen, worauf sie durch Hülfe der großen eisernen Hämmer in kleinere Stücke zerschlagen werden. Eine Brechruthe, wonach der Abraum ausgemessen wird, hält 14 F. in die Länge, eben so viel in die Breite, und 2 F. in die Tiefe.

Nachricht von den Kalkbergen bey Rüdersdorf, von C. Mylius, st. im 6 St. der physikal. Belustig. Berl. 1751, 8. S. 403--417, und 11 St. S. 61--63.

Ueberhaupt verdient dieser rüdersdorfer Stein=Bruch, (dessen ausführliche Beschreibung das Publicum von unserm verehrungswürdigsten Hrn. Ober=Consist. Präsidenten von der Hagen, nebst Nachrichten, den Finow=Canal, und den neustadt=eberswaldischen Messinghammer betreffend, nächstens zu erwarten hat,) alle Aufmerksamkeit, denn er liefert Bruch=Steine in großen Stücken, die nicht nur zum Kalk=Brennen und zum Fundament eines Gebäudes, sondern auch zum Theil von den Steinmetzen verbraucht werden können. Da ausser diesem Bruche, in den Marken, in Pommern und dem Königreiche Preußen, keine Bruchsteine anzutreffen sind, so werden diese, erwähnter Maßen, in Ermangelung der Feldsteine, zu Fundamentsteinen gebraucht. Sie sind hierzu wegen ihrer natürlichen platten Figur vorzüglich geschickt; nur muß man sich ihrer nicht über der Erde und über dem Wasser, noch weniger bey Feuermauern, bedienen, weil sie im erstern Falle erfrieren, im Gegentheile aber zerspringen, es sey denn, daß man den blauen nur kalkartigen Stein, welcher Wacke genannt wird, im Nothfalle dazu nehmen will. Die Kalk=<32, 654>Brenner und Mäurer geben den weißen und gelben Steinen den Vorzug, ungeachtet der blaue der härteste ist; denn wegen seiner Sprödigkeit zerspringt und zerfällt dieser in dem Brennofen leicht, wenn er der Gluth zu nahe kommt. Die Mäurer finden an dem aus blauen Steinen gebrannten Kalke nur diesen Fehler, daß er beym Mauern, wegen seiner blauen Farbe, kein gutes Ansehen hat. Ueberhaupt haben alle diese Steine ein sehr feines Korn, und sie fühlen sich daher sehr weich, wie ein Mehl, an, wenn man den Kalk nach dem Löschen trocken werden, und in ein Pulver zerfallen lässet. Jeder Käufer in Berlin, wenn er eine große Menge Kalksteine kauft, muß, nach den Landesgesetzen, einige Prahme blaue Steine mit zunehmen, damit der schlechte mit den guten verkauft und verbraucht werde.

Der Bruch wird für königliche Rechnung betrieben. An statt der gewöhnlichen Ruthe, ist der nach einem gewissen Fahrzeuge, in welchem die Steine von dem Bruche weiter zu Wasser transportiret werden, so genannte Prahm zum Maße eingeführt, welcher daher auch Landprahm heißt. Ein solcher Prahm hält 412 bis 427 Kubik=Fuß, und wiegt 210 Ctn.; es erfolgen daher daraus nicht mehr, als 2 Schacht=Ruthen Mauer. Gewöhnlich wird er 22 1/2 F. lang, 7 1/2 F. breit, und 2 1/2 F. hoch aufgesetzt. Die Steine werden aber in einem Prahme lockerer, als in dem Kalkofen, aufgesetzt; der Prahm muß auch recht voll, und oben nicht wie eine Mulde, sondern gerade durch geworfen und gesetzt, durchaus aber nicht die Steine in der Mitte auf die hohe Kante mit gemachten Höhlungen gebracht werden.

Königl. preußische Verordnung, wie es mit Setzung derer Prahme Kalksteine, ingl. mit Ausmessung des Kalkes gehalten werden soll, d. d. 2 Nov. 1752, in Mylii Nov. Corp. Const. March. Th. 1, S. 423.

<32, 655>

Sonst aber kann der Prahm auch folgender Gestalt aufgestapelt werden:

Pfeil-Icon[Tabelle 1 in Kalk]

Ein Prahm Kalksteine kostet aus den rüdersdorfer Bergen bis Berlin, wenn der Werth der Steine, wie es zu den hiesigen Bürger=Bäuen (Bauten) gewöhnlich ist, von Sr. kön. Maj., auf den Antrag des Gouvernements oder des Polizey=Directorii geschenket wird:

Pfeil-Icon[Tabelle 2 in Kalk]

Passiret ein Schiff mit dergleichen Kalksteinen beladen, die Schleuse in Berlin, und hat keinen freyen Paß, so wird pro Schiffladung 1 Rthlr. 9. Gr. Schleusengeld entrichtet.

<32, 656>

Seit 1765 bis jetzt kostet

Pfeil-Icon[Tabelle 3 in Kalk]

Hierbey ist zu bemerken, daß bey den königl. Immediat=Bauten zwar die 6 Pfenn. Schreibgebühren, nicht aber der 1 Groschen Schleusengeld in der Schleuse zu Woltersdorf, sondern ein Freypaß darauf ertheilet wird.

Nach der Fracht=Taxe kostet ein Prahm bis Berlin 3, und bis Potsdam 4 Rthlr. Wasserfracht. Sonst sind nachstehende Wasserfrachten noch gewöhnlich, als: bis Crossen, 10 bis 11; bis Cüstrin, 9 bis 10, und bis Stettin, 15 bis 16 Rthlr.

Hrn. O. B. und B. R. Holschen Grundsätze zu Anfertig. richtiger Bauanschläge etc. Berl. 1777, 8 S. 20, fgg.

Wenn der Schiffer die Kalksteine aus Rüdersdorf nach Berlin bringt, muß er, so bald er mit seinem Schiffsgefäße an denjenigen Ort, wo er ausladen <32, 657> will, anlegt, sich sofort bey einem der hierzu besonders bestellten Aufseher melden, demselben seinen von dem Amte Rüdersdorf empfangenen Schein, wie viel Prahme er geladen hat, vorzeigen und einhändigen, und nicht anders, als in dessen Gegenwart, die Kalk=Steine aussetzen. Ist er mit dem Ausladen fertig, muß der Aufseher den Zettel unterschreiben, und, daß die Anzahl Kalksteine probemäßig und richtig ausgesetzt worden sey, attestiren. Alsdann geht er mit dem Schiffer zu dem Bauherren, überliefert ihm den Zettel, und der Aufseher lässet sich 2 Gr. pro Prahm, und der Schiffer seine bedungene Fracht bezahlen. Ehe der Zettel nicht von dem Aufseher attestirt worden, ist weder der Bauherr, Mauermeister, oder derjenige, welcher über einen Bau gesetzt ist, schuldig, dem Schiffer seine Fracht zu bezahlen. Wenn der Schiffer die in Rüdersdorf übernommenen Prahme Kalksteine nicht richtig überliefert, muß er nicht allein den Abgang dem Bauherren sofort mit Geld bezahlen, sondern wird auch besonders bestraft; daher es der Aufseher sofort dem Polizey=Directorio anzeigen muß.

Publicandum, wie es wegen der Anweisung und des Transportes der rüdersdorfichen Kalksteine binfübeo gehalten werden soll, d. d. Berl. d. 24 Febr. 1780.

Bey dem einen Bruche in Rüdersdorf, werden die daselbst gewonnenen Steine gleich dabey zu Kalk gebrannt, da die von den andern erst nach Berlin und anderwärts hin zu Schiffe verführet werden. Bey dem Einsetzen des Kalksteines in den Ofen pflegt der Brennmeister den blauen Kalkstein allezeit ganz oben zu legen, weil er bey der Hitze in unzählige Schiefer zerspringt. Wenn er also nahe an und über dem Brennofen läge, würde er in kurzer Zeit den Zug des Feuers verstopfen. Man brennt gemeiniglich auf einmahl 10 Prahm Steine, und braucht dazu 24 bis 27 Haufen (jeder von 5 Klafter) kiefern Holz. Der <32, 658> Brand währt gemeiniglich 7 bis 9 Tage, nach dem das Holz gut ist. Der oben, Pfeil-IconS. 649, gedachte Porzellanthon verglaset sich in diesem Ofen für sich zu einem schönen festen und durchsichtigen klaren Glase, welches aber mit verschiedenen Farben spielt.

Die Kalkbrennereyen in der Chur= und Neu=Mark und dem Herzogthume Pommern, sind entweder in Zeit= oder Erb=Pacht ausgethan, oder müssen dafür einen gewissen verglichenen jährlichen Canonem zur Haupt=Bergwerks= und Hütten=Casse entrichten, ausserdem aber sind in diesen Provinzen verschiedene Märgelkalkbrennereyen, auch solche, die mit Lesekalk betrieben werden, vorhanden. Diese sind zum Theil königlich, und entrichten den Canonem zur Haupt=Bergwerks= und Hütten=Casse, zum Theil aber sind sie bey den Domänen=Aemtern noch mit veranschlaget, und stehen mit unter der General=Pacht; andere hingegen gehören dem Adel, welcher dafür, weil sie Fructus fundi sind, nichts entrichtet. In nachstehenden drey Tabellen sind solche sämmtlich verzeichnet.

Der Kalk von den rüdersdorfer Steinen ist der vorzüglichste, und sowohl zu Wasser= als Civil=Bäuen der haltbarste. Nur an entlegenen Orten macht ihn der Trausport desselben sehr kostbar; sonst würde es sehr rathsam seyn, daß, da die rüdersdorfer Berge unerschöpflich befunden werden, man alle Märgel=Kalkbrennereyen eingehen liesse, und sich bloß dieses Kalkes zum Bauen bediente. Des hohen Preises ungeachtet wird derselbe doch häufig nach Ost= und West=Preußen, auch nach Sachsen und Hamburg ausgeführet. Ein Kubik=Fuß gut ausgebrannter Stein=Kalk wiegt 50 bis 51 Pfund.

Das gewöhnliche Maß des Steinkalkes ist entweder ein Wispel, oder eine so genannte Salztonne. Der Wispel ist nur eine willkürliche Benennung; <32, 659> denn ein Wispel Kalk hat nichts weniger, als die Größe eines Wispels an Kornmaß. Man versteht in den Kalkbrennereyen unter dem Wispel einen gewissen Kasten, worüber gemessen wird, und welche nur 3 oder 4 berl. Scheffel hält, da hingegen ein Wispel Getreide 24 dergleichen Scheffel hält. Ein Wispel Kalk maß sonst 5 Kubik=Fuß, 327 Kubik=Zoll. Eine solche Wispelkarre soll, der Vorschrift gemäß, folgende Maßen enthalten, als: 1) unten im Boden, 2 F. 3 Zoll. und oben 2 F. 10 Z. lang. 2) Die Breite des Bodens beym Rade, 1 F. 8 Z. Die Breite des Bodens bey den Schubarmen, 1 F. 9 Z. 3) Die Höhe aber durchgehends, 1 F. 2 1/2 Z. Eine Tonne hatte sonst 6 3/4 Kub. Fuß, oder 4 berl. Scheffel Kornmaß, und war 2 F. 7 Z. hoch: im Boden hielt sie 1 F. 7 1/2 Z. und in der Mitte 1 F. 11 Z. im Diameter, und zwar alles im Lichten gerechnet; mithin verhielt sich ein Wispel zur Tonne, wie 21 zu 27. Jetzt hält ein geaichter Wispel den kubischen Inbalt von 10 Kub. Fuß, 852 Kub. Z. und kostet am Kalk=Ofen 1 Thl. 8 Gr. Wenn er ordentlich gemessen ist, macht er eine Tonne von 6 berl. Scheffel, oder 3 Sch. 1 1/2 Metze dresdn. Maßes, aus. Eine Tonne wiegt 3 1/2 bis 3 3/4 Ctn.; und ein Oderkahn ladet bey großem Wasser, zu Frühjahrs= und Herbstzeiten, 90 bis 120, im Sommer bey kleinem Wasser aber nur 70 bis 90 Tonnen.

In Berlin sind 4 Kalkbrennereyen; drey davon sind königlich, und die vierte gehört dem hiesigen Magistrate. Königliche sind: 1) in der Ziegelstraße, in der spandauer Vorstadt; diese hat der Kaufmann Schneider in Erbpacht. 2) Am Schiffbauerdamme. 3) Vor dem Köpenicker Thore; diese beyde hat der Zollverwalter Dietrich in Erbpacht. Die Magistrats=Kalkscheune ist in der köpenicker Straße, am Holz=Markte. Die Oefen haben eine gewölbte Decke, um <32, 660> nicht nur die Hitze besser zusammen zu halten, sondern auch den Stein vor der Nässe zu schützen. Sie bestehen aus 4 zusammenhängenden Mauern, auf welchen die gewölbte Decke ruhet. In den meisten Kalk=Brennereyen stehen 2 Oefen in einer Reihe neben einander, deren jeder die Gestalt eines länglichen Viereckes hat. Die Länge eines jeden Ofens beträgt 18 bis 20, die Breite 12, und die Höhe, das Gewölbe mitgerechnet, 15 Fuß. In einem solchen Ofen kann man 5 Prahm Kalksteine zugleich brennen. Wenn es die Gegend erlaubt, legt man diese Oefen in einer ausgehöhlten Anhöhe an. Die Ursache ist diese: legt man einen solchen Ofen im Freyen an, so müssen die Mauern ausserordentlich stark seyn, wenn man sie nicht der Gefahr, daß sie von dem starken Feuer, welches zum Brennen erfordert wird, gesprenget werden, aussetzen will. Hierzu kommt, daß die Nässe leichter von dem Ofen abfließt, wenn er auf einer Anhöhe liegt. Findet sich aber ein solchen schicklicher Platz in der Nähe nicht, so muß man es durch dauerhafte Steine und durch die Stärke des Mauerwerkes ersetzen. Gerade dieser Fall ist bey den Kalköfen in Berlin. Daher werden sie nicht nur aus den besten Ziegelsteinen aufgeführet, und in Berlin aus Steinen, die in Rathenow gebrannt sind, sondern die vier Seitenwände sind auch 7 F., und die gewölbte Decke ist 3 Steine dick. Aus eben der Ursache werden auch an jeder Wand einige Strebepfeiler m, PfeiliconFig. 1786, angebracht. Der Fußboden in dem innern Raume des Ofens, welcher von den vier Seitenwänden umgeben ist, wird mit den härtesten Mauerziegeln ausgemauert; denn das in Brand gesetzte Holz liegt auf diesen Steinen, die daher leicht springen oder schmelzen, wenn sie nicht dauerhaft sind. In der einen langen Seitenwand sind, zur Feuerung, zwey Mund=Löcher angebracht, die sich oben in einen gewölbten <32, 661> Bogen endigen. Der Schlußstein dieses gewölbten Bogens hat ungefähr 5 F. Abstand von dem Fußboden des Ofens; das Mundloch selbst aber ist nur 3 Fuß hoch, und ungefähr 2 F. breit; denn unter jedem Mundloche, ist noch ein Zehrloch, p, welches den Zug der Luft, und zugleich die Lebhaftigkeit des Feuers befördert. In einer Seite erhält der Ofen eine Thür, wodurch die Kalksteine in den Ofen gebracht werden; sie wird vor dem Brennen aber zugemauert. In der gewölbten Decke sind einige 20 Zuglöcher q. die in 4 Reihen gleich weit von einander angebracht werden. Es stehen gemeiniglich dergleichen Oefen mehrere zusammen, und sind mit einem massiven Gebäude, welches man eine Kalkscheune zu nennen pflegt, umgeben. Das Gewölbe des Ofens springt in den Raum des mit Ziegeln gedeckten Daches hinein. Eine Treppe führt zu dem Dache, und auf der starken Mauer neben dem Gewölbe kann man um die gewölbte Decke herum gehen, und die Zuglöcher beobachten. Das Gebäude ist etwas breiter als die Oefen, und hierdurch entsteht ein Gang vor den Mund=Löchern e und f, in welchen die Arbeiter bedeckt stehen, und wo zugleich das nöthige Holz liegt.

Weil die Kalksteine eine Nässe bey sich führen, müssen sie erst durch ein gelindes Feuer austrocknen. Der ganze innere Raum des Kalkofens wird, so weit man nur zukommen kann, mit Kalksteinen angefüllet, dergestalt, daß eine Lage über die andere zu liegen kommt. Da die Bruchsteine eine unförmliche Gestalt haben, so bleiben in ihren Lagen in dem Ofen Zwischenräume genug, durch welche die Flamme des Feuers streichen kann. In der untersten Lage der Kalksteine lässet der Kalkbrenner, so wie bey dem Ziegelofen, vor jedem Mundloche, f und g, einen leeren Raum oder eine Feuerstätte, die so weit und hoch, als das Mund= und Zehr=Loch, f p und e p, ist. <32, 662> Eine solche Feuerstätte geht von einer Wand bis zur andern, wie die so genannten Bänke in einem Ziegel=Ofen. Jede Feuerstätte wird oben mit Kalksteinen zugewölbet, und über diesem Gewölbe gehen die Lagen der Kalksteine nach der ganzen Länge und Breite den Ofen hindurch. Die Steine werden beynahe bis zur gewölbten Decke über einander aufgethürmet. Anfänglich wird, gedachter Maßen, der Ofen nur durch ein gelindes Feuer von einigen Kloben Holz, die man in den Feuerstätten anzündet, erhitzet, welches Feuer so lange unterhalten wird, bis der dicke, schwarze und mit Dünsten geschwängerte Rauch sich verliert. Es ist ein sicheres Zeichen, daß die Steine ausgetrocknet seyn, wenn sich keine Dünste mehr an die Hand ansetzen, indem der Kalkbrenner solche über die Zuglöcher hält. Dieses gelinde Feuer pflegt 6 bis 8 Stunden zu brennen. Sobald die Steine trocken sind, vermehrt man nach und nach die Hitze, bis man endlich nach einiger Zeit die Steine der völligen Gluth aussetzen kann. Die Gluth wird überhaupt 6 Tage unterhalten, ohne daß man mit dem Feuern anhält. Nur zuweilen mindert der Kalkbrenner die Gluth in etwas, wenn er an den Zuglöchern bemerkt, daß die Ziegelsteine des Ofens dermaßen erhitzt sind, daß sie zu schmelzen anfangen. Die Farbe der aus den Zug=Löchern schlagenden Flamme verändert sich bey dem zunehmenden Grade der Hitze. Wenn der dicke und schwarze Rauch, welcher die Dünste abführt, sich verloren hat, zeigt sich nach einander eine dunkelrothe, violette, blaue, und endlich eine weiße Flamme. Die letzte Farbe der Flamme ist ein Zeichen, daß die Kalk=Steine gar seyn. Zugleich verliert sich der Schwefelgeruch, den die Arbeiter anfänglich verspüren, *

*
Von der Schädlichkeit der bey dem Brennen des Kalkes aufsteigenden Dämpfe, werde ich weiter unten handeln.

<32, 663> völlig. Der Kalkstein selbst sieht, wenn er völlig ausgebrannt ist, und durch das Mundloch betrachtet wird, wie eine weiße, lockere Baumwolle aus. Diejenigen Steine, welche neben den Seitenwänden des Ofens stehen, brennen jederzeit zuerst aus, und zuletzt diejenigen, welche in der Mitte liegen; denn die Spitze der Flamme, welche ihre Richtung auf die Wände des Ofens hat, wird zurück geschlagen, folglich wirkt sie mehr auf die Seiten, als auf die Mitte. Wenn der Kalkbrenner durch das Mundloch bemerkt, daß die Steine neben den Wänden des Ofens gar sind, so verstopft er diejenigen Zuglöcher in der gewölbten Decke, die den Seitenwänden des Ofens am nächsten sind; er mauert nähmlich jedes Zugloch mit einem Mauerziegel zu. Die Flamme wird hierdurch bloß auf die Mitte des Ofens gerichtet; und wenn die Kalk=Steine, die in dieser Gegend des Ofens liegen, gleichfalls gar sind, werden endlich alle übrige Zuglöcher verstopft. Zugleich werden auch die Mund= und Zehr=Löcher zugestopft, und die Gluth erstickt. Nach 24 Stunden öffnet man den Ofen, und nimmt die Steine heraus.

In den hiesigen Kalkbrennereyen feuert man mit Fichtenholze, weil dieses eine starke und lebhafte Flamme gibt, die zu dieser Absicht erfordert wird. Bey der stärksten Gluth werden etwas mehr als 2 Haufen Holz in 24 Stunden verbrannt. Die beyden Feuerstätten werden bey der stärksten Gluth von einer Wand des Ofens bis zur andern völlig mit Holz angefüllet. Die Holzkloben werden nach der Länge auf einander geworfen, und die starke Gluth der verbrannten setzt die hinein geworfenen Kloben schnell in Brand.

Bey den Kalkscheunen in Berlin sind vereidete Ausmesser bestellt, welche, so bald ein Brand ausgekarret wird, zugegen seyn und Acht haben müssen, <32, 664> daß die Meßkarren recht voll und nicht hohl gepackt, auch oben gerade voll gemacht werden. Den Pächtern der Kalkscheunen ist, bey 5 Rthlr. Strafe, verbothen, ohne Beyseyn des Ausmessers Kalk auszukarren oder zu verkaufen. Der Aufseher gibt dem Käufer, oder demjenigen, welcher den Kalk abhohlt, einen gedruckten und mit dem Polizeysiegel gestämpelten Zettel, worauf er die Anzahl Wispel Kalk, und daß solche probemäßig gemessen seyn, attestiret. Für seine Mühe erhält er von jedem Wisp. 6 Pfennige Messer=Lohn, und für den gedruckten Zettel besonders 6 Pf. welcher aber für die ganze Quantität Kalk, den der Bauherr von einem Brande fahren lässet, gültig ist. Wer nur einzele Fuhren hohlt, muß dennoch den Zettel mit 6 Pf. besonders bezahlen. Diesen Zettel liefert der Fuhrmann bey dem Abladen an den Bau=Herrn.

Von dem Brennen des Kalkes aus Kalk= oder Märgel=Erde, oder des so genannten Märgelkalkes, werde ich weiter unten handeln.

<32, 665>

I. Tabelle,

von den in der Chur= Uker= und Altmark befindlichen Kalkbrennereyen.

Pfeil-Icon[Tabelle 4 in Kalk]

<32, 666>

Pfeil-Icon[Tabelle 5 in Kalk]

<32, 667>

Pfeil-Icon[Tabelle 6 in Kalk]

<32, 668>

II. Tabelle,

von den in der Neumark belegenen Kalkbrennereyen.

Pfeil-Icon[Tabelle 7 in Kalk]

<32, 669>

Pfeil-Icon[Tabelle 8 in Kalk]

<32, 670>

III. Tabelle,

von den Kalkbrennereyen in dem Herzogthume Pommern.

Pfeil-Icon[Tabelle 9 in Kalk]

<32, 671>

Pfeil-Icon[Tabelle 10 in Kalk]

<32, 672>

Pfeil-Icon[Tabelle 11 in Kalk]

<32, 673>

Pfeil-Icon[Tabelle 12 in Kalk]

<32, 674>

Eine Anweisung, wie man den Kalk mit einem Drittel Holz in 3 bis 4 Tagen brennen kann, wird in zwey neuen ökonomischen Abhandlungen, Berl. und L. 1775, 8. folgender Maßen ertheilt.

„ Ich habe 1760 an Orten bauen müssen, wo zwar das Holz nicht mangelte, aber die Anfuhre desselben war zu beschwerlich. Dieser Umstand brachte mich auf die Gedanken, mit meinem Kalkbrenner zu Rathe zu gehen, ob man nicht Mittel finden könnte, das Feuer durch die Luft zu stärken, und folglich Zeit und Holz zu ersparen.

Wie aber der gemeine Mann selten von seiner Gewohnheit abgeht, und alles, was ausser seiner Erfahrung ist, für unmöglich hält: so gelung mir auch mein Vorhaben mit dem Kalkbrenner nicht, und ich sahe mich genöthigt, mit mir selbst zu Rathe zu gehen; ich war auch so glücklich, daß ich durch verschiedene dazu gemachte Entwürfe zu meinem Zwecke gelangte.

Ich suchte mir einen Berg in der Gegend, und ließ in demselben ein viereckiges Loch, so groß der Ofen seyn sollte, ausgraben; dergestalt, daß ich bloß eine Vorderwand zu bauen hatte. Diese ließ ich demnach mit ihren gehörigen Schürlöchern aufführen, und so war der Ofen fertig. Durch diese Anlage ersparte ich drey Wände; und die Hitze wird in dem Ofen durch den Berg Erde, welcher denselben umgibt, weit mehr zusammen gehalten, als durch Mauern, wenn man sie auch noch so stark machte.

So bald nun der Ofen in dieser vorbeschriebenen Art zu Stande war, ließ ich die Kalksteine einkarren, und nach der gewöhnlichen Art 1 1/2 F. hoch aufsetzen; auf diese Schichte ließ ich nun (nachdem vorher in allen Ecken und auch im Mittel einer jeden Wand eine Rüststange gerade in die Höhe gestellet worden,) kurze, ungefähr von 2 1/2 F. dazu gehauene Knöppel platt auf jede Schicht Steine legen, wie aus PfeiliconFig. 1787 a) zu sehen ist; und dieses continuirte ich auf allen aufgesetzten Wänden von Kalksteinen. Hierauf wurden die Steine wieder aufgeschichtet, und auf diese wurden die Knüppel wieder wie auf der ersten gelegt, nur mit dem Unterschiede, daß bey jeder neuen Lage die Knüppel immer entgegen geleget werden müssen. Auf diese Art wird bis zu Ende der Wände continuirt, und zuletzt, wie gewöhnlich, mit Kalksteinen der Ofen zugewölbet, und mit <32, 675> Erde befahren. Die Lage der Steine und des Knüppel=Holzes ist bis 2 Schichten aus der beygefügten Zeichnung zu ersehen.

Hieraus erhellet nun deutlich, daß, so bald die Knüppel und Rüststangen verbrannt sind, lauter Luftröhren enstehen, welche durch die wohlgeordnete Lage, mit Hülfe der Luft, das Feuer durch den ganzen Ofen dergestalt durchtreibt und erhitzet, daß nicht allein alle Steine ein gleiches Feuer bekommen, sondern dieselben auch weit geschwinder durchbrennen. Ich bin über die Gewalt der Feuer, welche durch die häufigen Zugröhren verursachet werden, erstaunt.

Man braucht das Feuer nur durch wenig Holz zu unterhalten; die bereits erhitzten Steine brennen unter sich selbst, und je mehr das Holz locker auf einanden eingeschüret wird; desto mehr gibt dasselbe Flamme, durchgeht alle Luftröhren, und brennt die Steine egal aus.

Ein vernünftiger Kalkbrenner muß darauf sehen, daß das Feuer egal unterhalten wird; denn eben burch die starke Luft verkühlen die Fächer auch geschwinde, und es erfordert alsdann einige Zeit mehr, den Ofen in seine vorige Hitze zu bringen. Ueberhaupt ist bey dergleichen gewaltsamen Feuern die Egalität die Hauptsache.

Um nun in den Schürlöchern durch die Menge Holz die Luft nicht zu benehmen, müssen die ersten großen Bäume, welche man gemeiniglich zu einer Unterlage für das Feuer macht, auf große Steine hohl geleget werden; und so bald der Ofen angezündet wird, lässet man beständig mit lang und dünn gehauenen Scheiten nachschüren, damit man eine beständige Flamme unterhält. Denn die Menge Holz im Ofen thut keine Dienste, und macht das Feuer nicht stärker; es stopft im Gegentheil, und verhindert der Luft ihre Action, welches die Hauptsache ist, und es wird in dem Falle ein bloßes faules Feuer, welches viel Holz kostet. Dahingegen auf vorbeschriebene Art wird das Holz in geringerer Quantität eingeschüret, um die Flamme zu unterhalten, und es entsteht mit Hülfe der vielen Züge ein so heftiges Feuer, welches, wenn es seinen Grad erreicht hat, das weiße Feuer genannt wird.

Den vierten Tag kann man das Feuer ausgehen lassen, und, die Schürlöcher zusetzen. Man wird bey der ersten <32, 676> Probe von der Menage des Holzes und der Güte des Kalkes überzeuget werden.

Ich habe den Kalk sehr gut gefunden, und bloß einige Steine vom Gewölbe, welche oben auflagen, mußten bey dem folgenden Brande mit eingeleget werden. Dieses geschieht auch auf die ordinäre Art, weil zwar wohl die Hitze, nicht aber die Flamme, dazu kann. ”

PfeiliconFig. 1787 a). a, die Rüststangen, welche gerade aufgestellet werden, zu den Hauptzügen. b, Knüppel, wie sie geleget werden müssen, um die Schlangenzüge zu machen. c, die zweyte Schicht, wie auf selbige die Zugröhren der ersten Schicht entgegen geleget werden müssen.

PfeiliconFig. 1787 b) zeigt den Ofen, wie derselbe aus dem Berge begraben ist. Die punctierten Linien deuten die Vorderwand mit ihren Schürlöchern an.

Verschiedene Kalköfen zu großem Flammenfeuer, deren einige innerlich verlängerte und abgekürzte Ellipsen sind, andere aber eine würfelichte, parallelepipedale Gestalt haben, findet man in Hrn. Foureroy Kalkbrennerkunst, im VII B. des Schaupl. der Künste und Handwerke, S. 45, fgg. und Oefen mit schwachem Feuer, wo man nähmlich wechselweise von Steinen und brennlichen Materien wiederhohlte Lagen macht, S. 70, fgg. beschrieben und abgebildet.

Man hat auch Oefen zu doppeltem Gebrauche, worin man nähmlich nebst dem Kalke auch zu gleicher Zeit Mauer= und Dach=Ziegel brennt, erfunden. Den in dieser Absicht im Elsaß gebräuchlichen, stellen PfeiliconFig. 1788 a), b) und c) vor. Man macht von den Kalk=Steinen, in diesem Ofen, ein trocknes Mauerwerk, wozu aber keine Stücke, die auf jeder Fläche mehr als 15 Z. haben, genommen werden dürfen. Dieses Mauerwerk wird dergestalt aufgesetzt, daß 3 gleiche <32, 677> Schüröfen *

*
Schürofen, Fr. Fourneau, oder Foyer, nennt der Kalkbrenner den Feuerherd, oder denjenigen Theil des Ofens, wo man das Feuer zuerst anmacht.

neben einander kommen, welche auf die 3 Schlünde, A, B, C, Fig. 1788 Pfeilicona) und Pfeiliconb) stoßen. Jeder wird 4 1/2 F. hoch, und 2 F. breit, und mit nicht mehr Steinen beschüttet, als daß sie 18 Z. über diese Schüröfen zu liegen kommen, so, daß die Steine, vom Grunde an gerechnet, nur 6 F. hoch sind. Die oberste Lage muß wasserrecht, und recht eben gemacht werden, weil man die Mauerziegel auf ihre hohe Seite, und kreutzweise, eine Schicht über die andere setzt, und auf diese letztere Lage Kalkstein setzt. Zwischen den Mauerziegeln lässet man 6 Lin. Raum, damit das Feuer bis zum Obertheile des Ofens, welchen man gänzlich ausfüllet, ungehindert steigen könne.

Wenn der Brand in diesem Ofen recht gelingen soll, muß mit großer Vorsicht 7 Tage nach einander gefeuert werden. In den ersten 24 Stunden wird altes Eichenholz verbrannt, welches vielen Rauch macht, um den Ofen ausschwitzen zu lassen. Hierauf treibt man das Feuer allmählich zu einem stärkern Grade. In seiner größten Stärke wird es 5 Tage nach einander mit jungem Eichenholze unterhalten; und alsdann endiget man den Brand durch eine helle Gluth, welche mit harzigem Holze gemacht wird, wodurch man der Waare die letzte Vollkommenheit gibt. Nachdem der Ofen erkaltet ist, welches nach 13 oder 14 Tagen, von der Zeit an, als man das Feuer zuerst anzündete, geschieht, nimmt man den Kalk und die Ziegel aus dem Ofen. Die Gänge oder Absätze D, wie auch die Thür E, die man auf 18 Z. stark zumauert, wenn der Ofen eingesetzt ist, dienen zum Absetzen der Ziegel. Der Raum F, welcher zwischen dem Ofen, und den Säulen, die das Dach tragen, <32, 678> ist. dient den Arbeitern zur Bedeckung. In diesen Oefen wird gewöhnlich vom Anfange des Märzes an, bis in Ende des Octobers, gearbeitet. Ein geschickter Kalkbrenner kann in dieser Zeit 14 Brände thun. Den Winter über verschaffet er sich die Materialien, und lässet alle Mauer= und Dach=Ziegel streichen, die er in einem Jahre zu debitiren glaubt; denn je trockner diese Sachen sind, wenn sie in den Ofen gesetzt werden, desto besser brennen sie sich aus.

Kosten eines Brandes.

Ein Ofen von obiger Größe enthält 6 3/4 Kubik=Ruthen Kalkstein. Die Ruthe galt im J. 1764, 50 Livr. welches zusammen beträgt 337 Livr. 10 Sols.
Ferner brennt man auch 30 Tausend Mauerziegel, welche dem Kalkbrenner ungebrannt. das Tausend auf 6 Livr. zu stehen kommen 180 --
Zu einem Brande gehören 42 Faden Holz, der Faden höchstens zu 10 Livr. 420 --
122 Tage Arbeiterlohn zum Einsetzen und Ausnehmen des Ofens, 12 Sols den Tag 73 10
Die Aufbauung des Ofens kostet 5375 Livr., und kann wohl 20 Jahre dauern, wenn man nur jährlich einige Ausbesserung damit vornimmt. Wenn man nun die Zinsen von diesem Gelde rechnet, nebst demjenigen, was der Grund zur Werkstatt, und die Erhaltung der Gebäude kostet, welches jährlich höchstens auf 748 Livr. kommt, so betragen die Kosten für jeden Brand 53 Livr.  6 Sols.
Ein Brand kostet also dem Kalkbrenner an 1064 Livres.

Ein Brand gibt 405 Maß Kalk, welches 1398 Kubik=Schuh beträgt; nähmlich 60 Maß auf die Kubik=Ruthe gerechnet. Nun wird wird das Maß für 22 Sols bey dem Ausnehmen des Ofens verkauft; und also kostet der Kubik=

<32, 679>

Schuh 6 Sols 1 Denier. Die 405 Maß geben demnach dem Kalkbrenner 445 Livr. 10 Sols.
Das Tausend Mauerziegel wird für 30 Livr. verkauft; es betragen also die 30 Tausend 900 Livres.
Summa der Einnahme des Brandes 1345 Livr. 10 Sols.
Ausgabe 1064 --
Ueberschuß vom Brande 281 Livres 10 Sols,
und für 14 Brände auf das ganze Jahr 3941 Livres.

PfeiliconFig. 1788 a). Grundriß des Untertheiles dieses Ofens.

PfeiliconFig. 1788 b). Senkrechter Durchschnitt quer durch die Schüröfen, durch welchen man die Lage der Kalksteine und Mauerziegel, die in diesen Ofen gesetzt sind, wie auch den Bau des Schoppens sieht.

PfeiliconFig. 1788 c). Standriß von vorn, wo die Schlünde sind.

A, B, C, sind die Schlünde nebst den Schüröfen, welche darauf stoßen. D, Fig 1788 Pfeiliconb) und Pfeiliconc), Absätze oder Bänke, welche rings um den Ofen an seinem Ober=Theile gehen, worauf man die Ziegel setzt, wenn sie gebrannt sind. E, ist eine gewölbte Thür, welche zum Einsetzen und Ausnehmen bequemer ist, als die Schlünde. Sie bleibt so lange zugemauert, als das Brennen dauert. F, der Raum zwischen dem Ofen und den Stützen des Schoppens.

