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Stickfluß Klassifizierung: 616.1 Krankheiten des kardiovaskulären SystemsDDC-Icon , Steckfluß, Catarrhus suffocativus, Asthma suffocativum; Fr. Suffocation, eine schnelle Unterdrückung des Athemholens, mit Husten, Bangigkeit, Schnarchen und Austreibung des Schaumes aus dem Munde verbunden. Obgleich dieser Zustand in Vielem mit dem Schlagfluße, Nervenschlage, Apoplexia, übereinkommt, so unterscheidet er sich doch von demselben dadurch, daß der damit Befallene den Verstand und die Bewegung nicht verliert, wie beim Schlagflusse, sondern er ist sich der Bangigkeit und anderer sich dabei einfindender Zufälle bewußt. Diese Krankheit entsteht, wenn das Blut in den Adern der Lungen plötzlich gehemmt wird oder stille steht, indem dadurch die Aeste der Luft<174, 12>röhre, die sich auf verschiedene Weise durch die Lungen ausbreiten, gedrückt werden, so daß die Luft nicht eindringen und das Athemholen bewirken kann, Die Ursachen, wodurch das Blut seiner Bewegung oder seines Kreisens beraubt wird, sind verschieden; denn bald ist die Vollblütigkeit, bald die Dicke und Zähigkeit des Bluts, bald der schnelle Lauf desselben Ursache dieses Uebels. Ueberhaupt rührt diese Krankheit, so wie die Engbrüstigkeit oder das Asthma, der Alp oder das Alpdrücken und alle andern Beschwerden, welche eine plötzliche Unterdrückung des Athemholens, gleichsam eine Erstickung bewirken, von dem plötzlich verhinderten Umlaufe des Bluts in den Theilen her, die zum Athemholen dienen, also in den Lungen; denn alle Uebel, in welchen die Luft zurückgehalten oder völlig ausgeathmet wird, entstehen größtentheils von dem durch die Lungen gehinderten Blutlaufe, bis die Bewegung dieses Organs unter diesen Umständen aufhören muß. Wir sehen dieses bei so vielen Fällen im gesellschaftlichen Leben. So z. B. werden die Lungen während des Lachens ausgedehnt, und bleiben auch beinahe in diesem Zustande, bis die Ursache aufhört, wodurch das Lachen bezweckt worden, so lange sie aber fortdauert, also auch das Lachen, kann das Blut nicht durch die Lungen seinen Lauf fortsetzen, daher läßt sich die Röthe und das Aufschwellen des Halses, des Gesichts, ja des ganzen Kopfesleicht erklären, und wenn der Weg des Bluts durch die Lungen lange verschlossen bleibt, so leidet das Gehirn, und es kann ein wahrer Stickfluß oder ein Nervenschlag, ein blutiger Schlag erfolgen, welcher sich sehr oft mit dem Tode geendiget hat. Es haben sich auch nicht selten Fälle großer Anstrengungen und starker Anfälle von Husten, wobei äußerst lange anhaltende Einathmung und Zurückhaltung des Athems vorgeht, auf dieselbe Art tödtlich geendiget; so bringen auch Singen und Schreien gleichmäßige Wirkungen hervor, obgleich beides selten bis zu <174, 13> einer gefährlichen Ausschweifung getrieben wird. -- Starke oder fette Leute sind dem Stickflusse am meisten ausgesetzt, und überhaupt diejenigen Leute, wo sich die unter Pfeil-IconSchlagfluß, Th. 145, Pfeil-IconS. 166, angeführten Körperanlagen zeigen; dann auch mit histerischen und hypochondrischen Beschwerden behaftete Personen, Leute, die viel studieren oder angestrengte Kopfarbeit verrichten, dabei gute Mahlzeiten thun, und sich eben nicht die gehörige Bewegung gönnen, starke Wein= und Branntweintrinker, und viele andere durch Ausschweifungen mancherlei Art ihren Körper dazu disponirte Personen, so wie auch manche angeborne Nervenübel dahin wirken. -- Ueber die Heilung dieses Uebels läßt sich hier wenig sagen, da Alles auf die Umstände ankommt, in welchen sich der Leidende befindet, und überhaupt hier immer ein schnelles Einschreiten des Arztes nöthig wird, da ein