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Braunschweiger Mumme, L. Mumia oder Mumma Brunsvicensium, Fr. Mom de Bronsvic, wird für den König der Biere in Deutschland gehalten. Es ist ein starkes Hopfenbier, welches zuerst von einem, Nahmens Mumme, davon es nachgehends auch den Nahmen bekommen, in einem nahe an dem alten Petersthor in Braunschweig gelegenen Hause gebrauet worden; wie denn, zum Andenken dessen, an selbigem Hause eine ausgehauene Statur eines Mannes, der ein Glas in der Hand hält, zu sehen ist. Weil nun dieses neue Bier gut befunden worden, hat es der Erfinder gewagt, und davon einen Theil über See gesendet, und endlich wirklich einen Handel damit nach England und Holland angeleget, daher er auch ein Rückgrat von einem Wallfische, zum Wahrzeichen dieser seiner Reisen, an sein Haus hängen laßen. Es wird dieses Bier, wegen seiner vortrefflichen Stärke, lieblichen Geschmacks, und dickbraunen schönen Farbe, sehr hoch gehalten. Die sogenannte Schiff=Mumme ist die beßte, maßen sie sich vor der Stadt=Mumme auf dem Wasser wohl hält, und weit und lange, ohne Anstoß oder Verderben, führen läßt. Zu dieser sollen die Braunschweiger zwei ihrer Winspel recht wohl gewachsen und ge<5, 15>dörret Gerstenmalz nehmen, dasselbe mit genugsamen Wasser in der Braupfanne bei 5/4 Stunden lang kochen, solches daraus in einen Bottich schöpfen, ein wenig stehen laßen, und alsdenn wieder, jedoch ohne das Malz, in die Pfanne gießen, und abermahls, bei 3 Stunden lang, mit 15 Himpten guten Land=Hopfens darinnen wohl kochen; nach diesem aber solches in einem Bottiche erkalten, und gebührender maßen darinnen vergähren laßen. Zur gemeinen Stadt=Mumme, die bald weggetrunken zu werden pflegt, nehmen sie auf so viel Gerstenmalz nur 4 Himpten Hopfen, und verfahren damit, wie beim vorigen. Soll sie aber lange liegen, nehmen sie 10 Maaß Hopfen darzu. Zu ihrem Ernte=Bier nehmen sie auf 2 Winspel Gerstenmalz, 12 Maaß Hopfen, kochen es mit genugsamen Wasser auf vorige Art, und laßen es abgähren, spünden die Fässer hernach zu, und verkaufen es den Bauern zur Erntezeit.

Nach Chamber' s Bericht, in seiner Cyclopaedia, unter dem Art. Mum, besteht das Verfahren bei Verfertigung der Mumme, wie man es auf dem Rathhause in Braunschweig aufgezeichnet findet, darinn. Man nimmt 250 Kannen Wasser, das gekocht wird, bis der 3te Theil davon eingekocht ist. Dieses wird mit 7 Scheffel (engl.) Weizenmalz, und 1 Scheffel kleinen Bohnen, gebranet. Wenn es auf das Faß gebracht wird, mus man es im Anfange nicht ganz voll füllen. Sobald es zu gähren anfängt, wirft man 3 Pf. von der inwendigen Tannenrinde, Birken= und Tannenspizzen, von jeden 1 Pfund, 3 Händevoll Cardobenedictenkraut, eine oder zwo Hände Sonnenthaublühten; Pimpinelle, Betonien, Majoran, Polei, wilden Thymian, von jeden eine halbe oder ganze Handvoll; 2 Händevoll Hollunderblühten, oder auch noch mehr: 30 Unzen gestoßenen Cardamomsaamen; 1 Unze gestoßene Hagebutten, hinein. Alle diese Kräuter und Saamen werden in das Gefäß gethan, wenn der Trank eine Weile gegohren hat; nach diesem muß er ein klein wenig stoßen; hernach wird das Faß aufgefüllt; zulezt, wenn es zugemacht wird, thut man 10 frischgelegte zerknickte Eier <5, 16> hinein. Darauf wird es vest zugemacht, und nach 2 Jahren getrunken.

Dieser Bericht scheint aus dem 3ten Theil der Schatz=Kammer rarer und neuer Curiositäten genommen zu seyn; er ist aber, wie Behrens, in der unten angeführten Beschreibung, versichert, sehr falsch, indem ordentlicher Weise gar kein Bohnenmehl und Kräuter mit dazu genommen werden.