Die königl. preuß. Academie der Wiss. und schönen Künste in Berlin, machte, auf Veranlassung eines hohen General=Directorium, im J. 1766, die beste Art, Oefen zu bauen, darin Kalk, Ziegel und Töpferarbeit gebrannt werden können, sowohl in der Absicht, das Holz zu ersparen, als auch, um einen durchgängig gleichen Brand in den verschiedenen Stellen des Ofens zu erhalten, zur Preisaufgabe. Den Preis erhielt Hr. Baussan du Bignon, königl. französ. Notarius und Domänen=Empfänger zu Suze au Maine. *

*
Mémoire qui a remporté au jugement de l' Acad. roy. des sc. le prix proposé par le Grand Directoire sur la meilleure construction des fours, pour bien cuire les briques, la chaux, & les ouvrages de poterie, tant pour épargner le bois, que pour avoir une cuite égale dans les différens endroits du four, par Mr. Baussan du Bignon.
Faciamus lateres et coquamus eos igni. Genes. II. 3.
à Berl 1766, 4. 4 B u. 10 K. T.
Die deutsche Übersetz. davon, kam u. d. T. Des Herrn Baussan du Bignon Abh, über die beste Art, Oefen zu bauen, darinnen Ziegel, Kalk und Töpferarbeit gebrannt werden können etc. eb. daf. u. in e. d. J. auf 5 Quartbog. heraus.

Es besteht dieser Ofen aus 3 <32, 680> Haupttheilen, nähmlich einem Feuer=(Gluth=)Herde, oder Aschenbehälter, ganz unten; aus dem Mittel=Theile (Rumpfe) über dem Feuerherde, und aus einer Galerie, welche rings um den Mitteltheil des Ofens herum geht; und überdies auch aus verschiedenen Luftlöchern, deren verschiedene Verbindungen mit dem Ofen und mit der äussern Luft, sowohl unten als oben, die Register abgeben, um das Feuer nach Belieben zu regieren und zu leiten.

Man mag diesen Ofen auf einem Steingrunde in der Erde, oder über der Erde, man mag ihn auf einem geraden Boden, oder auf Anhöhen anlegen, so kommt allmahl sehr vieles darauf an, daß man dazu einen trocknen Platz, wo kein Wasser hin kommen kann, aussuche. Die Kälte der Quellen oder das Anspühlen benachbarter Wässer, würde bald die Hitze dämpfen und die Anlage beschädigen. Hätte man die Wahl, den Abschuß eines Hügels auszusuchen, so wäre dieses wohl unstreitig der beste Boden, um desto leichter zu dem Ofen, sowohl unten als oben, zu kommen, und dadurch die Kosten, so gar für die Karren, zu vermindern.

Alle inwendige Theile des Ofens werden aus besonders dazu verfertigten Ziegelsteinen von verschiedener Größe gebauet, welche gebrannt und lagenweise mir Mörtel von nicht gar zu fetter Erde gemauert werden. Diese Mauersteine müssen an einem Ende breiter, als am andern, seyn, so daß alle Durchschnitte <32, 681> der Ziegel, wie Strahlen nach einem Mittelpuncte zu laufen; und man muß auch andere vorräthig haben, die an ihrem breiesten Ende dicker sind, um damit die verschiedenen Bogenwölbungen zusammen zu setzen. Noch andere werden an ihrer größten Breite nicht so dick gemacht, und zwar in der Absicht, um sie an denjenigen Stellen zu gebrauchen, wo es, den Umfang des Ofens zu erweitern, nöthig ist. Man muß ihre mittlere Dicke von 2, und ihre mittlere Breite von 6 Z. machen. Man hat auch Halbziegel, wie auch solche, die ihrer ganzen Länge nach überall gleich breit sind, und zwar zu den Pfeilern der Schwibbogen, nöthig. Da aber sehr vieles darauf ankommt, alle Winkel zu vermeiden, und das Innere des Ofens wellenförmig anzulegen, so hat man ausserdem Ziegel nöthig, die dazu besonders gemacht sind, dergleichen wellenförmige Gestalt hervor zu bringen, und die Mauerpfeiler rund, oder oval, nachdem es die Umstände erfordern, zu mauern. Alle diese Ziegel müssen aus Lehm, oder einer Erde, die das Feuer vollkommen aushält, gebrannt werden. Man muß sich von ihrer dauerhaften Beschaffenheit durch Proben versichern können, wenn man einige Ziegel an den heißesten Ort eines Kalk= oder Dachziegel=Ofens stellet, wo sie weder schmelzen noch kleiner werden müssen, ob man gleich unterdessen zwey Brände zu Stande bringt.

Wenn man einen solchen, erwähnter Maßen, aus 3 Haupttheilen zusammen gesetzten Ofen nach seinem ganzen äussern Umfange betrachtet, bekommt er, den Grund nicht mitgerechnet, 27 1/2 F. zur senkrechten Höhe, wovon auf den Aschen= oder Gluth=Herd 9 F. gehen.

<32, 682>

Höhe des Aschenherdes  9 Fuß.
Für die Wölbung zwischen dem Aschenherde, und dem Ofen, bis zum Schluß= oder Mittel=Steine  1 1/2
Für die ganze Höhe des eigentlichen Ofens 17
Es beträgt also die ganze Höhe 27 1/2 Fuß.

Er ist zirkelrund. Sein großer Durchmesser, von aussen gemessen, beträgt 21 F.; und da vorn wenigstens 2 Gegenpfeiler gesetzt werden, so ist die größte Breite an diesem Orte 23 Fuß. Die äussern Mauern des ganzen Ofens bekommen 2 F. zu ihrer kleinsten Dicke, welches vollkommen hinlänglich ist, wenn man ihn auf einem Steingrunde errichtet. In diesem Falle macht man die Aushöhlung zur ganzen Tiefe des Ofens dergestalt, daß die obere Oeffnung, 2 F. hoch, über den gleichen Boden heraus geht. Um dem Untertheile des Ofens gehörig beykommen zu können, legt man Gewölbe unter der Erde an. Wollte man aber dergleichen Bau nicht auf einem festen Boden vornehmen, so hat man wenigstens 8 Gegenpfeiler (Stützen) nöthig, damit der Ofen nicht einsinke. Ausserdem können diese Pfeiler auch dazu dienen, die Schirmdächer zu tragen, welche eben den Nutzen leisten, als die auf dem Felsengrunde angebrachten und auf gleichem Boden mit dem Gluthherde liegenden Keller. Es ist demnach der auswendige Durchmesser des Ofens, wenigstens für das Untertheil, 21 F., den abhängigen Theil am Gemäuer und die Pfeiler nicht mit begriffen, als welche man auf einem felsigen Grunde nicht nöthig hat.

Der erste Durchschnitt, PfeiliconFig. 1789 a), stellt den Grund oder gleichen Boden des Gluth= oder Aschen=Herdes, als den untersten Theil des ganzen Ofens, vor. Inwendig ist dieser Herd 8 F. breit, und 9 F. hoch. Da eine allzu starke Mauer wenigstens unnütz seyn würde, so darf die zu dem Gluthherde bestimmte <32, 683> Mauer nur 2 1/2 F. dick seyn; und durch dessen Hülfe führt man zwischen der äussern Mauer, der man nur eine Dicke von 2 F. gibt, einen untern Gang von 2 F. in der Mittel=Breite. Da man aber die Mitte der innern Mauer 6 Z. näher, nach der Seite zu, wo die Mündung des Ofens ist, um einer gewissen, nachher anzuzeigenden, Ursache willen, rücket, so wird der gedachte Gang, unterhalb der Ofen=Mündung, 1 1/2 F., an dem gegen über stehenden Theile hingegen, 2 1/2 F. breit werden, und also wird er verhältnißmäßig fortgehen.

Auf gedachtem Gange kann man verschiedene Grade von Hitze unterhalten. Bey einem Kalkofen kann derselbe zu der Aschen=Niederlage dienen. Sein vornehmster Nutzen aber besteht darin, daß derselbe mehr oder weniger Luft zum Gluthherde, und nach und nach zu dem Ofen selbst, hinzu lässet.

Das Innere des Gluthherdes wird von dem Gange umgeben, und steht mit demselben, vermittelst 3 Oeffnungen, welche auf gleichem Boden angebracht sind, in Gemeinschaft. Diese Oeffnungen dürfen nur 2 1/2 F. hoch, und 2 breit bey ihrem Eingange, seyn. An der Steite des Gluthherdes macht man sie nur 20 Z. breit. Anderthalb Fuß über jeder Oeffnung, bringt man eben so viel andere Oeffnungen an, welche nicht so hoch und breit sind. Die Tiefe dieser Oeffnungen wird nach der Dicke des Mauerwerkes eingerichtet. Hingegen bekommt die zwischen beyden befindliche Erhabenheit (Bank) nur eine Tiefe von 20 Z., von dem Eingange an. Das übrige lässet man stehen, um den Schlauch (Creneau) desto leichter anzubringen, welcher, wie ich weiter unten zeigen werde, über der obersten Thüre angeleget wird. Die Lehne der Bank wird aus festen Sandsteinen gehauen, damit sie das Anstoßen der Werkzeuge aushalten könne. Die Oeffnungen darunter dienen zum <32, 684> Herausziehen der Gluth oder Asche; durch die darüber befindlichen hingegen kann man mit Bequemlichkeit die Kohlen umrühren; und alle insgesammt gestatten einen freyen Durchzug von mehr oder weniger Luft zum Gluthherde, und nachher zum Ofen, nach dem man sie mehr oder weniger öffnet oder verstopfet, wie es die Umstände erfordern. Man legt eine Fläche dieser Thüren der Mündung des Ofens gegen über an, und die beyden übrigen stehen nach der andern Richtung, in Gestalt eines Kreutzes.

Was die Mündung des Ofens betrifft, so bekommt derselbe eine dieser Mündung ähnliche Oeffnung, d. h. sie entfernt sich von dem Mittelpuncte des Feuerherdes, indem sie immer schmähler wird, oder an Breite abnimmt. Sie ist 4 1/2 F. tief, 3 F. und 3 Z. breit, und 5 F. hoch, an der Seite des Feuerherdes, von welchem sie einen Theil mit ausmacht. An dem andern Ende, wo sie keinen Ausgang hat, ist sie nur 2 F. breit, und 4 F. hoch. Sie hat bloß mit dem Gange, oder der Galerie, vermittelst einer Thüre an jeder Seite, Gemeinschaft; diese Thür bekommt nur 3 F. Höhe, 15 Z. Breite, und eben so viel Tiefe. Es wird dieselbe auf jeder seite in der Mitte der Breite des Ganges angebracht, welcher, vorgedachter Maßen, an diesem Theile nur von 1 1/2 F. hoch ist. Diese beyde Thüren dienen zu eben der Absicht, als die 3 vorerwähnten. Man verschließt oder öffnet sie auf gleiche Art, mit zweyflügeligen Platten von Eisen. Auch vermeidet man die innern Winkel an allen diesen Theilen dadurch, daß man sie rund macht. Den andern Thüren gegen über befindet sich ein Ausschnitt, welcher gleichsam eine Art von Vorhof oder Vorkammer vorstellt, in welche man aus den entlegensten Kellern, oder auch selbst von aussen, gelangen kann. Die Thüren, welche dahinein führen, sind 7 F. hoch, und 3 F. breit. Diejenige, welche sich der Ofenmündung <32, 685> gegen über befindet, ist am höchsten und breitesten. Es dient dieselbe insonderheit, der Luft, welche durch die Mündung des Ofens hinein zieht, das Gleich gewicht zu halten. Diese Thüren öffnen sich nach aussen. Die Ausschnitte werden nach dem Feuerherde zu immer schmähler, um eine größere Luftsäule herbey zu führen. Da, wo sie sich den Thüren des Feuerherdes nähern, sind sie 2 1/2 F. breit.

Jeder dieser Ausschnitte hat mit dem untersten Gange Gemeinschaft, vermittelst einer mitten an jeder Seite angebrachten Thüre. Diese Thüren sind 5 1/2 F. hoch, 15 Z. breit, und eben so tief. Sie öffnen sich an der Seite des Ganges, welche von 5 1/2 bis 6 1/2 F. unterhalb dem Schlußsteine seines einen vollen halben Zirkel beschließenden Bogen= oder so genannten Tonnen=Gewölbes hoch ist.

Ausser dem gibt es noch 4 andere rechtwinkelige Oeffnungen, mitten hindurch, von einer Ecke zur andern, und zwar zwischen den 4 erstern. Diese haben gerades Weges von aussen, oder durch die Keller, mit der Galerie Gemeinschaft. Sie sind 5 1/2 F. hoch, und 20 Z. breit bey dem auswendigen Eingange, und 16 Z. an der Seite des Ganges. Sie sind eben so dick wie das auswendige Gemäuer, nähmlich 2 F. Sie öffnen sich nach aussen. Alle diese Oeffnungen sind mit Fugen oder Kerben versehen, von 3 Z., rings um diejenige Seite, wo die Thüren sich öffnen.

Man verschließt oder öffnet, entweder alle diese Thüren, oder auch eine jede allein, und so gar nur zum Theil, nach dem man mehr oder weniger Luft nöthig hat; und es ist leicht einzusehen, welchen Nutzen diese Thüren schaffen. Man verwundere sich indessen gar nicht über diese Menge Thüren. Nur diejenigen verursachen etwas Unkosten, welche gegen das Feuer zu gehen, weil dieselben von Eisen seyn müssen. Allein, dieses sind gerade die kleinsten, und man kann <32, 686> dergleichen von Erde brennen; diese kosten nichts, und sind doch eben so gut, wenn man sich nur in Acht nimmt, daß man sie nicht zerschlägt. Sonst kann man auch diese Thüren mit Mauersteinen vermauern, und sie nur im Nothfalle öffnen lassen. Man kann so gar auch die untern Thüren verschlossen halten, indem man sie mit Asche oder Kohlen verstopft. Die äussern Thüren dürfen nicht eben nothwendig verschlossen gehalten werden; im Nothfalle aber lassen sie sich mit geringen Kosten verschließen. Zwey Breter gegen einander, richtens vollkommen aus. Ein schlechtes Stück Holz, oder was man sonst etwa bey der Hand hat, ist dazu hinlänglich. Sorgfältigere Kunstverständige machen dieselben dauerhaft, und so, daß sie dieselben mit einem Schlüssel verschließen können.

Der ganze Kohlenherd, die Ausschnitte und die Galerie, auch selbst die Zugänge, müssen mit gebrannten Fliesen, wenigstens von 8 Z., gepflastert werden, damit sich nichts Fremdes unter die Asche mische. Der jährliche Ertrag davon, beträgt die doppelten Interessen von dem ganzen Capitale, welches der Ofen kostet, wenn man monathlich nur 1 Mahl brennt. Die Mitte dieses Feuerherdes ist etwas mehr erhaben, als der Umfang. Man bringt aber von dem äussern Eingange, bis unten, unterhalb der Ofenmündung, einen abhängigen Fall, von 1 Z. auf den Fuß an.

Man sieht leicht vorher, daß an diesem Feuer=Herde Zuglöcher seyn werden, welche mit dem Ofen eine Verbindung haben. Es sind deren auch wirklich 16 der vornehmsten, oder so genannte Schläuche (Crenaux). Sie nehmen genau die Mitte von dem Umkreise des Herdes ein, so, daß zwischen jedem so viel Mauer befindlich ist, als sie breit sind. Solcher Gestalt würde ihre Breite den 32sten Theil vom Umkreise ausmachen, wofern sie viereckig wären. Da aber das Feuer die Winkel nur verzehrt, und es hier <32, 687> darauf ankommt, von der Hitze des Herdes, so viel nur immer möglich ist, Gebrauch zu machen, so richtet man diese Schläuche sowohl, als auch die Zuglöcher, wellenförmig ein, welches nicht nur dauerhafter, sondern auch für die wellenförmige Bewegung, welche dem Feuer wesentlich ist, dienlicher befunden wird. Vermittelst solcher Schläuche, wird man so viel Hitze, als möglich ist, von dem Gluthherde erhalten, um dieselbe in der obersten Galerie mit Nutzen anzuwenden, und man wird auf einmahl überall, hinter den Pfeilern der Gewölbe und im Umkreise dieser Galerie, das Feuer vertheilen können, da unterdessen das Feuer des Herdes durch eine gleich große Anzahl der ebenfalls zu einer gleichen Absicht angebrachten Zuglöcher sich vertheilt. Indessen wirkt das Feuer doch im Mittel=Puncte, und man bestreicht gleichsam von allen Seiten die Materien mit dem Elemente, welches diesen Brand bewerkstelligen soll. Von diesen 16 Schlünden stehen 8 in dem innern Umkreise des Gluthherdes, unterwärts zwischen einer jeden der 8 vorerwähnten, sowohl in= als auswendigen, Oeffnungen, und sie machen also, zwischen den 8 erstern, 8 Winkel; die 2 Schlünde ausgenommen, welche sich unter der Mündung des Ofens befinden. Diese werden an jede Seite der unter dieser Mündung befindlichen Oeffnung gestellet. Die 8 übrigen Schlünde liegen einer jeden der 8 großen Oeffnungen gerade gegen über. In Ansehung der 4 Schlünde, welche den 4 äussern Thüren des Ganges gegen über liegen, findet sich weiter keine Schwierigkeit, als daß etwa 2 Schlünde breiter gemacht werden. Was hingegen diejenigen betrifft, welche den 4 Oeffnungen des Herdes gegen über liegen, so bedient man sich derselben dergestalt, daß 3 dieser Schlünde, bloß von dem Ursprunge des Gewölbes, oberhalb den Thüren des Herdes, ihren Anfang nehmen. Was die unterhalb der Mündung <32, 688> Ofens liegende Oeffnung betrifft, so muß man die Seitenschlünde, und so gar auch die 2 andern benachbarten, breiter machen, um solcher Gestalt denjenigen Schlund hervor zu bringen, welcher seinen Ausgang in der Galerie, gerade über der Mündung des Ofens, haben muß, indem man 3 bis 4 Z. von den breitern Schlünden abnimmt, und diese Theile an dem gehörigen Orte an einander vereiniget. Man muß diese Erweiterung bey Darstellung der wellenförmigen Gestalt nothwendig beobachten, und es wird dieselbe auch durch die Vermeidung aller Winkel erleichtert, wie man aus der Zeichnung sehen kann. Es wird also ein jeder dieser Schlünde ungefähr 18 Z. in der Oeffnung (im Lichten) groß seyn, und die 8 erstern 6 Z. Tiefe, am Grunde des Herdes, wo sie entspringen, haben. Sie laufen fort, kommen mit dem obersten Gange in Verbindung, und vereinigen sich daselbst mit den 8 Zuglöchern, welche darüber liegen, und von dem Herde herkommen, um zusammen zu stoßen, und hinter den Pfeilern der ersten Schwibbogen dieser Galerie in einen gemeinschaftlichen Schlund auslaufen. Diese Schlünde gehen in dem Gemäuer nach dem Verhältnisse fort, als dasselbe in die Höhe geht, und sie verschwinden bey dem Herde, da wo sich das Gewölbe anfängt, d. i. in einer Höhe von 5 F. Siehe PfeiliconFig. 1789 b). Die Proportion, nach welcher sie in dem Gemäuer fort laufen, ist 2 Z. Tiefe auf jeden Fuß Höhe, so, daß sie in einer Höhe von 5 F. überhaupt ungefähr 15 Z. Tiefe bekommen. Und auf diese Art steigen sie weiter nach einem hinlänglichen Verhältnisse in die Höhe, daß sie sich bey den Zuglöchern des Herdes gar füglich vereinigen können, ehe sie ihren Ausgang in die Galerie nehmen.

Vier Schlünde werden fast auf eine ähnliche Art angeleget, und zwar solche, bey denen es leicht angeht. Drey andere haben ihre Oeffnung an dem Ursprunge <32, 689> des Gewölbes, und zwar dergestalt, daß sie eben so tief, wie die 4 andern, gemacht werden, um zu dem Umkreise der Galerie gelangen zu können, und also die Hitze in alle ihre Theile auf einmahl zu verbreiten. Man macht auch in dem Gewölbe des Gluthherdes kleine Zuglöcher, um die Hitze des Feuers, diesen 7 Schlünden gegen über, desto besser zu verstärken. Des achten Schlundes ist bereits Erwähnung geschehen; um demselben ebenfalls einige Hitze von dem Herde mitzutheilen, macht man ein jedes der an jeglicher Seite befindlichen Zuglöcher ein wenig größer.

Alle diese kleine Zuglöcher, welche ihren Anfang in dem Umkreise der Wölbung des Herdes nehmen, werden etwas schief geleget, um die Hitze von dem Herde desto besser in die Galerie hinüber zu leiten. Sollte sich ja einige Schwierigkeit in dem Baue selbst finden, so ist nichts daran gelegen, wenn gleich zwey dieser kleinen Zuglöcher einen gemeinschaftlichen Anfang nehmen, wenn dieser nur doppelt so groß, wie die andern, ist; man erhält dadurch die verlangte schiefe Stellung um so viel leichter, und es kann die Abtheilung, welche man im Fortführen an gehörigem Orte anbringt, diese verlangte schiefe Stellung hervor bringen.

Um die 3 Schlünde, welche oberhalb den 3 Thüren des Kohlenherdes befindlich sind, so viel leichter auszuführen, muß man den Sturz, oder das Mauer=Stück zwischen diesen beyden Thüren, 9 Z. zurück rücken; und man wird solcher Gestalt einen kleinen Bogen, wie ein Mond, an dem Anfange des Gewölbes erübrigen, damit man dem Schlunde die erforderliche Tiefe geben könne. Endlich muß man auch alle diese Schlünde, ihre ganze Röhre hindurch, nach einem gehörigen Ebenmaße bauen, damit sie an den bestimmten Orten ihren Ausgang nehmen mögen, und <32, 690> ein jeder muß nach der Größe dieses Ausganges eingerichtet seyn. Da nähmlich diese Ausgänge an sich verschieden sind, und die Länge derselben sich nach der Breite der Galerie richtet, welche nicht aller Orten einerley, so wenig als der Abstand der Ausgänge in dem Umfange, ist: so legt man diejenigen Schlünde, welche hinter den Pfeilern ihren Ausgang haben, etwas schmähler an, und vergrößert ihre Tiefe unvermerkt über der Höhe von 5 F.; an denen Schlünden hingegen, deren Ausgang bloß in den Umkreis hinein trifft, vermehrt man ihre Breite, und verkürzt ihre Tiefe unmerklich, oberhalb derselben Höhe von 5 F. Solcher Gestalt bleibt zwischen jedem Ausgange, von welcher Gattung derselbe auch seyn mag, allemahl eine gleiche Distanz. Uebrigens ist die Mittelbreite aller dieser Ausgänge 6 Z. groß; und diejenigen, welche hinter den Pfeilern auslaufen, werden an dieser Gegend 3, und an dem andern Ende, nahe an dem Umkreise der Galerie, 9 Z. breit gelassen. Die übrigen Ausgänge werden 6 Z. breit gemacht, und zwar ihrer ganzen Länge nach, welche man im Gemäuer halb nimmt. Man führt diese Verlängerung auf solche Art bis zur größten Breite der Galerie fort, in welcher sie sich unvermerkt endigt. Alles wird indessen wellenförmig angeleget. Diese letztern Ausgänge, oder die Ausgänge nach vorn zu, bekommen eben dieselbe Länge, welche der zunächst befindliche längste Ausgang hat; diese übrigen heissen Quer=Aus gänge. Man legt die Mündung aller dieser Ausgänge dergestalt an, daß sie durch ihre Erweiterung Wind macht, um das Feuer in dem ganzen Umkreise der Galerie gleichmäßig zu vertheilen. Man lässet an allen diesen Ausgängen einen kleinen Ritz übrig, und zwar von 6 Lin., um die Deckel, welche zur Zurückhaltung der Hitze bestimmt sind, darein zu legen.

<32, 691>

Das Gewölbe des Kohlenherdes wird, wie ein Tonnengewölbe, mit einem vollen halben Zirkel geschlossen, und es bekommt folglich, von seinem Ursprunge an, bis zum Schlußsteine, 4 F. senkrechter Höhe. Es wird mit 57 Oeffnungen versehen, worunter diejenigen mit begriffen sind, welche unterhalb der Mündung des Ofens liegen. Diese Oeffnungen, welche insgesammt vollständig sind, stellen Zuglöcher, in der Gestalt eines umgekehrten Trichters, dar, wodurch Asche, und selbst die Gluth, durchfällt. Oberwärts sind diese Luftlöcher 1 F. weit von einander. Sie werden 6 bis 8 Z. groß im Gevierten, in dem Gewölbe gemacht; nehmen, nach dem Ofen zu, an Breite ab, und machen im Grunde eine Art von geschobenen Gevierte (Schachbret) aus. Es wird ihrer unten, bey der Beschreibung des Ofens, ausführlicher Erwähnung geschehen.

Zwischen dem Ofen und dem Kohlenherde ist das Gewölbe an seinem Schlußsteine 18 Z. dick. Dieses Gewölbe wird von 2 Reihen Ziegel aufgeführet, und man lässet gehörige Oeffnungen daran, welche zu Zuglöchern dienen. Dieses bewerkstelliget man durch 8 bis 9 Z. lange Ziegel, indem man allemahl zwischen zween einen leeren Raum in der Dicke von 8 bis 9 Z. lässet, und so fort an. Die Kohlen, welche durch die meisten dieser Zuglöcher fallen, häufen sich in der Gluthkammer an, und hitzen daselbst stärker, als das Feuer des Herdes selbst. So wie sich die Gluth daselbst in der Gestalt eines Kegels ansammelt, verbreiten sich die Strahlen dieses Feuers auf eine vortheilhafte Art in alle Schlünde, und durch diese vertheilt sich die Hitze dieser Gluth weiter, und befördert die Erhitzung der Galerie. Hierzu dient nun die wellenförmige Gestalt weit vorzüglicher, als eine jede andere, weil das Feuer besser eindringt, und leichter zurück strahlt, wenn man es darin verstärket. Denn, <32, 692> ob gleich das Feuer natürlicher Weise die Körper aufsucht, auf welche es wirken soll, so geschieht solches doch nicht allemahl nach unserm Gefallen, und wir gewinnen dabey, daß wir es zu zwingen wissen.

Der zweyte horizontale Durchschnitt des ganzen Ofens, PfeiliconFig. 1789 c), stellt den Grund des Herdes vor, welcher gerade über der Gluthkammer, nach einerley Mittelpuncte, und nach einerley Durchmesser von 10 1/2 F. über der wagerechten Linie liegt, von dem niedrigsten Theile der Gluthkammer an gerechnet. Uebrigens kommt es hier auf einige Zolle mehr oder weniger nicht an. Dieser Herd, welcher 8 F. im Durchmesser hat, bekommt, vorgedachter Maßen, 57 viereckige Löcher, davon die 16 mittlern nur 3 Z. an jeder Seite haben. Die andern sind vierzollig, um an diesem Theile die Kohlen um so viel besser durchfallen zu lassen. Solcher Oeffnungen gibt es einige bis zum Eingange von aussen, und nahe bis zur Mündung des Ofens. Diese Mündung macht, wie bereits gedacht worden ist, ein Stück von dem Herde mit aus, und ist gleichfalls mit Löchern versehen. Diese kleine Zug=Löcher laufen immer breiter nach unten fort, damit sich die Kohlen nicht daselbst stopfen mögen, sondern vielmehr die Luft um so viel besser auf die brennbaren Materien wirken könne, wenn die Noth es erfordert. In dem Umkreise zeigen sich nur diejenigen Zuglöcher, welche den Schlünden gegen über liegen, und man legt sie eben in dieser Absicht also an. Die Mitte der übrigen kleinen Zuglöcher steht 15 Z. von dem Umkreise ab. Man rührt die Gluth auf, nachdem sie sich in dem Herde angehäuft hat, daß solcher Gestalt beständig in dem Umkreise weniger davon befindlich ist, als in der Mitte; und eben in dieser Absicht macht man die 16 mittelsten Oeffnungen enger, damit das Feuer um so viel besser in den Umkreis wirke, und die Gluth sich daselbst nicht anhäufe, indem dieses die Kalksteine <32, 693> verschütten, und am Brennen hindern würde. Diese wie ein Schachbret gestellte Oeffnungen werden oberhalb von gebrannten viereckigen Fliesen bereitet, welche 2 bis 3 Z. dick, 1 F. breit, und an den 4 Ecken auf 3 Z. an jeder Seite beschnitten sind. Sie sind an jeder dieser 4 Flächen, 4 Z., und hingegen an jeder der 4 übrigen parallel laufenden Seiten, 6 Z. breit. Man muß ausser dem diese Fliesen nach den hervor zu bringenden Oeffnungen genau einrichten, weil etliche darunter nur 3 Z. groß werden, und einige weiter ab liegen.

Die Mündung dieses Ofens, durch welche man das Holz hinein wirft, und die Arbeit verrichtet, ist 2 F. breit, und im Eingange 2 1/2 F. hoch. Sie wird allmählich immer breiter, geht nach dem Ofen hinauf, und ist bey dessen Eintritte 3 F. 3 Z. breit, und 3 1/2 F. hoch. Sie ist 4 1/2 F. tief; nähmlich 4 F. für den Herd, und ein halber Fuß geht auf die Pfosten und einen Sandstein, welcher die Unterlage oder Stütze von der Mündung des Ofens abgibt, und sich nach aussen 6 Z. herauf erstreckt. Diese Oeffnung verschließt man bis auf zwey Drittel mit einer Thüre von gegossenem Eisen, welche sich von beyden Seiten zurück schieben lässet. Die Tiefe dieser Mündung muß nicht über 4 1/2 F. betragen, um mit Gemächlichkeit davor hanthieren zu können. Da aber die Galerie 5 1/2 F. darüber läuft, und dieses die Mittelhöhe ist, welche erfordert wird, um vor der Mündung des Ofens zu arbeiten, so bringt man an jeder Seite, 1 F. weit von den Pfosten der Mündung, eien 2 F. dicken Pfeiler an, welcher an jeder Seite um einen neuen Fuß erweitert wird. Dieses beträgt für die gesammte Breite 6 F., und ist ein für die Arbeitsleute vollkommen hinlänglicher Platz, weil der Boden immer niedriger wird, je mehr man sich von der Mündung des Ofens entfernt, und zwar wenigstens bis auf 4 F. <32, 694> weit. Vermittelst dieser Pfeiler bereitet man ein Gewölbe, welches man, von der Seite des Ofens her, bis auf eine hinlängliche Decke schließt, damit es den darüber stehenden Theil der Galerie tragen könne. Dieses Gewölbe geht in die Höhe hinauf, und wird immer breiter, je mehr es sich von dem Ofen entfernt.

Der Rauch, welcher zur Mündung des Ofens hinaus geht, würde an einem etwas engen Orte beschwerlich fallen; man legt demnach über der Mündung des Ofens einen Rauchfang an, dessen Schenkel oder Seitenwände die Pfeiler abgeben. Der Mantel desselben ist 6 F. hoch. Die Röhre muß, des Umkreises der Galerie wegen, wie ein Keller gekrümmt gezogen werden. Es breitet sich aber diese Röhre bis zu jedem Pfeiler aus, geht in gerader Linie über dem Keller in die Höhe, und wird wenigstens 5 F. höher, als der Ofen, hinauf geführt. Um das Verfliegen des Rauches noch mehr zu erleichtern, bringt man unten an jedem Pfeiler, da wo sich derselbe erweitert, ein Zugloch an, damit die Luft, welche durch diese Zuglöcher hinein tritt, den Rauch um so viel besser forttreiben könne. Dieses Zugloch, oder diese Auskerbung, ist von der Beschaffenheit, daß ein Mensch gar leicht dazu kommen kann, um den Ausgang des Luftloches entweder verschließen oder öffnen zu können, welches sich gegen über, in der Höhe von 5 F. befindet.

An dem Umkreise des Herdes sind 16 Luftlöcher anzutreffen, welche über den Schlünden der Gluth=Kammer, und unter einer gleichen Gestalt, d. i. wellenförmig, angelegt sind. Sie haben gleichfalls ungefähr 18 Z. im Lichten. Ihre Tiefe beträgt unten am Grunde des Herdes 6 Z.; ihre Höhe aber bey ihrer Oeffnung, wenigstens 2 F. Sie laufen in dem Gemäuer nach dem Verhältnisse fort, als sie höher steigen, und zwar zu 6 Z. auf einen Fuß, so, daß sie also in einer Höhe von 2 F., 18 Z. Tiefe bekommen. <32, 695> In dieser Höhe werden sie von der Seite des Ofens eingeschlossen, und sie laufen nach der Galerie weiter fort, indem sie am Grunde derselben gegen 2 F. erreichen; d. h. sie bekommen 1 F. Höhe, da wo sie zusammen treffen, welches, mit der Dicke des Mauerwerkes von 1 F. zusammen gerechnet, 2 F beträgt, und vollkommen hinlänglich ist. Sie vereinigen sich bey den Schlünden, welche von der Gluthkammer kommen, mit einander, dergestalt, daß noch Mauer genug übrig bleibt, die Galerie zu tragen, und daß zugleich auch die Winkel dabey vermieden werden. Von diesen 16 Zuglöchern bringen 8 das Feuer hinter den Pfeilern, und 8 in den Umkreis der Galerie hinauf, und zwar auf die bereits bey Gelegenheit der Beschreibung der Schlünde angezeigte Weise. Es entstehen also davon im Grunde der Galerie 8 geschobene oder Rauten=Vierungen (Trapezium), deren Seiten von den Ausgängen der Zuglöcher und von den Schwibbogen der Galerie hervor gebracht werden. Mitten in diese Rauten=Vierungen kann man die zartesten Materien legen. Die Vereinigung dieser Schlünde und Zuglöcher gibt solcher Gestalt ein Feuer, welches stark genug ist, die ganze Galerie, und besonders die von dem Mittelpuncte des Herdes entlegensten Theile zu erwärmen. Es wird noch mehr als zu viel Hitze in dem Inwendigen des Ofens übrig seyn; allein, auch dieser Ueberfluß wird, wie aus dem Folgenden zu ersehen ist, benommen werden.

Die Kalksteine werden in Form eines Gewölbes nach gothischer Bauart auf den Herd aufgeschichtet. Der Fuß dieser Schicht ist unten 15 Z. breit oder dick. An dem Fuße dieses Gewölbes, den 13 Zuglöchern des Umkreises, und vornehmlich den zum Theil am Fuße dieses Gewölbes befindlichen Zuglöchern gegen über, lässet man Oeffnungen übrig, damit die Gluth sich daselbst nicht anhäufe, und der Kalk einen durch<32, 696>gängig gleichen Brand erhalte. Man könnte noch einen kleinen Gang stehen lassen, um den Arbeiter dadurch zu Hülfe zu kommen; es ist aber dieses nicht schlechterdings nothwendig, und es würde besser seyn, einige Zolle gegen die Luftlöcher tiefer zu bauen, um ihnen dadurch mehr Höhe zu verschaffen. Es kann sich indessen der Arbeiter mit den kleinen Luftlächern schon behelfen.

Man muß vor allen Dingen darauf sehen, daß man in dem Gewölbe von Kalksteinen, den Schwibbogen der Galerie gegen über, Lüftungen lasse, das Feuer um so viel besser zu vertheilen, welches sonst gemeiniglich das Kalkgewölbe verzehrt. Der Mittel=Punct dieses Herdes wird etwas bauchrund (convex), eben so wie bey der Gluthkammer, angeleget; doch wird dabey zugleich eine Abschüssigkeit, von 1 Z. auf den Fuß, von dem Boden bis zur Mündung des Ofens beobachtet, und zwar dergestalt, daß die erstern Oeffnungen, welche das Feuer in die Galerie leiten, allemahl tiefer liegen, als der Mittelpunct des Herdes. Diesemnach wird sich die Abschüssigkeit besonders in dem Umkreise befinden müssen.