Stickfluß sehr oft tödtlich ist, wenn ihm nicht schnell durch schickliche Arzneimittel begegnet wird; überhaupt der damit Getroffene einer besonnenen ärztlichen Behandlung übergeben wird; denn der Arzt kann nur nach den Umständen, worin sich der Kranke befindet, handeln. Aderlassen oder Schröpfen, Blasenpflaster zwischen die Schultern und an die Waden, auch unter die Fußsohlen gelegt, welches Letztere jedoch nicht so wirksam ist, da die Haut der Fußsohlen gewöhnlich etwas dick zu seyn pflegt. Da der Senf eines der wirksamsten Mittel bei Stickflüssen und schlagflußartigen Zufällen ist, ja oftmals bei schneller Anwendung in den genannten Uebeln das Leben gerettet hat, so wird dessen Zubereitung zur Anwendung in diesen Fällen hier nicht am unrechten Orte sey. Man stoße 2 Loth Senf klar, mische einen Eßlöffel geriebenen Meerrettig, und so viel Sauerteig und ein wenig Essig hinzu, daß es eine pflasterartige Masse wird. Diese wird nun auf Leinwand gestrichen, und das Pflaster entweder auf den Oberarm oder auf die Wade gelegt. Man läßt es so <174, 14> lange liegen, bis der Kranke ein beträchtliches Brennen empfindet; dann nimmt man es ab. Wenn hinterher noch heftige Entzündung oder Schmerzen entstehen sollten, so darf man nur Milch nehmen, oder frisch geschlagene Butter darauf streichen, auch gutes Baumöl, welches die besten Besänftigungsmittel sind. Man kann auch in dringenden Fällen, wenn man ein solches Senfpflaster nicht gleich bereiten kann, geriebenen Meerrettig auf die Haut binden, welches in wenigen Minuten ein sehr heftiges Brennen erregt. Auch Brennnesseln, wenn man sie gleich haben kann, und damit die Brust, den Rücken und die Waden geschlagen, sollen ebenfalls gute Wirkungen thun, indem sie die Oberhaut reizen und eine Ableitung dahin bewirken. Dann gehören zu den äußeren Mitteln noch das Einwickeln der Füße in erwärmten Flanell, heiß gemachte Dachsteine, oder auch irdene Stürzen oder Deckel der Schmortöpfe, in Servietten geschlagen, und unter die Füße gelegt, warme Fußbäder, das Reiben und Bürsten der Füße, das Auflegen nasser Tücher auf den Kopf etc. Daß man dem Kranken bei dem Anfalle des Uebels sogleich die Kleider öffnen, überhaupt alles Beengende, Drückende und Pressende am Körper entfernen, und ihn, nachdem er ausgezogen worden, sogleich in das Bett bringen muß, versteht sich schon von selbst, so wie man auch das Bett durch eine Wärmflasche etc. erwärmen muß. Die Anwendung der Klystiere, so wie der innern Mittel müssen den Vorschriften des Arztes überlassen bleiben, der sich hier, wie schon bemerkt worden, nach den diesen Zufall begleitenden Umständen richtet. Bei gesunden Leuten, welche Anlagen zum Stark= oder Fettwerden haben, sind die Stickflüsse dadurch zu verhüten, daß sie stark nährende Nahrungsmittel nur mäßig genießen, sich der vielen hitzigen Getränke enthalten, oder auch hierin gleichfalls ein gewisses Maaß beobachten, nicht viel schlafen, fleißig arbeiten, sich gehörige Bewegungen des <174, 15> Leibes machen, durch Gehen, Reiten, auch Fahren, bei jüngern Leuten durch Tanzen, Springen, besonders gymnastische Uebungen; sich bei der Transpiration nicht erkälten, oder wohl gar kaltes Getränk zu sich nehmen, sondern warmes, Thee, Kaffee etc.; nach Umständen kalt oder warm baden, kurz sie müssen ihre Lebensweise so einrichten, daß der Körper keine Unbehaglichkeit durch Essen und Trinken, beim Studieren oder überhaupt bei der Arbeit, der Bewegung etc. fühlt, sondern immer leicht, frei und zu allen Lebensverrichtungen geschickt sich fühlt, also keine Schwere, keinen Schwindel, kein Sausen und Klingen vor den Ohren, kein Drücken auf die Augen etc. empfindet.