Die Braunschweigische Mumme verursacht leichtlich schweren Urin, weil das Wasser, woraus dieses Bier gebrauet wird, kalkhaltig ist; denn in Braunschweig und den benachbarten Städten findet man sehr viele, so Steinschmerzen haben.

Der größte Handel damit ist ohne Zweifel zu denen Zeiten geschehen, da der hanseatische Bund und die Hansestädte im Flor waren; nachgehends aber ist selbiger immer mehr und mehr gefallen, so daß heutigen Tages nichts mehr, als der Schatten von vorigem Handel vorhanden ist. Marperger, in seinem Kaufmannsmagazin, S. 160, meldet von diesem Biere, daß jährlich etliche Lasten davon nach Ostindien versandt werden. Hierbei ist das Merkwürdigste, daß dergleichen nach Ostindien geführte Biere unterweges etlichemahl sauer werden, sonderlich, wenn sie die Mittagslinie passiren; wenn sie aber in Ostindien ankommen, ihre völlige Süßigkeit und guten Geschmack wiedererhalten, als wenn sie erst frisch gefaßt worden wären; ja, sie erlangen sogar, durch solche lange Reise und oftmahlige Veränderung, eine weit stärkere Hitze und bessern Geschmack, als sie jemahls gehabt haben.

R. A. Behrens, in Braunschweig, Beschreibung der Mumme, st. im 26 Versuch der Bresl. Samml. Oct. 1723, Cl. 4. Art. 6, S. 427.

Vom usu diaetetico derselben, s. dessen Selecta diaetetica, Sect. 3, Cap. 4, p. 331.

Franz Ernst Brückmanns Gedicht von der Mumme, sub tit. Die Mumme scheut sich nicht, sie will sich nicht verstecken etc. 1723, 4. 2 B. Er vertheidigt unter andern hier <5, 17> die Mumme wider die Nachrede, als wärde sie mit Canel, Alant, Nelken, Cardamomen, und andern Specereien anizt verfälscht, und mit Kirschsaft gefärbet.

Eben dess. epistola itineraria LII, de Mumia Brunsvicensium. Wolfenb. 1736, 4. 4 B. nebst der Abbild. eines Malz=Kärners in Braunschweig, dem die Mumme so ungemein wohl geschmecket, daß er darinn sich so dick, ja gar zu Tode gesoffen, seines Alters 30 Jahr; am Gewicht hat er gewogen 3 1/2 Centner.

Siehe auch das Supplement zu dessen Epistst. itinerar. Cent. I, S. 38--41; wie auch dessen Catal. omn. potus generum, S. 67--72.

Bredaisch Bier, wird aus Gerstenmalz, aber auf eine sonderbare Art, gemacht, indem man nehmlich das Malz bei gelindem Feuer trocknet, daß es dem Luftmalz nicht viel ungleich siehet; hernach wird ein Zusatz von Weizen darzu gethan, wie auch etwas Haber und Buchweizen.

Bremer Bier, ist röthlich, und wird weit und breit, sonderlich nach Holland, viel verführet. Es soll schon im J. 1272 im großem Ruf gewesen seyn.

Breslauer, s. unter Pfeil-IconSchlesische Biere.

Bruckberger, s. unter Pfeil-IconFränkische Biere.

Brucker, s. unter Pfeil-IconFränkische Biere.

Burglenfelder Bier in der Pfalz.

Cadolzburger, s. unter Pfeil-IconFränkische Biere.

Carthäuser, s. unter Pfeil-IconMärkische Biere.

Cöllnisch, am Rhein, ist dem Brabander fast gleich, wird aber für gesunder gehalten.

Colberger, s. unter Pfeil-IconPommersche Biere.

Corveyer, s. unter Pfeil-IconWestphälische Biere.

Cotbußer, oder Kottwitzer, s. Pfeil-IconKottbusser.

Croßner Bier.

Curisches oder Curländisches Bier.

Jo. Ge. Weygands Nachricht von dem Curischen ordinairen Bauergetränke, Pattak, Dscherreschas, oder Prettelschas, st. im 3ten Suppl. der Bresl. Samml. Budiss. 1728, 4 S. 38, f.

Eb. Dess. Nachricht von dem Curischen ordinairen Bierbrauen, st. eb. das. S. 39--42.

Dalwitzer, s. unter Pfeil-IconMärkische Biere.