Die ganze Höhe des eigentlich so genannten Ofens beträgt, angezeigter Maßen, 17 F. Es gehören nähmlich zuvörderst 3 F. Höhe von dem höchsten Theile des Herdgrundes, bis zum niedrigsten Theile der Galerie. Nach dieser Höhe erscheint in PfeiliconFig. 1789 d) ein dritter horizontaler Durchschnitt. Das Inwendige oder der Bauch des Ofens, welcher bloß für den Kalk bestimmt ist, bekommt in dieser Höhe von 3 Fuß, 8 1/2 F. im Durchmesser.

Ausser dem, daß man Krümmungen angebracht hat, von welchen die Feuerstrahlen nach oben hinauf zurück schlagen, hat man noch eine andere wichtige Ursache, den Ofen weiter zu machen, indem man damit bis über das Kalkgewölbe in die Höhe geht. Der <32, 697> Kalkstein nimmt, indem er gebrannt wird, einen kleinern Raum ein; die Theile desselben kommen, nach dem Maße, als sie von dem Feuer durchdrungen werden, unmerklich einander näher. Es würde also das Schein=Gewölbe von Kalksteinen einsinken, wenn es in der untersten Verengerung des Gemäuers, welche dasselbe in sich schließen, nicht einen Wiederstand fände, welcher mit der Verminderung der Größe desselben in einem genauen Verhältnisse steht. Aus diesem Grunde nun muß der Ofen, bis zu einer Höhe von 7 F. hinauf, inwendig immer weiter werden, weil das erste Kalkgewölbe unter dem Schlußsteine wenigstens 5 F. hoch ist, damit Platz genug übrig bleibe, daß das Feuer unter diesem Gewölbe spielen könne; und weil dieses erste Gewölbe wieder ein zweytes über sich bekommt, damit den Folgen des Einsinkens vorgebeuget werde. Ueber dies ist es auch der Natur gemäß, daß man dem Feuer einen größern Spielraum, bis zu demjenigen Orte hin, wo es seine stärkste Wirksamkeit äussert, verschaffe; welches, der Erfahrung zu Folge, gerade in einer solchen Höhe von 7 F. geschieht.

Um das Feuer besser zu vertheilen, welches, ohne diesen Umstand, beständig zu viel Gewalt auf das ihm entgegen stehende Gewölbe ausüben würde, legt man in dieser Höhe von 3 F. eine Galerie, rings um den Ofen herum, an, und zwar vermittelst einer Mauer oder eines Kranzes von Ziegeln, welche in der mittlern Dicke 7 F. hoch ist. Es beträgt die Dicke in dieser Höhe 15 Z. Oben und unten erweitert sich der Kranz, sowohl von der Seite des Innersten des Ofens, als auch von der Seite der Galerie her, in deren Grunde der Kranz 21 Z. dick ist. Ein solcher Kranz hat verschiedene Oeffnungen, von welchen ich bald nachher sprechen werde. Die mittlere Breite der Galerie, an ihrem Grunde, ist 2 F. 3 Z. Da sie <32, 698> aber hinterwärts 1 F. breiter, als vorn im Ofen, ist, um der jetzt anzuführenden Ursache willen, ausser den bereits vorher erwähnten Umständen: so bekommt die Galerie an ihrem Grunde 2 F. 9 Z. Breite, vorn aber nur 1 F. 9 Z. Diese Proportion wird in dem ganzen Umkreise der Galerie beobachtet. Die besondere Ursache von diesem Unterschiede beruhet darauf, weil das Feuer immer vor sich hin streicht, und nicht wieder in sich selbst zurück schlägt, wofern es nicht durch irgend einen im Wege befindlichen Körper dazu gezwungen wird, dergleichen Wiederstand die durch die große Thür der Gluthkammer herbey geführte Luft verursachet. Aus diesem Grunde macht man die Galerie nach hinten zu breiter, als vorn; und es ist die Breite dieser Galerie, in ihrem ganzen Umfange, nach diesem ausgeführten Verhältnisse verschieden. Uebrigens wird die Gluthkammer die Mittel an die Hand geben, die Hitze, oder wenigstens den Brand in allen Theilen des Ofens und der Galerie, durchgängig gleichmäßig zu machen.

Dem untern Boden der Galerie werden ebenfalls verschiedene Höhen gegeben. Er ist vorwärts höher, nicht nur wegen der Höhe der Mündung des Ofens, wie ich bereits erwähnt habe, sondern auch deswegen, damit das Feuer, indem es auf eine abschüssige Art in sich selbst wieder zurück schlägt, in die Höhe spiele. Die Abschüssigkeit beträgt allemahl 1 Z. auf den Fuß, in dem ganzen Umfange der Galerie.

Da die Galerie nicht überall von einerley Breite ist, so kann auch der Ausgang der Zuglöcher an einigen Orten nicht gleich lang seyn. Diese Länge steht, erwähnter Maßen, mit der Verschiedenheit der Breite der Galerie in einem genauen Verhältnisse. Wenn man, um die Materien desto besser zu schichten, die Abschüssigkeit nicht so merklich machen will, darf man nur jeden Ausgang des Zugloches, welches der Quere <32, 699> nach liegt, an der Seite, wo die Abschüssigkeit zunimmt, ein wenig ausschmiegen. Die Höhe dieser Schmiegung ist die Hälfte des Abschusses, welcher sonst, ohne dieses Hülfsmittel, zwischen 2 Zuglöchern, nach vorgedachtem Verhältnisse eingerichtet seyn müßte; solcher Gestalt würde diese Schmiegung 2 bis 3 Z. betragen.

Man stellt die Töpfer=Sachen und alle übrige zarte Materien, in der Galerie mitten auf die Rauten=Vierungen. Hat man kein Töpferwerk zu brennen, so bringt man z. B. die Dachziegel daselbst hin. Die Mauersteine, als welche nicht so zart wie die Dach=Steine sind, stellt man an den Rändern der Ausgänge auf, wie auch in die Oeffnungen der Schwibbogen, doch nur zur Hälfte; denn die Hälfte dieser Oeffnungen, von der Seite des Inwendigen des Ofens her, wird mit flachen Kalksteinen, welche man auf die Seite legt, angefüllet, als welche eben so viel leeren Raum lassen, als sie anfüllen, zum freyen Durchzuge des Feuers. Hierbey ist zu bemerken, daß man um so wenigern Spielraum für das Feuer übrig lassen müsse, je zarter die zu brennenden Materien sind. Man muß auch darauf sehen, daß man den Ausgang der Zuglöcher geschickt anbringe, dergestalt, daß das Feuer, welches sie herbey führen, in der ganzen Höhe der Galerie seine Wirksamkeit ausüben könne. Diese Höhe beträgt 8 bis 9 F., von dem untern Boden der Galerie an, bis an die Schlußsteine ihres Gewölbes.

Wir haben demnach 3 F. Höhe vom Grunde des Herdes, bis zum Grunde der Galerie; 9 F. für die größte Höhe der Galerie, über welche sie nichts weiter bekommt; 4 F. zur Abrundung des obern Theiles des Ofens, welcher sich in ein gothisches Gewölbe endigt. In dieser Höhe, welche überhaupt 16 F. beträgt, bekommt der Gipfel des Gewölbes eine Oeffnung, von 3 1/2 F. im Durchmesser, und 1 F. zur Höhe, <32, 700> um die obere Oeffnung senkrecht und fest zu machen. Folglich kommt der oberste Theil des Ofens der Gestalt eines stumpfen Kegels nahe, und es sind die Krümmen des Ofens und der Galerie, aus 3 Zirkelschnitten zusammen gesetzt, welche eine falsche Krümme beschreihen, die man sich am besten vorstellen kann, wenn man sie mit einer Eyerschale, oder eigentlich, weil diese Figur wellenförmig ausfällt, mit einem Melonen=Schnitte vergleicht.

In der Höhe von 3 F. über dem Herde, wo das Innere des Ofens, angezeigter Maßen, 8 F. 6 Z. im Durchmesser hat, befinden sich, rings um das Innere des Ofens herum, 8 große Oeffnungen, welche in gleicher Entfernung über den Pfeilern der Zuglöcher des Herdes stehen, deren Ausgang nach vorn zu gekehrt ist. Diese Oeffnungen bekommen gemeiniglich 3 bis 4 F. Höhe, und zwar des zuvor gedachten erhöheten Absatzes wegen. Ihre Breite ist 2 F., an dem Eingange der Seite des Mittelpunctes, und 3 F. inwendig in der Galerie, wo die Wölbung der Oeffnung auch erhabener, als bey dem Eingange, ist. Die Schwelle dieses Einganges bekommt eine Ausschweifung von 6 Z., auf 3 Z. Höhe. Die Pfeiler zwischen den Schwibbogen sind unten 21, und oben ungefähr 15 Z. dick. Ihre vorderste Seiten bekommen nicht mehr als 15 Z., bis zum Anfange der Schwibbogen, welche völlig gewölbet werden. Indessen werden die Pfeiler, weil man alle Ecken zu vermeiden sucht, oval oder rund, nach ihrer Lage; weshalb noch 2 Z. Breite mehr für die Oeffnungen, doch bloß bey dem Ein= und Ausgange, heraus kommen.

Ueber diesen 8 Oeffnungen oder Schwibbogen ist der Kranz, in dem ganzen Umkreise des Innern des Ofens, wenigstens in der Höhe von 1 F., völlig geschlossen, theils um diesem Kranze eine größere Festigkeit zu geben, welcher gemeiniglich sonst nur 15 Z. <32, 701> dick ist; theils um das Feuer besser zu vertheilen, und in der Galerie mehr zu verstärken. Es erscheint dieser Kranz, nach seinem horizontalen Durchschnitte, in PfeiliconFig. 1789 e), wo man die größte Breite des ganzen Ofens und der ganzen Galerie vorgestellt findet. 7 F. hoch vom Ofen, und 4 F. von der Galerie, beträgt der Durchmesser des Innersten des Ofens, ungefähr 9 F. Der Kranz ist 15 Z. dick, und die völlige Breite der Galerie macht 5 1/2 F. aus, wovon 3 F. 3 Z. für die größte Breite, 2 F. 3 Z. für die kleinere Breite, und 17 F. für den ganzen innern Durchmesser des Ofens kommen, welcher eben so viel, als dessen ganze Höhe, beträgt.

In der Höhe von 8 F. nimmt die Breite des Ofens und der Galerie ab, und dagegen die Dicke des Kranzes zu, ob gleich dieses alles nur wenig zu merken ist, weil es in jedem Theile höchstens 1 Z. Unterschied macht. Man kann dieses aus dem fünften horizontalen Durchschnitte, PfeiliconFig. 1789 f), ersehen. In dieser Höhe kommen 8 andere Oeffnungen, von eben der Gestalt, wie die vorhergehenden, zum Vorschein, sie werden aber nur 2 bis 3 F. hoch, und 1 1/2 F. breit gemacht. Man bringt sie auf die Pfeiler der vorhergehenden, und zwar dergestalt, daß die obern Schwib=Bogen auf den Pfeilern der untern, von Stockwerk zu Stockwerk wechselweise zu liegen kommen; überdies werden auch diese letztern auf eben die Art, wie die erstern, angeleget. Ihre Pfeiler bekommen 18 Z. im größten Durchmesser, da, erwähnter Maßen, ihre vorderste Fläche abgerundet ist. Es bleiben noch 2 F. für die größte Höhe der Galerie übrig; diese wendet man zu den Bogen der Galerie=Wölbungen an, welche man flacher anlegt, wofern man kein Kreutz=Gewölbe anbringen kann. Der Kranz ist wenigstens noch 1 F. hoch vollständig, d. i. 10 bis 12. F. über dem Grunde des Herdes. In dieser Höhe von 10 <32, 702> F., hat das Innerste des Ofens 8 1/2 F. im Durchmesser; der Kranz ist 1 F. 9 Z. dick. Die völlige Breite der Galerie beträgt 4 F, 6 Z., wovon 2 F. 9 Z. auf das Hinter= und 1 F. 9 Z. auf das Vordertheil, eben wie bey der Höhe von 3 F., gehen.

Die Galerie ist in der Höhe von 12 F. geschlossen, und es bleibt nichts weiter als das Inwendige des Ofens übrig, welches 8 F. im Durchmesser hat. In dieser Höhe, und den höchsten Pfeilern gegen über, sieht man 8 Zuglöcher, welche von dem Anfange der Galerie=Wölbungen herkommen, und sich mit einem flachen Bogen nach dem Innern des Ofens hin ziehen. Diese Zuglöcher bekommen zur senkrechten Höhe, von der Seite des Ofens her, 1 F., und zur Breite 10 Z.; sie werden aber, da wo sie aus der Galerie kommen, 20 Z. breit gemacht. Indem sie auf diese Art weiter fort gehen, nehmen sie, nach dem Innern des Ofens zu, an Breite ab; PfeiliconFig. 1789 g), sie theilen also dieser Höhe, und den darüber liegenden Theilen, diejenige Hitze mit, welcher diese Theile, wegen der allzu weiten Entlegenheit des Herdes, sonst verlustig gehen würden. Man muß hierbey 2, oder gar 4, dieser Zuglöcher geschickt anzubringen suchen, um das Obertheil der Galerie ausführen zu können. Folglich gibt man diesen 4 Zuglöchern an 15 Z. Höhe, und eben so viel Breite, damit ein Mann hinein und wieder hinaus kommen könne, um den Ofen geschwinder zu heitzen und abzukühlen. Dieses sind diejenigen 4 Zuglöcher, welche, da wo sie aus dem Zugloche über der Mündung des Ofens herkommen, rechtwinkelig angeleget werden. Das Maß der Pfeiler in dieser Gegend ergibt sich aus der Breite der Zuglöcher von selbst. Sie müssen, wie die Abbildung zeigt, beynahe oval seyn; daher werden die Zuglöcher, von der Ofenseite her, 5 Z. breit gemacht.

<32, 703>

Man theilt die Höhe dieser 8 Zuglöcher, welche 13 F. über dem Boden des Herdes beträgt, dem Innern des Ofens nach in 2 Hälften ab. Die eine Hälfte läuft rechter, und die andere linker Hand. Vermittelst einer schiefen und gewundenen Auszackung aber, von 4 Z. Breite, 3 Z. Tiefe, und 2 F. senkrechter Höhe, welche man inwendig in dem Gemäuer des Bauches des Ofens anbringt, vereinigt man die rechte Hälfte des einen Luftloches mit der linken Hälfte eines andern, und so alle 8 Luftlöcher durch, welche also in gedachter Höhe von 2 F., d. i. 15 Z. hoch über dem Herde, zwischen den vorhrrgehenden durchbrochen sind; PfeiliconFig. 1789 h). In dieser Höhe bringt man den Durchmesser des Ofens ungefähr auf 5 1/2 Fuß.

Da wo sich die Auszackungen vereinigen, legt man die Offnung dieser 8 letztern Luftlöcher rund, und von 6 Z. im Durchmesser, an, damit sie die äussere Luft, vermittelst eines Ausganges von 5 Z. im Durchmesser, erreichen mögen; PfeiliconFig. 1789 i). Man ordnet diese Ausgänge oben rings um die Oeffnung herum, in einer gleichen Weite von einander, und zwar 15 Z. vom Rande dieser Oeffnung; d. i. es müssen diese 8 Ausgänge unter einander einen Durchmesser von 6 F. haben. Solcher Gestalt wird die senkrechte Höhe dieser 8 letztern Zuglöcher von 2 F. werden, davon der eine Fuß hinterwärts ein wenig schief, 6 Z. flach läuft, und der andere senkrecht gerade hinauf geht. Die obere Oeffnung, welche mitten an diesen Luftlöchern ist, geht ebenfalls bleyrecht 1 F. hoch hinauf, und sie hat 3 1/2 F. im Durchmesser, von der Höhe von 16 F. an; und hiermit endigt sich die völlige Höhe des Ofens von 7 Fuß.

Die äussern Ränder der obern Oeffnungen werden mit 8 oder 16 guten Sandsteinen gemacht oder gedeckt, welche sehr fest, und besonders dazu 2 1/2 F. lang <32, 704> geschnitten seyn müssen. In diese macht man, nach Maßgabe der kleinen Luftlöcher, Einschnitte oder Fugen. Man gibt diesen Steinen nach Proportion eine Abschüssigkeit, je mehr sich dieselbe von dem Rande entfernt, damit das Wasser um so viel leichter herab laufen möge. Um mehrerer Festigkeit willen, werden die Theile oben, wo sie mit dem Feuer keine Gemeinschaft haben, mit Kalk und Mörtel gemauert, und zwar rings herum von aussen am Ofen, so daß sie immer niedriger werden, je weiter man sich von dem Mittelpuncte entfernt; und es wird also das Gemäuer über den Wölbungen wenigstens 3 F. dick, wenn man die Gewölbdecke mit darunter begreift. Das übrige kann mit Lehm ausgestampfet, und mit Sandsteinen darüber gepflastert werden, damit die Karren bequem dazu kommen können; und es darf dieses nur 6 F. weit vom Rande der obern Oeffnung geschehen. Man könnte auch das ganze Mauerwerk von aussen, sowohl darunter als auch darüber, und in seinem ganzen Umfange, mit einer 3 Z. dicken Lage von Eisenschlacken überkitten, und mit starkem Mörtel zubereiten, um den Ofen heißer zu haben, und alle Feuchtigkeit abzuwenden. Bey diesem Kitte von Eisenschlacken braucht man keinen Kalk und Mörtel, ausser wenn man die Lage des Schlacken=Mengsels damit bekleiden wollte, welches noch besser wäre, indem man dergleichen Ofen weder zu trocken, noch zu fest machen kann. Oben hält man die kleinen Oeffnungen mit Dachsteinen, oder umgekehrten Töpfen, oder, welches noch besser ist, mit Stöpseln von gebranntem Lehm, zu, welche man mit einem Henkel, dergleichen die Töpfe haben, versieht, um diese Zuglöcher, deren Durchmesser am Ausgange, angezeigter Maßen, 5 Z. groß ist, und den man zum Einpassen der Stöpsel einrichten muß, gleichsam hermetisch, oder nur zum Theil, zu verschließen. Solcher Gestalt macht man den Stöpsel an sei<32, 705>nem untern Theile dünner, um denselben, wie einen Keil, von 3 Z. groß, in den für ihn bestimmten Gang hinein zu passen.

Man wirft den Kalkstein haufenweise durch die große Oeffnung, bedeckt aber diesen Haufen, nach Belieben, mit Kalksteinen von mittlerer Größe, welche man mit angefeuchtetem Lehm bekittet, so bald das Feuer einmahl den Haufen durchdrungen hat, in dessen Umkreise man, zwischen den Luftlöchern, welche mit der Höhe des Ofens wagerecht liegen, 8 viereckige Oeffnungen lassen muß, welche eben so viel leeren, als vollen Platz ausmachen, und welche man, wenn es nöthig ist, mit Dachsteinen oder andern Deckeln verschließen kann. Die Kalksteine, welche nach dem Verhältnisse, als sie gebrannt werden, nieder sinken, kommen völlig in den Ofen hinein, und man kann es an folgenden Merkmahlen erkennen, ob sie vollkommen gebrannt seyn: 1. Wenn sie bis unter den Hals des Ofens, d. i. bis unter den 17ten Fuß, oder doch beynahe so tief, nach dem man viel oder wenig Steine hat, nieder sinken; 2. wenn der Ofen nur noch eine blaue Flamme, wie ein brennender Schwefel, von sich gibt, und man an denen Oberflächen, durch welche das Feuer streicht, nicht dir mindeste Schwärze mehr gewahr wird. Wenn die Flamme nicht blau spielt, wird noch immer einige Schwärze zurück bleiben, zum Beweise, daß noch rohe Theile vorhanden seyn; und eben an diese Oerter, wo noch dergleichen Schwärze zurück bleibt, muß man die Flamme bringen; und hierzu hat man bey dieser Art von Ofen verschiedene Mittel, welche man bey allen übrigen Arten nicht hat. Indem die Decke des Kalkofens sich von selbst erhält, und zwar vermöge ihrer Aufschichtung, so ist das Feuer, welches darunter wirket, weit heftiger, um die Materien, welche zuletzt eingesetzt worden sind, völlig zu brennen; und was das beständig <32, 706> hinauf steigende Feuer nicht im Anfange bewirken konnte, das hohlt seine Wirksamkeit bald wieder nach. Uebrigens muß man wegen etwa zurück bleibender weniger Schwärze nicht gleich unruhig werden; es ist viel besser, das wenige stehen zu lassen, als sich, durch Verstärkung des Feuers, der Gefahr auszusetzen, den übrigen bereits gebrannten Materien zu viel Hitze zu geben. Man würde bisweilen viel eher alles Untere schmelzen und verderben, als dergleichen Schwärze hinweg bringen. Man hat indessen hierbey kein besseres Mittel, als das Feuer nach Belieben zu richten; man muß sich in Zeiten darauf anschicken, und zu dem Ende das trockenste Holz, und welches die helleste Flamme gibt, bereit halten.

Man muß demnach alle Aufmerksamkeit anwenden, erfordernden Umständen nach, die Zuglöcher verschlossen oder offen zu halten. Geht zu viel Hitze durch ein Zugloch, so verstopft man dasselbe; und hingegen öffnet man es da, wo nicht Hitze genug ist; und damit verfährt man abwechselnd, wobey man zugleich dafür sorget, die Thür der Gluthkammer zu öffnen, welche dem Zugloche, durch welches man die Hitze herbey führen will, gegen über liegt. Und da die obern Zug=Löcher mit den Schlünden der Gluthkammer auf einander treffen, kann man die Flamme und Hitze circuliren lassen, so daß man, wenn man will, das Gleichgewicht des Feuers wieder herstellet. Man hat den Grad der Hitze völlig in seiner Gewalt, und kann überall einen gleichen Brand, und so wie man ihn nur verlangt, hervor bringen.

Die Ersparung des Holzes wird um so viel beträchtlicher seyn, wenn man dasjenige, was in Ansehung der untern Theile, mit seiner gar zu starken Hitze Schaden thun würde, zu recher Zeit zum Nutzen anwendet, und von der Hitze der Gluthkammer Gebrauch macht, welche sonst ganz unnütz bleiben würde. Man <32, 707> kann nähmlich, ohne gleichsam die Menge des Holzes zu vergrößern, eine Menge Ziegel brennen, welche weit einträglicher sind, als derjenige Kalk, den man ganz allein, mit wenigern Holze, als für den ganzen Brand nöthig ist, nicht hätte brennen können.

Man kann also, vermöge einer solchen Bauart, auf einmahl alle die zu brennenden Materien brennen; den Kalk, in der Mitte oder in dem Bauche des Ofens; die Ziegel, und auch so gar die Töpferwaare, in den verschiedenen Stellen der Galerie. Die angezeigter Maßen mit Vortheile angebrachten Zuglöcher erleichtern die Absicht, überall einen gleichmäßigen, oder dem erforderlichen Grade vollkommen gemäßen Brand hervor zu bringen. Man kann hier den Kalk allein brennen, oder nur Ziegel, oder Töpfersachen allein, wiewohl mit etwas mindern Nutzen und einiger Veränderung.

Es gehen in diesen Ofen wenigstens 8 große Maße (Muids) Kalk, und 20,000 Stück Mauersteine von 8 gegen 4 Zoll, und 2 Z. Dicke, oder 12,000 Stück Dachziegel, von 11 gegen 7 Z. und 6 Lin. Dicke, oder andere Materien nach Proportion. Zu 3 nach einander folgenden Bränden gebraucht man nicht mehr, als 6 Kubik=Klafter (Toise cube) gutes und gesundes Holz.

Wollte man in einem solchen Ofen bloß Mauer=Steine oder Töpfersachen brennen, so darf man nur, an statt des Kalkgewölbes, ein Gewölbe von Mauer=Steinen auf dem Herde errichten, woran man Oeffnungen nach Proportion auf eine geschickte Art anbringen muß, wie oben bey Beschreibung des Kalk=Gewölbes gezeigt worden ist, um das Feuer in dem Ofen und der Galerie zu unterhalten; und es ist diese Galerie in dem Falle gar nicht nöthig, wenn alle Materien durchaus gleichartig sind. Bey einer oder der andern dieser Verschiedenheiten, darf das ganze Ge<32, 708>bäude nur von engerm Umfange seyn; nur muß es dabey zugleich nach eben denselben Grundsätzen und Verhältnissen angeleget werden. Hierbey ist anzumerken, daß bey einem kleinern Ofen die Anzahl der Schwibbogen, Krümmen und Zuglöcher, auch kleiner seyn müsse, nähmlich von 7 und 14, 6 und 12, um den Bau desto fester zu machen. Was die Materien, und zwar in dem Falle, betrifft, wo die obere Oeffnung gar nicht nothwendig ist, wie bey den Töpferwaaren, so wird der Ofen oben geschlossen; und um diese Oeffnung zu ersetzen, werden oben noch 9 andere Zug=Löcher angebracht, 1 in der Mitte, und die 8 übrigen rings um das 9te diesseits, und zwischen den 8 vorher beschriebenen, um dieselben auf eine gleiche Art öffnen oder verschließen zu können. Alsdann aber hat man 2 gerade über einander stehende (verticale) Oeffnungen nöthig, von welchen die unterste am größten ist, um den Ofen an dem bequemsten Orte zu nutzen. Man mauert sie mit Ziegeln zu, um das Feuer beysammen zu halten, und öffnet sie, wenn man den Ofen wieder in Stand setzen will.

Erklärung der Figuren. PfeiliconFig. 1789 a). Dieser Riß stellt den Grund oder Fußboden von dem Gluthherde (Gluthkammer, Heitzkammer, Kohlenkammer, Débraisoir,) und von dem ganzen Ofen, vor.

a, der Mittelpunct der Heitzkammer, oder des Aschenbehälters, worein die glühenden Kohlen kommen.

b, die Thüren der Heitzkammer. Es sind dieses die untern Oeffnungen, durch welche man die Asche heraus langet.

c, stellt denjenigen Theil der Heitzkammer vor, welcher sich unterhalb der Mündung des Ofens befindet.

d, die Ausschnitte oder großen Thüren der Heitzkammer, und gleichsam die Vorkammern derselben.

e, Communicationsthüren der Heitzkammer mit dem runden Hohlwege (Canale), vermittelst der Ausschnitte.

f, Thüren, welche zwischen der Gluthkammer und dem runden Hohlwege eine Gemeinschaft in demjenigen <32, 709> Theile unterhalten, welcher sich unterhalb der Mündung des Ofens befindet, und zu eben demselben Gebrauche sind, wie die untern Thüren bey b.

g, die untere Galerie, oder der runde Hohlweg unter der Erde, welcher zwischen den 2 Mauern angebracht ist.

h, Thüren, welche zu den Kellern, oder zu dem Auswendigen in der untern Galerie, führen.

i, Schlangenkrümmungen, (Schlünde, Creneaux,) welche sich vorwärts endigen, wie bey h in PfeiliconFig. 1789 c) zu sehen ist. Man wird diejenigen leicht erkennen, welche ein wenig breiter ausgebogen sind.

l, Schlangenkrümmungen, welche nach der Quere auslaufen, wie bey g in PfeiliconFig. 1789 c) zu sehen ist. Man unterscheidet diejenigen leicht, welche an den Seiten der unterhalb der Mündung des Ofens befindlichen Oeffnungen angebracht sind.

Die punctirten Bogen bezeichnen diejenigen Schlangenkrümmungen, welche nur über den hohen Thüren der Heitzkammer angeleget werden können. Man hat die Pfeiler der niedrigen Thüren an diesem Theile zurück gerückt, um den Durchgang der Hitze durch diese Schlangenkrümmungen zu erleichtern.

Die punctirten Linien bezeichnen die Schlußkanten (Feillures).

x, die Linie des Durchschnittes.

y, der Maßstab, da 3 Linien einen Fuß ausmachen, welcher zugleich für alle folgende Figuren dient.

PfeiliconFig. 1789 b), stellt die Heitzkammer in der Höhe von 5 Fuß vor. Diese Figur ist von der ersten nur darin unterschieden, daß die Tiefe der Schlangenkrümmungen 9 Zoll mehr beträgt. Die Nachweisungen sind dieselben, wie auf der vorhergehenden; nur folgende 2 Stellen sind ein wenig verschieden; nähmlich:

b, die obern Thüren zur Heitzkammer, durch welche man die Gluth umrührt.

f, das Obertheil über den Thüren, welche von dem runden Hohlwege zur Heitzkammer, an demjenigen Orte, führen, der sich unterhalb der Mündung des Ofens befindet.

Ueber dieser Höhe gehen die übrigen Wölbungen an.

<32, 710>

PfeiliconFig. 1789 c). Dieser Riß stellt den Grund oder Fuß=Boden des Herdes vor, welcher 10 1/2 F. höher liegt, als der Grund des ganzen Ofens.

a, die Mitte des Herdes.

b, die Mündung des Herdes, welche ein Stück des Herdes mit ausmacht.

c, der Eingang zur Mündung des Ofens, durch welchen man die Arbeiten verrichtet.

d, Ausschnitte, oder Oeffnungen, um den Rauch in den darüber seinen Anfang nehmenden Rauchfang hinein zu treiben. Man kann durch dieselben die Gänge der gegen über liegenden Schlangenkrümmungen, wie auch die Ausgänge der Zuglöcher verschließen, wie man bey i in der folgenden Figur vorgestellt sieht.

e, Zuglöcher, deren Ausgang der Quere nach läuft, wie bey g zu sehen ist.

f, Luftlöcher, welche sich nach vorn zu endigen, wie h zeigt.

g, Ausgänge nach der Quere.

h, Ausgänge nach vorn.

i, Ausschnitte, um die Gänge der Schlangenkrümmungen zu schließen, welche quer auslaufen.

l, Ausschnitte, um die Gänge der Schlangenkrümmungen zu schließen, welche nach vorn auslaufen.

Man hat hier diese Ausschnitte beygefüget, zu mehrerer Erleichterung des Mittels, die Hitze der Gluthkammer, unterhalb der Vereinigungsorte der Schlangenkrümmungen und der Zuglöcher, aufzuhalten, damit diese Hitze auf keinerley Weise zum Ofen hinein dringen könne. Diese Ausschnitte dürfen nur 4 Z. hoch seyn. Diese Höhe ist vollkommen binlänglich, Deckel von Dachziegeln aus Einem Stücke hinein zu schieben, um diese Gänge zu verschließen. Diese Ausschnitte steigen ein wenig nach dem Ofen zu aufwärts, damit man die Deckel um so viel leichter hinein schieben könne, und damit die Hitze nicht so leicht verfliege. Alle diese Ausschnitte werden verschlossen gehalten, so lange der Ofen im Feuer steht. Man mauert dieselben mit einer Reihe von Ziegeln, nach der Länge und den Seiten. Es werden die Mauersteine besonders zu dieser Absicht gebrannt, und es lassen sich <32, 711> dieselben in einem Augenblicke weg heben, und wieder hin setzen.

PfeiliconFig. 1789 d), stellt den Ofen nach der Höhe des geraden Bodens der Galerie vor.

a, Mitte des Ofens, 3 Fuß hoch.

b, die Galerie, an der breitesten Stelle, nach ihrem geraden Boden.

c, die Galerie, an der schmählsten Stelle. Sie neiget sich von c nach b.

d, Oeffnungen oder Schwibbogen, vermittelst deren das Feuer des Herdes mit der Galerie Gemeinschaft hat.

e, Quer=Ausgänge, welche durch die Ausschnitte g geschlossen werden.

f, Ausgänge nach vorn zu, welche durch die Ausschnitte h geschlossen werden.

i, Ausschnitte, um die Quer=Ausschnitte der Zuglöcher an diesem Orte zu schließen.

Man hat hier alle diese Ausgänge an demjenigen Orte vorgestellt, wo dieselben sich verschließen lassen; d. i. 2 Zoll niedriger, als sie auf diesem Risse erscheinen. Sie richten sich, der Höhe dieses Risses gemäß, nach dem Zirkelzuge, welcher die geschlängelte oder wellenförmige Gestalt vorstellt, und man sieht das Ende dieses Zuges in der folgenden PfeiliconFigur.

l, der Mantel des Rauchfanges läuft nach dieser Höhe hinan. Die Zwischenmauer oder Scheldewand desselben nimmt etwas höher in der Wölbung der Thüre ihren Anfang, und ist in der folg. PfeiliconFigur abgebildet.

PfeiliconFig. 1789 e). Dieser Riß stellt den Ofen nach seiner größten innern Breite vor, welche sich in der Höhe von 7 F. über den ebenen Boden des Herdes befindet.

a, Mitte des Ofens.

b, die Galerie, welche rings herum geht.

c, die Zwischenmauer des Rauchfanges.

PfeiliconFig. 1789 f), bildet den Ofen, in der Höhe von 8 Fuß, ab.

a, Mitte des Ofens.

b, die Galerie, welche rings herum geht.

c, Oeffnungen, oder Schwibbogen.

d, Pfeiler, oder Tragemauern.

e, Fortsetzung der Zwischenmauer des Rauchfanges.

<32, 712>

PfeiliconFig. 1789 g), stellt den Ofen, in der Höhe von 12 Fuß, vor.

a, der Ofen.

b, Schlangenkrümmungen, wodurch das Feuer aus der Galerie wieder in den Ofen zurück kommt.

c, Fortsetzung der Zwischenmauer des Rauchfanges.

PfeiliconFig. 1789 h), Vorstellung des Ofens in der Höhe von 15 Fuß.

a, Ofen. Das Obere der Wölbungen der Galerie ist hier etwas lichter schattiert.

b, Luftlöcher.

c, Fortsetzung der Zwischenmauer des Rauchfanges.

PfeiliconFig. 1789 i), stellt den Ofen vor, wie er von oben herab aussieht.

a, obere Oeffnung des Ofens.

b, Ausgänge der Luftlöcher.

c, die Spitze oder das Oberste des Rauchfanges.

PfeiliconFig. 1789 k). Dieser Durchschnitt stellt den Ofen vor, wie er von unten herauf aussieht, und halb durchschnitten ist, nach der Linie x in PfeiliconFig. 1789 a), von der Mündung des Ofens an, bis zu der gegen über liegenden großen Thüre der Heitzkammer, gerechnet.

g. An diesen Stellen ist das Mauerwerk nieder gerissen, um die Höhe der untern Galerie zu zeigen.

b. Auch an diesen Orten ist das Mauerwerk weggenommen, damit man die Ausgänge der obern Zuglöcher sehen könne.

k. Hier ist die Art und Weise vorstellig gemacht, wie der Kalk oben im Ofen aufgeschichtet liegt.

Man brennt auch mit Holzkohlen Kalk aus harten Steinen; und man könnte wirklich in allen kegel= und pyramidenförmigen Oefen, sowohl Holzkohlen als auch Torf brennen. Man pflegt aber an einigen Orten, wo man bey Holzkohlen Kalk brennt, solches in besonders walzenförmigen Oefen zu bewerkstelligen, wie z. B. in Frankreich, in den Gegenden von Mezieres und Sedan geschieht.

Ein walzenförmiger Ofen, welcher 18 F. hoch, und 4 1/2 inwendig im Durchmesser ist, PfeiliconFig. 1790 a) <32, 713> und b), enthält ungefähr 286 Kubik=Schuh körperlichen Inhalt, und wird mit 189 Kubik=Schuh harten Kalksteine, und 120 Kubik=Schuh Holzkohlen, angefüllet. Diese Quantität Kohlen wird durch die Steinsätze, welche sie zu tragen hat, ungefähr auf 24 Kubik=Schuh ihres Inhaltes, oder 17 Z. ihrer Höhe, welche sie bey dem Einsetzen einnahm, in dem Ofen zusammen gedrückt und vermindert.