Stickgarn Klassifizierung: 746.44 StickereiDDC-Icon , ein gut gesponnenes Garn, gut gedrehete oder gezwirnte Fäden von Hanf, Baumwolle oder Wolle zum Sticken, oder wie man sie zur Stickerey auf Zeug gebraucht.

Stickgas Klassifizierung: 540 Chemie und zugeordnete WissenschaftenDDC-Icon , Stickstoffgas, Stickstoff, Stickluft, mephitisches Gas, Azot, von dem Griechischen α und ζοη, das Leben rauben; s. unter Pfeil-IconLuftarten, Th. 81, Pfeil-IconS. 312 u. f. Hier noch Einiges als Zusatz zu dem angeführten Artikel. Das Stickstoffgas oder Stickgas wurde zuerst von dem Dr. Rutherford entdeckt; denn in seiner Abhandlung: „de aëre mephitico”, welche im Jahre 1777 zu Edinburg erschien, sagt er Seite 17: „Der reine und zum Athem taugliche Bestandtheil der atmosphärischen Luft, wird durch die thierische Nespiration nicht allein zum Theil in Kohlensäure (aërem mephiticum) verwandelt, sondern erleidet auch andere Veränderungen. Nimmt man mit Hülfe einer kaustischen Lauge alles kohlensaure Gas hinweg, so wird dadurch der Rückstand keinesweges tauglicher zum Einathmen; denn wenn er gleich nicht ferner das Kalkwasser trübt, so erlischt doch das Licht und das thierische Leben in ihm.” S. 19 führt er noch an, daß wenn in einem gegebenen Volumen atmosphärischer Luft <174, 16> Schwefel oder Phosphor verbrannt worden, kein kohlensaures Gas entstehe, wohl aber eine Luftart, in welcher ein brennendes Licht erlischt und Thiere sterben. Lavoisier zeigte zuerst im Jahre 1775, daß das Stickgas einen Bestandtheil der atmosphärischen Luft ausmache. Um dieselbe Zeit war auch Scheele mit Versuchen über die Zusammensetzung der Luft beschäftiget, und kam, ohne von Lavoisiers Versuchen Kenntniß zu haben, auf ähnliche Resultate, wie dieser. Die Abhandlung über Feuer und Luft, welche jene Untersuchung enthält, erschien jedoch erst im Jahre 1777. Das Stickstoffgas ist elastisch und unsichtbar, und kann aus allen Substanzen, welche der atmosphärischen Luft den Sauerstoff entziehen, gewonnen werden, als z. B. Phosphor, Schwefelkali, Bleyamalgam etc. Es kann aber nicht rein, ohne alle Verbindung, in flüssigen oder festen Zustand gebracht werden. Nach Einigen ist es geruchlos, Andere wollen einen feinen Geruch finden; auch hat es keinen Geschmack. Die Thiere fallen in diesem Gase in Ohnmacht und sterben schnell; brenuende Körper löschen sehr bald darin. Wenn ein Thier nicht zu lange in diesem Gase verbleibt, wenn es auch alle Bewegungen schon verloren hat, so kann es doch in Sauerstoffgas versetzt, wieder zum Leben gebracht werden; auch ein brennender Körper, der im Stickgase zu brennen aufgehört hat, kann bei einem hinlänglichen Grade von Hitze durchs Versenken in Sauerstoffgas wieder brennen. Es ist ferner leichter als die atmosphärische Luft; denn ein Kubikzoll wiegt 0,44 Gran, ein gleiches Volumen der atmosphärischen Luft dagegen 0,46 Gran, ein Kubikmeter wiegt 1 Gram., 19. Der Stickstoff ist mit der atmosphärischen Luft in allen Verhältnissen mischbar, ohne dabei zersetzt zu werden. Man nahm an, daß die atmosphärische Luft aus 27 Theilen Sauerstoff und 73 Theilen Stickstoff in hundert Theilen bestehe; nach Humbolds Erfahrungen hat sich jedoch erwie<174, 17>sen, daß der Sauerstoffgehalt derselben zwischen 0,23 und 0,28 wechselt. Das bloße Mischen des Stick gas und der Lebensluft reicht hin, dem Ersteren alle zerstörenden Wirkungen zu benehmen; auch wird zugleich die Lebensluft in ihrer Wirkung beschränkt. Durch das Einathmen dieser Verbindung geht die Säuerung des Blutes, und durch die Wirkung auf den brennenden Körper das Verbrennen langsamer von Statten. Das Verbrennen und das Leben der Thiere währen in der Mischung, so lange der Antheil der Lebensluft groß genug ist, den Prozeß zu unterhalten. In einem Verhältnisse von ungefähr 0,28 Lebensluft und 0,72 Stickluft, bilden diese beiden Gasarten unsere Atmosphäre. Wenn in einem zur Wassermischung nöthigen Apparate ein Gemenge im Verhältnisse von 0,80 Lebensluft und 0,20 Stickluft durch den elektrischen Funken gemischt wird, so zeigt sich dabei eine der Wassermischung analoge Erscheinung. Die beiden Gasarten lassen eine Anzahl Wärmestoff während ihrer Vereinigung entweichen, und verbinden sich zu einem durchsichtigen Gase, das, in Berührung mit der atmosphärischen Luft, einen weißen Dunst verbreitet, einen erstickenden Geruch hat, heftigen Husten erregt, und sehr sauer schmeckt. Es färbt die blauen Pflanzenfarben roth, und wird Salpetersäure genannt; s. diesen Pfeil-IconArtikel, Th. 132, Pfeil-IconS. 1 u. f. -- Wenn man der Schwefelsäure 0,37 Sauerstoff entzieht, so erhält man ein durchsichtiges Gas, das einen der Salpetersäure ähnlichen Geruch, einen unangenehmen, aber nicht sauren Geschmack, und keine Wirkung auf die blauen Pflanzensäfte hat; es löscht aber die Flamme aus und tödtet die Thiere. Auch verzögert es den Uebergang der animalischen Substanzen in Fäulniß. Dieses aus Stickstoff und Sauerstoff bestehende Gas verbindet sich mit dem Sauerstoffe, sobald es mit demselben in Berührung kommt. Es wird schnell rothgelb, verdichtet sich, verliert von seinem Wärmestoffe, und <174, 18> bildet eine Säure, die sich von der Salpetersäure dadurch unterscheidet, daß sie einen Theil von dem Gase enthält, das sie in den aufgelöseten Zustand versetzt hat. Der Antheil des Sauerstoffs in dieser Säure ist geringer, als in der Salpetersäure, und sie hat daher, um von dieser unterschieden zu werden, den Namen salpetrigte Säure erhalten; s. unter Pfeil-IconSalpetersäure, Th. 132, Pfeil-IconS. 44 u. f. Das Gas dieser Säure vor seiner Wiedervereinigung mit Sauerstoff, wird Stickstoffoxid oder salpetrigtes Gas genannt. Dieses Gas ist um 0,07 schwerer, als die atmosphärische Luft.