<5, 18>

Danziger, sonderlich das Doppelbier, ist dick, wie ein Syrup, und sehr nährend; erwecket aber bei denen, die es ungewohnt sind, Durst. Die Holländer nennen es Joppenbier. Man hat auch in Danzig das sogenannte Junkernbier, und ausser diesem noch wohl 30erlei Sorten, sowohl in der Stadt gebraute, als auslandische, Biere. Sonderlich aber werden ganze Schiffsladungen voll Lübisch Bier dahin verführt, und unter dem Nahmen Rommeldelß verkaufet. Man findet auch in Danzig eine Art von dicken, fetten und sehr alten Biere, Preußing genannt, welches aber nicht getrunken werden kann, sondern nur denen Kranken, die sich etwa durch Heben in dem Leibe Schaden gethan, und Blut ausspeien, gegeben wird.

Daßlisch Bier, in der Stadt Dasseln, im Braunschweigischen, wird der Hund genannt, weil es, wenn man es getrunken, im Leibe kurret und murret, hernach aber laxiret.

Delfter, in Holland, ein braunes Bier.

Delitscher Bier, im Königreich Böhmen, führet den Nahmen Kuhschwanz.

Derenburger Bier, Störtenkerl genannt.

Duckstein, siehe unter Pfeil-IconKönigslutter.

Eckernförder Bier, in Holstein. Von diesem wird erzählt, daß, als im J. 1503 der Cardinal Reymundus dahin gekommen, und dieses Bier gekostet, habe es ihm so wohl geschmeckt, daß er ziemlich sich darinn berauschet; als er aber hierauf des Nachts etliche Stuhlgänge gehabt, habe er es Cacabella oder Cacabulle genannt, da es vormahls Quackeldeiß geheißen.

Eilenburger Bier, ist braun, von einer ausserordentlichen Bitterkeit, dabei aber doch schmackhaft und gesund, und wird viel in Leipzig getrunken. <5, 19> Das Schwach= oder Nachbier führt den Nahmen Zals.

Von dem Eilenburger Bier, s. das 57 St. der Oecon. Nachr. Lpz. 1753, 8. S. 631--634.

Eimbekisch Klassifizierung: 398.9 SprichwörterDDC-Icon Bier, in der Hauptstadt des Fürstenthums Grubenhagen, kommt dem Eilenburger beinahe gleich. Es ward vorzeiten so hoch gehalten, daß man es auch nach Rom, Amsterdam und Hamburg, ja sogar nach Jerusalem, verfahren hat. Daß es in sehr großem Credit gestanden haben müsse, zeiget das bekannte Sprüchwort an, da man von einem Taugenichts zu sagen pflegt: es werde kein Eimbeckisches Bier daraus werden. Es ist dieses Bier subtil und durchdringend; anfangs schmeckt es bitterlich, bald darauf aber scharf. Es treibt den Urin und die Galle, daher es auch in der Gelbsucht und Fiebern gerühmt wird.

Als D. Luther das Verhör vor dem Reichstage zu Worms üherstanden hatte, wollte der Herzog Erich von Braunschweig diesem rechtschaffenen Manne etwas zu Gute thun, und sendete ihm eine Flasche Eimbeker Bier. Ein großer Herr würde sich izt eines solchen Geschenks schämen, und am wenigsten würde er mit Eimbeker Biere Gnadenbezeugungen machen. Allein damahls, als dieses Bier weit vollkommener war, als izt, konnte es ein Geschenk seyn, worüber weder D. Luther, noch sonst jemand, zu lachen Ursache hatte.

Eislebisch Bier, führt den Nahmen Krabbel an der Wand, oder Schlagnack.

Elbinger Bier, in Westpreussen.

Emder, ein braunes Bier.

Englisch Bier, Ale, Fr. Aile, eine Gattung Bier, welches in England, vornehmlich zu Burton in der Provinz Mercia, gebrauet, und in wohlverstopften Bouteillen nach vielen auswertigen Ländern verführt wird. Es ist hell und klar, durchsichtig, gelblicht, und scharf von Geschmacke; oft fällt es dergestallt auf die Zunge, daß es bis in die Nase, wie der Senf, kriebelt. Es kommt gar kein Hopfen, oder doch sehr wenig, zu diesem Biere; daß es so scharf und flüch<5, 20>tig ist, soll davon herrühren, weil man es, vermittelst scharfer Gewürze und Birkenreiser, zum heftigen Gähren bringt. Bei Oeffnung der Bouteillen mus man vorsichtig verfahren, sonst wird das Bier von der Luft, die gar zu behend hineinkommt, aufgetrieben, und springt mit solcher Gewalt heraus, daß oft wenig in der Flasche bleibt. Vom englischen Buttelbier, siehe ein mehreres unter dem Art. Pfeil-IconBierbrauen.