Wenn man den Ofen einsetzt, legt man anfänglich auf seinen Boden und an seinen Schlund etwa 7 Z. hoch platte Steine, oder so genannte Schlundsteine (Goulettes), E, zwischen welchen man einen viereckigen Gang A, 7 bis 8 Z. weit, lässet, den man längst dem Schlunde mit eben solchen Steinen bedeckt, und inwendig im Ofen mit langen, kreutzweise über einander gelegten Kohlen versieht, damit kein Staub hinein fallen und verstopfen könne. Auf diese Schlund=Steine macht man den ersten Kohlensatz D, 9 Z. hoch, welcher 12 Kubik=Schuh Kohlen erfordert.

Die Steine der ersten Schicht, P 1, dürfen nicht stärker seyn, als mittelmäßige Renettenäpfel, und an Höhe etwas weniger, als 10 Z., betragen. Unmittelbar darauf legt man noch eine andere Schicht Steine, q, deren jeder 8 bis 10 Kubik=Zoll enthält, oder beynahe doppelt so viel als die vorigen, und macht ihre Oberfläche so eben, als nur möglich ist, um einen neuen Kohlensatz darauf zu geben. Dieser ganze Satz, welcher aus den beyden Schichten P 1, q, besteht, ist ungefähr 1 F. dick.

Jeder andere folgende Kohlensatz wird aus 18 Kubik=Fuß Kohle gemacht; allein die Steinsätze werden immer dicker gesetzt, je höher sie kommen, ausgenommen der letzte. Der zweyte, r P 2, 5, ist etwa 16 Z. stark, die folgenden aber sind deren 20, 24, 27 nur der 7te ist 15 Zoll.

<32, 714>

Man macht jeden dieser Steinsätze aus 3 Schichten, von zwo verschiedenen Größen; nähmlich die eine, P 2, aus kleinen Steinen, wie die, welche auf den ersten Kohlensatz kamen, die man zwischen 2 andere Schichten von größern Steinen, 1 und 5, schließt. Diese stärkere nennt man die aufrecht stehenden und geraden (les dressées), sowohl deswegen, weil man sie mit Fleiß auf die hohe Seite stellet, als auch, weil man ihre ebenste Seite jederzeit den Kohlen zukehret. Sie müssen auch nicht zu enge in einander kommen, damit der eine Kohlensatz leicht dem andern das Feuer mittheilen könne. Alle diese aufrechte Steine haben kaum 1 Z. Dicke, 3 bis 4 Z. Länge und Breite zu den untersten Sätzen, und 6 bis 7. Z. Breite und Länge nach dem Obertheile des Ofens zu. Den letzten Steinsatz, P 7, bedeckt man mit etwas kleinen Steinen, welche kugelig geleget werden, und bloß zu Erhaltung der Hitze dienen. So, wie man das Untertheil des Ofens einsetzt, mauert man auch den Schlund C zu, bis auf 2 F. dick, dergestalt, daß weiter nichts offen bleibt, als der Gang A, welcher dem Feuer zum Luftzuge dient.

PfeiliconFig. 1790 a), zeigt den Grundriß dieses Ofens, wie er durch seinen Schlund horizontal abgeschnitten ist. Er ist 10 F. ins Gevierte, von Mauerwerke gemacht, in dessen Mitte sich ein leerer Cylinder, von 4 1/2 F. im Durchmesser, befindet.

PfeiliconFig. 1790 b), ist der senkrechte Durchschnitt dieses Ofens, welcher durch seinen Schlund, und nach der Linie B R der PfeiliconFig. 1790 a) gemacht worden ist.

Man bedient sich auch der Tagekohlen, d. i. einer Art gegrabener Holzkohlen, welche am Tage, d. i. nahe unter der Dammerde gefunden und auch Erdkohlen genannt werden, zum Kalkbrennen. Bünting *

*
Sylos subterran. c, 27.

<32, 715> hat schon angemerkt, daß solches viele Jahre zu Wettin bewerkstelliget worden ist, und ich will die dahin gehörige Stelle, welche Lesser *

*
In der Lithotheologie, 4 Abth. 1 B. 2 Cap.

anführt, weil sie die ganze Structur des dazu gehörigen Ofens, wie auch das Manoeuvre des Brennens enthält, hieher setzen:

„ Man macht einen Ofen in Gestalt eines Kessels, unten etwa 1 1/2 Ellen weit, und nach gerade immer weiter, so hoch man will, und unten auf dem Boden 3 Löcher, auf 3 Seiten des Ofens hinein, etwa 1 E. hoch, und 3/4 E. breit, da man das Feuer anmacht, und den gebrannten Kalk heraus zieht. Hernach legt man durch die 3 Löcher, 3 Wellen Reisholz, daß die Spitzen heraus stehen, und füllet es sodann inwendig mit klein gehacktem Wellholze, eine Schicht hoch, aus; hacket alsdann ein Malter Scheitholz ganz klein, legt solches schichtweise auf das Reisholz, schüttet darauf eine Schicht Tagekohlen, 3 Z. hoch; dann eine Schicht Kalkstein, 3 Z. hoch; dann wieder eine Schicht Kohlen, 1 1/2 Z. hoch; dann Steine, 3 Z. hoch, und also eines um das andere, bis der Ofen voll ist; macht hernach Feuer darunter in das Reis=Holz in allen 3 Löchern, lässet es 12 Stunden gehen, zieht alsdann die Holzasche und den Unrath heraus, und lässet es wieder 24 Stunden stehen; sodann kann man alle Tage Morgens früh etwa um 4, und Nachmittags um12 Uhr, ausziehen, und allezeit schichtweise oben wieder voll setzen, so geht der Ofen nicht aus, und kann dessen, so viel man benöthigt ist, hinter einander weg brennen. ”

Mit Steinkohlen, lässet sich der Kalk auf zweyerley Art brennen. Auf die eine Art, wird die ganze Schicht, sowohl Kalksteine als Kohlen, auf einmahl aufgetragen, und, wenn diese ausgebrannt sind, der Ofen gesäubert, und zu einem neuen Brande zubereitet. Die Gestalt und Bauart solcher Oefen hat von <32, 716> denen, worin der Kalk mit einem Holz= und Flammen=Feuer gebrannt wird, keinen wesentlichen Unterschied; diese Art der Bearbeitung aber ist viel schwerer und kostbarer, als die mit der zweyten Art Oefen, die man Flußöfen (Four coulant) nennt.

Eine Abbildung eines Kalkofens bey Wildenfels, worin mit Steinkohlen gefeuert wird, findet man im 19 Vers. der bresl. Samml. a. d. J. 1722, S. 57.

Von den in England gebräuchlichen Oefen, liefert Hr. Schreber, im 9 Th. seiner neuen Cameralschr. S. 132, fgg. die Beschreibung. PfeiliconFig. 1791 a) stellt den Grundriß, PfeiliconFig. 1791 b) das Profil, und PfeiliconFig. 1791 c) die Façade eines solchen Ofens dar. Die ganze Construction dieses Ofens besteht aus einem ausgemauerten Vierecke, a b c d, PfeiliconFig. 1791 a), und aus einem conischen Cylinder E, welcher bey D D, PfeiliconFig. 1791 b), deutlicher zu sehen ist. PfeiliconFig. 1791 a) ist eine Passage, welche als ein gewölbter Gang mitten durch das Gebäude geht, um sowohl dem Feuer den Zug zu geben, als auch den gar gebrannten Kalk heraus zu fördern, dessen Höhe und Weite in e f, Fig. 1791 Pfeiliconb) und Pfeiliconc), zu sehen ist. Unter dem Mittel=Puncte des cylindrischen Kegels, ist ein steinernes Gestell, oder eine Tafel, F, F. 1791 Pfeilicona), und G, F. 1791 Pfeiliconb) und Pfeiliconc); diese dient, den Kalk, welcher nach und nach herunter sinkt, anfzuhalten, daß nicht mehr herunter sinken möge, als nöthig ist, und der Kalk=Brenner ihn nach und nach abnehmen könne. Zu dieser Absicht ist in den 2 Angeln m n, PfeiliconF. 1791 c), ein eisernes Gitter K angebracht, welches mit einem Arme herunter gelassen oder aufgemacht wird, wenn der gebrannte Kalk auszunehmen ist, und wieder aufgeschlagen, oder, wenn dieses geschehen ist, zugemacht wird, woraus der Nutzen des Gestelles F abzunehmen ist. Es ist aber kein Rost in diesem Ofen nöthig, weil die Luft ihren erforderlichen Zug durch das unterste Segment oder <32, 717> Ausschnitt des Kegels in L, F. 1791 Pfeilicona) und Pfeiliconb), und K, F. 1791 Pfeiliconc), hat. Dieses Viereck ist nun in o, p, q, r, Fig. 1791 Pfeilicona) und Pfeiliconb), ganz mit Erde ausgefüllt, daß die obere Fläche s, t, Fig. 1791 Pfeiliconb) und Pfeiliconc), eben sey, welches dazu dient, um allezeit eine vorräthige Menge von Steinkohlen und Kalkstein darauf liegen zu haben, und in den Ofen werfen zu können. PfeiliconFig. 1791 c) stellt den ganzen Ofen mit seinem Dache dar, wo man in H, I, Oeffnungen oder Thüren findet, durch welche die Kohlen und Kalksteine aufgekarret werden, welches vermittelst einer Anfahrt (Apparelle) geschieht, welche von der Erde zu solcher Höhe aufgeführt wird, um mit Karren bequem auf und ab zu fahren. Dergleichen Anfahrt darf nur eine, in I, oder H, seyn.

Zu Anfange, wenn der Ofen angebrannt werden soll, setzt man ungefähr 1/2 Klafter Scheitholz auf das Gestell F, PfeiliconF. 1791 a), oder G, PfeiliconF. 1791 b), welches etwa so hoch als x, PfeiliconF. 1791 b), reichet. Auf dieses Holz werden von oben herunter Steinkohlen, etwa eine Hand hoch, geworfen, und dann der Ofen ferner mit Kohlen und Kalkstein fast voll gefüllet; und alsdann wird das Feuer unten angemacht. Wenn das Feuer alles durchdrungen hat, wird der Ofen mit Kohlen und Kalkstein ganz voll geworfen. Wenn unten kein Feuer mehr gespüret wird, wird das eiserne Gitter sacht herunter gelassen, und der Kalk, welcher kaum noch warm ist, herunter gefördert, und wieder zugemacht. So viel oben die Materie abnimmt, wird wieder nachgefüllet, und also beständig fortgefahren, so daß ein solcher Ofen 6, 8 und mehr Monathe beständig fort geht.

In Schlesien, sind die ersten englischen Kalköfen bey Fürstenstein, auf Kosten des Hrn. Grafen v. Hochberg erbauet worden, und mit dem glücklichsten Erfolge, schon seit mehrern Jahren, im Gange. Die<32, 718>sem Beyspiele haben nach und nach mehrere gefolgt, und seit einiger Zeit sind fast alle Kalkbrennereyen in der Grafschaft Glatz, deren Anzahl beträchtlich ist, auf dergleichen Oefen zum Steinkohlenbrand, theils auf einene Entschließung der Besitzer, theils auf höhere Veranlassung eingerichtet worden.

Auch in Sachsen hat man Oefen, in welchen der Kalk mit Steinkohlen gebrannt wird, angelegt. Zu Münchhof, einem Dorfe bey Döbeln, sind 5 Oefen, die mit Steinkohlen aus der dresdner Gegend gefeuert werden. Nach dem Muster des zu Obersdorf, unweit Sangerhausen, befindlichen, ist in der Grafschaft Stollberg=Roßla, unweit dem Dorfe Uftrungen, ein anderer erbauet worden, welcher nach der Beschreibung des Hrn. Kammerrath Kuntzen zu Stollberg, (in Schrebers neuer Cameralschr. 12 Th. S. 368, fgg.) folgender Maßen eingerichtet ist. Fig. 1792 Pfeilicona), Pfeiliconb) und Pfeiliconc). Es ist derselbe von gemeinen Bruchsteinen aufgemauert, steht zum Theil in dem Berge, aus welchem der Kalkstein gebrochen wird, und hat äusserlich die Gestalt eines Cylinders, A B C D, inwendig aber eines umgekehrten abgekürzten Kegels oder Trichters, E F G H. Seine Höhe I K, oder A C und B D, ist 10 F., und die oberste Weite oder der Durchmesser seiner Mündung E F, ist 11 F.; die unterste hingegen, G H, beträgt 4 F. Die oberste Stärke der Mauer A E ist 6 F., und wächst unten auf 10 1/2 F. Er hat unten auf dem Boden 3 große Schlünde, L, ungefähr 5 F. hoch und weit, welche 6 F. tief in die Mauer hinein gehen. Aus jedem derselben geht wieder eine kleinere Oeffnung, M, in den Ofen, und diejenige, in welcher das Feuer angemacht wird, ist 2 F. weit und hoch, die andern beyden aber halten in der Weite 18 Z., und in der Höhe 2 F., und sind mit eisernen Thüren versehen. Ungefähr 3 1/2 F. über jeder dieser Oeffnungen befindet sich noch ein <32, 719> kleines Zugloch, N, etwa 6 Z. im Gevierte, welches mit einem Steine zugesetzet werden kann, nach dem man den Zug des Feuers dirigiren und vermehren oder vermindern will.

Die Methode, welche man bey dem Brennen beobachtet, ist folgende. Es wird unten auf dem Boden 1 Mandel dazu zubereitetes und zurecht gebrochenes Well= oder Reisholz, auf dieses aber 1 Malter zugehacktes Scheitholz gelegt, und auf dieses eine Schicht Steinkohlen geschüttet, und gerade gemacht, diese mit Steinkohlen nur dünn wieder bedeckt, und so weiter von Kalkstein und Kohlen stratum super stratum gemacht, bis der Ofen ganz angefüllt ist. Wenn er so lange gestanden hat, bis unten kein Feuer mehr, und der unterste Kalk gar gebrannt ist, wird derselbe aus den 3 Löchern M heraus gezogen, und so viel, als sich oben in dem Ofen gesetzt hat, mit Kohlen und Kalk=Stein schichtweise wieder angefüllet, mit welcher Arbeit man wohl 4 Wochen fortfahren kann, ehe man nöthig hat den Ofen von neuem vorzurichten, und mit Well= und Scheitholz wieder zu feuern; und man bekommt dabey, ausser einigen Stückchen Schlacken von den Kohlen, die man heraus lieset, sehr wenig Asche.

Im 8 St. der oekon. Nachr. der patriot. Ges. in Schles. a. d. J. 1774, liefert Hr. Heller die Beschreibung eines bey Freyberg im schweidnitzischen Kreise befindlichen Ofens, worin mit überaus großem Vortheile der Kalk bloß durch Steinkohlen gebrannt wird. Vor einigen Jahren wurde in dortiger Gegend ein neuer Kalkbruch entdeckt, und auf Befehl der Grundherrschaft sofort Versuch gemacht, ob man die Steinkohlen mit Vortheil bey dem Kalkbrennen anwenden könne. Die erstern, im Kleinen angestellten Proben fielen so glücklich aus, daß größere unternommen, und, als auch diese gelangen, 2 Oefen zu dieser <32, 720> Absicht erbauet wurden, von denen der eine, ob er gleich mehr nicht als 1 Klafter Steine faßt, in 15 Monathen 700 bresl. Scheffel fertigen Kalk von vorzüglicher Güte geliefert hat. Den Bau und die Einrichtung des Ofens, zeigen PfeiliconFig. 1793 a) bis Pfeilicon1794 g). Da bey der obersten Mündung des Ofens ein solcher Raum seyn muß, auf welchen man einen Vorrath von Kalk=Steinen und Steinkohlen aufbewahren kann, ohne daß dadurch der Gang um die Mündung des Ofens gehindert wird: so ist die leichteste, beste und wohlfeilste Manier einen Ofen anzulegen, diejenige, wenn solcher an einen Hügel, der mit dem Ofen gleiche Höhe hat, angebracht werden kann. Man bauet ihn alsdann vom Berge etwas abwärts, theils um die Züge oder Schlünde besser heraus zu bringen; theils auch, um sich hinterwärts den gedachten Raum durch Ausfüllung des Schuttes zu verschaffen. Der Ofen, von welchem hier die Rede ist, steht an einem Berge.

PfeiliconFig. 1793 a), zeigt den Grundriß des Ofens. a, den Aschenherd, 26 Z. im Durchschnitt. b, die 3 Schläuche. c, den hintern Theil des Ofens am Berge, welcher mit Schutt in der Höhe des Ofens ausgefüllt ist, und zugleich den Raum zu Aufbewahrung der Steine und Kohlen enthält.

PfeiliconFig. 1793 b), ist derselbe Grundriß, doch mit dem Unterschiede, daß, weil das Hintertheil des Ofens zu wenig Raum hat, der Schlauch b durch eine Krümme verlängert, und mit Schutt überfahren worden, wodurch zugleich der Raum zu den im Vorrath nöthigen Kaklsteinen und Kohlen heraus gebracht worden ist. Die Schläuche werden so lang und breit gemacht, als es sich nur thun lassen will, damit nicht nur zum Ausziehen des Kalkes genug Raum vorhanden, sondern derselbe auch vor dem Wetter gesichert sey. Sie bekommen durchaus ein anderthalb Viertel starkes Gewölbe, und werden 5 bis 5 1/2 F. hoch gemacht. Die Strebepfeiler, zu welchen die Schlauchmauern den Grund abgeben, werden bald mit dem Ofen in die Höhe geführt. Der Druck des Einsatzes und des Feuers macht diese Pfeiler erst nöthig, um das Auswelchen der Ofenmauer <32, 721> zu verhindern. d, ist der hintere Theil des Ofens, und der mit Schutt ausgefüllte Raum zu den vorräthigen Steinen und Kohlen.

PfeiliconFig. 1793 c), zeigt den Grundriß des Rostes. a a a, drey in die Schläuche eingemauerte eiserne Stäbe, jeder 20 Z. lang, und ins Gevierte 1 1/2 Z. stark. b, ein 2 Z. starker eiserner Stab, welcher, so viel möglich, in die Mitte geleget werden muß, weil er die ganze Last des Einsatzes trägt. ccc, eiserne, so genannte flüchtige Stäbe, welche bey dem ersten Einsatze aufgeleget, und bey dem Ausziehen des Kalkes wieder weggenommen werden.

PfeiliconFig. 1793 d), stellt den Durchschnitt des Ofens, F. 1793 b), dar. a, die oberste Mündung des Ofens. b, die äussere Mündung und den Ort, wo der Rost eingemauert wird, 26 Z. im Durchschnitt. c, den Aschenherd, welcher walzenförmig abgemauert seyn muß. d, die Oeffnungen, durch welche der Einsatz angezündet, und der Kalk heraus genommen wird. Sie sind so wie in allen drey Schläuchen, mit einer 16 Z. breiten und 18 Z. hohen, eisernen Thüre verschlossen, in welcher noch zwey kleinere angebracht sind, um dem Feuer den erforderlichen Zug zu verschaffen. e, der gekrümmte Schlauch, durch welchen man das Feuer stärkt, und den Kalk heraus zieht. f, das Schlauchgewölbe. g, den mit Schutt ausgefüllten Platz gegen den Berg. h, die Strebepfeiler.

PfeiliconFig. 1793 e). a, zeigt die oberste Mündung des Ofens. b, die 2 1/2 F. starke Mauer.

PfeiliconFig. 1793 f), ist ein Richtscheit, durch dessen Umdrehen der Ofen formirt wird. a, die Stange, welche in den Mittelpunct des Ofens perpendikulär eingemauert und befestigt wird. b, das Richtscheit, welches unten in einer Angel befestigt ist. c, die Angel, von einer 2 Z. breiten Schiene, welche von oben auf die Stange gesteckt werden muß. d, die Schnur, welche mit einer Schlinge an die Stange angehängt, mit dem andern Ende vermittelst eines durch das Richtscheit gebohrten Loches an letzteres fest geknüpfet wird.

PfeiliconFig. 1793 g), ist der Grundriß eines Ofens, welcher, in Ermangelung einer Anhöhe, in das Freye gebauet wird. Er ist deswegen eckig angelegt, damit die äussere Mauer mehr Haltung bekomme, ohne daß es nöthig sey, das innere Gemäuer zu verstärken. a, der Aschenherd. b, die Schläuche. c, der Raum, welcher mit Schutt ausgefüllet <32, 722> wird. d, die äussere Mauer des Umschrotes, welche von aussen abfällt, so daß sie oben nur 1 1/2 F. stark bleibt.

So bald der Ofen besetzt, und mit dem Brennen angefangen werden soll, werden 1. die flüchtigen eisernen Stäbe des Rostes c c c, F. 1793 c), in Ordnung gelegt, worauf 2, einer von den Brennern auf einer Leiter in den Ofen steigt, und 3 bis 4 Schichten recht trockenes klein gespaltenes Holz über einander auf den Rost setzt. Nach diesem werden 3. demselben einige Körbe mit groben Steinkohlen, von der Größe einer Faust, zugelanget, womit das Holz völlig bedeckt wird. Auf diese Schicht Kohlen kommt unmittelbar eine Lage Kalksteine, und so wird mit Kohlen und Steinen 3 Mahl abgewechselt, bis der Ofen ungefähr 3 Fuß hoch besetzt ist. Alsdann steigt der Brenner aus dem Ofen, und zündet in einem Schlunde, auf welchen der Wind am geradesten stößt, das auf dem Roste liegende Holz an. So bald solches in völligen Brand geräth, die Steinkohlen entzündet sind, und der Rauch oben genugsam durchgeht, wird der Ofen, wie anfänglich geschah, schichtenweise mit Kohlen und Kalksteinen angefüllet. Je höher man damit kommt, je stärker werden die Steinlagen gemacht, und diese überdies gegen die Mitte immer ungefähr 4 Z. höher, als an den Seiten, geleget. Die oberste Schicht ist eine Lage von Steinen. Der Ofen wird aber um deswillen zeitig angezündet, damit dem Feuer genugsame Luft zum Zug verschaffet werde, und weil im Gegentheil, wenn der Ofen bald anfänglich voll gesetzt worden ist, die völlige Last des Einsatzes den Zug des Feuers hindern, und die Flamme sehr leicht ersticken würde, wodurch man der Gefahr ausgesetzt seyn könnte, den ganzen Ofen wieder ausräumen zu müssen. Geht der Wind beym Anzünden zu stark, so macht man die andern beyden eisernen Thüren zu, damit der Zug das Feuer nicht zu denselben hinaus führe. Ist wenig Wind,<32, 723> oder ist die Luft ganz still, so werden alle drey, in den Schläuchen angebrachte eiserne Thüren, während dem Brennen, bis die Luft sich wieder verändert, offen gehalten, bey starkem Winde hingegen, 1, 2, auch alle 3 Thüren zu=, ein oder mehrere in den Thüren befindliche Schieber aber alsdann aufgemacht. Zwar sind dergleichen eiserne Thüren nicht durchaus nothwendig. Wer die Kosten sparen will, darf die Oeffnungen nur mit Ziegeln versetzen, und solche mit Lehm verstreichen lassen. Da aber dieselben bald zu, bald offen seyn müssen, so wird durch eiserne Thüren viel Zeit und Arbeit ersparet, und mithin der gemachte Aufwand sehr bald ersetzt. Die Kalksteine, welche zum Einsetzen genommen werden, müssen nicht stärker als 2 Fäuste seyn, damit sie desto geschwinder fertig werden. 4. Am dritten oder vierten Tage nach dem Aufzünden, erscheint, wenn die Luft gut, und die Steinkohle flüchtig ist, die Flamme in der obern Fläche. Sie kommt bisweilen an den Seiten, mehrentheils aber in der Mitte zuerst hervor. Um dieselbe aber überall gleich zu haben, muß der Brenner da, wo sie stocken will, lüften, und ihr an allen Orten den nöthigen Zug verschaffen. Hierzu bedient er sich einer eisernen Stange, 4 bis 5 E. lang, und von der Dicke eines starken Rechenstieles, welche oben mit einem Griffe, wie man an den Grabeisen hat, versehen ist. Mit dieser Stange stößt er an denen Stellen, wo die Flamme sich nicht zeigt, zwischen den Steinen unterwärts zu, so lange hin und wieder, bis die Flamme hervor bricht, und die oberste Schicht Kohlen völlig ergriffen hat. Hierauf ist es Zeit, 5. den Kalk auszuziehen. Ehe dazu geschritten wird, gibt man erst eine Lage Kohlen oben auf, damit bey dem Niedersinken nicht zu viele Steine ohne Kohlen, sondern mit diesen vermengt, herab fallen. Der Kalk bey der untersten Mündung ist alsdann schon erkaltet, so daß er <32, 724> mit Händen angegriffen werden kann. Er wird von 3 Personen in allen 3 Schläuchen zu gleicher Zeit ausgezogen, nachdem vorher die flüchtig gelegten Stäbe von dem Roste weggenommen worden sind. Will der Kalk auf einer oder der andern Seite nicht gut abfallen, sondern bleibt etwa hängen, so wird mit einer Schaufel nachgeholfen. Das Ausziehen dauert so lange, bis der Kalk mit Feuer vermengt herunter fällt; alsdann hört man damit auf, und man hat dann gewöhnlich den vierten Theil des ganzen Einsatzes. Auf diese Weise fällt der fertige Kalk vor die Füße des Brenners, und bleibt entweder bis zur Abfuhre liegen, oder wird auf die Seite geschaffet. Kann er aber gleich weggeführt werden, so wird er mit eisernen Schaufeln, welche, nach Verhältniß ihrer Größe, 6 bis 9 Löcher, eines Fingers stark, haben, damit Asche und Kohlenschlacken durchfallen können, in das Maß geschüttet. Nach geendigtem Ausziehen, wird 6. der Ofen auf dieselbe Art, als anfänglich geschah, wieder voll gesetzt. Die Steine wälzen sich gemeiniglich von den Seiten nach der Mitte zu. Von da her fällt auch deswegen der mehreste Kalk ab, und es entsteht daher in der Mitte eine Höhle, weswegen man vorher den Ofen in Ordnung, und die Steine von den Seiten nach der Mitte bringen muß, damit sie hier 4 Z. höher, als an den Seiten, zu liegen kommen. Alsdann legt man eine Schicht Kohlen, worauf ein Steinsatz folgt, und solcher Gestalt wird wechselweise, bis der Ofen voll ist, fortgefahren. Das Einsetzen muß, wie oben gezeigt worden ist, möglichst beschleuniget werden, weil sonst, da die Flamme ganz oben ist, zu viel Kohlen umsonst verbrennen würden. In 12 Stunden ist alsdann jedes Mahl, wenn die Kohle flüchtig genug ist, der vierte Theil zum Ausziehen fertig, und der Kalk wird zur bestimmten Zeit von 12 zu 12 Stunden aus dem <32, 725> Ofen genommen. Hierdurch erhält man binnen 24 Stunden den halben Theil des ganzen Einsatzes, und fährt damit so lange fort, als man nach dem ersten Anzünden den Ofen auf vorbeschriebene Art im Brande erhalten will.

Die größte Kalkbrennerey in Europa ist unstreitig in Scotland, unweit Inverkeithing, Sie gehört dem Grafen v. Elgm. In der Nachbarschaft befinden sich unerschöpfliche Betten von Kalksteinen und Kohlenadern. Die Oefen liegen in einer Reihe. Ihre Oeffnungen sind unter einem bedeckten Gange, welcher vorn durch Bogen und Pfeiler in einen prächtigen Säulengang verwandelt wird. Der Kalk wird theils roh, theils gebrannt ausgeführt, weswegen ein Kai zur Einschiffung errichtet worden ist. Es arbeiten beständig 120 Personen, für welche ein kleiner Flecken angelegt ist. Er wird theils zum Bauen, theils zum Düngen, verbraucht.

Wie sehr das Bauen und der Ackerbau in diesen Gegenden zunimmt, kann man aus folgender Tabelle, welche Pennant mitteilt, ersehen.

Ausfuhre.

    1771. 1772.
57515 Bolls ungelöschter Kalk 65321
 2852 Chalders Kalk  2271
37814 Fuder Kalksteine 52000
Einnahme 3864 Pf. Sterl.  4630

J. J. Volkmann's Reisen durch Schottland und Ireland, Lpz. 1784, gr. 8. S. 156, f.

In Idria, im östreichischen Friaul, wird der Kalk bloß mit Strauchwerke gebrannt. Die Errichtung des dazu gebräuchlichen Ofens, welchen man PfeiliconFig. 1794 a) im Prospect; PfeiliconFig. 1794 b), im Plan, und PfeiliconFig. 1794 c) im Durchschnitt abgebildet sieht, geschieht, nach der Beschreibung des Hrn. Reg. R. v. Brocke, im 4 Th. seiner Forstwiss. Lpz. 1775, 8. <32, 726> S. 71, fgg. auf folgende Art. Man gräbt ein Loch in die Erde, welches die Tiefe von 5 bis 6 F., wiener Maßes, haben kann. Den Ofen macht man von der Größe, daß er 16 bis 18 Kubik=Lachter Steine fasset Der Durchschnitt des gemachten Loches muß 2 Lachter und 1 bis 2 F. haben. Alsdann werden 3 Stangen, jede 1/2 F. dick, auf 3/4 Ecke des Loches eingegraben, so, daß sie mit einem Ende zur Hälfte des Loches oder Feuerherdes hinein sehen, und mit dem übrigen Theile schief in die Höhe zur Erde heraus gehen, und nach Errichtung des Ofens heraus gezogen werden können. Diese 3 Löcher machen die Züge des Ofens aus, und geht solches gut an, wo es lettig ist. In einem sandigen Boden macht man die Züge von Steinen. Hierauf wird das ganze Loch mit Kalksteinen, welche 1 1/2 bis 2 F. dick sind, trocken ausgemauert, bis zur Horizontalfläche des Herdgrundes. Sodann werden, 2 F. von einander, rings um den Ofen, 3 bis 4 Lachter lange Pflöcke geschlagen, die 3 F. weit von der Mauer zu stehen kommen. Diese Pflöcke werden nach und nach bey Errichtung des Ofens mit Sträuchen umflochten, so, daß der Ofen einen Korb vorstellt. Dieser Korb bekommt hin und wieder Strebe= oder Spreitzhölzer. Wenn diese Zurichtungen geschehen sind, fängt man an weiter zu bauen. Zuvörderst wird das Schür= oder Heitzloch aus großen Steinen gemacht, welche an 3 F. lang, und 1 F. dick sind. Dieses Loch kann entweder flach, oder rund in die Höhe kommen. Sodann fängt man von der Erde an, die Steine in die Höhe zu legen, bis zum Schluß des Gewölbes, welches eine gothische Figur hat. Die Steine, welche das Gewölbe machen, müssen lang und ungleich seyn, daß die Seitenflächen nicht dicht auf einander schließen, damit die Flamme an allen Seiten durchspielen könne. Wenn man bis zu dem Schlusse des Gewölbes gelangt ist, nimmt <32, 727> man mit einer Stange oder Ruthe, die Höhe von dem Grunde des Loches, bis zum Schluß des Gewölbes; diese Stange setzt man auf das Gewölbe, und gibt die Maße ab, daß man so hoch Steine auftragen kann, als die Höhe der Stange gibt; denn wo das Gewölbe aufhört, da ist die halbe Höhe des Ofens. Wenn man das Gewölbe anfängt, daß man die erste Lage Steine rings herum gelegt hat, bringt man rückwärts kleinere, und hinter diese Schiefer oder kleine Kalk=Steine, 3 bis 4 Z. lang, an; diese verhindern zum Theil, daß die Flamme nicht durchdringen kann. Hinter jene kommt 2 F. dick Thon, in einander gestampft, der bis zum Korbe reicht, welcher ebenfalls nach und nach geflochten wird. Zu dem ganzen Gewölbe müssen, erwähnter Maßen, lange Steine seyn, weil man mit solchen das Gewölbe leicht errichten kann, ohne Bogen dazu zu gebrauchen. Wenn der Ofen vom Horizonte an bis in die Höhe 3 L. 4 F. hat, und im Durchschnitte der Steinlage 2 L. 2 F., wird der Korb 2 L. 4 F. hoch geflochten, wo ein sanfter Bogen anfängt, welcher einer römischen Kuppel ähnlich ist, welche bey der Höhe von 1 L. 2 F. sich vollendet. Diese Kuppel, oder Steinhaufen wird von oben herunter mit 4 bis 6 Z. dicken Thon überstrichen, bis zur Gegend des Korbes, wo rings herum eine Oeffnung von 6 bis 10 Z. bleibt. Wenn man weiß, daß der Stein locker ist, kann auch noch mehr offen bleiben, indem der Ofen sich bald setzt, und die ganz gebliebene Oeffnung zugeht. Sollte es aber an dem 2ten Tage, von der Feuerung an, geschehen, daß die Oeffnung nicht zuginge, so wird es ebenfalls vermacht, und nur die Spalten, die das Feuer macht, bleiben offen, wenn sie nicht zu groß sind. Die Oeffnung, die vom Anfange bleibt, dient auch dazu, daß die wässerigen Feuchtigkeiten desto leichter verfliegen können, da, der Erfahrung zu Folge, 32 Unzen Kalk=<32, 728>Stein 2 Unzen Wasser von sich geben. Die Dicke der gestampften Erde, welche zwischen dem Korbe und den Steinen sich befindet, ist breit genug, daß ein Mann darauf gehen, und, wenn es nöthig ist, die Ritzen verstreichen oder öffnen kann. Wird ein solcher Ofen an einen Berg angelegt, so können die Züge nicht ordentlich eingetheilet werden, sondern es kommen deren zwey in das Viertel oder über der Peripherie des Ofens. Ist nun einmahl der Ofen errichtet, so fängt man an zu feuern. Die Feuerung geschieht mit Strauchholze, Geniste oder Pfriemenkraute (Spartium), u. d. gl. Im Anfange feuert man langsam, und dann immer stärker, bey welchem Grade man 6, 8 bis 10 Tage, nach Beschaffenheit der Witterung, fortfährt. Man muß nicht zu viel Sträuche auf einmahl in den Ofen legen, sonst geht die Flamme bey dem Heitzloche heraus, und das ganze Feuer erstickt. Wenn alles zugerichtet ist, und die Strauche bey der Hand sind, müssen bey der Feuerung 4 bis 6 Mann zugegen seyn, wovon einer auf die Kuppel oder den Hut des Ofens Acht haben muß, daß, wenn der Letten abspringt, derselbe sogleich wieder ersetzt werde. Wenn der Ofen auf einer Seite mehr sinkt, als auf der andern, so ist es ein Zeichen, daß der Stein auf einer Seite mehr ausgebrannt ist, als auf der andern. Um nun solchem Fehler abzuhelfen, macht man eine Oeffnung in die Kuppel des Ofens auf der entgegen gesetzten Seite des gesunkenen Theiles, um das Feuer mit Gewalt dahin zu lenken, damit dadurch das Gleichgewicht des Brandes hergestellet werde. Das Zeichen, daß der Stein genug gebrannt sey, gibt die Farbe der Flamme, welche bey den Spalten der Kuppel heraus spielt. Im Anfange ist dieselbe schwarz, hernach wird sie gelb, bis auf den 6, 8 oder 10ten Tag, da sie eine grüne Farbe annimmt. Diese letztere Farbe ist das Zeichen, daß das Brennen vollendet sey.