Das Stickgas kann man sich auf mehreren Wegen verschaffen: Wenn man eine Mischung aus Eisenfeile und Schwefel, mit Wasser angefeuchtet, in einen verschlossenen, mit atmosphärischer Luft angefüllten Raum bringt, so wird der Sauerstoff der atmosphärischen Luft nach und nach absorbirt, und der übrig bleibende Rückstand ist Stickgas. Verbrennt man in einem mit atmosphärischer Luft angefüllten Gefäße rasch Phosphor, so erhält man dieses Gas als Rückstand. Das langsame, freiwillige Verbrennen des Phosphors in einer gegebenen Menge atmosphärischer Luft hinterläßt gleichfalls dieses Gas als Rückstand. In den angeführten Fällen erfolgt eine Zersetzung der atmosphärischen Luft, der Sauerstoff derselben verbindet sich mit dem Schwefel oder Phosphor, und oxidirt diese, während der andere Bestandtheil der atmosphärischen Luft zurückbleibt. Wenn man ein Stück mageres Fleisch mit sehr verdünnter Salpetersäure übergossen hat, und die Mischung in einem schicklichen Apparate erwärmt, so entwickelt sich, wie Berthollet zuerst gezeigt hat, eine bedeutende Menge Stickgas, welches, wenn mit der nöthigen Vorsicht verfahren wird, einen ziemlichen Grad der Reinheit hat. Fourcroy fand, daß dieses Gas in großer Menge in den Schwimmblasen der Karpfen enthalten sey, und daß man sich dieses Gas dadurch <174, 19> verschaffen könne, daß man diese Blasen in der pneumatischen Wanne unter Glocken, die mit Wasser angefüllt sind, zerdrückt. Biot, welcher diesen Versuch wiederholte, fand, daß das erhaltene Gas nicht mehr als drei Prozent Sauerstoffgas enthielt, welches jedoch nicht mit der in der Schwimmblase aller Fische enthaltenen Luft der Fall ist; denn der zuletzt genannte Chemist überzeugte sich dagegen, daß bei einigen Arten von Fischen, die in der Schwimmblase enthaltene Luft ungleich reichhaltiger, als die atmosphärische, an Sauerstoffgas war. Bei einigen Fischen enthielt die in den Schwimmblasen befindliche Luft 70 bis 87 Prozent Sauerstoffgas. -- Das Stickstoffgas macht einen der vorzüglichsten Bestandtheile thierischer Stoffe aus, und wenn es auch als Bestandtheil vegetabilischer Stoffe vorkommt, so ist dieses doch nur ein seltener Fall, auch ist die Menge desselben dann gewöhnlich nur unbedeutend. Alle Versuche, den Stickstoff zu zerlegen, sind bis jetzt vergeblich gewesen, und daher muß man diesen Stoff den einfachen Substanzen beizählen. -- Wenn man Stickgas mit Wasserstoffgas zusammen mischt, so erleidet es keine Veränderung; denn die Mittel, diese beiden Körper geradezu zu vereinigen, sind uns bis jetzt noch nicht bekannt; aber ihre Zusammensetzung, die längst gekannt und jetzt mit dem Namen Ammoniak oder Ammonium bezeichnet ist, sehen wir täglich in der Natur und Kunst sich bilden, wenn der Wasserstoff und der Stickstoff im Augenblicke ihres Entwickelns aus ihren Verbindungen sich begegnen, wo sie des Wärmestoffs beraubt waren, der sie in Gasform aufstellt. Das Stickgas der niedern Luftschichten enthält immer etwas Wasserstoff. Das Ammoniakgas hat einen scharfen kaustischen Geschmack und einen durchdringenden Geruch. Es ist um die Hälfte leichter, als die atmosphärische Luft, färbt die blauen Pflanzenfarben grün, tödtet die Thiere, und löscht die Flamme, die anfänglich <174, 20> gelblich erscheint, aus. Der Stickstoff, der sich in Verbindung mit Wasserstoff mit dem Kohlenstoffe vereiniget, hat als einfacher Körper in Gasform keine Wirkung auf den Kohlenstoff. Der Phosphor und der Schwefel werden hingegen von dem Stickgase aufgelöset und in Gasform gebracht. Diese Auflösung des Phosphors bildet sich von dem bloßen Berühren der beiden Körper. Die Schwefelauflösung erfolgt aber nur dann, wenn der Schwefel in einem mit Stickgas angefüllten Gefäße erhitzt wird. Der in Stickgas aufgelösete Phosphor bildet eine permanente Flüssigkeit; der Schwefel sondert sich dagegen von dem Stickgase ab, so wie die Temperatur, bei welcher er sich damit verbunden, sinkt. Die Auflösung des Phosphors in Stickgas heißt gephosphortes Stickgas, die Auflösung des Schwefels geschwefeltes Stickgas, welches einen unangenehmen Geruch hat, sonst aber, seinen Eigenschaften nach, nicht näher untersucht ist. Gimbernat entdeckte diese Verbindung zuerst im Aachner Mineralwasser, und man hat sie auch noch in einigen andern Wassern angetroffen. Das Stickgas äußert keine unbekannte Wirkungen auf die Metalle, die Säuren, die Erden und die Kalien. Was die Wirkungen der stickstoffhaltigen Verbindungen auf die einfachen Körper betrifft, so kann hier nur allein die Wirkung des gephosphorten Stickgases betrachtet werden, da es die einzige uns bekannte permanente Verbindung mit Stickgas ist. Wärme und Licht verändern das gephosphorte Stickgas nicht; wenn es mit Sauerstoffgas vermengt wird, vereinigen sich der Sauerstoff und der Phosphor mit Lichtentwickelung, und der Phosphor wird verbrannt, wozu keine sehr hohe Temperatur erforderlich ist. Der Verbindung des Phosphors und Sauerstoffs, die durch langsames Verbrennen des Phosphors in atmosphärischer Luft bewirkt wird, geht immer erst die Auflösung des Phosphors im Stickgase <174, 21> vorher; ohne eine solche vorausgegangene Auflösung im Stickgase oder einer andern Gasart, mischt sich der Sauerstoff bei einer niederen Temperatur nicht mit dem Phosphor. Die Wirkungen des gephosphorten Stickgases auf die übrigen einfachen Körper sind nicht hinlänglich geprüft worden. Das gephosphorte Stickgas verbindet sich in sehr geringer Menge mit dem Wasser, und verläßt dieses, wenn es erwärmt wird. -- Da der Stickstoff in gewissen Verhältnissen mit dem Sauerstoffe verbunden die Salpetersäure darstellt, so haben einige Chemiker denselben Salpeterstoff, auch salpetererzeugenden Stoff, Nitrigenium; Fr. Nitrogéne, genannt.