Die andern Englischen Biere, heißen Strong- Bier, und Small- Bier, und die bessere Gattung des leztern, Table- Bier.

Anmerkung über das Brauwesen der Engländer, in einigen Briefen der Dublinschen Akad. der Wissensch, übergeben, und ins Teutsche übers. st. in D. G. Schrebers Samml. verschied. etc. IV Th. Bützow und Wism. 1763, 8. S. 848--873.

Von der izigen Beschaffenheit der Biere in England, aus einem Schreiben d. d. London den 28 Feb. 1766, st. in dessen neuer Cameralschr. VII Th, Lpz. 1767, 8. S. 241, f.

Empfehlung einer Art, gut braun Bier zu brauen, welches in einigen Grafschaften Brown-Stout genennet wird; ein Schreiben an die Herausgeber des Musei rustici, von einem Edelmann in Herfordshire, st. im I B. der übersetz. Auserles. Schriften, den Ackerbau etc. betreffend, Lpz. 1764, 8. S. 392--397

Vom Brauen nach Englischer Art, s. den III Th. des Schwed. oekonom. Wochenbl. für den Jul. Aug. und Sept. 1765, Greifsw. 8. Art. 103, S. 452, f.

Vom Mültzen und Brauen nach Englischer Art, s. das 21 St. der Nützl. Beytr. zu den Strelitz. Anz. v. 21 May 1766.

Erfurter, s. unter Pfeil-IconThüringische Biere.

Erlanger, s. unter Pfeil-IconFränkische Biere.

Farnbacher, s. eben daselbst.

Feuchter, s. eben daselbst.

Flandisch Bier.

Forster Bier, in dem Städtlein Forst, in der Nieder=Lausitz; ein ziemlich berühmtes Weizenbier.

Fränkische Biere. Die bekanntesten Biere, so jederzeit in Franken in gutem Ruf gestanden, sind folgende: Das Altdorfer ist schmackhaft und gesund, und wird auch häufig nach Nürnberg verführt. Es hat davon D. Zeltner in einer 1743 <5, 21> daselbst geschriebenen Dissert. de salubritate Altdorfii Noricorum, celebris musarum sedis, gehandelt. Das Anspacher weiße Bier ist deswegen zu merken, weil es in dem großen herrschaftlichen Brauhause fast täglich zubereitet, und viele Bierhefen von daher in andere Städte und Oerter abgehohlt werden. Das Bamberger, ist dickbraun und stark. Das Bruckberger braune Bier wird stark nach Anspach verführet. Das Brucker braune Bier, welches in dem Dorfe gleichen Nahmens, ohnweit Erlang gebrauet wird, ist von angenehmen Geschmack. Das Cadolzburger, und besonders das Langenzenner braune Bier. Das Erlanger Felsenkeller= und Lagerbier, ist wegen seiner angenehmen Bitterkeit als ein gutes Magenbier anzusehen. Das Farnbacher Bier, hat einen ganz besondern, von dem dasigen Wasser großentheils mit herrührenden, und vielen sehr angenehmen Geschmack, und starken Verschluß nach andern Oertern. Das Feuchter, Laufer und Gräfenberger. Das Hersprucker braune Bier, hat eine angenehme Bitterkeit. Das Münch=Auracher, wie auch das Neustädter Felsen= und Lagerbier, sind von besonderer Güte, angenehmer Bitterkeit, und nährender Kraft. Das Nürnberger Weizenbier, das in dem herrschaftlichen Brauhause gesotten wird, ist, wegen seiner Süßigkeit, manchem anmuthig zu trinken. Es ist fett, aber trüb, und braun von Farbe. Das Kloster Pirkenfelder weiße Bier, ist ebenfalls süß und lieblich. Das Schwabacher braune Bier, ist zwar dick und stark, gehet aber geschwind durch den Urin fort. Das Schwaninger braune Bier, im Anspachischen Gebiet, wird gleichfalls gelobet. Das Schwarzenberger und Geroldshöfer, sind stark, dickbraun und nährend. Das Uffenheimer weiße. Das Vacher Weizenbier, wird, wegen seiner Güte, verführet. Das Virnsperger Felsen= und Lagerbier, ist braun und bitter. Das Windsheimer braune, zumahl das Som<5, 22>mer= oder Lagerbier, wird öfters im Herbst nach Rotenburg und anderwerts verführet.

H. in W. Anzeige einiger Biere in Franken, st. im 14 St. der Fränk. Sammlungen, Nürnb. 1757, 8, S. 149--155.

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