<32, 729>

Zur Einräumung der Sträuche hat man einen dünnen Baum, welcher in der Mitte auf 2 Räder gesetzt ist. Vorn hat derselbe wiedersinnige Spreissel, um die Sträuche besser fassen zu können, zum Hineinstoßen, rückwärts aber sind Handhaben, wobey man ihn fassen kann, um ihn in Bewegung zu setzen. Diese Maschine wird im Oestreichischen ein Widder genannt, p. Je größer der Ofen ist, je mehr Vortheil hat man; doch darf man ihn nicht größer machen, als daß er 18 bis 19 Kubik=Lachter Steine enthält. Man kann auch kleinere zu 5 L., und weniger errichten.

a, der Feuerherd. b, die Züge. c, die trockne Mauer in der Erde. d, das Heitzloch. e, das Gewölbe. f, die Kalksteine. g, die Schiefer. h, der Letten, welcher hinter die Schiefer gestampft ist. i, die Pflöcke oder Korb=Stangen. k, die Sträuche, womit der Korb geflochten ist. l, die Stützen (Spreitzen) des Korbes. m, die Pflöcke zu den Spreitzen. n, die Kuppel oder der Hut des Ofens. o, sechs Zoll dicker Letten. p, der Widder, zum Einräumen des Strauchwerkes. q, der punctirte Theil, welcher im Anfange offen bleibt.

In le Systeme de la fertilisation, par Mr. Scipion Bexon, à Nancy, 1773, 8. 4 1/2 B. findet man, unter einem Haufen Worte, und schlecht angebrachter rednerischer Blümchen, den Vorschlag, daß man in jedem Dorfe eine Maschine errichten solle, die, durch eine Menge Spiegel, die Sonnenstrahlen zusammen brächte, so wie Büffon es gemacht hat; in dem Brennpuncte sollten die Bauern, an müßigen Wintertagen, Kalk brennen, und mit diesem gebrannten Kalke sollten die Felder fruchtbar gemacht werden. Auf solche Art würde kein Holz zum Kalkbrennen verbraucht. Für diesen Einfall opfert der Verf. dem Phöbus eine Hekatombe.

<32, 730>

Ausser den Kalksteinen, wird an einigen Orten auch aus Kalk= oder Märgel=Erde Kalk gebrannt. Der daraus gebrannte Kalk wird Erdkalk oder Märgelkalk genannt. Vorläufig erinnere ich, daß ich es gar nicht billige, sondern vielmehr den allgemein angenommenen mineralogischen Begriffen zuwieder finde, wenn man diejenige Erdart, welche in verschiedenen Gegenden zu Kalk gebrannt wird, mit der Benennung eines Märgels belegt. Aller Märgel ist, seinen wesentlichen Bestandtheilen nach, ein Gemenge von Thon und einer alkalischen Erde, welches in einem Kalkofen entweder hart brennt, oder gar verglaset; in beyden Fällen aber bekommt man eine im Wasser unauflösliche Masse, die nichts weniger als ein bindender oder auch nur tünchender Kalk ist. Eine Erdart, welche sich zu Kalk brennen lässet, heißt im strengern Verstande die Kalkerde, (s. oben, Pfeil-IconS. 623) und ist, ihrem Ursprunge nach, vermuthlich nichts anders, als ein mit etwas Brennbaren verbundener Kreidenschlich, welcher anfänglich aus irgend einem Wasser niedergeschlagen worden, und nach und nach in eine steife und consistente Masse zusammen geflossen ist. Besser ist daher die Benennung Erdkalk, weil sie dem Begriffe genau entspricht, und mit demjenigen, was man Steinkalk nennt, im offenbaren Gegensatze steht.

Die Gattungen der Kalkerden entstehen entweder aus ihrer verschiedenen Farbe, oder aus der verschiedenen Dichtigkeit derselben. Es gibt nähmlich weiße, weißgraue, röthliche und gelbliche, und, in Ansehung der Consistenz, schmierige und trockne oder mehlichte Kalkerden. In einigen Gegenden Deutschlandes wird die schmierige Art Bruchkalk, die trockne hingegen Sparkalk oder Erdkalk in der strengsten Bedeutung genannt. Dieser ist gemeiniglich weiß, jener nimmt verschiedene Abänderungen der Farben an, und steht, <32, 731> in Ansehung seiner innern Güte, dem letztern nach. Beyde Arten werden lagerweise in verschiedener Teufe und Mächtigkeit unter der Dammerde gefunden; auch ist ihr Dach und ihre Sohle nicht immer einerley. Daß sie sich nirgends als in der Nähe von Kalkstein=Gebirgen finden lassen, ist ein ungegründetes Vorgeben. Glaubwürdigen Nachrichten zu Folge hat man dergleichen Erdart auch hin und wieder auf dem Grunde verschiedener Seen und Moräste entdeckt.

Die Kennzeichen, wodurch sich eine Kalkerde von dem Märgel unterscheidet, sind ungefähr diese. Der Märgel ist in seiner Lagerstätte allezeit feucht; der Bruchkalk noch feuchter; allein der Sparkalk ist etwas trockner als die beyden vorhergehenden. Einige Märgelarten lösen sich in freyer Luft auf, einige erhärten darin; die Kalkerdarten hingegen, in so fern sie rein sind, zerfallen alle in der Luft. Der Märgel brauset mit Säuren auf, und löset sich darin, nach Maßgabe seiner thonigen Theile, mehr oder weniger auf; die Kalkerden thun solches zwar auch, aber sie werden in Säuren gänzlich aufgelöset, und durch alkalische Salze wieder nieder geschlagen. Im Feuer verwandelt sich der Märgel in keinen Kalk, d. i. in keinen solchen Körper, der sich im Wasser mit einer Erhitzung zu einem weißen Staub auflösen lässet, und, mit Sand vermischt, erhärtet; im Gegentheil findet diese Verwandlung bey allen Kalkerdarten Statt. Das Kennzeichen, welches von der Veränderung durch das Feuer genommen wird, ist unstreitig als das sicherste den Landwirthen zu empfehlen, die mit ihren Erdarten Versuche auf Erdkalk zu machen gedenken.

Das hauptsächlichste, worauf man zu sehen hat, wenn man solche Erdarten zum Brennen vorbereiten will, lässet sich auf folgende Regeln einschränken:

1. Hat man mit Bruchkalk zu thun, so lässet man die Erde, nachdem sie aus ihrem Lager gewonnen, <32, 732> und von fremden Klößen oder Steinarten gereinigt worden ist, 2 bis 3 Tage im Freyen liegen. Hierdurch dunsten die übermäßigen Feuchtigkeiten hinweg, die Masse wird steif, und also schicklich, in Stücke zersetzt zu werden. Dieses Zersetzen wird mit einem Grabeisen verrichtet, indem man damit die Erde in vierkantige Stücke von sechszolliger Länge und Breite, und vierzolliger Dicke, zersticht. Ich werde in der Folge ein solches Stück eine Kalksode nennen. Man kann solche Kalksoden um die Hälfte länger stechen, wenn die Erde hinlängliche Steifigkeit hat, und eine günstige Witterung das Austrocknen derselben befördert.

2. Hat man es mit Sparkalk zu thun, so muß die gegrabene Erde, nachdem man sie vorher ein wenig mit Wasser angefeuchtet hat, so lange mauken (wittern), bis ihre Theile sich völlig aufgelöset haben. Dieses erkennt man daran, wenn man mit einem Spatel hinein stechen kann, ohne irgend auf einen merklichen Erdkloß zu kommen. Das Durcharbeiten der Erde mit Kneten, Treten, Schlagen, u. d. gl. so wie es mit der Ziegelerde zu geschehen pflegt, würde hier mehr Schaden, als Nutzen, anrichten. Hat nun die Erde ein Par Tage oder länger in der Mauke gelegen, wird dieselbe, wie die Ziegelsteine, in hölzerne Formen gestrichen. Die Größe einer solcher Gestalt gestrichenen Kalksode, ist an den meisten Orten der Größe eines ordentlichen Mauerziegels gleich.

3. Sowohl die gestochenen, als die gestrichenen Kalksoden müssen, zum Austrocknen, an die freye Luft gesetzt, und daselbst bis zur völligen Erhärtung gelassen werden. Man hat die Erfahrung, daß wegen unzulänglicher Austrocknung der Soden ein ganzer Brand Kalkes unbrauchbar geworden ist.

<32, 733>

Die Oefen, worin bisher die Kalksoden zu Kalk gebrannt worden sind, weichen von den gemeinen Ziegelöfen, welche keine gewölbte Decke haben, in keinem Stücke ab; da es indessen aus physischen Gründen sehr einleuchtend ist, daß ein bedeckter Ofen die Hitze viel besser zusammen halte, so wäre es freylich vortheilhafter, wenn die Kalköfen mit gewölbten Decken, die in den Raum eines mit Ziegeln gedeckten Daches hinein sprängen, und diese mit einer Anzahl von Zug=Löchern versehen würden, und wenn die Oefen zur Hälfte in der Erde ständen, welches sich am Fuße eines Berges oder Hügels ganz bequem thun lässet. Der Ofen mag nun aber diese oder jene Lage haben, offen oder gewölbt seyn, so muß er doch allezeit, um von der einfallenden Nässe nicht Schaden zu leiden, mit einem Ziegeldache versehen, und aus den besten gebrannten Mauerziegeln aufgeführt seyn. Man pflegt auch den Herd des Ofens mit dergleichen wohl ausgebrannten Mauersteinen zu bedecken, und die Bänke auszumauern. Wie in allen Steinkalköfen, so sind auch in einigen Erdkalköfen, keine Bänke angebracht. Indessen ist der Nutzen der Bänke größer, als daß man sie schlechterdings aus allen Erdkalköfen verweisen sollte; nur müßte ihre Höhe nie über 1 F. 6 Z. reichen.

Die Verhältnisse der Länge, Breite und Höhe eines Erdkalkofens gegen einander, kommen mit denen in einem wohl eingerichteten Ziegelofen völlig überein, und man darf in jenem so, wie in diesem, nach dem Umfange des innern Raumes ein einfaches, doppeltes oder mehrfaches Feuer unterhalten. Eine jede Feuer=Stätte hat ihr eigenes Mund= oder Heitz=Loch, welches einer kleinen gewölbten Thüre gleicht, und insgemein 4 F. 6 Z. hoch, und in der gerade gegen über stehenden hintern Wand, noch eine Thür, welche dazu dient, daß die ausgetrockneten Kalksoden bequem <32, 734> in den Ofen gebracht werden können; so bald solche aufgesetzt sind, wird diese Thür fest zugemauert.

Das Aufsetzen der Kalksoden zu verrichten, erfordert nicht mehrere Geschicklichkeit, als das Aufsetzen der Mauerziegel. Alle Vortheile, womit man bey diesen zu Werke geht, lassen sich auf jene anwenden. Wird in dem Ofen ein doppeltes Feuer unterhalten, so müssen auch über den doppelten Bänken zwey Gänge oder Feuerstätten, worin das angezündete Holz liegt, offen bleiben, die man nach Maßgabe der Höhe der Heitzlöcher mit Kalksoden zuwölbet. Ueber diese gewölbte Gänge gehen die Lagen der Kalksoden die ganze Weite des Ofenraumes hindurch. Bey offenen Oefen wird die oberste Lage mit zerbrochenen Kalksoden bedecket.

Der Brand selbst wird mit einem gelinden Schmauchfeuer angefangen, welches man so lange unterhalten muß, bis die rohen Feuchtigkeiten aus den Kalksoden sich größten Theils hinaus gezogen haben. Dieses letztere lässet sich daran erkennen, wenn der dicke Dampf sich in den gewöhnlichen Rauch verwandelt. Bey wohl ausgetrockneten Kalksoden findet sich diese Erscheinung schon nach 4 oder 5 Stunden ein. Alsdann wird das Feuer nach und nach bis zu dem ungefähr zum Ziegelbrennen erforderlichen Grad der Hitze verstärket. Eine jede Holzart, die eine starke, lebhafte und anhaltende Flamme gibt, ist geschickt dazu; und selbst hieraus ist zu schließen, daß das Holz zum Kalkbrennen trocken seyn müsse. Wenn das Feuer etwa 48 Stunden lang in dem Ofen ununterbrochen erhalten worden ist, nimmt man aus verschiedenen Gegenden des Ofens, zu welchen man gelangen kann, ein Par Kalksoden hervor, und untersucht dieselben, ob sie sich löschen lassen. Entspricht der Erfolg der angestellten Probe, so lässet man das Feuer nach und nach, wie bey dem Ziegelbrennen, <32, 735> ausgehen, und den Ofen, unter allmählicher Verstopfung der Zuglöcher und Vermauerung der Mundlöcher, erkalten; im entgegen gesetzten Falle müßte die Feuerung bis zum Garwerden der Kalksoden fortgesetzet werden. Aus dem hiernächst völlig ausgekühlten Ofen wird der Kalk theilweise heraus geschaffet, und sogleich gelöscht; denn ein späteres Löschen mindert die Masse des Kalkes.

24 und 25 St. der ökon. Nachr. der patr. Ges. in Schles. a. d. J. 1773.

In der Churmark befindet sich ein Erdkalkofen auf dem Rittergute Dedelow, hinter Prenzlow, in der Ukermark; in Schlesien, unweit Trebnitz, in dem Fürstenthume Neiße; und in Pommern ist die für königliche Rechnung nahe bey Stettin im Betriebe stehende Brennerey zu Podjuch, die beste.

Ein Kubik=Fuß roher Erdkalk, wenn er gestrichen und noch feucht ist, wiegt 120 bis 124 Pfund; wenn er zum Brennen ausgetrocknet ist, 100 bis 103, und wenn er gebrannt ist, 36 bis 38 Pfund.

Das gewöhnliche Maß auf den Erdkalkbrennereyen, ist eine 2, auch 2 1/4 berl. Scheffel=Tonne; wo aber bey diesen Kalkbrennereyen Wispel=Maß eingeführt ist, werden unter einen Wispel 24 berl. Scheffel verstanden. Eine solche Kalktonne hält, wegen des gehäuften Maßes, 3 1/4 bis 3 1/2 Kubik=Fuß.

Eines Erdkalkes, welcher im Churkreise, in dem Amte Seyda gegraben wird, wird weiter unten bey der Kalkdüngung Meldung geschehen.

An einigen Orten, z. B. in Bremen, brennt man Kalk aus Muschelschalen, die in großer Menge, wenn das Wasser gefallen ist, auf den Sandbänken in der Weser zusammen gehohlt werden, *

*
In der Weser geht eine sehr starke Ebbe und Fluth. Wenn nun hohes Wasser ist, so kommen diese Muscheln auf die Bänke; nachher aber, wenn die Ebbe erfolgt und die Bänke trocken macht, werden mit leichter Mühe ganze Lasten in Booten zusammen gebracht, und zu obgedachtem Gebrauch weggeführet.

und welcher da<32, 736>her Muschelkalk genannt wird. Die Zubereitung selbst geschieht folgender Maßen. Man trägt eine Menge Muschelschalen auf einen Haufen zusammen, bedeckt sie mit Torf und etwas Holz, und steckt dieses an. Der Torf und das Holz verbrennen alsdann die Muscheln zu einer Asche, welche eben die Eigenschaften hat, wie anderer Kalk, und sich auch so brauchen lässet. Zum Tünchen u. d. gl. ist sie besser als der gemeine Kalk; denn sie macht weißer, und sitzt auch fester, wenn sie gehörig getrocknet worden ist.

In Friesland zu Workum, sind 10 bis 12 Oefen, in welchen Kalk von Seemuscheln gebrannt wird. Die Oefen sind von Backsteinen in die Rundung gebauet, 10 F. hoch, und von 16 F. im Durchmesser. An denselben ist eine Thür, um die Muscheln und den Torf hinein zu bringen, rund herum aber sind 6 bis 8 Luftlöcher gelassen, damit das Feuer seinen Zug habe. Man macht erstlich eine Lage oder Schicht Torf, und alsdann 2 handhoch Muscheln; hernach wieder Torf, und darauf wieder Muscheln, und so ferner, bis oben an. Diese Lagen werden an einem der kleinen Luftlöcher angesteckt, da es denn, nach dem der Wind ist, bald ausbrennt. Es muß aber derselbe weder zu stark, noch zu schwach seyn. Ist er zu stark, so calciniren die Muscheln nicht wohl, weil die Kohlen nicht anhalten; sie müssen also desto öfter in den Ofen. Ist hingegen der Wind zu schwach, so erfordert es mehr Zeit. Sie müssen also 2, 3, auch wohl 4 Mahl in den Ofen. Wenn sie genug calcinirt sind, werden sie in die bey den Oefen stehenden Scheunen gebracht, darin auf Haufen geschüttet, und mit Wasser gelöschet, da sie denn von selbst aus <32, 737> einander fallen, und wie ein grobes Mehl werden. Dieser Kalk wird ohne Fässer in die Schiffe geladen, und also verschickt. Wenn er zum Mauern gebraucht werden soll, darf er nicht erst gelöschet werden, sondern er wird gleich mit dem Sande vermenget. Den Holländern ist die Erfindung, aus Muscheln Kalk zu brennen, sehr nützlich, weil sie sonst keine Steine oder Kalkbrüche haben.

Hrn. v. Uffenbach Reisen, B. 2, S. 339, f.

Auch die Dornkorallen (Madrepora muricata L.), welche, unter allerley Gestalten, im ostindischen Meere ganze Korallenklippen ausmachen, werden durch untergeschobene und angezündete Holzhaufen zu Kalk gebrannt, welcher zwar mit Wasser nicht aufbrauset, auch nicht so fett und scharf, wie unser Steinkalk, ist, aber doch auf dem indianischen Archipelagus überall zum Bauen gebraucht, auch vollkommen dauerhaft befunden wird, wenn die Korallen vor dem Brennen wohl abgewaschen, von dem Seesalze hinlänglich gereiniget, und genug ausgebrannt worden sind.

In Wien hat man, wie Hr. v. Pfeifer meldet, angefangen, sich eines aus Eyerschalen gebrannten Kalkes zum Ausweißen der Zimmer zu bedienen. Er trocknet geschwinder, ist auch gesunder, als der gewöhnliche Kalk; allein, wie viel Eyer müssen verzehrt werden, um zu einem mäßigen Vorrathe dieser Kalk=Art zu kommen!

Nachdem ich bisher die Kalkbrennereyen mechanisch und technisch beschrieben habe, muß ich sie auch als einen Gegenstand der Landespolizey betrachten. Der Kalk ist das allerunentbehrlichste Stück, welches bey dem Bauwesen erfordert wird. Die vortrefflich<32, 738>sten Steine werden wenig Nutzen haben, wofern man nicht Kalk hätte, und die Kunst verstände, sie durch einen aus demselben gemachten Mörtel auf eine dauerhafte Weise mit einander zu verbinden. Es ist wohl kein Dorf, kein Flecken, keine Stadt in einem State, worin nicht alle Jahre Bäue vorfallen sollten, und je größer der Ort ist, je mehr wird gebauet. Der Kalk ist also ein Material, welches nirgends entbehret werden kann. Wie viel Geld würde also nicht jährlich aus dem Lande gehen, wenn in demselben nicht selbst Kalk gebrannt würde; und wie hoch würde derselbe oft im Preise stehen, wenn die im Lande vorhandenen Kalkbrennereyen nicht hinreichend wären, die Nothdurft zu versorgen, und wenn keine schiffbare Flüsse vorhanden sind, oder es an hinlänglichen Fuhren fehlt, um den Kalk aus andern Provinzen herbey zu schaffen! Wie beschwerlich und kostbar müßte bey solchen Umständen das Bauen den Bauherren fallen! Allein, es ist nicht genug, daß das Land mit Kalk=Brennereyen zur Genüge versehen ist, sondern es muß auch in denselben ein guter und dauerhafter Kalk gebrannt werden. Der gänzliche Mangel an eigenem Kalke im Lande kann für einen Stat nicht so nachtheilig seyn, als schlecht eingerichtete Kalkbrennereyen, die nur einen schlechten, untauglichen, und wenig oder gar nicht bindenden Kalk liefern. Denn da die Gebäude, deren Steine mit solchem Kalke zusammen gefüget worden sind, unmöglich dauerhaft seyn und lange stehen können, da sie doch billig für die Nachkommenschaft gebauet seyn sollten: so würden zwar die Bauhandwerker dabey ihren Vortheil, die Bauherren aber bald ihren Untergang finden. Es sind also die Kalkbrennereyen mit allem Rechte ein würdiger Gegenstand der Landespolizey, und verdienen deren Aufmerksamkeit und Vorsorge vollkommen.

<32, 739>

Da aber zu dem Kalke Kalksteine erfordert werden, so ist zuvörderst die Frage: ob die Kalksteinbrüche und Kalkbrennereyen zu den Regalien gehören? zu erörtern. Es hat nicht an Gelehrten gefehlt, welche die Regalität behauptet haben; *

*
Jo. Herm. Standacher de regali mineralium mediorum & infimorum jure, c, 4. Aphor. 41. 43. Mollenbeck de regali protimiseos metallicae irue, §. 14. Eisenhart, in der kurzen Vorstellung des im h. röm. Reich und benachbarten Königreichen hergebrachten Bergregals, in seinem Tr. de regali metallifodinarum iure, c. 5, n. 5, p. 16. Jargow. von Regalien, Lib. 2, c. 3, §. 8, p. 502.

andere aber verwerfen dieselbe schlechterdings. *

*
Heigus P. 1, quaest, 14, n. 40. Rauchbar quaest. iur. civil. & sax. P. 1, qu. 22, n. 12. Wesenbeck Part. 2, cons. 60, n. 3; Part. 1, cons. 45, n. 24. Goden Cons. 3. Schneidewein ad Tit. Instit. de vsuft. Coler P. 2, dec. 242. Carpzov. Jurispr. forens. P. 2, const. 53, def. 3. Struv. Synt. iur. feud. aph. 26, n. 3 & 4. J. M. Dahm de justo & iniusto regalium vsu, c. 1, §. 10. Aug. Lyncker medit. de assentationibus Jureconsultorum & doctr. de domaniis.

Am sichersten geht man, wenn man hierbey auf die Observanz und das Herkommen des Landes, worin man ist, sieht. Denn es ist nicht zu läungen, daß man in manchen Ländern vieles zu Regalien gemacht hat, was in andern Ländern, und auch seiner Natur nach, zu den Nahrungen und Gewerben der Einwohner gehört. In Sachsen z. B. steht das Recht, Kalksteine zu graben und Kalk zu brennen, den Vasallen und Grund=Herren zu; *

*
Carpzov, a. ang. O. C. H. Horn de regali metallifod. iure, §. 17.

eben dieses findet auch im Magdeburgischen und Halberstädtischen, *

*
Revidirte Bergordn. vor das Herzogthum Magdeburg, Fürstenthum Halberstadt, die Grafschaften Mansfeld, Hohenstein und Rheinstein, v. 7 Dec. 1772, Cap. 1, §. 2.

wie auch in Schlesien. *

*
Revidirte Bergordn. vor das souveraine Herzogthum Schlesien und die Grafschaft Glatz, v. 5 Jun. 1769, Cap. 1, §.[?] 2.

Statt, in welchen preußischen Län<32, 740>dern der Grundherr den Kalk zu seinem eigenem Nutzen und zum Verkauf zu genießen hat, auch Andern zur Betreibung überlassen kann, ohne dem Landesherren und dem Ober=Bergamte eine besondere Recognition dafür abzutragen; doch muß zu Anlegung einer Kalkbrennerey die landesherrliche Concession gesuchet, und die festgesetzten Iura dafür bezahlet werden. Hingegen disponirt eine hessencasselische Verordnung, daß es zwar nicht die Meinung habe, daß einem Eigenthümer auf seinem Eigenthume zu eigenem Gebrauch Sand und Thon zu graben, Ziegel und Kalk zu brennen, auch Steine zu brechen, verwehrt seyn solle; weil aber die Bergrechte mit sich bringen, daß, wenn jemand dergleichen in der Absicht vornehmen und betreiben wollte, um damit das Publicum zu versehen, oder ein Commercium anzufangen, diesenfalls ein Muthschein ausgewirket, und ohne solchen nichts dergleichen unternommen, jedoch aber hierbey dem Grund=Herrn immer das Vorzugsrecht, oder, wenn er ein solches Werk nicht selbst übernehmen wollte, der 32ste Theil daran, nebst Bezahlung, was ihm an seinem Eigenthume abgeht, zugestanden werden müßte, so solle es hierbey ebenfalls sein Bewenden haben *

*
Hessencasselische Verordn. wegen Jagd= Berg= und anderer Sachen, v. 10 März 1767, §. 5, in Gegels Samml. der Landesordn. 1 Band, S. 10.

Und nach einer pfalz=zweybrückischen Verordnung, *

*
v. 19 May 1767, in Gegels Samml. 2 B. S. 172

hat zwar derjenige, welcher Kalk zur Düngung der Aecker, es sey mit Steinkohlen oder Holz, brennen will, die Erlaubniß dazu; er muß aber vorher die Anzeige davon bey der Kammer oder den Aemtern thun, auch, bey 5 Rthlr. Strafe, von dem Kalke nichts zu Gebäuden gebrauchen, noch verkaufen.

Die Landespolizey muß, erwähnter Maßen, dafür sorgen, daß es an Kalkbrennereyen im Lande nicht <32, 741> fehle. Eine jede Provinz muß damit hinreichend versehen seyn, wofern sich in derselben Kalksteinbrüche finden. Wenn aber dergleichen nicht vorhanden, und nur schiffbare Flüsse da sind, müssen die Kalksteine aus andern Provinzen herbey gehohlet werden; der Vortheil wird noch allemahl groß seyn, den eine Kalk=Brennerey davon zieht; die Unentbehrlichkeit des Kalkes aber macht dieses nothwendig. Hierzu kommt noch ein anderer Bewegungsgrund; und dieser ist, meines Erachtens, so stark, daß jede Stadt, nach Proportion ihrer Größe, billig eine oder mehrere Kalk=Brennereyen unterhalten sollte. Es ist nähmlich eine allgemeine Wahrheit, daß, je älter der gelöschte Kalk wird, er desto besser und dauerhafter wird. Er wird zwar gemeiniglich nicht eher gekauft, und also auch nicht eher gelöscht, als bis man ihn in und an den Gebäuden gebraucht; allein man wird auch bald zu seinem Schaden gewahr, wie wenig dauerhaft das Mauerwerk und die Putzarbeit davon wird, und wie wenig solcher Kalk dem Winde und Wetter wiedersteht. Je länger aber der Kalk in der Grube unangebrochen bleiben kann, desto zäher wird er; er hängt fester zusammen, und bindet hernach in der Luft und bey dem Gebrauche viel härter. Hr. Jacobi sagt, in seiner Preisschrift, daß auf jedes Jahr, welches er so zubringt, man beynahe 20 bis 30 Jahre rechnen darf, welche er alsdann länger im Winde und Wetter aushalten kann, wenn er nicht 2 bis 3, sondern wenigstens 10 Jahre in der Grube gesteckt hat. Er hält es also der Mühe wohl werth, daß man, besonders an solchen Orten, wo der eigentliche Mauerkalk, nähmlich der Gypskalk, (welcher nicht gelöschet, sondern gleich frisch verbraucht wird,) entweder gar nicht zu haben, oder doch sehr theuer im Preise ist, Vorrathsgruben von gelöschtem oder Bitterkalke anlegte, aus welchen ein jeder Einwohner nach Bedürfniß kaufen könnte. <32, 742> Ein solches Kalkmagazin würde zum gemeinen Besten nicht wenig Vortheile verschaffen. Man wüßte, daß Mauern und Wände länger aushalten müßten, als wenn man den Kalk gleich nach dem Löschen gebrauchen muß. Allein, wer soll dergleichen Kalkmagazine anlegen? Hr. Jacobi hat zwar bey einigen gemeinen, und besonders Bauers=Leuten die Gewohnheit angetroffen, daß sie in einem Winkel des Hofes oder Gartens einen alten Kalkschatz begraben aufbehalten haben. Diese Gewohnheit ist gut, sie ist nachahmungswürdig, und auch für die Bauers=Leute, die nicht viel Mauerwerk zu bauen haben, hinreichend; allein in den Städten, wo weit mehr gebauet, und also viel Kalk erfordert wird, dürften die wenigsten Einwohner zu Anlegung eines hinlänglichen Vorrathes, Bequemlichkeit und Gelegenheit haben. Es sollte demnach billig in einer jeden Stadt der Magistrat, auf Kosten des Aerarii publici, dergleichen Kalkmagazine anlegen, zugleich aber auch das Recht haben, allein Kalk zu verkaufen. Ich glaube, daß niemand dieses Monopolium für schädlich halten wird; nur müßte die Landespolizey einen billigen Kalkpreis festsetzen, welcher nicht überschritten werden dürfte. Würden also wohl die Kalkbrennereyen, die jeder Magistrat unterhielte, nicht so nöthig als nützlich seyn?

Weil aber die Kalköfen viel Holz fressen, so muß man bey Anlegung der Kalkbrennereyen auch auf die Beschaffenheit der Waldungen Rücksicht nehmen; denn ganze Wälder wegen des Kalkbrennens umhauen zu wollen, würde eine sehr schlechte Wirthschaft seyn. Man gebraucht zum Kalkbrennen sowohl Büchen= Birken= und Eichen=Holz, welchen Sorten man auch den Vorzug geben will, als auch Fichtenholz. Sind nun die Waldungen wohl bestanden, so findet die Sache keine Schwierigkeit; wo aber nicht, so muß man sich auf andere Art helfen. Hat man Flüsse in der <32, 743> Nähe, auf welchen man das Holz aus andern Gegenden herbey schaffen kann, oder werden Erd= oder Steinkohlen in der Nachbarschaft gegraben, so ist dem Mangel des Holzes abgeholfen. Denn man brennt auch, wie ich oben gezeigt habe, mit diesen Kohlen Kalk; und an einigen Orten, z. B. in Schlesien, ist gesetzlich anbefohlen, daß, wo Steinkohlen in der Nähe sind, der Kalk nicht mit Holz gebrannt werden solle; *

*
Extract aus dem diesfallsigen schlesischen Kammer=Rescript v. 3 Aug. 1756.

und wo diese nicht vorhanden sind, soll, zu Vermeidung des Holzmangels, kein Kalk zum Düngen der Aecker mehr gebrannt werden. *

*
Schlesisches Kammer=Rescript, v. 12 Jan. 1760.

Nun wird es darauf ankommen, was man für Anstalten machen, und was man beobachten solle, um guten Kalk zu erhalten. Guten Kalk nennt man denjenigen, welcher gut bindet, d. i. welcher so zugerichtet ist, daß alle seine Theile, nach zugegossenem Wasser, nicht nur in sich selbst und unter einander fest zusammen hangen, sondern auch mit den Steinen, woran und zwischen welche der Kalk gelegt ist, auf das genaueste, und mit Vermeidung aller Zwischen=Räume, verbunden werden. Der Kalk muß also im Mauern dasjenige seyn, was in Zusammenfügung der Breter ein guter Leim, und in Anstreichung der Häuser eine gute und dauerhafte Oehlfarbe ist. Jedermann behauptet, daß man heut zu Tage keinen so stark bindenden und dauerhaften Kalk machen könne, als ihn unsere Vorfahren in den vorigen Jahrhunderten gemacht haben, und den man noch in den uralten Mauerwerken in der festesten Verbindung mit den Steinen antrifft. Man glaubt, daß die Alten bey dem Brennen und Zubereiten des Kalkes gewisse besondere Kunststücke und Handgriffe gewußt hätten, <32, 744> die aber schon vor langen Zeiten verloren gegangen wären. Allein, es ist dieses wohl ein bloßes Vorurtheil. Wollte man den Kalk so brennen und zubereiten, wie ich zum Theil bereits oben gezeigt habe, und im Art. Pfeil-IconMörtel noch ferner zeigen werde: so würde man noch jetzt einen eben so guten und dauerhaften Kalk bereiten können, als ihn unsere Vorfahren gehabt haben. Wir dürfen also nur wollen; die Kunst ist noch nicht verloren.

Die Kalkbrennereyen werden gemeiniglich verpachtet, und hierbey kommt es sodann auf einen richtigen Anschlag an. Da aber der Kalk entweder zugleich in dem Ziegelofen mit, oder aber in einem besondern Kalkofen gebrannt wird: so macht dieses bey der Verpachtung einen großen Unterschied. Wird der Kalk zugleich mit in dem Ziegelofen gebrannt, so wird diese Art der Kalkbrennerey nur als ein Nebenwerk angesehen, die Ziegelbrennerey aber bleibt das Haupt=Werk.

In einer großen im sächsischen Churkreise an der Elbe gelegenen Ziegelbrennerey, wird bey etwa 45000 Ziegelsteinen auch 1/2 Ruthe Kaltsteine mit eingesetzt. Solche kostet, von Pirna herunter bis dahin, inclus. der General=Accise, Zoll, Geleite, Kahngeld, Anrücklohn und andern Aufwande, an 24 Rthlr. Aus derselben aber werden gemeiniglich 26 Faß Kalk, jedes à 1 Rthlr. 18 Gr., gebrannt, und der Ziegler bekommt dafür überhaupt 1 Rthlr. Zulage. Hier ist dann der Anschlag nach den Bränden, die jährlich gemacht werden, bald gefertigt.

v. Bennighausen Abh. vom Anschlag der Güter in Sachsen, §. 176.

Wird hingegen der Kalk in einem besondern Ofen gebrannt, so werden bey Formirung des Anschlages folgende Kosten in Ausgabe gebracht: 1. Die Kosten für die Kalksteine, nebst Transportkosten, Zoll, Accise etc. 2. Die Kosten für das Holz. 3. Der Lohn für den Kalkbrenner und dessen Gehülfen. 4. Die etwanigen Reparaturkosten an der Kalkhütte <32, 745> nach einem Durchschnitte. Sodann wird die Anzahl der Wispel oder Scheffel Kalk, welche jährlich gebrannt und debitiret werden kann, nach einem sechsjährigen Durchschnitte, und nach dem festgesetzten oder gemeinen Preise, in Einnahme gebracht. Nur muß man keine solche Jahre mit in die Berechnung bringen, in welchen große Feuersbrünste vorgefallen sind, die denn natürlicher Weise auch einen ausserordentlich starken Debit des Kalkes nach sich gezogen und verursachet haben.

Klassifizierung: 346.05 Erbschaft, Erbfolge, Treuhandvermögen, TreuhänderDDC-Icon Bey Absonderung des Lehens und Erbes, darf, wenn Kalksteine auf einem Rittergute gefunden werden, der Erbe sich dieselben nicht anmaßen, weil es unter der Erde begrabene Schätze sind. Die bereits gebrochenen Kalksteine hingegen, und schon gebrannter Kalk, gehören zum Erbe, gesetzt auch, daß an demselben Orte das Feld damit zu düngen gebräuchlich wäre. Die auf eines Rittergutes Grund und Boden gebaueten Kalköfen, sind für dessen Zubehör zu achten.

Bey dem Kaufe und Verkaufe eines Landgutes, bleibt der bey der Uebergabe vorräthige wirklich gebrannte Kalk dem Verkäufer, so, daß nur dieser allein denselben verkaufen, und das dafür gelösete Geld sich zueignen kann. Die ausgebrochenen Kalksteine aber, oder die dazu gegrabene Erde, oder so genannte Märgel, gebühren, wie die ungebrannten Mauersteine und die gegrabene Ziegelerde, dem Käufer; doch muß dieser den Brecher= oder Gräber=Lohn, nebst der Anfuhre, dem Verkäufer vergütigen, oder, wenn der Kalkbrenner überhaupt auf einen gewissen Lohn für jeden Brand steht, ihm solchen, ohne Abrechnung des Gräber= oder Brecher=Lohnes, bezahlen. In Ansehung der Bruchsteine hingegen, die zum Bauen gebraucht werden, wohin auch der Marmor zu rechnen ist, gehört dem Verkäufer alles dasjenige, was bereits ausgebrochen ist, und zum Verkauf bey der Tra<32, 746>dition vorräthig liegt, allein zu, weil diese Bruchsteine schon an und vor sich, ohne fernere Zubereitung, zum Verkauf tüchtig sind.