Klassifizierung: 001.4 Forschung; statistische MethodenDDC-Icon Zu den schon oben erwähnten Stickstoffoxiden gehören: das Salpetergas und das oxidirte Stickgas, Ersteres ist schon Th. 131, Pfeil-IconS. 658 u. f., abgehandelt worden, und nur Letzteres bleibt hier abzuhandeln übrig. Das oxidirte Stickgas, die azotische Halbsäure, Gas azoticum oxydulatum; Fr. Gas oxide d' azote, ist eine Gasart, welche Priestley bei seinen Versuchen über das Salpetergas erhielt. In derselben brannte ein Licht nicht nur, sondern selbst mit einem lebhafteren Glanze, als in der atmosphärischen Luft. Da nun gewöhnliches Salpetergas, welches über angefeuchteter Eisenfeile, oder über einer Mischung aus Eisen und Schwefel, oder über einer Schwefelleber etc. gestanden hatte, diese Eigenschaft erhielt, so glaubte Priestley, daß dasselbe unter den angeführten Umständen Phlogiston oder Brennstoff, Kohlenstoff, an jene Substanzen abgegeben habe, und nannte jenes Gas dephlogistisirtes Salpetergas. Aehnliche Eigenschaften zeigte die Luft, welche nach Uebergang des Salpetergases sich aus einer Auflösung des Eisens in Salpetersäure bei Anwendung einer gelinden Wärme, ferner aus einer Zink= und Zinnauflösung in Salpetersäure entwickelte. Die Eigenschaften dieser merkwürdi<174, 22>gen Gasart wurden durch die von den Holländischen Chemisten im Jahre 1793 angestellten Versuche in ein helleres Licht gesetzt; zugleich zeigten sie, daß dasselbe eine Zusammensetzung aus Stickstoff und Sauerstoff sey. Davys Abhandlung erschien im Jahre 1800, sie trug vorzüglich dazu bei, das Verhalten dieser Gasart kennen zu lernen. Um das oxidirte Stickgas recht rein zu erhalten, erhitzte man krystallisirtes salpetersaures Ammonium vermittelst eines Lampenfeuers. Die Temperatur war nicht unter 340 Grad und nicht über 500 Grad Fahrenheit. Das Salz schmolz, ward zersetzt, und es entwickelte sich eine beträchtliche Menge Gas, welches man auf die gewöhnliche Art auffing, und dieses war nun das oxidirte Stickgas. Andere Verfahrungsarten das oxidirte Stickgas zu bereiten, als durch Zersetzung einer sehr verdünnten Salpetersäure durch Zink, oder von salpetrichter Salzsäure durch Zinn und Quecksilber, oder aus Salpetergas, dem man durch leicht oxidirbare Stoffe, wie Zinn= und Bleyalmalgam, schwefelhaltiges Kali etc. einen Theil Sauerstoff entzieht, geben immer ein mit Salpetergas vermischtes oxidirtes Stickgas, welches jedoch durch anhaltendes Schütteln mit schwefelsaurem oxidirtem Eisen größtentheils gereiniget werden kann. Dieses Gas besitzt die mechanischen Eigenschaften der atmosphärischen Luft; es ist jedoch bedeutend schwerer, als diese, indem sein specifisches Gewicht, der Bestimmung von Davy zu Folge, 0,00197 beträgt, sich folglich zu dem der atmosphärischen Luft verhält, wie 5 zu 3. Es besitzt einen süßen sehr angenehmen Geschmack. Proust bemerkte, daß die ersten Antheile, welche von diesem Gase übergingen, einen starken erstickenden Geruch hatten, welcher auf Nase, Schlund und Lunge einen Eindruck hervorbrachte, dem ähnlich, welchen starker Senf erregt. Versuche zeigten, daß es kein Salpetergas war. -- Berzelius fand, daß wenn das salpetersaure Ammonium mit salzsäurehalti<174, 23>ger Salpetersäure bereitet worden war, das zuerst übergehende Gas mit oxidirt salzsaurem Gase verunreiniget war; und dieses war auch wahrscheinlich die Ursache von den von Proust bemerkten Erscheinungen. Wenn das salpetersaure Ammonium durch salpetersaures Silber gehörig gereiniget, und das überflüssig zugesetzte Silber durch kohlensaures Ammonium niedergeschlagen worden war, so gab das durch Ofenwärme bis zur Trockne verdunstete Salz, wenn es in einer Retorte über Lampenfeuer zersetzt wurde, immer ein reines Gas, besonders wenn gegen das Ende der Operation die Hitze etwas vermindert wurde. Wenn das Salz einen weißen Rauch gab, so ging stets unzerlegtes Ammonium mit über, und im Retortenhalse destillirte nachher saures salpetersaures Ammonium. Salpetergas fand Berzelius niemals. Das oxidirte Stickgas unterhält das Verbrennen, und in dieser Hinsicht übertrifft es die atmosphärische Luft, und nähert sich dem Sauerstoffgase. Ein Licht brennt in demselben mit glänzender Flamme und prasselndem Geränsche. Kein brennbarer Körper brennt aber in demselben eher, als bis er in den Zustand des Glühens versetzt worden. Die Versuche, die über das Einathmen dieses Gases gemacht worden sind, stimmen nicht überein. Davy, welcher sich anhaltend mit diesen Untersuchungen beschäftiget hat, fand, daß er es mehrere Minuten lang ohne nachtheilige Folgen einathmen konnte. Er beschreibt die Wirkungen, welche es auf ihn hatte, wie folgt: „Nachdem ich meine Nasenlöcher verschlossen und meine Lunge geleert hatte, athmete ich vier Quart oxidirtes Stickgas aus einem und in einen seidenen Beutel. Die ersten Gefühle waren die des Schwindels; als ich aber das Einathmen des Gases fortsetzte, so verminderten sie sich in weniger als einer halben Minute nach und nach, und es folgte darauf eine Empfindung, die einem leisen Drucke auf die Muskeln glich, und zugleich mit einem angenehmen Kitzel im <174, 24> Oberleibe und den Extremitäten vergesellschaftet war. Die mich umgebenden Gegenstände erschienen mir glänzender, und mein Gehör war schärfer. Gegen das Ende des Einathmens nahm die kitzelnde Empfindung zu, und das Gefühl der Muskelkraft wurde größer. Zuletzt überfiel mich ein unwiderstehlicher Hang mich zu bewegen und thätig zu seyn. Nur unvollkommen bin ich mir dessen, was darauf folgte, bewußt; nur das weiß ich, daß meine Bewegungen mannigfaltig und heftig waren. Diese Wirkungen ließen bald nach, nachdem ich dieses Gas einzuathmen aufhörte. In zehn Minuten war der natürliche Zustand meines Gemüths wieder hergestellt. Der Kitzel in den Extremitäten dauerte länger, als irgend eine andere Empfindung. Andere, welche dieses Gas einathmeten, fühlten dasselbe; doch brachte es bei Wenigen gar keine, bei Andern eine schmerzhafte Empfindung zuwege.” Man kann jedoch dieses Gas, den Erfahrungen von Davy gemäß, nicht länger als vier Minuten einathmen, weil sonst der willkührliche Gebrauch der Kräfte aufhört. Werden Thiere in diese Gasart eingesperrt, so zeigen sie anfangs keine Unbehaglichkeit; allein sie verfallen bald in eine Rastlosigkeit und sterben, wenn man sie nicht gleich nachher herausnimmt. Auf das Gefühl der Trunkenheit, welches dieses Gas hervorbringt, folgt nicht das Gefühl von Schwäche und Erschöpfung, welches gewöhnlich die Trunkenheit begleitet. Hiermit stimmen aber die Erfahrungen anderer Chemiker nicht. Proust wurde durch das Einathmen dieser Gasart keinesweges in den Zustand einer behaglichen Extase versetzt, sondern bemerkte vielmehr Verwirrung des Gesichts, eine wachsende Betäubung, Angst, Doppelsehen, und eine Ohnmacht endigte den Versuch. Wurzer fühlte ein quälendes Gefühl in der Brust, und einen Druck in der Gegend der Schläfe; mehrere seiner Zuhörer, die gleichfalls dieses Gas einathmeten, spürten verschiedene Wirkungen. Einige empfanden weder ein angenehmes, <174, 25> noch unangenehmes Gefühl, sondern einzig, das von etwas gehindertem Blutumlaufe, während Andere leichte Anwandlungen von Schwindel, begleitet von einem äußerst angenehmen leichten Beben, ein Gefühl von Wärme und entschiedener Fröhlichkeit empfanden. Berzelius empfand bei dem Einathmen dieses Gases so wenig, als seine Freunde, etwas von der berauschenden Eigenschaft, wohl aber einen angenehmen Geschmack, der die Lungen ganz ausfüllte. Beschwerden stellten sich niemals ein, wenn das Gas mit der nöthigen Vorsicht, und aus ganz reinen Materialien bereitet worden war. Ohne Zweifel haben auf diese Erfolge die individuelle Beschaffenheit derjenigen, welche diese Versuche anstellten, vorzüglich aber die mehr oder weniger große Reinheit der Luft, einen entschiedenen Einfluß. Das Wasser absorbirt das reine oxidirte Stickgas sehr begierig; man befördert diese Absorbtion durch Schütteln. Das Wasser nimmt von diesem Gase 0,54 Theile, dem Volumen nach, in sich. Es erhält davon einen süßlichen Geschmack, unterscheidet sich aber in seinen übrigen Eigenschaften nicht merklich vom gemeinen Wasser. Durch Kochen kann man das absorbirte Gas unverändert austreiben. Wenn dieses Gas vom Wasser eingesogen wird, so verdrängt es die im Wasser befindliche atmosphärische Luft; woraus es sich dann auch erklärt, woher die Verunreinigung mit atmosphärischer Luft kommt, welche man stets bemerkt, wenn dieses Gas einige Zeit mit einer hinreichenden Menge Wasser in Berührung war. Von dem Alkohol wird das mit gehöriger Vorsicht bereitete Gas gleichfalls absorbirt. Von der Einwirkung des Lichts und einer Temperatur, welche niedriger, als die Glühhitze ist, wird dieses Gas nicht verändert. Läßt man es aber durch eine glühende porzellanene Röhre hindurchgehen, oder läßt man elektrische Funken durch dasselbe hindurchschlagen, so wird es zersetzt, und es werden Salpetersäure und atmosphärische Luft gebildet. Bei <174, 26> der gewöhnlichen Temperatur der Atmosphäre erleidet der Schwefel von diesem Gase keine Veränderung; bringt man entzündeten, mit einer blauen Flamme brennenden Schwefel in dasselbe, so erlischt er augenblicklich. Der mit einer weißen Flamme brennende Schwefel brennt einige Zeit mit lebhaftem Glanze und einer schönen rothen Flamme. Die Produkte sind Schwefelsäure und Stickgas. Nachdem ungefähr die Hälfte des oxidirten Stickgases zersetzt worden, erlischt der Schwefel. Man kann den Phosphor in dieser Gasart schmelzen und sublimiren, ohne daß er verändert wird. Bringt man ein Stückchen Phosphor in dieses Gas, und berührt dasselbe mit einem rothglühenden Drahte, so wird es nicht entzündet, war aber der Draht weißglühend, so brennt, oder vielmehr detonirt der Phosphor mit großer Heftigkeit, und die Produkte, welche daraus hervorgehen, sind Stickgas, Phosphorsäure und Salpetersäure; ein Theil des oxidirten Stickgases bleibt unzersetzt. Wird Kohle in dieses Gas eingeschlossen, und läßt man die durch ein Brennglas verdichteten Sonnenstrahlen auf dieselbe fallen, so wird sie entzündet; sie fährt fort mit lebhaftem Glanze zu brennen, bis ungefähr die Hälfte des Gases verzehrt worden ist. Die Produkte, welche man nach Beendigung des Prozesses vorfindet, sind kohlensaures Gas und Stickgas. Läßt man den elektrischen Funken durch eine Mischung aus Wasserstoffgase und oxidirtem Stickgase hindurchgehen, oder setzt man dieselbe