Es folgen einige chemische Betrachtungen über die Kalkerde und den gebrannten Kalk, und deren Verhältnisse gegen die Vitriol= Salpeter= Küchensalz= Flußspath=Säure, und die übrigen mineralischen, wie auch vegetabilischen und animalischen Säuren, gegen die fetten und ätherischen Oehle, gegen Weingeist, und gegen Schwefel.

1. Die rohe Kalkerde wird von der Vitriol Säure unter starkem Aufbrausen, wobey sich eine Menge fixer Luft entbindet, aufgelöset; der gebrannte Kalk hingegen, welcher der fixen Luft beraubt ist, löset sich still, oder doch nur mit geringer Bewegung, auf. Lässet man diese Auflösung abrauchen und krystallisiren, so schießt ein nadelförmiges Salz, welches fast ohne Geschmack und im Wasser sehr schwer auflöslich ist, an, welches Selenit genannt wird. In den Bestandtheilen kommt derselbe mit den Gypsarten überein, welche ebenfalls aus Kalkerde bestehen, die mehr oder weniger mit Vitriolsäure gesättigt ist. Beyde diese Körper, der Selenit und Gyps, sind daher als erdige Salze anzusehen, welche, ausser jenen Bestand=Theilen, noch einen Theil Wasser enthalten. Beyde sind in einer großen Menge Wasser auflöslich, wovon ein Theil Gyps, nach Bergmann, 500 Theile in mittlerer Wärme, im Sieden aber nur 450 Theile fordert. Der Weingeist nimmt nichts vom Selenite ein. Nach Bergmann enthält der Selenit 0,32 Theile reinen luftleeren Kalk; 0,46 Theile Vitriolsäure, und 0,22 Theile Krystallisationswasser. Die stärkste Vitriolsäure nimmt nach Wenzel 0,671 Theile Kalk=Erde auf.

<32, 747>

2. Sowohl der rohe als gebrannte Kalk wird von der Salpeter Säure aufgelöset, und letzterer mit wenigerm Aufbrausen. Die Auflösung, welche von bitterlich scharfem Geschmacke ist, lässet sich nicht krystallisiren; bis zur Trockne abgedampft, gibt sie eine Salzmasse, welche nur schwach mit brennbarem Stoffe verpufft, unter starkem Schäumen schmilzt, die Säure unter rothen Dämpfen fahren lässet, und Kalksalpeter genannt werden kann. Wegen der stärkern Verwandschaft des feuerbeständigen Laugen=Salzes gegen die Salpetersäure wird die Kalkerde aus dieser Solution durch dieselbe gefället, und zwar als roher Kalk, wenn man gemeines, als lebendiger Kalk aber, wenn man ätzendes Laugensalz nimmt. Da auch die Vitriol=Säure eine stärkere Verwandtschaft gegen die Kalkerde, als diese gegen die Salpeter=Saure, besitzt, so schlägt sich, wenn man Vitriol=Säure in diese Solution träufelt, der Kalk mit der Vitriol=Säure verbunden, zu Selenit nieder. Nach Wenzel nimmt die stärkste Salpeter=Säure 0, 508 Theile Kalkerde auf, und nach Bergmann enthält der Kalksalpeter ungefähr 0,43 Theile Säure; 0,25 Theile Wasser, und 0,32 Theile luftleere Kalkerde. Im Sieden löset der Weingeist gleichviel davon auf.

3. Die Küchensalz=Säure löset sowohl den rohen als gebrannten Kalk, letztern nur mit wenigerm Aufbrausen, auf. Die Solution gibt keine Krystallen, sondern bleibt an der Luft zerfließlich. Die feuerbeständigen Laugensalze scheiden, so wie bey der Salpeter=Säure, den Kalk aus ihr, und eben so schlägt die Vitriol=Säure den Kalk als Selenit aus dieser Solution nieder. Nach Wenzel nimmt die stärkste Salz=Säure 0,966 Theile Kalkerde auf. Am besten kann man diese erdigsalzige Mischung ein Kalkkoch=Salz nennen. Bis zur Trockne inspissirt, fand Bergmann, daß es 0,44 Theile luftleeren Kalk, un<32, 748>gefähr 0,21 Theile Wasser, und 0,31 Theile Küchen=Salz=Säure enthielt. Siedender Weingeist löset gleichviel davon auf. Bey der Zerlegung des Salmiakes durch Kalk bleibt die Küchensalz=Säure mit ihm verbunden zurück, welche zerfließliche Masse fixer Salmiak genannt wird. Im Feuer schmilzt sie ohne Verlust der Säure. Stäbe von Eisen in diese schmelzende Masse getaucht, und damit überzogen, leuchten, wenn man daran schlägt, und geben den hombergischen Phosphor.

4. Die Flußspath=Säure löset die Kalkerde vollkommen auf, und macht damit bey gänzlicher Sättigung eine gallertartige Solution, aus welcher sich ein Salz abesetzt, welches man für wieder hergestellten Flußspath ansehen kann. Dieses Salz wird durch Digestion mit mildem Laugensalze zersetzt.

5. Die Arsenik=Säure fället das Kalkwasser, löset aber durch neuen Zusatz den Niederschlag auf, macht damit kleine Krystallen, und eine Art von Arsenik=Weinstein, aus dessen Auflösung die Vitriol=Säure einen Selenit fället. Das Bernsteinsalz macht mit der Kalkerde luftbeständige, langspießige, nur in siedendem Wasser aufzulösende Krystallen, welche man bernsteinsaures Kalksalz nennen kann; die Vitriol=Säure scheidet auch die Kalkerde daraus. Das mit Sedativsalz gesättigte Kalkwasser gibt gelbliche Salz=Häutchen, oder ein sedativsaures Kalksalz. Auch auf dem trocknen Wege, wenn das Sedativsalz mit noch einmahl so viel Kreide geschmolzen und die Masse mit Wasser ausgelauget wird, erhält man strauchförmige Krystallen.

6. Von den vegetabiltschen Säuren löset die Essig=Säure den Kalk leicht auf, und gibt damit eine bitterlich scharfe Solution, welche nach dem Abdampfen ein feines federiges Salz liefert, welches kalkartiges Essigsalz genannt werden kann, sonst aber schon <32, 749> als das Kreiden= und Korallen=Salz bekannt ist. Die Vitriol=Säure fället aus diesem Salze den Kalk ebenfalls als Selenit. Im Weingeiste ist übrigens das kalkartige Essigsalz nicht auflöslich. Das holzessigsaure Kalksalz, aus der Verbindung des Holzessiges mit der Kalkerde, erscheint auch in Krystallen, ist aber noch nicht so bekannt. Die Citronen=Säure löset die alkalkischen Erden auf, und wenn die Solutionen gesättigt sind, präcipitirt sich ein schwer auflösliches citronensauees Kalksalz, welches bey frischem Zusatze von Säure wieder aufgelöset wird. Sonst geben die Solutionen dieser Erden nach dem Abrauchen mehrentheils gummiartige Massen. Der Kalk=Weinstein, welcher aus der Vereinigung der Weinstein=Säure mit der Kalkerde entsteht, ist ein schwer auflösliches geschmackloses Salz. Mit der Zucker=Säure hat der Kalk die stärkste Verwandtschaft, und macht mit ihr ein schwer auflösliches erdiges Salz, das zuckersaure Kalksalz, oder den Zuckerselenit. Es scheidet sich dieser auch bey dem Zuckersieden, durch den Zusatz von Kalk, aus dem mit Zucker=Säure übersetzten rohen Zucker. Nach Bergmann erhält er 0,48 Theile Zucker=Säure; 0,46 Theile Kalk, und 0,6 Theile Krystallisationswasser. Die Vitriol=Säure zersetzt ihn nicht. Mit dem Sauerkleesalze gibt die Kalkerde ein schwer auflösliches Salz, welches man sauerkleesaures Kalksalz nennen kann.

7. Was die animalischen Säuren betrifft, so liefert der Kalk mit der Phosphor=Säure ein schwer auflösliches Kalkphosphorsalz. Die Fett=Säure gibt aber damit sechsseitige Krystallen, welche sich in eine platte Fläche endigen, von scharfem salzigem Geschmacke, welches im Wasser nicht, aber im Weingeiste auflösbar war, und fettsaures Kalksalz genannt werden kann. Mit der Ameisen=Säure entsteht ein durchsichtiges, mehrentheils schrägwürfeliges, <32, 750> bitterliches, luftbeständiges, ameisensaures Kalksalz, welches nicht im Weingeiste, aber in 8 Theilen Wasser auflöslich ist.

8. Auf die Laugensalze hat der Kalk eine besondere Wirkung, dieselben brennend und ätzend zu machen. Löset man einen Theil feuerbeständiges vegetabilisches Laugensalz in Wasser auf, und thut nachher in diese Solution 4 Theile ungelöschten Kalk, welchen man darin löschen lässet, so erhält die Lauge einen sehr feurigen und ätzenden Geschmack. Wird dieselbe evaporirt, so krystallisirt sich das Laugensalz nicht; und bis zur gänzlichen Trockne evaporirt, zieht die Masse sehr begierig Feuchtigkeit aus der Luft an, schmilzt sehr leicht im Feuer, und brauset um desto weniger mit Säuren, je genauer die Proportion des Kalkes zur Sättigung des Laugensalzes gewählt worden ist, welches in jenem Verhältnisse am besten erhalten wird. Dieses Laugensalz heißt alsdann ätzendes oder kaustisches Laugensalz, dagegen das gewöhnliche milde genannt wird. In trockner Gestalt muß es bald wegen des Zerfließens in wohl verschlossenen Gefäßen aufgehoben werden. Bey dem Seifensieden wird eine ähnliche ätzende Lauge bereitet, wo man über Asche und ungelöschten Kalk Wasser gießt, und diese Lauge so stark macht, daß sie ein Ey trägt, wo sie dann Meisterlauge heißt.

Die Ursache von der ätzenden Eigenschaft, welche die Laugensalze in der Bearbeitung mit dem gebrannten Kalke bekommen, ist nach Black in dem Verluste der fixen Luft zu suchen, welche die Laugensalze an den Kalk abtreten. Der gebrannte Kalk hat seine fixe Luft verloren, und ist, wegen der Kraft, sich mit ihr wieder zu sättigen, in Rücksicht unserer Empfindungen, ätzend. Eben so sind die Laugensalze so lange milde, als sie mit genugsamer fixer Luft gesättigt sind. In der Vermischung mit dem ungelöschten Kalke entzieht dieser den Laugensalzen ihre fixe Luft; er wird dabey zu rohem Kalk, und die Laugensalze, nach Ver<32, 751>hältniß des Verlustes dieses Bestandtheiles von Luft, ätzend. Bringt man sie in diesem Zustande auf die Zunge, so zeigen sie die brennende Eigenschaft, da sie mit einer Zerstörung der berührten Theile sich wieder mit dieser Luft sättigen. Daß die Entziehung der fixen Luft der Grund der Kausticität der Laugensalze sey, erhellet deutlich, da sie durch Beymischung dieser Luft wieder milde werden, ausserdem aber auch mit den Säuren wenig oder gar nicht brausen. Meyer hingegen erklärt die ätzende Eigenschaft aus dem Beytritte einer fetten Säure aus dem Kalke an die Laugensalze, welche Meinüng aber schon oben wiederlegt ist. Das flüchtige Laugensalz lässet sich ebenfalls ätzend durch den ungelöschten Kalk darstellen, wo es aber immer flüssig, und nie in trockner Gestalt, erscheint. Hierher gehört der kaustische Salmiakspriritus.

9. Auf die fetten Oehle hat der ungelöschte Kalk, wenn er mit ihnen destilliert wird, die Wirkung, sie feiner und zum Theil im Weingeiste auflöslich zu machen. Die kaustischen Laugen werden durch ihn geschickter, die Fette und fetten Oehle stärker und genauer, als die milden Laugen, zur Bereitung der Seifen aufzulösen. In den ätherischen Oehlen bewirkt der ungelöschte Kalk ebenfalls eine Verfeinerung in der Destillation; und aus dem Rosmarin=Oehle erhielt Meyer und Bucholtz in der Destillation mit ätzendem Laugensalze einen wahren Campher.

10. Der Kalk, und zwar der gebrannte, scheint bey dem Weingeiste ebenfalls eine Verfeinerung zu bewirken, und ihn zugleich schärfer zu machen.

11. Vermischt man 4 Theile ungelöschten Kalk mit 1 Th. Schwefel, und löscht diese Masse mit Wasser, so greift der Kalk, während dem Löschen, unter Verbreitung eines faulen schwefelleberartigen Geruches, den Schwefel an und löset ihn auf. Diese Auflösung des Schwefels ist eine erdige Schwefelleber, welche durch Laugensalze, deren Verwandtschaft gegen den Schwefel stärker ist, zersetzt, und der Kalk wieder geschieden werden kann. Eben so erhält man auch auf <32, 752> dem trocknen Wege, aus der Verbindung des Kalkes mit dem Schwefel im Flusse, eine erdige Schwefel=Leber.

Hrn. Hofr. Suckow ökon. und technische Chymie, Lpz. 1784, gr. 8. S. 328, fgg.

Da der frisch gebrannte oder lebendige Kalk die Feuchtigkeit aus der Luft stark an sich zieht und begierig verschluckt, so wird er dadurch geschwächt und zum Zerfallen genöthiget. Es schadet ihm also, wenn er lange liegen, und ungelöschter Kalk heissen muß. Man lasse den besten 4 bis 6 Wochen, und besonders an der Erde, liegen; fangen die Stücke nicht an, ganz aus einander zu fallen, so kann man sie doch mit leichter Mühe zerdrücken, und mit den Fingern zu Pulver reiben. Gießt man sodann Wasser darauf, so wird er nicht sonderliche Bewegungen machen, und man wird keinen recht zähen Kalkbrey heraus bringen, welches doch beydes erfolgen muß, wenn er gut gebrannt, und nach dem Brande bald gelöschet wird. Man muß daher den frisch gebrannten Kalk in Fässer packen, und diese wohl zumachen, um solcher Gestalt der Luft den Beytritt zu versperren, und dadurch den Kalk zum Transport und zum Aufheben geschickt zu machen. Indessen ist diese Vorsicht doch nur bey den guten Kalksorten, die einen weißen Kalk liefern, und den man zu Mauer= oder Abweiß=Kalk bestimmt hat, nöthig, indem derjenige, welcher zur Düngung der Felder bestimmt ist, dergleichen Vorsicht nicht erfordert, vielmehr in der freyen Luft gewinnt, aus welcher er die Säure an sich sieht, mit welcher er ein salpeterartiges Mittelsalz erzeugt. Auch der graue Kalk, den man nur zum Mauern anwenden kann, überhebt uns der Mühe, ihn der Luft zu entziehen, weil er die Feuchtigkeit sehr langsam in sich sauget, folglich unter einem Schoppen Monathe lang liegen kann, ohne an <32, 753> seiner Kraft zu verlieren. Da aber die guten Kalk=Sorten doch allemahl auch bey dem sorgfältigsten Einpacken in Fässern, zumahl wenn sie zu Wasser transportiret werden, von ihrem zarten Feuer, worin eigentlich die Güte des Kalkes besteht, verlieren: so würde es sehr rathsam seyn, in Gegenden, wo viel gebauet wird, den Kalk gleich, so warm er aus dem Ofen kommt, löschen zu lassen, und hiernächst den gelöschten Kalk an die Bauenden zu verkaufen, oder nach den Bauplätzen zu liefern. Der Kalk wird nähmlich, so warm als man ihn aus dem Ofen zieht, in einem mit Bretern verdeckten Kasten gehörig gelöscht, aus welchem derselbe, nach dem Löschen, vermittelst einer Rinne, in Fässer, deren jedes 3 Scheffel enthält, fließt. Diese Fässer müssen dicht verspündet, mit dauerhaften starken Reifen versehen, und inwendig mit einer Rinde von Pech und Sand überzogen seyn, theils darum, daß der dünne Kalk nicht durchdringe, theils auch deswegen, daß die Luft denselben nicht austrockne, oder hart und unbrauchbar mache. Wenn der flüssige Kalk sich gesetzt hat, und die Tonnen angefüllt sind, schlägt und spündet man sie fest zu, und verführt dieselben entweder zu Lande oder zu Wasser, der Güte des Kalkes unbeschadet, an die Orte der Bestimmung.

Wo man aber den ungelöschten Kalk entweder auf offene Wägen geladen, oder in Tonnen gepackt, erhält, muß man so schnell, als möglich, mit dem Löschen desselben eilen, damit er nicht in einen von aller Bindung beraubten Staub oder Mehl zerfalle.

Das Löschen des Kalkes wird entweder mit einer geringern oder größern Quantität desselben vorgenommen. Bey einer geringen Quantität, besteht die gemeine Art den Kalk zu löschen, welche an einigen Orten den Kalk setzen genannt wird, darin, daß man den Kalk mit Wasser begießt, und sofort mit <32, 754> Sand vermengt, daß beydes eine feine Consistenz bekommt, und entweder auf einen Haufen, oder in einem Winkel zusammen geschlagen werden kann; daselbst bleibt er in der Fermentation stehen, und wird sodann in Kalkkasten oder Mörtelkübel gethan, und mit Wasser angefeuchtet, auch, wenn es nöthig ist, mit mehrerm Sande vermenget. Soll hingegen ein größerer Vorrath, z. B. ein halber, oder ganzer Wispel, oder noch mehr gelöschet werden, so gräbt man eine viereckige Grube, (Kalkgrube, im g. L. Kalk=Kute, Fr. Fosse à chaux,) in die Erde, welche, besonders wenn das Erdreich zu locker wäre und leicht einfiele, theils auch, damit die Nässe des gelöschten Kalkes nicht in die Erde ziehe, wenigstens an den Seiten mit Bretern oder Bohlen ausgefüttert wird. In großen Haushaltungen, und wenn man in diesen Gruben vorräthigen gelöschten Kalk zur Ausbesserung der Gebäude aufbehalten will, pflegt man dieselben auszumauern. Neben einer solchen Kalkgrube, auf der Erdfläche, steht die Kalkbank, oder Löschbank, (Löschkasten, oder Kalkkasten). Es ist dieses ein von Bretern zusammen geschlagener viereckiger Kasten, dessen Seiten zwar breit, aber nicht zu hoch seyn müssen, damit man bequemer mit Hacken und Schaufeln darin herum fahren könne. Er ist insgemein 9 F. lang, 4 F. breit, und 18 Z. hoch. Der Boden dieser Kalkbank ist, nach der Kalkgrube zu, in etwas geneigt, damit der gelöschte Kalk gut nach der Grube ablaufe. In dieser Absicht macht man an der Seite des Kastens oder der Kalkbank, nach der Grube zu, ein viereckiges Loch, oder einen Einschnitt, etwa 1 F. breit, welches mit einem Schieber versehen ist, und also nach Belieben geöffnet oder geschlossen werden kann. Vor diesem Schieber befindet sich eine kurze Rinne. Siehe PfeiliconFig. 1795. c k e d, ist die Kalk=Bank, und h i b g die Kalkgrube, in welche der ge<32, 755>löschte Kalk durch die Oeffnung des aufgezogenen Schiebers a fällt. Bringt es die Gelegenheit des Ortes mit sich, so legt man die Kalkbank nebst der Kalk=Grube gern neben einem Brunnen an, und leitet das Wasser vermittelst einer Rinne zu der Kalkbank. In der letztern wird nun der Kalk folgender Maßen gelöscht. Man schüttet einige Mulden voll gebrannte Kalksteine in den Kasten, und wirft sie so auf einander, daß sie nicht zu aufgethürmt, sondern flach, liegen. Alsdann leitet oder gießt man so viel Wasser darauf, daß die Köpfe oder Spitzen der Kalksteine noch etwas hervor stehen. Der Kalk fängt an zu prasseln, und verursachet einen starken Dampf, *

*
Von dem Nutzen des von dem sich löschenden Kalke entstehenden Dampfes zur Tödtung der Wanzen, siehe im Art. Pfeil-IconWanze.

indem die Steine sich in dem Wasser erhitzen, und gleichsam kochen. *

*
Man nahm 3 Pfund klingenden lebendigen Kalk, that ihn in eine steinerne Schale, und sprengte ihn bloß mit Wasser an. Der Kalk zersprang bald, und schwoll stark auf. Die Hitze, die sich dabey zeigte, stieg zu einem sehr hohen Grade. Das Merkwürdigste aber dabey war, daß er, da man ihn im Dunkeln mit einer Glasröhre umrührte, ganz mit Feuer bedeckt war.
  Es ist also nicht zu verwundern, daß der Kalk durch seine starke Erhitzung, welche bey dem Löschen desselben bemerkt wird, entzündbare Körper in Brand setzen kann. Meyer tränkte 2 Pfund ungel. Kalk mit 8 Unzen Wasser ein, wodurch sich der Stein bald sehr erhitzte, und weit und tief von einander gab. Er streuete Häckerling in die tiefsten Spalten, welcher augenblicklich braun und schwarz wurde; er roch und rauchte wie brennendes Stroh, und fing wirklich Feuer, aber ohne in Flamme zu gerathen. Die flammende Entzündung durch den lebendigen Kalk hat man noch immer bezweifelt. Hr. L. R. Lichtenberg führt aber (in dem vorgedachten Stücke des Magazins) ein Beyspiel von einer wirklichen Entzündung an. Ein Wagen, auf den man Stroh geworfen hatte, womit lebendiger Kalk bedeckt war, und wonrin sich noch kleine Stücke desselben befanden, gerieth des Nachts, da es sanft regnete, wirklich in Brand.
  Noch ist uns die Ursache unbekannt, welche in dem Kalke einen so heftigen Grad der Hitze hervor bringen kann. Man glaubt gemeiniglich, daß dieses Phänomen durch die schleunige Vereinigung des Wassers mit der concentrirten feurigen Säure, welche die zu gebranntem Kalke gewordene kalkischte Materie, nachdem sie des Wassers ihrer Krystallisation beraubt worden ist, behält, und welche die Oberfläche eines jeden Theilchens absorbirender Erde umgibt, verursachet werden könne. Man bemerkt ein gleiches, so oft man Wasser in die Vitriol=Säure gießt. Ich glaube aber immer, daß die wahre Ursache der Entstehung dieser Hitze noch unbekannt sey. Das Reiben der Theilchen an einander, dem man sie zuschreiben will, scheint noch nicht hinlänglich zu seyn.
  Auszug aus einem Schreiben des Hrn. Pelletier über einige Erscheinungen bey dem Löschen des lebendigen Kalkes, st. in Hrn. Leg. R. Lichtenbergs Magaz. für das Neueste aus der Physik und Naturgesch. Gotha, 1783, 8. S. 38 --40.
  Briefe an einen Freund über die wahre Ursache der Erhitzung des lebendigen Kalchs mit Wasser, st. im 1 St. des Portefeuille für Gegenstände der Chemie und Pharmacie, Hamb. 1784, 8. S. 1--44.

So bald sie gekocht haben, <32, 756> werden sie mit der Kalkhacke aus einander gestoßen, und gut durch einander gerühret und gearbeitet, damit alles völlig aufgelöset werde. Diese Kalkhacke, oder Krücke, f l, gleicht fast einer großen Kohl= oder Garten=Hacke. Ihr längliches und nicht gar zu breites Blatt von Eisen, ist 18 Z. lang, und 2 Z. breit, und hat oberhalb eine Hülse oder ein Rohr. Vermittelst des letztern wird mit der Hacke ein 6 bis 8 F. langer Stiel vereiniget, womit der Mäurer nach allen Seiten der Kalkbank reichen kann. Wenn der Kalk noch nicht recht flüssig werden will, wird noch mehr Wasser zugegossen. Hat er noch fremde und unreine Theile bey sich, so stößt er sie von sich ab, daß sie oben schwimmen, die man sodann mit einer Schaufel heraus werfen muß. Mit dem Durchrühren muß so lange angehalten werden, bis alles ganzzergangen ist. *

*
Dieses wird gemeiniglich sehr vernachlässiget. Der Kalklöscher fährt mit der Krücke einige Mahl darin herum, und lässet den Kalk laufen, ob gleich noch dicke Klumpen und ganze Stücke halb gelöschten Kalkes darunter sind. Er kann freylich auf solche Art in kurzer Zeit eine große Quantität Kalk löschen, welcher aber nach wenigen Stunden in der Grube ganz fest und hart wird, und Risse und Borsten bekommt. Der Kalk, wenn er abgelassen werden soll, muß durch und durch so dünn wie fette Milch seyn.

<32, 757> Es schadet sehr, wenn man zu wenig Wasser zugegessen, und den Kalk nicht recht flüssig gemacht hat, weil er alsdann nicht gehörig aufgelöset wird, sondern, wie es die Baumeister nenne, verbrennt. Gibt man ihm aber zu viel Wasser, so stößt er den Ueberfluß zurück, welches man den Kalk ersäufen nennt. Man muß daher den Sättigungspunct wohl zu treffen wissen. Er kann, nach dem Maße zu rechnen, fast zwey Mahl so viel Wasser vertragen, als er selbst ausmacht. Er löset sich in dem Wasser so reichlich auf, daß aus 1 Scheffel beynahe 2 werden können. Gibt man ihm daher nicht genug Wasser, so bringt man sich nicht nur um seinen Vortheil, sondern verschlimmert auch den Kalk; er wird hernach zu hart und trocken, da doch ein gut gelöschter Kalk stets wie Butter in der Grube stehen muß. Es kommt aber auch viel auf das Wasser an, welches man zum Kalklöschen gebraucht. Ein Wasser ist hierzu immer geschickter, als das andere. Hierauf wird aber gemeiniglich nicht gesehen; da man doch vorher probieren sollte, mit welchem Wasser der Kalk am besten gelöschet oder aufgelöset werden könne. Hat man in dem nachzugießenden Wasser vorher Küchensalz zergehen lassen, so wird auch die Güte und Zähigkeit des Bitterkalkes nicht wenig vermehret. Auf jeden Eimer Wasser kann eine gute Hand voll Salz genommen werden.

Hat sich bey dem Löschen der Dampf völlig gelegt, und schäumt der Kalk, welcher nun einer fetten Milch ähnlich sieht, gar nicht mehr, so zieht man den Schieber des Kastens auf, und lässet ihn in die Grube laufen. Darauf verfährt man wieder mit einigen Scheffeln des vorräthigen ungelöschten Kalkes so, wie vor<32, 758>her, bis die Grube voll, oder bis aller Kalk gelöscht ist. Will man nun den gelöschten Kalk, welcher in diesem Zustande geflößter oder versenkter Kalk, Fr. Chaux coulée, genannt wird, in der Grube aufbewahren, so muß er etwa 1 F. hoch mit Sande und Grande, oder auch nur mit Erde, bedecket werden. Er wird dadurch gegen die freye Luft verwahret, dorret nicht aus, und bleibt zusammen frisch und kleberig. Will man ihn anbrechen, oder etwas heraus nehmen, so wird der Grand an einer Seite vorsichtig zurück geworfen, und dann so viel Kalk heraus gestochen, als man haben will. Wird er nicht auf einmahl oder nicht gleich hinter einander verbraucht, so wird die gemachte Lücke wieder mit Sande bedecket oder ausgefüllet.

Dem jetzt beschriebenen Löschen des Kalkes in einem offenen Kasten, ist diejenige Art, da dasselbe verdeckt geschieht, weit vorzuziehen. Bey dem Löschen des Kalkes kommt vieles darauf an, daß seine bindende Theile nicht mit dem Dunste verfliegen, sondern als Mörtel bey dem Bauen angewendet werden können. Die Meinung, daß der Kalk desto besser sey, je mehr er bey dem Löschen aufbrause und dunste, ist falsch; vielmehr wird er dadurch schlechter. Denn da in jedem Kalke zwey Salze sind, ein Laugensalz und ein Sauersalz, so ensteht, wenn diese durch das Wasser aufgelöset werden, und sich mit einander vereinigen, ein Brausen oder eine Hitze, und daher das starke Ausdunsten. Wird nun den Dünsten ein freyer Ausgang gelassen, so gehen mit denselben die Salze, welche das Bindene in dem Kalke ausmachen, zugleich fort, und es bleibt nichts als ein Körper, welcher zu wirken unfähig ist, zurück. Man beobachte daher bey dem Löschen die Regel der Alten: „ Aller Kalk muß sowohl bey dem Brennen, als auch Löschen, besonders aber bey dem letztern, vor allen überflüss<32, 759>igen Ausdunstungen bewahret werden ”. Dieses verdeckte Löschen des Kalkes, geschieht auf zweyerley Art. Entweder man schichtet den gebrannten Kalk, so wie er aus dem Ofen kommt, auf einem reinen, ebenen, von starker schwerer Lehmerde natürlich dichten, oder erst mit Fleiß also auf Tennen=Art zugerichteten und wohl geschlagenen Platze, 3 F. hoch, doch in beliebiger Länge und Breite, fein gleich in und auf einander; beschlägt und beschüttet ihn oben und an den Seiten herum mit gutem Feld= oder Wasser=Sande, 2 bis 3 F. dick; gießt alsdann so viel Wasser, und so lange darüber, bis der Sand und der darunter liegende Kalk genug durchnetzet ist. Wo der Sand, währendem Begießen, wie öfters geschieht, Risse bekommt und sich spaltet, da muß man ihn mit andern, schon im Vorrath liegenden Sande wieder zuwerfen, und dadurch dem von der Hitze aufsteigenden Dampfe den Ausgang verwehren. Solcher Gestalt kann er weder von unten, wegen der Festigkeit des Bodens, abwärts, noch wegen des darauf liegenden Sandes von oben hinaus dunsten, und behält also seine ganze Kraft wohl beschlossen in sich selbst, und kann, wenn man ihn gebrauchen will, angeschnitten werden. Der auf diese Art zubereitete Kalk wird trocken gelöschter Kalk, Fr. Chaux étouffée, genannt. Oder man verrichtet das Löschen in einem verdeckten Kasten. Man lässet in dieser Absicht einen Kasten machen, welcher an den Seiten mit Leisten versehen ist, damit ein in einander gefalzter Deckel darauf geleget werden könne. In diesem Deckel ist eine Oeffnung, durch welche das Wasser eingegossen wird. Diesen Kasten stellt man an die Grube, wo der gelöschte Kalk auf bewahret werden soll, so, daß er eine Neigung gegen die Grube habe, damit der Kalk durch einen an dem Kasten befindlichen Schieber dahin ablaufen könne. Wenn nun der Kasten so weit fertig ist, legt man die gebrann<32, 760>ten Kalksteine hinein, so, daß keine über einander zu liegen kommen, und gießt so viel Wasser durch die Oeffnung hmein, daß die Steine davon ganz bedecket werden und sich auflösen. Alsdann deckt man diese Oeffnung auch zu, und lässet den gelöschten Kalk erkalten. Wenn derselbe kalt geworden ist, und durch das in dem Deckel befindliche Loch kein Rauch mehr heraus kommt, nimmt man den Deckel ab, rührt mit einer Kalkbrücke denjelben wohl unter einander, zieht alle ungelöschte Steine sorgfältig zurück, lässet den guten Kalk in die Grube laufen, fährt damit so lange fort, bis die Grube voll ist, und bedeckt den Kalk alsdann mit Sande. Der auf solche Art zubereitete Kalk bringt, besonders wenn er in seiner Feuchtigkeit lange in der mit Bohlen oder Steinen ausgelegten Grube geruhet hat, die beste Wirkung hervor, und ist zum Mauern und Grundieren unverbesserlich; nur zum Abweißen ist er, weil er nach dem Löschen gelblich aussieht, nicht gut zu gebrauchen, sondern dazu muß man offen gelöschten und ausgedunsteten Kalk nehmen.

Man thut übrigens sehr wohl, wenn man bey dem Löschen einer großen Quantität mehr als Eine Grube macht und jede gehörig bedeckt, sodann, so wie es nöthig ist und man den Kalk gebraucht, eine nach der andern eröffnet. Denn wenn man ihn in eine große Grube einlöscht, kann man dieselbe, wenn man etwas heraus genommen hat, nicht allemahl sogleich wieder bedecken. Es wird also der in der Grube noch vorhandene Kalk durch den Zutritt der Sonne und der Luft hart, und, wo nicht ganz unbrauchbar, doch sehr viel schlechter.

Eine leichte, kurze und wohlfeile Methode, wie man in Anjou den Kalkstein und Marmor zum allerbesten Bindekalke brennt, st. im 41 St. des 3ten Th. des physikal. und ökon. Patrioten, Hamb. 1758, 4 S. 325, f.

Anmerkungen vom Kalkbrennen und Löschen, st. im 44 St. desselben, S. 348, f.

<32, 761>

Von der Kalkbrennerey, s. Hrn. Prof. Jo. Beckmann' s Anleit. zur Technologie, 2te Ausg Gött. 1780, 8. S. 234, fgg.

Hrn. Bergius Policey= und Cameral=Magaz. 3 Th. S. 246, fgg.

Erinnerung von Verbesserung der Kalkbrennerey, von Carl Wilh. Cederhielm, st. n. 1 K. T. im 1 B. der übers. Abhandl. der kön. schwed. Acad. d. Wiss. Hamb. und L. 1749, gr. 8 S. 247--249.

Art du Chaufournier, par Mr. Fourcroy de Ramecourt, à Par. 1766, f. 74 S. n. 15 K. T.

D. übers. u. d. T. Die Kalkbrennerkunst, von Hrn. Fourcroy von Ramecourt, st. im 7 B. des Schaupl. der Künste und Handwerke, Lpz. und Königsb. 1768, gr. 4. S. 33--128.

Cph. Gottfr. Jacobi Beantwortung der von der Societät d. Wiss. in Göttingen aufgegebenen Frage: Wie ist der Mauerkalk zuzubereiten, daß er dem Winde und Wetter am längsten widerstehe, st. im 79--81 St. der Hannov. nützl. Samml. v. J. 1755.

Eb. Dess. erweiterte Beantwortung der vorigen Frage, st. n. e. Zeichn. von den Kalköfen und Hütten, in Schrebers Samml. etc. 3 Th. Halle, 1758, gr. 8. S. 111, fgg.

Von Kalchbrennereyen, s. (Hrn. g. R. v. Pfeifer) Lehrbegriff sämmtl. öcon. und Cameralwiss. 3 B. 1 Th. Mannh. 1777, 4. S. 17--22.

Von Kalkfabriken, s. Eb. Dess. Manufacturen und Fabriken Deutschlands, 2 B. Frf. M. 1780, gr. 8. S. 75, fgg.

Theod. Bonifac. Schnetter Abh. vom Kalkbrennen, st. im 16 und 17 St. der Mind. Beytr. z. N. u. Vergn. v. J. 1775.

P. N. Sprengels Handwerke und Künste, 9 Samml. Berl. 1772, 8. S. 46, fgg.

Die Kalksteine, die Kalkerden, der an der Luft zerfallene Kalk, der ungelöschte oder rohe, und der gelöschte Kalk, wie auch das bloße Kalkwasser, haben einen sehr großen Nutzen in der Baukunst, Oekonomie, Chemie und Heilkunst, wie auch bey verschiedenen Künsten, Fabriken und Handwerken.

Durch Kalkwasser, Lat. Aqua calcis vivae, Fr. Eau de chaux, versteht man überhaupt eine Auflösung der Kalkerde in reinem Wasser. Man verfertiget es auf folgende Weise. Man schüttet eine beliebige Quantität ungelöschten Kalk, welcher nicht lange aus dem Ofen gekommen ist, in einen steinernen Topf oder in eine Schale mit Wasser, so daß das Wasser unge<32, 762>fähr 10 Mahl mehr, als der Kalk, beträgt. Man bemerkt, daß das Wasser begierig von dem Kalke eingeschluckt wird. Es entsteht eine beträchtliche Hitze, und man hört, indem seine Theile aus einander gehen, ein Geräusch, welches öfters stark ist. Diese Mischung muß man oft mit einem hölzernen Stabe umrühren, weil sonst der Boden des Gefäßes, wo der Kalk seiner Schwere wegen hinsinkt, am meisten erhitzet, und das Gefäß dadurch zersprenget werden würde. So bald der Kalk völlig zerfallen oder gelöscht ist, hört man mit dem Umrühren auf, und lässet es ruhig stehen, bis das darüber stehende Wasser klar ist. Dieses ist nun, nachdem es durch Löschpapier geseihet worden, das Kalkwasser, welches einen etwas scharfen Geschmack hat, und woraus man mit Laugensalzen die darin aufgelösete Kalkerde niederschlagen kann.

Ein auf diese Weise gehörig bereitetes und wohl verwahrtes Kalkwasser, besteht aus der beitzenden Substanz des Kalkes, und aus etwas Kalkerde, welche vermittelst dieser Substanz des Kalkes in dem Wasser auflöslich geworden ist, und so lange in dem Wasser aufgelöset bleibt, als die beitzende Substanz vereinigt ist, sich aber je mehr und mehr unter der Gestalt eines dünnen, hernach aber immer mehr verdickten und undurchsichtigen, weißen, glänzenden Häutchens scheidet, je mehr die flüchtige beitzende Substanz aus dem Kalkwasser davon geht. Geht diese Substanz ganz und gar davon, so scheidet sich auch die aufgelösete Erde, welche sich theils auf der Oberfläche des Kalkwassers, theils auf dem Boden des Gefäßes, unter der Gestalt dünner unschmackhafter Blättchen sammelt, und Kalkrahm, L. Cremor lactis, Fr. Crême de chaux genannt wird; das Kalkwasser aber bleibt unschmackhaft, und von aller beitzenden Substanz und Kalkerde befreyet, zurück. Wenn aber ja noch etwas bey dem Kalkwasser befindlich ist, so ist <32, 763> solches etwas weniges von einem mineralisch=alkalischen Salze, welches aus dem bisweilen in dem rohen Kalksteine befindlichen Kochsalze entstanden ist. Wer demnach ein kräftiges Kalkwasser mit der gehörigen Kraft aufbehalten will, muß mit demselben gleich nach der Bereitung etliche Flaschen ganz voll füllen, und wohl verwahren, und alsdann entweder eine Flasche auf einmahl ganz verbrauchen, oder, wie Meyer mit Recht erinnert, in diejenigen Gefäße, woraus man das Kalkwasser nicht auf einmahl brauchen, sondern nur dann und wann etwas davon nehmen will, nicht filtrirtes Kalkwasser schütten, und lieber etwas von dem dicken, unaufgelöseten Kalke mit hinein werfen, damit, wenn ja etwas von dem flüchtigen Wesen verdunstet, solches aus dem auf dem Boden liegenden Kalke wieder ersetzet werden könne. Man kann demnach aus diesen Bemerkungen abnehmen, wie viel auf die Kräfte desjenigen Kalkwassers zu rechnen sey, welches zu Jahren in den Apotheken ohne diese Vorsicht aufbehalten, und dergestalt verbrauchet wird, daß die Gefäße, je öfter sie geöffnet werden, und leeren Raum erhalten, endlich nichts mehr, als ein unschmackhaftes und unkräftiges Wasser, enthalten.

In neueren Zeiten bedient man sich, zum innerlichen Gebrauche, des von gebrannten Muschel= oder Auster=Schalen bereiteten Wassers, welches Austerschalenwasser, Aqua concharum s. ostracodermatum, genannt wird. Es werden dazu die Austerschalen, wenn sie vorher wohl gewaschen und gereiniget worden, etliche Stunden zwischen Kohlen, oder in einem damit angefüllten Topfe, recht stark geglühet, bis sie durch und durch weiß, blättericht und leicht zerreiblich geworden sind. Nachher wird damit eben so, wie mit dem lebendigen Kalke, um Kalkwasser zu machen, verfahren. Das Wasser, welches man hiervon abgegossen hat, heißt Austerschalenwasser vom ersten <32, 764> Aufguß, Aqua concharum primae loturae. Auf den überbliebenen zerfallenen Kalk gießt man zum zweyten Mahl Wasser, lässet es 24 Stunden stehen, und dieses nennt man vom zweyten Aufguß, secundae loturae.

Man hat das Kalkwasser, welches ätzenden Kalk enthält, von dem kalkhaltigen Wasser, worin sich nur eine durch die Uebersetzung mit Luftsäure auflöslich gemachte, und folglich milde, Kalkerde befindet, wohl zu unterscheiden. Jenes färbt die Lackmus=Tinctur dunkelblau; dieses, roth. Jenes macht das mit Fernambukholz roth gefärbte Papier stark blau; dieses, kaum ein wenig. Jenes macht ein mit Gelbwurz gefärbtes Papier eisenrostfarbig; dieses verändert es gar nicht. Jenes kann ätzenden Kalkrahm, dieses keinen andern als milden Kalkrahm geben. Das Kalkwasser wird zuweilen auch Aqua benedicta genannt.

Klassifizierung: 615 Pharmakologie und TherapeutikDDC-Icon Man gebraucht das Kalkwasser innerlich als ein auflösendes, die Säure brechendes, trocknendes, den Stein zermalmendes Mittel, täglich 3 bis 4 Mahl zu 4 Unzen, ohne, oder im erforderlichen Falle, wiewohl mit merklicher Schwächung seiner Kräfte, mit Molken oder Milch vermischt. Im letztern Falle ist es als eine feine flüssige Seife anzusehen, welche sich leicht mit unsern Säften vermischt, und ausser der auflösenden Kraft, auch stärkende und vor der Fäulniß beschützende Eigenschaften besitzt. Man hat es insonderheit in Lungengeschwüren, die sowohl von innern Ursachen, als auch von äussern Verletzungen entstanden sind, mit Nutzen gebraucht. Aeusserlich ist es ein bewährtes austrocknendes Mittel, in feuchten Geschwüren, und das beste Hausmittel in offenen Schäden, indem es die zu starke Eiterung verhindert, und zugleich den Eiter verbessert.

<32, 765>

Da dieses Mittel sich viele Jahre in gleicher Kraft aufbehalten lässet, so sollte billig ein jeder vorsichtiger Haus=Vater dasselbe in seinem Hause niemahls abgehen lassen. Es ist dasselbe nicht nur bey Menschen, wo sich eine äusserliche Geschwulst, Entzündung, oder ein offener Schade zeigt, mit dem größten und sichersten Nutzen zu gebrauchen, um die Entzündung zu dämpfen, den Schaden zu reinigen, vor wildem Fleische etc. zu bewahren, und mithin denselben zur Heilung zu zubereiten, und diese zu bewirkeu, sondern es ist auch eins der besten in seiner Art, zum Gebrauche bey Pferden, welche vom Sattel gedrückt sind, wenn der Ort geschwollen und entzündet ist, oder wenn er auch schon offen gewesen ist, und Eiter sich erzeugt hat. Man nimmt in dieser Absicht, ein Stück ungelöschten, guten Kalk, von etwa 1 1/2 lb, welcher aber noch recht dicht und fest, und von der Luft noch nicht durchzogen seyn muß; thut ihn in einen glasurten Topf, gießt darauf etwann 4 Quart Fluß=Wasser, welches vorher ein wenig laulich gemacht werden kann; ist aber der Kalk gut, so kocht er auch von kaltem Wasser. Je stärker er kocht, je besser und kräftiger ist er. Man lässet diesen von sich selbst gekochten Kalk mit dem Wasser 3 Tage stehen, und rührt es alle Tage 1 oder 2 Mahl bis auf den Grund um; hernach aber lässet man es ruhig stehen, damit der Kalk sich setze; alsdann wird das Wasser abgegossen. Zu diesem abgeklärten Kalkwasser thut man 3 bis 4 Loth Salmiak, und 3 Gran Campher. Es muß aber zuvor der Campher und Salmiak in guten, starken und reinen Weingeist, 12 Stunden, oder etwas länger, geleget, eingeweichet und verdeckt gehalten werden. Wenn diese beyde Species solcher Gestalt präparirt sind, werden sie in das abgeklärte Kalkwasser, und mit demselben in einen kupfernen Kessel oder Casserole, welche aber nicht verzinnet seyn müssen, gethan; darin lässet man dieses Wasser so lange stehen, bis es eine recht schöne blaue Farbe bekommt, welche sich dann nach 3 bis 4 Tagen zu zeigen pflegt. Unterdessen peitschet man dieses Wasser mit einer Ruthe ein oder etliche Mahl, so lange es im Kessel steht. Wenn es nun die schöne blaue Farbe erhalten hat, wird es durch ein Löschpupier geseihet, und in eine Bouteille gethan, welche sodann allezeit gut zugepfropft, und also aufbehalten wird.

<32, 766>

Der Gebrauch selbst geschieht vermittelst eines reinen leinenen Läppchens, welches nur mit etwas von diesem Wasser benetzt und darin eingeweicht wird. Dieses wird auf den entzündeten, eiternden, oder offenen Schaden aufgelegt, und wenn es trocken geworden ist, wieder von neuem benetzt oder eingeweicht.

Hätte man auf dem Lande auch nicht sogleich den Salmiak und Campher zur Hand, und es erforderte die Noth und Beschleunigung, so kann auch das bloße abgeklärte Kalkwasser, ohne den Salmiak und Campher, und ohne daß das Wasser erst in dem kupfernen Kessel durch das Extrahiren blau geworden ist, mit gutem Effecte in erwähnten Zufällen gebraucht werden.

Noch geschwinderlässet sich das Blauwasser, Aqua caerulea oder saphirina, durch die Auflösung von 5 Gran Grünspan=Krystallen, und 1 Qu. Salmiak, in 1 lb Kalkwasser, bereiten. Dieses Wasser ist insonderheit auch in entzündungsartigen Augen=Krankheiten, als ein kühlendes Heil=Mittel, neben dem innerlichen Gebrauche gehöriger Arzeneyen, bewährt. Von dessen Gebrauche in Augen=Krankheiten der Pferde, s. Th, III, Pfeil-IconS. 39, f.

In der Chemie gibt das Kalkwasser ein gutes Auflösungsmittel verschiedener schleimichter, öhlichtschleimichter, schleimicht=erdichter, gummicht=harzichter und harzichter Körper und Arzeneymittel, vornehmlich in kalten Aufgüssen, ab. Es dient, mit ätzendem Quecksilber, zur Bereitung des Altschaden=Wassers (Aqua phagedaenica). Als ein austrocknendes Mittel, hilft es auch die Verderbniß und Fäulniß von einigen Substanzen abhalten. So pflegt man z. B. in Ost=Indien die reifen und aus ihren Schalen genommenen Muskatennüsse, in dieser Absicht, ehe man sie austrocknet, einige Stunden lang in ein sehr starkes Kalkwasser zu legen. Von der Kraft des Kalkwassers, Fleisch und Fische darin zu erhalten, und vor der Fäulniß lange zu beschützen, s. Th. XIII, Pfeil-IconS. 508, und Th. XIV, Pfeil-IconS. 206. Weil das Kalk=Wasser sich durch die Luftsäure zersetzen und fällen lässet, dient es, doch unter gewisser Vorsicht, als ein <32, 767> Prüfungsmittel für die Gegenwart derselben. Als eine alkalisch=salzartige Solution, ist dasselbe, so wie andere dergleichen Lauge, zum Wegschaffen blauer Flecke auf grünen Zeugen dienlich. Ueberall endlich, wo der ungelöschte Kalk mit Wasser, wie ich sogleich zeigen werde, zur Bearbeitung anderer Körper gebraucht wird, wirkt vornehmlich das Kalkwasser. Als ein Gegengift wieder den Arsenik, den es auflöset, hat es Navier gerühmt, welcher auch bemerkte, daß, als er Kalk in einem zinnernen Gefäße löschte, das Zinn stark angegriffen wurde, und ein braunrothes Pulver absetzte; welche Bemerkung, wenn sie sich bestätigt, vielleicht in der Färberey nützlich seyn könnte. Von dem Gebrauche des Kalkwassers bey der Schwarz=Färberey, s. unter Pfeil-IconSchwarzfärben.

In der Oekonomie, dient das Kalkwasser, wenn man die Pflanzen damit besprenget, um die Erdflöhe zu vertreiben, s. Th. XI, Pfeil-IconS. 284. Wenn man wilde Kastanien in Kalkwasser kocht, verlieren sie ihre Bitterkeit, daß sie zur Viehmästung gebraucht werden können.

Der Kalkstein, hat, ausser seinem Nutzen in der Baukunst, da er, oben erwähnter Maßen, zum Fundament in Gebäuden gebraucht, und zu Kalk gebrannt wird, auch in dem Schmelz= und Hüttenwesen seinen entschiedenen Nutzen, und kann überhaupt dazu angewendet werden, den Fluß derjenigen Erze zu befördern, die in solchen Steinarten liegen, die mit dem Kalksteine schmelzen. Bey der Roharbeit, insonderheit bey Kupfererzen, ist es nicht rathsam den Kalk=Stein zu zusetzen, weil die Art von Schwefelleber, welche dadurch erzeuget wird, etwas Kupfer hinweg nimmt. Haben aber die Erze viel Schwefel bey sich, so kann der Zusatz eines geringen Theiles dieser Stein=Art den Fluß befördern. Bey dem Schmelzen der Eisenerze, und dem Verfrischen des Roheisens, ist der <32, 768> Kalkstein am nützlichsten, nur muß man nicht zu viel nehmen, weil das Roheisen zu grell wird; s. Th. X, Pfeil-IconS. 596.

Der beträchtlichste Gebrauch des aus den Kalk=Steinen gebrannten Kalkes, oder Steinkalkes, und des Erdkalkes, ist in der Baukunst, da derselbe das Mittel ist, wodurch die Steine mit einander verbunden, und womit die Mauern beworfen oder überzogen (berappet), übertünchet und geweißet werden. Zu letzterer Absicht wird insonderheit der Gypskalk gebraucht. Zum Mauern wird der gelöschte Kalk mit groben Sande oder klein zerstoßenen Steinen vermischet, welche Vermischung gemeiniglich Mörtel, Kalkmörtel, Mauerkalk, oder Mauerspeise, genannt wird, wovon ich in dem Art. Pfeil-IconMauer und Pfeil-IconMörtel ausführlicher handeln werde.

In der Oekonomie bedient man sich sowohl des rohen, als auch des gebrannten Kalkes, zuvörderst als eines Düngungsmittels, oder zur Verbesserung der so genannten kalten, thonigen und lehmigen Felder, und zur Verhütung des Brandes im Getreide. Es wirkt derselbe in diesem Falle nicht nur als Auflösungs=Mittel der nährenden Theile, sondern er zieht auch die Feuchtigkeit der Luft, und damit zugleich die in den Dünsten der Luft enthaltenen salpeterigen und fettigen Theile, an sich.

Klassifizierung: 631.8 Düngemittel, Bodenverbesserer, WachstumsregulatorenDDC-Icon Die Kalkdüngung ist insonderheit in England, Frankreich, Böheim, und einigen deutschen Ländern sehr üblich, wo man alle gewünschte Wirkungen davon hat. Man findet zuweilen noch alte Pacht=Contracte, in welchen den Pächtern die Kalkdüngung gänzlich untersaget und verbothen wurde, vermuthlich nach dem Vorurtheile: Der Kalk mache zwar reiche Väter, aber desto ärmere Kinder und Nachkommen; er sauge das Land zu sehr aus, u. f. f. Heut zu Tage aber ist man eines andern überzeugt, und braucht den <32, 769> Kalk zur Düngung mit vielem und großem Nutzen; ja, man legt demselben mehrere Kraft, Wirkung und Nutzen bey, als er wirklich verdient. Ich werde hier von dem Kalkdüngen nach der auf achtzehnjähriger Erfahrung und Uebung in diesem Stücke auf dem Hundtück *

*
Hundsrück ist ein Strich Landes zwischen der Grafschaft Sponheim, dem Herzogthume Simmern, der Mosel und dem Rheine. Es haben in demselben die Churfürsten von Trier und Pfalz, die Landgrafen von Hessen, die Markarafen von Baden, und die Rhein= und Wildgrafen zu befehlen. Der Nahme kommt von den Hunnen, welchen die Römer diese Gegend zur Bewohnung überliessen, die also eigentlich Hunnsrück heissen sollte

gegründeten Anweisung des Hrn. Synd. Stork in Dassel, welche, bey sehr geringen Abänderungen, auf die meisten Gegenden in Deutschland passet, handeln, und zeigen: 1. daß der Kalk wirklich eine düngende oder den Acker fruchtbar machende Kraft besitze; 2. wie man den Acker sowohl, als den Kalk dabey zubereite; 3. wie viel Kalk man zum nutzbaren Düngen in den Acker bringen müsse; 4. wenn, und 5. welche Aecker, und 6. zu welchen Getreide= und Gemüse=Arten man damit dünge und düngen könne; 7. wie oft solches geschehen dürfe.

1. Der Vortheil des Kalkdüngens, in Absicht auf die ganze Oekonomie, ist sehr einleuchtend. 1) Die fruchtbar machende Kraft des Kalkes an sich in seinem gehörigen Boden ist augenscheinlich; man darf nur die damit gedüngten Aecker im Samen, im Stroh und in der Ladung anschauen, um davon überzeugt zu werden. 2) Den Viehdünger auszuführen, kostet viele Zeit, Geschirre, Vieh, Kräfte des Viehes, Futter. Eine einzige Fuhre Kalk richtet so viel aus, als 9, 10 bis 12 Fuhren Mist. 3) Einen Morgen Land mit 5 bis 6 Tonnen Kalk zu düngen, kostet, nach Hrn. Stork's Angabe, 3 Fl. 25 Kr. oder 4 Fl. 7 Kr.; 12 bis 14 gute Wägen Viehdünger, womit der Morgen <32, 770> doch nur zur Noth gedünget wird, kauft man, den guten Wagen zu 45 Kr. gerechnet, für 9 Fl. oder 10 Fl. 30 Kr. 4) Indem der Oekonom einen Theil seiner Aecker kalket, kann er mit dem animalischen Dünger seine andere Aecker desto reichlicher versehen.

2. Die Natur des Kalkes so wohl, als die Erfahrung, lehren, daß nicht ein jeder Acker zum Kalk=Düngen tauglich sey. Auf dem Hundsrück, wo Hr. Stork das Kalkdüngen 18 Jahre aufmerksam beobachtet, und es selbst versucht hat, ist fast durchgängig ein schwarzer Schiefer, oder ein aus verwitterten lettenartigen Schiefersteinen entstandener Boden, welcher gewöhnlich gesund und fest ist; er ist mehrentheils in seiner Art rein, zuweilen aber auch mit allerley andern Erdarten, z. B. mit Lehm, etwas Sand, Thon, oder mit einer leichten Wald= oder Mohr=Erde, vermischt; und in allem diesen, entweder reinern oder vermischten Boden, thut der Kalk ausnehmende Dienste. Aber auch der schlechteste Sandboden, wenn er mit Lehm überfahren, und hernach mit Kalk gedünget wird, kann dadurch sehr fruchtbar gemacht werden, weil der Lehm den Sand bindet, der Kalk aber die Theile des Lehmes zur Fruchtbarkeit auflöset und wärmet.

Allein, ob gleich der Kalk in einem jeden steifen, oder auch leichten lettenartigen Schiefer=Boden vorzüglich gut thut: so hat doch die Erfahrung gezeigt, daß man ihn in keine nasse Aecker, nähmlich wo entweder Wassergallen sind, oder wo das Regen= oder Schnee=Wasser stehen bleibt, und nicht ablaufen kann, oder nicht abgeleitet wird, bringen dürfe; denn in solchen Aeckern klümpert er sich, wird fest, oder verwässert und behält keine auflösende und erwärmende Kraft. Kann man einem solchen Acker nicht durch Gräben, Wasserfurchen, oder auf andere Art, helfen, so lasse man nur den Kalk daraus, wenn man nicht <32, 771> Kalk und Acker verderben will. Doch in einem solchen nassen Acker wird auch der animalische Dünger wenig Nutzen schaffen, und der überwinternde Same darin mehrentheils verloren gehen; und man wird ihn entweder nur zu verschiedenen Gattungen der Sommerfrüchte, oder am besten zu Wiesenland, nachdem man die benöthigten Gräben dabey anbringt, brauchen können.

In einem zu trocknen oder felsigen Acker, wo die Erde nur dünn auf dem Felsen liegt, kann freylich der Kalk eben auch wenig Nutzen schaffen, weil, wenn das Jahr einiger Maßen trocken ist, der Kalk nicht Feuchtigkeit genug zur Auflösung bekommt, und der Same verbrennt und ausdorret. Ist das Jahr aber ziemlich feucht, so ist der Kalk auch daselbst von Nutzen; wie er denn auch in der Wald= oder Mohr=Erde, wo der Acker nur nicht naß liegt, seine fruchthbar machende Kraft äussert. Grundreiches, schieferlettiges, lehmartiges, vermischtes, gehörig feuchtes Land, ist also der eigentliche Boden, wo man das Kalkdüngen mit Vortheil versuchen kann.

3. Was die Bereitung des Ackers zum Kalkdüngen, und die Zeit, wenn man den Kalk in den Acker bringt, betrifft: so wird auf dem Hundsrück der Acker, wie gewöhnlich, gebracht, gerührt, und auch wohl wenn das Unkraut zu sehr überhand grnommen hat, zwey Mahl gerührt. Der Zeitpunct aber, wenn man den Kalk in den Acker bringt, wird auf sehr verschiedene Arten beobachtet. Am gemeinsten pflüget man bey dem Brachäckern, worein man nur Winter= und keine Sommer=Frucht, als: Kohl, Reps, Rocken Wintergerste, Spelz, Winterweitzen etc. bringen will, den Kalk mit der ersten, oder, wenn die zweyte Ruhr nöthig ist, bey der zweyten Ruhr unter, nachdem zuvor der Acker unmittelbar vor der Ruhr mit einer eisernen Ege wohl aufgekratzt, und die Wurzeln des <32, 772> Unkrautes aufgerissen und zerrissen worden sind; und das ist in der That die beste Verfahrungsart in Ansehung der Winterfrucht. Doch manche, denen Zeit, Geld und Kalk, zur Zeit der Ruhr mangelt, bringen den Kalk erst vor dem Saatpflügen, nachdem der Acker zu gehöriger Zeit gebracht, gerührt, und unmittelbar vor dem Saatpflügen mit einer eisernen Ege aufgerissen worden ist, auf den Acker, und pflügen ihn dann mit zur Saat unter, säen darauf den Samen, und überfahren ihn mit einer eisernen langzähnigen Ege.

Wer nicht tief gepflüget hat, oder wegen felsigen und wilden Bodens seicht pflügen muß, und keine langzähnige eiserne, oder eine hölzerne Ege braucht, der kann diese Methode auf allen Fall ohne Nachtheil versuchen. Wer aber gehörig tief gepflüget hat, und pflügen kann, und keine hölzerne oder kurzzähnige eiserne Ege braucht, der versteckt seinen Kalk so tief, daß er in die Oberfläche, wo doch besonders das Getreide im Anfange wurzeln soll, keine sonderliche Wirkung äussern kann. Sein Kalk kommt ihm dann erst bey der zweyten Frucht zu Nutzen. Daher Andere auch wohl alsdann erst, wann sie zur Saat gepflüget haben, den Kalk auf den Acker streuen, und ihn mit einer eisernen Ege wohl unteregen, zu gleicher Zeit aber auch den Samen aussäen, und denselben ebenfalls unteregen, wodurch denn allerdings der Kalk auf der Oberfläche wohl mit dem Erdreiche vermischt wird, und seine Düngkraft beweisen kann. Doch muß man hierbey keine breite, sondern schmahle Furchen machen, damit der Acker gehörig locker werde, und der Ege zur Zertheilung des Bodens durch große Stücke und schwere Schollen kein Hinderniß im Wege sey.

Diejenigen, welche den Acker zu Sommerfrüchten, als: Rüben, Kappes, Erbsen, Lein, Kartoffeln, Wicken, Sommergerste etc. mit Kalk düngen wollen, brachen die Aecker durchgängig schon im Herbste, be<32, 773>sonders zu allen denjenigen Gewächsen, welche gleich im Frühlinge gesäet oder gepflanzet werden, wie sie denn auch den animalischen Dünger im Herbste mit unterbrachen. Zu Anfange des Frühlinges rühren sie die Aecker nochmahls, und alsdann wird auch der Kalk mit untergepflüget. Die meisten aber verschieben das Kalken dieser Sommeräcker bis zum Saat=Pflügen, und verfahren dabey nach der oben gemeldeten zweyten und dritten Methode. Bey den Kartoffeln streuen sie auch wohl den Kalk erst auf das Stück, wenn dasselbe bey dem ersten Hervorbrechen des Kartoffelkrautes geeget wird, und egen ihn mit unter; oder sie warten gar, bis die Kartoffeln gehäufet werden, streuen alsdann den Kalk auf den Acker, und hacken ihn mit bey. Der Kalk zeigt auch da noch seine Fruchtbarkeit in überaus reichlichem Ertrage.

4. Zum Düngen nimmt man am besten denjenigen Kalk, der noch in guten, unzerfallenen, oder noch nicht verwitterten Stücken besteht. So bald er verwittert ist, oder die Stücke zerfallen sind, verliert man sehr an dem Maße. Denn obgleich auch der zerfallene Kalk noch zum Düngen tauglich ist, so verliert man doch am Gelde und Maße wohl zwey Drittel dabey, wenn man an der Luft aufgelöseten Kalk nimmt. Eine Tonne Kalk von wohl gebrannten ganzen Stücken, gibt, nach öftern Versuchen, 7 bis 7 1/2 popparter Simmer aufgelöseten Kalkes, da sonst eine Tonne nur 4, oder, wo der Kalk zerfallen ist, 5 Simmer ausmacht. Daher muß man sich vor ganz, oder halb zerfallenen Kalk hüten, es wäre denn, daß man ihn nach diesem Verhältnisse sehr wohlfeil bekäme.

Man führt die Stücke Kalk in alten Säcken, oder auf wohl verwahrten Mistwägen, in die sauber gefegte Scheuntenne, welche selbst noch bey dieser Behandlung eine mehrere Festigkeit bekommt, und legt sie auf einen Haufen. Den Tag zuvor, als man den Kalk <32, 774> in den Acker bringen will, legt man ihn in der Länge der Tenne aus einander, daß man auf allen Seiten neben dem Kalke in der Tenne herum gehen kann, und begießt ihn verhältnißmäßig mit Wasser, damit er sich lösche, und sich nach und nach auflöse, aber nicht ersaufe. Alsdann menget man den Kalk mit einer Schippe oder Wurfschaufel wohl um, und befeuchtet ihn mit der Gießkanne nur so, daß er nach und nach sich ganz auflöset und zerfällt. Kurz zuvor, ehe man ihn in alte Säcke, oder auf wohl verwahrte Mistwägen, mit der Schippe oder Wurfschaufel, zum Hinausführen auf den Acker, auffaßt, feuchtet man ihn bey öfterm Umrühren so viel an, daß er feucht in der Hand anzufühlen ist, so, daß derselbe weder zu trocken, noch zu feucht sey. In dem ersten Falle würde ihn der Wind, oder das Hanthieren damit, schon selbst bey dem Ausstreuen, hinweg führen; in dem andern Falle aber würde er in dem Acker sich leicht klümpern und zu festen Schollen werden, und mithin unbrauchbar seyn.

Einige pflegen zwar die Kalkstücke gerade auf den Acker, und in Haufen, wie den Mist, herumzuführen, und ihn nachher, wenn er dort an der Luft und durch Regen zerfallen ist, von dem Haufen im Acker mit der Schippe aus einander zu breiten und zu vertheilen. Allein, dieses ist, nach Hrn. Stork' s Urtheile, eine höchst schädliche Nachlässigkeit. Denn wie leicht gibt es über Nacht, und etliche Tage nach einander, Regen, und der Kalk ersäuft; die scharfen Theile desselben ziehen in den Boden, und verbrennen die Plätze, wo er liegt, so, daß sie wenigstens in 3 Jahren, so fleißig man sie auch umhackt, und die Erde hinweg, und andere an ihre Stelle wirft, nicht einmahl ein Gräschen hervor bringen; der übrige Kalk aber ist bey dem Abtrocknen dermaßen hart, daß er sich nicht mehr vertheilen oder auflösen lässet; und folglich sind <32, 775> Kalk und Kosten verloren, und der Acker ist doch nicht gedüngt, ob man gleich die klümperigen Stücke auf demselben herum wirft; die künftige Saat muß also schlecht seyn, ja, der Acker ist noch gar auf viele Jahre fleckweise verdorben. Zu Verhütung dieses Uebels, machen Einige wohl Hüte von Stroh über die Kalk=Haufen; allein, diese sind doch nicht im Stande, einen schweren Regen ganz abzuhalten; und wenn das Regenwetter lange anhält, so ist doch immer der vorerwähnte Schade gewiß zu befürchten; und hiernächst wird bey diesem Verfahren, wenn auch die Witterung nicht günstig bliebe, der Kalk nicht gleich genug auf dem Acker vertheilt, sondern einige Plätze bekommen zu viel, andere zu wenig, und das ist selbst schon Schade. Man geht daher am sichersten, wenn man den Kalk in der Scheune, oder überhaupt im Trocknen aufbehält und löscht; alsdann hat man die Zeit und den Kalk völlig in seiner Gewalt; und zerfällt auch gleich der Kalk in der Scheune, so leidet doch der Besitzer weiter keinen Schaden dadurch.

Diesem Vorschlage, den Kalk in Scheuntennen zu löschen, kann man, der Entzündung, Feuersgefahr und doppelten Kosten wegen, (ihn erst in die Scheune, und von da wieder auf das Feld zu laden und zu fahren,) nicht beypflichten. In Sachsen, und andern Gegenden, ist die Gewohnheit, den Kalk gleich aus dem Ofen auf das Feld zu fahren, daselbst mit Wasser gelinde zu einem Mehl zu löschen, auf runde Haufen, zu 3 bis 4 Scheffeln, spitzig aufzutreiben, eine Strohhaube darüber zu machen, und die vorher locker aufgepflügete und bis zum Grunde abgeschaufelte, bey Seite geworfene Furchen Erde sodann an die untern Strohstürzel, daß kein Wind solche heben kann, wieder anzuwerfen und anzutreten, die leichteste und sicherste. Man hat dergleichen mit Vorsicht gemachte Haufen auch in starkem Regenwetter 6 Wochen lang wohl conservirt Diese Art ist schon im J. 1730 im Atlenburgischen, zu Posterstein, und in der Gegend von Zwickau, bekannt gewesen, und seit dem keine bessere gesehen worden ist, wird auch <32, 776> in der Gegend von Lommatzsch, bey Meißen, wo in einem Bezirke von 5 Meilen, in 40 bis 50 Kalköfen, bloß 80 bis 100 M. Scheffel Kalk zur Felddüngung gebrannt werden, von den meisten also befolget.

No. 22 des leipz. Int. Bl. v. J. 1777, S. 189.

Man führt den Kalk, bereits gedachter Maßen, in alten Säcken, oder auf dichten Mistwägen, auf den Acker. Einige werfen ihn dort mit der Schippe oder Wurfschaufel auf dem Acker herum aus. Da aber der Kalk auf solche Art nicht gleich, sondern fleckweise an einem Orte dick, am andern dünn, und an einigen gar nichts hinkommt: so ist man darauf gefallen, ihn wie Samen auszusäen. Man hängt sich in dieser Absicht einen Sack oder ein gewöhnliches Säetuch an, thut 1 Simmer Kalk hinein, wirft ihn aus, und füllet den Sack oder das Tuch aufs neue. Einige bedienen sich dabey der bloßen Hand. Da aber der Kalk noch scharf ist, und die Hände dabey sehr verdorben werden, so bedient man sich zu diesem Aussäen lieber einer kurzen, ungefähr 1 Schuh langen, mit einem Stiele versehenen hölzernen oder blechernen cylindrischen Wurfschaufel, dergleichen die Schiffer und Fischer zum Ausschöpfen des Wassers aus den kleinen Kähnen brauchen, welche sie an der Mosel Oest nennen. Es kommt nur auf eine kurze Uebung an, um mit diesem Werkzeuge den Kalk eben so gleich auf dem Acker auszustreuen, als mit der Hand; denn es ist zur ganzen Fruchtbarkeit des Ackers nöthig, den Kalk, so viel möglich, gleich auf dem Acker auszutheilen, damit alle Theile desselben davon befruchtet werden, und nicht ein Theil desselben alles oder zu viel, und der andere wenig oder gar nichts bekomme. Aus diesem Grunde muß auch der Kalk=Säemann bey der Aussaat desselben sich jedes Mahl nach dem Winde richten, und nicht gegen denselben, sondern von ihm im Säen abgehen, seinen Kalk vor der Aussaat gebührend anfeuchten, und den Wurf <32, 777> nicht hoch, sondern niedrig am Boden führen, damit der Kalk nicht weggejaget werde.

5. Ein Acker von 160 rhein. Ruthen, in welchen man bloß Winterfrucht säen will, hat, nach Unterschied seiner Lage, mit 5, 5 1/2, bis höchstens 6 Tonnen guter Kalksteine seine vollkommene Düngung. Ist der Acker fett und wohl gelegen, so thut man nicht mehr als 5 Tonnen Kalk hinein. Unter 5 Tonnen ist zu wenig, und über 6 Tonnen zu viel, aufsolche Brachäcker zur Winterfrucht. Man muß sich hier nach der Beschaffenheit des Bodens richten. Thut man zu viel Kalk in den Acker, so treibt er zu stark, und die Frucht wird leicht taub; gibt man ihm aber zu wenig Kalk, so sind nicht fruchtbar machende Theile genug da, und man hat eine schlechte Aernde. Doch leidet der Kohl und Reps eine etwas stärkere Kalk=Düngung, als der Rocken, und der Spelz mehr als die Gerste.

Die Sommerstücke, oder Brachäcker, welche auch Sommerfrüchte tragen sollen, erfordern aber schon eine reichlichere Kalkdüngung, als jene Winter=Fruchtäcker, weil sie drey Mahl Früchte tragen sollen. Man kann hier sicher auf das Viertel, von 40 Ruthen, 1 1/2 bis 2 Tonnen nehmen. Viele nehmen auch zu der Sommerfrucht nur die gewöhnliche Quantität von 5 bis 6 Tonnen, und streuen, wenn sie nach der Aernde der Sommerfrucht, die Winterfrucht säen wollen, noch 1 oder 2 Tonnen pr. Morgen auf den Acker, und pflügen entweder den Kalk mit unter, oder säen ihn nach dem Saatpflügen auf den Acker, und egen ihn nebst der Saat mit unter; welche Methode auch darum vortheilhaft ist, weil der Kalk gemeiniglich im Herbste weit wohlfeiler, als im Frühlinge, ist. Zu Kartoffeln, Kappes, Kohl, und einigen andern Gewächsen, als: Rüben etc. kann man, wie gesagt, reichlich kalken, wenn der Kalk nur gehörig gelöscht <32, 778> und ausgetheilt, und der Acker nicht naß ist. Doch ist der Ueberfluß auch hier, wie überall, unnütz; bey den Aehrenfrüchten aber, als: Rocken, Gerste, Spelz, gewiß allemahl schädlich, weil der Same zu geil wird, und der Halm taub bleibt und sich legt.

Im Mark=Brandenburgischen rechnet man auf einen Acker, worauf 1 Scheffel Korn ausgesäet wird, 16 bis 18 Scheffel Kalk zum Dünger.