der Glühhitze aus, so erfolgt eine heftige, mit rother Flamme begleitete Detonation. Bestand die Mischung aus fast gleichen Theilen von beiden Gasarten, so erhält man Wasser= und Stickstoff als Produkte; ist die Menge des Wasserstoffgases nur geringe, so wird auch Salpetersäure gebildet. Auch das phosphorhaltige, schwefelhaltige, und kohlenstoffhaltige Wasserstoffgas detoniren, wenn sie mit oxidirtem Stickgase gemischt, einer starken Glühhitze ausgesetzt werden. <174, 27> Die Produkte sind verschieden, je nachdem die Gasarten in einem verschiedenen Verhältnisse gemischt worden. In oxidirtem Stickgase brennt ein Eisendraht mit ähnlichem Glanze und Funkenwerfen, wie im Sauerstoffgase; das Verbrennen dauert jedoch nur kurze Zeit. Das Eisen wird in schwarzes Eisennoxid verwandelt, das oxidirte Stickgas wird zersetzt, sein Sauerstoff verbindet sich mit dem Metalle, während der Stickstoff zurückbleibt. Das Zink wird auf ähnliche Art oxidirt. -- Mit den beiden feuerbeständigen Alkalien geht das oxidirte Stickgas eine Verbindung ein, und veranlaßt Zusammensetzungen, welche den Salzen analog sind. Um diese Verbindungen zu bewirken, muß man die Alkalien dem Gase im Augenblicke seiner Entstehung darbieten. Bringt man dagegen die Alkalien mit dem schon gebildetem Gase in Berührung, so erfolgt keine Verbindung unter ihnen. -- Um das Kali mit dem oxidirten Stickgase zu verbinden, verfuhr Davy folgendermaßen. Da ihm bekannt war, daß das schweflichtsaure Kali gegen den Sauerstoff eine sehr starke Anziehung äußert, und dem Salpetergase einen Theil seines Sauerstoffs entzieht, wodurch das Salz in schwefelsaures Kali verwandelt wird, während das Salpetergas in den Zustand des oxidirten Stickgases versetzt wird, so machte er eine Mischung aus schweflichtsaurem Kali, und setzte diese eine geraume Zeit der Einwirkung des Salpetergases aus, wodurch sich das schweflichtsaure Kali in schwefelsaures, das Salpetergas aber in oxidirtes Stickgas verwandelte. Letzteres verband sich, so wie es gebildet wurde, mit dem freien Kali. Das Salz bestand demnach aus schwefelsaurem und mit oxidirtem Stickgase verbundenen Kali. Durch Auflösen, Verdünsten und Krystallisiren bei einer niedrigen Temperatur, ließ sich das schwefelsaure Kali hinwegnehmen, während das mit dem oxidirten Stickgase verbundene zurückblieb. Diese Verbindung schießt in unregelmäßige Krystalle an; sie <174, 28> besteht aus ungefähr drei Theilen Kali und einem Theile oxidirtem Stickgase; sie ist im Wasser auflöslich, und hat einen kaustischen eigenthümlich stechenden Geschmack. Die blauen Pflanzenfarben erhalten dadurch eine grüne Farbe. Gepülverte Kohle, welche damit vermischt und entzündet wird, brennt mit schwachem Funkenwerfen. Wirft man das mit dem oxidirten Stickstoffe verbundene Kali in schmelzendes Zink, so erfolgt eine schwache Entzündung. Alle Säuren, selbst die Kohlensäure, scheinen den oxidirten Stickstoff vom Kali trennen zu können. Auf eine ähnliche Weise kann man den oxidirten Stickstoff mit dem Natrum verbinden. Diese Verbindung kommt in den meisten Eigenschaften mit der vorhergehenden überein, nur ist der Geschmack des mit oxidirtem Stickstoffe verbundenen Natrums schärfer, als der des mit oxidirtem Stickstoffe verbundenen Kali; auch scheint in ihm die Menge des oxidirten Stickstoffs geringer zu seyn, als in diesem. Bei einer Temperatur von 400 bis 500 Grad Fahrenheit, wird der oxidirte Stickstoff in gasförmigem Zustande ausgetrieben. Davy, welcher sich größtentheils mit Darstellung dieser Verbindungen beschäftiget hat, versuchte, obgleich vergebens, mit den Erden und mit dem Ammonium ähnliche Zusammensetzungen darzustellen; er zweifelt jedoch keinesweges, daß solche Statt finden können. Davy schlug vor, diese Verbindungen Nitroxyd zu nennen, diese Bezeichnung ist jedoch, eben so, wie die von Thomson gewählte, der sie Azotiten nennet, den Regeln, welche der chemischen Terminologie zum Grunde liegen, entgegen. Um das Verhältniß der Bestandtheile im oxidirtin Stickgase auszumitteln, befolgte Davy nachstehendes Verfahren. Er verbrannte Mischungen aus oxidirtem Stickgase und Wasserstoffgase. Seine Versuche überzeugten ihm, daß 39 Theile oxidirtes Stickgas, dem Volumen nach, 40 Theile Wasserstoffgas dem Volumen nach erforderten, wenn jenem aller Sauerstoff entzogen <174, 29> werden sollte. Der Rückstand des Verbrennens, welcher Stickgas war, betrug in diesem Falle 41 Theile dem Volumen nach. Nun erfordern aber 40 Theile Wasserstoff, dem Volumen nach, 20,8 Theile Sauerstoff. Man gewahrt heraus, daß die beiden Bestandtheile des oxidirten Stickgases kein Gemenge, sondern eine wahre chemische Mischung sind, weil sie sonst ein um ein Drittheil größeres Volumen einnehmen müßten, indem dem angegebenen Versuche zu Folge, die 39 Theile oxidirten Stickgases 20,8 Theile Sauerstoffgas und 41 Theile Stickgas geben. Verwandelt man jene Bestandtheile in Gewicht, und setzt für jene Theile, dem Volumen nach, Kubikzolle, so werden 20,8 Kubikzoll Sauerstoffgas (Brandenburg. Decimalmaaß) ungefähr 8 Gran (Medicinalgewicht), und 39 Kubikzoll Stickgas ungefähr 14 Gran wiegen, folglich 100 Theile dieser Gasart, dem Gewichte nach, zusammengesetzt seyn, aus:

  6 Sauerstoff
 64 Stickstoff
100

Dieses stimmt mit dem Gewichte des oxidirten Stickgases ziemlich gut überein; denn 39 Kubikzoll desselben wiegen ungefähr 21 Gran, in ihnen sind aber 20,8 Kubikzoll Sauerstoffgas, welche 8 Gran, und 41 Kubikzoll Stickgas, welche 12 Gran wiegen, enthalten.

Fourcroy et Vauquelin, Annales de Chimie XXI p. 199

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<174, 30>

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Stickhusten, Keichhusten, s. unter Pfeil-IconHusten der Menschen, Th. 27, Pfeil-IconS. 19< u. f.

Stickkunst, die Kunst mit der Nadel auf Leinen, Wolle oder Tuch, Seide, Sammet etc. mittelst der Gold= und Silberfäden, der Chenille, des gedreheten oder gezwirnten Garns, der Baumwolle, Wolle, Seide etc. etc. verschiedene Gegenstände nach der Zeichnung oder dem Muster zu sticken; s. den Art. Pfeil-IconSticken und #Stickerey, Th. 173, und oben Stickerey, das Pfeil-IconRegister.

Sticklack, Stecklack, s. Gummilack, unter Pfeil-IconLack, Th. 58, Pfeil-IconS. 354.

Stickluft, s. Pfeil-IconStickgas.

Stickmuster Klassifizierung: 746.44 StickereiDDC-Icon , eine Zeichnung, nach welcher gestickt wird. Es ist entweder ein bloße mit Bleistift, schwarzer Kreide, Röthel etc. entworfene Zeichnung, die man auf Batist, Petinet, Tüll etc. heftet, überhaupt auf feines Leinen, Seide etc., oder es ist eine kolorirte, in lauter Qua<174, 31>drätchen eingetheilte Zeichnung, oder vielmehr ein Gemälde, welches man zur Tapisseriearbeit oder Tapetenstickerey auf Kannavas oder Gaze, die man in Seide und Baumwolle hat, gebraucht, indem man mit gefärbten wollenen Fäden oder bunter Wolle kolorirt stickt. S. den Art. Pfeil-IconSticken und Stickerey, Th. 173, und oben, Pfeil-IconStickerey (Tapeten=), Pfeil-IconS. 9. Stickmuster zu allen Teppichen oder Decken, Vorhängen, Vorsetzern, zu Arbeitsbeuteln, Hosenträgern, Serviettenbändern, Uhrbändern etc. in Tapisserie findet man in den Kunsthandlungen, oder vielmehr in den Tapisserie= und Sickmusterhandlungen großer Städte, in den geschmackvollsten Zeichnungen kolorirt, vorräthig. Auch findet man in diesen Handlungen den Kannavas oder die Gaze zum Sticken etc.

Stickmusterkolorist, s. den folgenden Pfeil-IconArtikel.

Stickmustermaler Klassifizierung: 750 Malerei und GemäldeDDC-Icon Klassifizierung: 331 ArbeitsökonomieDDC-Icon Klassifizierung: 746.44 StickereiDDC-Icon , Stickmusterkoloristen, werden diejenigen genannt, welche sich mit dem Koloriren der Stickmuster beschäftigen, die kleinen Quadrätchen, worein die Zeichnung gebracht worden, nach dem Vorbilde mit Farben in Licht und Schatten ausführen, wozu Gouache= oder Wasserfarben, mit Gummiwasser vermischt, gebraucht werden. Man kolorirt oder trägt die Farben mit feinen Haarpinseln auf, wozu man sich der vier ersten Nummern bedient, weil man damit gut ausreicht.

Stickmusterzeichner, s. Pfeil-IconZeichner, unter Z.

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