6. Auf dem Hundsrück brauchte man im Anfange den Kalk bloß zu Korn und Spelz, nach und nach versuchte man ihn zu andern Getreidearten, und befand sich sehr wohl dabey. Und nun ist keine Getreide= und Gemüse=Art, überhaupt kein Gewächs mehr, wozu man nicht mit vorzüglichem Nutzen in den gehörigen Aeckern mit Kalk dünget. Zu Rocken, Spelz, Winter=Gerste und Weitzen, Kohl, Reps, Erbsen, Flachs, Rüben, Kappes, Linsen, Wicken, Sommer=Gerste und Weitzen, Kartoffeln, Futterklee etc. überhaupt zu allem, was man dort in dem Acker pflanzet, dünget man seit einigen Jahren mit Kalk, und findet denselben auch besonders dem Flachse sehr zuträglich.

Zu dieser ausgebreiteten Nutzbarkeit des Kalkes bey allen Gattungen der Gewächse, kommt auch dieses noch, daß der Kalk sehr vorzügliche Dienste in den Wiesen thut, um das Mos wegzubringen und abzuhalten, und einen gesunden Graswuchs zu erhalten; nur darf man den Kalk nicht auf nasse und bruchige Wiesen bringen, wo die so genannte Kaab, oder das staubige Abfegsel bey dem Dreschen des Kornes, selbst der Gerste und des Flachses, die man vor Winter auf die Wiesen streuet, ausnehmende und erstaunliche Wirkungen thut; auch darf man nicht ganz dürre Wiesen mit Kalk düngen, wo der Gyps bessern Nutzen schaffet, ob gleich der Kalk auch hier einige Dienste leistet. Man muß hiernächst den Kalk nicht zu dick <32, 779> auf die Wiesen streuen, viel weniger solches erst im Frühlinge thun, sondern man muß etwa zu 5 Tonnen auf den Morgen nehmen, und die Kalkung im Herbste vornehmen, weil sonst der Kalk alles Gras wegbeitzt, und im ersten Jahre alle Grasnutzung vereitelt. Wird aber der Kalk nur auf süßen und gehörig trocknen Boden in gebührender Menge, und vor Winter, ausgestreuet, so verbessert er die Wiesen augenscheinlich.

7. Wie oft darf man den Acker mit Kalk düngen? Man glaubt insgemein, der Kalk treibe dem Acker ganz schnell alle fruchtbar machende Theile so aus, daß zwar der erste Nutznießer vielen Vortheil davon habe, der nachkommende aber dadurch einen magern und ausgezehrten Acker erhalte, welcher zu keiner Frucht mehr tauglich, und durch keine Düngung mehr fruchtbar zu machen sey. Dieses Vorurtheil schreckt in der That manchen Oekonom von dem Kalkdüngen ab. Es ist wirklich ein ungeprüftes Vorurtheil, welches der Erfahrung wiederspricht. Hr. Stork versichert, Aecker zu kennen, welche nun in 33 Jahren, weil ihre Besitzer auf andern Ortschaften wohnen, und ihnen, den animalischen Dünger dahin zu führen, zu beschwerlich und kostbar ist, von 3 zu 3 Jahren mit nichts anderm, als mit Kalk, gedünget worden sind, an welchen doch auch der Scharfsichtige keinen Unterschied in der Fruchtbarkeit, sowohl an Korn, als Hafer, vor andern Aeckern, wo entweder immerfort oder abwechselnd mit animalischem Dünger genistet worden ist, wird wahrnehmen können, wofern nur der Eigenthümer frühzeitig genug gesäet hat. Das frühe oder späte Säen, das reichliche oder magere Düngen, und die schlechte oder gute Bearbeitung des Ackers, machen einen großen Unterschied in dem Wohlstande der Samen und der Frucht. Das Korn hält sich, ungeachtet dieser eilf Mahl nach einander wiederhohlten Kalk=<32, 780>Düngung immerfort recht gut; nur glaubt man, daß der Hafer etwas geringer werde, welches aber wohl mehr von der Sparsamkeit im Kalkdüngen, als von der Schädlichkeit des Kalkdüngers selbst, herrührt. Die Kartoffeln gerathen bey einem zwey Mahl wiederhohlten Kalkdüngen 6 Jahre nach einander in einem Acker sehr wohl.

Doch ist freylich am sichersten und einträglichsten gefunden worden, wenn man, wo nicht alle 3, doch wenigstens alle 6 Jahre, mit animalischem Dünger abwechselt. Und auch dieses bringt dem Eigenthümer Vortheil genug, um alle seine Aecker, sowohl diejenigen, welche er mit Kalk, als auch die, welche er mit Mist dünget, gehörig fett und fruchtbar zu erhalten, und seinen Geld= Vieh= und Dünge=Stand zu vermehren. Und solcher Gestalt wird ein vernünftiger, nicht übertriebener, sondern eingeschränkter, Gebrauch des Kalkdüngens, und eine verständige Abwechselung des Kalk= und Mist=Düngens, der ganzen Wirthschaft, ohne alle Schaden eine segensvolle Hand in allen Stücken öffnen.

Des Hrn. v. Braun Methode, den Kalkdünger zu verfertigen und zu gebrauchen. „ Man nehme recht gut durchgebrannten ungelöschten Kalk, dem Maße nach so viel, als man Samen auf 1 Acker oder Morgen säet, z. B. 1 Scheffel Kalk, wenn man 1 Scheffel Dinkel auf 1 Morgen säet. Man lösche ihn ja nicht mit Wasser, sondern lasse ihn im Trocknen unter Dache an der Luft zerfallen. Alsdann fege man ihn durch ein feines Sieb, wenn er zerfallen ist, daß die nicht durchgebrannten Steine davon kommen, und das durchgesiebte zart wie Mehl sey, welches hernach ungefähr 2 Sch. ausmachen wird. Wan nehme ferner den dritten Theil so viel Küchensalz, als man Kalkmehl erhalten hat; z. B. zu 16 Simri Kalkmehl, 3 1/3 Simri Salz. Man gieße über diese Quantität Salz so viel Regenwasser, oder, welches besser ist, belle Mistlache, daß sie eine gute Querhand hoch über das Salz gehe, und das Salz desto besser auflösen könne. Alsdann setze man dieses alles über das <32, 781> Feuer, und, wann es anfängt zu sieden, so trage man unter beständigen Umrühren mit einem Holze, etwas von dem Kalk=Mehle hinein, welches jetzt erst unter die Salzlauge kommt. Man lässet es fort sieden; und trägt immer etwas Kalkmehl nach, bis die Materie so dick, als ein steifer Brey, geworden ist. Alsdann verdünnt man die dick gewordene Materie mit reinem Regen= oder Brunnen=Wasser, lässet sie immer fort sieden, verdickt sie nun wieder mit Kalkmehl, und fährt mit der wechselweisen Verdünnung und Verdickung so lange fort, bis alles Kalkmehl verbraucht worden ist. Nach der letzten Verdickung lässet man das Feuer abgehen, und die Masse etwas erkalten. Sodann sticht man mit einem hölzernen Spatel die Materie aus, trägt sie klumpenweise auf Breter, und lässet sie im Backofen bey einer Wärme, wie man Obst zu dörren pflegt, austrocknen. Hierauf macht man sie wieder zu einem Pulver, wie Mehl, und mischt etwas von wohl durchgefegter Herd=Asche darunter, damit die Theilchen weniger zusammen hangen, und zur Austheilung geschickter werden.

Was den Gebrauch dieses Düngers betrifft, so ist die Quantität bey der Verfertigung schon angegeben, wiewohl es einem Jeden frey steht, mehr oder weniger davon zu nehmen. Ist der Grund und Boden des Ackers nicht an und für sich selbst noch in ziemlich tragbarem Zustande, so wird man von 1 Scheffel Aussaat nur 4 bis 5 Sch. ärnden, wofern man nur die Hälfte der oben angegebenen Quantität des Düngers, oder noch weniger, nimmt. Der Gebrauch ist dieser: Man naetze die auszusäende Frucht mit Wasser, und menge alsdann den Dünger in oben bestimmter Quantität, vermittelst fleißigen Umschaufelns, darunter. Hernach zieht man die Frucht etwas dünn aus einander, und lässet sie so einige Stunden liegen, da sie alsdann zur Aussaat völlig geschickt ist. Auf einen ganz schlechten, krätzigen oder sandigen Boden nimmt man eine größere Quantität dieses Düngers, als oben angegeben worden ist, nähmlich doppelt so viel, als die Aussaat beträgt.

In Ansehung des Nutzens dieses Düngers versichert Hr. v. Braun, daß er auf allen Arten von Erdreich mit Nutzen zu gebrauchen sey; daß man Weitzen, Rocken, Gerste und Hafer damit nach seinen Versuchen aussäen könne; daß man, um den Acker in beständiger Fruchtbarkeit zu erhalten, alle 3 Jahre diese künsltliche Düngung, wo <32, 782> nicht ganz, doch zur Hälfte, wiederhohlen müsse; daß die mit diesem Dünger befruchteten Aecker vier Mahl so viel, als sonst andere, getragen haben; und daß man dabey das Ungemach nicht zu befürchten habe, welches sonst die Folge anderer künstlichen Dünger ist, z. B. daß der Märgel, in Uebermaß oder doch mehrere Jahre hinter einander gebraucht, den Acker verdirbt, und endlich in der Erde einen Salpeter oder ein Salz erzeugt; daß Gyps und ungebrannter Kalk, in gleichen Umständen auf den Acker gebracht, bey fortgesetztem jährlichen Gebrauche, und in ziemlicher Menge, bey starkem Regen und anhaltender nassen Witterung, bey darauf folgender Dürre, besonders, wenn überdies noch Sandtheile im Acker sind, sich mit der Erde verbinden, und zuletzt die ganze Oberfläche in kleine Steine verwandeln. Hr. v. Braun hält diesen Dünger allen Früchten, auch den Bäumen, Wiesen, und andern Pflanzen zuträglich. Er schlägt endlich denen, die Geschicklichkeit, Fleiß und Geduld dazu besitzen, ein Mittel vor, die Kraft seines Düngers noch weiter zu vermehren. Man lauge, schreibt er: den aus dem Backofen gekommenen Dünger mit Wasser aus, koche die Lauge ein, bis das Salz anschießen kann, vereinige dieses Salz, statt des Küchensalzes, auf die oben beschriebene Art, mit frischem Kalke, und behandle es eben also. Dieses wechselweise Auslaugen, wieder anschießen lassen, und Vereinigen mit frischem Kalke wiederhohle man 7 oder gar 10 Mahl: so wird man einen Dünger von unglaublicher Wirkung erlangen ”.

Hrn. D. Schröder's Anmerkungen über die Natur dieses Düngers, st. in Hrn. Sprenger's allg. Landwirthschafts=Kalender, a. d. J. 1777, S. 21, fgg.

Ausser dem gebrannten Kalke, wird auch der Erdkalk zum Düngen gebraucht. Nach dem Berichte des 25 St. des leipz. Int. Bl. v. J. 1764, S. 221, f. wird im Churkreise, in dem Amte Seyda, bey dem Dorfe Oehna, und auf der wüsten Mark Blumberg, so nach Mügeln gehört, eine so genannte Kalkerde gegraben, welche mit großem Nutzen auf dem Acker als Dünger gebraucht wird. Dem Ansehen nach besteht diese Erde aus Kreide und Thon, ohne einigen Sand; sie lässet sich mit dem Finger zerreiben, fühlt sich dabey aber mehlicht und fett an. <32, 783> Sie liegt 3 bis 4 Ellen tief unter dem Erdreiche. Oben ist ein kiessandiger, auch an einigen Orten etwas thoniger oder lettiger Boden; alsdann kommt Lehm, und unter dem Lehme der Erdkalk oder die Kalkerde, welche bey dem Ausgraben ziemlich schwer und naß ist. Sie wird im Frühlinge, wenn der Landmann Zeit hat, gegraben, und in ziemlich große Haufen ausgeworfen. Wenn sie nun ziemlich trocken geworden ist, wird sie mit Wägen, worauf Kasten mit Bretern gesetzt sind, auf den Brachacker gefahren, und in Häufchen abgeschlagen, wo sie noch eine Weile liegen bleibt, bis sie von der Luft und Sonne völlig trocken geworden ist, so, daß sie mit der Hand auf das Feld herum gestreuet, oder auch mit der Schippe dünn aus einander geworfen werden kann. Die flämingischen Bauern säen dieselbe mit der Hand, die Einwohner aber bey dem Dorfe, welche sie selbst haben, werfen sie mit der Schippe aus einander. Wenn dieses geschehen ist, bleibt sie einige Zeit, so lange bis ein Regen erfolgt, liegen, damit sie von dem Regen durchdrungen werde. In Oehna wird der dresd. Scheffel mit 6 Gr. bezahlt; die mügelnschen Unterthanen aber verkaufen solches fuderweise, das mit 3 bis 4 Pferden oder Ochsen bespannte Fuder für 1 Thl. bis 1 Thl. 8 Gr. In ein Fuder solcher Kalkerde, welches höchstens aus 7 dresdn. Sch. besteht, säet der Landmann 1/2 Sch. Korn aus. Die Kalkerde kann zum Düngen auf jedem Acker, auch zu jedem Getreide, gebraucht werden; doch schaffet sie auf dem Sandlande mehr Nutzen, als auf dem Thonacker, wo die Asche besser anschlägt. Wenn der Acker mit dieser Kalkerde ordentlich gedünget ist, kann der Landmann den Acker 3 Mahl bestellen und besäen. Das Besondere dabey ist dieses, daß, wenn der Landmann auf seinen Acker zu 1/2 Sch. Aussaat gleich 2 Fuder, und mehr, fährt, die Saat darauf nicht besser, noch dicker, steht, als <32, 784> auf dem Acker, welcher nur mit 1 guten Fuder gedünget ist. Ja ob gleich, wo die Haufen gelegen haben, viel mehr Kalkerde liegen bleibt, als wo sie aus gestreuet wird, so ist doch hier kein Unterschied, wie auf den Misthaufen, zu sehen, sondern das Korn steht auf dem Stücke in allen gleich. Die Aehre von dem gekalkten Acker sieht etwas brauner aus, als auf dem andern Felde, und man kann daher den gekalkten Acker gar leicht erkennen. Das Getreide wird jederzeit quick und an Körnern groß, und drischt sich besser als das von gemisteten Feldern. Der Nutzen dieser Kalkerde bey Düngung der Felder ist sehr groß, und es bedient sich der Landmann dieses Mittels besonders in den Aussen=(Buten=) Feldern und den wüsten Marken, welche weit von dem Dorfe gelegen sind, und wohin er sonst keinen Mist bringen kann. Die oehnaischen Einwohner befinden sich, bey dem Gebrauche dieser Dünger=Erde auch in ihrem guten Felde sehr wohl, da sie das gehörige Verfahren dabey beobachten. Dieses besteht darin, daß sie mit dem ordinären Dünger abwechseln, und auf ihren Acker nicht 2 Mahl nach einander Kalkerde fahren; hingegen lehrt freylich die Erfahrung, daß derjenige Landmann, welcher seinen Acker beständig, und 3 bis 4 Mahl hinter einander mit Kalkerde gedünget, und mit ordinärem Dünger abgewechselt hat, zwar beständig gutes Getreide erbauet, zugleich aber auch sich des Grases und Futters für das Vieh auf diesem Acker fast gänzlich beraubet, indem der oft gekalkte Acker nicht anders, als wie eine Scheuntenne, aussieht, und nicht das geringste von Grase sich darauf befindet. Dieses muß also der Landmann bey dem Gebrauche dieser Düngung wohl in Acht nehmen, daß er beständig mit den Düngerarten abwechsele, so bekommt er nicht allein gutes Getreide, sondern das Vieh behält auch seine ordentliche Weide.

<32, 785>

Nachricht von der experimentirten Kalkdüngung bey Eisleben, st. im 16 St. der oecon. Nachr. Lpz. 1750, 8. S. 309--311, u. in No. 42 des Giesser Wochenbl. v. J. 1750, S. 334, f.

A. C. S. Beschreibung der Beschaffenheit und des Gebrauchs der Kalkerde in einigen niedersächsischen Ländern, st. im 53 St. der berl. Realzeit. v. J. 1753, S. 437--440.

Schreiben von Einkalkung des Samenweitzens, st. im 22 St. der schles oeconom. Samml. Bresl. 1754, 8. S. 161, f.

Vom Nutzen der Düngung mit Kalk, S. 133 St. der leipz. Samml. 1755, 8. S. 40--44.

Untersuchung, ob der gelöschte Kalk ein Dünger im Erdreiche sey, st. im 65 St. der hannov. nützl. Samml. v. J. 1755.

Die Art, in Frankreich und Sachsen die Felder mit Kalk zu düngen, st. im 48 St. der Stuttg. phys. oek. gemeinnützl. Wochenschr. v. J. 1755.

Ob der gebrannte Kalk ein Dünger im Erdreiche sey, von S. S. st. im 65 St. der Hannov. nützl. Samml. v. J. 1755, Col. 1031, fgg.

Abhandlung von der Düngung mit Kalk, st. im 28 St. der Erfurth. gel. Nachr. a. d. J. 1758, S. 251--256.

Sur Pusage de la chaux pour fertiliser, st. im Journ. oecon. Dec. 1761, S. 541--543.

Das aus dem Engl. übers. Museum rusticum & commerciale, 4 B. Lpz. 1766, 8. S. 225--227; 6 B. S. 298--301; 7 B. S. 255--261, und 343, f.

Der schlesische Landwirth, 1 Th. Bresl. 1771, gr. 8. S. 82, fgg.

Auf die Erfahrung gegründete Anweisung, wie die Kalkdüngererde zuzubereiten, st. in No. 28 des Leipz. Int. Bl. v. J. 1772, S. 377--379.

Von der in der Grafschaft Glatz üblichen Kalkdüngung, f. das 29 St. der oekon. Nachr. der patr. Ges. in Schles. v. J. 1779, S. 228. f. Goth. gemeinnützl. Wochenbl. 3 Jahrg. 1781, 4. S. 75.

Chr. Baumanns entdeckte Geheimnisse der Land= und Haus=Wirthsch. Wien, 1783, gr. 8. S. 162, fgg.

(Hrn. Präs. v. Benckendorf) Berl. Beytr. zur Landwirthschaftswiss. 1 B. Berl. 1774, gr. 8. S. 560, fgg. 5 B. S. 54, fgg.

Eb. Dess. Oeconomia forens. 2 B. S. 347, f; 4 B. S. 82, f.

Jo. Bapt. Fabroni Versuch vom Ackerbaue, nach Hrn. Forsters Uebersetz. Berl. 1782, gr. 8. S. 102, fgg.

Jo. Herk. Haid oek. prakt. Abhandlungen für Schwaben, Ulm, 1782, 4. S. 23, und 34.

De l' usage de la chaux comme engrais, s. le Gentilhomme cultivateur, trad. de l' angl. de Mr. HALE, To. II. à Par. 1761, gr. 12. S. 285--333.

D. übers. in der allg. Haushaltungs= und Landwiss. 1 Th. Hamb. und L. 1763, gr. 8. S. 289, fgg.

Etwas vom Streuen des Kalks, um das Wachsthum der Pflanzen dadurch zu befördern, oder der so genannten Kalkdüngung, von Hofmann in Nossen, st. in No. 37 des Leipz. Int. Bl. v. J. 1767, S. 348--351, und. No. 38, S. 356--359.

<32, 786>

Von der Eigenschaft des Kalksteines, der in der Grafschaft Roscommon in Ireland, und an andern Orten, als Dünger gebraucht wird; ein Bries des Hrn. Jo. Irwin, st. im 1 B. des Museum rust. & commerc. Lpz. 1764, 8. S. 178--189.

John Mills praktische Feldwirthschaft, 1 B. Lpz. 1764, 8. S 70--78.

J. G. v Schönfeld Landwirthschaft und deren Verbesserung, Lpz. 1773, gr. 8. S. 89--95.

Jul. Ernst v. Schütz oeconomische Bedenken, 1 St. Chemn. 1757, 8. S. 57--62.

Anweisung zum Kalkdüngen, nach der auf dem Hunnsrick dabey üblichen Verfahrungsart, von G. H. Stork, st. in den Bemerk. der kuhrpfälz. phys. ökon. Gesellsch. v. J. 1774, Lautern 1776, 8. S. 84--122; und in No. 21 und 22 des leipz. Int. Bl. v. J. 1777.

Eb Dess. erläuternde Anmerkungen zuvorstehender Abhandlung, st. in den Bemerk. etc. v. J. 1775, Lautern, 1779, 8. S. 282--290, und im 29 St. des leipz. Int. Bl. v. J. 1779, S. 248, f.

Vom Kalk, als einem Dünger, s. Jo. Jos. Trncka Pflicht eines Wirthschafts=Beamten, 1 Th. Frf. und L. 1770, gr. 8. S. 63, f.

Auszug eines Briefes des Hrn. Kanzleydirect. Weinrich von Weilburg, d. 31 Oct. 1777, über den Gebrauch des rohen Kalkes zur Düngung der Felder, st. in den Bemerk. der kuhrpfälz. phys. ökon. Ges. v. J. 1775, S. 275--282.

Vom Nutzen des Kalkes auf Seereisen, das Wasser zu versüßen und trinkvar zu machen, siehe unter Pfeil-IconMeer=Wasser.

In einer Mischung von Mistlake und Kalk, pflegt man das Saatgetreide einzuweichen, um den Samen vor den Mäusen zu schützen, s. unter Feldmaus im Art. Pfeil-IconMaus.

Zur Vertreibung der Erdflöhe, bestreuet man die jungen Pflanzen mit feinem ungelöschten Kalke; s. Th. XI, Pfeil-IconS. 289.

Von dessen Gebrauche gegen die Feldschnecken, s. im Art. Pfeil-IconSchnecke.

Man bedient sich ferner des Kalkes zum Bleichen der Leinwand und der Wäsche, welches aber, wie ich bey dem Leinwand=Bleichen zeigen werde, schädlich und daher in einigen Ländern verbothen ist.

Wenn man wünscht, daß gewisse thierische Körper sich schnell verzehren sollen, bedient man sich <32, 787> ebenfalls des Kalkes, wie man z. B. bey den Seuchen unter dem Viehe zu thun pflegt, wenn man mehrere Körper in Eine Grube bringen muß.

Von dem Gebrauche des mit Seife vermischten ungelöschten Kalkes, zur Vertilgung der Muttermähler, s. in Pfeil-IconM.

Des Nutzens des ungelöschten Kalkes bey Bienenstichen, ist im IV Th. Pfeil-IconS. 753, Meldung geschehen.

In der Chemie, kann man durch den ungelöschten Kalk allen Schwefel, mineralische und animalische Fettigkeit, wie auch vegetabilische Oehle und Spiritus so reinigen, daß sie dadurch stärker und feiner werden.

Durch die Auflösung der öhlichten Theile befördert der Kalk die geistige Gährung; und aus eben dem Grunde kann die Wirkung und der Nutzen desselben bey dem Zucker= und Seifensieden erklärt werden. Die mit einer hervorragenden Einfassung versehene Grube, worin das zum Zuckersieden nöthige Kalkwasser zubereitet wird, wird Kalkback, oder Kalkkasten, genannt; s. u. Pfeil-IconZucker.

Vom Kalke und Auripigmente, wird, wie ich an seinem Orte ausführlicher zeigen werde, die sympathetische Tinte zubereitet, womit man sichtbare und unsichtbare Buchstaben nach Gefallen schreiben kann.

In den Glashütten bedient man sich des Kalkes, die weiße Farbe des Glases dadurch zu erhöhen.

Mit dem an der Luft zerfallenen ungelöschten Kalke, gibt der weiche und frische Käse den sehr festen Kitt, den man gemeiniglich Lutum sapientiae nennt; siehe Pfeil-IconKitt.

Klassifizierung: 667 Reinigungs-, Färbe-, Beschichtungstechniken, verwandte TechnologienDDC-Icon Von den Färbern wird der Kalk zur Verfertigung einiger Farben gebraucht, und von ihnen unter die nicht färbenden Ingredienzien gerechnet; es ist aber der Gebrauch desselben nur den Schönfärbern erlaubt. Bey den Waidkupen hält man, wenn die Gährung <32, 788> eingetreten ist, deren Uebergang in die Fäulung durch einen Zusatz von gebranntem und mit Wasser gelöschten Kalk ab; auch wird der Kalk hier deswegen gebraucht, weil er auflösende Kräfte gegen Körper, die in bloßem Wasser nicht auflösbar sind, besitzt, welche Eigenschaft er gegen die färbenden Theile des Waids und des Indigs in einem hohen Grade äussert.

Klassifizierung: 675 Leder und PelzverarbeitungDDC-Icon Die Loh= und Weiß=Gärber bedienen sich des Kalkes zur Garmachung und Zubereitung der Häute und Leder. Die Grube, worin sie den Kalk zur Einäscherung der Leder zurichten, wird der Kalkäscher genannt. Ein Mehreres davon s. im Art. Pfeil-IconLeder.

Von dem Gebrauche des Weißen des Kalkes zur Farbenmischung bey dem Fresco=Mahlen, s. im XV Th. Pfeil-IconS. 11, f.

Der Seiler beitzt seine Lunten in Kalkwasser ein, damit sie desto sicherer Feuer fangen; siehe Pfeil-IconLunte.

Klassifizierung: 610.9 Historische, geografische, personenbezogene BehandlungDDC-Icon Klassifizierung: 363.17 GefahrstoffeDDC-Icon Die Dämpfe, welche bey dem Brennen des Kalkes aufsteigen, äussern oft gefährliche Wirkungen.

Ein vornehmer Mann ging, nachdem er sich durch starke Bewegung sehr erhitzt hatte, zu einem Ofen, worin kurz zuvor Kalk gebrannt worden war; er fiel davon in ein sehr heftiges Niesen, und er mußte oft hundert Mahl nach einander niesen. Diese Anfälle kamen zu gewissen Zeiten, vornehmlich, wenn er in eine heftige Leidenschaft gerieth, oder sich starke Bewegung gemacht hatte, wieder, und er konnte sich, ungeachtet er die kräftigsten Mittel dagegen gebrauchte, einige Jahre hindurch nicht davon los machen.

Hofmann's Med. rat. systemat. Th. 2, S. 297, f.

Ein Mann, welcher zu Dublin bey den Kalkbrennereyen arbeitete, bemerkte, daß zu einem Ofen, welcher angezündet war, ein sehr dicker Rauch heraus ging; er lief also hinzu, um Luft zu machen, erstickte aber plötzlich von den Dünsten. Einer seiner Cameraden wollte ihm zu Hülfe kommen, und fiel, wie er, todt nieder. Drey andere Arbeiter wollten beyden helfen, und hatten dasselbe Schicksal. <32, 789> Endlich lief auch die Frau eines dieser Unglücklichen hinzu, und beynahe wäre auch sie ein Schlachtopfer ihrer Zärtlichkeit geworden, wenn man sie nicht bey Zeiten zurück gezogen hätte.

No. 25 der Gazette salut. v. J. 1761.

Hofmann sahe viele davon in Engbrüstigkeit, Schlaflosigkeit, und in ein auszehrendes Fieber verfallen, welches sich zuletzt mit dem Tode endigte.

Wie man sich gegen diese Unglücksfälle verwahren, und den Verunglückten zu Hülfe kommen müsse, habe ich im XVIII Th. Pfeil-IconS. 438, fgg. und Pfeil-Icon441, fgg. gezeigt.

Daß die Pferde der Kalkbrenner gemeiniglich sehr zur Räude geneigt seyn, s. unter Pfeil-IconRäude der Pferde.

Aeusserlich auf die Haut, selbst auf die Haut eines todten Thieres gebracht, äussert der ungelöschte Kalk eine fressende Schärfe. Am heftigsten sind die Wirkungen desselben, wenn er innerlich genommen wird. Er ist ein Gift, welches sehr heftig auf den Magen und die Eingeweide wirkt, daher ihn die alten und neuen Schriftsteller zu der Classe der schärfern Gifte gezählt haben. Er greift den Körper, wie die schärfsten alkalischen Salze, an, und ist ein Gift, welches zusammen zieht, verstopft, austrocknet und tödtet.

Klassifizierung: 610.9 Historische, geografische, personenbezogene BehandlungDDC-Icon Eine Weibsperson, nachdem sie zwey Aepfel gegessen hatte, welche aus Unvorsichtigkeit in einen Sack gethan worden, in welchem zuvor ungelöschter Kalk gewesen war, und welcher sich an diese Aepfel angesetzt hatte, wurde in weniger Zeit darauf von einer starken Hitze und Brennen in dem Halse und Schlunde überfallen; sie empfand Magendrücken, und bekam einen unlöschbaren Durst, worauf eine Geschwulst des Unterleibes und Convulsionen erfolgten.

Ein achtjähriger Knabe, welcher ungelöschten Kalk verschluckte, bekam sogleich das heftigste Fieber, einen unauslöschlichen Durst, und entsetzliche Schmerzen im Schlunde und Unterleibe. Der Leib war verstopft, und der Appetit gänzlich verschwunden. Am 9ten Tage starb er.

Die Zufälle von verschlungenem Kalke, werden am sichersten durch erweichende und schleimige oder <32, 790> oehlige Sachen, als: Butter, Oehl, fette Brühen, Milch etc. die man durch den Mund und durch Klystiere in großer Menge beybringt, gemildert und gehoben.

Der gelöschte Kalk ist zwar bey weitem nicht mehr so scharf, als der ungelöschte, indessen gibt er doch schädliche, und unter gewissen Umständen giftige Dünste von sich. Es ist eine durch die Erfahrung vielfältig bestätigte Wahrheit, daß die Ausdunstung des Kalkes von neu gemauerten und getünchten Zimmern, schädliche Folgen für diejenigen nach sich zieht, welche dergleichen Zimmer bewohnen, oder nur des Nachts darin schlafen. Die gemeinsten Folgen davon sind: ein anhaltendes Niesen, ein zusammen gezogener Schlund, ein mühsames Athemhohlen, mit einem Fieber verknüpft etc.

Drey Kinder lagen einige Nächte in einer Kammer, die erst vor kurzem mit frischem Kalke beworfen war. Sie bekamen insgesammt ein Halsweh, woran sie in 2 Tagen erstickten.

Hofmann's Med. rat. systemat. Th. 2, S. 297.

Als C. Marius den Tod des Q. Catulus beschlossen hatte, sperrete sich dieser in ein neu getünchtes Zimmer ein, und ließ es recht stark einheitzen; und so brachte er sich um das Leben.

Valerius Maximus, L. 9, c. 9.

Mehrere Beyspiele gefährlicher Folgen, oder von Todesfällen, findet man in Hrn. Prof. Gmelin allg. Geschichte der Gifte, Lpz. 1776, 8. S. 245.

Was man zu beobachten habe, um ein neu gebautes Haus oder Zimmer ohne Gefahr der Gesundheit beziehen zu können, habe ich im XXII Th. Pfeil-IconS. 362, f. gezeigt.

Schon äusserlich angebracht schadet dieser Kalk, ob ich es gleich nicht wage, mit Hofmann *

*
Med. rat. system. Th. 2, S. 298.

den Tod eines großen Gottesgelehrten, dem ein Arzt in der <32, 791> Pleuresie mit Friesel, einen Umschlag aus Branntwein und Kalk auf die Brust legen ließ, oder mit Lindestolpe *

*
De venenis, S. 91. 92

den Tod des Studenten, dem ein After=Arzt in Kopfschmerzen einen Umschlag aus Kalkwasser um den Kopf machen ließ, auf seine Rechnung zu schreiben.

Mittel wieder den Kalk, der ins Auge gesprungen oder gefallen ist, habe ich im III Th. Pfeil-IconS. 22, angeführt.

Noch gefährlicher sind die Folgen, wenn er hinunter geschlungen wird; und wenn sie sich auch nicht sogleich in einer auffallenden Stärke zeigen, so werden sie doch durch einen anhaltenden Gebrauch, vornehmlich unter den Nahrungsmitteln, desto hartnäckiger, unheilbarer, und gewisser tödlich.

Ein angesehener Mann bekam auf einmahl mit seiner ganzen Familie, welche mit ihm an Einem Tische speisete, einen Schwindel, ein Brennen in der Kehle, Erbrechen und Bangigkeit. Man konnte keine andere Ursache finden, als daß von einer neu getünchten Wand Kalkblumen in die Speisen gefallen waren. *

*
Tulpii Obss. L. 3, c. 41.

Auch Amatus Lusitanus bemerkte, *

*
Cent. IV. cur. 41.

daß die Handwerker, die mit Kalk umzugehen haben, größten Theils in Seitenstechen, Blutspeyen, oder langsame Auszehrung verfallen, und Lungengeschwüre bekommen; und Stenzel *

*
In den Anmerk. zu Lindestolpe devenenis, S. 95.

hat viele Beyspiele junger Frauenzimmer gesehen, die, weil sie, um die damahlige Hof=Farbe zu erhalten, den Kalk von den Wänden abkratzten und hinunter schlangen, in Bleichsucht, Lungenschwindsucht, Verhärtungen der Eingeweide, und andere gefährliche Uebel, die sich mit einem elenden Leben und mit dem Tode endigten, verfielen.

Das war auch einer von den vielen unwürdigen Kunstgriffen, deren sich der falsche griechische Kaiser Emanuel bediente, das Heer des occidentalischen Kai<32, 792>sers Conrad III. zu zerstören, daß er nähmlich Kalk unter das Mehl mischen ließ, welches Conrad für seine Leute aufkaufte. *

*
Ich folge hier, mit Hr. Gmelin, den klaren Worten eines unparteyischen griechischen Geschichtschreibers, welcher gewiß die Ehre seines Kaisers gerettet hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre, diese Schandthat zu verbergen, oder ihr einen Anstrich zu geben, nähmlich des Nicetas, in seiner Ιστορια, interpr. Hier. Wolff. Par. 1647. L. 1, §. 5, S. 45. Σισι δε οι και τοιςαλφιτοις εμφυροντες τιτανον, εποιουν τα σιτα ολεθρια. Ich weiß wohl, daß die meisten lateinischen Schriftsteller, vornehmlich Sabellicus rapsod hist. L. 4. Enn. 9, S. 705, von Gyps sprechen; allein ich finde die Bedeutung des Wortes τιτανον als Kalk gewöhnlicher, als das andere; und die Erfahrung der folgenden Zeiten hat bewiesen, daß auch Kalk in dieser Mischung und Vorbindung schädlich genug, und so gar tödlich, seyn kann.

Klassifizierung: 664.06 Zusatzstoffe DDC-Icon So mischten die Bäcker in London, in einer Theurung, gelöschten Kalk und gebrannte Knochen unter das Brod; aber der Genuß dieses Brodes erregte hartnäckige Verstopfungen, unheilbare Bauchflüsse, und zuweilen einen plötzlichen Tod. Siehe Th. VI, Pfeil-IconS. 761, f.

Ohne Zweifel haben die vielen erdhaften Mittel, welche vormahls Gesunde zur Verwahrung, und Kranke zur Heilung, in so großer Menge verschlingen mußten, nicht selten ähnliche Wirkungen im Kleinen gehabt.

Zuweilen ist auch der Wein damit verfälscht, und gemeiniglich hat er alsdann eine sehr schöne Rubinfarbe. Ein solcher Wein aber verursacht Stein und Gicht. Ein Mehreres davon wird im Art. Pfeil-IconWein=Verfälschung vorkommen.

Von Verfälschung der weißen Magnesie mit Kalkerde, und wie solches zu entdecken sey; s. unter Pfeil-IconMagnesie.

Vom Füttern der Pferde mit Kalk; s. unter Pfeil-IconPferd.

<32, 793>

nächster Abschnitt Laden der nächsten Artikel